Andreas Huemer ist Landesbeamter in der Verwaltung und lebt in Wels/Oberösterreich. Er sammelt seit mehreren Jahrzehnten Hörspiele und Theateraufnahmen. Die Österreichische Mediathek bewahrt einen Teil der von ihm gesammelten Aufnahmen.
Andreas Huemer bezeichnet sich im Interview selbst als „Kassettenkind“.
Von der anfänglichen Märchenkassette als 3-Jähriger war es bei ihm nur ein kurzer Weg zu den ersten selbst gekauften Hörspielkassetten. Sprachaufnahmen und Literatur interessierten ihn immer schon mehr als Musik. Mit der eigenen Hörspielkassette konnte er sich aussuchen, was er wann und wo anhören möchte und bekam das Ganze noch dazu mit verteilten Rollen präsentiert. Die Liebe zum Hörspiel dauert bis heute an. Hinzu kam ein großes Interesse für historische Theateraufnahmen und deren Hörspielfassungen.
Seine eigene Sammlung besteht in erster Linie aus Hörspielen, hinzu kommen noch Features, Lesungen, Radiomitschnitte und eigene Aufnahmen. Andreas Huemer ist ein regelmäßiger Besucher und Kenner des Onlineauftritts der Österreichischen Mediathek. Seit Sommer 2019 wird auch ein Teil seiner Sammlung in der Österreichischen Mediathek archiviert.
Tonmitschnitt der Uraufführung vom 4. November 1988
"Hier hat man die seltene Gelegenheit, ein Schauspiel mitzuerleben, dass sich vorwiegend abseits des Bühnengeschehens im Zuschauerraum abspielte: Aufgeheizt durch die kontroversielle Vor-Berichterstattung zum Stück trafen diverse (politische) Gesellschaftsgruppen mit gezielten Stör- und Zwischenrufaktionen während der gesamten dreieinhalbstündigen Aufführung mit den Befürwortern von Stück und Autor aufeinander. Hinzu kamen weitere unfreiwillig komische Momente: Nachdem beispielsweise ein Zuschauer mit einem Zwischenruf die damals noch junge neue Burgtheaterintendanz geschmäht hatte, nahm Schauspieler Wolfgang Gasser seinen durch diesen Zwischenruf unterbrochenen Monolog mit den Worten „Kann sein …“ wieder auf, was das Publikum auf diese Schmähung bezogen hat und deshalb in schallendes Gelächter ausbrach. „Programmgemäß“ wurde der 30-minütige Schlussapplaus von heftigen Buh- und Bravorufen begleitet."
"Ihr Wirken lässt sich bei vielen legendären Theaterschauspielern nur mehr durch Rollenfotos belegen. In wenigen Fällen existieren zusätzlich noch Tonaufnahmen auf Schallplatte und in Hörspielen, welche die Möglichkeit bieten, die oftmalige Einzigartigkeit der Rolleninterpretation auch akustisch nachvollziehbar zu machen. Exemplarisch sei auf solche Hörspielaufnahmen mit dem Schauspieler Raoul Aslan hingewiesen, bei welchem nicht nur dessen jahrzehntelanges Wirken am Wiener Burgtheater und daraus resultierende Anekdoten legendär sind, sondern der auch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg für kurze Zeit die Leitung des Burgtheaters übernommen hat. Seine Partner im Hörspielfragment „Julius Caesar“ sind Albin Skoda und Ewald Balser."
Das Hörspiel wurde am 22. April 1952 vom amerikanischen Besatzungssender Radio Rot-Weiß-Rot übertragen. Rot-Weiß-Rot sendete von 1945 bis 1955. Vom Programm dieses Senders sind nur mehr wenige Originalaufnahmen erhalten, die in der Österreichischen Mediathek gesichert werden.
Oskar Werner in König Heinrich V. (1961, Registrierung erforderlich)
Die Österreichische Mediathek digitalisiert und archiviert seit 2013 in Kooperation mit dem Burgtheater deren Sammlung von Premierenmitschnitten von 1955 bis heute.
Um Aufnahmen aus dieser Sammlung anhören zu können, ist eine persönliche Anmeldung erforderlich. Nach der Freischaltung steht die Aufnahme online für 8 Tage zum Nachhören zur Verfügung.
"Für viele gilt der österreichische Schauspieler Oskar Werner in seiner Einzigartigkeit als einer der besten seiner Generation, wenn nicht sogar des 20. Jahrhunderts. Dies ist auch in vielen Interviews mit Schauspielkollegen nachzuhören: Harald Juhnke, Heinz Reincke, Elfriede Ott, Karl Merkatz, Erika Pluhar, Sonja Sutter, Inge Konradi, Miguel Herz-Kestranek, Klausjürgen Wussow, Gert Westphal, Heinrich Schweiger, Matthias Fuchs, Peter Matic u.v.m. Mögen solche Einschätzungen natürlich immer eine stark subjektive Komponente haben, ist doch bemerkenswert, dass selbst 35 Jahre nach dessen Tod gerne und vielfach auf diesen Mimen Bezug genommen wird und er nach wie vor seine Anhängerschaft hat. (Dies trifft auch auf mich zu). Das Bühnenwirken dieses Künstlers ist akustisch leider kaum dokumentiert. So ist es ein Glücksfall, dass das Wiener Burgtheater ab Ende der 1950er Jahre begonnen hat, Aufführungen zumindest auf Tonband mitzuschneiden. Aus diesem Grund sind die vier letzten Burgtheaterauftritte von Oskar Werner der Nachwelt erhalten geblieben. Obwohl Werner in seinen wesentlichen Bühnenrollen fast ausschließlich den Tragöden gab, bot ihm „Heinrich V.“ Gelegenheit, auch sein komödiantisches Talent zur Geltung zu bringen; beispielsweise, wenn er gegen Ende des Dramas um „sein Käthchen“, die französischen Prinzessin Katherina, wirbt."
ORF-Radioreihe aus dem Jahr 1979
"Als ein an zeitgeschichtlichen Ereignissen interessierter Mensch nehmen für mich Radio-Features eine unersetzliche Funktion ein, wobei diese gegenüber dem gedruckten Wort auch einen unschätzbaren Vorteil haben: den Originalton als Quelle. Mögen zwar ältere Dokumentationen in einzelnen Passagen durch die neuere (Geschichts-)Forschung überholt sein, können diese älteren Features aber mit einer Fülle von Aussagen von Zeitzeugen (im Originalton) aufwarten, welche den jüngeren Redakteuren und Wissenschaftlern als Interviewpartner heute naturgemäß nicht mehr zur Verfügung stehen können."
Künstlerhaus Wien, 11.3.1967
"Die Mediathek (vormals Phonothek) hat bereits in den 60er Jahren damit begonnen, literarische Ereignisse, Vorträge und Interviews für das eigene Archiv aufzuzeichnen. Vereinzelt wurden solche Aufnahmen auch auf Schallplatte veröffentlicht (z. B. Dichtungen von Norbert Hanrieder in Mühlviertler Mundart aus dem Jahr 1969). Vom Autor der „Tante Jolesch“ und des „Schüler Geber“ Friedrich Torberg existieren mehrere Mitschnitte.
Die vorliegende Auswahl ist in mehrfacher Hinsicht erinnerungswürdig: Zum einen umfasst sie Texte des von den Nazis ermordeten Autors und Kabarettisten Peter Hammerschlag, der mit Torberg befreundet war und dessen Texte von diesem nach dem Krieg wieder populär gemacht wurden; zum anderen Texte des Satirikers Ephraim Kishon, dessen Werke von Torberg ins Deutsche übertragen wurden. Eigene Prosa rundet die Lesung ab."
Die Eigenaufnahmen der Österreichischen Mediathek wurden 2016 in das österreichische Dokumentenerberegister "Memory of Austria" der UNESCO aufgenommen.