- Im Vorfeld des März 1938
- NS-Propaganda – März 1938
- NS-Propaganda – Volksabstimmung April 1938
- Der Blick des Auslands auf die Ereignisse
Wien verlor mit der Vertreibung von Schriftsteller/innen, Musiker/innen und Komponist/innen die Rolle als Zentrum richtungsweisender kultureller Strömungen.
Arnold Schönberg im Radiointerview (1931)
Arnold Schönberg, der in Wien geborene Schöpfer der Zwölftontechnik, verließ Österreich bereits in den 1920er-Jahren, um in Berlin zu unterrichten. Antisemitische Proteste begleiteten seine Berufung. Noch 1933 emigrierte er in die USA, wo er sich verstärkt mit seinen jüdischen Wurzeln auseinandersetzte und Krieg und Holocaust in Werken wie "Ein Überlebender aus Warschau" (1947) verarbeitete.
Arnold Schönberg
Vally Weigl (1992)
Flucht und Vertreibung stellten immer biografische Zäsuren dar und unterbrachen, erschwerten oder verunmöglichten häufig die Karrieren der Betroffenen. Während etwa der 1938 in die USA geflüchtete Komponist Karl Weigl nicht an seine Erfolge anknüpfen konnte und sich mit existentiellen Problemen konfrontiert sah, begann seine Ehefrau Vally Weigl – die Schwester der im Konzentrationslager Ravensbrück ermordeten Sozialwissenschaftlerin Käthe Leichter – im Exil zu komponieren.
Erich Wolfgang Korngold
Die (Opern-)Werke von Erich Wolfgang Korngold – sie zählten in den 1920er Jahren zu den meistgespielten in Österreich und Deutschland – wurden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verboten. Korngold emigrierte in die USA, wo er bereits gearbeitet hatte, und wurde dort zu einem der erfolgreichsten und mit zwei Oscars ausgezeichneten Filmkomponisten. Seine Stigmatisierung hielt in Österreich auch nach 1945 an und ließ eine Rückkehr scheitern.
Erich Fried im Ö1-Interview (1986)
Schriftsteller/innen wiederum sahen sich im Exil damit konfrontiert, dass ihnen wegen ihrer sprachlichen Gebundenheit große Teile ihres Publikums verloren gingen. Ihre Werke waren in Deutschland und Österreich oftmals verboten und im Aufnahmeland kaum bekannt. Die Frage der Rückkehr war für viele Schriftsteller/innen ein Thema – auch dann, wenn sie sich wie Hilde Spiel die Sprache des Exillandes angeeignet hatten.
Die Autorin und bekennende Sozialdemokratin verließ Österreich angesichts der gewaltsam aufgeladenen Situation bereits 1936 in Richtung London, wo sie hauptsächlich journalistisch tätig war. Nach dem Ende des Krieges rang sie mit einer möglichen Rückkehr, zu der sie sich erst 1963 entschließen konnte.
Wie Hilde Spiel emigrierte auch Stefan Zweig, der Chronist der „Welt von Gestern“, nach London. Österreich hatte er während des autoritären „Ständestaats“ aus politischen Gründen verlassen. Im brasilianischen Exil sah er Europa und seine alte Heimat „weit über sein eigenes Leben hinaus zerstört“. Diese Hoffnungslosigkeit war es auch, die ihn 1942 Suizid begehen ließ.
Anders als Stefan Zweig stand der Schriftsteller Franz Werfel dem autoritären „Ständestaat“ nahe. Er wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs vornehmlich aus „rassischen“ Gründen ins Exil gezwungen, ging zunächst nach Frankreich, später in die USA und war dort beruflich erfolgreich.
Auch Friedrich Torberg, der strikt antikommunistisch eingestellt war, wählte die USA als Exil und war für Hollywood tätig. Literarisch war die verlorene Heimat ein wiederkehrendes Thema.
Lesung von Friedrich Torberg (1976)