Izabella Shareyko

Die studierte Musiktheoretikerin Izabella Shareyko kam im Jahr 1989 von Polen nach Wien, um an der Musikuniversität zu studieren. Sie gründete im Jahr 1999 das Vienna Philharmonic-Women’s Orchestra, arbeitet als Dirigentin, Korrepetitorin und Musikpädagogin. Sie ist Mutter zweier Töchter und lebt in Wien.

Aufgewachsen ist Izabella Shareyko im kommunistischen Polen, was ihre frühen Medienerfahrungen sehr stark geprägt hat. Im Spannungsfeld zwischen einer dominanten, staatlich gelenkten Kulturförderung und einer sehr lebendigen Film- und Untergrundszene konnte sie wichtige Medienerfahrungen machen und ein Gespür für Zensur und Propaganda entwickeln, mit dem sie Medieninformationen auch heute noch filtert. Zahlreiche Fernsehübertragungen internationaler Sportveranstaltungen sowie spektakuläre Aufzeichnungen des Raumflugs von Juri Gagarin sind eine der ersten medialen Ereignissen, die sie in ihrer Kindheit stark beeindruckt haben.
Eine wichtige Informationsquelle waren auch die ansonsten der breiten Bevölkerung unzugänglichen Filme, die sie an der Filmhochschule Łódź sehen konnte und die antikommunistischen Sendungen von Radio Free Europe.
Izabella Shareyko kam 1989 zum Dirigier- und Korrepetitionsstudium nach Wien. Aus dieser Zeit stammt auch die sehr innige Beziehung zur Österreichischen Mediathek (damals Phonothek), die sie bis heute als wichtigste Recherchestätte bezeichnet.

Fotografie von Izabella Shareyko

Izabella Shareyko © I. Shareyko

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Viele Aspekte von Musikaufnahmen können von Belang sein. Neben bedeutenden Interpret/innen, Dirigent/innen oder Komponist/innen
kann es auch das Instrument sein, das Berühmtheit erlangt oder dessen Klang von Interesse ist. Wie die „Gibson“ im Jahr 1931 geklungen hat, kann auf der Archivaufnahme nachgehört werden.

Abbildung von Bronisław Huberman, auf der Gibson spielend ©

Bronisław Huberman spielt auf der Gibson.

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Kol Nidrei

Bronislaw Huberman spielt Max Bruch (1931)

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Bronisław Huberman

"Das heute vergessene Genie war ein polnischer Geigenvirtuose, Komponist, Organisator des Kulturlebens, Schriftsteller, Pädagoge, Gelehrter, Politiker und ein großer Humanist! Ein überzeugter Paneuropäer, der seine Ideen, Prinzipien und Ideale, die denen der heutigen Europäischen Union sehr stark ähneln, schon vor hundert Jahren umzusetzen versuchte …
Er war ein Vorkämpfer eines jüdischen Staates in Palästina und Gründer das „Palestine Orchestra“, aus dem sich 1948 das „Israel Philharmonic Orchestra“ bildete. Damit verschaffte er nahezu einhundert jüdischen Musikern aus Europa Hoffnung und Arbeit und bewahrte somit die meisten von ihnen – und deren Familien – vor dem sicheren Tod durch die Nazis.
Rund um seine „Gibson“, eine Stradivari aus dem Jahr 1713, rankt sich eine abenteuerliche Geschichte: Das einzigartige Instrument war lange in seinem Besitz und wurde  im Jahr 1936 aus seiner Künstlergarderobe in der Carnegie Hall gestohlen. Erst im Jahr 1985 tauchte sie wieder auf, der Geiger Julian Altman hatte sie in seinem Besitz und gestand auf seinem Sterbebett, dass er sie angeblich dem Dieb abgekauft hätte. Die „Gibson ex Huberman“ wurde versteigert, restauriert und wird seit 2001 vom Geiger Joshua Bell gespielt."

Eine blassblaue Frauenschrift / Axel Corti

"Angeregt von einer Lesung eines Buches von Franz Werfel habe ich sein ganzes  literarisches Schaffen verschlungen und bin auf seine Novelle „Eine blassblaue Frauenschrift“ gestossen. Es ist ein packendes und scharfsinniges Dokument über die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe der Zeit vor 1933, aber auch eine subtile Schilderung zwischenmenschlicher Beziehungen. Die einzigartige Verfilmung der Novelle von Axel Corti führte zu einer weitere Entdeckung: Die Hauptdarstellerin war Krystyna Janda – eine Ikone des polnischen Theaters und Kinos – und hinter der Kamera stand Edward Kłosiński und zauberte unvergessliche Bilder. Er war der Kameramann von Regisseuren wie Wajda, Zanussi und Kieslowski."

Filmausschnitt zum Nachsehen (youtube).

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Die Stimme von Axel Corti

Letzte Sendung der Sendereihe "Der Schalldämpfer" aus dem Jahr 1993

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Fotografie von Axel Corti bei einer Probe zu Elias Canettis Hochzeit bei den Salzburger Festspielen 1988. ©

Axel Corti

Aus rechtlichen Gründen dürfen wir „Eine blassblaue Frauenschrift“ nicht online zur Verfügung stellen. Der Fernsehmitschnitt kann jedoch im Publikumsbetrieb der Österreichischen Mediathek gesichtet werden.

Die Aufnahme im Onlinekatalog der Östererichischen Mediathek

Die Mediathek archiviert unter anderem auch eine "Journal-Panorama"-Sendung, in der Galina Vishnevskaja anlässlich der Präsentation ihrer Memoiren porträtiert wird.

Galina Vischnevskaja

"Mit der Stimme der legendären russischen Sopranistin, der Ehefrau von Mstisław Rostropowicz, bin ich sozusagen aufgewachsen! Ihr außergewöhnliches, mal von ungeheurer Strahlkraft, mal von slawischer Schwermut gezeichnetes Timbre inspirierte Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch, Benjamin Britten und später auch Marcel Landowski. An der Uraufführung von Brittens „War Requiem“ war es ihr nicht gegönnt, teilzunehmen. Das sowjetische Regime hatte dem Künstlerehepaar das Ausreisen verboten. Die erste Schallplatten­einspielung hingegen konnte mit ihr stattfinden und wurde zu einem Welterfolg."

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Galina Vishnevskaja – War Requiem (1963)

Erste Schallplatteneinspielung des War Requiems von Benjamin Britten.

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Fotografie von Galina Vishnevskaja im Jahr 1963 ©

Galina Vishnevskaja im Jahr 1963

Schellacksammlung Teuchtler

Die Schellacksammlung des Wiener Plattenhändlers Roland Teuchtler wurde im Jahr 1988 von der Österreichischen Mediathek (damals Phonothek) angekauft und stellt mit zirka 75.000 Platten einen wichtigen Teil des Schellackbestandes der Österreichischen Mediathek dar. Der inhaltliche Schwerpunkt der Sammlung liegt im Bereich der E-Musik mit österreichischen und internationalen Musikaufnahmen, daneben sind jedoch auch Sprachaufnahmen und Rezitationen sowie österreichische U-Musik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit einer Vielzahl von sehr raren bis einzigartigen Aufnahmen vertreten.

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Stokowski dirigiert Rachmaninov

Klavierkonzert No 2. (1929, Beginn)

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Fotografie einer Schellackplatte: Klavierkonzert No. 2 von Sergei Rachmaninow, dirigiert von Leopold Stokowski (Aufnahme aus dem Jahr 1929) ©

Leopold Stokowski und Sergei Rachmaninow

Stokowski dirigiert Rachmaninow

"Für mich als Dirigentin besticht Stokowski durch den Klang, den er dem Orchester entlockt. Ein fast magischer Vorgang …
Er gilt als einer der umstrittensten, aber auch erfolgreichsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Während seiner langen und beeindruckenden Karriere gab er über 7000 Konzerte, darunter mehr als 2000 Uraufführungen.
Er war seiner Zeit in vielerlei Hinsicht voraus; als einer seiner Pionierarbeiten gelten die ersten Schallplatten­aufnahmen, die 1917 entstehen; es folgten insgesamt 700 Aufnahmen. Weiters revolutionierte er die Orchester­aufstellung, in dem er die Stelle des Konzertmeisters abwechselnd in die Hände der Orchestermitglieder legte und somit die Hierachie innerhalb des Orchesters abschaffte.
Die Aufnahme, die ich Ihnen präsentieren möchte, stellt für mich ein besonderes Juwel dar: Das Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Stokowski spielt Rachmaninow; als Solist am Klavier: Rachmaninow."

00:59:52 (00:13:17 bis 00:40:37) audio
Verhängung des Kriegsrechts in Polen im Jahr 1981

Auszug aus dem Mittagsjournal vom 15. Dezember 1981

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Ausrufung des Kriegsrechts in Polen im Jahr 1981

"Die Ereignisse in Polen im Jahr 1981 haben mich, eine Musiktheorie­studentin in Łódź, stark in ihren Bann gezogen … schon damals wollte ich mein Studium nach Wien verlegen, die geplante Ausreise im Dezember 1981 zu einem Vorspiel an der Musikuniversität wurde mir aber nicht erlaubt. Erst im Jahr 1989 konnte ich meinen Traum verwirklichen und das Dirigierstudium in Wien beginnen.
In der Sammlung der Österreichischen Mediathek werden einige Aufnahmen aus dieser dramatischen Zeit bewahrt. Es hat mich sehr bewegt, diese Ereignisse noch einmal innerlich zu durchleben. Damals – völlig von der Außenwelt abgeschieden – konnten wir die Folgen dieser Ereignisse nicht ahnen. Wir wussten auch nicht, wie die Entwicklungen in Polen vom Rest der Welt aufgenommen wurden.
Heute, im Nachhinein, wissen wir, dass es durchaus kontroverse Meinungen in Europa darüber gab."