Mittagsjournal 1998.06.06

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsschornal.
    Willkommen zum Mittagsschornal.
    Es begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Die wichtigsten Themen umfassen.
    Die Causa Rosenstinkel.
    Der mutmaßliche Millionenbetrüger will offenbar in Brasilien bleiben.
    Der Innenminister bleibt optimistisch.
    Den Parteitag des liberalen Forums.
    Sie hören ein Gespräch mit Heidi Schmidt über den neuen Kurs.
    Das Europaforum Wachau.
    Eines der Themen die EU-Osterweiterung.
    Den österreichischen Wassertag bei der Expo in Lissabon.
    Und im Journal zu Gast ist heute der Philosoph und Publizist Konrad Paul Lissmann.
    Er philosophiert über die Fußball-WM.
    Und die Kulturredaktion informiert über die Wiener Festwochenproduktion der Monteverdi-Oper L'Orfeo.
    Josef Henslich-Natek zunächst mit einer Meldungsübersicht von Elisabeth Manas.
    Brasilien, Österreich.
    Der mutmaßliche Millionenbetrüger Peter Rosenstinkel will nun doch nicht freiwillig nach Österreich zurückkommen.
    Innenminister Schlögl teilte mit, dass Rosenstinkel bei seiner jüngsten Einvernahme seine ursprüngliche Bereitschaft abgeschwächt habe.
    Sollte Rosenstinkel dabei bleiben, ist ein langwieriges Auslieferungsverfahren zu erwarten.
    Die Nacht verbrachte der Ex-FBÖ-Mandatar in Polizei Gewahrsam in Fortaleza.
    Nun läuft das offizielle Auslieferungsverfahren.
    Nach Angaben des österreichischen Innenministers kommt Rosenstinkel in eine Art Verwahrungshaft.
    Die brasilianischen Behörden zeigen sich sehr kooperativ.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Vertreter beider Seiten im Kosovo-Konflikt lassen bei den Vermittlungsbemühungen von Außenminister Schüssel keine Kompromissbereitschaft erkennen.
    Bei den Gesprächen gestern Abend in der Kosovo-Hauptstadt Pristina lehnten sowohl Serben als auch Albaner den Vorschlag Schüssels ab, einen vorläufigen Verzicht auf Gewalt zu verkünden und einen Dialog ohne Vorbedingungen zu beginnen.
    Dem österreichischen Außenminister gelang es allerdings dem jugoslawischen Präsidenten Milosevic, die Zusage abzurüngern, dem Rutenkreuz unbeschränkten Zugang zu den Konfliktgebieten im Kosovo zu gewähren.
    Schüssel wird heute den Außenministern der Zentraleuropäischen Initiative bei deren Konferenz im kroatischen Badeort Brioni Bericht über seine Gespräche in der Bundesrepublik Jugoslawien erstatten.
    Frankreich Angesichts der unverändert harten Fronten im Pilotenstreik hat Ministerpräsident Jospin die Vermittlung seiner Regierung angeboten.
    Jospin erklärte, wenn die Regierung nützlich sein könne, werde sie sich bereits in den nächsten Stunden in die Verhandlungen einschalten.
    Die Air France Piloten haben heute vier Tage vor Beginn der Fußball-WM ihren Druck verstärkt.
    Ein Sprecher der großen Gewerkschaft erklärte, wenn Montag keine neuen Gespräche stattfinden, werde die Weltmeisterschaft ohne die Flugzeuge von Air France starten.
    Ein neuer Termin wurde noch nicht genannt.
    Die Piloten wehren sich gegen Gehaltskürzungen.
    Deutschland Die Zahl der Toten bei der Zugskatastrophe von Eschede hat sich auf 102 erhöht.
    Nach dem Ende der offiziellen Bergungsmaßnahmen wurde bei Aufräumungsarbeiten eine weitere Leiche entdeckt.
    Eine Sonderkommission der Polizei hat unterdessen am Unglücksort die Ermittlungen zur Unfallsursache aufgenommen.
    Bisher wird vermutet, dass die schwerste Bahnkatastrophe in der Geschichte Deutschlands durch einen Radbruch ausgelöst worden ist.
    Italien.
    Fünf Jahre nach den Mafia-Anschlägen von Italien mit insgesamt zehn Toten werden heute in Florenz die Urteile gefällt.
    Die Staatsanwaltschaft fordert für 14 Angeklagte lebenslange Haftstrafen.
    Die Mafiabusse werden beschuldigt, hinter Bombenanschlägen in Florenz, Rom und Mailand zu stehen.
    Damit wollte die Mafia die Offensive des Staates gegen das organisierte Verbrechen zum Stillstand bringen.
    Deutschland.
    Kardinal König wird heute in Magdeburg der Adalbert-Preis verliehen.
    Die Auszeichnung ist mit etwa 140.000 Schilling dotiert.
    Der Adalbert-Preis wird seit 1995 alljährlich an eine Persönlichkeit vergeben, die sich um das geistig-kulturelle Zusammenwachsen Europas verdient gemacht hat.
    Österreich.
    In Wien wird heute ein wiederentdecktes Gemälde Egon Schieles versteigert.
    Das Bild aus dem Jahre 1917 trägt den Titel »Das Mädchen«.
    Der Schätzwert liegt zwischen 49 und 70 Millionen Schilling.
    Das Bild stammt aus dem Besitz eines im vergangenen Jahr verstarbenen österreichischen Künstlers, der es 1942 erworben hatte.
    Seit damals wurde das Gemälde nicht mehr öffentlich gezeigt.
    Das österreichische Fußballteam reist heute zur Weltmeisterschaft nach Frankreich ab.
    Das erste Spiel der Österreicher findet am 11.
    Juni in Toulouse statt.
    Gegner ist Kamerun.
    Zum Wetter und damit zur Frage an Michael Mattham, werden wir weiter schwitzen müssen?
    Ja, morgen bleibt uns die Hitze auf alle Fälle noch erhalten.
    In Ost- und Südösterreich wird man wahrscheinlich auch am Montag noch schwitzen.
    Im Lauf der kommenden Woche gehen die Temperaturen dann aber nach und nach zurück.
    32 Grad hat es jetzt schon im Fadelberger Rheintal und bis zu 34 oder sogar 35 Grad sind an diesem Wochenende stellenweise noch möglich.
    Das sind zwar keine absoluten Juni-Rekorde, aber für diese Jahreszeit doch außergewöhnliche Werte.
    Zurzeit ist es in allen Landeshauptstädten heiter oder wolkenlos, hier die Temperaturen.
    In Wien hat es jetzt 29 Grad, Eisenstadt 30, Sankt Pölten 28, Linz 29, Salzburg und Innsbruck 30, Bregenz 32, Graz 27 und in Klagenfurt hat es momentan 26 Grad.
    Auch heute Nachmittag gibt es in ganz Österreich nahezu ungetrübten Sonnenschein und die Temperaturen steigen noch auf 26 bis 34 Grad.
    Nördlich der Alpen und im Flachland Ostösterreichs weht lebhafter, föhniger Südostwind und der macht die Hitze etwas erträglicher.
    Einzelne Wärmegewitter sind heute zwar nicht auszuschließen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber sehr gering.
    Die Nacht auf Sonntag dürfte die bisher wärmste dieses Jahres werden.
    Die Temperaturen sinken nicht unter 23 bis 13 Grad.
    Dazu wird es meist sternenklar, trocken und vor allem im Donauraum weiterhin windig sein.
    Auch morgen Sonntag ist es in Ost- und Südösterreich wieder überwiegend sonnig, es wird sogar noch eine Spur heißer, bei nach wie vor lebhaftem Südostwind liegen die Höchstwerte zwischen 27 und 34 oder vielleicht sogar 35 Grad.
    Von Farlberg bis Salzburg ziehen aber noch im Lauf des Vormittags erste Wolken auf und am Nachmittag bilden sich dann zahlreiche Regenschauer und Gewitter.
    Die Gewitter können in dieser extrem aufgeheizten Duft heftig sein, stellenweise ist mit starkem Regen oder Hagel zu rechnen.
    Der Schwerpunkt der Gewitter dürfte im Westen und generell im Bergland liegen, möglich sind sie gegen Abend aber überall.
    Am Montag dann in ganz Österreich wechselnd bewölkt, windig und immer wieder Regenschauer oder Gewitter.
    Im Westen liegen die Höchstwerte nur noch um 20 Grad, im Osten und Süden sind dagegen immer noch bis zu 30 Grad möglich.
    Auch der Dienstag und der Mittwoch bringen unbeständiges, vorerst aber noch sommerlich warmes Wetter.
    Sonne und Wolken wechseln mit gewittrigen Regenschauern.
    In der zweiten Wochenhälfte dürfte es dann sehr feucht und deutlich kühler werden.
    Zwölf Uhr und sieben Minuten, weißt du eben.
    Peter Rosenstingl ist also gefasst.
    Seit gestern Nachmittag kann sich der frühere FPÖ-Politiker und mutmaßliche Großbetrüger der brasilianischen Sonne nicht mehr erfreuen, wenn er dies angesichts seiner Lage überhaupt je konnte.
    Eine Unklarheit reiht sich einstweilen noch an die andere, vor allem was den Zeitpunkt der möglichen Rückkehr Rosenstingels nach Österreich betrifft.
    Dies dürfte nun doch nicht in absehbarer Zeit, wie wir gehört haben, möglich sein.
    Auch ist bisher nichts bekannt über den Inhalt des ersten Verhörs Rosenstingels durch brasilianische Behörden in Fortaleza.
    Mehrere Fragen, mehrere offene Fragen noch in der Causa.
    Dazu am Telefon Innenminister Karel Schlögl.
    Welche sind denn die gesicherten Informationen, die Ihnen zurzeit vorliegen?
    Der Herr Rosenstingl ist von den brasilianischen Polizeibehörden mit Unterstützung der beiden österreichischen Beamten der Wirtschaftspolizei und der Interpol festgenommen worden.
    Er ist nach Fortaleza gebracht worden, ist dort verhört worden.
    Es ist jetzt eine Art Verwahrungshaft über ihn verhängt worden und ich gehe davon aus, dass er nicht freigelassen wird von den brasilianischen Behörden.
    Das heißt, das Verhör ist bereits beendet, wie Sie gesagt haben, aber es liegen noch keine genaueren Informationen über Inhalte dieses Verhörs vor?
    Nein, und das wäre ja auch nicht gut, wenn ich diese Informationen, wenn ich sie hätte, weitergeben würde.
    Wichtig ist, dass jetzt zu dem Zeitpunkt, wo wir miteinander das Gespräch führen, Nacht in Brasilien ist und erst in einigen Stunden wieder die Verhandlungen bzw.
    die Gespräche und Verhöre mit Herrn Rosenstingl fortgesetzt werden.
    Und ich erhoffe mir unter Umständen auch eine sinnvolle Lösung für alle Betroffenen, das heißt eine freiwillige Rückkehr.
    In einem Pressebericht, Herr Minister Schlögl, ist die Rede von Verbindungen Rosenstingels zum internationalen Drogenhandel.
    Lässt sich das zurzeit schon bestätigen?
    Es gibt und gab sehr, sehr viele Gerüchte, die in diesem Fall in Umlauf gebracht worden sind.
    Ein Großteil dieser Berichte haben keine Wahrheitsgrundlage.
    Ein Teil der Berichte stimmen und ich habe eigentlich nicht vor, jetzt Warnungsergebnisse bekannt zu geben.
    Ist etwas bekannt über den Verbleib der Begleiterin Rosenstingls, Cornelia Kretsch, oder weiß man darüber zurzeit auch nichts?
    Frau Kretsch ist in Begleitung von Herrn Rosenstingl, ist nicht verhaftet, aber ist in Begleitung von ihm.
    In einer Ihrer ersten Äußerungen, Herr Minister Schlögl, nach der Festnahme Rosenstingls, waren Sie sehr optimistisch in Bezug auf eine ballige Rückkehr Rosenstingls nach Österreich.
    Kann dieser Optimismus Ihrerseits noch aufrechterhalten werden?
    Unsere Beamten vor Ort haben mir in den ersten Gesprächen mitgeteilt, dass Herr Rosenstiegel von sich heraus die freiwillige Rückkehr angeboten hat.
    Und das wäre auch sehr sinnvoll gewesen.
    In der Zwischenzeit gibt es natürlich Rechtsanwaltsvertreter und andere, die auf den Herrn Rosenstiegel einwirken.
    Und er hat diese spontane freiwillige Rückkehr wieder zurückgenommen.
    Das heißt aber nicht, dass unserem Beamten es vielleicht doch noch gelingt, Herrn Rosenstingl von der Sinnhaftigkeit der freiwilligen Rückkehr zu überzeugen.
    Ich bin hier der Meinung, dass es sehr sehr wichtig wäre, wenn er freiwillig zurückkehren würde, da würden alle Betroffenen sich einiges an Unbehagen ersparen.
    Was wäre nun die Folge, wenn Rosenstiegel doch nicht freiwillig zurückkehrt?
    Da müsste man sich auf ein ziemlich langwieriges Auslieferungsverfahren einstellen.
    Die Folge wäre, dass das Auslieferungsverfahren möglicherweise ziemlich lange dauert.
    Das kann bis zu einigen Monaten dauern.
    Ich bin aber optimistisch, dass in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden, mit der Justiz, mit der österreichischen Botschaft,
    Brasilien es gelingen wird, wenn so eine Auslieferung durchgeführt werden muss, dass wir das beschleunigen können.
    Aber einige Wochen wird es wahrscheinlich schon dauern.
    Wenn nun die brasilianischen Behörden Rosenstingl freilassen sollten, denn ist er dort nicht verhaftet worden, könnte es dann sein, dass Rosenstingl überhaupt nicht bzw.
    lange Zeit nicht nach Österreich zurückkehren wird?
    Ich hoffe, dass es uns gelingt, das zu verhindern.
    Danke, Herr Minister Schlögl, für das Gespräch.
    Soviel zu dem, was zur Causa Rosenstingri bekannt ist bzw.
    bekannt gegeben werden kann.
    Und wir bleiben noch beim Thema.
    Bei der Affäre rund um den ehemaligen freiheitlichen Verkehrssprecher.
    Eine Affäre, die wohl zu den größten Kriminalfällen Österreichs zählt.
    Franz Renner analysiert.
    Peter Rosenstingl, ehemaliger FPÖ-Abgeordneter, in Brasilien in Polizeihaft.
    Sein Bruder Herbert seit Wochen ebenfalls in Haft.
    Der ehemalige niederösterreichische FPÖ-Chef Bernhard Kratzer seit Donnerstag in Untersuchungshaft.
    Josef Dinhopel, Kreditvermittler und ebenfalls FPÖ-Funktionär, geht möglicherweise kommenden Montag ins Gefängnis.
    Der Kreis in der Causa Peter Rosenstingl beginnt sich zu schließen.
    Zumindest was die Hauptverdächtigen angeht, nicht aber was Inhalt und Umfang der möglichen Betrügereien und Veruntreuungen betrifft.
    Mit über 100 Millionen Schilling hat das Justizministerium zuletzt den von Rosenstinkel angerichteten Schaden beziffert, möglich, dass er mehr als doppelt so hoch ist.
    Möglich auch, dass Peter Rosenstinkel wirklich von seinem Bruder in den Strudel hineingerissen wurde.
    Familienehre als Grund für den Sündenfall sozusagen.
    Jedenfalls dürfte er schon vor Jahren begonnen haben, in einer waghalsigen Loch-auf-Loch-zu-Strategie immer riskantere Geschäfte zu tätigen.
    Dass er dabei gekonnt auf dem Klavier seiner Reputation als Nationalratsabgeordneter gespielt hat, ist offensichtlich.
    Wie groß nun seine kriminelle Energie ist, oder ob er nur ein Gehetzter seiner immer absurder werdenden Geschäfte war, das werden wohl erst die kommenden Ermittlungen zeigen.
    Wenn es nach der Gerüchtebörse geht, dann ist Rosenstingl fast schon als Pate der internationalen Großkriminalität zu bezeichnen.
    Russenmafia, Drogengeschäfte, Kontakte zu geheimnisumwitterten Alt-Nazis, kaum ein illegales Geschäft, bei dem der 48-Jährige seine Finger demnach nicht im Spiel hatte.
    Und da ist dann noch der politische Aspekt dieser Affäre.
    Mit Rosenstingls Sturz strauchelte auch die FPÖ.
    Sie verlor fast ihre ganze Führungsmannschaft in Niederösterreich.
    Sie häufte Millionen Schulden an.
    Jörg Haider kam schwer unter Beschuss.
    Wieder und wieder wurde die Frage gestellt, wann und was wusste der FPÖ-Chef über Rosenstingls üble Geschäfte.
    Die Umfragewerte der FPÖ zeigen ihn den Keller.
    Zu Pfingsten wollte Haider, enttäuscht über seine Freunde, wie er sagte, gar schon das Handtuch werfen.
    Die Affäre Peter Rosenstingl, eine Affäre im Spannungsfeld von Kriminalität und Politik.
    Licht ins Dunkel kann wohl nur Rosenstingl selbst bringen.
    Der spannende Teil dieses Dramas hat eigentlich jetzt erst begonnen.
    Sie hörten Franz Renner.
    12 Uhr und 14 Minuten.
    Das liberale Forum hält heute Nachmittag und morgen in Salzburg sein Bundesforum, also den Parteitag, ab.
    Zentraler Programmpunkt die Vorbereitung des Wahljahres 1999.
    Spätestens nach der Wahlniederlage in Niederösterreich, wo die Liberalen wieder aus dem Landtag ausscheiden mussten, ist ein Neustart beim Liberalen Forum angesagt.
    Und der soll dadurch erfolgen, dass künftig die politischen Kräfte konzentriert werden.
    Die Liberalen wollen sich vor allem in der Wahlwerbung künftig mehr auf ihre Hoffnungsgebiete, das sind die Städte mit höherem Anteil an jungen, akademisch gebildeten Wählern, konzentrieren.
    Franz Simbürger sprach mit der Chefin des Liberalen Forums, Heide Schmidt, über die neue Linie der Partei.
    Frau Dr. Schmidt, das liberale Forum zieht sich vom flachen Land zurück in die Städte.
    Warum das?
    Ja, ganz so stimmt es ja nicht, sondern es geht darum, in welchem Stufenbau baut man seine Stärken aus.
    Und wir haben bislang uns immer darauf verstanden, unsere Kräfte, ich sage jetzt fast gießkannenartig, zu versprühen und das hat uns doch einige schmerzliche Niederlagen beschert.
    Und deswegen halte ich es für vernünftig, wenn wir jetzt den Weg einfach anders befestigen.
    Das heißt, die erste Stufe ist, die Kräfte zu bündeln und in jenen Bereichen, wo wir
    Ansprechpartnerinnen und Partner haben, zu kommunizieren und erst in zweiter Linie dann das sogenannte flache Land auch erarbeiten wollen.
    Aber das heißt nicht, dass wir jetzt sagen, die einen interessieren uns nicht und nur noch die.
    Bisher war es immer so, dass man gesagt hat, es gibt Gemeinderatswahlen und jetzt müssen wir schauen, dass wir
    in möglichst vielen Gemeinden überall versuchen, Menschen zu finden, die für uns kandidieren.
    Und ich halte es für weit gescheiter, mit jenen Menschen, die wir schon ein wenig kennen und deren Engagement für die liberale Sache bereits evident ist, anzutreten und den Mut zum Neinsagen in anderen Gemeinden hat.
    Eine Partei, die freiwillig sagt, gewisse Bereiche machen wir eine Zeit lang nicht, ist das nicht eine Art Ausweis von Versagen?
    Nein, ganz und gar nicht.
    Ich habe etwas dagegen, dass man in Sach- wie in Personalfragen Potiemkinsche Dörfer errichtet.
    Und ich kenne durchaus Situationen bei anderen, wo man das eine oder andere Mal mehr Mandate gewonnen hat, als man dann tatsächlich Personen hatte, um diese Mandate auch auszufüllen.
    Und ich möchte nicht, dass uns derartiges auch passiert.
    Halten Sie das für wahrscheinlich, dass Sie mehr Mandate gewinnen, als Sie jemals Personen haben, um sie auszufüllen?
    Ich halte das für nicht ausgeschlossen, dass in einer Gemeinde eine bestimmte Stimmung vorherrscht, aber wir nicht ausreichend Personen haben, um diese Stimmung dann auch politisch umzusetzen.
    Das ist gar nicht ausgeschlossen.
    Es ist nicht ein Problem des liberalen Forums oder der Liberalen.
    Die großen Felder sind ziemlich eindeutig zugeordnet, auch wenn es nicht immer übereinstimmt.
    Also das Soziale, den Sozialdemokraten, die Wirtschaft, der ÖVP, die Umwelt, den Grünen.
    Welche Schublade besetzen die Liberalen eigentlich?
    Ja, das ist das Alleinstellungsmerkmal der Liberalen, dass wir der festen Überzeugung sind, dass wirtschaftspolitische Kompetenz nicht auf Kosten sozialer Verantwortung gehen darf und dass soziales Engagement nicht auf Kosten von wirtschaftlicher Kompetenz gehen darf.
    Und dieses Gleichgewicht herzustellen, kann nur Anliegen einer liberalen Partei sein.
    Aber ist es nicht so, dass genau das, was Sie jetzt gesagt haben, dass einerseits, andererseits ja, aber, dass das keine Politik ist, mit der man große Maßen ansprechen kann?
    Da mögen Sie recht haben.
    Große Massen wird liberale Politik wahrscheinlich nie ansprechen können und in Österreich mit Sicherheit nicht.
    Ist nicht ein weiteres Problem, dass das liberale Forum einfach zu wenig deutlich als Oppositionspartei erkennbar ist?
    Da ist was dran und da ist deshalb was dran, weil bei uns vielleicht noch viel stärker als in anderen Ländern die Schwarz-Weiß-Malerei zum normalen Maßstab geworden ist.
    Und daher gibt es nur Regierung oder Opposition und die einen müssen dafür und die anderen dagegen sein.
    Ich halte das für einfältig und ich halte das für demokratiegefährdend.
    Ich weiß aber, wie mühsam es ist, einen anderen politischen Stil zum Durchbruch zu verhelfen.
    Aber ich glaube, ein bisschen ist es uns gelungen und an dem werden wir weiterarbeiten.
    Für wie schwierig halten Sie es denn für das liberale Forum, dass hinter Ihnen kaum charismatische Persönlichkeiten sind?
    Ich glaube, da haben wir das ähnliche oder vielleicht sogar gleiche Problem wie andere politische Parteien, dass immer weniger Menschen die Ambition haben, sich in die Politik einzulassen.
    Und da sind wohl viele Politikerinnen auch selber dran schuld.
    Denn wenn man sich selbst demontiert, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Hürde für engagierte und anständige Demokraten einfach eine sehr hohe ist.
    Aber ich bin trotzdem durchaus optimistisch.
    Wir sind ein Langzeitprogramm und ich bin optimistisch, dass wir es schaffen.
    Welches Ziel haben Sie sich für die Nationalratswahlen im nächsten Jahr gesetzt?
    Ja, ich gestehe, dass ich das durchaus ambitioniert halte, aber wir haben lang darüber diskutiert und wir halten es für möglich, dass wir 8 Prozent erreichen.
    sagt Heidi Schmidt in einem Gespräch, das Franz Simbürger geführt hat aus Anlass des liberalen Bundesforums heute und morgen in Salzburg.
    In Götzweig findet heute zum vierten Mal das Europaforum Wachau statt.
    Eingeladen sind Spezialisten und Experten aus Ost und West.
    Das Forum steht unter dem Ehrenschutz des niederösterreichischen Landeshauptmannes Erwin Pröll und von Außenminister Wolfgang Schüssel.
    Karin Koller hat Vertreter Sloweniens, Estlands und Lettlands gefragt, wie sie die Chancen sehen, der Europäischen Union beizutreten.
    Slowenien ist ja das Land mit den größten Möglichkeiten.
    Mit Lettland hat die EU derzeit keine Verhandlungen über einen Beitritt laufen.
    Karin Koller berichtet.
    Der kleinen Balkenrepublik Estland werden gute Chancen eingeräumt, in den nächsten Jahren der Europäischen Union beizutreten.
    Das Land, halb so groß wie Österreich mit 1,5 Millionen Einwohnern, hat seit seiner Unabhängigkeit 1991 eine konsequente Politik in Richtung EU durchgezogen.
    Gesetze und Wirtschaft wurden an EU-Normen angepasst.
    Schon jetzt gehen 70 Prozent der estnischen Exporte in die Europäische Union.
    Zwei Trümpfe hat das Land, eine rasche Privatisierung sowie eine liberale Wirtschaftsordnung.
    Die EU ist überzeugt, dass Estland dem Wettbewerbsdruck wird standhalten können.
    Alas Drehmann ist Koordinator der EU-Beitrittsverhandlungen seines Landes.
    Er sei optimistisch, sagt er.
    Estland sei ein junges, dynamisches und vor allem kleines Land, das sich rascher als so manches große Land anpassen könne.
    Übergangsregelungen bräuchte Estland nur im Bereich Umweltschutz, sagt Drehmann.
    Unser Problem ist unsere Art der Energiegewinnung.
    Wir verbrennen dafür nämlich Erdöl und Kohle.
    Das muss sich ändern.
    Estland will aber sicherlich keine Atomenergie.
    Also brauchen wir für unsere Umstrukturierung vor allem Zeit.
    Estlands Nachbarland Lettland hat es nicht geschafft, in der ersten Runde der Beitrittskandidaten dabei zu sein.
    Das Land sei wirtschaftlich noch nicht stark genug, heißt es in der Ablehnungsbegründung der EU.
    Ivar Skotmanis, ehemaliger Ministerpräsident Lettlands, sieht dies anders.
    Lettland habe sehr gute Wirtschaftsdaten, die Arbeitslosigkeit wurde stark reduziert.
    Er sei enttäuscht, dass Lettland in die zweite Reihe gestellt wurde.
    gibt aber zu, dass das Land noch mit politischen Problemen zu kämpfen habe.
    Es sind 2,5 Millionen und mehr als 700.000 sind keine Bürger.
    Und das kann nicht so ewig sein.
    Und es ist schon klar, dass ohne diese Lösung, glaube ich persönlich und auch meine Partei, sagen wir, dass wir keine Möglichkeit zum Antritt kriegen.
    Und deshalb probieren wir jetzt zur Zeit in unserem Parlament die zweite Lösung, unser Bürgerschaftsgesetz.
    Es ging um zwei Sachen.
    Erste ist für Kinder.
    Das heißt, die Kinder kriegen automatisch Bürgerschaft.
    Und zweitens, so gut man ist, könne man nicht automatisch alle Russen einfach so einbürgern, denn das würde eine Einwanderungswelle aus dem wirtschaftlich maroden Russland nach Lettland bedeuten.
    Die jetzige Einbürgerungspolitik Lettlands wird aber jedenfalls von der EU als Mangel an demokratischer Reife eingestuft.
    Ein demokratiepolitisch gutes Zeugnis stellt die EU hingegen Slowenien aus.
    Slowenien gilt als Musterland.
    Hohes Wirtschaftswachstum, rasche Privatisierung.
    Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist das höchste aller Reformländer Osteuropas und entspricht 59 Prozent des EU-Niveaus.
    Für ein Land, das sich bei seiner Unabhängigkeitserklärung vor sieben Jahren noch die Frage nach seiner
    Lebensfähigkeit gefallen lassen musste.
    Ein großer Erfolg.
    Doch man ruhe sich nun zu sehr darauf aus, warnt Loise Beterlé, ehemaliger slowenischer Ministerpräsident und Außenminister.
    Der Entscheidungsfindungsprozess muss verbessert werden.
    Wir dürfen die notwendigen Entscheidungen nicht aufschieben.
    Die Agenda 2000 gibt da klare Vorgaben für Slowenien.
    Aber heute gibt es zu wenig Dynamik.
    Vielleicht wird die nächste Regierung die notwendigen Reformen zustande bringen.
    Heute gibt es eine Verluste der Dynamik und vielleicht wird der nächste Regierung endlich die notwendigen Veränderungen erfolgen.
    Wenn diese drei Länder auch unterschiedliche Chancen haben, in nächster Zeit Mitglied der Europäischen Union zu werden, so sind sie doch alle optimistisch.
    Denn wie der estnische EU-Koordinator Alastair Iman sagt, Europa, das ist mit wenigen Ausnahmen nun einmal die EU.
    Nicht zur EU zu gehören, das bedeutet eigentlich, nicht zu Europa zu gehören.
    Karin Koller vom Europaforum Wachau.
    Der Konflikt zwischen den beiden afrikanischen Staaten Äthiopien und Eritrea ist heute in eine neue blutige Runde gegangen.
    Schon seit Tagen gibt es immer wieder Kämpfe an der gemeinsamen Grenze.
    Gestern haben beide Staaten ihre Luftwaffe eingesetzt, um Städte des Gegners zu bombardieren.
    Wie viele Menschen dabei getötet wurden, weiß man nicht.
    Die UNO jedenfalls bemüht sich um Vermittlung.
    Fabio Polli.
    Zwei besonders arme Staaten, die immer wieder von Dürre und Hungerkatastrophen heimgesucht werden, kämpfen um ein Stück Land.
    Doch es ist kein wertvolles Land, 400 Quadratkilometer groß, gebirgig, etwa in Form eines Dreiecks.
    Dort haben beide Seiten schon schwere Waffen eingesetzt, Panzer und Artillerie, jetzt werden auch Städte bombardiert, damit ist die Zivilbevölkerung in den Konflikt hineingezogen worden.
    Die USA, Großbritannien und Deutschland haben ihre Staatsbürger bereits zum Teil aus den beiden Staaten herausgebracht.
    Im wesentlich größeren Äthiopien war das einfacher, weil lediglich die Grenzregion bedroht ist.
    In der Hauptstadt Addis Abeba ist die Lage ruhig, wie Menschen für Menschen-Initiator Karl-Heinz Böhm schildert.
    Es sind keine wie immer gearteten Beschränkungen beim ganzen Flugverkehr.
    Es bestehen keine.
    paniken, es bestehen, auf der Straße läuft das Leben genauso weiter wie es sonst ist.
    Also es ist kein wie immer gearteter, sichtbares Zeichen da, dass dieser Konflikt in irgendeiner Weise das Leben in Äthiopien beeinflusst.
    Die Arbeit von Menschen für Menschen geht weiter, solange die Mitarbeiter nicht in Gefahr sind.
    Ich habe zehn Jahre unter dem Regime des vorherigen Militärdiktators Herr Mengistu
    gearbeitet, wo ein Bürgerkrieg stattgefunden hat, der wesentlich eskalierter und wesentlich schärfer und härter war als das, was sich jetzt in irgendeiner Weise als ein Grenzkonflikt offensichtlich in den Medien herum bewegt.
    Und ich habe nie Angst gehabt.
    Ich weiß, dass die deutsche Regierung mit einem Airbus die deutschen Staatsbürger aus Eritrea herausholt.
    Und dass die deutsche Regierung die Anweisung gegeben hat, man soll nicht in die Nähe der eritreisch-äthiopischen Grenze gehen, aber das ist auch alles.
    Die Situation in Eritrea ist offenbar gefährlicher.
    Die Hauptstadt Asmara liegt nahe der Grenze, wurde schon bombardiert.
    Der Flughafen ist für Zivilflugzeuge offenbar zu gefährlich geworden.
    Eine Maschine, die Ausländer wegbringen sollte, kam gar nicht erst in den eritreischen Luftraum, nachdem Äthiopien gewarnt hatte, es werde jedes Flugzeug dort als feindlich ansehen.
    Europäer und Amerikaner sollen jetzt am Landweg in Sicherheit gebracht werden.
    In der Konfliktregion haben sich übrigens keine Österreicher aufgehalten.
    Informationen von Fabio Polli.
    In den nächsten zwei Beiträgen geht es um ein wertvolles Gut, um das Wasser.
    Mit dem rasanten Anwachsen der Weltbevölkerung wird Wasser immer mehr zu einem knappen Wirtschaftsgut.
    Viele Experten sehen darin sogar ein zukünftiges Konfliktpotenzial.
    Kriegerische Auseinandersetzungen könnten nicht mehr um Öl, sondern um Wasser geführt werden.
    Österreich ist dabei in einer glücklichen Situation.
    Mit dem Vorkommen in den Alpen gibt es mehr Wasser als genug.
    Mit dem Wasser hat sich ein internationales Symposium in Murau in der Steiermark beschäftigt.
    Die Kernaussage, bisher ist oft viel zu sorglos mit dem Wasser umgegangen worden, verstärkte internationale Zusammenarbeit zum Schutz und zur Nutzung des flüssigen Goldes der Alpen ist notwendig.
    Christian Hunger.
    Zwei Drittel der Erde sind mit Wasser bedeckt.
    Der überwiegende Teil davon ist Meerwasser.
    Weniger als ein Prozent ist als Trinkwasser verfügbar.
    Österreich sitzt mit den Alpen als Hauptwasserscheide Europas auf einem unermesslichen Schatz.
    Jahr für Jahr fließen 200 Milliarden Kubikmeter Wasser von den Alpen in die Meere, rechnet Dr. Jan Meerkamp, der Präsident des Alpenforums, vor.
    Ohne diesen Beitrag an gewaltigen Mengen Süßwasser aus dem Alpenbereich
    wäre die Bedarfsdeckung an Trinkwasser und Brauchwasser großer Teile Europas undenkbar.
    Was Österreich im Überfluss hat, ist anderswo Mangelware.
    Umso wichtiger ist es deshalb, dieses Gold der Alpen, wie es heißt, nachhaltig zu bewirtschaften, nicht nur im Eigen-, sondern im Weltinteresse.
    Bereits jetzt sterben täglich rund 25.000 Kinder,
    allein an der nicht vorhandenen Trinkwassermenge, die ein solches Kind braucht, in reiner Form.
    Die EU arbeitet derzeit an einer Wasserrichtlinie.
    Dabei geht es darum, die vielen derzeit bestehenden Einzelschutzverordnungen klar zusammenzufassen.
    Keineswegs denkt in der EU jemand daran, über Österreichs Trinkwasser zu verfügen, Österreich etwa aufzuerlegen, Wasser nach Portugal zu schicken, wie oft fälschlich behauptet wird.
    Im Vordergrund steht der Schutz seines Rohstoffes, der in seinem Vorkommen keine Landesgrenzen kennt, hieß es bei dem Symposium in Murau.
    Auch die Expo 98 in Lissabon steht heute unter dem Generalthema Wasser und Ozeane.
    Österreich nützt dabei die Gelegenheit, der Welt den heimischen Trinkwasserreichtum zu zeigen und mit dem für manche Länder unverständlichen Urlaubsangebot zu werben.
    Hier könne man im Trinkwasser baden.
    Für uns ist das ja eine Selbstverständlichkeit.
    Die Zukunft des heimischen Trinkwassers ist also weniger vom Aufkommen her bedroht, sondern eher davon, dass die Wasserverteilung und das Wassermanagement nicht mehr den künftigen Anforderungen entspricht.
    Hans Fugenhuber war beim österreichischen Wassertag auf der Expo in Lissabon und hat dort dieses Thema angeschnitten.
    Österreich ist in der glücklichen Lage, die trinkbaren Oberflächenwässer fast zur Gänze dem Badebetrieb und der Bewässerung überlassen zu können, denn wir decken mehr als 99% unseres Trinkwassers aus Grund- oder Quellwasser.
    Wir nützen also die natürliche Aufbereitung über den Bodenfilter.
    Allerdings ist unsere Versorgungsstruktur veraltet, kritisiert Robert Köck, der Geschäftsführer der österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach.
    Die österreichische Trinkwasserwirtschaft ist gekennzeichnet durch ihre kommunale Struktur.
    Das bedeutet, dass es eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Wasserwerken gibt und wir glauben, dass das nicht die optimale Struktur ist für die Zukunft.
    Wenn es nicht gelingt der österreichischen Wasserversorgung ein modernes Management zu geben, könnten ausländische Wasseraufbereiter sich für unseren Wasserreichtum interessieren.
    Beispiele dazu werden auf der Expo diskutiert.
    Wenn man ins Ausland schaut, und wir waren ja gestern eben auch beim Nationalen Wasserverband in Portugal,
    Und hier zeigt sich einfach, dass große, privat wirtschaftlich organisierte Einheiten, zum Beispiel in Frankreich, die Generaldesos oder Lyonnaise-Desos, auf den europäischen Markt drängen und hier Wasserwerke, die in Schwierigkeiten sind, aufkaufen, sie sanieren, sanieren im Sinne von, sie bauen Aufbereitungsanlagen und natürlich steigt dann auch der Wasserpreis zwangsläufig an.
    Landwirtschaftsminister Molterer sieht den Verkauf von Trinkwasser prinzipiell keinen Nachteil, allerdings muss die Wasserreinhaltung und die Ressourcenverwaltung in öffentlicher Hand bleiben, denn... Wir wollen in Zukunft auch in Zukunft über unsere Wasserreserven selbst entscheiden können.
    Das heißt, bereits jetzt verkaufen österreichische Wasserbesitzer
    gutes österreichisches Grund- oder Quellwasser in verschiedensten Formen, entweder in kleinen Flaschen oder in großen Leitungen, etwa in den süddeutschen Raum.
    Ich bin auch fest überzeugt, dass dieses österreichische Reichtum unendlich wichtig werden wird, wirtschaftlich unendlich wichtig werden wird.
    Wir sollten auch nicht so selbstherrlich sein und sagen, dass sozusagen Regionen in Europa nicht Wasser brauchen.
    Viele Regionen brauchen Wasser, aber wir wollen uns nicht unter Anführungszeichen enteignen lassen.
    Für die Zukunft wird es also darauf ankommen, die Grundwasserseen vor Verunreinigung zu schützen und die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft mit ausreichend reinem Wasser nach dem Stand der Technik, aber auch nach modernen Managementmethoden zu organisieren.
    Sie hörten Hans Fockenhuber.
    Nächstes Thema die morgige Gentechnik-Volksabstimmung in der Schweiz.
    Für die Gegner stehen der Forschungsstandort Schweiz und Arbeitsplätze auf dem Spiel.
    Die Initiatoren wollen Leben und Umwelt vor der Zeitbombe der Gentechnik schützen.
    Selten sind die Emotionen vor einer Volksabstimmung in der Schweiz derart hochgegangen wie vor diesem Referendum.
    Hans-Peter Trütsch mit Details.
    Soll Gentechnik in der Schweiz möglich sein oder will man sie generell verbieten?
    Diese Glaubensfrage müssen Schweizerinnen und Schweizer an diesem Wochenende entscheiden.
    Ein Entscheid, der alles andere als leicht fällt.
    Viel steht auf dem Spiel.
    Gegner wie Befürworter der Zulässung von Gentechnik haben ihre Argumente und alle sind sie irgendwie überzeugend.
    Die Gegner von Versuchen sehen darin einen unnötigen und überflüssigen Eingriff in Natur und Schöpfung.
    Die mit Gentechnik anvisierten Ziele, medizinischer Fortschritt zum Beispiel, könnten auch mit alternativen Methoden erreicht werden.
    Schon heute sind 35 Gentech-Medikamente in der Schweiz auf dem Markt und auf diese müsste man nicht verzichten, sagen sie.
    Die Gegner eines Verbots sehen vor allem den Wirtschafts- und Forschungsstandort Schweiz in Gefahr.
    Wenn sich die Schweiz hier abmelde, stünden Pausende von Arbeitsplätzen in Forschung und Medizin auf dem Spiel.
    Geforscht würde dann einfach bei einem Schweizer Verbot im Ausland.
    Allein die Gegner eines Verbots haben angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung 35 Millionen Franken, rund 280 Millionen Schilling, in die Nein-Kampagne investiert.
    Der Abstimmungsausgang ist offen, erste Resultate werden am Sonntagnachmittag erwartet.
    12.33 Uhr.
    Am kommenden Mittwoch beginnt in Frankreich die 16.
    Fußball-Weltmeisterschaft.
    Das sportliche Mega-Event wird länger als einen Monat Fußball-Fans in fast allen 200 Staaten der Welt in seinen Bann ziehen.
    Ein neuer Beweis für die globale Attraktivität des Fußballsports, der Milliarden fasziniert und Milliarden umsetzt.
    Bei der Endrunde der 32 besten Nationalmannschaften der Welt ist diesmal auch Österreich wieder dabei, wenn auch nur mit Außenseiterchancen.
    Wir wollen uns heute dem Thema Fußball grundsätzlich ernähren und haben dazu den Wiener Philosophieprofessor Konrad Paul Liesmann heute im Journal zu Gast.
    Auch über den Sport und den Kampf der 22 um einen Ball hat sich der Denker und Publizist seine Gedanken gemacht.
    Konrad Paul Lissmann, selbst nur Hobbyfußballer, aber exzellenter Kenner, plaudert mit lohes Glück über Fußball als Inszenierung, Fußball als Metapher, Fußball als Sublimierung.
    Herr Professor, was fasziniert einen Philosophen am Fußball?
    Einerseits ist es zweifellos, dass man es als die Ästhetik dieses Spiels bezeichnen kann.
    weil es mir eine Ästhetik ist, die jetzt nicht rein auf der Ebene der Schönheit und Eleganz sich abspielt, sondern die einfach immer wieder durchdrungen und durchbrochen ist von Brutalität, von Fauls, von Kraft.
    Ich glaube, dass überhaupt dieses Wechselspiel gleichsam von Eleganz auf der einen Seite und von Körperlichkeit und Körperbetonheit auf der anderen Seite etwas ist, was Intellektuelle fasziniert.
    In Wirklichkeit allerdings, denke ich, ist Fußball für Intellektuelle deshalb faszinierend, weil es im Grunde das Gegenteil von dem ist, was Intellektuelle tun.
    Intellektuelle denken ja in der Regel, das heißt, sie bewegen sich in einer immateriellen Sphäre und der Fußball ist ein unendlich körperbetontes Spiel.
    Das ist das eine.
    Das zweite ist, Intellektuelle, auch wenn viel von Teamwork heute die Rede ist, Intellektuelle als Denkende
    sind im Wesentlichen einsam.
    Der Fußball ist ein Mannschaftsspiel, und zwar, ich würde vielleicht sagen, sogar das Spiel, in dem die Idee der Mannschaft, und Mann-schaft jetzt wirklich in der vollen Bedeutung dieses Wortes, in dem die Idee der Mannschaft am reinsten zum Ausdruck kommt.
    Man könnte ja fast sagen, das ist ja nahezu diese Elf, das ist ja nahezu eine sakrale Zahl.
    Gruppendynamisch gesprochen ist ja das sozusagen die ideale Zahl einer kleinen Horde, die gerade noch überschaubar ist, ohne in Untergruppen zu zerfallen, aber groß genug ist, dass sich hier unterschiedliche Subformationen bilden können,
    Und ich denke, das, was auch für mich faszinierend am Fußball ist, wenn man jetzt das Fußballspiel als Mannschaftsspiel betrachtet, das ist das Verhältnis zwischen dem Einzelnen und seinen Mitspielern.
    Man könnte es auch in etwas soziologischer Kategorie sagen, das ist das Verhältnis zwischen Individuum und Kollektiv.
    Das heißt, das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Kollektivität, wie sie das gestaltet und auch die wechselseitige Abhängigkeit des Einzelnen von seinen Mitspielern und auch vice versa, das lässt schon unendlich viele Konfigurationen zu, die wahrscheinlich auch den ästhetischen Variantenreichtum dieses Spiels ausmachen.
    Gibt es davon ausgehend Analogien zwischen Nationalcharakteren und Spielweisen?
    Stimmen mir diese Klischees vom Handwerker, vom Berserker, dem Deutschen zum Beispiel, vom österreichischen Genie, der Scheibel spielt und halt auch oft verwirrt auf diese Weise vom genialen Südamerikaner?
    Irgendwo haben Klischees ja in der Tat sehr oft so etwas wie einen harten Kern.
    Und zumindest eines kann man sagen, es gibt natürlich unterschiedliche Mannschaften mit unterschiedlichen Spielanlagen, mit unterschiedlichen Spielauffassungen.
    Ich selber war und bin auch immer ein großer Fan des südamerikanischen Fußballs gewesen.
    wo, wenn auch immer weniger, aber doch so eine gewisse Form sozusagen auch der Verspieltheit und des Spielens um des Spielens willen, der Ballverliebtheit, des Dribbelns, nicht des rein ökonomischen, effizienzorientierten Spiels eine Rolle spielte.
    Und das ist natürlich attraktiv und ich denke, man braucht hier nicht von Nationalcharakter sprechen, aber es gibt offensichtlich sozusagen Spielanlagen, die in Südamerika oder auch bei südeuropäischen Mannschaften bevorzugt werden.
    Und es gibt sozusagen geradlinige, eher körperbetonte, eher auch auf Körpereinsatz hingetrimmte Spielanlagen, die in Mittel- und Nordeuropa, auch in England bevorzugt werden, die einen ganz anderen Charakter haben.
    Das mag vielleicht prinzipiell natürlich auch mit dem, was man heute kulturelle Mentalitäten eher nennt als Nationalcharaktere, durchaus zu tun haben.
    Wie wir überhaupt sagen, dass kulturphilosophisch interessant an solchen Spielen ist, dass sie in der Tat sich in die Summe von kulturellen Äußerungsformen einordnen und so immer auch als Widerspiegelung bestimmter Mentalitätszustände gelten können.
    Wir haben vorher gesprochen von der Faszination, die Fußball auf Intellektuelle ausübt.
    Ich sage ein paar Namen von Autoren, die über Fußball geschrieben haben.
    Ödön von Horvat, Elias Canetti, Vladimir Nabokov, Friedrich Torberg, Erich Kästner, Ringelnatz, Egon Erwin Kisch.
    Haben die Dichter ihrer Meinung nach vor allem auch diese Metapher des Lebens im Fußball gesehen?
    Sieg und Niederlage, Anstrengung und Belohnung, Zufall und Pech?
    Ich denke, dass das ein ganz wesentliches Motiv ist, sich mit Fußball zu beschäftigen.
    Vielleicht auch deshalb, weil gerade im Fußballspiel, das gilt natürlich auch für andere Sportarten, über die Intellektuelle auch geschrieben haben, nicht?
    Also Roland Barthes oder Tour de France geschrieben.
    Aber das Fußballspiel hat, glaube ich, schon einige Ebenen.
    die es gegenüber anderen Sportarten herausheben und die vielleicht gerade diese von Ihnen jetzt angestellten Dimensionen in einer besonderen Reinheit und Klarheit darstellen.
    Das Problem von Sieg und Niederlage zum Beispiel.
    Das Problem, dass oft die bessere Mannschaft trotzdem verlieren kann.
    Dass gerade in Österreich ein sehr bekanntes Problem des In-Schönheits-Sterbens.
    die Frage der Regeleinhaltung, des Regelverstoßes, der Regelahndung, das ja zum Teil in unglaublich komplizierte moral-philosophische Überlegungen führen kann.
    Also wenn man etwa versucht,
    die Abseitsregel, dann den Aufbau einer Abseitsfalle mit der Idee des Fußballspiels in Einklang zu bringen, da braucht man schon ziemlich gefinkelte Argumentationen.
    Das Fußballspiel, das ja immer sozusagen auch zwischen Triumph und Niederlage pendelt, sozusagen zwischen Komödie und Tragödie.
    Es gibt natürlich die tragische Mannschaft, den tragischen Spielausgang, je nachdem, aus welcher Perspektive
    man das Ganze betrachtet.
    Und dann gibt es natürlich dort auch paradigmatisch zu sehen und mitzuverfolgen dieses unendlich rasche Wechselspiel von höchstem Ruhm und tiefster Schmach.
    Und ich denke, das ist etwas, was Intellektuelle immer faszinieren wird.
    Wie sehen Sie Österreichs Auftreten in der großen Fußballwelt, zum Beispiel Endrundenteilnahmen?
    Gehört das irgendwie dem David-Goliath-Modell?
    Weltmeisterschafts-Endrunden haben ja eigene Gesetzmäßigkeiten.
    Und zu diesen Gesetzmäßigkeiten gehört immer, dass es die Großen gibt und dann die Kleinen gibt und dass einige dieser Kleinen immer für einige Überraschungen gut sind, vor allem in den Vorrundenspielen.
    Es hatte noch nie eine mittlere oder kleine Sensationsmannschaft übrigens wirklich den Weg in die Endrunde gefunden.
    Ich erinnere mich ja an glanzvolle Auftritte von Portugal zum Beispiel 1966, von Rumänien, von Polen, von Österreich in Argentinien und irgendwann war immer Schluss.
    Das heißt, es scheint hier sozusagen Mannschaften zu geben, und das hat vielleicht auch wirklich mit kulturhistorischen Bedingungen zu tun, die sozusagen aus der Macht ihrer Geschichte als große Fußballnationen anders disponiert zu einer Weltmeisterschaft gehen, auch wenn sie momentan gar nicht in so einer plänenden Verfassung sein mögen.
    als andere.
    Und das bedeutet natürlich für Österreich gegenwärtig natürlich, dass wir eine kleine Fußballnation sind und dass wir bestenfalls gut sind für die sogenannte eine oder andere Überraschung.
    Wobei wir einen sozusagen einen Mangel haben.
    Die attraktivsten Überraschungsmannschaften sind immer gleichzeitig die exotischen Überraschungsmannschaften.
    Ich erinnere mich an meine erste Fußball-Weltmeisterschaft, die ich bewusst miterlebt habe.
    Das war die von 1966 und an den legendären Sieg der Nordkoreaner über Italien.
    Sowas prägt sich ein.
    Es gibt in der Formalvermittlung des Fußballsports eine besonders blumige Sprache.
    Es gibt das Kopfballungeheuer, es gibt den Flankengott, es gibt den Kaiser, es gab den Terrier.
    Welche Rolle spielt die Sprache für den Verein und für die ganze Inszenierung?
    ich glaube, der zunehmenden Medialisierung des Fußballsports und das beginnt natürlich schon in der Fußballberichterstattung in den Printmedien, dann in den legendären Radioübertragungen, die ja unglaublich plastisch sein mussten, weil der Hörer nicht sah, was auf dem Spielfeld sich abspielt.
    Etwas anders geartet ist das bei Fernsehübertragungen, aber ich denke, dass diese Sprache natürlich eigentlich zur medialen Vermittlung des Sportes und zur Vermittlung zwischen dem Spielereignis und dem Zuschauer ganz wesentlich dazu gehört.
    Und die Ersatzfunktion des Fußballs sozusagen für Auseinandersetzungen, für Sieg, Niederlage, ja manchmal natürlich auch für Konflikte zwischen Nationen, zwischen Kulturen und dergleichen mehr.
    Und gleichzeitig auch das spielerische Überbieten.
    Dieser Konfliktpotenziale durch Sprache führt natürlich zu dieser blumigen, metaphernreichen Sprache.
    Es ist natürlich auch in dieser Sprache etwas aufgehoben, was auch zum Phänomen des modernen Sports gehört, nämlich ein gerütteltem Maß an säkularisierter Religiosität.
    Nicht, dass hier von Göttern die Rede ist, von Fußballgöttern die Rede ist, ist ja kein Zufall.
    Die modernen Götter sind natürlich die Häronen der Medienindustrie auf allen Ebenen und Sport, also besonders attraktiver Zweig dieser Medienindustrie, eignet sich natürlich in hervorragendem Maße zu dieser Pseudosakralisierung und auch zu dieser Pseudoauratisierung
    von Spielern, von Spielzügen, von Toren, von Stadien.
    Es gibt ja Stadien, was weiß ich, der San Siro in Mailand, das sind heilige Städten.
    Das heißt also, diese Komponente ist zweifellos ganz stark und wird natürlich bei Fußball-Weltmeisterschaften, muss natürlich bei Fußball-Weltmeisterschaften noch besonders mobilisiert werden mit allen erdenklichen und unerdenklichen Mitteln.
    Ist die Tatsache, dass heute der globale Fußball als Unterhaltungs-Mega-Branche Hollywood-Dimensionen erreicht, könnte zurückzuführen sein auf diese immer perfektere Show und Inszenierung?
    Bis zu einem gewissen Grad, natürlich.
    Auf der anderen Seite, und das wird natürlich auch von den Medien dementsprechend behandelt und hochgespielt, und was da alles an Hintergrundinformationen und Zusatzinformationen und Interviews und Vorfeldinformationen und Statistiken und dergleichen mehr mitgehandelt wird, das gehört zu diesem
    Showgeschäft, Fußball dazu.
    Auf der anderen Seite bin ich aber auch der Überzeugung, dass solche massenmedialen Effekte nicht zu erzielen wären, wenn es nicht gleich so ahaische Faszinationen daran gäbe oder dabei gäbe.
    Und dazu gehört, auch wenn das vielleicht mittlerweile inopportun ist, zu sagen, dass für mich zumindest eine dieser Faszinationsebenen des Fußballs wirklich sozusagen in dieser ritualisierten, ja, das ist eine ritualisierte Maskuline, letztlich maskuline Sportart ist.
    Die Mannschaft ist wirklich die Mannschaft.
    Ich wollte Sie das fragen, warum ist der Fußball männlich?
    Ich denke, das hat mit der eigenen Logik dieses Spiels zu tun.
    nämlich damit, dass hier im Wesentlichen mit den Füßen gearbeitet wird.
    Es wird getreten.
    Was eigentlich eine unglaublich brutale und unzivilisierte Form der Tätigkeit ist.
    Dasjenige Organ, was, sagen wir, evolutionsbiologisch den Menschen mitgeholfen hat zu zivilisieren, nämlich die Hand, vor allem die Greifhand, ist im Fußballspiel ausgeschaltet.
    Das heißt, es ist sozusagen eine atavistische Form, nicht nur der Fortbewegung, sondern des Spielens, des Tretens und dergleichen mehr.
    Peter Handke, der mal einen wunderbaren Aufsatz über das Fußballspiel geschrieben hat, hat mal so in etwa angemerkt, dass darin eigentlich sozusagen
    das erhebende Gefühl des Fußballs ist, dass ein Objekt, nämlich den Ball, mit dem Fuß treten und bewegen kann.
    Das macht eine ungeheure Form von Herrschaftsausübung über einen Gegenstand und über die Gesetze der Natur aus, nur mit dem Fuß zu kicken.
    Und ich denke, dass das in der Tat etwas ist, was vielleicht
    so vorsichtig man hier mit seinen Formulierungen auch sein muss, dass vielleicht doch noch eher mit bestimmten Männlichkeitsbildern konnotiert ist.
    Vielen Dank für das Gespräch, Herr Professor.
    Der Philosoph Konrad Paul Lissmann war heute im Journal zu Gast.
    Louis Glück hat mit ihm gesprochen.
    Zwei Weltklassekünstler für alte Musik arbeiten erneut bei den Wiener Festwochen.
    Regisseur und Bühnenbildner Achim Freier und Dirigent Thomas Hengelbrock.
    Ihre Zusammenarbeit begann bei den Festwochen 1994.
    Mit ihrer fünften Produktion kehren sie ans Theater an der Wien zurück, mit Monteverdis Oper Orfeo.
    Mit einem Probenausschnitt beginnt auch der von Susanna Bruckner gestaltete Beitrag.
    Die Gegenwart hat ja eine große Mühe, sich noch Geschichten zu erzählen.
    Das ist nicht nur in der Kunst so, sondern auch im Leben.
    Wir sind Voyeure geworden und gucken Vorgängen oder Handlungen zu, aber wir erzählen nicht mehr.
    Und Monteverdi ist eine
    Urerzählung, die Musik tritt unter die Menschen und erzählt eine Geschichte, die von Orpheus.
    Achim Freier und Thomas Hengelbrock erzählen die Geschichte des Sängers Orpheus, der sich aus dem idyllischen Akkadien in die Unterwelt begibt, um seine Eurydike zurückzuholen, als zeitloses Gesamtkunstwerk.
    Balthasar Neumann Chor und Orchester agieren ebenso auf der Bühne wie die Solisten Françoise Leroux, Sophie Koch oder Heidi Brunner.
    Thomas Hengelbrock ist diesmal, ebenfalls in Kostüm und Maske, mehr fliegender Koordinator als Dirigent mit Partitur und Taktstock.
    Ich glaube, dass Oper wirklich nur so, nämlich als Gesamtkunstwerk, wirklich heute noch zu machen ist.
    Ich bin eigentlich davon überzeugt, dass diese Musik im Prinzip nicht dirigiert werden soll.
    Und diesen Gedanken greift die Inszenierung auf.
    Die Initiative für die Musik beginnt dort, wo sie tatsächlich geschieht.
    Irgendwo steht ein Mensch auf und erzählt eine Geschichte.
    Und an diesem Platz um ihn herum sind ein paar Musiker postiert, manchmal auch etwas weiter entfernt.
    und die begleiten ihn.
    Musik ist auch Reaktion auf das, was vorher war.
    Und das ist das Prinzip dieser Oper oder dieser Inszenierung, dass sich das eine aus dem anderen, aus dem zuvorgehörten entwickelt, ganz organisch entwickelt.
    Und so wird es auch jeden Abend ein bisschen anders sein.
    Die Bühne ist um zwei Meter erhöht und perspektivisch angelegt.
    Achim Freiers Akadien, eine Art sizilianische Bar in ländlichem Ambiente, soll zuerst geistiger Raum der Kommunikation sich nach und nach zur Unterwelt verwandeln.
    Ein zeitloser Raum in Grau-Schwarz-Tönen gehalten.
    Es ist Zeitlosigkeit immer gezielt auf unsere Zeit.
    Denn aus dem großen Raum der Vergangenheit, den wir nie auf den Punkt genau definieren, indem wir von der Vergangenheit lernen oder Erfahrung machen, changiert dieser Zeitraum Vergangenheit unglaublich.
    Und wir haben von den Griechen wie von
    den Römern, wie aus der Renaissance, wie aus dem Barock, Dinge an uns und tragen sie immer noch kollektiv weiter, ohne zu wissen, wo da die Grenzen sind oder wo die Quellen wirklich ihre Grenzen haben.
    Darum ist diese Zeitlosigkeit wichtig, um mit all diesen Eigenheiten und Elementen, die wir mit uns tragen, Gegenwert für Körper.
    Premiere von Monteverdi's L'Orfeo ist kommenden Montag im Theater an der Wien, wo die Produktion viermal zu sehen ist.
    L'Orfeo ist übrigens auch in Ö1 zu hören, und zwar am Donnerstag, am 11.6., also am nächsten Donnerstag, um 19.30 Uhr.
    Noch einmal Josef Fenslich-Natek aus dem Nachrichtenstudio.
    Brasilien, Österreich.
    Der flüchtige, frühere FPÖ-Funktionär Peter Rosenstingl will nun doch nicht freiwillig nach Österreich zurückkommen.
    Nach Angaben von Innenminister Schlögl hat Rosenstinkel bei seiner jüngsten Einvernahme seine ursprüngliche Bereitschaft zur Rückkehr widerrufen.
    Sollte Rosenstinkel dabei bleiben, ist ein langwieriges Auslieferungsverfahren zu erwarten.
    Der Auslieferungsantrag Österreichs liegt bereits der brasilianischen Justiz vor.
    Die Entscheidung trifft der oberste Gerichtshof.
    Zunächst geht es darum, die Verhaftung oder zumindest eine längere Verwahrung Rosenstingels in Polizeigewahrsam zu erreichen.
    Ohne eine solche Entscheidung müsste er noch heute freigelassen werden.
    Deutschland
    An der Zugunglücksstelle in Eschede ist heute Vormittag eine weitere Leiche geborgen worden.
    Es dürften die sterblichen Überreste eines der beiden Bahnarbeiter sein, die zum Zeitpunkt der Entgleisung des ICE-Zuges mit Gleisarbeiten beschäftigt waren.
    Die Leiche des anderen Bahnarbeiters war bereits zuvor geborgen worden.
    Die Gesamtzahl der Todesopfer erhöhte sich damit auf 102.
    Aufgrund des Leichenfundes sind die heute früh bereits eingestellten Bergungsarbeiten wieder aufgenommen worden.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Die Vermittlungsbemühungen Außenminister Schüssels im Kosovo-Konflikt sind erfolglos geblieben.
    Während seiner Besuche in Belgrad und in Pristina lehnten sowohl Serben als auch Kosovo-Albaner Schüssels Vorschlag ab, einen vorläufigen Verzicht auf Gewalt zu verkünden und einen Dialog ohne Vorbedingungen zu beginnen.
    Schüssel gelang es allerdings dem jugoslawischen Präsidenten Milosevic, die Zusage abzuringern, dem Roten Kreuz unbeschränkten Zugang zu den Konfliktgebieten im Kosovo zu gewähren.
    Schüssel wird heute den Außenministern der Zentraleuropäischen Initiative bei deren Konferenz im kroatischen Badeort Brioni Berichte über seine Gespräche in der Bundesrepublik Jugoslawien erstatten.
    Frankreich
    In den Arbeitskampf zwischen der Fluggesellschaft Air France und deren Piloten will nun die Regierung mit Lösungsvorschlägen eingreifen.
    Dies kündigte Ministerpräsident Jospin an.
    Er versicherte, die Autonomie der beiden Seiten zu respektieren.
    Das Wetter heute Nachmittag sonnig und heiß, auch im Bergland höchstens einzelne Wärmegewitter.
    An der Alpen-Nordseite und im Donauraum lebhafter, föhniger Südostwind.
    Die Höchsttemperaturen heute 26 bis 32, am Alpen-Nordrand bis 34 Grad.
    Morgen im Osten und Süden weiter sonnig und sehr heiß, sonst von Westen allmählich gewittrig.
    Und das war das Mittagschanal vom 6.
    Juni.
    Tonmeister Toni Benedikt, Regisseur Ferdinand Olport und als Moderator verabschiedet sich Udo Bachmeier.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Mattern, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schlögl zu Rosenstingl: Moderationsgespräch
    Mitwirkende: Bachmair, Udo [Gestaltung] , Schlögl, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Parteien / SPÖ ; Parteien / FPÖ ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse nach Rosenstingl Verhaftung
    Mitwirkende: Renner, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Parteien / FPÖ ; Straftaten ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Heide Schmidt über LIF-Probleme
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Parteien / LIF ; Diskussion ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Karlheinz Böhm zur Lage in Äthiopien
    Mitwirkende: Polly, Fabio [Gestaltung] , Böhm, Karlheinz [Interviewte/r]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Äthiopien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wasserzukunft Alpen
    Mitwirkende: Hunger, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Ökologie und Umweltschutz ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichischer Wassertag auf der Expo
    Mitwirkende: Vockenhuber, Hans [Gestaltung] , Molterer, Wilhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Messe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Portugal
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau: Schweizer Gentechnik-Referendum
    Mitwirkende: Trütsch, Hans-Peter [Gestaltung]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Biologie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Schweiz
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Prof. Liessmann Phil. Fakultät in Wien zur Fußball-WM
    Mitwirkende: Glück, Luis [Gestaltung] , Liessmann, Konrad Paul [Interviewte/r]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Sport ; Sport ; Universität ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Festwochen Premiere: L'Orfeo von Claudio Monteverdi
    Mitwirkende: Bruckner, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Kulturveranstaltung ; Vokalmusik - Oper ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1998.06.06
    Spieldauer 00:55:39
    Mitwirkende ORF [Produzent]
    Datum 1998.06.06 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-980606_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt