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Die Wiedererrichtung der im März 1945 durch Bomben zerstörten Wiener Staatsoper wurde als nationales Anliegen betrachtet. Schon im Mai 1945 stellte der damalige Staatssekretär für öffentliche Bauten, Julius Raab (ÖVP), hinsichtlich des Wiederaufbaus des Hauses fest: "... aus seinem Inneren werden wieder gottvolle Musik und bezaubernder Gesang ertönen. Die Wiederherstellung der Oper wird selbstverständlich große Summen Geldes kosten, aber in dieser Hinsicht bin ich Optimist. Ich bin überzeugt, dass der Staat nicht allein für diesen Bau wird aufkommen müssen ..."
In über zehnjähriger Bauzeit wurde die Staatsoper unter den Architekten Erich Boltenstern, Ceno Kosak, Otto Prossinger und Felix Cevela wieder aufgebaut und am 5. November 1955 mit Beethovens "Fidelio" unter ihrem Direktor Karl Böhm feierlich eröffnet. Das Programm wurde durchaus mit Bedacht gewählt, galt diese Oper, in der ein Mann durch seine liebende Ehefrau aus dem Kerker eines totalitären Regimes gerettet wird, als "Befreiungsoper", der 1955 eine gewisse Symbolkraft beigemessen wurde.
Wie problematisch die Verbindung zwischen Kultur und Politik bzw. die Vereinnahmung der Kultur durch die Politik sein kann, zeigen nicht nur die Biografien der Kulturschaffenden, sondern auch die Geschichte der Werke. So war es im März 1938 ebenfalls die Oper "Fidelio", die anlässlich der NS‑Machtübernahme für Propagandazwecke benutzt wurde.
Kommentar von Gerhard Jagschitz
Bei der Wiedereröffnung 1955 waren neben den Spitzen der Bundesregierung und Bundespräsident Körner zahlreiche Ehrengäste aus aller Welt anwesend, darunter der amerikanische Außenminister John Foster Dulles, aber auch viele Künstler/innen, die dem Haus in der Vergangenheit verbunden waren, wie Bruno Walter oder Lotte Lehmann. Nicht nur im Haus herrschte Feierstimmung, auch vor der Oper verfolgten tausende Menschen die Auffahrt der Festgäste und die Aufführung, die mittels Lautsprecher auf den Platz übertragen wurde. Auch für das noch junge Fernsehen in Österreich war "Fidelio" eine der ersten Produktionen.
Im Rahmen des Opernfestes zur Wiedereröffnung standen noch weitere fünf Werke am Spielplan: Mozarts "Don Giovanni", Strauss' "Frau ohne Schatten" und "Der Rosenkavalier", Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" und Bergs "Wozzek". Die Aufführungen sollten die Bandbreite eines der führenden Opernhäuser der Welt zeigen. Anders als heute üblich, wurden damals allerdings sämtliche Opern in deutscher Sprache aufgeführt.