Fast eine akustische Enzyklopädie – Die thematische Breite

Von der „Naturgeschichte“ des älteren Plinius über Alche­misten am Hof Kaiser Franz Josephs zur Zeitgeschichte, vom Umweltschutz zur Utopie, über Dichter_innen und Denker_innen zu aktuellen wissenschaftlichen Büchern.

Details
00:49:22 audio
J. R. R. Tolkien – ein moderner Mythenmacher

Enzyklopädische Bildungsschau und Echoraum gesellschaftlicher Entwicklung

Kultursendungen … ©
Kultursendungen …
„Der Sender sollte das neue Zuhause des ‚bildungsbürgerlichen‘ und ‚musischen‘ Österreich sein.“
wikipedia – Österreich 1

Das Kulturprogramm in den ab 1967 neugeschaf­fenen Radio­programmen, vor allem in Ö1, struktu­rierte das Sendeschema strikter, setzte zahlreiche neue Akzente – und führte neue Sendungs-Serien ein.

Der Anspruch war ein hoher: „das geistige und musische Öster­reich“ sollte hier seinen Standort haben. Tatsächlich über­rascht die Fülle von Kultur­sendungen im damaligen Radio und ist in dieser Dichte ein bemerkens­werter Höhepunkt in der Geschich­te des Hörfunks – und Thema dieses Ausstellungskapitels.

Freilich wurde der manchmal behäbig-bildungs­bürger­liche Ansatz der sich rasch wandelnden Zeit allmählich nicht mehr ganz gerecht. Daher wurden – wie gesagt – mit neuen Sen­dungs­typen, wie etwa „Diagonal“, „Von Tag zu Tag“ oder „Hörbilder“ auch neue Wege eingeschlagen, um – wie die Wikipedia sagt – „vom verstaubten ‚Hofratswitwensender‘ Ö1 in modernere Richtun­gen“ zu kommen. 
Was das klassische „Kulturradio“ aber doch zu bieten hatte, sei hier ge­zeigt: eine Art akustische „Wikipedia“ avant la lettre …

Kulturgeschichte — Querfeldein durch den Gemüsegarten der Zivilisation

Aus heutiger Sicht ist die thematische Vielfalt von Radiobei­trägen zu dem weiten Feld, das vielleicht am besten als „Kultur­geschichte" zu über­schreiben ist, erstaunlich. Es ist möglich, diese Fülle als oft inhaltlich unkritisch und insgesamt thema­tisch be­liebig, als bildungsbürgerliches Wissensge­klimper, zu kritisieren.

Sie kann freilich auch anders gelesen werden: als gleichsam lexikalischer Zugang zu Kultur und Ge­schichte, als Vorform der Wikipedia. Diese arran­giert das Wissen als geschriebener Text, umfassend und jederzeit präsent, das Kulturradio der 1970er Jahre führte es hingegen konsekutiv und nur einmal (von ge­legent­lichen Wiederholungen abgesehen!) – akustisch vor Ohren. Heute sind nur mehr Teile davon als „Konserven“ vorhanden und verfügbar.

01:00:27 audio

Hellfried Brandl (Gestaltung)
Friede den Hütten – Krieg den Palästen.
Zur Geschichte der bürgerlichen Revolution von 1848

Details
00:55:23 audio

Wolfgang Kos (Gestaltung)
Der Semmering. Porträt einer Kulturlandschaft
(Hörbilder)

Details
00:22:06 audio

Julius Kretschmer (Gestaltung)
Ein Löffel Suppen und ein Glaserl Wein. Altwiener Genüßlichkeiten

Details
00:44:23 audio

Paula Isbert
Hortensia Borromea – Aus dem Leben einer hohenemsischen Gräfin 
(Hörbilder)

Details
„… eine neue Fokussierung auf ‚gehoben geistige‘ Inhalte und damit die bewusste Ausgrenzung der weniger gebildeten Masse an Rundfunkhörer/innen.“
Anna-Sophia Kössler, Von Radiokultur zu Kulturradio?, Diss. Wien, 2012, S. 124
„Erstaunlicherweise war das elitäre Programm, dessen Steckenpferd Qualität nicht Quote sein sollte, in seiner Frühzeit aber nicht wirklich ein Minderheitenprogramm …“
Anna-Sophia Kössler, Von Radiokultur zu Kulturradio?, Diss. Wien, 2012, S. 124

Es wäre falsch, das Ö1-Kulturprogramm der Siebziger Jahre bloß als rückwärtsgewandt und betulich bildungsbürgerlich zu charakterisieren. Neue geistige und gesellschaftliche Strömungen wurden sehr wohl aufgegriffen und thematisiert.

Aktuelles – „Zeitgeist“ – „New Age“

00:44:43 audio

Der Wendepunkt.
Wissenschaft, Gesellschaft und aufsteigende Kultur.
Ein Gespräch mit Fritjof Capra

Details

Gerade die im Titel angeführte Schlagworte um­reißen einen Themen­komplex, der zwar schwammig in seiner Abgrenzung und auch in seinem Inhalt ist, aber doch die eingangs gestellte Frage nach der Interaktion von Publikum und Sendungs­macher_innen besonders nahelegt. – Rund um die 1970er Jahre fand in Österreich nicht nur ein politisch-gesellschaftlicher Wandel großen Aus­maßes statt, auch die Wegmarken des kulturellen Lebens veränderten sich erheblich.

00:55:30 audio

Michael W. Fischer
Die Reise nach innen. Über Entstehung und Gegenwartskonjunktur esoterischer Weltanschauungen.
(Salzburger Nachtstudio)

Details
00:29:19 audio

Johannes Jetschgo (Gestaltung)
Doomsday – Von der Glaubwürdigkeit des Weltunterganges

Details
01:00:48 audio

Armin Ackermann (Gestaltung)
Der kosmische Tempel. Zahl – Maß – Harmonie

Details

Zurück zu den ökologischen Wurzeln

Das vor allem von der studentischen Jugend wieder ausgegrabene Buch „Walden“ des großen Vorläufers eines ökologischen Bewusstseins, Henry David Thoreau, wird im Jahr 1978 in einer Sendung thematisiert.

00:35:11 audio

Friedrich Hansen-Löve
Vom Manne, der in den Wald ging. Die Welt des Henry David Thoreau

Details

Traumwelten

Gut in die Stimmung der Nach- und Spät-Hippiezeit passt auch die begeisterte Rezeption des Werkes von J. R. R. Tolkien. Das Radio greift es auf.

00:49:22 audio

Henry Jelinek
J. R. R. Tolkien – ein moderner Mythenmacher

Details

Utopie und Zukunft

00:30:13 audio

Manfred Jochum
… und wie wird's im Jahr 2000?
(Wissen der Zeit)

Details

Es wird gern nach vorn geblickt – das Orwell-Jahr 1984 und das Jahr 2000 sind nicht mehr sehr weit entfernt. Erstaunlich intensiv wird das verwandte Thema der Utopie behandelt. So wird es zum Beispiel im Rahmen der „Internationalen Radio­universität“ abgehandelt. Dazu kommt die minutiöse und gestaltungstechnisch aufwändige Aufarbeitung historischer Utopien in der Sende­reihe „Die Zukunft von gestern“.

Apokalyptische Visionen

Ein anderer Aspekt des neuen „Zeitgeistes“ ist das Schwelgen in imaginierten oder befürchteten Katastrophen und Schrecknissen.

00:50:17 audio

Friedrich Hansen-Löve
Der Mann der „1984“ schrieb – Georg Orwell

Details
00:29:45 audio

Christian Mähr (Gestaltung)
Zum dritten und letzten – Ein  Szenario der nuklearen Endlösung

Details
00:49:42 audio

Henry Jelinek
Der kosmische Horror – Die unheimliche Welt des H. P. Lovecraft

Details

Grenzen des Wachstums – Vom Naturschutz zum Umweltschutz

Für das in den 1970er Jahren rasch wachsende Be­wusst­sein, dass die Natur keine endlose Ressource sei, finden sich zahl­reiche Belege im Radio­programm. Als 1972 das Buch „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome großes Aufsehen erregte, hatte dies kräftige radiophone Folgen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Langzeit-Wissen­schafts­sendung „Das Salz­burger Nachtstudio“, die in mehreren Sendungen den neuen ökologischen Ansatz untersuchte.

00:29:48 audio

Jüngste Forschungsarbeit des „Club of Rome“
Gespräch mit Adam Schaff 
(Von Tag zu Tag)

Details
00:29:58 audio

Umweltschutz – Naturschutz
Gespräch mit dem Limnologen Heinz Löffler
(Von Tag zu Tag)

Details
00:42:14 audio

Das Ende des Fortschrittsglaubens und die Legitimitätskrise der Wissenschaft
Ein Gespräch mit Friedrich H. Tenbruck 
(Salzburger Nachtstudio)

Details
00:46:14 audio

Oskar Schatz (Gestaltung)
Plädoyer für eine alternative Wissenschaft
(Salzburger Nachtstudio)

Details
00:48:49 audio

Joachim Illies
Für eine menschenwürdige Zukunft. Vortrag
(Salzburger Nachtstudio)

Details
00:31:12 audio
Konrad Lorenz

Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit. 1. Teil 
(Salzburger Nachtstudio)

Details
00:30:23 audio

Werner Wanschura (Gestaltung)
Gespräch mit dem Umweltschützer Bernd Lötsch
(Von Tag zu Tag)

Details
Ein Radiotag im September 1979 ©
Ein Radiotag im September 1979
Ein Radiotag im Dezember 1973 ©
Ein Radiotag im Dezember 1973

Geschichte

Sendungen mit historischen Themen wurden in großer Fülle produziert, oft auch anlässlich von Jubiläen. Noch vor der großen ORF-Reform war im Jahr 1964 eine vielteilige Reihe zum Thema „1914 – Ende und Wende“ produ­ziert worden, die indes nicht erhalten ist. Auch in Folge wurde eine Vielzahl von historischen Themen abgehandelt, die vom Naheliegenden bis zum Kuriosen reichte – von Dokumen­ta­tionen über den Zweiten Weltkrieg bis zu Alchemisten am Hof Kaiser Franz Josefs, oft auch biografischen Inhalts und zugleich ein Sammel­surium von Zugängen zur Geschichte und von formaler Gestaltung der konkreten Sendungen.

00:45:16 audio

Birgit Flos, Wolfgang Kos (Gestaltung)
Die Arbeitslosen von Marienthal – 50 Jahre danach
(Memo)

Details
00:13:56 audio

Leo Haffner, Gerhard Jagschitz (Gestaltung)
Der Austrofaschismus

Details
00:27:27 audio

Patricia Carstens (Gestaltung)
Wie finster war das Mittelalter wirklich? Über die Revisonsbedürftigkeit einer Klischeevorstellung

Details
01:08:05 audio

Roland Machatschke (Gestaltung)
Götterdämmerung – 2. Akt – Das Kriegsende in Österreich

Details
Ein Radiotag im Mai 1976 ©
Ein Radiotag im Mai 1976
00:49:06 audio

Ein Ort erlebt das Kriegsende – Ottenschlag 1945

Details
00:57:37 audio

Hellmuth Bock (Gestaltung)
Vom Ballhausplatz zum Belvedere – 20 Jahre freies Österreich

Details

Philosophie – Wissenschaft – Psychologie

00:30:57 audio

Ernst Glaser (Gestaltung)
In memoriam Moritz Schlick und Otto Neurath – Der Wiener Kreis – 1. Teil. 
(Philosophie und Politik)

Details
00:22:42 audio

Ralf Dahrendorf
Vom Sinn der Geschichte und der Möglichkeit des Fortschritts
(Wissen der Zeit)

Details
00:53:23 audio

Der Wiener Kreis – Österreichs Beitrag zur exakten Philosophie

Details

Die flüchtige Form von Radiosendungen, die ja leider nicht allesamt auf­genommen und konserviert wurden, verstellt den Blick darauf, wieviel an Inhalt im Lauf von ein, zwei Jahr­zehnten zusammen gekommen ist. Im Gegensatz dazu liegen die Publikationen dieses Zeitraumes in Bibliotheken und ihren Katalogen vollständig auf. Heute werden Radio- und Fernseh­produktion in der Regel sorg­fältig aufge­nommen, archiviert und sind dem Publikum oft noch eine Zeitlang bequem abruf­bar (und danach archivisch zugänglich), in den 1970er Jahren war dies keineswegs noch der Fall. So erfüllen die hier zusammengetragenen Sendungen über Philo­sophie, über verschiedene Wissen­schafts­bereiche (z. B. über psycho­logische Themen) die Funktion von Spitzen eines Eisberges, dessen Massiv nicht mehr zugänglich ist.

00:30:02 audio

Manfred Jochum, Roman Rocek, Helmut Strutzmann (Gestaltung)
Abenteuer Seele – 1. Teil.
Versuche, die Seele zu vermessen

Details
00:30:25 audio

Horst Seidler
Homo erectus – was war vorher, was kam danach
(Forschung in Österreich)

Details
00:29:34 audio

Reinhard Schlögl (Gestaltung)
Ein Porträt des Biochemikers und Wissenschaftskritikers Erwin Chargaff
(Dimensionen – Die Welt der Wissenschaft)

Details
00:47:34 audio

Gerhard Ruis (Gestaltung)
Psychopathologie unserer Gesellschaft
(Salzburger Nachtstudio)

Details

Literatur

Die Fülle von Sendungen mit und über Literatur – besonders auch der wichtige Bereich des Hörspiels – kann hier nicht annähernd exemplifiziert werden. 
Das Radio stellt in den 1970er und 1980er Jahren zweifellos das neben dem Verlagswesen wichtigste Forum des Literarischen dar.

Fotografie von Thomas Bernhard ©
Thomas Bernhard
00:29:40 audio

Konrad Zobel (Gestaltung)
Literatur und Politik. Gespräch mit Erich Fried.
(Von Tag zu Tag)

Details
00:59:31 audio

Thomas Bernhard
Im Grunde möchte ich nichts, als in Ruhe gelassen werden
(Welt der Literatur)

Details
Fotografie von Friederike Mayroecker bei einer Lesung in Wien im Jahr 2004 ©
Friederike Mayröcker
00:24:26 audio

Friederike Mayröcker erzählt aus ihrem Leben und über ihre Arbeit
(Selbstporträt)

Details
00:09:46 audio

Elfriede Jelinek spricht über Elfriede Gerstl
(Schulfunk. Dichter interpretieren Gedichte)

Details
00:57:44 audio

Franz Richard Reiter (Gestaltung)
Wie eine Träne im Ozean – Manès Sperber
(Salzburger Nachtstudio)

Details
00:59:16 audio

Begegnung mit Peter Handke.
(Ö1 extra)

Details
Fotografie von H.C. Artmann ©
H. C. Artmann
00:54:35 audio

Die Sonne war ein grünes Ei
Ein H. C. Artmann-Porträt
(Hörbilder)

Details
Interesse an weiteren Radioaufnahmen?

Stöbern Sie in weit über 2.000 Radiomitschnitten aus der Digitalen Sammlung der Österreichischen Mediathek