Literatur im Radio

Hörspiele, ein wichtiges Betätigungsfeld für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, nahmen in der weitgehend fernsehlosen Zeit einen wichtigen Stellenwert ein. Das Radio lieferte das Theater im Kopf.
Neben damals zeitgenössischen Autor/innen wie Ingeborg Bachmann, Jörg Mauthe u. a. wurde gerne auch auf bereits kanonisierte Autoren des alten Österreich und der Weltliteratur (z. B. Nestroy, Schnitzler, Bahr, Shakespeare, Dickens, Molière) zurückgegriffen, um ihre Werke für das Radio zu bearbeiten. Mit Ernst Schönwiese, Literaturchef bei Radio Rot-Weiß-Rot und später auch im ORF, wurde diese Kunstform sehr gepflegt.

In der berühmten Radiofamilie – wie der Name schon sagt eine beliebte Familiensendung – wurde auch das Prinzip der american short story aufgenommen, ein nicht ungewolltes Element der vom offiziellen Österreich befürworteten Westorientierung und der US-amerikanischen Verantwortlichen für Radio Rot-Weiß-Rot.
Bisher verschollen geglaubte Hörspiele, etwa von Johann Nestroy (Häuptling Abendwind) oder Jean Cocteau (Die Höllenmaschine), sind in der Sammlung Radio Rot-Weiß-Rot der Österreichischen Mediathek zum Teil nur in kürzeren Ausschnitten oder aber fast vollständig erhalten geblieben und aufgefunden worden.