Während der ÖVP-Alleinregierung unter Josef Klaus wurde 1968 der Bau des ersten kommerziellen Atomkraftwerkes in Österreich mit Standort im niederösterreichischen Tullnerfeld bei Zwentendorf beschlossen. Die Errichtung erfolgte unter der SPÖ-Alleinregierung Bruno Kreiskys von 1972 bis 1977. Der Energieplan des Jahres 1976 sah zwei weitere Kernkraftwerke, eines davon im niederösterreichischen St. Pantaleon und das andere in St. Andrä in Kärnten, vor. Den Glauben an Kernenergie zeigt auch eine 1970 in Wien abgehaltene Konferenz, die im heuigen Österreich undenkbar anmutet: Diskutiert wurde über die friedliche Nutzung von Atomexplosionen
Atomstrom galt als die billige, zuverlässige und saubere Energiequelle der Zukunft. Befürworter/innen attribuierten Atomstrom als „sauber“ und verwiesen damit auf die Verwendung fossiler Brennstoffe und das zunehmende Bewusstsein für Umweltverschmutzung. Darüber hinaus erhoffte man sich Unabhängigkeit von Erdöl, da Uran weltweit in Lagerstätten vorkam. Diese Einschätzung wurde zweifellos durch die Ölpreiskrise 1973 infolge des Jom-Kippur-Krieges verstärkt. Selbst die Frage der Endlagerung schien lösbar: Ein Mittagsjournal des Senders Ö1 von 1977 berichtete über die Idee einer „Nuklear-Insel“ im Pazifik, die als Standort für Atomkraftwerke zur Energiegewinnung und als Atommüll-Endlager dienen sollte. Gerade die ungeklärte Frage der Endlagerung führten Atomkraftgegner/innen ins Treffen. Bundeskanzler Bruno Kreisky selbst hatte stets betont, dass das Atomkraftwerk Zwentendorf erst in Betrieb genommen werden würde, wenn die Frage der Endlagerung geklärt wäre. Weder die Pläne zur Endlagerung im Waldviertel noch jene des Atommüll-Export nach Ägypten oder in den Iran kamen allerdings über ein vages Projektstadium hinaus.