- Nachkriegswirtschaft
- Marshallplan und Westintegration
- "Wirtschaftswunder" – Stadt
- "Wirtschaftswunder" – Industrie
- "Wirtschaftswunder" – Verkehr und Landwirtschaft
Die kritische Ernährungslage in den Jahren nach dem Krieg lässt sich an den jeweils über Bezugskarten erhältlichen Kalorienzahlen pro Kopf und Tag erkennen – 1945 zunächst 800 Kalorien für sogenannte "Normalverbraucher" (Schwerarbeiter erhielten etwas mehr). Es war die Zeit von Hamsterfahrten der Stadtbevölkerung aufs Land und des Schwarzen Marktes, auf dem rare Produkte wie Zigaretten oder Schokolade eine zahlungskräftige Währung abgaben.
In einer solchen Situation waren Hilfsleistungen aus dem Ausland von besonderer Bedeutung. Diese kamen allerdings erst mühsam in Gang. Im zunächst besonders gefährdeten Osten begann dies mit der "Maihilfe" der Roten Armee, die auch "Erbsenhilfe" genannt wurde: 1 kg Brot, 150 g Fleisch, 50 g Öl, 400 g Hülsenfrüchte (eben die meist als wurmig geschilderten Erbsen ...), 150 g Zucker. Das musste für circa eine Woche reichen.
Im größeren Stil half die UNRRA, die Hilfsaktion der UNO, die allerdings de facto erst im März 1946 anlief und in 18 Monaten rund 800 000 Tonnen Nahrungsmittel nach Österreich brachte. Daneben spielten CARE und andere US-amerikanische Aktionen eine zunehmende Rolle, aber auch andere wie aus der Schweiz, Schweden oder Kanada. Um eine Vorstellung von den Größenordnungen zu geben: von den an die nicht selbstversorgende Bevölkerung verteilten Lebensmitteln kamen 1946 rund 40 Prozent aus der österreichischen Landwirtschaft, 60 Prozent aus der UNRRA-Hilfe. Wie später auch bei der Marshallplan-Hilfe kam schon in dieser ersten Phase der bei weitem größte Teil der Hilfsleistungen aus den USA.
Die Versorgungskrise hielt über Jahre an. Der schlimme Winter 1946/47 etwa blieb in besonderer Erinnerung. Erst 1949 konnte die Brotrationierung, im Folgejahr die Rationierung überhaupt aufgehoben werden. Im Jahr 1954 überschritt die landwirtschaftliche Produktion bereits das Niveau des Jahres 1937.
Angesichts der Schwierigkeiten des Wiederaufbaues und einer Wirtschaft, die nicht voran kam, war der 1947 in den USA entwickelte Plan einer massiven Unterstützung der europäischen Wirtschaft für Österreich sehr verlockend. Allerdings war hier die Teilnahme am sogenannten Marshallplan politisch besonders heikel: Sie war zugleich eine eindeutige Option für eine Wirtschaftspolitik im Sinne des Westens in einem Land, dessen Osten unter Kontrolle der Sowjetunion stand und in dessen Regierung bis 1947 immer noch ein Vertreter der Kommunistischen Partei saß. Diese "Westintegration" entsprach aber dem Willen der beiden großen Parteien und wohl auch einer breiten Mehrheit der Bevölkerung. In der Folge waren es besonders die unter Kontrolle der drei westlichen Besatzungsmächte stehenden Bundesländer, die profitierten (auf Wien, Niederösterreich und das Burgenland entfielen bei 46 Prozent der Arbeitnehmern nur rund 17 Prozent der Marshallplan-Hilfe).
Zwar wurde unter dem European Recovery Programm (ERP, meist "Marshallplan" genannt) auch Lebensmittelhilfe gegeben, die eigentliche Zielrichtung war aber Hilfe zur Selbsthilfe und eine kräftige Ankurbelung der Produktion. Zahlreiche Großprojekte, die oft auf früheren Planungen und Anfängen nach 1938 beruhten – z. B. Kaprun – und insbesondere die Grundstoffindustrie wurden kräftig gefördert.
Die Abwicklung der Unterstützung erfolgte dabei so, dass die Hilfsgüter an Unternehmen verkauft und das dabei eingenommene Geld in einen Fonds eingezahlt wurde, der zu günstigen Konditionen Investitionen – vor allem in der Industrie – ermöglichte. Österreich gehörte dabei zu den Ländern, die besonders stark unterstützt wurden (keine Leihgaben, sondern eine Schenkung!): zehnmal mehr Unterstützung pro Kopf als etwa Westdeutschland und Italien, doppelt soviel wie Frankreich und England. Dementsprechend stark waren daher auch die Auswirkungen.
Die Marshallplan-Hilfe zwischen 1948 und 1953 betrug rund 1 Milliarde Dollar, von denen rund 90 Prozent aus den USA kamen. Insgesamt dürfte die Auslandshilfe in den zehn Jahren nach 1945 den Wert der Kriegsschäden überstiegen haben.
Umschalgplatz Triest
Kanada-Hilfe
CARE-Pakete