Das Chaos der letzten Kriegstage ist auch im Radio zu spüren. Der Sender Bisamberg wird noch von den Nationalsozialist_innen gesprengt – und Radioaufrufe, so wie etwa jener des Arbeiterführers Wilhelm Böhm, der zur Kapitulation aufruft, um nicht noch mehr sinnlose Opfer beklagen zu müssen, können nur äußerst eingeschränkt gehört werden. Die Zahl der Radiohörer_innen ist bei Kriegsende gering und Radio als Kommunikationsmittel nur eingeschränkt nutzbar.
Alle politischen Kräfte in Österreich und die vier Besatzungsmächte sind sich der Bedeutung des Radios als zentrales Informationsmedium bewusst und nehmen Einfluss auf die Gestaltung der Rundfunklandschaft. So setzt schon in den letzten Apriltagen 1945 die sowjetische Besatzungsmacht den ehemaligen Generaldirektor der RAVAG, Oskar Czeija für den Wiederaufbau eines unter österreichischen Vorzeichen stehenden Rundfunks ein, der dann unter dem Namen Radio Wien den Sendebetrieb aufnimmt.
Ende 1945 gibt es in Österreich 700.000 angemeldete Rundfunkteilnehmer_innen, wobei fast 60 Prozent der Hörer_innen auf die russische Besatzungszone entfallen, mit Wien und Radio Wien im Mittelpunkt. Radio ist weiterhin ein zentrales Informations- und Unterhaltungsmedium, spiegelt aber auch Alltagssorgen wider, wie die Suchmeldungen des Roten Kreuzes nach vermissten Soldaten zeigen.