Der Wiener Heldenplatz ist ein Ort mit außergewöhnlich vielen Facetten. Zahlreiche Touristinnen und Touristen halten inne, um den Platz auf sich wirken zu lassen, die Fassade der Hofburg zu bewundern oder die Fiaker zu bestaunen. Mit seinen Museen, der Nationalbibliothek und den Prunkräumen, die für Bankette und Ballveranstaltungen genützt werden, ist der Heldenplatz ein wichtiger Ort der kulturellen Begegnung. Ebenso bietet der Heldenplatz Raum für alltägliche Feste und Feierlichkeiten wie beispielsweise jenen zum Nationalfeiertag, aber auch für Veranstaltungen rund um das Erntedankfest, für den Zieleinlauf beim Wiener Citymarathon oder auch für den „Tag des Sports“.
Der Heldenplatz ist auch ein höchst politischer Ort. Die Büros des Bundeskanzlers und des Bundespräsidenten befinden sich in nächster Nähe. Das ist einer der Gründe, warum Massendemonstrationen häufig auf den großen Platz im Zentrum Wiens führen. Hier werden auch Erinnerungen an historische Zeiten und Ereignisse wach. Der Heldenplatz lässt nicht nur an die Zeit der Monarchie denken. Während der Ersten Republik marschierten hier die Heimwehren auf; in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg fand auf dem Platz die Wachablöse der alliierten Mächte statt. Den Gefallenen der beiden Weltkriege ist ein Denkmal gewidmet, das in den letzten Jahren für politische Diskussionen sorgte. Besonders aber findet am Wiener Heldenplatz der „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 seine symbolische Verortung.
Zusammen mit dem Heldenplatz als Motiv in der Literatur bieten all diese Assoziationen viel Stoff, um sich mit diesem Platz im Unterricht näher zu beschäftigen. Ein Hauptplatz in der Hauptstadt Österreichs gibt Aufschluss über österreichische Geschichte, Kunst und Kultur, Politik, Volkskunde, Sport und Literatur.
Die Schüler/innen setzen sich mit der Wahrnehmung eines öffentlichen Ortes auseinander und lernen dessen sichtbare und nicht sichtbare Details zu erkennen. Dabei befassen sie sich mit österreichischer Geschichte und Politik im Längsschnitt anhand zeitgenössischer Quellen. Eigenverantwortliches Arbeiten (recherchieren, bewerten, präsentieren) steht im Vordergrund. Ein Arbeitsblatt für eine virtuelle Zeitreise führt die Schüler/innen anhand von Ton- und Videoquellen, von Berichten von Zeitzeuginnen und ‑zeugen sowie von Internetseiten durch die Geschichte des Heldenplatzes. Themen wie die Entstehung der Wiener Ringstraße, der „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938, der Literaturskandal rund um das Theaterstück „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard, das Lichtermeer von 1993 und der Ausschluss des Skirennläufers Karl Schranz von den Olympischen Winterspielen 1972 werden behandelt.
Im Sinne der historischen Sachkompetenz sollen die Schüler/innen Namen und Ereignisse der österreichischen Geschichte so kategorisieren können, dass sie einen Zusammenhang mit dem Wiener Heldenplatz erkennen und diesen als mehrdimensionalen Ort im Längs- und Querschnitt wahrnehmen.
1.1) Thematische Auseinandersetzung mit dem „Heldenplatz“
Die Schüler/innen erhalten folgende Begriffe (als Kärtchen, auf einer Kopiervorlage oder an die Tafel geschrieben): Ernst Jandl – Erzherzog Karl – Fest der Freude – Franz Joseph – Heimwehren – Lichtermeer – Nacht des Schweigens – Nationalfeiertag – Prinz Eugen – Tag des Sports – Thomas Bernhard – Wiener City-Marathon – Wiener Stadtfest.
Dazu werden zwei Arbeitsaufgaben gestellt:
1.2) Weiterführende Recherche
Die Schüler/innen suchen sich einen Teilbereich aus und recherchieren zu diesem genauer. Dabei steht nicht mehr der Heldenplatz an sich im Mittelpunkt, sondern der einzelne Begriff oder Name. Zum Beispiel wird bei Ernst Jandl nicht nur das Gedicht „wien : heldenplatz“ angeführt, sondern auch die Person, sein Gesamtwerk u. a. Bezogen auf die Heimwehren geht es nicht nur um die Kundgebungen am Heldenplatz, sondern auch um allgemeine historische Hintergründe zu deren Entstehung, Bedeutung usw. Folgende Vorgaben müssen bei dieser Übung berücksichtigt werden:
1.3) Präsentation
Schüler/innen mit gleichen oder ähnlichen Rechercheschwerpunkten finden sich in Gruppen zusammen. Sie bereiten eine Präsentation für ihre Mitschüler/innen nach folgenden Vorgaben vor:
1.4) Mögliche Zusatzaktivitäten
Variante a: Die Schüler/innen erstellen Kurzversionen ihrer Präsentationen. Im Zuge eines Lehrausgangs zum Heldenplatz tragen sie diese vor Ort vor.
Variante b: Die Schüler/innen erstellen Collagen zum Thema Heldenplatz, welche die vielseitige Bedeutung dieses Platzes aufzeigen.
Im Rahmen einer virtuellen Zeitreise dekonstruieren die Schüler/innen historische Quellen und setzen sich im Sinne der Stärkung der historischen Orientierungs- und der politischen Urteilskompetenz mit der Vielseitigkeit des Wiener Heldenplatzes auseinander. Ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein und ein multiperspektivisches Verständnis sind die Ziele.
2.1) Bildimpuls
Ausgehend von einem Bildimpuls zum Wiener Heldenplatz kann ein Brainstorming erfolgen, um die Schüler/innen zu aktivieren.
Mögliche Leitfragen für das Brainstorming:
2.2) Virtuelle Reise über den Heldenplatz
Die Schüler/innen erhalten zur Bearbeitung das Arbeitsblatt „Eine virtuelle Reise über den Heldenplatz“. Teile des Arbeitsblattes können auch zu Hause erledigt werden.
2.3) Ertragssicherung
Die Schüler/innen erstellen zum Thema Heldenplatz ein Portfolio. Folgende Inhalte sind denkbar:
2.4) Zusatzaktivität
Die Schüler/innen gestalten eine Minireportage zum Thema Heldenplatz entweder als Videobeitrag, als Radiosendung (z. B. mit Hilfe von Audacity) oder als Fotoreportage.
Arbeitsblatt – Eine virtuelle Reise über den Wiener Heldenplatz
Dieses Arbeitsblatt lädt dazu ein, den Wiener Heldenplatz sowie damit in Zusammenhang stehende Ereignisse und Akteurinnen bzw. Akteure in Form einer Zeitreise zu erleben. Links zu Tönen, Bildern und Websites erwecken den Heldenplatz zum Leben. Gezielte Fragestellungen regen den Denkprozess der Schüler/innen an. Kurze Informationstexte führen von einem Ereignis zum nächsten.
Herunterladen (PDF)(Text und Inhalt: Bettina Paireder, 2014)