Traditionelles Handwerk in der Türkei - Herstellung einer Gebetsschnur

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      Katalogzettel

      Titel Traditionelles Handwerk in der Türkei - Herstellung einer Gebetsschnur
      Spieldauer 00:19:23
      Mitwirkende Salat, Josef [Wiss. Verfasser/in]
      Tapan, Nazan [Wiss. Verfasser/in]
      BHWK [Produzent]
      Österreichisches Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film [Produzent]
      Datum 1978 [Produktionsdatum]
      1979 [Erscheinungsjahr]
      Ort Istanbul [Aufnahmeort]
      Schlagworte Gesellschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Ethnologie ; Handwerk und Gewerbe ; Religion ; Wissenschaftlicher Film ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
      Örtliche Einordnung Türkei
      20. Jahrhundert - 70er Jahre
      Typ video
      Format VKADB [Videokassette, DigiBeta]
      Sprache Deutsch
      Signatur Österreichische Mediathek, vx-02818_01_k02, vx-02818_01_k01 C 1675
      Medienart MPG-Videodatei

      Information

      Inhalt

      „Es gibt in der Türkei nur noch wenige Handwerker, die auf Grund erlernter Fähigkeiten in der Lage sind, Gebetsschnüre manuell aus den unterschiedlichsten Materialien herzustellen. In Istanbul konnte lediglich ein einziger Spezialist ermittelt werden, der auf traditionelle Weise mit Hilfe eines Drehstuhls Gebetsketten von hoher Qualität zu drechseln vermochte. Beginnend mit der ersten groben Formung des Rohstoffes (Palisanderholz) zeigt der Film die einzelnen Arbeitsphasen der Gestaltung einer 99teiligen Gebetsschnur.“ (Zeitschrift Wissenschaftlicher Film Nr.27; Jahr Okt. 1981; Seiten 18)
      Der Film zeigt die einzelnen Arbeitsphasen der Gestaltung einer 99teiligen Gebetsschnur. Die muslimische Gebetskette, die in der Türkei und Persien als „tespih“ oder „tasbih“ und im arabischen Sprachgebiet auch mit Termini, wie „subha“, ferner „misbaha“, bezeichnet wird, besteht in der Regel aus drei Gruppen von 33 Perlen, die durch jeweils eine besonders geformte Perle getrennt sind. Das Rosenkranzgebet ist zwar im Islam nicht obligatorisch vorgesehen, doch wird es häufig der fünfmal täglich geforderten rituellen Anbetung („salat“) angeschlossen. Als Zählhilfe das die Gebetsschnur dabei zwei Funktionen: einmal dient sie zunächst der 33maligen Wiederholung der Worte „subhanallah“ ("Preis sei Gott"), „al-hamdulillah“ ("Lob sei Gott") „soei allahu akbar“ ("Gott ist groß"). Eine zweite Möglichkeit bietet die Rezitation der 99 Beinamen Allahs. Neben dem sakralen Zweck, der bei oftmaligem Gebrauch der Gebetskette eine Belohnung im Jenseits in Aussicht stellt, soll die Handhabung von Schnüren, deren Perlen aus bestimmten Materialien bestehen müssen. auch vor gewissen Krankheiten schützen. Die für die Perlen verwendeten Rohstoffe sind sehr vielfältig und variieren zum Teil je nach Region. So finden sich neben billigeren Materialen (Wolle, Kunstharz, Obstkerne, etc.), kostbare Materialen wie Silber, Koralle oder sehr wertvolle Holzgattungen (Ambra). Die kulturgeschichtliche Wurzel der muslimischen Gebetsschnur ist nicht ganz eindeutig geklärt. Bei der Beurteilung der Herkunftsfrage muss entschieden werden zwischen historisch späteren Übernahmen spezifischer Handwerkstechniken und dem eigentlichen Ursprung der Gebetsschnur selbst. Türkische Kettenhersteller stimmen häufig in ihren Aussagen überein, dass ihre Vorfahren dieses Handwerk von den Armeniern übernommen hätten. Zweifellos haben etliche technisch-manuelle Fähigkeiten armenischer Provenienz in das osmanisch-türkische Kunstgewerbe Eingang gefunden, doch ist die Idee des Rosenkranzes der armenischen Kirche fremd. Die von dem 67 jährigen G. Bassaka gefertigten 99teiligen Gebetsketten weisen nach den ersten sieben Perlen (gezählt ab dem Griffstück) eine flache Scheibe („pul“) auf, deren genauer Bedeutung der Hersteller nicht angeben konnte. Bei den aus 33 Perlen bestehenden Gebetsschnüren werden diese Plättchen nach den ersten fünf Perlen eingeschoben. Den aus 99 Gliedern bestehenden Ketten wird meist nach der 33. und 66. Perle eine besonders geformte Trennperle beigefügt, die jedoch im Gebet nicht berücksichtigt wird. Diese im Türkischen "nisane" und im arabischen Sprachraum auch als imam- Perlen bezeichneten Kettenstücke müssen keineswegs aus dem gleichen Material wir die anderen Perlen bestehen. Aus demselben Material wie die übrigen Perlen wird gewöhnlich der fast allen Schnüren gemeinsame flaschenhalsförmige Griffteil gefertigt. Dieser wird üblicherweise "yad" (arab.- Hand) oder Minarettperle genannt. In der Türkei wird dieses Kettenelement mit "imame" bezeichnet. Beim Aufsagen der 99 Gottesnamen wird die yad-Perle als hundertste mitgezählt und zu ihr das Wort „Allah“ gesprochen. (vgl. Zeitschrift Wissenschaftlicher Film Nr.27; Jahr Okt. 1981; Seiten 18-25)
      Technische Angaben: Der Hersteller, Bassaka verwendete als Rohstoffe fast ausschließlich verschiedene Holzarten (Ebenholz, Rosenholz, Sandelholz), die er gemäß eigener Angaben im „Pazar“ (Markt) oder im Hafen von Istanbul besorgte. Es handelt sich bei dem im Film behandelten Material um Palisander, welches er bereits zu einem Bündel von 20-30 cm langen Stäben zugeschnitten hatte. Mit Hilfe eines Gabelholzes, das an den Drehstuhl gelehnt wird, erfolgt mittels einer Säge die Zerkleinerung der Stäbe in würfelige Stücke. Die erste grobe Formgebung erfolgt auf einem als Hackblock dienenden Baumstumpf. Für die Durchbohrung der Rohlinge wird eine Auflageleiste am Drehstuhl angebracht, in die ein Metallring eingelassen ist, welcher als Halterung für den Bohrer fungiert. Eine Schafdarmsehne, welche um die Bohrspindel gewickelt ist, versetzt den Bohrer in die gewünschte Drehung. Die Bohrspindel wird dann zwischen den Metallring und einem am verschiebbaren Seitenarm des Drehstuhls befestigten Zapfen (Reiteisen) eingespannt. Die beiden Seitenarme der Drehbank wehren auch als Docken bezeichnet, wobei der bewegliche Teil vom Fuß des Handwerkers entlang einem Querbalken geführt werden kann. Je nach Arbeitsprozess wurden abgeflachte oder runde Bohrspitzen verwendet. Nach dem Durchbohren der Holzstücke, erfolgt das Zuschleifen. Zunächst passiert eine Grobschärfung auf einem kleinen Ziehstein. Der Feinschliff erfolgt auf einem größeren Schleifstein.

      Sammlungsgeschichte

      Sammlung ÖWF

      Art der Aufnahme

      Wissenschaftlicher Film

      Anmerkungen zur Geschichte des ethnographischen bzw. ethnologischen Films

      Technische Anmerkungen

      Videodigitalisierung an der Österreichischen Mediathek