Was das Radiopublikum Österreichs interessierte

Ab dem Jahr 1953 kam mit den Radiobeiträgen der United States Information Agency (USIA) ein wenig von der großen, weiten Welt jenseits des Atlantiks ins kleine und etwas verstaubte Österreich der Nachkriegsjahre und der ausgehenden Besatzungszeit.

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Opernball im Waldorf Astoria in New York - Interviews mit Romy und Magda Schneider

Radioprogramm für Österreich „Made in the USA“

Ein Problem des österreichischen Radioprogrammes der Nachkriegszeit bestand einfach im Mangel an Ressourcen – alles war „Mangelware“ – so stieß das Angebot der United States Information Agency auf reges Interesse.

Die USIA, auch USIS – United States Information Service – war eine auf Betreiben von US‑Präsident Eisenhower 1953 gegründete Abteilung des US-Außenministe­riums, extra geschaffen für „Public Diplomacy“ – für Öffentlich­keits­arbeit. Im Kalten Krieg war das eine Mischung aus Propa­ganda, politischer Werbung, Völker­verständigung und diplo­matischer Kulturarbeit in Einem. Ziel war die Hebung des Ansehens der USA im befreundeten Aus­land. Also in Westeuropa, aber ebenso in Ländern Asiens, Afrikas oder Südamerikas, die zur „Freien Welt“ gezählt wurden. Der Grad der Freiheit mancher Länder wurde dabei mehr von den politischen, wirtschaftlichen und vor allem militärischen Beziehungen zu den USA bestimmt, als vom tatsächlichen Grad der Demokratie im Land. 

Für „Public Diplomacy“ produzierte die USIA/USIS u. a. Radio­beiträge, die Rund­funk­anstalten des befreundeten Auslandes kostenlos ange­boten wurden. So auch dem Rund­funk in Österreich in der Endphase der Besatzungs­zeit und auch nach dem Abschluss des Staatsvertrages. Der österreichische Rundfunk, der jetzt wieder souveränen und immer­während neutralen jungen Zweiten Republik, machte weiter­hin weidlich Gebrauch davon. Die Blütezeit dieser propa­gandistischen Meister­leistung des US-State Departments – des US-Außen­ministeriums war zweifellos die zweite Hälfte der 1950er und die 1960er Jahre, als die Beiträge einen Blick in die große weite Welt jenseits des Atlantiks ermöglichten. Ab dem Ende der 1960er Jahre, verursacht durch die Proteste gegen den Vietnamkrieg, die Gegenkultur der 68er-Bewegung und die Jugend- und Studentenrevolte, auch wenn diese in Österreich sehr viel zahmer als beispielsweise in Frankreich ausfiel, flaute die Begeisterung für den „American Way of Life“ auch in Österreich ab.

 

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Präsident Eisenhower zündet Weihnachtsbaum vor dem Weißen Haus an
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Außenminister Dr. Bruno Kreisky überreicht US-Präsident Eisenhower das große Verdienstkreuz der Republik Österreich
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Offizielles Portrait von US-Präsident Eisenhower ©
Dwight D. Eisenhower – 34. Präsident der USA
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Zwei kurze Ansprachen von Präsident Eisenhower
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Von Romy Schneider bis Kardinal König

Das Angebot der US-Public Diplomacy via Radio reichte von Reporta­gen und Inter­views über Politik, Wissenschaft, Technik, Raumfahrt, Wirtschaft, Bildung, Geschichte, All­tags­leben, Musik, Film, Theater, Literatur, Kunst und Kultur in den USA bis zu Interviews mit öster­reichischen Politikern, österreichischen Künstlerinnen und Künstlern und Sportlern und Sportlerinnen aus Österreich, die sich gerade in den USA aufhielten. Aber auch Öster­reicher und Österreicher­innen, die in den USA lebten, wurden interviewt. Dabei spannte sich der Bogen der Befragten von Wissenschaftler­innen und Wissenschaftlern über Musiker­innen und Musikern, Schau­spielern und Schauspielerinnen, Künstler­innen und Künstlern, Ärzten und Ärztinnen bis zu Restau­rant­betreibern und Zeitungs­redakteuren. 
Ob es der Wiener Erzbischof Kardinal König war, der sich 1959 in den USA auf­hielt, oder ob Magda Schneider mit ihrer Tochter Romy 1958 beim Opernball im New Yorker Walldorf-Astoria Hotel erschien, man konnte sich des Inter­esses der Zuhörer und Zuhörer­innen im Nach­kriegs-Öster­reich sicher sein. Natürlich war es auch Balsam für die „Öster­reichische-Seele“, wenn im weltberühmten New Yorker Nobel-Hotel, nur wenig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, ein „Wiener Opernball“ stattfand. Das Interview wurde von Jimmy Berg geführt, der selbst 1938 vor den Nazis aus Wien in die USA flüchten musste und nun die Stimme der USIA/USIS in New York war.

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Interview mit Außenminister Dr. Leopold Figl
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Romy Schneider in ihrer Rolle als Kaiserin Elisabeth - Sissi ©
Romy Schneider als Kaiserin Elisabeth im Film "Sissi"
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Opernball im Waldorf Astoria in New York - Interviews mit Romy und Magda Schneider
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Ankunft des Ensembles des Theaters in der Josefstadt in New York
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Die Sammlung USIA/USIS

Im Archiv der Österreichischen Mediathek befinden sich 4715 USIA/USIS-Ton­bänder. 1999, der Kalte Krieg war definitiv vorbei, wurde die USIA/USIS auf­ge­löst. Eigentlich hätten die Tonbänder längst in die USA zurückgeschickt werden sollen, aber sie kamen nur bis ins Wiener Amerika-Haus. Von dort gingen sie an die Wienbibliothek und schließlich 2004 an die Österreichische Mediathek. Hier wird dieser Bestand seither katalogisiert, digitalisiert, im digitalen Langzeit-Speicher permanent gesichert und schrittweise auf der Webseite der Österreichischen Mediathek zugänglich gemacht. 2016 wurde die Sammlung in das „Österreichische Nationale Memory of the World Register“ der UNESCO aufgenommen.

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Erntedankfest der Burgenländer in New York in der Bronx
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Die Tournee der Spanischen Hofreitschule in Amerika – Interviews mit dem Direktor der Spanischen Hofreitschule Oberst Podhajsky und dem Direktor des österreichischen Informationsdienstes in Amerika Kurt Hampe
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Das offizielle US-Behörde-Wappen der USIA ©
Das Wappen der United States Information Agency