Beispiele zur Kostümkunde: Die Juppe – Das Oberkleid der Bregenzerwälder Frauentracht

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Titel Beispiele zur Kostümkunde: Die Juppe – Das Oberkleid der Bregenzerwälder Frauentracht
Spieldauer 00:27:13
Mitwirkende Bönsch, Annemarie [Wiss. Verfasser/in]
Österreichisches Bundesinstitut für den Wissenschaftlichen Film [Produzent]
Datum 1984 [Produktionsdatum]
Ort Bregenzerwald [Aufnahmeort]
Schlagworte Wissenschaft und Forschung ; Gesellschaft ; Ethnologie ; Bekleidung und Mode ; Frauen ; Handwerk und Gewerbe ; Dokumentation ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
Örtliche Einordnung Bundesland / Vorarlberg
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ video
Format VKADB [Videokassette, DigiBeta]
Nummern C 1815
Sprache Deutsch
Signatur Österreichische Mediathek, vx-02915_01_k02, vx-02915_01_k01
Medienart MPG-Videodatei

Information

Inhalt

"Der Film dokumentiert den Herstellungsvorgang einer Juppe, des Oberkleides der Bregenzerwälder Frauentracht. Es handelt sich dabei um die heute übliche formelle Juppe, die in dieser fast unveränderten Gestalt seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts als lebende Tracht getragen wird. Neben dem Herstellungsvorgang zeigt der Film auch die angezogene Juppe. Einige Bregenzerwälderinnen sind in ihren offizielle Juppen zu sehen. Daneben werden auch einige Juppenvarianten vorgestellt, wie z.B. die beliebte weiße Juppe." (Zeitschrift Wissenschaftlicher Film Nr. 33; Jahr 1985; Seite 58)
Zur Entstehung des Films: Die Notwendigkeit der Dokumentation über die Herstellung der Juppe, machte sich bei den Arbeiten zu dem ÖWF Film „Die Trauertracht der Bregenzerwälderin“ 1980 bemerkbar, als sich herausstellte, dass sich nur mehr ein einziger Familienbetrieb mit der Herstellung des Juppenstoffes beschäftigte. Etymologische Einordnung der Juppe: Es existiert eine Vielzahl von Bedeutungen und abgewandelten Formen des Wortes in div. Sprachen. Fakt ist, dass wenn es sich um Bekleidung handelt, immer ein äußeres Oberkleid oder sogar ein Überkleid gemeint ist. Aktuelle Trageweise der Juppe: Die heutige Trageweise der Juppe muss allen anderen Erörterungen vorangestellt werden, um ein besseres Verständnis für die anderen kostümkundlichen Beziehungen zu schaffen. Es handelt sich bei der schwarzen Glanzleinwandjuppe um die offiziell, formell einzig richtige Juppe. Während die Juppe früher in eine Feiertagstracht, eine Sonntagstracht und Werktagstracht unterschieden wurde ist wird sie heute nur mehr als Festtagstracht getragen. Die Trageweise der Juppe ergibt sich aus der Definition als Oberkleid. Der traditionelle Wälder Unterrock wird heute nur mehr selten getragen, stattdessen wird die Juppe meist über moderner Wäsche getragen, über welche man in weiterer Folge die Ärmel gezogen werden. Die Ärmel werden heute nicht aus Wäschestoff hergestellt, sondern aus Oberkleidstoffen. Dabei werden die oft sehr kostbaren Ärmel an ein einfaches baumwollenes „Gestältli“ angenäht. In der Wahl des Stoffes der Ärmel findet der Geschmack der Trägerin seinen spezifischen Ausdruck. Über die Ärmel zieht man, wie eine ärmellose Langweste, die Juppe. Man verschließt die Haken und Druckknöpfe, die vom Halsausschnitt bist zum Rocksaum angebracht sind und steckt schließlich das „Fürtuch“ in den Ausschnitt. Am Schluss wird der Lackledergürtel angelegt. Die formell richtige Kopfbedeckung ist die Spitzkappe. Sie wird bei offiziellen Anlässen von verheirateten Frauen getragen. Die richtige Frisur der Bregenzerwälderinnen besteht aus zwei langen Zöpfen, die im Nacken dicht nebeneinander gezopft werden. Ein schwarzes Samtband wird vor dem Zopfkranz, parallel zum Zopf um den Kopf gelegt. Beschreibung der heute üblichen Juppenvarianten: Die Trauerjuppe verliert immer mehr an Bedeutung, da die Trauerkleidung oft nur mehr zum Begräbnis oder in einer sehr reduzierten Trauerzeit getragen wird. Während es früher unerlässlich war für jede Frau eine Trauerjuppe zu besitzen, werden heute nur mehr wenige Trauerjuppen angeschafft. Die Trauerjuppe besitzt keinerlei Bändelstickereien oder Farbe am Fürtuch. Bei der Herstellung einer neuen Trauerjuppe wird der Stoff nur dreimal geleimt und einmal geglästet, sodass der Stoff nur wenig Glanz aufweist (vgl. Zur Herstellung der Juppe). Neben der Trauerjuppe existieren noch die Trevitajuppe bzw. die Reformjuppe, die Bankjuppe, die schwarze Juppe, die weiße Juppe bzw. Schwedenjuppe und die braune Juppe. Das Wälder Dirndl wird ebenfalls als Juppenvariante betrachtet. Zur Herstellung der Juppe: Es sind viele unterschiedliche Arbeitsschritte notwendig, um die Juppe herzustellen. Als Ausgangmaterial für die Trachtenfärberei wird ein feines Rohleinen verwendet. Gefärbt und Geleimt wird nur im Sommerhalbjahr. Neue Juppen bleiben etwa eine Stunde in der Anilinfarbe, während alte Juppen nur durchgezogen werden. Zuvor muss jedoch bei den alten Juppen der Leim herausgewaschen werden. Das Trocknen der Juppen geschieht im Freien. Das Leimen der Juppe kann man als Appretierungsvorgang bezeichnen und ist aufwendig. Im Anschluss wird der Stoff geglästet d.b. er wird glatt und glänzend gemacht. Das Maschinfälteln erfolgt mit einer Plissiermaschine. Dabei wird der Stoff mit der Glanzsseite nach unten durch die Maschine geführt. Zuvor wurde der Stoff einfach zusammengefaltet und in den kühlen Keller gelegt. Die Falten entstehen durch einfache anheben und weiterschieben des Stoffes. Das blaue Saumband wurde bereits nach dem Glästen aufgenäht und wird mitgefältelt. Das Sticken von Bändel und Fürtuch wird in Heimarbeit erledigt. Die meisten Stickerinnen lassen sich dabei die Motive vorzeichnen. Das Knüpfen der Keder geschieht heute in feinster Makrameetechnik mit einem goldumsponnenen Seidenfaden. Bei den Kedern handelt es sich um Nahtzierden, die jedoch niemals Nahtfunktion besessen haben, weil an durch die Trägerfunktion des Juppenmieders bedingt auf eine derartige Naht verzichten konnte. (vgl. Zeitschrift Wissenschaftlicher Film Nr. 33; Jahr 1985; Seiten 58-77)

Sammlungsgeschichte

Sammlung ÖWF

Art der Aufnahme

Wissenschaftlicher Film

Anmerkungen zur Geschichte des ethnographischen bzw. ethnologischen Films

Technische Anmerkungen

Videodigitalisierung an der Österreichischen Mediathek

Das Medium in Onlineausstellungen

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Ethnologie/Volkskunde