Die 1930er Jahre – Radio etabliert sich als Massenmedium

Radio etabliert sich zunehmend als Massenmedium. So kann man in Österreich 1930 auf über 420.000 Teilnehmer_innen verweisen und gehört damit innerhalb Europas zu jenen Ländern, in denen Radiohörer_innen im Verhältnis zur Gesamt­bevölkerung stark vertreten waren.

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„Besuch in Wien“

Das Programm

In Österreich sind die Radiohörer_innen überproportional stark in Wien konzen­triert, was auch an der unterschiedlich guten Sender­abdeckung des gesamten Staatsgebietes liegt. Je größer die Teil­nehmer_innen­zahl wird, desto größer wird der Anspruch an die Programm­gestaltung, eine ausgewogene Mischung aus Wissenschaft, Kultur und populärer Unter­haltung zu finden – und desto breiter wird aber auch die Kritik am gesendeten Programm, nicht nur was die Gestaltung und das Verhältnis von Kultur und leichter Unterhaltung betrifft, sondern auch hinsichtlich der Sendezeiten. Radio wird von vielen berufstätigen Hörer_innen vor allem in den Abendstunden genutzt, wo ein Wunsch nach leichter Unter­haltung zur Entspannung besteht. Zu spät sollten die Sendungen aber auch nicht ange­setzt sein, denn einerseits ist die Nachtruhe in den Wohnungen einzuhalten und ande­rer­seits muss man am nächsten Morgen früh aufstehen und zur Arbeit gehen. Untertags findet sich ein vorwiegend weibliches Publi­kum, ebenfalls mit Interesse an leichter Musik und Unterhaltung – wie eine 1932 veröffentlichte Studie von Paul Lazarsfeld, basierend auf einer Hörer_innen­befragung der Wirt­schafts­psycho­logischen For­schungs­stelle doku­men­tiert. Oper, Ernste Musik, wissenschaftliche Vorträge und Literatur stellen, was den Hörer_innen­zuspruch betrifft, ein Minder­heiten­programm dar, sind im Programm aber präsent und unter­mauern den An­spruch, dass das kleine Österreich kulturell eine weltweit führende Nation sei. Vor allem Übertragungen aus der Wiener Staatsoper oder den Salzburger Fest­spielen werden von ausländischen Rund­funkstationen übernommen und tragen dieses Österreich­bild in die Welt.

Rundfunkteilnehmer_innen in Europa, 1931 ©
Rundfunkteilnehmer_innen in Europa
Es ist ja so leicht, durch Drehen eines Knopfes von Stockholm nach Barcelona, von Paris nach Bukarest zu springen, überall nur ein paar Takte, ein paar Worte zu erhaschen und rasch weiter im Blitzzug durch den Äther zu rasen.
Programmzeitschrift „Radio Wien“, 1933
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Mediziner Julius Wagner-Jauregg

über das Vortragen im Rundfunk

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Die operative Behandlung des Krebses

Anton von Eiselsberg

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Öl in Zistersdorf

Ausschnitt aus einer Reportage über die Erdölförderung im Marchfeld

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Radioprogramm, Programmstatistik 1931, wissenschaftliche Vorträge ©
Radioprogramm, Programmstatistik 1931, wissenschaftliche Vorträge
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Das österreichische Fußball „Wunderteam“ schlägt Ungarn 8 : 2

Willy Schmieger

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Berlin zu Besuch in Wien

Die Fahrt zum Stephansdom

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Ein Wiener und ein Berliner Reporter besuchen 1931 den Kahlenberg

Willy Schmieger und Alfred Braun

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Artikel zur Reportage Besuch in Wien aus der Zeitschrift Radio Wien, 1931 ©
Artikel zur Reportage „Besuch in Wien“ aus der Zeitschrift „Radio Wien“
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Hylton & Gaudriot

Jazz aus dem Ronacher

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Radioprogramm, Programmstatistik 1931, Musiksendungen ©
Radioprogramm, Programmstatistik 1931, Musiksendungen
Radioprogramm, Programmstatistik 1931, Literatur ©
Radioprogramm, Programmstatistik 1931, Literatur
Radioprogramm, Programmstatistik 1931, Nachrichten ©
Radioprogramm, Programmstatistik 1931, Nachrichten

Radio wird politisch

Mit dem Ende der parlamentarischen Demokratie in Österreich 1933 ändert sich auch die Ausrichtung des Rund­funks. Es werden nicht nur die neuen politischen Doktrinen via Rundfunk verlautbart, es ändert sich langsam das Programm insgesamt. Volkskultur, Brauchtum und die Dar­stellung einer ruhmreichen Vergangenheit in heimatkundlichen Sendungen sollen das Österreichbewusstsein stärken. In der im Rahmen des allgemeinen Deutschen Katholikentags in Wien gehaltenen, so genannten „Trabrennplatzrede“, die auch im Rundfunk übertragen wird, erläutert Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, die Prinzipien seiner autoritären Staatsführung: Ein sozialer, christlicher und deutscher Staat auf ständischer Grundlage. Auch die Übertragung von Gottesdiensten im Radio ab 1934 dokumentiert die enge Verflechtung von Kirche und Staat. Die politische Opposition, vor allem die Sozialdemokratie, wird aus den Gremien der RAVAG gedrängt.

Die Ereignisse des Bürgerkriegs im Februar 1934 spiegeln sich unmittelbar im Rundfunk wider, als Bundeskanzler Dollfuß die sozialdemo­kra­tischen Kämpfer via Radio zur Kapitulation auffordert. Die vorliegende und auf dieser Seite abrufbare Aufnahme ist keine offizielle Aufnahme der RAVAG, sondern wurde offenbar von einem oder einer privaten Radiohörer_in mitge­schnitten. Daher sind in manchen Passagen der Ansprache auch das Einstreuen anderer Sender mit ihrem Musikprogramm zu hören.

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Politische Korrespondenz der RAVAG 1933

Kommentar zur deutschen Zeitungspolitik gegen Österreich und Lokalberichte

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Radioansprache des Wiener Erzbischofs Theodor Kardinal Innitzer

Katholikentag, September 1933

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Winterhilfe 1933

Bundesminister Robert Kerber

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Glaube an Österreich

Rundfunkaufruf Kurt Schuschniggs

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Dieser Umschwung des allgemeinen Lebens hat den Rundfunk nicht untätig gefunden. Radio ist heute eine Angelegenheit des ganzen Volkes. Gerade in Zeiten, wie wir sie jetzt durchleben, ist der Rundfunk das wertvollste Mittel, die ganze Bevölkerung mit den Zielen der Regierung vertraut zu machen, sie über alle wichtigen Vorgänge aufzuklären.
Oscar Czeija
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Trabrennplatzrede

Ansprache von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß mit Prinzipienerklärung des autoritären Regimes am 11. 9. 1933

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Rundfunkansprache von Bundeskanzler Dollfuß zum Februar 1934

Mittwoch, 14. Februar 1934

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Radio im autoritären Ständestaat

Als am 1. Mai 1934 die neue Verfassung des autoritären Ständestaates verkündet wird, steht auch die RAVAG ganz im Dienste des Staates und der Verbreitung seiner Ideologie.

Die politische Propaganda findet jedoch nicht nur im österreichischen Radio statt. In Deutsch­land haben die National­sozialist_innen im Jänner 1933 die Macht ergriffen und deutsche Radiosender, die in Österreich empfangen werden können, nutzen dies zu ge­zielter nationalsozialistischer Propaganda, wodurch nationalsozialistisches Gedanken­gut trotz Verbots der Partei in Österreich 1934 im Umlauf bleibt. Gegen diese Art der Ein­mi­schung in die österreichische Politik und das Rundfunkwesen protestiert die RAVAG zwar beim Weltrundfunkverband – unterbinden lässt es sich jedoch nicht, ist doch Radio seit seiner Einführung ein über Staatsgrenzen hinaus­gehendes Medium.

Als illegale Nationalsozialist_innen im Juli 1934 einen Putschversuch in Österreich unter­nehmen, stürmen am 25. Juli Put­schist_innen nicht nur das Kanzleramt, sondern auch die Zentrale der RAVAG und zwingen den Radiosprecher zu verlaut­baren, dass Bundeskanzler Dollfuß (der vom Nationalsozialisten Otto Planetta im Zuge der Ereignisse ermordet wird) zurückgetreten sei. Man ist sich der Bedeutung des Rundfunks für Zwecke der politischen Propaganda und gezielten Desinformation bewusst.
Nach der Niederschlagung des nationalsozialistischen Putschversuchs steht die RAVAG unter Bundeskanzler Kurt Schuschnigg weiterhin im Dienste der Staatsideologie, wobei man bedacht ist, die Hörer_innen­schaft auch durch Unterhaltungsprogramme an den Sender zu binden.

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Kinderstunde von Radio Wien

Kindergesang

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Sage von der Gründung Kremsmünsters

Heimatkunde im Radio

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00:12:12 audio
Geh' nicht am Glück vorbei

Klassenlotterie, 1937

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Schellackplatte “Österreichs Sendung” und “Österreich über alles, wenn es nur will”, 1934 ©
Schellackplatte, 1934
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Österreichs Sendung!

Gesprochen von Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß

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00:02:51 audio
Österreich über alles, wenn es nur will!

Marschlied

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00:04:29 audio
Gedichte

Richard Schaukal

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00:05:20 audio
Ein schweres Herz

Peter Altenberg - Alma Seidler

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01:01:13 audio
Festakt 10 Jahre RAVAG

Friedrich Stockinger / Kurt Schuschnigg

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00:16:13 audio
Rundfunkverlautbarung des deutsch-österreichischen Abkommens

Kommentar und Rede des österreichischen Bundeskanzlers Schuschnigg

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Das Ende Österreichs im Radio

Mit einer emotionalen politischen Rede endet diese Ära der RAVAG, als die National­sozialist_innen die Macht über­nehmen und Kurt Schusch­nigg unter dem Druck Hitlers am 11. März 1938 zurücktreten muss – und dies im Radio ver­kündet: „So verabschiede ich mich in dieser Stunde von dem österreichischen Volke mit einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch: Gott schütze Österreich!“

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Reichstagsrede Adolf Hitler

20. Februar 1938

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00:16:27 audio
„Bis in den Tod – Rot-Weiß-Rot“

Rede von Kurt Schuschnigg am 24. Februar 1938

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00:02:51 audio
„Gott schütze Österreich!“

Kurt Schuschnigg: Letzte Rundfunkansprache als Österreichischer Bundeskanzler, 11. März 1938

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