In der Reihe The Archivist’s Choice erzählen Mitarbeiter_innen der Österreichischen Mediathek monatlich von ihren ganz persönlichen Archiv-Highlights, Aha-Momenten und Lieblingsaufnahmen, die ihnen bei ihrer Arbeit in einem der größten Medienarchive Österreichs begegnen.
Medienarchivar_innen evaluieren, sortieren, schlichten, digitalisieren, katalogisieren, beschreiben, speichern, präsentieren, skartieren – und haben dabei mit überraschenden, einzigarten, besonderen oder auch ganz alltäglichen Aufnahmen zu tun. The Archivist's Choice versammelt einige davon und präsentiert jeden Monat einen neuen und persönlichen Einblick in die Sammlungen der Österreichischen Mediathek.
Die Österreichische Mediathek hat neben einigen weiteren Literaturlesungen mit Barbara Frischmuth auch drei Lesungen von ihr aus ihrem Roman "Die Mystifikationen der Sophie Silber" auf Tonband aufgenommen, im Juni 1975, sowie im August und im Oktober 1976.
Peter Ploteny vertieft sich unter anderem in die rechtlichen Möglichkeiten der Verwendung von audiovisuellen Medien, hört und sieht gerne historische Tondokumente und Videodokumente.
Barbara Frischmuth, geboren 1941 in Altaussee, wuchs im steirischen Salzkammergut und in Graz auf. An der Universität Graz studierte sie Türkisch, Englisch und Ungarisch und schloss diese Studien als diplomierte Übersetzerin und Dolmetscherin ab. In Wien studierte Frischmuth Turkologie, Islamkunde und Iranistik. 1960 erhielt sie ein Stipendium für einen neunmonatigen Aufenthalt an der türkischen Universität Erzurum in Ostanatolien. Während dieser Zeit wurde sie zum Gründungsmitglied des Grazer Forum Stadtpark ernannt, wo sie 1961 erstmals eigene Werke las. 1966 brach Frischmuth ihr Studium an der Universität Wien ab und lebt von da an hauptberuflich als Schriftstellerin und Übersetzerin.
Lesereisen, sowie Vorlesungen an Universitäten führten Barbara Frischmuth unter anderem in die Türkei, nach Ungarn, Ägypten, England, Deutschland, USA, China und Japan.
Die „Mystifikationen der Sophie Silber“ ist mit „Amy oder Die Metamorphose“ und „Kai und die Liebe zu den Modellen“ der erste Teil dieser Romantrilogie.
Am Beginn der Lesungen erläutert Barbara Frischmuth das Genre und die Handlungsebenen dieses phantastischen Romans.
Diese drei Aufnahmen gehören zur Sammlung Audio-Eigenaufnahmen der Österreichischen Mediathek, die auch Teil des nationalen österreichischen Dokumentenerberegisters „Memory of Austria“ der UNESCO ist.
Eine der frühesten, sicher gesendeten Radioreportagen in Österreich ist die von der Wachablöse vor dem Heeresministerium aus dem Jahr 1931. Dieser unmittelbare Hörbericht ist bemerkenswert, da er ein seltenes Audiodokument aus den Anfängen der Radiogeschichte und ein Stück historische Berichterstattung darstellt.
Robert Pfundner freut sich, Leuten bei der Suche nach Zeitdokumenten zu helfen und Ihnen mögliche Wege der Recherche und Einschränkungen durch die Quellenlage aufzuzeigen.
In der österreichischen Radiogeschichte spielen Tondokumente von frühen Radiosendungen eine besondere Rolle, da nur sehr wenige von ihnen erhalten blieben. Obwohl bereits die technische Möglichkeit bestand, Ton auf Schallplatten unterschiedlichen Materials mitzuschneiden, führte dies noch nicht zu einer aktiven Archivierung von Radiosendungen. Die lichtelektrischen Selenophon-Aufnahmen waren eher eine kurzlebige Erscheinung, das Magnettonband wurde erst 1935 vorgestellt und brauchte seine Zeit, bis es in die Radiostudios Einzug hielt.
Radio war und blieb lange Zeit ein Live-Medium. Musik, Vorträge, Ansagen, Lesungen und Interviews – das gesamte Programm wurde live gestaltet, wobei der Inhalt und die Produktion der Sendungen im Vordergrund standen. Publizierte Schallplatten wurden nach und nach für Musiksendungen verwendet oder um Programmlücken auszufüllen. Platten wurden aber auch von der RAVAG selbst aufgenommen, um Vorträge mit Geräuschen, Musik- oder Sprachbeispielen zu untermalen oder um zeitlich unabhängig zu sein. So wurde es möglich, Aufnahmen von entfernten Orten, von Übertragungen anderer Sender und von Personen, die keine Zeit für Studioaufnahmen hatten, zu machen und zur Sendezeit auszustrahlen.
Diese Plattenaufnahmen, die etwa fünf Minuten pro Seite umfassen, sind, sofern sie nicht durch Kriegswirren oder andere Ereignisse verloren gingen, die wenigen erhaltenen Fragmente von Sendungen aus dieser Zeit. Größeren Aufwand betrieb man, um Sendungen nicht nur aus dem Studio, sondern auch von Veranstaltungen auszustrahlen. Hierfür wurde ein eigener Sendewagen verwendet, Mikrofone wurden aufgebaut und Kabel verlegt, oder es wurden Sendungen anderer Sendeanstalten mit einbezogen.
Im Rahmen einer „Wiener Woche“ in Kooperation mit dem Berliner Rundfunk wurde am 28. März 1931 der Hörbericht „Besuch in Wien“ gesendet, der eine Woche zuvor geprobt und Plattenaufnahmen davon gemacht wurden. In der
Reportage von der Ringstraße in Wien
Radiozeitschrift wurde danach berichtet, dass sich die Programmleitung im Einvernehmen mit den Sprechern entschlossen hatte, keine Platten zu verwenden, um die unmittelbarere Wirkung zu erhöhen. Nur die Platte mit der Reportage von der Wachablöse mit Platzkonzert am Stubenring wurde gesendet. Die Ausstrahlung erfolgte jedoch nicht im Rahmen der Wien-Reportage, sondern in der Pause des anschließenden „Wiener Abend“, bei dem Musik aus Wien gespielt wurde.
Durch die Vorausproduktion dieser Reportageteile ist ein wichtiges Stück Sendegeschichte erhalten geblieben. Dadurch erhalten wir nicht nur einen Blick auf die Radiogeschichte, sondern auch auf die Geschichte von militärmusikalischen Traditionen oder Tourismusveranstaltungen.
Nach einem Sommer der gefälligen Popmusik und vor anstehenden Nationalratswahlen in Österreich gibt es diesen Monat ein Videodokument aus einer Zeit, in der es zum guten Ton gehörte, politischen Widerstand mit anarchistischem Humor auf die Bühne zu bringen.
Stefan Kaltseis ist als Archivar im A/V-Archiv immer wieder überrascht über die Brüche und Kontinuitäten in kultureller und politischer Auseinandersetzung und findet, dass man auch 2024 noch Genuss an popkulturellen Ausschweifungen vergangener Epochen finden kann.
Begleitet von den Klängen des Donauwalzers betreten am 25. März 1992 die Akteur*innen der Anarcho-Rock-Band Drahdiwaberl die Bühne der Wiener Arena. Es folgt eine ekstatische Version einer ihrer bekanntesten Nummern: „Mulatschag“.
Mulatschag, ostösterreichisch; umgangssprachlich: Trinkgelage; ausgelassene Feier, bei der am Ende Geschirr und Einrichtungsgegenstände zertrümmert werden.
Der Auftritt der Band vereint vieles: choreographiertes Chaos, geplanten Exzess, harte Rockmusik und Kostümfest für Erwachsene. Bandleader Stefan Weber dirigiert das Geschehen abwechselnd in Sturmhaube, Polizeiuniform und Trachtenanzug. Die Inszenierung ist dabei immer auch politisch. Sie orientiert sich in diesem Fall entlang der anstehenden Bundespräsidentenwahl 1992. Zwischen den Nummern „Supersheriff“ und „Ausgeflippter Lodenfreak“ werden Wahlplakate der Kandidat*innen auf die Bühne gebracht. Freiwillige aus dem Publikum, mit Lacksprays drapiert, dürfen sich an einer „Plakatverschönerungsaktion“ beteiligen. Heide Schmidt, die damalige Kandidatin für die FPÖ, bekommt ihr Fett ebenso ab wie der Sozialdemokrat Rudolf Streicher und der schließlich siegreich aus der Wahl hervorgehende Thomas Klestil von der ÖVP. Ihm wird eine Clownsnase verpasst.
Eingebettet in die politische Gemengelage der ausgehenden 80er und frühen 90er Jahre, zwischen dem Aufkeimen der extremen Rechten unter Jörg Haider und der erstmaligen breiten Auseinandersetzung über die Rolle Österreichs während des Nationalsozialismus, zeigen Stefan Weber und die bunt zusammengewürfelte Gruppe Drahdiwaberl die Möglichkeiten einer anderer Lebensrealität in diesem Land auf: laut, schrill, widerständig und stets getragen von einer guten Portion Selbstironie. Ein lustvoller Aufschrei gegen konservative Biedermeierei und gutbürgerlichen Geschmack. Was für eine Katharsis und was für ein aberwitziges Vergnügen! Play it fucking loud!
Der 2014 verstorbene Amateurvideofilmer und politische Aktivist Heinz Granzer hielt das Spektakel mit ruhiger Hand auf Kamera fest. Einen weiterführenden Artikel zum Videoaktivisten Granzer finden Sie unter folgendem Link: https://www.mediathek.at/wienervideorekorder/videoaktivismus-heinz-granzer-und-die-gruppe-alternativvideo/
Kochen und das Zubereiten von Speisen hat – zumindest was die mediale Aufmerksamkeit anbelangt – in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt. Kochshows im Fernsehen und Kochvideos in Sozialen Medien sind allgegenwärtig – es gibt aber auch Vorläufer – und das sogar als wissenschaftliche Filme.
Gabriele Fröschl leitet die Österreichische Mediathek und ist als Historikerin der Überzeugung, dass Kochen und Essen wesentliche Aspekte der Kultur(geschichte) sind.
Dieser Film von Elfriede Lies aus der Sammlung des Österreichischen Bundesinstituts für den wissenschaftlichen Film (ÖWF) kann begeistern, weil er so viel Zeitgeist transportiert, obwohl er ganz unspektakulär ist und alltägliche Handlungen dokumentiert.
Die Kärntner Nudel gehört zu den gefüllten Teigwaren, die es rund um den Globus in unterschiedlichsten Variationen gibt. Die älteste bekannte schriftliche Aufzeichnung zur Kärntner Nudel stammt laut Wikipedia aus dem Jahr 1753 aus Spittal an der Drau, von ähnlichen Teigwaren in der Region gibt es aber schon Berichte aus dem 15. Jahrhundert.
Als typische Speise einer bestimmten Region waren die Zubereitung und der Verzehr auch für die Dokumentation in einem ethnologischen Film von Interesse. So wurde 1968 im Almgasthaus Karlbad im Kärntner Nockgebiet eine namenlose und stumme Wirtin – auch das gilt als Zeitdokument für ethnologische Filmpraxis – bei der Zubereitung von Kärntner Nudeln gefilmt. Der Film ist nicht zu vergleichen mit heutigen Kochsendungen, er hat einen fast meditativen Charakter und das genaue Rezept erschließt sich für Kochunkundige nicht. Man bekommt aber detaillierte Anleitung, wie das fertige Gericht dann gegessen werden soll – und einen Einblick in die Ernährungspraxis der 1960er Jahre, als der üppige Genuss von Fett – man beachte den großen Topf mit zerlassener Butter – noch keine Besorgnis kalorienbewusster Konsument_innen ausgelöst hat.
In der Radiogeschichte spielen Schellackaufnahmen eine wichtige Rolle.
Die politische Geschichte Österreichs vor und während des Nationalsozialismus hat sich auch nachhaltig in historische Schallplattenaufnahmen, die im Radio gesendet wurden, eingeschrieben.
An der tragischen Lebensgeschichte des österreichischen Tenors Joseph Schmidt zeigt sich diese Verbindung sehr deutlich.
Johannes Kapeller hört gern Schellacks am Koffergrammophon und interessiert sich für die dahinter verborgenen Geschichten und Anekdoten, die rund um diese Aufnahmen entdeckt werden können.
Der in Czernowitz in der Habsburgermonarchie geborene Joseph Schmidt war einer der ersten Radiostars im deutschsprachigen Mitteleuropa. Der für die Opernbühne als zu klein angesehene Schmidt wurde ab dem Ende der 1920er Jahre vor allem durch Schallplattenaufnahmen und Radioopern zu einer weltweit erfolgreichen Berühmtheit. Am 9. Mai 1933 hatte der Film „Ein Lied geht um die Welt“ im Berliner UFA-Palast am Zoo seine umjubelte Premiere. Am Tag nach der Filmpremiere flüchtete Joseph Schmidt aus Deutschland nach Österreich. Als Jude war ihm bereits ab Februar 1933 der Zugang zu den Radiosendern in Deutschland verwehrt worden. Von 1934 bis 1938 konnte Schmidt noch von Österreich aus arbeiten.
In dieser Zeit war neben anderen Erfolgsliedern Schmidts auch „Ein Lied geht um die Welt“, das 1933 in Deutschland auf Schallplatte aufgenommen wurde, regelmäßig im österreichischen Radio zu hören. Der Film selbst wurde 1934 in einer englischen Variante noch einmal gedreht (ebenfalls mit Schmidt in der Hauptrolle), die deutsche Version wurde im Jahr 1937 im deutschen Reich verboten.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 flüchtete Schmidt über Belgien nach Frankreich, wo er als Deutscher interniert wurde und längere Zeit vergeblich versuchte, in die neutrale Schweiz zu gelangen. Dort angelangt, wurde er, bereits erkrankt, wieder als „illegaler Ausländer“ festgenommen und starb schließlich am 16. November 1942 im Internierungslager Girenbad im Kanton Zürich.
Die in den Archiven erhaltenen Schallplatten von Joseph Schmidt sind sowohl ein Zeugnis für die frühe Radiogeschichte und ihre kulturpolitischen Hintergründe als auch für die tragische Lebensgeschichte eines der größten Radiostars der 1930er Jahre.
Das titelgebende Lied des 1933 erschienen Spielfilms mit Joseph Schmidt in der Hauptrolle war auch auf Schallplatte sehr erfolgreich.
Wie weiß ich, ob meine Files intakt sind? Was kann ich mittels einer Prüfsumme überprüfen? Der Beitrag des Monats Juni beschäftigt sich mit den Möglichkeiten zur Überprüfung der Unversehrtheit von digitalen Files und beantwortet die Fragen, was Prüfsummen sind und warum und wie man sie verwenden sollte.
Marion Jaks beschäftigt sich als digitale Archivarin mit der Langzeitarchivierung unserer Files, frönt dabei noch immer ihrer Leidenschaft der Videoarchivierung, und kann so ihrer Freude an Problemlösungen und technischen Herausforderungen nachgehen.
Die Archivierung von digitalen Files ist eine komplexe, ressourcen- und zeitintensive Angelegenheit. Während Bereiche wie redundante Speicherlösungen oder Software-Lösungen für Langzeitarchivierung von kleinen Institutionen oft nur schwer umsetzbar sind, ist die Erstellung und Verwendung von Prüfsummen sehr einfach zu handhaben und gleichsam sehr sinnvoll und effektiv.
Die Österreichische Mediathek ist darum bemüht, Wissen weiterzugeben und damit neben der eigenen Erhaltungsarbeit einen weiteren Beitrag zum Erhalt des österreichischen digitalen Kulturerbes zu leisten.
Dieser Text hat das Ziel, das Thema „Prüfsummen“ zu beleuchten, die Möglichkeiten aufzuzeigen und sie denjenigen, die diese noch nicht im Einsatz haben, schmackhaft zu machen und die Scheu davor zu nehmen.
Was sind Prüfsummen?
Eine Prüfsumme (engl. „checksum“) ist ein Wert zur Feststellung, ob ein File intakt/unverändert ist („Fileintegrität“). Mittels eines bestimmten Algorithmus (z.B. MD5, SHA256, CRC32 …) wird aus den Ausgangsdaten ein Hashwert (= Prüfsumme) errechnet. Die Prüfsumme erfasst den gesamten Inhalt einer Datei, allerdings nicht den Dateinamen. Eine typische Hashdatei im Algorithmus MD5 hat die Dateiendung „.md5“.
Warum sollte ich Prüfsummen verwenden?
Bei der Erstellung eines Files, das über einen längeren Zeitraum aufgehoben werden soll, kann bitexakt der Ist-Zustand dieses Files dokumentiert werden. Eine Prüfsumme bestätigt, dass das File in demselben Zustand wie zur Erstellung des Hashwerts ist. Nachdem ein File im Rahmen seiner Erhaltung immer wieder auf andere Speichermedien kopiert wird, ist die Garantie der Unversehrtheit eines Files essenziell. Bei Kopiervorgängen kann es zu Problemen kommen: Files können unvollständig geschrieben werden. Je nachdem an welcher Stelle im File eine Veränderung auftritt, kann es (auch abhängig von der Kodierung eines Files) zu unterschiedlichen Konsequenzen kommen. Im schlimmsten Fall ist ein File nicht mehr oder nur zu einem Teil abspielbar bzw. verwendbar; in weniger gravierenden Fällen kommt es bei AV-Files zu „Löchern“ oder „Freezes“ oder visuell/akustisch wahrnehmbaren Artefakten im File.
Wie kann ich Prüfsummen verwenden?
Es gibt zahlreiche Programme, die Prüfsummen erstellen und überprüfen können. Hier wird man bei OpenSource-Programmen gut fündig. In der Österreichischen Mediathek werden TotalCommander und Hashcheck Shell-Extension auf Windows PCs verwendet; auf Linux-Rechnern „md5sum“. Es können alle Programme verwendet werden, die mit dem gewählten Prüfsummen-Algorithmus (z.B. MD5, SHA256, CRC32, …) umgehen können.
Prüfsummen können nicht nur für Einzeldateien, sondern auch für ganze Ordnerinhalte inklusive der Inhalte in Subfoldern erstellt werden.
mittels HEX-Editor
Für Spezialist*innen und Commandline-User*innen: framemd5 und streamhash
Prüfsummen können auch auf Teile eines Files angewandt werden. Im AV-Bereich sind hier zwei Arten von Checksummen besonders interessant: „framemd5“ und „streamhash“ via FFmpeg. Das Multimedia-Framework FFmpeg bietet die Möglichkeit MD5-Prüfsummen für jeden Audio- und Videoframe zu erstellen.
Mit diesem Wert können fehlerhafte Frames exakt identifiziert werden. Eine zweite Anwendung für framemd5 ist die Überprüfung der Erstellung verlustfreier Archivkopien. Hierzu bietet allerdings FFmpeg’s streamhash eine effiziente Alternative. Streamhash liefert als Output Prüfsummen für den Video-Stream und den oder die Audio-Streams.
Die Oper Les Troyens von Hector Berlioz gilt als DIE große Herausforderung für das Musiktheater. Die Österreichische Mediathek beherbergt einen dieser ambitionierten Versuche, Les Troyens auf die Bühne zu bringen: nämlich die Inszenierung von Herbert Wernicke für die Salzburger Festspiele 2000.
Nach langjähriger Tätigkeit im Theater- und Performancebereich ist Lejla Mehanovic nun für die Digitalisierung der analogen Videobestände der Österreichischen Mediathek zuständig – wenig überraschend mit Vorliebe für Videodokumentation von Theater- und Performancearbeiten. Außerdem ist sie ein großer Star Trek-Fan.
Irgendwo zu Beginn von Star Trek: Der erste Kontakt wird die Stille des Weltalls unterbrochen durch die Klänge einer Oper, die den Bereitschaftsraum der Enterprise zum Erbeben bringen. Daran anschließend fasst Captain Picard den schwerwiegenden Entschluss, sich den Befehlen der Sternenflotte zu widersetzen und die Enterprise in den Kampf gegen die übermächtigen Borg zu führen. Was vordergründig als bloß musikalische Untermalung wirkt, ist tatsächlich eine wunderbare Vorwegnahme dieser Entscheidung, einer ‚höheren‘ Pflicht zu folgen, möge sie noch so aussichtslos scheinen. Denn das Lied, das Picard zuvor hört und welches ihn zu diesem Entschluss bewegt, ist Vallon Sonore aus der Oper Les Troyens von Hector Berlioz. Der französische Komponist lässt darin den Matrosen Hylas über die Heimat träumen, die er niemals wieder sehen wird, unmittelbar bevor die geflohenen Trojaner beschließen, Karthago zu verlassen, um ihrer ‚höheren‘ Pflicht zu folgen: dem prophetischen Auftrag, in Italien ein neues Reich zu gründen.
Geschrieben nach Vergils Aeneis thematisiert Les Troyens die Zerstörung Trojas und die Flucht der Überlebenden nach Karthago aus der Sicht zweier Frauen: Kassandra in Troja und Dido in Karthago. Der eigentliche Titelheld der Oper ist aber das Kollektiv. Les Troyens ist die Geschichte von Geflohenen, denen ein unverschuldetes Schicksal gemein ist. So überrascht auch nicht, dass Les Troyens von überwältigenden Chorszenen strotzt – etwas, das für Opern eher ungewöhnlich und mitunter einer der Gründe ist, warum diese Monumentaloper so selten aufgeführt wurde.
Die Österreichische Mediathek beherbergt einen dieser ambitionierten Versuche, Les Troyens auf die Bühne zu bringen. Meine Wahl fällt dabei gezielt auf die Dokumentation der Generalprobe. Auch wenn sie dem Live-Erlebnis nie gerecht werden kann, bietet das Video dennoch einen Einblick in den Probenprozess dieser Arbeit, welche die Geschichte vom Untergang einer Zivilisation schildert, vom Krieg und seinen Gräueln erzählt und letztlich ein immer noch aktueller Appell an die Humanität ist.
Von 5.-10. Mai 1969 besuchte die britische Königin Elizabeth II zusammen mit ihrem Ehemann Prinz Philip und ihrer Tochter Prinzessin Anne Österreich, was großes mediales Aufsehen hervorrief. Im Geburtsmonat der verstorbenen Queen soll anhand zweier Radiobeiträge an den einzigen Österreichbesuch der Monarchin erinnert werden – und vor allem an die Menge an Wirbel, den diese Reise in der Alpenrepublik ausgelöst hat.
Jasmin Hilbert ist Mitglied des Sammlungs- und Webteams der Österreichischen Mediathek, interessiert sich für die Bewahrung historischer/medialer Bestände und ist bekennende Royalistin – zumindest, wenn es um den Kult rund um die britische Königsfamilie geht.
Als im Frühjahr 1969 die englische Königin als erstes britisches Staatsoberhaupt seit 61 Jahren österreichischen Boden betrat, hat dies das Land in hellen Aufruhr versetzt. Sowohl die Ankunft in Wien als auch die folgenden Stationen des fünftägigen Österreichbesuchs wurden live mittels des im selben Jahr eingeführtem Farbfernsehen im ORF ausgestrahlt – doch dank der detailverliebten Beschreibung der Radiojournalisten wird, wie in den ausgewählten Beispielen zu hören ist, eine Fernsehübertragung beinahe überflüssig.
In diesem Beitrag sollen zwei ausgewählte Radiomitschnitte aus dieser Zeit präsentiert werden. Neben der Erläuterung der royalen Garderobe und der Aufregung der Landesbevölkerung, die in den Audiobeispielen nicht überhört werden kann, lohnt es sich nämlich auch, ein Augen- bzw. Ohrenmerk auf die Schilderung der Menge an Vorbereitung zu legen, die diesem Ereignis vorausgegangen sind. So wurde beispielsweise beim Besuch der Queen im Marschallhof nichts dem Zufall überlassen. Der soziale Wohnbau, den die Queen gemeinsam mit dem Bürgermeister Bruno Marek besichtigte, wurde bereits ein halbes Jahr vor ihrem Besuch auf Vordermann gebracht: Blumen wurden eigens für diesen Anlass gepflanzt, Fußböden neu verlegt, Aufzüge errichtet und der Zufahrtsweg neu asphaltiert.
Während man in der Staatsoper kurzfristig den Spielplan abwandeln konnte und sowohl gespielte Oper als auch Besetzung spontan änderte, zeigt sich bei der Ankunft der britischen Königin am Hauptbahnhof in Innsbruck, dass trotz mannigfaltiger Vorbereitungen durchaus auch etwas schief gehen kann: Aufgrund technischer Abweichungen zum bereits Tage zuvor geübten Ablauf rollte der Salonwagen der Königin kurzerhand am eigens für sie ausgerollten roten Teppich vorbei und kam erst einige Wagenlängen von ihrem Empfangskomitee entfernt zum Stehen, sodass die gesamte Garnitur zurückgeschoben werden musste. - Ein Moment, der im Radio gekonnt überspielt wurde – und der Landesbevölkerung dennoch lange in Erinnerung bleibt!
„Achtung, Achtung, es spricht …“. Wahlpropaganda 1930 und 1949. Sozialdemokratische und ÖVP-Wahlreden auf Schellack-Schallplatten.
Aus der Zeit vor seiner Pensionierung erinnert sich Rainer Hubert an eine Reihe wichtiger Archivbestände der Mediathek – darunter die hier präsentierten Schallplatten.
Im Archiv der Österreichischen Mediathek finden sich – im „Wahljahr 2024“ wohl besonders interessant – zwei herausragende Bestände an Schallplatten, die Wahlreden enthalten. – Der eine umfasst zehn sozialdemokratische Wahlreden vor der letzten Nationalratswahl der Ersten Republik im Jahre 1930, der andere acht Wahlreden von vier ÖVP-Politikern zur zweiten Nationalratswahl der Zweiten Republik im Jahre 1949.
Im Jahr 1930 – und auch noch 1949 – waren große Wahlversammlungen mit Reden von Politikern (sehr selten Politikerinnen) üblich. Die Breitenwirkung solcher Reden ließ sich durch die Herstellung von Schallplatten sehr vergrößern, weil diese bei sehr viel mehr Gelegenheiten einsetzbar waren. 1930 war dies ein moderner Gedanke, was sich daraus ersehen lässt, dass in Deutschland erst zwei Jahre später die „Erste Adolf-Hitler-Schallplatte“ aufgelegt wurde.
Es ist nicht überraschend, dass die wichtigsten Exponenten der beiden Parteien vor das Aufnahmemikrophon geladen wurden: 1930 unter anderen die sozialdemokratischen Politiker Otto Bauer, Karl Renner, Robert Danneberg und Adelheid Popp, 1949 die vier ÖVP-Politiker Felix Hurdes, Alphons Gorbach, Louis Weinberger und Karl Gruber. Von den insgesamt 18 Einzelreden werden hier sechs „Kostproben“ angeboten (die restlichen Aufnahmen sind über den Katalog abrufbar!).
Der Tenor der Aussagen aus dem Jahr 1930 lag auf einer Analyse der Weltwirtschaftskrise und der instabilen inneren Situation in Österreich – mit Arbeitslosigkeit, Korruption und politischen Kampfverbänden wie der Heimwehr. Die bürgerliche Regierung wurde scharf kritisiert und die Bedrohung durch den Faschismus herausgestrichen.
Die ernste Warnung vor einer möglichen bevorstehenden Bedrohung kennzeichnet auch die ÖVP-Wahlreden in der Nachkriegssituation des Jahre 1949, in Zeiten vierfacher Besetzung Österreichs und der Bildung des „Ostblocks“ in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Gefahr des Kommunismus wurde eindringlich beschworen. Statt Klassenparteien sollte die Volkspartei und damit die innere Einigkeit gewählt werden.
für die Nationalratswahl vom 9. Oktober 1949
für die Nationalratswahl vom 9. Oktober 1949
für die Nationalratswahl vom 9. November 1930
für die Nationalratswahl vom 9. November 1930
für die Nationalratswahl vom 9. November 1930
für die Nationalratswahl vom 9. Oktober 1949
Bei der Durchführung von lebensgeschichtlichen Interviews für die Oral History-Sammlung MenschenLeben stößt das Projektteam immer wieder auf Biografien und Erzählungen zu bisher kaum bekannten Aspekten österreichischer Zeitgeschichte. So auch beim Interview mit Christine Scherzer, die dem Projekt als „erste Frau beim Bundesheer“ vermittelt wurde – und zwar lange bevor am 1. April 1998 die ersten neun Frauen offiziell eingerückt sind.
Michael Maier ist Projektmitarbeiter und Interviewer bei der Sammlung MenschenLeben und hat als junger Mann familiär bedingt – sein Vater ist Vizeleutnant des Österreichischen Bundesheeres im Ruhestand – selbst einmal kurz mit einer militärischen Karriere geliebäugelt.
Die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Frau Scherzer hat den Autor dieses Textes insofern fasziniert, hat er doch justament zu diesem Zeitpunkt rund um die Öffnung des Heeres für Frauen seinen Präsenzdienst abgeleistet und noch als „Wehrmann“ (daraus wurde damals dann der geschlechtsneutrale Dienstgrad „Rekrut“) die Aufregung in Bezug auf die neuen Kameradinnen hautnah miterlebt…
Die militärische Laufbahn der gelernten Bürokauffrau Christine Scherzer, die auch über mehrere Ausbildungen im Bereich Gastronomie und Tourismus verfügt, beginnt 1994, als sie zufällig den Kommandanten der Bolfras-Kaserne Mistelbach trifft, und sich dieser, nach ihrem Bekunden zum Bundesheer zu wollen, scherzhafterweise einverstanden gibt. Mit Rückendeckung durch den damaligen Verteidigungsminister Werner Fasslabend gelingt es ihr tatsächlich, einen Einberufungsbefehl zu erwirken, und rückt so am 16. Juni als alleinerziehende dreifache Mutter im Alter von 40 Jahren zum Grundwehrdienst ein. Einerseits kommt Christine Scherzer damit ihrem Ziel, die männliche Bastion Bundesheer für Frauen zu öffnen, einen ersten Schritt näher, andererseits ist ihre Zeit als Soldatin auch von vielen Widrigkeiten und massiven sexistischen Anfeindungen geprägt. Nicht nur, dass das Heer nicht auf Frauen vorbereitet war, muss sie die ersten zwei Jahre ihrer Dienstzeit ohne Sold auskommen und ist daher gezwungen, für den Lebensunterhalt ihrer Familie abends als Kellnerin zu arbeiten. Mit viel Durchsetzungsvermögen und unter größten Anstrengungen schafft sie es, unter anderem auch mit dem von ihr gegründeten Verein „Frauen freiwillig zum österreichischen Bundesheer FzBH“, ihr Anliegen in der Öffentlichkeit publik zu machen. Frau Scherzer sieht sich damit auch in einer Tradition weiblicher „Vorkämpferinnen“ für Frauenrechte.
Das gesamte Interview mit Christine Scherzer ist bis 2038 gesperrt. Eine Nutzung für wissenschaftliche Forschung, universitäre Lehre, Schul- und Unterrichtsgebrauch sowie Erwachsenenbildung ist allerdings nach Rücksprache mit Frau Scherzer auch vor 2038 möglich.
Richard Strauss, der große Opernkomponist, war auch Meister der Sinfonischen Dichtung. „Eine Alpensinfonie“ op. 64, vom ihm selbst 1941 dirigiert, ist ein Paradebeispiel des Genres, aber auch ein Beispiel für die Materialität von Schellackplatten.
Anton Hubauer ist „Allrounder“ der Österreichischen Mediathek. Von Webausstellungen, Sammlungsevaluierung, Digitalisierung und Katalogisierung bis zum Publikumsbetrieb reicht sein Aufgabenbereich.
Die 9 Sinfonischen Dichtungen von Richard Strauss, darunter „Tod und Verklärung“ op. 24 oder „Also sprach Zarathustra“ op. 30, zählen zu den Höhepunkten der Tondichtung, der Programmmusik.
Zu diesem Genre zählt auch „Eine Alpensinfonie“ op. 64 aus dem Jahr 1915. Strauss begann die Arbeit daran im Jahr 1900, dem Todesjahr von Friedrich Nietzsche, der den Komponisten stets inspirierte, am stärksten wohl bei „Also sprach Zarathustra“. In der Alpensinfonie beschreibt Strauss eine Bergwanderung, die zugleich ein Menschenleben ist.
1941 spielte die Bayrische Staatskapelle unter seiner Leitung das Werk ein. Das Verhältnis von Strauss zum NS-Regime war ambivalent, er blieb in Deutschland, war Leiter der Reichsmusikkammer, aber Reichs-Propagandaminister Goebbels war über Strauss zutiefst erbost als der Komponist 1935, bei der Uraufführung der Oper „Die schweigsame Frau“, zu seinem Librettisten Stefan Zweig stand.
Grund für meine Auswahl ist aber nicht nur die ideale Einspielsituation – der Komponist als Dirigent - sondern es sind auch die elf Seiten von sechs Schellacks, die dafür notwendig waren. Zwei Kilo Material für 44 Minuten, praktisch alle späteren Einspielungen bekannter Dirigenten sind länger. Das Anhören des Schellack-Albums war mit sechs Plattenwechsel und elf Seitenwechsel beinahe so sportlich, wie die beschriebene Wanderung. Als Vinyl-Platte genügt ein Seitenwechsel und in Zeiten der CD, ja der gestreamten Musik sind diese Unterbrechungen unvorstellbar geworden.
Nacht - Sonnenaufgang
Der Anstieg - Eintritt in den Wald
Eintritt in den Wald - Wanderung neben dem Bache - Am Wasserfall - Erscheinung
Auf blumigen Wiesen - auf der Alm - Durch Dickicht und Gestrüpp auf Irrwegen
Auf dem Gletscher - Gefahrvolle Augenblicke - Auf dem Gipfel
Auf dem Gipfel - Vision
Vision - Nebel steigt auf - Elegie
Elegie - Stille vor dem Sturm - Gewitter und Sturm - Abstieg
Gewitter und Sturm - Abstieg - Sonnenuntergang
Ausklang
Ausklang (Schluss)