Das Jahr 1968 und die Folgejahre waren weltweit eine Zeit der Proteste, Revolten und Revolutionen. Während in den USA der Vietnamkrieg junge Menschen zu zivilem Ungehorsam motivierte und in der Tschechoslowakei sich die Menschen im „Prager Frühling“ für eine Demokratisierung des Landes erhoben, protestierten die Jungen in Österreich und Deutschland gegen überholte soziale Strukturen und verklemmte Gesellschaftsbilder, gegen den verkorksten Umgang mit der NS-Vergangenheit und für die „freie Liebe“. Frauen gingen auf die Straße, um auf die Ausbeutung von Frauen am Arbeitsmarkt, deren unbezahlte Hausarbeit und die patriarchale Familienpolitik aufmerksam zu machen und um ihre Rechte auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und über ihre Karriere und ihre Familie zu erkämpfen. Die 1970er Jahre waren in Österreich nicht zuletzt von der sozialdemokratischen Politik Bruno Kreiskys geprägt, der von 1970 bis 1983 Bundeskanzler war. Wirtschaftlich folgte auf den großen Aufschwung der 1960er Jahre und der damit einhergehenden Entscheidung, „Gastarbeiter“ aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei nach Österreich zu holen, 1973 die Erdölkrise mit dem autofreien Tag und einem Stopp in der „Gastarbeiter“-Werbung.
Das Jahr 1968 hat Erika Wöss in ihren frühen 30ern erlebt: Sie erzählt von realisierten und nicht realisierten Kunstprojekten, von der scheinbar „freien“ Liebe, die nicht selten belastende Formen annahm. Sie spricht von der Aktion „Kunst und Revolution“ von Günter Brus und Otto Muehl im Neuen Institutsgebäude der Wiener Universität und von anderen Formen des Aufbegehrens gegen den Staat und die Obrigkeit. Ihr sei das Politische daran, die Idee des Aufbruchs von gesellschaftlichen Strukturen und das Aufbegehren gegen den gesellschaftlichen Umgang mit der NS-Vergangenheit, erst viel später bewusst geworden.
Josefine Kaschitz nahm sich von der Arbeit extra frei, um die Übertragung der Mondlandung im Fernsehen mitverfolgen zu können. Die Mondlandung war das bislang größte Fernsehereignis, das etwa 600 Millionen Zuschauer/innen weltweit vor die Bildschirme lockte und den Fernseher endgültig zum Massenmedium werden ließ. Der ORF berichtete über 28 Stunden live vom erfolgreichen Flug der Apollo 11 und Neil Armstrongs ersten Schritten auf dem Mond.
Die in Zell am See als „Madame Kino“ bekannte Anny Mayer-Schönberger eröffnete 1970 zusätzlich zu ihrem Kinobetrieb und einem Porzellangeschäft ein Blumengeschäft mitten im Zentrum von Zell am See. Sie erzählt von den neuen Herausforderungen, die das Geschäft mit sich brachte: Das Blumenbinden etwa oder der Valentinstag, der auch heute noch und wohl nicht nur in Österreich zu den umsatzstärksten Tagen des Blumenhandels zählt.
Die Tradition, Eisblöcke an Wirte, Fleischhauer und Greißler, aber auch Privathaushalte zu liefern, die im stromlosen Eisschrank Lebensmittel für einige Tage kühlten, endete in den 1970er Jahren endgültig, nachdem sich der elektrische Kühlschrank in den Haushalten der meisten Gesellschaftsschichten etabliert hatte. Bereits in den 1950er Jahren besaßen die ersten Privaten das Luxusgut, seit den 1960er Jahren stieg der Kauf von Kühlschränken massiv an und 1970 standen bereits in sieben von zehn Haushalten der eigene elektrische „Eiskasten“. Die Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen Wien gibt es übrigens immer noch: Sie stellen heute Eisblöcke für Künstler/innen sowie Wassereis für die Kühlung von Getränken und Lebensmitteln bei Veranstaltungen her.
Zur Zeit des Wirtschaftsbooms und des Arbeitskräftemangels in den 1960er Jahren entschied sich der österreichische Staat, im Ausland um Arbeitskräfte, die sogenannten Gastarbeiter, zu werben. Nach dem „Anwerbeabkommen“ zwischen Österreich und der Türkei 1964 wurde in Istanbul eine „Österreichische Kommission“ der Wirtschaftskammer eingesetzt. Österreichische Unternehmen konnten über diese Kommission Arbeitskräfte nach ihren Wünschen anfordern, die dann einen mühevollen Auswahlprozess inklusive Gesundenuntersuchung über sich ergehen lassen mussten. Die meisten Arbeiter/innen aus der Türkei kamen im Jahr 1970 nach Österreich, um hier vor allem als Hilfsarbeiter/innen eingesetzt zu werden. Wegen der Erdölkrise Anfang der 1970er Jahre erließ die Regierung 1973 einen Aufnahmestopp.
Das Leben in der Otto-Muehl-Kommune sagte ihr nach ihrem ersten Besuch sofort zu: Amalia Rausch blieb.
Sie spricht über ihre Motivation, freie Sexualität, Kunst und Therapie auszuloten sowie über die aufregenden Erfahrungen und Überforderungen des Kommunenlebens.
Am Ende des Ausschnittes spricht sie auch ihre Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen mit Otto Muehl an. Muehls Utopie der freien Sexualität scheiterte nicht zuletzt an der diktatorischen Rangordnung, den schweren sexuellen Übergriffen und dem sexuellen Kindesmissbrauch Muehls.
1991 wurde Otto Muehl wegen Vergewaltigung und anderen Vergehen zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Thomas Rihl schwärmt vom Freibad seiner Kindheit. Die einzige nicht zu unterschätzende Hürde war für ihn und seinen Bruder jedoch stets das Eintrittsgeld, das seine mittellose Familie nicht aufbringen konnte. Er erzählt von den verschiedenen mehr oder weniger kreativen Möglichkeiten, diese Hürde zu überwinden.
Edith Traub erinnert sich, dass Frauen bis ins Jahr 1975 die Zustimmung ihres Mannes benötigten, um einer Lohnarbeit nachgehen zu können. Um ihren Unmut über diese ungleiche Bestimmung kundzutun, sprach Edith Traub persönlich mit Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) am Telefon. Und tatsächlich wurde kurz darauf, im Jahr 1975, die Familienrechtsreform erlassen, die Frauen und Männer rechtlich gleichstellte. Ab diesem Zeitpunkt benötigten Frauen die Zustimmung des Mannes nicht mehr.
1975 wurde ein weiterer Meilenstein für die Rechte der Frauen im Parlament beschlossen: Der Schwangerschaftsabbruch bis zum dritten Monat wurde entkriminalisiert und Abtreibungen konnten legal und damit sicherer für die Frauen durchgeführt werden. Ein Erfolg, der zu großen Teilen der zweiten Frauenbewegung zuzuschreiben ist, die sich seit den späten 1960er Jahren formiert und lautstark unter dem Motto „Mein Bauch gehört mir!“ ihr Anliegen demonstriert hatte.
Die Besetzung des zum Abriss freigegebenen Auslandsschachthofes St. Marx, um dort ein selbstverwaltetes Kulturzentrum einzurichten, schätzte Herbert Loitsch anfangs als wenig erfolgreich ein. Er glaubte, dass die Besetzung nicht länger als einen Tag halten würde. Es kam dann aber anders als vermutet: Die Arenabesetzung dauerte den ganzen Sommer an. Auch wenn der besetzte Auslandsschlachthof letztendlich abgerissen wurde, war doch eine basisdemokratische, künstlerisch-politische Szene entstanden, die eine ganze Generation prägte und ihre Fortsetzung in der Anti-AKW-Bewegung, im Wiener WUK, in Hainburg und Hausbesetzungen fand. Das „Anti-Schleifer-Fest“ am 27. Juni 1976, das Herbert Loitsch in dem Ausschnitt erwähnt, war eine Protestveranstaltung gegen Gewalt im Bundesheer. Es traten unter anderem die „Schmetterlinge“ auf, die die Demonstrierenden dazu aufriefen, in die Arena zu kommen und zu bleiben. Letztendlich entschied sich auch Herbert Loitsch fürs Bleiben, für die Arenabesetzung und gegen die Reise nach Indien, die seine Freunde letztlich ohne ihn unternahmen.
Clavis (Pseudonym) erzählt von den verschiedenen Flippermodellen Ende der 1970er Jahre. Besonders die unterschiedlichen Klangkulissen der Flipper, die er als frühe Synthesizer charakterisiert, haben ihn geprägt und sind ihm in bleibender Erinnerung.