- Tonaufzeichnung vor und bis Edison
- Der Phonograph: Musik auf Tonzylindern
- Der Phonograph: Briefe und Diktate
- Das Grammophon: Unterhaltung als Massenprodukt
- Das Nachleben früher Tonaufnahmen
Tonträger und -aufzeichnungen waren seit ihrer Frühzeit eng mit Werbung verbunden – nicht nur als Inhalt der Reklame, sondern auch als Mittel zur Reklame.
Tonträger wurden schon früh als Werbemedien in Betracht gezogen und um die Jahrhundertwende tatsächlich auch als solche genutzt. Edison selbst etwa war bereits kurz nach der Erfindung des Phonographen eine Anwendung zu Werbezwecken vorgeschwebt.
Reclame-Record
„Edison soll gar keinen Zweifel hegen, daß in nächster Zeit die Ladenbesitzer in New-York Phonographen aufstellen werden, die den Vorübergehenden Qualität und Preis der Waaren ausrufen.“
Bernhard Esmarch: Die neuen Wunderdinge der Erfindung, 1879, S. 15.
Zwei der wenigen aus der Frühzeit erhaltenen Aufnahmen sind die „Reclame-Record“, die um 1905 entstand, und die „Special Columbia Record“ von 1913. Erstere pries die Vorzüge des Phonographen an, letztere hob auf der einen Seite die Qualität der Columbia-Produkte hervor, enthielt auf der zweiten Seite das bekannte Lied „Good night, little girl, good night“ und wurde zu einem vergünstigen Preis angeboten. Für die Unternehmen der Tonträgerindustrie war es zudem naheliegend, eigene Werbeschallplatten zu produzieren, um auf ihre Neuerscheinungen aufmerksam zu machen.
Werbeschallplatte
„Ein sehr weites Betätigungsfeld wird, wie schon oft erwähnt, der Sprechmaschine auf dem Gebiet der Reklame erwachsen. Ueberhaupt überall da, wo dieselben Worte, Sätze oder Reden oft und periodisch wiederholt werden müssen, wird sich dereinst der Sprechmaschine eine grosse Anwendungsmöglichkeit bieten; der Reklame aber ist dieser Weg schon heute deswegen geebnet, weil die Verwendung der Sprechmaschine für diesen Zweck an und für sich originell genug ist, um die Aufmerksamkeit des Publikums mit Sicherheit anzulocken, – und das ist ja schliesslich der Hauptzweck einer jeden Reklame.“
„Sprechende Reklame“, wie ein zeitgenössischer Ausdruck lautete, war auch für andere Branchen attraktiv, wenn auch in weit geringerem Ausmaß als gedruckte Formen wie Inserate oder Plakate. Aus den 1920er und 1930er Jahren sind beispielsweise Werbeplatten für Bekleidung, Zigaretten und Möbel bekannt, die oft mit eigens komponierten, eingängigen Melodien und weniger mit gesprochenen Texten arbeiteten.
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
„Auch gewöhnliche Platten regulären Inhalts können dadurch nebenbei der Reklame dienen, dass das Etikett der Platten neben der Inhaltsangabe für die Reklame vermietet wird, oder dass der musikalischen Produktion einige wenige Reklameworte nachfolgen oder vorausgehen. […] Natürlich kann hier nicht genug vor einem Zuviel gewarnt werden, denn durch das Uebertreiben solcher Platten-Reklame kann man unter Umständen der ganzen Industrie einen empfindlichen Schaden zufugen. In mässigen Grenzen angewendet, wird eine solche Reklame aber ebenso unschädlich sein, wie der Inseratenteil einer guten Zeitschrift bei richtiger Anwendung auf die Bedeutung des betreffenden Blattes nie einen unheilvollen Einfluss ausüben kann.“
Werbeschallplatte
Werbeschallplatte
Fachzeitschriften der Phonoindustrie regten zahlreiche Einsatzmöglichkeiten zu Werbezwecken an, von denen nicht alle (in großem Umfang) umgesetzt wurden, aber aus heutiger Sicht modern wirken und bestimmte Tendenzen vorwegnahmen. Sie zeigen außerdem, wie dynamisch die beiden im beginnenden 20. Jahrhundert relativ neuen Entwicklungen miteinander verwoben waren.
„Bei Reklame-Sprechmaschinen wird man sich daher nicht damit begnügen, einen gewöhnlichen Trichter-Apparat zu verwenden, sondern man wird denselben vorteilhaft in auffälligen oder ungewöhnlichen Figuren unterbringen. Sprechende Puppen oder Zwerge, menschliche Köpfe in Lebensgrösse, ja sogar Tierfiguren werden stets dann eine überraschende Wirkung ausüben, wenn sie recht lebenswahr dargestellt sind und womöglich in irgendeiner Beziehung zu der angepriesenen Ware stehen.“