Die Schallplatten, die Originalaufnahmen zum Wahlkampf der - nach zwei diktatorischen Systemen - ersten österreichischen demokratischen Wahlen am 25. November 1945 enthalten, sind tatsächlich eine äußerst ungewöhnliche Entdeckung. Wenn diese nicht zufällig den Weg über einen Flohmarkt ins Archiv der Mediathek gefunden hätten, wären die damals (vermutlich) für den Rundfunk aufgenommenen Reden und Apelle an die Wählerschaft, gar nicht mehr hörbar. Das oben angeführte Zitat stammt aus einer Rede des damaligen Staatssekretärs Leopold Figls, der darin die Opfer von “mehr als einem Jahrzehnt harten Kampfes um Österreichs Eigenständigkeit” anruft und auf den Versuch “utopische Totalitätsansprüche von marxistischer Seite mit den Mitteln der Gewalt durchzusetzen” und auf das “leider gelungene, nazistisch-faschistische Experiment brutalster Unterjochung der individuellen Freiheit” zurückführt.
Abgesehen von den erwartungsgemäß nicht immer ganz neutralen propagandistischen Inhalten der Wahlkampfreden ist es durchaus beeindruckend, wie diese Aufnahmen die mentale Spannung der Zeit sinnlich erfahrbar machen - mehr als gedruckte Reden dies könnten. Deshalb hat sich nun nach Robert Pfundner, der den Fund in seinem Beitrag zur Reihe Archivist's Choice beschrieben hat, auch Gabriele Fröschl in einem Blog-Beitrag für den Standard mit dem höchst interessanten Material beschäftigt.