am Beispiel von Sigmund Freud sowie der Geschichte der Tuberkulose
Einer klassischen, auf die Biografie bezogenen Zugangsweise folgend, wird die österreichische Medizingeschichte des 20. Jahrhunderts zunächst mit der Person Sigmund Freud verknüpft.
In einem zweiten Schwerpunkt wird am Beispiel der Tuberkulose der Frage nach den sozioökonomischen Kontexten von Krankheiten nachgegangen
Ausgehend von zwei sehr unterschiedlichen Themen – erstens Sigmund Freud, zweitens die Geschichte der Tuberkulose – regt dieses Modul zur Auseinandersetzung mit Themen und Quellen der Geschichte der Medizin, speziell der österreichischen, an.
Die Aufgaben sind als Auswahl gedacht und bieten sowohl ausgewählte Tonaufnahmen für kürzere Unterrichtssequenzen als auch Anregungen für vertiefende Arbeitsphasen wie Referate, Portfolios oder auch vorwissenschaftliche Arbeiten. Die Arbeitsaufträge haben in erster Linie den Geschichtsunterricht im Fokus. Sie eignen sich aber auch für ein fächerübergreifendes Vorgehen, etwa für die Fächer Geografie, Psychologie und Biologie.
Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 im mährischen Přibor (Freiberg) als Sohn eines jüdischen Wollhändlers geboren. 1860 übersiedelte die Familie nach Wien, wo Freud bis zu seiner Vertreibung durch das nationalsozialistische Regime im Jahr 1939 lebte und arbeitete. Freud war ein ausgezeichneter Schüler. Er studierte Medizin an der Universität Wien und promovierte 1881. Ab 1885 war Freud Privatdozent für Neuropathologie. 1886 heiratete er Martha Bernays. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Seine Tochter Anna Freud war ebenfalls eine berühmte Psychoanalytikerin.
Eine Studienreise nach Paris führte Freud zur näheren Beschäftigung mit den Phänomenen der Hysterie sowie der Suggestions- bzw. Hypnosetherapie. Die gemeinsam mit dem Internisten Josef Breuer durchgeführte Behandlung der Patientin „Anna O.“ (eigentlich Bertha Pappenheim) führte zur gemeinsamen Entwicklung der Sprechtherapie und damit zur Vorstufe der Psychoanalyse. Arbeitete Freud zunächst mit der Technik der Hypnose, so rückten später die sogenannte „freie Assoziation“ sowie die Traumdeutung als Methoden zur Erforschung des Unbewussten in den Mittelpunkt. Den Begriff „Psychoanalyse“ verwendete Freud erstmals 1896, um den Vorgang der Erforschung der menschlichen Psyche zu beschreiben. Weitere von Freud geprägte Begriffe und Konzepte sind unter anderem der „Ödipus-Komplex“, der „Todestrieb“ und der „Wiederholungszwang“. Neben seiner als Hauptwerk geltenden „Traumdeutung“ (1900) seien als Auswahl Werke wie „Totem und Tabu“ (1913), „Jenseits des Lustprinzips“ (1920), „Das Ich und das Es“ (1923) und „Das Unbehagen in der Kultur“ (1930) genannt.
Nach der Machtergreifung der nationalsozialistischen Partei in Deutschland 1933 wurden auch Freuds Bücher verbrannt. Freud unterschätzte zunächst die Gefahr, die ihm durch das Regime drohte. Als jedoch nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich seine Tochter Anna verhört wurde, entschloss er sich zur Emigration. Nur durch die Intervention einflussreicher Bewunderinnen und Bewunderer wie z. B. Maria Bonaparte gelang es Freud nach Bezahlung der sogenannten Reichsfluchtsteuer mit seiner Familie das Land zu verlassen. Seine erzwungene Unterschrift unter die Bestätigung, dass er gut behandelt worden sei, ergänzte er mit den Worten „Ich kann die Gestapo jedermann auf das beste empfehlen“. Er emigrierte im Juni 1938 nach London, wo er bis zu seinem Tod am 23. September 1939 lebte.
Die Tuberkulose (Tbc, auch Morbus Koch, Wiener Krankheit, Schwindsucht) ist eine hochansteckende – und daher in Österreich meldepflichtige – bakterielle Infektionskrankheit. Sie kann alle Teile des Körpers betreffen. Die häufigste und bekannteste Variante ist allerdings die Lungentuberkulose.
Das „Mycobacterium tuberculosis“ wurde erstmals 1882 von Robert Koch beschrieben, der für diese Entdeckung 1905 den Nobelpreis erhielt. An der Entwicklung eines Testverfahrens zum Nachweis der Tuberkulose war der Wiener Kinderarzt und Forscher Clemens von Pirquet (1874–1929) maßgeblich beteiligt. Obwohl er dafür fünfmal für den Nobelpreis nominiert war, erhielt er ihn nie. 1943 entwickelten die US-amerikanischen Forscher Selman Waksman und Albert Schatz mit dem Antibiotikum Streptomycin das erste wirksame Mittel zur Behandlung der Tuberkulose. Waksman erhielt dafür 1952 den Nobelpreis für Medizin.
Die Tuberkulose gilt als eine der ältesten Krankheiten der Menschheit und dürfte nach neueren Forschungen bereits in der Frühgeschichte aufgetreten sein. In der Neuzeit erreichte die Tuberkulose im ausgehenden 18. und vor allem im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Allein in Österreich kann im 19. Jahrhundert von etwa 1,2 Millionen Toten infolge der Tuberkulose ausgegangen werden. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg kam es erneut zu einem signifikanten Ansteigen der Tuberkuloseerkrankungen. Danach flachte die Erkrankungskurve im Lauf des 20. Jahrhunderts – zumindest in den westlichen Industriestaaten – deutlich ab.
In Österreich waren etwa 2011 rund 700 Tuberkulosefälle gemeldet, die Dunkelziffer dürfte hier allerdings deutlich höher liegen.
Weltweit gesehen ist die Tuberkulose allerdings seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert wieder auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass rund ein Drittel der weltweiten Bevölkerung mit Tuberkulose infiziert ist. Die Infektion mit der Krankheit kann auch als sozialer Parameter betrachtet werden, betrifft sie doch vor allem jene Menschen, deren Immunsystem nicht zuletzt aufgrund ungünstiger sozialer Bedingungen wie mangelhafter Ernährung, ungesunder Wohnverhältnisse, fehlender medizinischer Versorgung oder/und anderem geschwächt ist. Wie AIDS, mit dem die Tuberkulose häufig auch immunologisch in enger Wechselbeziehung steht, kann die Tuberkulose weltweit wie auch regional als „Krankheit der Armen“ gesehen werden. Der jahrzehntelange allzu sorglose Einsatz von Antibiotika hat eine zunehmende Resistenz der Tuberkulosebakterien gegen die eingesetzten Medikamente zur Folge.
aus dem Mittagsjournal vom 8. Jänner 1969
aus dem Mittagsjournal vom 20. November 1993
aus dem Mittagsjournal vom 5. Mai 1998
aus dem Mittagsjournal vom 23. November 1999 (von Minute 16:40 bis 20:35)
3.1) Sehen Sie sich Beiträge zu Sigmund Freud auf YouTube an. Dokumentieren Sie Ihre Recherchearbeit in Form eines Protokolls und fassen Sie Ihre Erkenntnisse und Eindrücke in Form eines Berichtes bzw. einer Präsentation zusammen.
3.2) Bearbeiten Sie das Arbeitsblatt 1 „Zitate und Aphorismen Sigmund Freuds“
3.3) Auch der berühmte Wiener Psychiater und Neurologe Viktor Frankl stand in engem persönlichen Kontakt zu Sigmund Freud und Viktor Adler.
Vortrag von Viktor E. Frankl 1976 [Ausschnitt]
3.4) So wie Sigmund Freud wurden auch viele andere Wissenschaftler/innen und Gelehrte von dem nationalsozialistischen Regime aus Österreich bzw. Deutschland vertrieben oder in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. In diesem Zusammenhang wird auch von der „vertriebenen Vernunft“ gesprochen, durch die nicht zuletzt ein Vakuum in der deutschsprachigen Wissenschaft und Intelligenz allgemein entstand.
Vertriebene Vernunft
4.1) Bearbeiten Sie das Arbeitsblatt 2 „Gesundheitsstatistik 2011“.
4.2) Hören Sie sich in dem 1998 gesendeten Mittagsjournal den Beitrag „Neuer Impfstoff gegen Tbc“ von Minute 43:20 bis 46:00 an und beantworten Sie die Fragen bzw. bearbeiten Sie die Aufgaben.
aus dem Mittagsjournal vom 5. Mai 1998
Fragen
Aufgaben
Varianten:
4.3) Hören Sie sich in dem 1999 gesendeten Mittagsjournal den Beitrag „Wird Tbc in Österreich wieder zum Problem? Sollen Risikogruppen mehr geprüft werden?“ von Minute 16:40 bis 20:35 an und beantworten Sie die Fragen bzw. bearbeiten Sie die Aufgaben.
aus dem Mittagsjournal vom 23. November 1999
Arbeitsblatt 1 – Zitate und Aphorismen Sigmund Freuds
Herunterladen (PDF)Arbeitsblatt 2 – Gesundheitsstatistik 2011
Herunterladen (PDF)Arbeitsblatt 3 – Gesundheitsstatistik 2015
(mit Lösungen)
Arbeitsblatt 3 – Gesundheitsstatistik 2015
Herunterladen (PDF)Arbeitsblatt 2 – Gesundheitsstatistik 2011
(mit Lösungen)
(Text und Inhalt: Andrea Brenner, 2014)