Den ethnologischen Filmen des Österreichischen Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF) lagen jeweils wissenschaftliche Forschungsinteressen sowie ein filmischer Entwurf zu Grunde, der sich an methodischen Konzepten wie etwa der Encyclopaedia Cinematographica (EC) orientierte. Das methodische Grundgerüst des Films wurde von den einzelnen wissenschaftlich Verantwortlichen unterschiedlich angelegt.
Im Laufe des Untersuchungszeitraums (die für diesen Teil des Forschungsvorhabens analysierten Filme decken den Zeitraum zwischen 1970 und 1992 ab) kommen auch Änderungen der filmischen Methodik zu tragen, die Bezug nehmen auf die Entwicklungen der Wissenschaftsdisziplin und der filmischen Möglichkeiten.
Die besondere Qualität dieser Filme liegt darin, dass sie nicht nur die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung filmisch umsetzen, sondern sie liegt vor allem in der Tatsache, dass diese Filme ein wissenschaftshistorisches Dokument darstellen.
Diese zeitgebundene Komponente – der Stand des wissenschaftlichen Films sowie der wissenschaftlichen Methodik im Bereich der Ethnologie zwischen 1970 und 1992 – retrospektiv von den damaligen Verfassern analysieren zu lassen, war Ziel des Vorhabens der Erstellung kommentierter Fassungen von neun ausgewählten ethnologischen Filmen.
Die Filmkommentare wurden durch ausführliche Interviews mit den Verfassern sowie einigen weiteren noch verfügbaren ehemaligen Mitarbeitern dieser Filme ergänzt.
Durch dieses Zusammenspiel von Erinnerung und Reflexion über die eigene Arbeit ist eine zusätzliche Informationsdimension entstanden. Vieles, das aus der bloßen Betrachtung der Filme und dem Studium der Filmakten nicht verständlich erschien, konnte dadurch geklärt werden.
Es scheint daher sinnvoll, die näheren Umstände dieser Interviewserie etwas genauer zu beleuchten und Hintergrundinformationen zu den Interviewten bereitzustellen.
Bei jeder Filmproduktion am ÖWF arbeiteten fixe ÖWF-Bedienstete und meist externe „wissenschaftliche Verfasser“ zusammen. Am Beginn stand ein Themenvorschlag eines Universitätsinstituts inklusive der Nennung eines/r wissenschaftlichen Autors/in. Es war ein Exposé vorzulegen, das über Problemstellung, Zielsetzung sowie die anzuwendende Methodik informierte. Auf dieser Basis erarbeitete der/die zuständige Fachreferent/in zusammen mit dem/der Filmgestalter/in ein Drehbuch. Der/die wissenschaftliche Autor/in war anwesend bei den Filmaufnahmen, der Schnittbesprechung etc. und war also in den Prozess der Filmherstellung eingebunden. Zu seinen/ihren Aufgaben gehörten auch der Kommentartext sowie die für das ÖWF typische Begleitveröffentlichung. (vgl. dazu Hermann 1986 in ZWF Nr. 34/35; 1986:21ff)
In Vorgesprächen mit den wissenschaftlichen Autoren der Filme wurde sowohl eine Auswahl der Filme getroffen, die die Interviewpartner analysieren sollten, als auch der vom Projekt erarbeitete Interviewleitfaden erörtert. Zur Vorbereitung auf die Aufnahmen wurde Filmkopien vorab an die Autoren ausgehändigt. Ziel war einerseits, eine kommentierte Fassung des filmischen Originals zu erstellen (wobei die Schwerpunktsetzung des Kommentars freigewählt werden konnte) und ergänzend dazu ein ausführliches Interview zu führen.
Als Ergebnis stehen – auch für die weitere wissenschaftliche Analyse – zur Verfügung:
Um die Vergleichbarkeit der gewonnenen Ergebnisse zu gewährleisten, wurde ein Interviewleitfaden entwickelt, der Fragen zur Person, ihre Beziehung zum Medium Film sowie die wissenschaftliche Methodik abfragen sollte.
Fragen zur Person und deren Beziehung zum Film:
Fragen zum wissenschaftlichen Film allgemein, der Methodik sowie der „Encyclopaedia Cinematographica“:
Nach der Behandlung der oben skizzierten Fragen wurden die Interviewpartner gebeten, den Film selbst neu zu kommentieren. Anschließend wurden vertiefende Fragen zu diesem Film gestellt:
Im letzten Teil des Interviews wurden Fragen nach dem Stellenwert des ethnologischen Films im Allgemeinen und den Arbeiten des ÖWF erörtert:
Der Ethnologe Karl Rudolf Wernhart, geboren 1941, war von 1980 bis 2002 Professor am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien (vorher "Institut für Völkerkunde").
Wernhart studierte Völkerkunde, Neuere Geschichte sowie Ur- und Frühgeschichte. Er habilitierte sich 1974 und wurde 1980 als Nachfolger von Walter Hirschberg ordentlicher Professor für Völkerkunde in Wien.
Von 1989 bis 1991 war Wernhart Rektor der Universität Wien sowie von 1996 bis 2002 Institutsvorstand am Institut für Völkerkunde in Wien.
Seine regionalen Feldforschungen führte er in Ozeanien (Polynesien 1973 und 1985), Afrika (Marokko 1993, 1994 und 1996, Ghana 1998), in der Karibik (St. Lucia 1982 – 1992, Kuba 1991 – 1992, Jamaica 1994) sowie im Gebiet des Südindischen Ozeans (1998 – 2001) durch.
Wernharts Forschungsschwerpunkte liegen in der Ethnohistorie, in religionsethnologischen Fragestellungen sowie im Bereich der Kulturgeschichte und Wissenschaftsgeschichte.
Aus der Zusammenarbeit zwischen Wernhart und dem ÖWF entstanden im Zeitraum von 1969 bis 1977 15 Filme, deren Schwerpunkt auf der Dokumentation von Herstellungsprozessen liegt. Der regionale Schwerpunkt liegt dabei auf Polynesien. Neun Film-Einheiten wurden dabei nach dem Regelwerk der „Encyclopaedia Cinematographica“ gedreht.
Neben Wernharts EC-Einheiten stellt der Film „Ia ora na Tahiti! – Sei gegrüßt, Tahiti!“ eine Ausnahme dar, weil es sich um einen Dokumentarfilm handelt, der für ein Fernsehpublikum produziert wurde, und der daher weitgehend populärwissenschaftliche Züge aufweist.
Zum Genre der klassischen Hochschul- bzw. Lehrfilme lönnen zwei weitere Filme von Wernhart aus dem Bestand des ÖWF zugeordnet werden: „Methoden der Feuererzeugung“ und „Methoden des Töpferns“.
Am 21. August 2014 gab Karl R. Wernhart im Rahmen des Projekts „Wissenschaft als Film“ ein Interview:
Norbert Mylius jun. ist – wie sein Vater, Norbert Mylius sen. (ehemaliger Kustos am Völkerkundemuseum Wien) – Anthropologe und hat seinen Forschungsschwerpunkt in Marokko.
1960 reiste er mit seinem Vater nach Marokko und entdeckte dabei seine Liebe zum Film als Instrumentarium der Forschung. Vor Antritt der Reise ließen sich Vater und Sohn am IWF in Göttingen in den Umgang mit der Kamera einschulen. Gefilmt wurde damals ohne Ton und Schwarz-Weiß.
1970 reiste er erneuten nach Marokko zu den Berbern (Ayt Hdiddu).
Dabei wurde Norbert Mylius von seinen Bruder, einem ausgebildeten Kameramann begleitet. Resultat dieser Reise waren 14 Filme (stumm, Schwarz-Weiß) für das IWF in Göttingen.
Einer der Filme aus dem Jahr 1970 war „Färben eines Tuches in Plangi-Technik“, eine Stofffärbetechnik, die eigentlich typisch für den südostasiatischen Raum ist und schon bei früheren Reisen das besondere Interesse der Wissenschaftler erregt hatte.
Das Tuch wurde im Rahmen einer Hochzeitszeremonie der Ayt Hdiddu (Tamghra, Plural: Timghriwin) getragen. 1977 werden die ersten Aufnahmen dieses Hochzeitsfestes der Ayt Hdiddu auf Super-8–Film gemacht.
Das 1977 gesammelte Material diente in weiterer Folge als Ausgangsmaterial für die Dreharbeiten zu „Timghriwin – Kollektive Erstverheiratungen im Hohen Atlas“ 1985.
Norbert Mylius jun. sprach in dem am 15. Juli 2014 an der Österreichischen Mediathek geführten Interview über seine methodische Arbeit und über die Zusammenarbeit mit dem ÖWF:
In Zusammenarbeit mit dem ÖWF gelang es Mylius, den vollständigen Ablauf des Tamghra-Festes aufzuzeichnen.
Die 100-minütige „Kinoversion“ des Filmes wurde vom damaligen Chef des ÖWF, Siegfried Hermann, in elf Teile geteilt, um so den Anforderungen der Encyclopaedia Cinematographica (EC) zu entsprechen und eine Aufnahme in diese zu erreichen.
Tatsächlich schaffte es jedoch auch die Langversion, die den strengen Anforderungen der EC eigentlich nicht entsprach, in die Encyclopaedia Cinematographica. Der 1985 publizierte Film erschien in deutscher und in englischer Sprache.
Deutschsprachige Version
Englische Version
Werner Zips, geboren 1958, studierte Rechtswissenschaften, Ethnologie und Afrikanistik und ist seit 2001 Professor am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen geografisch in der Karibik (Jamaica, Kuba) und in Afrika (Ghana, Botswana, Tanzania). Inhaltlich widmet er sich vor allem den Themenbereichen Visuelle Anthropologie und Rechtsanthropologie.
Im Rahmen seiner Forschungen besuchte er 1988 Jamaica, genauer Accompong, um die Feiern zum Jahrestag der Unabhängigkeit der Maroons (Nachfahren geflohener afrikanischer Sklaven) zu beobachten. Er schlug dem ÖWF vor, diese Feiern zu dokumentieren. Das Projekt wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert, für die Dreharbeiten wurden vom ÖWF zwei Kameras sowie ein Toningenieur zur Verfügung gestellt; gedreht wurde mit 16-mm-Film.
Neben „Accompong – Schwarze Rebellen in Jamaica“ drehte Zips weitere Filme in Zusammenarbeit mit dem ÖWF, wie „Sarabanda – Afrikanische Götter in Kuba“ (1996).
Im Jahr 1989 entstanden in Zusammenarbeit mit dem ÖWF 13 EC-Einheiten, die sich ebenfalls mit der Kultur der in Jamaika ansässigen Maroons auseinandersetzen.
Werner Zips produzierte in Zusammenarbeit mit dem ÖWF auch Filme, die explizit für ein Fernsehpublikum gedreht wurden und einen populärwissenschaftlichen Zugang zu ethnologischen Themen gewähren:
Am 17. Juni 2014 wurde Werner Zips an der Österreichischen Mediathek interviewt:
Olaf Bockhorn, geboren 1942, studierte Volkskunde an der Universität Wien und habilitierte sich 1986 für Europäische Volkskunde.
Den ersten Kontakt mit dem Medium Film hatte Olaf Bockhorn 1966, als er – damals Student – Otto König (Gründer des Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung) und dessen Team nach Osttirol begleitete, um an den Dreharbeiten zu der Reihe „Nikolausbrauchtum in Österreich“ mitzuarbeiten.
Seine Aufgabe bestand vor allem darin, Drehorte vorzubereiten und Protokoll zu führen. Der Protokollführung kam eine wichtige Rolle zu, da die Filme ohne Ton gedreht wurden und das Inhaltsprotokoll für die Kontextualisierung entscheidend war.
Den ersten Film, den Bockhorn als wissenschaftlicher Verfasser für das ÖWF produzierte, war die Dokumentation des „Schneckenkirtags in Landegg“ im Jahr 1968.
Bockhorn drehte primär Filme, die sich mit der Dokumentation von Ritualen beschäftigten, sowie Filme, die Herstellungsprozesse dokumentierten:
Wolfgang Kraus, geboren 1958, studierte an der Universität Wien Völkerkunde und Musikwissenschaft und ist seit 2001 Dozent am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Anthropologie Nordafrikas und des Nahen Ostens.
Neben der Ethnosoziologie ist die Visuelle Anthropologie ein Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten.
Wolfgang Kraus arbeitete am ÖWF-Filmprojekt "Timghriwin – Kollektive Erstverheiratungen im Hohen Atlas" (1985) mit.
In einem am 23. Juni 2014 in der Österreichischen Mediathek geführten Interview gibt Kraus Aufschluss über seine Zusammenarbeit mit dem ÖWF:
Said Manafi, geboren 1943, arbeitete lange Zeit als freischaffender Regisseur und Kameramann in diversen Film- und Fernsehproduktionen, ehe er zum ÖWF wechselte.
Er war bis zur Schließung des ÖWF im Jahr 1997 als Regisseur, Kameramann und wissenschaftlicher Verfasser dort beschäftigt.
Diese Funktionen hatte er dann auch an der Österreichischen Mediathek bis zu seiner Pensionierung 2009 inne.
Während seiner Zeit am ÖWF arbeitete Said Manafi an mehr als 20 ethnologischen Filmen mit, darunter „Timghriwin – Kollektive Erstverheiratungen im Hohen Atlas“, der in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Verfasser Norbert Mylius jun. entstand, oder „Accompong – Schwarze Rebellen in Jamaica“, der in Zusammenarbeit mit Werner Zips gedreht wurde.
In einem Interview, das am 26. August 2014 an der Österreichischen Mediathek geführt wurde, gibt Said Manafi Einblick in seine Arbeit am ÖWF:
Im Zuge der Befragung ehemaliger Mitarbeiter des ÖWF wurden – wie oben dargestellt – neben den eigentlichen Interviews einige ethnologische Filme neu kommentiert.
Die Auswahl der Filme oblag den Interviewten; es wurde auch bewusst darauf verzichtet, für den Kommentar des Films inhaltliche Vorgaben zu geben.
Die Interviewten sollten selbst entscheiden, wo sie ihre inhaltlichen Schwerpunkte setzten.
Resultat sind neun neu kommentierte ethnologische Filme, die Einblick in die angewandte Methode im Feld geben, Geschichten aus dem Feld rekonstruieren und retrospektiv eine Analyse des Films erstellen.
Der ÖWF-Film "Timghriwin – Kollektive Erstverheiratungen im Hohen Atlas" wurde 1985 produziert und dokumentiert ein traditionelles Hochzeitsfest der dort ansässigen Ayt Hdiddu.
Bereits Norbert Mylius sen. bereiste den Hohen Atlas und besuchte den Stamm der Ayt Hdiddu. Seinem Sohn, Norbert Mylius jun., zufolge erweckte ein Tuch das Interesse seines Vaters, das von der Färbetechnik (Plangi) dem ostasiatischen Raum zuzuordnen ist.
Im Laufe der Forschung stellte sich heraus, dass diesem Tuch ein besonderer Stellenwert im Hochzeitsritual („Tamghra“, Plural: „Timghriwin“) der Berber zukommt.
Die besondere Färbetechnik des Tuches führte dazu, dass sich Mylius sen. mit den Hochzeitszeremonien auseinandersetzte und so die Idee für den Film „Timghriwin“ entstand.
Der ÖWF-Film zeichnete den letzten vollständigen Ablauf des Tamghra auf, bevor die Tradition der kollektiven Erstverheiratung bei den Ayt Hdiddu vollständig verschwand.
„Accompong“ wurde 1989 für ein Fernsehpublikum produziert. Der Einstieg des Films sollte mit dem Klischee der Karibik brechen und die Zuseher/innen mit ihren Vorurteilen konfrontieren. Nachdem Jamaica mit seinen sozialen und ökonomischen Gegensätzen (Tourismus versus Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen etc.) vorgestellt wird, folgt ein historischer Überblick. Viele Aufnahmen entstanden spontan, man kann hier von einer situativen Kameraführung sprechen.
Der 6. Jänner, der Tag der Unabhängigkeit, wird bei den Maroons mit einem großen Fest gefeiert. Während das Fest 1989 noch als ein lokales Ereignis wahrgenommen werden konnte, etablierte es sich in der Zwischenzeit als internationales Fest.
1973 wurden auf den Gesellschaftsinseln (Huahine) in Französisch-Polynesien neun Filmeinheiten für die Encylopaedia Cinematographica gedreht.
Teil des ÖWF-Teams waren neben Karl R. Wernhart Elinor Pavlousek und Volker Lambrecht.
Wernhart zufolge sollten es Filmeinheiten werden, deren Schwerpunkt auf der polynesischen Alltagskultur liegen sollten. Dadurch sollte die lokale materielle Kultur vermittelt und haptische Vorgänge im Rahmen eines ethnographischen Lehrfilmes dokumentiert werden.
Die EC-Einheit „Polynesien – Gesellschaftsinseln – Herstellen eines Fischbehälters“ ist auch ein Beispiel für das Eingreifen des wissenschaftlichen Verfassers in die Dokumentation von Vorgängen: Laut Angaben Wernharts erfolgte die Herstellung des Fischbehälters bereits mit PVC-Schnüren oder Draht. Auf Anfrage Wernharts wurde für den Film jedoch ein Baumwollfaden verwendet.
Karl Rudolf Wernhart und Walter Hirschberg erarbeiteten 1970 das Konzept einer Lehrfilmreihe darunter den hier beschriebenen.
Bei „Methoden des Töpferns“ wurden verschiedene Methoden des Töpferns unter Betonung der wesentlichen Merkmale an Modellbeispielen demonstriert und ethnografische Gegenstände aus dem Besitz des Völkerkundemuseums Wien zur Ergänzung verwendet.
Dieser Dokumentarfilm zeigt den typischen Arbeitsalltag der Sennerin Elisabeth Unterberger auf der „Siminer-Alm“.
Frau Unterberger verbringt ca. drei Monate im Jahr auf der Alm und bewirtschaftet diese auf traditionelle Art und Weise. Gefilmt wurde ein typischer Tagesablauf auf der Alm.
Insgesamt wurden im Rahmen dieses Projekts vier Filme gedreht. Der Hauptfilm „"... ein unverzichtbarer Wert" – Almwirtschaft im Kalser Dorfertal“ sollte dabei die Bedeutung der Almwirtschaft Ende der 80er Jahre betonen.
Die stilistische und methodische Besonderheit des Filmes besteht darin, dass anstelle eines für den Dokumentarfilm sonst üblichen professionellen Kommentars eines Sprechers/einer Sprecherin, Elisabeth Unterberger selbst den Filmkommentar spricht.
Unter dem im Österreichischen verwendeten Begriff Fasching werden jene Bräuche zusammengefasst, die in der Zeit vor der sechswöchigen Fastenzeit bis Ostern gefeiert werden.
Neben Olaf Bockhorn waren es Helmut Fielhauer und Otto König, die sich um filmische Dokumentationen der traditionellen Bräuche bemühten.
Der Film „Eine Maschkerer-Gruppe, Bad Aussee“ zeigt das zufällige Aufeinandertreffen einer Gruppe von Maskierten mit den „Flinserln“ in einem Ausseer Gasthaus im Salzkammergut.
"Flinserl" bezeichnet die Pailletten, mit denen ihre Kostüme besetzt sind.
Aus den Interviews mit den wissenschaftlichen Verfassern der ethnologischen Filme des ÖWF lassen sich einige generelle Tendenzen herausarbeiten.
Die Interviewten schilderten die Zusammenarbeit mit dem ÖWF überwiegend als positiv, vor allem, da diese Institution ihnen die Möglichkeit bot, Filmprojekte zu realisieren und die dazu benötigten Ressourcen zur Verfügung stellte (filmisches Equipment, Personal wie z. B. Kameramänner, Tontechniker usw.).
Durch das Netzwerk der Encyclopaedia Cinematographica (EC), in das auch das ÖWF eingebunden war, konnten die Filme schneller verbreitet und für universitäre Institutionen leichter zugänglich gemacht werden. Dieser Austausch mit Hochschulen und Universitäten ergab sich vor allem aus dem Filmverleih des ÖWF.
Die Interviewten waren sich weitgehend einig, dass die Institution ÖWF für ihre eigene wissenschaftliche Arbeit so lange interessant war, als das ÖWF Filme produzieren konnte.
Das Ende der Institution wurde mit wissenschaftstheoretischen und technischen Umbrüchen zu Beginn der 1990er Jahre in Verbindung gesetzt.
Die methodischen Leitsätze der Encyclopaedia Cinematographica (EC), die auch am ÖWF als Grundlage dienten, wurden von den Interviewten in den Bereichen Biologie, Medizin und Technik als sinnvoll erachtet, zumal so kurze monothematische Einheiten geschaffen werden konnten, die der Vergleichbarkeit der in den Filmen dargestellten Sachverhalten diente.
Im Kontext der ethnologischen Filme waren die Regeln der EC nicht mehr haltbar, vor allem, da durch die geforderten kurzen Sequenzen, in denen ein Thema abgehandelt werden sollten, Vorgänge aus ihrem gesellschaftlichen Kontext herausgerissen wurden.
Bei Fragen nach der Bedeutung des Films als Methode der ethnologischen Dokumentation wurde das subjektive Element der Filme hervorgehoben.
Worauf die Kamera gerichtet wird, ist immer subjektiv. Das Endprodukt ist das Ergebnis einer Vielzahl von Arbeitsschritten, an denen die unterschiedlichsten Akteure beteiligt sind. Zu Tragen kommen hier die Zusammenarbeit des Kamerateams vor Ort, die diversen Regieanweisungen während der Dreharbeiten und die Postproduktion, wie etwa der Schnitt oder der Kommentar.
Bezüglich der Einsatzmöglichkeiten von Film in der Ethnologie gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweisen, die sich auch in den Filmkommentaren der einzelnen wissenschaftlichen Verfasser widerspiegeln. Die Anwendung von Film als Methode in der Ethnologie wurde und wird oft diskutiert, fest steht jedoch, dass Film ein wichtiges und unverzichtbares Medium dieser Wissenschaftsdisziplin darstellt.
(Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Verena Kubicek)