Die Wiener Staatsoper, die Mailänder Scala, das Sydney Opera House und die Metropolitan Opera in New York sind nur wenige der vielen weltweit berühmten Opernhäuser, die nach dem Musikstück und Bühnenwerk benannt sind, das in ebendiesen Gebäuden aufgeführt wird. Die Gattung der Oper gibt es in frühen Formen schon seit dem 17. Jahrhundert. Sie erlebte ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert.
Die Oper ist allerdings nicht „Schnee von gestern“, denn Komponist_innen schreiben heute nach wie vor neue Opern. Sowohl alte als auch neue Werke sind aus dem Kulturleben nicht wegzudenken, ziehen doch in Österreich z.B. die Salzburger und Bregenzer Festspiele sowie kleinere Opernbühnen jedes Jahr aufs Neue Publikum an.
Dieses Unterrichtspaket behandelt das Thema Oper. Im Mittelpunkt stehen die musikalischen Bestandteile und die geschichtliche Entwicklung ausgehend vom 15. Jahrhundert bis in die Moderne. Darüber hinaus werden Operngesang und Opernsänger_in als Beruf thematisch aufgegriffen. Das Ziel ist, dass die Schüler_innen durch Erweiterung ihres musikwissenschaftlichen und rezeptiven Erfahrungsschatzes einen Zusammenhang zwischen Musik der Oper und deren Hintergrund und Geschichte herstellen können. Dies geschieht durch Erkennen von Gattungen anhand von Hörbeispielen, durch Recherchearbeit zu einer Oper sowie Reflexion über das Berufsbild Opernsänger_in und Recherche zu bekannten Sänger_innen.
Eine Oper ist ein musikalisches Bühnenwerk mit verschiedenen Bestandteilen. Sie beruht auf einem Libretto, einer Textvorlage, und kann in Akte und Szenen unterteilt werden.
Die Ouvertüre, ein Orchesterstück, das als Einleitung schon Melodien der Oper vorwegnimmt und vorstellt, wird bei noch geschlossenem Vorhang gespielt und stellt den Beginn dar.
Das wohl am häufigsten vorkommende Musikstück in Opern ist die Arie, ein instrumental begleitetes Gesangsstück, das allerdings nicht nur in Opern vorzufinden ist, sondern auch in Oratorien und Kantaten. Grundsätzlich versteht man unter einer Arie ein solistisch gesungenes Stück mit Orchesterbegleitung, aber auch eingefügte mehrstimmige Gesangsstücke wie Duette, Terzette und Quartette sind Arien. Auch die Instrumentalbegleitung einer Arie muss nicht zwingend eine Orchesterbegleitung sein, sondern kann durch ein Ensemble oder ein Einzelinstrument entsprechend der Besetzung, die in der Entstehungszeit der Oper üblich war, erfolgen. Arien sind handlungsarm, denn damit drücken die Hauptcharaktere ihre Gefühle aus.
W. A. Mozart
W. A. Mozart
W. A. Mozart
L. v. Beethoven
Einer Arie ist normalerweise ein Rezitativ vorangestellt. Es beschreibt die Szene, treibt die Handlung voran und fungiert z.B. als Monolog oder Dialog. Das charakteristische Merkmal eines Rezitatives ist die gesprochene Art des Singens, wodurch es sich deutlich von Arien unterscheidet.
Auch Chöre sind Teil von Opern und in diesen Musikstücken stellen die Sänger_innen das Volk, Gefangene etc. dar. Ein Bestandteil, der über die Jahrhunderte aus der Oper hingegen verschwunden ist, ist Tanz. In den frühen Opern des 17. Jahrhunderts sind in die Handlung eingefügte Tanzszenen oder zwischen die Akte eingebaute Ballette zu finden.
Schon Ende des 15. Jahrhunderts/Anfang des 16. Jahrhunderts gab es Schauspiele mit mehreren Akten, zwischen denen sogenannte Intermedien aufgeführt wurden. Diese Intermedien konnten rein musikalisch sein, waren aber auch szenisch mit oder ohne Musik. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass die Schauspieler teilweise auch gesungen haben. Insbesondere an den italienischen Höfen, z.B. in Florenz, wurden zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten in den Pausen der Theaterereignisse Intermedien mit aufwendigen Kostümen, Bühnenbildern und Musik aufgeführt, weshalb diese als Vorläufer des Musiktheaters bezeichnet werden können.
Die früheste (höfische) Form der Oper, die Favola in musica kam kurz vor 1600 auf und unterscheidet sich von noch früheren Arten des Musiktheaters durch die in Musik gesetzte Handlung mit gesungenen Dialogen. Die Favola „L’Orfeo“ (1607) von Claudio Monteverdi gilt als eine dieser frühesten Opern.
1637 wurde das erste Opernhaus der Welt in Venedig eröffnet, was die Entwicklung des Musiktheaters dahingehend beeinflusste, dass die venezianische Oper zum Modell für neu komponierte Opern wurde. Nebenbei entwickelte sich auch schon die komische Oper, die im Gegensatz zum Dramma per musica komödiantisch war. Im 18. Jahrhundert schließlich kamen die Begriffe Opera seria und Opera buffa zur Unterscheidung von ernster und komischer Oper auf.
Italien spielte also eine große Rolle, da neben Venedig auch die Neapolitanische Schule Einfluss auf die Entwicklung der Oper nahm und die italienische Oper in vielen Ländern Europas erfolgreich war. Auch Mozart z.B. komponierte Opern nach dem italienischen Vorbild, nur in Frankreich gab es eine eigene Entwicklung mit der Tragédie lyrique.
Interview mit Univ.-Prof. Frederick William Sternfeld vom 21.2.1977
In der Romantik endete die Vorrangstellung Italiens in der Operngeschichte, die Weiterentwicklung des Musiktheaters war nationalbezogen. In Deutschland z.B. entwarf Richard Wagner die Idee der Oper als Gesamtkunstwerk aus Bühnenbild, Kostümen, Libretto sowie Musik und entwickelte die Leitmotiv-Technik, die verschiedenen Charakteren eigene musikalische Motive zuordnet. Dem gegenübergestellt war die italienische Oper des 19. Jahrhunderts, zu deren Entfaltung Komponisten wie Bellini, Rossini, Verdi und Puccini beitrugen. Üblicherweise wurden in romantischen Opern große Orchesterbesetzungen und neue instrumentale Effekte verwendet.
Mit der Auflösung der Tonalität und der Entwicklung der Zwölftontechnik im 20. Jahrhundert veränderten sich die Opern tonal und teilweise auch formal.
R. Wagner: Arie aus „Die Götterdämmerung“
G. Verdi: Arie aus „Rigoletto“
Mittagsjournal vom 10.6.1987
Vortrag des Musikwissenschaftlers Harald Goertz vom 11.5.1966
In Opern und bei klassischer Gesangsliteratur im Allgemeinen wird mit einer eigenen Gesangstechnik gesungen, wodurch sich der Klang der Stimme deutlich vom Gesang in der Popularmusik unterscheidet. Aufgrund des Stimmumfangs einer Person wird deren Stimmlage (auch Stimmgattung genannt) festgelegt, die je nach Geschlecht anders bezeichnet wird: Sopran, Mezzosopran, Alt (von hoch nach tief) bei Frauen und Tenor, Bariton, Bass bei Männern. Darüber hinaus werden die Stimmlagen von Sänger_innen im Operngeschäft aufgrund des Charakters ihrer Stimme üblicherweise in Stimmfächer eingeteilt. Man differenziert zwischen „schweren“ und „leichten“, sogenannten dramatischen bzw. lyrischen Stimmen, wobei es noch mehr Unterscheidungskategorien gibt.
Immer wieder gibt es Sänger_innen, die es schaffen, internationale Erfolge auf den größten Opernbühnen zu feiern und weltberühmt zu werden. Dazu gehören z.B. die drei Tenöre Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras, Maria Callas, Anna Netrebko und Elina Garanča.
Interview mit Kammersängerin Sena Jurinac vom 28.6.1967
Interview mit Kammersängerin Sena Jurinac vom 1.2.1969
Mittagsjournal vom 16.4.1984
Mittagsjournal vom 7.8.1980
Reflexion, Interviewfragen, Recherche (Einzel- oder Gruppenarbeit)
Herunterladen (PDF)Reflexion, Interviewfragen, Recherche (Einzel- oder Gruppenarbeit)
Herunterladen (PDF)Blume, Friedrich. Die Musik in Geschichte und Gegenwart: Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Band 10, Oper - Rappresentazione. Bärenreiter: 1989.
Brzoska, Matthias. Geschichte der Oper: Eine Einführung. Laaber-Verlag: 2015.
Gerhartz, Leo Karl. Oper: Aspekte der Gattung. Laaber-Verlag: 1983.
Schmierer, Elisabeth. Kleine Geschichte der Oper. Reclam: 2001.
Warrack, John; West, Ewan. The Oxford Dictionary of Opera. Oxford University Press: 1992.
Als Quellen wurden weiters auch die angegebenen Internetlinks (Weiterführende externe Links) verwendet.
(Text und Inhalt: Katja Bauer, 2020)