Die Angst davor, dass die natürlichen Ressourcen nicht ausreichen, um das Überleben der Menschen zu garantieren, gibt es schon ausgesprochen lang. Schon vor über 200 Jahren warnten etwa Wissenschaftler*innen, dass die Weltbevölkerung schneller wachse, als man Nahrung für die Menschheit produzieren könne.
Im 21. Jahrhundert sind diese Ängste weiterhin vorhanden, Herausforderungen haben sich verändert oder verschärft. Zudem wird seit einigen Jahren der Gedanke von globaler Gerechtigkeit und einer nachhaltigen Entwicklung für alle Menschen rund um den Globus immer bedeutender.
Herausforderungen wie die Klimakrise, der Stopp globaler Ungleichheit oder Wege zum Ausbau von moderner und menschenwürdiger Infrastruktur müssen politisch und auf internationaler, nationaler oder lokaler Ebene gelöst werden.
An der ein oder anderen Stelle lohnt ein Blick in die Geschichtsarchive, um festzustellen, wie soziale oder ökologische Probleme in der Vergangenheit bearbeitet wurden.
Dieses Unterrichtspaket setzt sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen auseinander. Dabei werden verschiedene Aspekte des Nachhaltigkeitsgedankens aufgegriffen und veranschaulicht, wie der Nachhaltigkeitsgedanke und politische Prozesse zusammenhängen. Politische Entscheidungen und Debatten, die den Umgang mit unserem Planeten, mit natürlichen Ressourcen und globaler Gerechtigkeit betreffen, werden thematisiert. Im Zentrum steht die Nachhaltigkeitsagenda der UNO, die 2015 beschlossen wurden, um im Jahr 2030 eine nachhaltigere und sozial und ökologisch gerechtere Welt vorzufinden.
Weitere Zielsetzungen des Unterrichtspakets sind:
- Wissen um Geschichte und verschiedene Aspekte des Begriffs Nachhaltigkeit.
- Eigenständiges Erkennen von Herausforderungen und Chancen bei der politischen Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele.
- Reflexion und Auseinandersetzung mit zentralen Begriffen, wie Gerechtigkeit, Gleichheit, und nachhaltige Ressourcen-Nutzung.
- Eigene Handlungsspielräume beim Thema Nachhaltigkeit entdecken und Ideen für Nachhaltigkeit im eigenen und globalen Umfeld entwickeln.
Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt eigentlich aus der Forstwirtschaft: Im 20. Jahrhundert meinte man mit „nachhaltig“, dass nur so viel Holz in einem Wald geschlagen werden sollte, wie dauerhaft auch nachwächst.
In die politische Debatte kommt der Begriff erst in den 1960er und 1970er Jahren. 1968 schließen sich Expert*innen und Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Ländern und Bereichen zum Club of Rome zusammen. Vier Jahre später veröffentlichen sie einen Bericht zur Weltwirtschaft mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“. Darin weisen Sie darauf hin, dass ohne konkrete politische Maßnahmen die Menschheit und die natürlichen Ressourcen in den nächsten 100 Jahren großen Schaden nehmen werden.
Der Bericht findet in den nächsten Monaten und Jahren große Aufmerksamkeit. Im darauffolgenden Zeitraum finden Überlegungen zu Umwelt und Nachhaltigkeit immer mehr Beachtung. In den 1970er Jahren findet in Stockholm die erste Umweltkonferenz der Vereinten Nationen (UNO) statt. Politiker*innen und Expert*innen aus verschiedenen Ländern diskutieren über Herausforderungen und politische Lösungen zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit.
In den nächsten Jahren, insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren wachsen die umweltpolitischen Probleme und werden öffentlich immer breiter diskutiert. Während der Ölpreis- und Energiekrisen macht man sich Gedanken, wie die einzelnen Länder auch in Zukunft noch ausreichend mit Energie und passender Infrastruktur versorgt werden können. Steigende Luftverschmutzung, das Sterben von Wäldern und ein wachsendes Ozonloch sind die zentralen Umwelt-Probleme der kommenden Jahre. In Österreich und vielen anderen Ländern Europas wird zudem die Nutzung von Atomkraft zur Energiegewinnung emotional diskutiert. Verschiedene politische Parteien nehmen sich jetzt diesen Themen an und beeinflussen so die nationale Gesetzgebung.
Mit der fortschreitenden Globalisierung werden die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit langsam auch aus einer weltumspannenden Perspektive betrachtet. Bei der UNO-Umweltkonferenz in Rio (1992) nimmt erstmals eine große Mehrheit aller Staaten teil. Ab dem Jahr 2000 findet der Begriff Nachhaltigkeit immer häufiger Eingang in politische Debatten. Unter Nachhaltigkeit wird langsam nicht nur der Umgang des Menschen mit dem Planeten, sondern auch globale Gerechtigkeit verstanden. In der Millenniums-Erklärung der Vereinten Nationen (2000) werden als politische Ziele auch der Kampf gegen Unterernährung, Hunger, Analphabetismus und eine bessere Trinkwasserversorgung ausgegeben.
Armut, Hunger. Mittagsjournal vom 14. Juli 1990
Dauer: 30 Minuten
Material: Zettel und Stifte
Herunterladen (PDF)Nachhaltigkeit, Ökonomie. Mittagsjournal 16. Jänner 1985
Energieversorgung. Mittagsjournal 25. Juni 1979
Dauer: 60 Minuten
Material: Zettel und Stifte
Herunterladen (PDF)Im September 2015 treffen sich Vertreter*innen der UNO in New York. Es wird überlegt, welche Nachhaltigkeits- und Umweltziele für die nächsten Jahre vereinbart werden sollten. In den Jahren zuvor vermehrten sich Appelle und Warnungen von Wissenschaftler*innen, wonach der Ruf nach politischen Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit immer lauter und dringlicher wurde. Insbesondere die Veränderung bzw. die Erwärmung des Weltklimas ist zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als offensichtlich. Die mittlere globale Temperatur steigt seit der Jahrtausendwende deutlich. Die Frage, wie man die globale Erwärmung stoppen bzw. verlangsamen kann, ohne dass dabei Wohlstand, eine gute Infrastruktur und ein Funktionieren der (Welt-)Wirtschaft verunmöglicht wird, ist die wichtigste Frage dieser Zeit und somit auch des UN-Nachhaltigkeitsgipfels.
Die Antwort auf diese Frage ist für die Vereinten Nationen die „Agenda 2030“ („Agenda für nachhaltige Entwicklung“). Alle teilnehmenden Länder verpflichten sich dazu, zwischen 2016 und 2030 an 17 Nachhaltigkeitszielen zu arbeiten. Die Nachhaltigkeitsziele betreffen unterschiedliche Politik- und Lebensbereiche, etwa den Ausbau sozialstaatlicher Leistungen, nachhaltige Stadtplanung, faire Gerichtsverfahren oder den Kampf gegen die Verschmutzung der Meere.
Wenige Monate nach diesem Nachhaltigkeitsbeschluss wird das Pariser Klima-Abkommen ausgearbeitet, in dem sich alle 195 Länder der Vereinten Nationen u.a. darauf verständigen, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen und deutlich mehr Geld für Klimaschutz und klimafreundliche Technik zu investieren.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele beschäftigen sich mit den fünf Hauptbereichen (Menschen, Wohlstand, Planet, Frieden und internationale Partnerschaften).
Nachhaltigkeit, Internationale Politik. Mittagsjournal 23. Juni 1997.
Dauer: 50 – 90 Minuten
Material: Zettel und Stifte
Herunterladen (PDF)Die UN-Nachhaltigkeitsagenda setzt sich unter anderem für mehr globale Gerechtigkeit, mehr Gleichheit und eine faire Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Ländern ein.
Fragen der Gerechtigkeit werden in öffentlichen Debatten in der Regel heftig diskutiert. Das mag damit zu tun haben, dass es bei Gerechtigkeitsvorstellungen immer auch um Ideen, Vorschriften oder Empfehlungen für das eigene oder das Leben anderer Menschen geht. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff der Gleichheit häufig diskutiert. Gleichheit kann dabei als eine zentrale demokratische Vorstellung angesehen werden, was gerecht ist: Alle Menschen sind grundsätzlich gleich und müssen angemessen von Politik und Gesellschaft behandelt werden. Eine Ungleichbehandlung darf nur dann passieren, wenn es dafür logische oder nachvollziehbare Gründe gibt.
Im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsagenda werden verschiedene Ebenen von Gleichheit und Gerechtigkeit angesprochen: Es geht um eine wirtschaftliche Gerechtigkeit, die etwa durch eine bessere Ernährung und Versorgung der ärmsten Bevölkerungsschichten oder durch einen leichteren Zugang zu guter Infrastruktur und Teilhabe aller am globalen Wirtschaftswachstum erreicht werden soll. Gerechtigkeit hat in der Agenda 2030 außerdem eine soziale bzw. gesellschaftliche Komponente. So soll etwa die Gleichstellung zwischen Mann und Frau und die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen gefördert bzw. verbessert werden (etwa durch einen funktionierenden Rechtsstaat oder durch verschiedene politische Integrationsmaßnahmen). Ein anderer Aspekt bezieht sich auf die Fähigkeit verschiedener Menschen, selber an einer gerechten bzw. gleichen Gesellschaft mitzuarbeiten. Auch das wird vielfach als eine Form von Gleichheit und Gerechtigkeit verstanden, hierfür sollen etwa Maßnahmen im Bildungsbereich (Förderung hochwertiger Bildung, Bekämpfung von Analphabetismus), eine gute öffentliche Infrastruktur oder mehr Möglichkeiten der politischen Teilhabe für Bürger*innen beitragen.
Migration, Diskriminierung, Teilhabe
Inklusion, Ungleichheit, Bildung. Mittagsjournal 28. Oktober 1995.
Geschlechtergerechtigkeit, Diskriminierung, sexuelle Orientierung. Mittagsjournal 25. März 1996.
Armut, Hunger, Ungleichheit. Mittagsjournal 10. November 1997.
Dauer: 60 – 90 Minuten
Material: Zettel und Stifte
Herunterladen (PDF)Umweltverschmutzung, Naturkatastrophen, Leben unter Wasser. Mittagsjournal 30. Jänner 1990.
Ein Kern von Nachhaltigkeitspolitik betrifft den Umgang der Menschen mit ihrer Umwelt bzw. mit den natürlichen Ressourcen. Die alte Idee, keine Ressourcen und Rohstoffen zu verbrauchen, die nicht wieder erneuert oder zum Nachwachsen gebracht werden können, ist dabei immer noch aktuell.
Der Aufruf zu nachhaltiger Ressourcennutzung findet sich bei der UN-Nachhaltigkeitsagenda etwa im Bereich der Landwirtschaft, durch die sorgsame Nutzung von Anbauflächen und der Ozeane, bei der Gestaltung von nachhaltigen Konsumprozessen durch Recycling und möglichst wenig Lebensmittelverschwendung oder durch die Förderung von erneuerbarer Energie.
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Umgang zwischen Mensch und Natur ist es, zentrale Teile des Ökosystems zu schützen bzw. dieses zumindest nicht komplett zu zerstören, um sich nicht die eigenen Lebensgrundlagen zu entziehen.
In der Agenda 2030 der Vereinten Nationen finden sich viele politische Zielsetzungen, die sich dem Schutz des Ökosystems und unserer Lebensgrundlagen verschreiben, etwa durch den Schutz der Artenvielfalt, durch den geforderten Stopp der Verschmutzung der Ozeane und selbstverständlich auch durch das zentrale Ziel zu umgehenden Klimaschutzmaßnahmen, die im Übrigen auch dazu führen sollen, die Häufigkeit von Naturkatastrophen in Zukunft zu verringern.
Dauer: 30 Minuten
Material: Zettel und Stifte
Herunterladen (PDF)Ein starker Fokus in der globalen Nachhaltigkeitsagenda liegt auf der Entwicklung von neuartigen Technologien und innovativen Ideen, die dazu beitragen sollen, die Gestaltung einer nachhaltigen Welt zu erleichtern.
So ist es etwa ein zentrales Ziel des Pariser Klimaabkommens, neue Mittel und Wege zu finden, wie man sich rund um den Globus besser auf ein Leben mit dem Klimawandel bzw. eines heißeren Planeten einstellen kann. Geld und Investitionen, die klimafreundlich sind, werden unterstützt.
Auch in der Agenda 2030 und in vielen der 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO findet sich dieser Gedanke zur Entwicklung neuer Ideen und Technologien wieder. So sollen etwa unterschiedliche Partnerschaften zwischen Ländern des Südens und des Nordens zu mehr Nachhaltigkeit und einer besseren Entwicklung von wirtschaftlich schwächeren Regionen beitragen. Auch in Wirtschaft und in Industrie sollen Innovationen und neue Ideen eine nachhaltige Welt begünstigen. Für verschiedene Städte und Gemeinden werden Lösungen gesucht, die diese Orte inklusiver, sicherer und umweltfreundlicher machen.
Armut, Internationale Politik. Mittagsjournal 25. November 1978
Dauer: 60 Minuten
Material: Zettel und Stifte
Herunterladen (PDF)1. Hört euch den Audio-Beitrag an und überlegt, wie Bildung im 21. Jahrhundert gestaltet sein muss, damit man jungen Menschen eine selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht.
Bildung, Ungleichheit. Mittagsjournal 26. Juni 1995
2. Schaut euch den Video-Beitrag (Soziale Wohnkultur) an und überlegt, welche Infrastruktur es heute braucht, um an Gesellschaft und Wirtschaft teilhaben zu können und um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Beitrag aus der Austria Wochenschau, Jänner 1953 - Soziales Wohnen
3. Schaut euch den Video-Beitrag (Friedensmarsch) an und überlegt, welche Argumente zum Thema Krieg heute noch Gültigkeit haben und welche nicht.
Am 15. Mai 1982 findet in Wien ein Friedensmarsch statt, bei dem etwa 70.000 Teilnehmer von den Bahnhöfen in die Innenstadt ziehen.
Hans Rosling (2018): Factfulness. New York. Flatiron
Gregg Easterbrook (2019): Warum die Welt einfach nicht untergeht. Berlin. Piper
(Text und Inhalt: Sapere Aude – Hermann Niklas und Patrick Danter, 2021)