The Archivist's Choice 2025

Monatliche Highlights der Mitarbeiter_innen­

 

In der Reihe The Archivist’s Choice erzählen Mitarbeiter_innen der Österreichischen Mediathek monatlich von ihren ganz persönlichen Archiv-Highlights, Aha-Momenten und Lieblingsaufnahmen, die ihnen bei ihrer Arbeit in einem der größten Medienarchive Österreichs begegnen.

Medienarchivar_innen evaluieren, sortieren, schlichten, digitalisieren, katalogisieren, beschreiben, speichern, präsentieren, skartieren – und haben dabei mit überraschenden, einzigarten, besonderen oder auch ganz alltäglichen Aufnahmen zu tun. The Archivist's Choice versammelt einige davon und präsentiert jeden Monat einen neuen und persönlichen Einblick in die Sammlungen der Österreichischen Mediathek.


Vom Vater der Wasserstoffbombe ...

Jänner 2025

Edward Teller – oft „Vater der Wasserstoffbombe“ genannt - hatte auch Ideen zur friedlichen Nutzung von Atomexplosionen. Der alte Punk-Spruch „Sprengt die Alpen - Freier Blick aufs Mittelmeer“ bekommt so eine neue und tiefere Bedeutung.

Anton Hubauer ist „Allrounder“ der Österreichischen Mediathek. Von Webausstellungen, Sammlungsevaluierung, Digitalisierung und Katalogisierung bis zum Publikumsbetrieb reicht sein Aufgabenbereich.

Der 1908 in Budapest geborene Physiker Edward Teller war, neben Robert Oppenheimer, einer der führenden Wissenschaftler des Manhattan-Projektes, dem wichtigsten US-Geheimprojekt im Zweiten Weltkrieg, dessen Ziel die Atombombe war. Nach Kriegsende folgte die Entwicklung von Fissionswaffen zu Fusionswaffen, von der Atombombe zur Wasserstoffbombe. Viele Wissenschaftler, darunter auch Robert Oppenheimer waren dagegen, aus Furcht vor der viel mächtigeren Waffe und den drohenden Konsequenzen. Edward Teller war der vehementeste Befürworter der Entwicklung der Wasserstoffbombe, selbst sah er sich aber nicht als ihr Vater. 

Hatte es, trotz massiver Spionage durch die UdSSR, noch von 1945 bis 1949 für die erste Atombombe der Sowjetunion gedauert, so folgte auf den Test der ersten amerikanischen H-Bombe am 1. November 1952, die sowjetische Antwort am 12. August 1953. Edward Teller hatte wohl recht, als er zum Bau der Wasserstoffbombe gedrängt hatte.

Die Reportage mit Interview aus dem Jahr 1960, Teil des „United States Information Service“-Bestandes im Archiv der Österreichischen Mediathek, ist ein Paradebeispiel für den damaligen Fortschrittsglauben. Konkret ging es um die mögliche Nutzung von Atom-Detonationen für gewaltige Bauprojekte. 

Der "Sedan-Krater" ©
Der "Sedan-Krater"

„Operation Plowshare“ und „Operation Chariot“ befassten sich mit dem möglichen Einsatz von Kernwaffen für riesige Bodenbewegungs-Arbeiten - „Sie brauchen ein enormes Loch in der Erde, warum nicht eine Atombombe?“. 

1962 wurden beim „Sedan“ Atomwaffen-Test, Teil von „Operation Plowshare“, 12 Millionen Tonnen Erde bewegt. Die Atomexplosion hinterließ in der Wüste von Nevada einen Krater von 400 Meter Breite und 100 Meter Tiefe, der noch heute zu bewundern ist.  

„Operation Chariot“ sah gar die Errichtung eines Tiefwasserhafens an der Küste von Alaska durch eine Reihe von Atomexplosionen vor.

Zum Glück für Erde und Menschheit blieb es aber bei Überlegungen und Tests. Der massive hochradioaktive Fallout, durch den Detonationspunkt im Erdreich, erschienen selbst damals als eine untragbare Belastung für Menschen und Umwelt. Ähnliche Pläne der UdSSR wurden aus den gleichen Gründen verworfen. Bis zu dieser Erkenntnis gab es aber von beiden Staaten 151 Atomtests, um die Nutzbarkeit von Atomdetonationen für zivile Zwecke zu ergründen.

Edward Teller im Jahr 1958 ©
Edward Teller im Jahr 1958
00:14:23 audio
Interview mit Dr. Edward Teller, Professor für Kernphysik an der Universität von Californien
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"Atoms for Peace" ©
"Atoms for Peace"