"Deutschösterreich", so lautete zuerst der Name der Republik. Den erwünschten und erhofften Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich verhinderten die Siegermächte des Ersten Weltkrieges 1919 im Friedensvertrag von St. Germain, nicht der Unabhängigkeitswille der Österreicher. Artikel 88 sah ein Unabhängigkeitsgebot für Österreich vor."Deutschösterreich, du herrliches Land" hieß die Hymne, welche zwischen 1920 und 1929, zwar nicht offiziell, aber irgendwie doch als Nationalhymne der Ersten Republik angesehen wurde. Der Name "Deutschösterreich" für die neue Republik war ebenfalls von den Siegern des Ersten Weltkriegs verboten worden, "Republik Österreich" lautete der Landesname. Keiner konnte sich so recht vorstellen, wie dieser Nachfolge-Klein-Staat der großen alten Donau-Monarchie funktionieren sollte, ja wie er überhaupt überleben könnte.
Beinahe von Anfang der Republik an standen sich das bürgerliche Lager und die Sozialdemokraten feindlich gegenüber. Der in den 30er-Jahren immer mehr erstarkende Nationalsozialismus, mit klarer Orientierung zur "Heimkehr ins Reich", sollte den Untergang der Ersten Republik besiegeln, er hat ihn aber nicht alleine zu verantworten. Noch 1930 war der Anschluss an Deutschland, allerdings an die Weimarer Republik, ein Ziel der Sozialdemokraten in Österreich und Karl Renners "Ja" zum Anschluss 1938 kam auch nicht zufällig zustande.
Karl Seitz, Michael Hainisch und Wilhelm Miklas hatten dieses schwere, aber kaum dankbare Amt in der Zeit von 1919 bis 1938 nacheinander inne. Keiner der drei Männer griff einmal entschieden in das poltische Leben der Republik ein, schon damals hatten Bundespräsidenten Bänder durchzuschneiden und nicht Politik zu machen, obwohl ihnen seit der Verfassungsreform von 1929 auf dem Papier wichtige Kompetenzen zukamen.
Bundespräsident in einem solchen Land zu sein war keine leichte Aufgabe. Die Gräben zwischen der im politischen Kampf entzweiten Bevölkerung wurden nicht kleiner, das Gegenteil war der Fall. Der Bundespräsident als eine Symbolfigur für die Einigkeit des Landes stand auch im Schatten eines andern Mannes, der die Geschicke Österreichs von 1848 bis 1916 gelenkt hatte. Viele Österreicher trauerten Kaiser Franz Joseph nach, so wie man sich wehmütig an die eigene Jugend erinnert.