Zu Beginn ihrer Tätigkeit wurden die deutschen Raketenexperten in den USA 'kurz gehalten'. Das Militärbudget wurde in der zweiten Hälft der 1940er Jahre drastisch gekürzt. Erst mit dem Kalten Krieg nahm auch die Raumfahrt Fahrt auf.
Als die Sieger nach Kriegende auf die Jagd nach deutschen Geheimwaffen, Geheimwaffentechnologie und deren Entwickler gingen, standen Raketenexperten ganz oben auf der Liste. „Operation Overcast“ und „Operation Paperclip“ waren die Decknamen für den Wissens-, Wissenschaftler- und Techniktransfer aus dem besiegten Deutschland in die USA. Auch Franzosen und Briten waren auf der Suche nach den Geheimwaffen des nationalsozialistischen Deutschlands und den Gehirnen dahinter, aber sie mussten dem großen Partner den Löwenanteil überlassen. Eugen Sänger war der wohl bekannteste Wissenschaftler, der in Europa, genauer gesagt in Frankreich, arbeitete. Gerüchteweise soll Josef Stalin dem sowjetischen Geheimdienst seine Entführung befohlen haben. Denn auch die UdSSR machte in den von ihr kontrollierten Gebieten, und nicht nur dort, Jagd auf Experten und geheime Waffentechnologie. Die Forschung durch deutsche Experten auf Seite der UdSSR fand in militärisch abgeriegelten Einrichtungen statt und blieb zeitlich begrenzt. Es schien, als ob Stalin den deutschen Technikern misstraute. Ihre Ergebnisse wurden von sowjetischen Kollegen wie dem genialen Sergei Pawlowitsch Koroljow überprüft und ebenfalls genutzt. Zum Teil schlugen die sowjetischen Wissenschaftler aber eigene Wege ein.
Die USA holten die deutschen Wissenschaftler auf Dauer ins Land. Schon 1946 fanden erste Teststarts mit erbeuteten V2 Raketen auf der White Sands-Raketenbasis in New Mexico statt. Albert Einstein und andere vor den Nationalsozialisten geflohene Wissenschaftler, kritisierten die Anwesenheit dieser Männer in den Vereinigten Staaten, doch änderte die Kritik wenig bis gar nichts am Vorgehen der US-Regierung. Wenn es Einschränkungen gab, dann durch die generelle drastische Kürzung der US- Militärausgaben in den späten 1940er Jahren. Die Projekte und die Mitarbeiter von jenseits des Atlantiks wurden sehr 'kurz gehalten'. Beispielsweise wurden die Unterkunftsbaracken in White Sands nach Anfrage der dort einquartierten Wissenschaftler ausdrücklich nicht mit einem Linoleum-Bodenbelag versehen, es blieb beim Holzboden. In Peenemünde unterstanden „Professor“ von Braun tausende Mitarbeiter; nun war er dem 26-jährigen Major Jim Hamill unterstellt, der ihn einfach „Wernher“ nannte. So ließen die amerikanischen Stellen keinen Zweifel daran aufkommen, wer den Krieg gewonnen hatte.
Das alles sollte sich allerdings in nicht allzu ferner Zukunft drastisch ändern. Schon 1946 hatte Winston Churchill in seiner berühmten Rede in Fulton Missouri vom „Iron Curtain“ – dem Eisernen Vorhang gesprochen, der sich von Stettin bis Triest über Osteuropa herabgesenkt hatte. Ebenfalls im Frühjahr 1946 war es über die Nachkriegsordnung im Iran zu einem Zwist zwischen den USA und der UdSSR gekommen. Eine von Stalin unterstützte Kurdenrepublik und die sie unterstützenden sowjetischen Truppen verschwand erst nach der Drohung von US-Präsident Harry S. Truman, Atombomben einzusetzen, aus dem Iran. Am 12. März 1947 verkündete Präsident Truman die nach ihm benannte Doktrin, wonach die USA freien Völkern im Kampf um die Freiheit gegen innere und äußere Feinde beistehen würde. Der Beschluss des Marshall-Planes, des großen Aufbauprogrammes für das zerstörte Europa, durch den US-Kongress am 3. April 1948 setzte die UdSSR wirtschaftlich und politisch unter Zugzwang. Erst auf Druck aus Moskau verzichteten die osteuropäische Staaten auf die Teilnahme. Spätestens mit der erfolglosen Blockade von Berlin durch die UdSSR vom 24. Juni bis 12. Mai 1949 war der Kalte Krieg eröffnet. 1949 folgte mit dem Sieg der Kommunisten unter Mao Zedong im Chinesischen Bürgerkrieg eine weitere Eskalation, zumindest aus der Sicht der USA, die China seit den 1930er Jahren als Verbündeten betrachtet hatten. Der Sieg Maos war für die USA zugleich der Verlust des bisher wichtigsten Verbündeten in Asien, nämlich die Republik China.
Die McCarthy-Ära, benannt nach dem republikanischen Senator Joseph McCarthy, vom Ende der 1940er Jahre bis Mitte der 1950er Jahre, die nur in diesem Zusammenhang zu verstehen ist, war gekennzeichnet durch die Jagd auf alles Kommunistische und auf „unamerikanische“ Umtriebe in den USA. Die Regierung unter Präsident Truman wurde dadurch immer mehr gelähmt. 1950 trat der Kalte Krieg mit dem Koreakrieg, dem Krieg in Indochina und dem chinesischen Einmarsch in Tibet in eine ziemlich heiße Phase ein. Die Frage nach der Beteiligung oder nach der Mitwisserschaft der Paperclip-Wissenschaftler an NS-Verbrechen spielte endgültig keine Rolle mehr. Wernher von Braun konnten die mörderischen Arbeitsbedingungen bei der gesamten Entwicklungs- und Fertigungsgeschichte der V2 nicht völlig unbekannt gewesen sein. Walter Dornberger hatte als Generalmajor und Kommandant der Heeres-Versuchsanstalt Peenemünde genaueste Kenntnisse über alle Vorgänge, auch den Einsatz von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen unter verbrecherisch-schlechten Arbeitsbedingungen. Hubertus Strughold führte im Auftrag der Luftwaffe Versuche an KZ-Häftlingen, Kriegsgefangenen und Epilepsiekranken durch. Es waren Druck- und Unterkühlungsversuche mit zum Teil tödlichem Ausgang. Kurt Heinrich Debus wollte zwar im Krieg nicht für Wernher von Braun arbeiten, bis er 1943 vor die Wahl zwischen Mitarbeit und Wehrdienst gestellt wurde, aber das hinderte ihn nicht daran, 1942 einen Arbeitskollegen bei der Gestapo anzuzeigen. Samt und sonders waren diese Vorkommnisse nun Schnee von Vor-vor-vor-gestern.
Die USA hatten von nun an eindeutig mehr Interesse an Erkenntnissen in der Luftfahrt- und Raketentechnologie, als an der Frage nach der Verwicklung der Wissenschaftler in Kriegsverbrechen, der Schuld oder Unschuld der deutschen Experten an NS-Kriegsverbrechen. Dwight D. Eisenhower, seit 1950 US-Präsident, wurde eine persönliche Abneigung gegen die „Nazi-Scientists“, die Nazi-Wissenschaftler, nachgesagt. Dies ist wenig verwunderlich, war er doch als im Zweiten Weltkrieg ab Februar 1944 „Supreme Allied Commander oft The Allied Expeditionary Force“ – ab dem 20. Dezember 1944 als General of the Army (mit fünf Sternen der zweihöchste mögliche Rang eines US-Army-Generals), der militärische Oberbefehlshabe der Westalliierten-Streitkräfte in Europa. Letztlich schob der Kalte Krieg alle moralischen Bedenken zur Seite.