Nachdem die Zweite Republik durch den Abschluss des Staatsvertrages die volle Souveränität erlangt hatte, sah man sich außenpolitisch als ein Mittler, ein ehrlicher Makler, zwischen den beiden Machtblöcken des Kalten Krieges.
Österreich spielte dadurch in den 60er-, 70er- und frühen 80er-Jahren eine Rolle auf dem diplomatischen Parkett, die der Größe und dem tatsächlichen Einfluss des Landes nicht wirklich entsprach.
Aber sowohl die USA als auch die UdSSR griffen oft und gerne auf diesen Vermittler zurück.
Vom Beschluss, den ständigen Sitz der IAEA, der Internationalen Atomenergie-Organisation, in Wien zu errichten, über das Treffen Kennedy-Chruschtschow bis hin zur Unterzeichnung des SALT-II-Vertrages durch Carter und Breschnew in Wien, stand die kleine Alpenrepublik öfters im internationalen politischen Rampenlicht.
Innenpolitisch galt es, die Aufbauarbeit der Wirtschaft fortzusetzen.
Die verschiedenen großkoalitionären Kabinette zwischen ÖVP und SPÖ erstarrten dabei allerdings immer mehr im Proporz.
Alfons Gorbach war der letzte Bundeskanzler einer klassischen Proporz-Regierung zwischen Rot und Schwarz.
Als eine Art politische Gegenbewegung dazu kann vielleicht zuerst die ÖVP-Alleinregierung unter Josef Klaus in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre und danach die lange Zeit der SPÖ-Alleinregierungen unter Bruno Kreisky von 1971 bis 1983 verstanden werden.
Besonders die Zeit von Bundeskanzler Kreisky führte zu einer gesellschaftlichen Veränderung im Land, die nicht mehr einfach umgekehrt werden konnte.
Die Gesellschaft entwickelte sich zur Zivilgesellschaft, Misstrauen und Skepsis gegenüber den althergebrachten Formen der Politik, der Wirtschaft und des Zusammenlebens hielten auch in Österreich – mit ein klein wenig Verspätung – Einzug.
Österreich machte allerdings auch mit dem internationalen Terrorismus erste Bekanntschaft, die Präsenz des Landes in der internationalen Politik rückte die Zweite Republik in den Blickwinkel unerwünschter Beobachter mit mehr als dunklen Hintergedanken.