Cornelia Szabó-Knotik ist Professorin am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Sie forscht zu Musikgeschichte und der sozialen und kulturellen Bedeutung von Musik im (historischen) Alltag.
„Irgendwie lassen mich die Medien ja überhaupt nicht los“, überlegt Cornelia Szabó-Knotik im Interview – was sich folgerichtig auch in ihren persönlichen (Medien-)Erinnerungen und in ihrem beruflichen Interesse spiegelt. Zwei Medienerfahrungen waren für sie besonders einprägsam: Zum einen ist es die Schallplatte des Großvaters mit Mozarts Zauberflöte, die sie schon als Volksschulkind begeistert mitsingen und -sprechen konnte. Zum anderen ist es das Radio, insbesondere die Moderation einer Sendung, die Politik zum Inhalt hatte und mit den Worten „auf Wiedersehen in vierzehn Tagen“ beendet wurde. Im Gedächtnis ist ihr auch die Stimme des Vizekanzlers Bruno Pittermann. Radio war in Österreich bis in die 1960er Jahre das Leitmedium. Erst langsam kam Fernsehen hinzu, das anfangs, wenn überhaupt, nur gemeinschaftlich – beispielsweise in Gaststätten – möglich war.
Gut erinnert sich Cornelia Szabó-Knotik auch an die Rundfunksendung Autofahrer unterwegs, die mehrere Jahrzehnte lang täglich zur Mittagszeit ausgestrahlt wurde und daher mehrere tausend Beiträge umfasste. Am Beispiel dieser Reihe wird deutlich, dass nur ein Bruchteil dessen, was an audiovisuellen Medien in einer bestimmten Zeit produziert wird, für die Nachwelt bewahrt werden kann. Auch in anderer Hinsicht sind Töne und Bilder flüchtig, wie Cornelia Szabó-Knotik am Beispiel der VHS-Kassette erläutert: Erst die Videoaufzeichnung ermögliche, bestimmte Forschungsfragen zu stellen und zu beantworten. Stehen beispielsweise von Opernaufführungen Aufzeichnung (und die entsprechende Aufnahmetechnik dafür) zur Verfügung, können diese anders wissenschaftlich analysiert werden, als wenn ausschließlich Texte davon erhalten sind. Audiovisuelle Dokumente sollten in der Forschung, plädiert Cornelia Szabó-Knotik, viel stärker als Quellen in den Mittelpunkt gestellt werden.
Das Interview entstand im Anschluss an eine Lesung von Rosemarie Isopp. Um die Jahrtausendwende dokumentierte die Österreichische Mediathek systematisch kulturelle und politische Ereignisse sowie Alltagsszenen auf Video.
"Dieses Interview ist besonders wichtig, weil sich nur eine Hand voll Aufnahmen der radiogeschichtlich wie kulturgeschichtlich relevanten Sendung „Autofahrer unterwegs“ erhalten hat. Das von 1957 bis in die späten 1990er täglich ausgestrahlte Magazin spiegelt die Verbreitung des Verkehrsmittels Auto, hatte verstärkte den Zusammenhalt der Bundesländer in der Zweiten Republik im Sinn und gehört zu den Lebenserinnerungen zahlreicher HörerInnen."
Gertrude Glinig erzählte ihre Lebensgeschichte im Rahmen des Oral History-Projekts MenschenLeben, das seit 2009 an der Österreichischen Mediathek durchgeführt wird. So entsteht ein einzigartiger Bestand an Interviews, in denen private Erzählungen mit gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen verknüpft werden.
"Die ausführlichen Oral History-Interviews dieser Serie sind wertvolle Quellen für Ansichten und Einstellungen einzelner Privatpersonen und dokumentieren so einen geschichtlichen Blick, der jenseits schriftlicher Überlieferung subjektive Erfahrungen und damit verbundene Gefühle erkennen lässt."
Sammlung „MenschenLeben“ (2012)
Die Aufnahme von 1953 wurde als Beitrag in der Austria Wochenschau gesendet; ein Nachrichtenformat, das wöchentlich produziert und im Kino gezeigt wurde. Das Filmarchiv Austria veröffentlichte den Beitrag in einer DVD-Edition zu den Wochenschauen.
"Das Thema „Kriegsheimkehrer“ war in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren von beträchtlicher gesellschaftlicher Bedeutung, weil vor allem die Freilassung sowjetischer Kriegsgefangener ein jahrelanger diplomatischer Prozess gewesen ist, der viele private Schicksale betroffen hat. Die zunächst von technischen Herausforderungen geprägten Rundfunkübertragungen sind dafür ebenso wie dieser Wochenschau-Beitrag ein wichtiges Zeugnis."
Das Video ist eines von rund 3.000 privaten Alltagsdokumentationen, die im Rahmen des drittmittelgeförderten Projekts Wiener Videorekorder in die Österreichischen Mediathek aufgenommen wurden. Diese Sammlung privater Videoaufnahmen ist eine Ergänzung zum Bestand veröffentlichter bzw. öffentlicher Aufzeichnungen.
"Diese Privataufnahme steht für die Dokumentation der Inszenierung und Einbettung von Musik(en) in das Alltagsleben, in Feste und Feiern. Das Motto „Weltblech – Musik aus Wind und Blech“ verweist auf den seit den 1980er Jahren erkennbaren Trend zur Erweiterung des Repertoires öffentlich eingesetzter Musik. Internationale Popularmusik und Folklore wird als so genannte Weltmusik immer wichtiger, Musik aus Südosteuropa gehört als „Balkanmusik“ dazu. Schauplatz ist der traditionsreiche Augarten, der zunehmend für unterschiedlichste Veranstaltungen genutzt wird."
"Diese historische Aufnahme war für das Team von Telling Sounds der Ausgangspunkt für eine erste Fallstudie: Das von dieser Aufnahme gebildete Netz von Bezügen zu anderen (audio-)visuellen Dokumenten steht für eine Folge zeitgeschichtlicher Bedeutungen, die sich über das gesamte 20. Jahrhundert erstrecken."
Der Ausschnitt aus einem Farbfilm eines unbekannten US-Amerikaners wurde in einer ORF-Dokumentation über die Besatzungszeit gezeigt. In den Bestand der Österreichischen Mediathek gelangte er als Rundfunkmitschnitt.