The Archivist's Choice 2022

Monatliche Highlights der Mitarbeiter_innen­

 

In der Reihe The Archivist’s Choice erzählen Mitarbeiter_innen der Österreichischen Mediathek monatlich von ihren ganz persönlichen Archiv-Highlights, Aha-Momenten und Lieblingsaufnahmen, die ihnen bei ihrer Arbeit in einem der größten Medienarchive Österreichs begegnen.

Medienarchivar_innen evaluieren, sortieren, schlichten, digitalisieren, katalogisieren, beschreiben, speichern, präsentieren, skartieren – und haben dabei mit überraschenden, einzigarten, besonderen oder auch ganz alltäglichen Aufnahmen zu tun. The Archivist's Choice versammelt einige davon und präsentiert jeden Monat einen neuen und persönlichen Einblick in die Sammlungen der Österreichischen Mediathek.

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Eine Reportage aus einem deutschen U-Boot während des 2. Weltkriegs

Dezember 2022

Ein privates Dokument, das die Stimme des jungen Vaters für die Familie festgehalten hat, aber gleichzeitig ein öffentliches Dokument der Propaganda und des Krieges ist.

Robert Pfundner sieht es als seine Herzensangelegenheit, historische AV-Dokumente durch sachgerechte Aufbewahrung und inhaltliche Einordung der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Foto der Labelbeschriftung ©

Eine der Decelithplatten auf der die Reportage zusammengeschnitten wurde. Hier der 1. Teil.

Berichte vom Kriegsgeschehen während des 2. Weltkriegs sind selten unmittelbar und blenden meist die Gefühle der Soldaten aus. Meist werden danach die Folgen – die Zerstörungen – in Bildern gezeigt. Die Angst vor dem eigenen Tod und dem Töten anderer Menschen wird häufig durch technische Beschreibungen von Waffen oder Alltagsbeschreibungen des Soldatenlebens überlagert, das hauptsächlich aus Warten und oft aus Ortsveränderungen besteht.

Auch in diesem vierteiligen Bericht steht die Technik der U-Boote im Mittelpunkt. Trotzdem gibt er dem heutigen Hörer / der heutigen Hörerin ein Gefühl des unmittelbaren Dabeiseins. Die Briefe eines mit 23 Jahren gefallenen Mitglieds der U-Bootbesatzung über diese Feindfahrt erinnern frappant – so wie der Typ des U-Bootes (VII-C) des U-596 – an den Film „Das Boot“ nach dem Roman von Lothar Buchheim mit Wasserbombenverfolgung und Sauerstoffmangel (siehe: U-boot-Schicksal im 2. Weltkrieg In: my heimat.de).

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U-Boot-Reportage (1. Teil)
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U-Boot-Reportage (2. Teil)
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U-Boot-Reportage (3. Teil)
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U-Boot-Reportage (4. Teil)
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<p>Deutsches U-Boot auf Feindfahrt</p> ©

Deutsches U-Boot auf Feindfahrt

Im Hafen Salamis bei Athen gingen Ende September 1943 der Kriegsberichter Hans Jesse und der Tontechniker Fritz Sippl, Mitarbeiter der deutschen Propagandakompanie, an Bord des U-Boots. Die damals hochmodernen Tonaufzeichnungen mit einer Magnettonbandmaschine wurden danach zu einer Reportage auf Kunststoff-(Decelith-)Platten montiert. Es handelt sich um vier Platten, da eine Platte jeweils nur eine Laufzeit von etwa 4 bis 5 Minuten pro Seite hatte. Eine große technische Leistung diente als Vehikel einer zeittypischen, pathetischen Beschreibung im Dienst der NS-Kriegspropaganda, ein Bericht vom Töten auf Distanz.

Die U-Boote der deutschen Kriegsmarine brachten Tod und Zerstörung. Von den 31.000 deutschen U-Bootfahrern wurden 25.870 getötet. Der Tontechniker DI Fritz Sippl überlebte den Krieg, heiratete, wurde Vater einer Tochter und arbeitete u.a. lange Jahre bei der österreichischen Studiotechnikfirma AKG. Seine Tochter stellte die Reportage der Österreichischen Mediathek und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Originalplatten verblieben in der Familie.

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Ein Wissenschaftler mit Hut und Badehose, eine Forscherin im Bikini und ein geimpftes Meerschweinchen

November 2022

Das sind einige der Eindrücke, die mir bei der Betrachtung des Filmes vordergründig in Erinnerung geblieben sind. Doch worum geht es tatsächlich im Film „Thermalstollen Bad Gastein-Böckstein“?

Gabriele Fröschl leitet die Österreichische Mediathek und findet alte Wissenschaftsfilme interessant, weil sie auf den ersten Blick oft sehr kurios wirken, sich aber bei näherer Beschäftigung plötzlich viele Aspekte auftun, die diese Filme zu einer wichtigen Quelle der Wissenschafts- und Sozialgeschichte werden lassen.

Die Begleitpublikation dieses 1956 entstandenen wissenschaftlichen Filmes aus dem Fachbereich Medizin, Veterinärmedizin, Psychologie, Ethologie „berichtet von der wissenschaftlichen Untersuchung und von der Erschließung des 1940 entstandenen Pasel-Stollens im Radhausberg bei Böckstein, der wegen der ungewöhnlich hohen Gesteinstemperatur bis 44°C und dem Vorkommen radioaktiver Spurenstoffe am Gestein und in der Stollenluft aufgefallen war.“ Die im Böckstein-Stollen bei Gastein praktizierte Radontherapie wurde und wird auch heute noch für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen des Bewegungsapparates, bei Erkrankungen der Atemwege sowie der Haut eingesetzt.

Was audiovisuelle Medien vermitteln können, das wird hier deutlich. Die Beschreibung der damals erstellten Begleitpublikation kann den zahlreichen Metaebenen des Films nicht gerecht werden: Die filmische Umsetzung wirkt auf uns heute antiquiert, nicht nur aufgrund äußerlicher Merkmale wie Kleidung oder abgebildeter Technik, sondern auch aufgrund des Tonfalls des Sprechers und der Machart des Filmes, der eine etwas seltsam anmutende Mischung aus wissenschaftlichem Film und Imagefilm für die angebotenen Kuren ist. Beschäftigt man sich näher mit der Geschichte des Stollens –  ein Aspekt, der im Film nicht thematisiert wird – stößt man auf Hinweise bezüglich NS-Zwangsarbeit. Viele Fragen bleiben offen: Wer waren die Wissenschaftler_innen? Was war ihr Forschungsgebiet? Wie wirkt die Radontherapie? Wer hat den Film in Auftrag gegeben? Wie ist man auf die Idee zur Umsetzung gekommen? Als Archivarin würde man sich bei all diesen Filmen sehr viel mehr Zeit zur inhaltlichen Aufarbeitung wünschen als im Arbeitsalltag vorhanden ist – um der Quelle in all ihren Dimensionen gerecht zu werden.

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Thermalstollen Bad Gastein-Böckstein
<p>Forscherin im Pasel-Stollen</p> ©

Forscherin im Pasel-Stollen

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„Keine Geschichte kann isoliert erzählt werden“ – Über die „Musicbox“ und die Entwicklung der Wiener Popkultur

Oktober 2022

Ein Interview mit Wolfgang Kos als Ausgangspunkt für einen Streifzug durch die Geschichte der Wiener Populärmusik als mein Archivist’s Choice. Einfach, weil es Lust macht, sich aus der eigenen Plattensammlung wieder einmal die eine oder andere Perle österreichischen Musikschaffens zu Gehör zu bringen.

Stefan Kaltseis leitet die Digitalisierung an der Österreichischen Mediathek und sorgt darüber hinaus für den Ankauf von österreichischen Neuerscheinungen aus den Bereichen Rock, Pop und Jazz für das Archiv.

Die beiden Kulturjournalisten und Radiomacher Walter Gröbchen und Thomas Mießgang steckten sich ein ambitioniertes Ziel: Für ihr 2013 im Falter-Verlag erschienenes Buch WienPOP interviewten sie mehr als 100 Musiker_innen und Wegbegleiter_innen zur Geschichte der Wiener Popmusik. Ein Teil dieser Interviews kann auf der Website der Österreichischen Mediathek nachgehört werden.

Mit seiner prägnanten Radiostimme erzählt der Historiker, Journalist und damalige Direktor des Wien Museums Wolfgang Kos von der Entstehung der legendären Ö3-Radiosendung Die Musicbox. Er spricht über ihre Macher_innen genauso wie über die darin vorgestellten Bands und Musiker_innen und bettet diese Erzählung in ein breiteres Nachdenken über österreichische Popmusik ein. Für ihn war die Musicbox immer ein Fenster zur Welt.

01:57:15 audio
Interview mit Wolfgang Kos über die Wiener Popmusik (1. Teil)
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Interview mit Wolfgang Kos über die Wiener Popmusik (2. Teil)
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<p>Interviews mit Protagonist_innen des Wiener Popgeschehens können <strong><a href="https://www.mediathek.at/oesterreich-am-wort/sammlungen/sammlung/collection/51/?global%5Bcollectionhistory%5D=451&amp;cHash=ab11213ac6cd6b6d0e7dfb987c952ed6">hier</a></strong> nachgehört werden.</p> ©

Interviews mit Protagonist_innen des Wiener Popgeschehens können hier nachgehört werden.

Querverweise zum internationalen Musikschaffen machen deutlich, dass die österreichische Musikproduktion in all ihren Spielarten nie als davon abgekoppelt rezipiert werden kann. Ob es der von Kos verehrte Bob Dylan ist, Lou Reed oder die Rolling Stones. Musik Made in Austria war nie etwas ausschließlich Eigenständiges. Als Beispiel führt er die 1962 in Mödling gegründete Band Rolling Beats an. Nomen est Omen. Die musikalischen und popkulturellen Einflüsse, ob aus England oder den USA, arbeitet Kos in seiner brillanten Analyse der Wiener Popmusikgeschichte detailreich heraus.

Das Spektrum des Gesprächs reicht dabei von der Worried Men Skiffle Group und den Jack’s Angels über Novak‘s Kapelle und Drahdiwaberl bis hin zu Wolfgang Ambros und einer diskursiven Auseinandersetzung um den Begriff des „Austropop“. Dass er darüber hinaus Namensgeber der legendären Formation Ostbahn Kurti und die Chefpartie war, deren „Chef“ Willi Resetarits in diesem Frühjahr auf tragische Weise ums Leben kam, ist nur ein Nebensatz in einem Interview, das in seiner Dichte die Geschichte der Wiener Popmusik nachzeichnet, wie es nur selten mit solcher Begeisterung und in dieser Ausführlichkeit zu hören ist.

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Goethes Erlkönig

September 2022

... vorgetragen von Gerhard Rühm im November 1977 bei der Literaturveranstaltung "Trara, trara, die Hochkultur" an der Universität Wien. Rühm bringt dafür ein Tonband mit und spielt den darauf aufgenommenen Gedichtvortrag vor – eine Aufnahme in der Aufnahme mit einigen Überraschungen. Hören Sie sie bis zum Ende – es lohnt sich!

Peter Ploteny vertieft sich unter anderem in die rechtlichen Möglichkeiten der Verwendung von audiovisuellen Medien und hört gerne Literaturlesungen.

Die berühmte, mehrfach vertonte, oft rezipierte und vielfach auch parodierte Ballade Erlkönig von Johann Wolfgang Goethe wird hier von Gerhard Rühm auf besondere und eigenwillige Art und Weise vorgetragen. Rühm betont, dass es sich bei seinem Vortrag um eine akustische Version des Erlkönig handle und er an diesem Gedicht nichts verändert habe. Und erklärt dem zum Teil schon ungeduldig werdenden Publikum: "... das muss man als Musikstück anhören, ist ein unheimlich klasses Musikstück, find ich." Am Ende des Ausschnitts erläutert Rühm seine Erfahrungen während der Aufnahme und die, seiner Meinung nach, quasi auditive Mitlesbarkeit von Goethes Gedicht in dieser, Rühms, Fassung.

00:07:46 audio
Erlkönig
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Gerhard Rühm, 1930 in Wien geboren, wo er auch Komposition und Klavier studierte, überschreitet in seinen Werken Grenzen zwischen Literatur, Musik, bildender Kunst, Fotografie und Performances - das zeigt sich auch in der ausgewählten Aufnahme. Als Erneuerer der Sprachverwendung erweitert Rühm die Möglichkeiten der gemeinsamen, verbindenden Ausdrucksformen der Materialien Sprache, Musik und darstellende Kunst in seinem universalen Schaffen.

In den 1950er Jahren begründet er mit H. C. Artmann, Konrad Bayer, Friedrich Achleitner und Oswald Wiener die „Wiener Gruppe“ und steht mit Persönlichkeiten wie Friederike Mayröcker, Elfriede Gerstl, Ernst Jandl, Gerald Bisinger, Andreas Okopenko und  vielen anderen in engem persönlichen und künstlerischen Kontakt. 1978 wird Rühm Präsident der Grazer Autorenversammlung. In den 1960er Jahren übersiedelt Gerhard Rühm wegen mangelnder Anerkennung seines Werks in Österreich nach Deutschland, lebt in West-Berlin und Köln und wirkt von 1972 bis 1995 als Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. 1991 erhält Rühm den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur.

 

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Hojotoho! Zur Datierung von Schellackplatten

August 2022

Mein Archivists Choice ist eine Schellackeinspielung von Maria Jeritza aus den 1930er Jahren. Jeritza, eine der größten Opern-Diven des 20. Jahrhunderts singt eine Arie der Brünnhilde aus der Walküre, dem 3. Teil von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“. Ich mache mich auf die Suche, um mehr über die Entstehung der Aufnahme herauszufinden.

Johannes Kapeller ist begeistert von Schellackplatten als Medium, Richard Wagners Musik fasziniert und langweilt ihn gleichermaßen. Er hat leider zu selten Zeit, in Aufnahmen hineinzuhören und ihnen nachzuforschen, genießt dies dann aber umso mehr. 

Maria Jeritza nahm in ihrer langen Karriere zahlreiche Schallplatten auf. Ich habe – mehr oder weniger zufällig – eine ihrer Aufnahmen ausgewählt und möchte nun bei einem diskographischen Ausflug in die Vergangenheit mehr über ihre Entstehung herausfinden.

Schellacks haben in den meisten Fällen kein Plattencover, die Aufnahmen sind fast nie datiert. Labelinformationen, wie der Titel und die Interpretin, die in die Platte eingepressten Matrizennummern sowie die hörbare Aufnahme selbst sind oft die einzigen Informationen, die vorhanden sind.

Eine erste Recherche im Bilderlexikon der deutschen Schellack-Schallplatten schränkt das Veröffentlichungsdatum zumindest auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 ein. Onlinehilfsmittel erleichtern die weitere Suche nach diskographischen Informationen. So beinhaltet z.B. die Onlinevariante des Schallplattenverzeichnisses von Alan Kelly mittlerweile über 410.000 Einträge. Auch bei Jeritza wird man fündig: Im Katalogeintrag finden sich sowohl Bestell- und Matrizennummer der Electrola-Aufnahme, deren Aufnahmeort (die Liederkranz Hall in New York), das Aufnahmedatum (15. Februar 1930) als auch eine zusätzliche Bestellnummer und ein Hinweis auf den Dirigenten der Aufnahme (Nathaniel Shilkret). Mit diesen neuen Hinweisen ergeben nun auch einige Ergebnisse, die ich bei der vorherigen Suche verworfen habe, einen Bezug zur Archivaufnahme: Eine Youtube-Variante der Einspielung stellt sich als unveröffentlichte Variante der ursprünglichen Einspielung heraus. Auch auf Discogs und in archive.org finden sich Belege der Aufnahme.

Die Suche endet vorerst in der Discography of American Historical Recordings, in der noch Angaben zur Besetzung des Aufnahmeorchesters sowie Belege für die Datenquellen zu finden sind.
Die Ausgangsfrage nach dem genauen Veröffentlichungsdatum der Schellackplatte auf Electrola bleibt vorerst offen ...
Falls Sie dazu Informationen, Verkaufskataloge oder andere sachdienliche Hinweise haben, würde mich das sehr freuen!

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Maria Jeritza singt Wagner

Hojotoho! Brünnhildes Schlachtruf
aus: Die Walküre

Details
<p>Maria Jeritza&nbsp;</p> ©

Maria Jeritza 

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Knoten – der Schwabenklank

Juli 2022

­­„… der Knoten ist aus unserem Leben nicht wegzudenken.“ Schnappen Sie sich ein Seil und üben Sie mit uns den Schwabenklank, die Rautekschlinge und den Prusikknoten! Und erfahren Sie, wie begleitendes Archivmaterial uns hilft, mehr über diesen Film zu verstehen.

Marion Jaks beschäftigt sich als digitale Archivarin mit der Langzeitarchivierung von Files, frönt dabei noch immer ihrer Leidenschaft der Videoarchivierung und kann so ihrer Freude an Problemlösungen und technischen Herausforderungen nachgehen.

Der Film zeigt die Erstellung einiger Knoten und erklärt ihre Anwendung. Entstanden ist er 1966 durch eine Zusammenarbeit der Abteilung Wissenschaftlicher Film der Bundesstaatlichen Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm, Wien (SHB) mit der Schule für Film und Fernsehen an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien (heute Filmakademie Wien) unter fachlicher Expertise von Franz Rautek. Dieser ist vor allem als österreichischer Vorreiter des Jiu-Jitsus und Erfinder des „Rautek-Griffs“ zur Rettung bewusstloser Personen bekannt. Die Knotendemonstration ist ein wohl ‚zeitloser‘ Lehrfilm, der auch heute seine Intention erfüllt: Man kann mit ihm Knoten lernen.

Inhaltlich könnte man hier stehen bleiben, doch stellen sich viele Fragen, wenn der Kontext zum Film fehlt. Umfangreiches Material finden wir in den Filmakten des ÖWF, darunter Schriftverkehr und Begleitmaterial rund um die Entstehung, aber auch Informationen zu Vorführungen. Zusätzlich enthält der Akt Broschüren zu „Rautek-Griff“ und „Rautekball“, einer Variation des Federballs.

Kennt man den ÖWF-Filmbestand, fällt auf, dass das Thema „Knoten“ ein eher untypisches war. Auch das findet seinen Ausdruck im Filmakt (C1173). So liest man, dass die Produktion auf Anregung von Franz Rautek passierte und, dass der Film nicht so recht ins inhaltliche Schema der Abteilung passen wollte. Man suchte nach Lösungen, ihn trotzdem zu realisieren.

Dankwart G. Burkert, Leiter der Abteilung Wissenschaftlicher Film, schrieb daher am 19. Jänner 1965 an Prof. Hans Winge von der Filmschule: „Herr Sportlehrer Franz Rautek (...) ist auch Spezialist für Seilknoten und hat vorgeschlagen, über dieses Thema einen Demonstrationsfilm herzustellen. Nun lässt sich dieses Thema schwer in eine wissenschaftliche Fachdisziplin einordnen und darum kaum im Produktionsplan unterbringen. Andererseits erscheint es uns gerechtfertigt, solche speziellen Leistungen eines Österreichers zu dokumentieren.“ Schließlich folgt der Vorschlag, den Film in einer gemeinsamen Produktion mit „Studenten des letzten Jahrgangs“ der Filmschule umzusetzen – was dann auch geschah.

zum Weiterschauen: Helfen und Bergen – Rettungsgriffe nach Rautek aus der Sammlung ÖWF

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00:09:22 video

Knoten – Der Schwabenklank (1966)

Demonstration des Rautekknotens ©

Demonstration des Rautekknotens

Filmaktmappe mit Arbeitstitel "Knoten unter der Lupe" ©

Filmakt mit Arbeitstitel (CT 1173)

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Werbung, die (fast) vergessen ist

Juni 2022

­­Dieses Mal ist eine fast vergessene Werbeform mein Archivist’s Choice. Zwischen den zahllosen Jazz- und Swing-Aufnahmen, die der Schellacksammler Günther Schifter der Österreichischen Mediathek übergeben hat, verbirgt sich eine Werbeschallplatte mit dem „C&A Walzer“ und dem „C&A Marsch“. Sie erzählt von der Konsum-, Alltags- und Phonogeschichte der 1930er Jahre.

Christina Linsboth arbeitet unter anderem im Sammlungs- und Webteam der Österreichischen Mediathek und spürt gerne den ‚kleinen‘ und ‚großen‘ Geschichten historischer Objekte nach.

„Ein Kleiderkauf wird immer zum Vergnügen“, singt Erwin Hartung 1936 zu Marschmusik. An „Fritz und seinem Schwager Klaus“ sehe man, wie gut sich Männer kleideten, wenn sie bei C&A kauften. Auf der zweiten Plattenseite heißt es zu Walzermelodie: Wer einen „Formtreu“-Anzug – die Eigenmarke con C&A – trage, sehe chic und gepflegt aus. Hartung, einer der bekanntesten (Schallplatten-)Sänger der 1930er, besingt hier schwungvoll eines der größten Konfektionsunternehmen Deutschlands auf einer von Telefunken produzierten Platte.

Dass Tonaufzeichnungen als Werbemedium genutzt wurden, war nichts grundsätzlich Neues. Schon 1905 pries eine „Reclame-Record“ die Vorzüge des Phonographen an. In den 1930ern waren Werbeaufnahmen für Telefunken ein etabliertes Geschäftsfeld, wie sich am Tonträger selbst ablesen lässt: Die mit „T“ beginnende Nummer zeigt an, dass es sich um eine sogenannte Lohnpressung handelt, die von Telefunken im Auftrag einer anderen Firma hergestellt wurde. Besonders verbreitet waren Werbeschallplatten zwischen den 1950ern und 1970ern, als sie per Wurfsendung, als Warenzugabe oder auch als Zeitschriftenbeilage an den Mann bzw. die Frau gebracht wurden. Sie waren – anders als die C&A-Platte – häufig aus dünnen, unzerbrechlichen Kunststofffolien.

Wie die C&A-Platte in Umlauf kam, lässt sich aus der Aufnahme und den dazugehörigen Informationen nicht erschließen. Das farbig gestaltete Etikett mit dem wiedererkennbaren Schriftzug von C&A lässt vermuten, dass sie als Werbegeschenk und nicht für den Rundfunk gedacht war – zumal das NS-Regime, das in Deutschland seit 1933 an der Macht war, Radiowerbung untersagte. Führt man sich diesen Entstehungszeitraum vor Augen, wird die Heiterkeit, die die Aufnahme vermittelt, konterkariert: Die Telefunken-Manager jüdischer Herkunft waren mit der Machtübernahme entlassen worden und das NS-Regime hatte durch die Nürnberger Gesetze 1935 seinen Antisemitismus juristisch institutionalisiert.

00:02:59 audio

C&A Marsch (1936)

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00:03:13 audio

C&A Walzer (1936)

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Werbeschallplatte "C&A und Walzer" mit farbigem Etikett in der Mitte der Platte, die in einer Archivhülle steckt. Am linken oberen Rand befindet sich die Signatur und der Vermerk ­„Sammlung Günther Schifter“. ©

Werbeschallplatte „C&A Walzer“

Werbeschallplatte „C&A Marsch“ mit farbigem Etikett und der Signatur. ©

Werbeschallplatte „C&A Marsch“

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Der österreichische Bürgerkrieg 1934 im Radio

Mai 2022

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Obwohl ich dieses Tondokument schon oft angehört habe, beschäftigt es mich noch immer: ein direkter sinnlicher Eindruck von den „Februarkämpfen“ 1934, vom Bürgerkrieg in Österreich! Bundeskanzler Dollfuß, seit einem Jahr ohne Parlament regierend, spricht im Radio und fordert die Sozialdemokratie zur Kapitulation auf.

Rainer Hubert kennt die Archibestände aus der Zeit, als er – vor seiner Pensionierung – Mitarbeiter bzw. Leiter der Österreichischen Mediathek gewesen ist.

Eine Tonaufnahme, die aus verschiedenen Gründen „unter die Haut“ geht. Am Höhepunkt des Bürgerkrieges, Mittwoch, 14. Februar, um elf Uhr abends, spricht Bundeskanzler Dollfuß im Radio. Im ganzen Land wird seit dem Vortag gekämpft.

Im ersten Teil der Erklärung stellt Dollfuß Ausbruch und Fortgang des Bürgerkrieges als sozialdemokratischen Aufstand, ausgehend von Linz, dar, ohne allerdings Umstände und Vorgeschichte – vor allem das Ende der parlamentarischen Demokratie ab März 1933 – zu erwähnen.

Er berichtet, dass das Standrecht bereits zweimal angewendet worden sei und fordert – im Clip 2 – die aus seiner Sicht aufständischen Sozialdemokraten zur Kapitulation auf: Morgen, Donnerstag, von 7 Uhr früh bis Mittag, würden diejenigen Pardon erhalten, die sich stellten.

00:07:19 (00:00:00 bis 00:03:30) audio
Engelbert Dollfuß - Rundfunkansprache zum Bürgerkrieg des Februar 1934

Clip 1 (erster Teil der Ansprache)

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00:07:19 (00:03:35 bis 00:07:20) audio
Engelbert Dollfuß - Rundfunkansprache zum Bürgerkrieg des Februar 1934

Clip 2 (zweiter Teil der Ansprache)

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Diese hochemotionale Erklärung inmitten der Ereignisse ist keine Aufnahme der RAVAG, der Rundfunkanstalt, selbst, sondern wurde offenbar von einem privaten Radiohörer mitgeschnitten. Man hört daher das Einstreuen anderer Sender, deren Musikprogramm manche Passagen der Ansprache makaber begleitet.

Nicht nur die Entstehung der Aufnahme ist unklar – wer hat sie durchgeführt, auf Wachsplatte, mittels einer Selbstschnittfolie? –, sondern auch der weitere Weg ist nicht mehr zu rekonstruieren. Sie ist Teil eines Tonbandbestandes, der als „Sammlung Gustav“ unter unklaren Umständen bald nach Gründung der Mediathek (1960) – damals noch Österreichische Phonothek – übernommen wurde. Unbekannt ist daher, wer die Übertragung vom Originalträger auf Tonband vorgenommen hat – und wann.

Interessant und nicht untypisch auch, dass diese Aufnahme, die nur in der Mediathek überliefert wurde, mittlerweile – nach ihrer Digitalisierung - als Digitalisat den Weg in Radiosendungen und ins Internet gefunden hat – nicht immer in abgesprochener Weise. Das ist insofern unbedenklich, als weite Verbreitung wichtiger Dokumente jedenfalls zu begrüßen ist, vor allem, wenn dies in einem erklärenden Kontext erfolgt. Auf lange Sicht ist dabei freilich ein oft übersehener Umstand äußerst wichtig: dass jemand die weitere Überlieferung solcher Dokumente garantieren muss. Das – und Hilfestellung für die notwendige Quellenkritik  bei solchen Dokumenten – ist die Aufgabe von Archiven wie der Österreichischen Mediathek!

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Als die Briefe sprechen lernten

April 2022

Ein Geburtstagsgruß zum 65. Geburtstag des Vaters, aufgenommen auf Wachswalze vor über 120 Jahren ist mein Archivist‘s Choice. Es ist eine der ältesten erhaltenen Privataufnahmen und wird in der Österreichischen Mediathek – nur durch einen Zufall – als Kopie auf Tonband aufbewahrt.

Eva Hallama leitet das Forschungsprojekt SONIME an der Österreichischen Mediathek, in dem analoge Hör- und Sprechbriefe von der Wachswalze und dem Tondraht über die Direktschnittplatte bis zum Tonband und der Kompaktkassette gesammelt und beforscht werden.

Tatsächlich entscheiden Zufälle nicht selten mit, ob historische Quellen der Nachwelt überliefert werden oder nicht. Aber private Quellen, noch dazu von unbekannten Personen, wurden lange Zeit ganz unabhängig von ihrer Überlieferungsgeschichte als nicht bewahrenswert erachtet und sind daher zum Großteil unwiederbringlich verloren. Umso bemerkenswerter ist diese Aufnahme eines historischen Hörbriefs vom 9. Jänner 1900, den der Phonographen-Sammler Bruno Fritscher in einer Radiosendung über „Phonographen, Parlographen und andere Sprechmaschinen“ im Jahr 1986 abspielte. Die Radiosendung wurde von der Phonothek, der Vorläuferin der Österreichischen Mediathek, auf Tonband aufgenommen und archiviert. So ist dieser frühe Brief zumindest in kopierter Form erhalten.

Wir hören Söhne, die ihrem Vater zum 65. Geburtstag gratulieren und ihm ein Ständchen singen. Die Aufnahme zeugt von den Anfängen einer Kulturtechnik, die sich seit über 120 Jahren weiterentwickelt. Ein Massenmedium wie der Tonband-, der Kassettenbrief oder die Sprachaufnahme via Handy-App war die Wachswalze freilich nicht. In bürgerlichen Schichten aber war das Aufsprechen der eigenen Stimme und das Bewahren akustischer Erinnerungen sehr beliebt.

Ein Phonograph schrieb dabei das akustische Signal in die Wachsschicht der Walze ein und war gleichzeitig Wiedergabegerät. Da die Tonspur bei jedem Abspielvorgang durch die Abspielnadel an Qualität verliert, ist das Anhören von historischen Wachswalzen heute nur mehr in Ausnahmefällen möglich. Dieser Geburtstagsgruß ist hingegen erstaunlich gut erhalten. Vermutlich wurde er vom Geburtstagskind, dem Vater der Sprechenden, nicht allzu häufig angehört. Ob er die Liebe der Söhne verschmähte oder das Objekt besonders ehrte, vermag die Tonspur nicht zu erzählen. Bruno Fritscher spielte die Walze, die er wie ein „besonderes Zuckerl und Heiligtum“ hütete, jedenfalls nur sehr, sehr selten.

00:40:28 (00:34:13 bis 00:35:38) audio
Bruno Fritscher spielt den Geburtstagsgruß vom 9.1.1900 auf Wachswalze im Radio ab
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Weitere Informationen zum Projekt SONIME, das in Kooperation mit dem Phonogrammarchiv mit Co-Projektleiterin Katrin Abromeit durchgeführt wird: https://www.mediathek.at/sonime

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Eine Burgenländerin in Accra oder eine Ghanaerin in Riedlingsdorf

März 2022

Dieses Interview ist Tina Plasil-Laschobers Archivist’s Choice, weil Rosemary Orthner auf herzerwärmende Weise ihre Familiengeschichte zwischen Westafrika und Österreich erzählt. Zudem ist es ein aufnahmetechnisches Zeitdokument des Jahres 2021, denn es wurde online geführt.

Tina Plasil-Laschober liebt Geschichten, in Büchern, im Theater und im richtigen Leben, und darf sich seit über zwölf Jahren in der Oral History-Sammlung MenschenLeben mit Erzählungen und Erinnerungen beschäftigen.

Die Corona-Pandemie ist hart – auch für Oral Historians, die ihren Interviewpartner_innen üblicherweise persönlich begegnen. Der Salzburger Historiker Albert Lichtblau machte aus der Not eine Tugend und führte Interviews via Zoom durch. Der Vorteil: Man kann bequem von zu Hause aus mit Menschen überall auf der Welt sprechen. Der Nachteil: Die Aufnahme klingt metallisch und verzerrt, was sonst nicht den technischen Anforderungen der Sammlung MenschenLeben entspricht.

So verdanken wir der Corona-Pandemie das fast vierstündige Interview mit Rosemary Orthner. Sie lebt in Ghana, ist ehemalige Miss Universe Austria, Architektin und Österreichische Honorarkonsulin in Accra. Sie wurde 1972 in Kumasi geboren, ihre Mutter war Ghanaerin, ihr Vater Burgenländer und Bauunternehmer – blond, mit Bierbauch, wie sie sagt.

Rosemary Orthner ging zunächst auf eine lokale Schule. Dort galt sie als weiß und wurde bevorzugt. Später kam sie auf die Schweizer Schule in Accra und als sie 15 Jahre alt war, zog sie mit Schwester, Bruder und Mutter nach Riedlingsdorf im Burgenland. Sie erinnert sich an eine grobe Reduktion ihres Lebensstandards.

Rosemary Orthner beschreibt, wie ihr Vater auf seine Arbeiter einging, sie mit Wettbewerben und Spielen dazu brachte, pünktlich und genau zu arbeiten. Diese Ideen konnte sie später nutzen, als sie selbst als Architektin auf Baustellen tätig war. Rosemary Orthner erzählt, wie sie ihren Mann beim Studium in Graz kennenlernte, und wie sie mit Mann und zwei Kindern, aber ohne Geld nach Ghana zurückkehrte. Sie spricht über kulturelle Unterschiede, und dass sie da wie dort als Ausländerin gesehen wird.

Klassenfoto in der RMS Swiss School ©

Rosemary Orthners Klassenfoto 1982

01:39:17 (00:31:28) audio

Oral History Interview mit Rosemary Orthner (Zoom-Interview), 2. Teil

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zum Weiterhören

02:03:51 audio

Oral History Interview mit Rosemary Orthner (Zoom-Interview), 2. Teil

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Als Arik Brauer noch Erich Brauer war

Februar 2022

Ein Interview am Beginn zweier Karrieren, eines gesellschaftlichen Umbruches und als Paradebeispiel für einen Radiobeitrag des United States Information Services. Für mich macht die junge Stimme Arik Brauers diese Aufnahme besonders.

Anton Hubauer ist ein „Allrounder“ im Team der Mediathek. Vom Publikumsbetrieb, der Katalogisierung, Digitalisierung bis zu den Webausstellungen reicht sein Aufgabenbereich.

Herbert Feuerstein, der aus Zell am See stammende USIS-Reporter, interviewte 1967 einen jungen Maler aus Wien, keinen anderen als Arik Brauer. Doch 1967 lief die Ausstellung in New York, bei deren Vernissage das Interview entstand, noch unter dem Namen Erich Brauer. Gerade begann der Sommer, der als „Summer of Love“ in die Geschichte eingehen sollte und ohne den es 1968 als gesellschaftlichen Wendepunkt so nicht gegeben hätte. Das ist in der Schilderung der Atmosphäre der New Yorker Kunstgalerie und beim Interview zu spüren, ein wenig Aufbruchsstimmung ist zu spüren.

Das United „States Information Service“ wurde 1953 für Public-Information gegründet, also Propaganda im Kalten Krieg. Die USIS produzierte u. a. gratis Radiobeiträge für befreundete Länder, auch Österreich. 2004 kam der Bestand in Kooperation mit der Wienbibliothek an die Österreichische Mediathek und zählt jetzt zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Herbert Feuerstein und Arik Brauer standen im Juni 1967 am Beginn ihrer Karrieren. Herbert Feuerstein sollte in Deutschland ein bekannter Journalist, Kabarettist, Schauspieler und Entertainer werden. Arik Brauer, neben Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Maitre Leherb und Wolfgang Hutter einer der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, änderte seine Passion nicht mehr, aber ab 1971 kam mit seinen Austropop-Erfolgen eine zweite Karriere dazu.

Der „Summer of Love“ ist Geschichte, ebenso der Kalte Krieg, der dieses Interview entstehen ließ. Herbert Feuerstein verstarb im Jahr 2020 und Arik Brauer legte 2021 den Pinsel endgültig nieder.

00:05:31 audio
Ausstellung des Wiener Malers Erich (Arik) Brauer in New York
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Eine Demonstrantin reicht der MP, einem US-Militärpolizisten eine Blume – 21. Oktober 1967 ©

Eine Demonstrantin reicht der MP, einem US-Militärpolizisten eine Blume – 21. Oktober 1967

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Ouvertüre aus „Coriolan“

Jänner 2022

Mein Archivist’s Choice ist Ludwig van Beethoven – Ouvertüre aus „Coriolan“, dirigiert von Erich Kleiber als Ausgangspunkt einer Entdeckungsreise. Anhand dieser einen Einspielung kann man tief eintauchen in die (Kultur-)Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Gabriele Fröschl ist Leiterin der Österreichischen Mediathek und findet, dass es sich lohnt, genauer hinzusehen und hinzuhören um die Geschichte(n) hinter der Aufnahme aufzuspüren.

Am Beginn steht die Schellackplatte. Diese zerbrechlichen Platten – von denen die Österreichische Mediathek zehntausende beherbergt – sind ein faszinierendes Medium. Durch sie war es ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts größeren Kreisen erstmals möglich, zuhause Musik zu hören – ohne ein Instrument beherrschen zu müssen. Das Wohnzimmer wurde zum Konzertsaal und von Beginn an nutzten die bekanntesten Musiker_innen ihrer Zeit die Möglichkeit, ihre Interpretationen auf diese Weise zu verbreiten und zu konservieren – wie hier der Dirigent Erich Kleiber. Die Biografien der Künstler_innen der Schellackära sind oft ein Spiegelbild der Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Erich Kleiber, 1890 in Wien geboren und ab 1923 an der Staatsoper in Berlin tätig, war nicht nur für seine Beethoven- und Wagnerinterpretationen, die auch auf zahlreichen Platteneinspielungen festgehalten wurden, bekannt, sondern auch für seinen Einsatz für moderne Musik. Als deren Verfechter und strikter Gegner des nationalsozialistischen Regimes wurde Kleiber 1935 ins Exil gezwungen. 1950 kehrte er nach Europa zurück, konnte aber nicht mehr an seine einstigen Erfolge anschließen. Die Kulturpolitik der Nachkriegszeit zeigte oftmals wenig Bemühen vertriebene Künstler_innen willkommen zu heißen. Erich Kleiber starb 1956 in Zürich.

Mit dem eingespielten Werk, Beethovens 1807 entstandener Coriolan-Ouvertüre, gelangen wir an einen Aufführungsort im Wien des frühen 19. Jahrhunderts. Am 12. April 1812 erklang die Coriolan-Ouvertüre im sogenannten Streicherhof. Beethoven war mit dem Ehepaar Streicher, das in Wien in der Ungargasse 46 eine der bekanntesten Klaviermanufakturen Europas betrieb, befreundet. Mit regelmäßigen Konzerten im Streicherhof – der heute einem schmucklosen Neubau gewichen ist – förderte das Ehepaar das Wiener Musikleben seiner Zeit.

Und mit der Person des Gnaeus Marcius Coriolanus würden wir dann im Rom des 5. Jahrhunderts vor Christus landen…

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Coriolanus-Ouvertüre – 2. Teil
Details

Coriolan-Ouvertüre (zum gleichnamigen Drama von Heinrich Joseph von Collin). Berliner Philharmoniker, Erich Kleiber.