Ereignisse in den Radiojournalen der 1960er und 1970er Jahre

In den Hörfunkjournalen des ORF sind Ereignisse und his­torische Prozesse von internationaler und nationaler Bedeu­tung festgehalten und anhörbar. Exemplarische Beispiele der 1960er bis in die 1990er Jahre sind ausgewählt, zur thema­tischen Vertiefung teilweise ergänzt durch weitere Radio­dokumente und Audioquellen.

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Mittagsjournal 1967.10.02

Die Hörfunkjournale als Ergebnis der Rundfunkreform

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Das erste Hörfunkjournal

Mittagsjournal, 02.10.1967

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Das erste Abendjournal

02.10.1967

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ORF-Hörfunkdirektor Alfred Hartner

über das neue Radioprogramm ab 1. Oktober 1967
Radiosendung, 26.09.1967

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„Die ersten Schritte zur direkten Demokratie“ – 25 Jahre Rundfunkvolksbegehren. 1. und 2. Teil

1. Rundfunk als Politikum, 2. Der Widerstand
Radiosendung 9. und 10.10.1989

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„Die ersten Schritte zur direkten Demokratie“ – 25 Jahre Rundfunkvolksbegehren. 3. und 4. Teil

3. Das Volksbegehren, 4. Das Nachspiel
Radiosendung, 11. und 12.10.1989

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Radioapparat 1967 ©
Radioapparat 1967

Die starke politische Einflussnahme im Proporzsystem der Regierungs­parteien auf den Rund­funk in Österreich nach 1955 veranlasste Zeitungen, ein Volksbegehren – das erste in Österreich – zu initiieren. Dem Vorhaben der Tages­zeitung Kurier unter Chefredakteur Hugo Portisch schlos­sen sich weitere Zeitungsherausgeber an. Das Volks­begehren im Oktober 1964 gegen politische Einfluss­nahme auf Radio- und Fernseh­bericht­erstattung in Österreich unter­zeichneten 832.353 Menschen. Erst 1966, unter der Allein­regierung der ÖVP, wurde ein Rund­funk­gesetz be­schlossen, das mit Beginn des Jahres 1967 in Kraft trat.

Mit dieser Rundfunkreform wurde im Hörfunk ein erweitertes Pro­gramm­schema mit neuen Sendungsformaten eingeführt. Darunter fallen auch die Hörfunk­journale als zentrale Nachrichten­sendungen. Das erste Mittags­journal und das erste Abend­journal wurden am 2. Oktober 1967 gesendet, wie hier der damalige Pro­gramm­direktor des ORF-Hörfunks, Alfred Hartner, eine Woche davor im Radio an­kündigt.

Radiogerät aus den 1960er Jahren ©
Radiogerät aus den 1960er Jahren
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Hugo Portisch zur Ausgangssituation für das Rundfunkvolksbegehren

Vortrag, 17.06.1987

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„Man kann ruhig darüber reden.“ Eine Radiodiskussion

mit Chefredakteuren über das Ergebnis des Rund­funk­volks­begehrens. Radio­sendung, 13.10.1964

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Aus dem Parlament

Nationalratsdebatte über das Rundfunk­gesetz
Radiosendung, 08.07.1966

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Proteste 1968 in Österreich und international

Berichterstattung über Ereignisse in Österreich

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Exzesse von Wiener Aktionisten in der Universität

Der Prozess. Mittagsjournal, 31.07.1968

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Exzesse in der Universität

Das Urteil. Mittagsjournal, 31.07.1968

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Artikel mit Portraitfotos der Teilnehmer und Schlagzeilen: "Österreichs, Kulturrevouzzer" sowie "Die Polizei ist hinter ihnen her!" ©
Zeitungsbericht über Exzesse in der Uni
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Revolutionäre Studierende im Hörsaal

Mittagsjournal, 30.05.1968

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Der Rektor zur Hörsaalbesetzung

Mittagsjournal, 30.05.1968

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Schlägereien beim Wiener Rathaus am 1. Mai

Mittagsjournal, 01.05.1968

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Proteste 1968 in Österreich

Aus ihrer Frühzeit sind viele Hörfunkjournale nicht erhalten und wenn, dann oft nur in Form einzelner Beiträge, aber nicht als komplette Journalsendung. Das wird erkennbar in der Berichterstattung zu den Protestbewegungen des Jahres 1968 in Österreich und inter­national.

In Österreich verliefen die Proteste, verglichen mit anderen Ländern wie Frankreich und Deutschland, viel ruhiger. Dennoch gab es für die Medien in Österreich genug zu be­richten. Insbesondere in den Hör­funk­journalen können Live-Berichte aus be­setz­ten Hör­sälen Diskus­sio­nen und die teilweise aufgeheizte Stimmung widergeben.

Besonderes Medienecho rief die von Wiener Aktionisten am 7. Juni 1968 an der Universität durchgeführte Veranstaltung „Kunst und Revolution“ hervor, die auch zu einem Gerichts­verfahren und zu einer Verurteilung der Beteiligten führte. Vom Prozess­verlauf und vom Gerichts­urteil gibt es Live-Berichte aus dem Verhandlungs­saal.

Kunst und Revolution, 1968
Kunst und Revolution, 1968

Berichterstattung über Ereignisse in anderen Ländern

Proteste 1968 international

Für die Berichterstattung über die weitaus heftigeren Proteste in Frank­reich und Deutsch­land dienen das Sonderjournal vom 31. Dezem­ber 1968 mit seinem Jahres­rück­blick und weitere erhaltene Einzel­bei­träge aus Hörfunk­journal­sendungen der Jahre 1968 und 1969. Auch hier bringen akustische Eindrücke von Sprechchören aus Demonstrationen ein lebendiges Bild der Geschehnisse. Auch Berichte von Studierenden­protesten in Japan und in Mexiko, wo in Mexiko Stadt die Proteste durch ein Massaker an Studierenden nieder­geschlagen wurden, sind erhalten, manche davon auch anhörbar.

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Der Mai 1968 in Paris

Jahresrückblick. Sonderjournal, 31.12.1968

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Studentenproteste in Paris und Generalstreik

Abendjournal, 13.05.1968

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00:59:27 (00:23:13) audio
Studentenproteste international

Jahresrückblick. Sonderjournal, 31.12.1968

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Studentenproteste in Japan, Universität in Tokio besetzt.

Schwere Zusammenstöße mit der Polizei. Mittagsjournal, 20.01.1969

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Paris im Jahr 1968 ©
Paris im Jahr 1968

Die Niederschlagung des Prager Frühlings

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Das erste Morgenjournal

berichtet am 21. August 1968 über die Invasion in die Tschechoslowakei

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00:28:44 (00:08:43) audio
Das erste Morgenjournal

berichtet über die Situation an der Grenze in Berg. 21.08.1968

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00:59:29 (00:25:47) audio
Hilferuf aus Brünn. Lubomir Popelka spricht

Abendjournal 21.08.1968

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00:23:59 (00:10:08) audio
Schwerste Zusammenstöße, Erschießungen in Prag

Morgenjournal, 26.08.1968

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Ernüchterung. Alexander Dubcek nach der Rückkehr aus Moskau

Abendjournal, 27.08.1968

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00:02:54 audio
Kritik an österreichischer Berichterstattung

aus Moskau

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Begräbnis von Jan Palach und Friedensdemonstration

Bericht aus Prag. Mittagsjournal, 25.01.1969

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Mit der Berichterstattung am 21. August 1968 in der Früh über den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei entstand das Morgen­journal als neue Form eines Hörfunk­journals.
An den Ereignissen während der Nieder­schlagung des Prager Frühlings nahm Österreich als neben der BRD eines seiner westlich orientierten Nachbarländer großen Anteil und der ORF berichtete umfangreich darüber. Journalist_innen waren schnell an Grenzübergängen und konnten von dort berichten ebenso wie Korrespondent_innen in Prag über Telefonschaltungen.

Die Rundfunkberichterstattung des ORF wurde international wahrgenommen und von Moskau kritisiert. In den Hörfunkjournalen wurden auch Nachrichten in tschechischer Sprache oder der berühmte, aufgefangene „Hilferuf aus Brünn“ von Lubomir Popelka gesendet.

Leider sind nicht mehr viele Journalsendungen aus dieser Frühzeit der Hörfunkjournale erhalten.

Einige junge Männer, teilweise Steine werfend, neben einem sowjetischen Panzer auf der Straße. Im Hintergrund sind die Ketten weiterer Panzer sowie Füße von Schaulustigen zu sehen. ©
Sowjetischer Panzer in Prag, 1968

Volksabstimmung über das AKW Zwentendorf

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Tauziehen um österreichisches Atomkraftwerk – Kommentar

Morgenjournal, 08.05.1969

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00:03:01 (00:14:31) audio
Demonstration gegen das AKW Zwentendorf

Mittagsjournal, 13.07.1977

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00:59:28 (00:13:07) audio
Bundeskanzler Kreisky will eine Volksabstimmung nicht unterstützen

Morgenjournal, 17.01.1978

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00:59:50 (00:33:42) audio
Beschluss einer Volksabstimmung

Mittagsjournal, 01.07.1978

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00:24:53 (00:07:23) audio
Ein Nein zum AKW Zwentendorf

bei der Volksabstimmung am 5. November 1978.
Morgenjournal 06.11.1978

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00:59:53 (00:13:10) audio
Tritt Bundeskanzler Bruno Kreisky zurück?

Mittagsjournal, 06.11.1978

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00:24:53 (00:09:23) audio
Das Nein zu Zwentendorf als persönliche Niederlage Bruno Kreiskys

Morgenjournal 06.11.1978

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1969 wurde der Bau des Atomkraftwerks Zwentendorf während einer Allein­regierung der ÖVP beschlossen. Von 1970 bis 1983 regierte die SPÖ alleine. Die Hörfunkjournale berich­teten kontinuierlich über den Fortgang dieses energie­politisch viel diskutierten Projekts, dessen Bau 1972 begonnen wurde. Gleichzeitig entstand in Österreich auch eine Anti-Atomkraft-Bewegung. Nachdem sich die ÖVP 1977 gegen das Kernkraftwerk Zwentendorf aussprach, beschloss das Parlament im Juni 1978 mit den Stimmen der SPÖ ein Gesetz über die friedliche Nutzung der Atom­energie und gleichzeitig, darüber eine Volks­ab­stimmung abzu­halten.

Die erste Volksabstimmung der Zweiten Republik am 5. November 1978 brachte bei einer Beteiligung von 64 Prozent der Wahl­berechtigten das knappe Ergebnis von 50,47 Prozent der Stimmen gegen die Inbetrieb­nahme des Atom­kraftwerks. Bundes­kanzler Bruno Kreisky trat trotz Ankündigung nach diesem Ergebnis doch nicht zurück. Noch im selben Jahr wurde das Atom­sperr­gesetz in Österreich be­schlossen, das die Nutzung von Atom­kraft zur Energie­gewinnung verbietet und das 1999 zu einem Verfassungs­gesetz erhoben wurde.

<p>Protest gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf, 1978</p>

Protest gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf, 1978