Technik des Tätowierens : Gewerbliches Tätowieren ostasiatischer Art

Rechtliches

Zitieren

Katalogzettel

Titel Technik des Tätowierens : Gewerbliches Tätowieren ostasiatischer Art
Spieldauer 00:25:50
Mitwirkende Martischnig, Michael [Wiss. Verfasser/in]
Waltner, Lisl [Wiss. Verfasser/in]
Österreichisches Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film [Produzent]
Datum 1979 [Produktionsdatum]
1984 [Erscheinungsjahr]
Ort Wien
Schlagworte Gesellschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Ethnologie ; Bekleidung und Mode ; Handwerk und Gewerbe ; Technik ; Wissenschaftlicher Film ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
Örtliche Einordnung Japan
Zeitliche Einordnung 20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ video
Format VKADB [Videokassette, DigiBeta]
Sprache Deutsch
Signatur Österreichische Mediathek, vx-02824_01_k01
Medienart MPG-Videodatei

Information

Inhalt

Ein berufsmäßig die Haut von Menschen mit Nadelstich-Technik verzierender Japaner, der selbst eine Ganzkörpertätowierung traditioneller Art hat, bringt im Rahmen einer Kunstausstellung in der Wiener Secession auf der Gesäßbacke eines jungen Wieners das Motiv einer Rosenblüte an. Er fertigt sich dazu den künstlerischen Entwurf an, baut sich sein Werkzeug zusammen und bereitet die Hilfsmittel zu. Beim Tätowiervorgang benützt er für die Umrißzeichnung eine mechanische Apparatur, die Innenflächen tätowiert er traditionell-händisch mit mehrreihigen Nadelbündeln, wobei er für Farbintensität und Abschattierung die Methoden des Stechens oder Reißens anwendet. (Zeitschrift Wissenschaftlicher Film Nr. 36/37; Jahr 1987; Seite 124)
Allgemeine Vorbemerkungen: Unter Tätowieren versteht man den Vorgang, verschiedene Stoffe auf mechanische Weise in die Haut zu applizieren. Besonders im städtischen Bereich Japans erreichte die Tätowierkunst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Funktional lassen sich dort zwei Arten von Tätowierungen (Horimono, Shisei, Irezumi) unterscheiden: Bunshin als Schmuck und Geishin als Strafe. In der Ära von Bunka Bunsei (ab1804) kam es zum plötzlichen Auftreten von Ganzkörpertätowierungen. Grund dafür war der erlangte Reichtum der Kaufmannsklasse (anstelle verbotener Luxuskleidung trug man im Geheimen teure Tätowierungen). Die Kunst des Farbholzschnittes ergab beste Vorlagen für figürliche Tätowierungsmotive. Es entwickelte sich ein Gewerbe, dessen Mitglieder als Horishi bezeichnet wurden. Bei den "Nacktberufen" (Lastentransportern, Gerüstern, Zimmerleute, etc.) scheint die Tätowierung regelrecht eine Art zünftisches Berufsmerkmal geworden zu sein. Anfang der Meiji-Ära "suchten die japanischen Behörden die ihrer Ansicht nach bestehende Rückständigkeit ihres Landes gegenüber dem Weste aufzuholen. Irezumi wurde als "barbarische Sitte" abgetan und 1872 verboten. Das Verbot hielt sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Hautstich erlebt seit dem Beginn der 60er Jahre eine Wiederbelebung. Zur Entstehung des Films: Der Film entstand im Rahmen der "Internationalen Biennale für Graphik und Visuelle Kunst", die unter dem Titel "Expansion" lief. Auch die Kunst des Tätowierens fand in dieser Ausstellung Berücksichtigung. Ein eigens angereister japanischer "Meister" stellte sich bereit, für eine Tätowierung vor der Kamera. Filmbeschreibung und Erläuterung zum Film- 1. Vorbereitungsarbeiten: Das Anreiben der getrockneten japanischen Tusche (aus Lampenruß, Konservierungsmittel, Leim gewonnen) erfolgt mit Wasser. Bei dem gewünschten Motiv handelt es sich um ein für japanische Tätowierungen untypisches Motiv. Zwar existieren Blumenmmotive- Sakura, welche jedoch nur beim Kesho-Bori als Verzierende Elemente eingesetzt werden. Für das Motiv der Rose zeichnet der Künstler anhand eines realen Objekts einen Entwurf. Für die Anfertigung der Nadel wird ein Stichel benötigt. Diesen fertigt der Horijin aus übereinandergelegten Stahlnadeln, die beim Tätowieren tief in die Haut eindringen. Die Stahlnadeln werden mit einem geschmolzenen Lötzinns miteinander verbunden und an einen langen Dorn gelötet, der seinerseits die Verbindung zur elektrischen Tätowiermachine herstellt und in einem mit gerillten Gummi umkleideten Rohr mit zylindrischer Hülle steckt. Die Länge des Dorns lässt sich verändern, damit die Eindringstiefe der Spitze in die Haut zwischen 0,1 und 0,6 cm variiert. Bei der elektronischen Tätowiermaschine wird ein Magnetfeld aufgebaut, dass ein bewegbar eingespanntes Federblech anzieht. Durch Änderung der Richtung des Wechselstroms ist die Spule kurze Zeit ohne Strom. Die Feder schnellt durch die Eigenelastizität in die Ruhelage zurück und führt eine Gegenbewegung aus (entspricht einer Frequenz von 50 Hz/s). Ein Modelleisenbahntransformator reguliert die Geschwindigkeit. Die Übertragung des Motivs erfolgt auf eine rasierte und mit Alkohol entfettete Stelle am Körper. Das Motiv wird im Stehen aufgetragen. um so die Optimale Hautspannung zu erhalten und ein Verzerren zu vermeiden. Für gewöhnlich erfolgt die Übertragung des Motives im Umdruckverfahren mit roter Stempelfarbe auf Japanpapier. Diese wird angefeuchtet und auf die gewünschte Stelle gedrückt. 2. Mechanische Tätowierung der Umrisszeichnung: Bei der Tätowierung mittels Tätowierapparat beginnt mal mit den Umrisslinien des Motivs (Suji). Der Horishi spannt dabei mit seiner linken Hand die zu bearbeitende Hautstelle und schiebt mit seine rechten die Tätowiermaschine voran. Da die Tätowiermaschine nur gleichmäßige Stiche produziert, müssen feine Haarlinien (Kebori) mit der Hand gestochen wurden. (Die Tätowiermaschine ist bei Meistern der alten Tradition verpönt.) (vgl. Zeitschrift Wissenschaftlicher Film Nr.36/37; Jahr 1987; Seiten 124-132)

Sammlungsgeschichte

Sammlung ÖWF

Art der Aufnahme

Wissenschaftlicher Film

Anmerkungen zur Geschichte des ethnographischen bzw. ethnologischen Films

Technische Anmerkungen

Videodigitalisierung an der Österreichischen Mediathek