Der Auseinandersetzung mit der Methode der Oral History blieb der Zeithistoriker Gerhard Jagschitz bis zu seinem Lebensende treu. Nach seiner Pensionierung an der Universität Wien begründete er 2008 in Kooperation mit der Österreichischen Mediathek das Projekt MenschenLeben, das er bis zu seinem Tod im Juli 2018 leitete.
Gerhard Jagschitz über die Erinnerung im lebensgeschichtlichen Interview und die Herausforderung der Oral History als historisches Quellenmaterial
In einem letzten Interview für die Österreichische Mediathek am 4. Juli 2018 nahm er noch einmal ausführlich zu seinen Grundsätzen im Umgang und in der Durchführung mit lebensgeschichtlichen Interviews Stellung. Der Pionier der Oral History spricht unter anderem über den zweifelhaften Wahrheitsgehalt von persönlichen Erinnerungen oder die Relevanz einer guten Vorbereitung und einer methodisch geleiteten Interviewführung. Sein kritischer Anspruch ist hier ebenso hörbar wie seine Leidenschaft für die historische Quelle und die Menschen und ihre Geschichten.
Gerhard Jagschitz über ethische Grenzen als Interviewer_in und den Umgang mit Lücken und Stereotypen in lebensgeschichtlichen Erzählungen
Gerhard Jagschitz über die Relevanz der verschiedenen Phasen im lebensgeschichtlichen Interview
Gerhard Jagschitz über die Notwendigkeit der guten Vorbereitung eines Interviews und dem Stellenwert des Einfühlungsvermögens der interviewenden Person.
Gerhard Jagschitz über die Darstellungsformen der eigenen Lebensgeschichte, die sich jeder Mensch zurecht legt
Als Referenz zu Gerhard Jagschitz' Aussagen sind neben dem Beginn eines Interviews, das er selbst geführt hat, einige Ausschnitte aus Erzählungen aus der Sammlung MenschenLeben abrufbar.
Beginn des Interviews von Gerhard Jagschitz mit Prinz Leopold zu Schaumburg-Lippe am 23.05.1992
Hilde Menzel, geboren 1919 in Wien, erzählt im lebensgeschichtlichen Interview, wie sie ihren späteren Mann während eines Fliegeralarms kennengelernt hat.
Helga Feldner-Busztin, geboren 1929 in Wien, erinnert sich daran, wie sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft als 9-Jährige von ihrer Schule verwiesen wurde.
Wilhelm Heiner Herzog, geboren 1940 in Graz, erzählt im Rahmen eines MenschenLeben-Interviews darüber, wie ihn sein Vater als Bub geschlagen hat.
Gottfried Leitner, geboren 1921 in Allerheiligen im Mürztal, berichtet vom Christbaumschmuck in seiner Kindheit und dem traditionellen Heringsalat am Heiligen Abend.
Text und Auswahl: Tina Plasil-Laschober und Johanna Zechner, 2021