Mittagsjournal 1976.10.01

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    Rechtliches

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    MITTAGSJONAL
    Zwölf Uhr war es soeben.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Redakteur, Mikrofon der einstündigen Mittagsinformation des aktuellen Dienstes in den Programmen Österreich 1 und Ö3 ist Karl Jarkowski.
    Im Mittelpunkt unserer innenpolitischen Berichterstattung steht die Umbildung der Regierung.
    Heute Vormittag wurden drei neue Minister und ein neuer Staatssekretär von Bundespräsident Kirchschläger angelobt.
    Zur Stunde geben der Bundeskanzler und die neuen Regierungsmitglieder eine Pressekonferenz.
    Weiters hören Sie ein Interview mit dem scheidenden Sozialminister Häuser.
    Ergänzt wird die innenpolitische Berichterstattung durch die Presseschau.
    Ein Beitrag der Wirtschaftsredaktion befasst sich mit dem Weltspartagsrummel der Banken, der heuer schon einen Monat vor dem Weltspartag begonnen hat.
    Nun die Schlagzeilen der Auslandsberichte.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Zwei Tage vor den Bundestagswahlen.
    Wahlkampf wird in der Endphase immer härter.
    Großbritannien.
    Jahreskongress der regierenden Labour-Party geht heute zu Ende.
    Wir bringen einen Abschlussbericht.
    Und Israel.
    Einsatz von Lügendetektoren gegen hohe Beamte.
    Indiskretionen sollen aufgeklärt werden.
    Von der Kulturredaktion erwarten wir gegen Ende des Mittagsjournals einen Beitrag zur Uraufführung von Der Aufstand im Linzer Landestheater und eine Vorschau auf das Oktoberprogramm des Österreichischen Filmmuseums.
    Soviel also zu unserem geplanten Programm bis 13 Uhr.
    Wir beginnen jetzt mit den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist heute Mittag Raimund Heller und Sprecher Peter Fichner.
    Österreich.
    Bundespräsident Kirchschläger hat am Vormittag die neun Mitglieder der Bundesregierung, Weißenberg, Paar, Heiden und Schober, angelobt.
    Der Bundespräsident wies in einer kurzen Ansprache in Anwesenheit von Bundeskanzler Kreisky darauf hin, dass den vier neuen Männern ein großes und schweres Amt übertragen worden sei, das den ganzen Menschen verlange.
    Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch Kabinettsdirektor Weiß leisteten die vier neuen Kabinettsmitglieder ihr Gelöbnis durch Handschlag.
    Griechenland.
    Der oberste Gerichtshof in Athen hat heute entschieden, dass der westdeutsche Terrorist Rolf Pohle an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert wird.
    Ein Gericht erster Instanz hatte am 20.
    August den Auslieferungsantrag der deutschen Justizbehörde abgelehnt.
    Pole war im März 1974 wegen vom Landgericht München zu sechs Jahren und fünf Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und ein Jahr später im Austausch gegen den entführten Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz unter dem Druck der Terroristen freigelassen worden und in den Jemen geflüchtet.
    Ende Juli dieses Jahres wurde Pole aufgrund einer Interpol-Fahndung in Athen festgenommen.
    Dem Auslieferungsbeschluss des obersten Gerichtes muss noch der griechische Justizminister zustimmen, bevor Pole abgeschoben werden kann.
    Das Gebäude des Gerichtshofes stand während der Verhandlung unter scharfer Bewachung der Polizei.
    Einige Sympathisanten Poles wurden festgenommen.
    Italien.
    Die Sozialdemokraten, die bei den letzten Parlamentswahlen die Hälfte ihrer Mandate verloren und nur 3,4 Prozent der Stimmen erhalten hatten, haben in der vergangenen Nacht einen neuen Vorsitzenden gewählt.
    Anstelle des 79-jährigen früheren Staatspräsidenten Saragat wird der 52-jährige Luigi Romita neuer Parteichef.
    Romita gehört einem der drei linken Flügel der Sozialdemokratischen Partei an.
    Portugal.
    Mit scharfen, disziplinären Maßnahmen will die Regierung unter Ministerpräsident Suarisch die Ordnung in den Betrieben des Landes wiederherstellen.
    Nach den Beschlüssen des Ministerrates können in Zukunft Personen, die am Arbeitsplatz Anweisungen unberechtigt ablehnen, wiederholt fehlen oder bei betrieblichen Auseinandersetzungen Menschen behindern oder Waren festhalten, fristlos entlassen werden.
    Über das Gesetzesprojekt wird das Parlament noch im Oktober entscheiden.
    Spanien.
    Die rechtsextremistische Wochenzeitung Fuerza Nueva hat in ihrer jüngsten Ausgabe die Armee indirekt aufgefordert, die Liberalisierungspolitik der Regierung in Madrid nicht mehr länger hinzunehmen.
    Das Blatt schrieb in diesem Zusammenhang wörtlich von der inneren Auflösung Spaniens.
    Als Symptom dafür nannte es unter anderem die Regierungsanweisung, dass sich das Militär aus der Politik heraushalten müsse.
    Erst vor kurzem hatte die Abendzeitung El Alcazar, das Organ der Bürgerkriegsveteranen, den Rücktritt des Kabinetts gefordert.
    Großbritannien.
    Ein Sprecher der britischen Mineralölindustrie hat in London vor Journalisten die Ansicht geäußert, dass der reale Ölpreis in den kommenden zehn Jahren weitgehend stabil bleiben wird.
    Der Sprecher sagte, es sei zu erwarten, dass die in der OPEC zusammengeschlossenen Ölexportstaaten den Rohölpreis in den nächsten zehn Jahren lediglich um die jährliche Inflationsrate erhöhen würden.
    Auch die OPEC wisse, so betonte der Sprecher, dass jeder Versuch einer Ölpreiserhöhung über das derzeitige Niveau hinaus negative Folgen für die Ölexportstaaten selbst haben würde.
    Dadurch würde die Konjunktur gedrosselt und die Ölnachfrage zurückgehen.
    Die OPEC-Einnahmen würden sich dann verringern.
    Vereinte Nationen
    Der amerikanische Außenminister Kissinger hat gestern Abend vor einem Zerfall der Weltorganisation gewarnt.
    Kissinger erklärte, die einzelnen Staaten treffen ihre Beschlüsse in Blockbildungen und auf der Grundlage starrer Ideologie, ohne den Debatten überhaupt zuzuhören.
    Vorherrschende Tendenz bei den UNO-Delegierten sei es, nach New York zu kommen, um sich zu bekämpfen, nicht aber um zu verhandeln.
    Werde diese Tendenz anhalten, betonte der amerikanische Außenminister, müsse die Hoffnung, in der Zukunft eine Weltgemeinschaft bilden zu können, schwinden und der moralische Einfluss der Vereinten Nationen schrittweise abnehmen.
    Rhodesian Ministerpräsident Smith hat sich bereit erklärt, an der von Großbritannien einberufenen Konferenz über die Bildung einer rhodesischen Übergangsregierung teilzunehmen.
    Smith betonte allerdings, er betrachte das Treffen nicht als Verfassungskonferenz.
    Es sei vielmehr notwendig, das vom amerikanischen Außenminister Kissinger vorgeschlagene Projekt eines provisorischen Kabinetts zu diskutieren.
    Die Gesprächspartner des weißen Regierungschefs werden die Führer der schwarzafrikanischen Nationalistenbewegungen sein.
    Als Konferenzort stehen die sambischen Städte Livingston und Lusaka sowie die Hauptstadt von Mauritius, Port Louis, zur Debatte.
    Ägypten Wirtschaftsminister Shafaei und der amerikanische Botschafter Ailes haben gestern in Cairo vier Kreditabkommen mit einem Volumen von insgesamt 118 Millionen Dollar unterzeichnet.
    Die amerikanischen Kredite sind für wirtschaftliche und technische Entwicklungsprojekte in Ägypten bestimmt.
    China, Sowjetunion
    Die Volksrepublik China begeht heute den 27.
    Jahrestag ihrer Gründung.
    Aus diesem Anlass fand gestern Abend auf dem Tian'anmen-Platz in Peking eine Kundgebung statt.
    Ministerpräsident Hua Kuo-Feng forderte die Nation auf, Trauer in Stärke zu verwandeln und weiterhin den vom verstorbenen Parteivorsitzenden Mao Zedong festgelegten Grundsätzen zu folgen.
    In einer Grußbotschaft an die Regierung in Peking betont die sowjetische Führung ihren Wunsch nach einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten.
    Auch die Moskauer Parteizeitung Pravda weist in einem Kommentar darauf hin, dass die Interessen der Sowjetunion und Chinas einander nicht entgegengesetzt seien, sondern sogar weitgehend übereinstimmten.
    Italien
    Die Weltgetreideernte wird nach Schätzungen der FAO, der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, in diesem Jahr um 6% höher sein als im vergangenen Jahr.
    Wie aus einem in Rom veröffentlichten Bericht hervorgeht, rechnet die FAO mit einer Weizenernte von 401 Millionen Tonnen, das sind 13% mehr als 1975.
    Mit 210 Millionen Tonnen wird die Sowjetunion heuer vermutlich der größte Getreideerzeuger sein.
    USA.
    Nach den jüngsten Beobachtungen der amerikanischen Mars-Sonde Viking 2 dürfte es auf dem roten Planeten entgegen ersten Berichten keine Anzeichen für die Existenz organischen Lebens geben.
    Die Ergebnisse basieren auf einer Analyse von Bodenproben, die die Landefähre der Raumsonde entnommen hat.
    Der Landeapparat wird jedoch weiterhin nach Anzeichen von organischen Stoffen suchen.
    Portugal, Angola.
    Die Außenminister der beiden Länder haben in Praia ein Abkommen über die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen beschlossen.
    Seit der Unabhängigkeit Angolas von Portugal im November vergangenen Jahres waren die Beziehungen zum ehemaligen Mutterland gespannt.
    Nordirland Die 400 Feuerwehrleute der Hauptstadt Belfast sind heute in einen wilden Streik getreten, um eine Gefahrenzulage von täglich 5 Pfund, umgerechnet etwa 140 Schilling, durchzusetzen.
    Die Zulage ist nach ihrer Ansicht wegen der seit sieben Jahren andauernden Bürgerkriegssituation gerechtfertigt.
    Der Streik könnte in Belfast, wo durch Anschläge ausgelöste Brände zum täglichen Leben gehören, eine kritische Lage heraufbeschwören.
    Schweiz.
    Mit Beginn der nächsten Woche werden neue Banknoten in Umlauf gesetzt, die durch Punkte und Striche im Reliefdruck auch Blinden die Möglichkeit geben, den Wert der Scheine zu ertasten.
    Die neuen schweizerischen Banknoten erscheinen viersprachig.
    Zum ersten Mal wird die Nationalbank nicht nur in Deutsch, Französisch und Italienisch, sondern auch in der vierten Landessprache in Retoromanisch genannt,
    das nur noch von etwa 50.000 Personen gesprochen wird.
    Griechenland Mit den Restaurationsarbeiten auf der Akropolis in Athen soll noch heuer begonnen werden.
    Zunächst wird das Dach des Parthenon-Tempels renoviert.
    Ein Teil seiner Skulpturen wird Anfang November in das Akropolis-Museum gebracht.
    Die Originale auf der Außenseite des Tempels werden durch Kopien ersetzt.
    Italien
    Der italienische Filmregisseur Roberto Rossellini will nach einem gerade fertiggestellten Film über das Leben Christi jetzt einen Film über Karl Marx drehen.
    Der Neustreifen wird die Studentenjahre des jungen Marx bis zur Zeit der Veröffentlichung des Kommunistischen Manifests behandeln.
    Der heute 70-jährige Rossellini, der vor allem durch seine neorealistischen Filme aus den 40er und 50er Jahren bekannt ist, dreht seit langer Zeit nur noch Dokumentarwerke.
    Das waren die Meldungen.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Das Wetter.
    Ausgehend von einem Tief mit Kern über dem Kanal hat eine Störungsfront Frankreich erreicht.
    Vor ihrem Übergreifen auf den Alpenraum überwiegt allgemein ruhiges Wetter.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    In Ostösterreich hochnebelartige geschlossene Bewölkung.
    Im übrigen Bundesgebiet unterschiedlich, im Nordalpenbereich gelegentlich auch föhnisch aufgelockert bewölkt.
    Schwache oder mäßige Winde aus Ost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen im Osten kaum über 15 Grad, sonst 17 bis 21.
    Frühtemperaturen morgen 7 bis 14 Grad.
    Und die Aussichten für morgen Samstag.
    Im Nordalpenbereich mitunter noch föhnige Auflockerungen, im Durchschnitt jedoch meist starke, im Osten Österreichs auch hochnebelartige geschlossene Bewölkung.
    Im weiteren Tagesverlauf strichweise Aufkommen von Niederschlägen.
    Südliche Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 15 bis 21 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 11 Grad, Südostwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 12, Südostwind 10.
    Linz bedeckt 11 Grad, Südostwind 20.
    Salzburg stark bewölkt 15 Grad, Nordwestwind 15.
    Innsbruck stark bewölkt, 16 Grad, Nordwestwind 15.
    Bregenz stark bewölkt, 17 Grad, Westwind 3 km in der Stunde.
    Graz bedeckt 13 Windstill, Klagenfurt wolkig, 18 Grad Windstill.
    Und nun gleich eine Zeitansage, es wird in einer Minute Viertel Eins.
    Ab heute hat die österreichische Bundesregierung offiziell eine andere Zusammensetzung.
    Der ehemalige Sektionschef Willibald Pahr löst Außenminister Karl Bielkab.
    Staatssekretär Heiden folgt seinem ehemaligen Chef, Landwirtschaftsminister Weiß.
    Sozialminister Häuser wird in dieser Funktion von Gerhard Weißenberg, ehemals Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, abgelöst und in seiner Funktion als Vizekanzler von Finanzminister Androsch.
    Neuer Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium wird schließlich der Bauer Albin Schober.
    Die neuen Regierungsmitglieder wurden um 10 Uhr in der Präsidentschaftskanzlei angelobt.
    Um 11 Uhr stellten sie sich zusammen mit Bundeskanzler Kreisky den Fragen der Journalisten im Bundeskanzleramt.
    Es berichten nun direkt Johannes Fischer und Erich Aichinger.
    Nur ganz wenige Neugierige hatten sich heute Vormittag auf dem Wiener Ballhausplatz eingefunden, um die neuen Männer Pahr, Weißenberg, Heiden und Schober im Kabinett Kreisky 3a aus nächster Nähe zu sehen.
    Punkt 10 Uhr verließen Kanzler Kreisky und die Neuen das Kanzleramt und gingen über den Ballhausplatz in die Präsidentschaftskanzlei, wo Bundespräsident Kirchschläger zu Beginn der Angelobung eine ganz kurze Rede an die neuen Kabinettsmitglieder hielt.
    Ein hohes und ein schweres Amt ist Ihnen, meine Herren, mit dieser Ernennung übertragen.
    Ein Amt, das den ganzen Menschen verlangt.
    Ich bitte Sie, so wie das österreichische Volk dies erwartet,
    alle Ihre Kräfte für eine getreue Erfüllung der Ihnen übertragenen verantwortungsvollen Aufgabe einzusetzen.
    Ich beglückwünsche Sie gleichzeitig zu Ihrer Ernennung, denn Ihre Ernennung spiegelt das Vertrauen wider, das in Sie gesetzt ist.
    Meine Glückwünsche bedeuten auch, dass ich Ihnen echt etwas Glück auch zur Verantwortung, zur Erfüllung Ihrer Verantwortung wünsche.
    Denn auch beim Einsatz aller Kräfte braucht man dieses Quäntchen von Glück, um jenen Erfolg zu haben, den Sie sich und den wir uns alle wünschen.
    Es folgte die traditionelle Verlesung der Gelöbnisformel durch den Kabinettsdirektor, dass die neuen Regierungsmitglieder die Verfassung, die Gesetze und Einrichtungen der Republik getreulich beobachten und ihre Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen.
    Mit dem Gelöbnis haben sie ihr Amt angetreten.
    Abschluss, ein Gläschen Sekt, ein kurzes Gespräch zwischen den Neuen und dem Bundespräsidenten.
    Der Wechsel im Kabinett war technisch nicht ganz unkompliziert.
    Um jeweils ein Monatsministergehalt zu sparen, sind die scheidenden Minister mit 30.
    September zurückgetreten und die Neuen mit 1.
    Oktober gekommen, sodass sich für einen halben Tag ein nur elf Personen starkes Kabinett präsentierte, in dem beispielsweise Bundeskanzler Kreisky
    mit der Vertretung des Außenministers betramt war.
    Ersparnis rund 200.000 Schilling.
    Bemerkung der heutigen sozialistischen Grazer Neuen Zeit dazu wörtlich, da soll noch jemand sagen, dass ein barocker Vorgang nicht auch ein sparsamer sein könnte.
    Neuer Vizekanzler ist im Übrigen bereits seit Mittwoch Finanzminister Andros.
    Er ist heute bei der Weltwährungskonferenz in Manila.
    Für ihn findet das Organ der Regierungspartei Arbeiterzeitung heute im Übrigen Worte wie politischer Rekordhalter.
    Er war mit 32 Jahren jüngster Finanzminister den Österreich je hatte und ist nun mit 38 Jahren jüngster Vizekanzler und weiter in der AZ Zitats
    Die Ernennung von Androsch zum Vizekanzler wird allgemein als Anerkennung seiner Leistungen in einem schwierigen Ressort gewürdigt.
    Nicht nur die Sozialistische Arbeiterzeitung, auch Bundeskanzler Kreisky würdigte heute hier bei einer anschließenden Pressekonferenz im Bundeskanzleramt seine neuen Regierungsmitglieder, von denen drei der SPÖ angehören, einer Außenministerpaar bis vor kurzem noch offiziell Mitglied der ÖVP war, sich selbst aber jetzt wieder als parteifrei fühlt nach eigenen Angaben.
    Kreisky, der mit dieser Mannschaft, deren neuen Mitglieder er heute präsentierte, in die Nationalratswahlen 1979 gehen wird, verhellte aber nicht, dass es in den kommenden drei Jahren weitere Umbildungen des Kabinetts geben werde.
    Wobei das Auswechseln einiger Minister das nächste Mal möglicherweise nicht so glatt über die Bühne gehen würde, wie bei dieser Regierungsumbildung, bei der der Kanzler nur jene Kollegen auswechselte, die von sich aus aus dem Amt auszuscheiden wünschten.
    Kreisky deponierte, dass es ihm nach wie vor möglich sein müsse, einen Minister auch dann abzusetzen, wenn dieser nicht aus dem Amt scheiden wolle.
    Die übrige Regierungsbildung, vor allem aber die Bestellung von Finanzminister Hannes Androsch zum neuen Vizekanzler, bezeichnete Kreisky als eine Zusammenarbeit der Generationen, die aber kein Priorities auf Nachfolge-Kreisky-Spiele darstelle.
    Eine Zusammenarbeit der Generationen wird es auch im neuen Kabinett geben müssen, hat sich doch bei den jetzt bestellten Ministern eine echte Generationenablöse in den einzelnen Ressorts vollzogen.
    Die neuen Minister charakterisierte Kreisky als kompetent und erfahren in ihren Sachgebieten.
    Zu Sozialminister Weißenberg, früher Präsident des Hauptverbandes des Sozialversicherungsträgers, meinte Kreisky... Wir werden also auch in Zukunft einen sehr, sehr sattelfesten Sozialminister haben,
    Beim Landwirtschaftsminister Heiden machte Kreisky doch merkbar seine innere Distanz zu diesem Ressort deutlich, wenn er meinte... Dazu kommt noch, dass das Ressort...
    geradezu ein Staat im Staate geblieben ist.
    Es ist ja nur sehr wenig durch das Ministeriengesetz verändert worden.
    Relativ viel, aber nicht viel genug.
    Es ist also eigentlich im Gesamten wenig.
    Und der also einen umfassenden Überblick braucht.
    Heiden soll ja aber hier die Probleme abbauen, helfen, meint der Kanzler weiter, um dann den neuen Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium Schober vorzustellen.
    Der vierte Mann ist der Staatssekretär.
    Schober, das ist zum ersten Mal ein Bauer, ein echter Bauer, nicht das, was ich manchmal einen Asphaltbauern genannt habe.
    Ich kann das leicht sagen, weil ich habe mit der Landwirtschaft überhaupt nichts zu tun, außer wenn sie Forderungen stellen.
    Schober habe gemeinsam mit Heiden auch noch die Aufgabe, meinte der Kanzler weiter, die Bauern und ihre Probleme deutlich zu machen.
    Wir wollen, ich sage es ganz offen,
    verhindern, dass ein Berufsstand sozusagen a priori in einer permanenten Oppositionshaltung zur Regierung sich verhält.
    Und schließlich der Bundeskanzler noch abschließend bei der Vorstellung des künftigen Außenministers Paar, den er besonders lobte.
    Es ist ja klar, dass ich die Herren loben muss, denn ich habe sie ja ausgesucht.
    Ich hätte sie ja nicht ausgesucht, wenn ich mich nicht von ihren Qualitäten überzeugte.
    Daher ist es selbstverständlich, dass ich hier
    schon etwas tiefer in die Haare greifen.
    Das ist alles andere, bleibt ja dann Ihnen überlassen.
    Soweit also unser Bericht von der Angelobung der neuen Regierungsmitglieder und von deren erster Pressekonferenz und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Reporter waren Johannes Fischer und Erich Eichinger.
    Der ehemalige Vizekanzler und Sozialminister Häuser ist das einzige der vier heute aus ihrer Funktion ausgeschiedenen Regierungsmitglieder, das sozusagen von Anfang an dabei war.
    Die anderen drei Minister bzw.
    Staatssekretär Heiden stießen erst später dazu.
    Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass mit dem Ausscheiden Sozialministershäusers eine Ära in der Sozialpolitik Österreichs zu Ende geht.
    Noch einmal kurz die wichtigsten Punkte, die in seiner Funktionszeit erledigt wurden.
    An erster Stelle wohl zu nennen die 40-Stunden-Woche, die seit 1.
    Jänner des Vorjahres gilt.
    Dann das Arbeitsverfassungsgesetz mit Ansätzen zu einer Mitbestimmung der Arbeitnehmer.
    Die Entgeltzahlung für Arbeiter im Krankheitsfall und schließlich die Kodifikation des Arbeitsrechtes, die zu einer Vereinheitlichung in diesen Belangen führen soll.
    Verbesserungen gab es aber auch bei den Abfertigungsbestimmungen im Angestelltengesetz, bei der Kriegsopfer- und Opferfürsorge oder etwa beim Ausbau der Arbeitsmarktförderung.
    Gründe genug also Sozialminister Häuser, um eine Art Rückschau über die vergangenen sechseinhalb Jahre Sozialpolitik aus seiner Sicht zu bitten.
    Mit Sozialminister Häuser sprach Markus Sommersacher.
    Herr Vizekanzler Häuser, wenn Sie nun auf sechseinhalb Jahre Regierungstätigkeit zurückblicken, wie hat sich die Sozialpolitik in diesem Zeitraum Ihrer Ansicht nach verändert?
    Sie hat sich wie in jeder Phase der Zweiten Republik
    stark verändert.
    vielleicht deshalb auch stärker, weil es hier eine politische Richtung gegeben hat, die im verstärkten Maße auf diesem Gebiet tätig war und weil wir auch in einer Phase einer guten Wirtschaftsentwicklung waren und daher für diese Bereiche aus dem Wirtschaftsertrag einiges abzweigen konnten.
    Wir haben nicht nur im Bereich der Sozialversicherung, die ja stark materiell
    Bedingungen hat, die man erfüllen muss, sondern wir haben auch in einer Reihe anderer berechtigter Wünsche der Arbeitnehmerschaft,
    unsere Richtung nach mehr Demokratie vor allem im Wirtschaftsleben durchsetzen können.
    Ein Prozess, der sich erst in den nächsten Jahren voll entwickeln wird.
    Und wir haben, und das halte ich immer wieder als eines der erfolgreichsten Teile der Sozialpolitik,
    Durch die Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktförderung und der Mittel, die wir in der guten Wirtschaftslage dafür einsetzen konnten, in der Krisenzeit sicherlich Tausenden Arbeitslosen dieses Schicksal erspart,
    Zum Teil durch die Arbeitsmarktförderung, zum anderen Teil durch die wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die wir von der Regierung ausgesetzt haben.
    Welche gesellschaftspolitischen Veränderungen, glauben Sie, hat diese Ihre Regierungsarbeit hervorgerufen oder bewirkt?
    Ja, gesellschaftspolitische Veränderungen gibt es auf der rein rechtlichen Ebene, aber das Gesetz allein verändert noch nicht die gesellschaftlichen zusammen
    Arbeit, sondern das Gesetz muss praktiziert werden.
    Unbestritten ist eines der wichtigsten Gesetze auf diesem Gebiet das kollektive Arbeitsrecht, wo wir den Belegschaftsvertretern die Möglichkeiten gegeben haben, im verstärkten Maße mitzuwirken und mitzubestimmen.
    wie die betrieblichen, wirtschaftlichen Verhältnisse sich ändern.
    Ich sagte schon, das ist ein Entwicklungsprozess, in das muss man sich einarbeiten.
    Aber ich glaube, es gibt auch noch andere Bereiche der Gesellschaftsveränderung, die dadurch entstehen, einmal auf natürlichem Weg durch die Strukturveränderung, die nicht politisch beeinflusst, sondern durch Technik und Technologie herbeigeführt werden,
    Wenn man etwa daran denkt, dass wir vor 20 Jahren ein Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und sogenannten Selbstständigen und Mittätigen von 60 zu 40 hatten, so haben wir bei der letzten Volkszählung 80 zu 20.
    Und diese Veränderung und eine Reihe von materiellen Maßnahmen bedingt auch eine
    Veränderung im Gesellschaftssystem.
    Ein Wandel im Gesellschaftsleben, von dem Sie auch sagen können, dass er den Stempel Rudolf Heißer trägt.
    Ich möchte das gar nicht protomo sagen, nicht aus Bescheidenheit, sondern weil das alles Zielsetzungen unserer Bewegung sind und damit meine ich jetzt generell der parteipolitischen wie auch der gewerkschaftlichen.
    Wir alle
    streben nach einer besseren Lebensgrundlage, mehr Sicherheit und stehen zum solidarischen Gedanken.
    Das heißt, dass alle jene, die dazu in der Lage sind, einen Beitrag zu leisten, haben auch anderen, die es brauchen, zu helfen.
    Das ist ein Gemeinschaftswerk.
    Ich hatte das Glück, im Rahmen dieser
    Funktion, manches von dem Initiativ zu beeinflussen, beschlossen ist es ja nach dem demokratischen Prinzip in der gesetzgewählten Körperschaft.
    Wenn ich Sie nun frage, was würden Sie Ihrem Nachfolger, Präsident Gerhard Weißenberg, praktisch als persönlichen Freundestipp geben für seine Arbeit, für seine zukünftige Arbeit hier im Haus, was würden Sie sagen?
    überlegen, schrittweise weiterarbeiten und unseren Zielen weiter nachstreben.
    Herr Vizekanzler, vielen herzlichen Dank.
    Mit dem ehemaligen Sozialminister Häuser sprach Markus Sommersacher.
    Und nun ein Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Die Zitate für die Presseschau stellte Wilfried Seifer zusammen.
    In den Salzburger Nachrichten kommentiert Gerhard Neureiter die heutige Angelobung der neuen Regierungsmitglieder.
    Bundeskanzler Bruno Kalski schreibt sein neues Kabinett spielend heim und die Bürger, ja selbst die Opposition, zeigen sich davon unberührt.
    Man kann es gar nicht fassen, dass vor nur sieben und acht Jahren Österreich noch Kopf stand, als im Kabinett Klaus ein Außenminister Toncic ausgewechselt wurde und später ein Handelsminister Bock, ein Unterrichtsminister Pfeffer-Pertschewitsch oder ein Staatssekretär Pisa.
    Heute gehen ein Häuser, ein Weiß, ein Bielka in Pension und es fehlte nicht viel, dass dieses Ereignis in den Zeitungen unter Personalnachrichten gemeldet wird, meint Gerhard Neureiter in den Salzburger Nachrichten.
    In den oberösterreichischen Nachrichten nimmt Josef Laschober die mit heutigem Tag wirksame Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer zum Anlass für seinen heutigen Kommentar.
    Er schreibt, im Kassieren ist der Staat nirgends mehr zimperlich.
    Er schröpft ja nicht nur die Autofahrer, sondern geht auch sonst nicht kleinlich vor.
    Stempel und andere Gebühren steigen enorm und im nächsten Jahr liegen in einer neuen Belastungswelle auch höhere Bahntarife und Telefongebühren.
    Nur mit Schrecken ist daran zu denken, heißt es in Josef Laschobers Kommentar in den oberösterreichischen Nachrichten.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung geht Helmut Romé auf die gestern vorgelegten Werte des erwarteten Konjunkturaufschwungs in der Höhe von 4 Prozent ein.
    Er schreibt dazu, die Chancen, auch die Inflationsrate weiter herunterdrücken zu können, sind nicht schlecht.
    Nur so lässt sich über eine Hartwährungspolitik eine weitere wirtschaftliche Konsolidierung herbeiführen, die ein Maximum an Arbeitsplatzsicherung ermöglicht.
    Mit parteipolitisch inspirierten Harakiris an der Preis- und Lohnfront, mit dem Lizitieren um der Tagespolitik willen, würden wir uns nur selbst aus dem Wachstumspfad hinausdrängen und die Konsolidierung unseres Wirtschaftsaufschwungs, damit aber auch Arbeitsplätze aufs Spiel setzen, schreibt Helmut Romé in der Arbeiterzeitung.
    Abschließend noch zwei Pressestimmen zum Thema Minderheitenpolitik.
    Ingmar Pust bezieht sich in der Salzburger Volkszeitung auf die für 14.
    November angesetzte Familiensprachenerhebung.
    Seine Meinung zu dem von den Slowenen-Organisationen angekündigten Boykott der Sprachenerhebung?
    Die Kärntner Slowenen, oder besser gesagt die intellektuellen Schichte, die sich als jugoslawische Minderheit bezeichnet, will nicht gezählt werden, weil sie sich hinsichtlich ihrer Stärke in den verschiedenen Ortschaften nicht entlarven lassen will.
    Und Pust schließt seinen Artikel?
    Mit der Parole, wir lassen uns nicht zählen, sucht sich eine Führung einzunebeln, mit der die schweigende Mehrheit dieses zweisprachigen Kärnten nicht das geringste zu tun haben will.
    In der sozialistischen Grazer Neuen Zeit notiert Helmut Gries zum selben Thema, eine neuerliche Duldung eines Ortstafelsturms wäre für das rechtsstaatliche System mindestens so gefährlich wie ein Zurückweichen vor Boykottdrohungen slowenischer Funktionäre.
    Das war die Inlandspresseschau, zusammengestellt von Wilfried Seifert.
    Und nun ein Blick auf die Studieuhr.
    Es ist jetzt eine Minute nach halb eins.
    In zwei Tagen, am Sonntag, wird in der Bundesrepublik Deutschland der achte Bundestag gewählt.
    Zur Stimmabgabe aufgerufen sind 41,5 Millionen Bundesbürger.
    Das sind rund um 800.000 mehr als bei der letzten Bundestagswahl im Jahre 1972.
    Bei dieser Wahl ging zwar die CDU, CSU als stärkste Partei hervor, doch bildeten in der Folge die Sozialdemokraten und Freien Demokraten eine Regierungskoalition.
    Und das ist auch die Ausgangsposition für die Wahlen am Sonntag.
    SPD und FDP wollen ihren Stimmenanteil halten und weiter die Regierung stellen.
    Auf der anderen Seite hoffen CDU, CSU durch einen Wahlerfolg die rot-blaue Koalition zu stürzen.
    Aus diesem Grund wurde auch der Wahlkampf von allen Parteien mit voller Härte geführt und es kam zu persönlichen Angriffen und Beleidigungen.
    Wie tiefgreifend die politischen Gegensätze zwischen der SPD-FDP-Koalition und der CDU-CSU-Opposition sind, zeigt es sich auch heute Nacht bei einer fast vierstündigen Fernsehdebatte der vier Spitzenpolitiker.
    Aus Bonn berichtet Klaus Emmerich.
    Das Fernsehmarathon der letzten Nacht, das sich die vier westdeutschen Parteichefs geliefert haben, steht auch heute Mittag noch im Mittelpunkt des westdeutschen Interesses.
    In den Fabriken, in den Büros, in den Kantinen und in den öffentlichen Nahverkehrsmitteln war und ist es Hauptgesprächsthema.
    Dabei wiederholt und bestätigt sich unter den Durchschnittsbürgern Westdeutschlands zweierlei.
    Erstens, die Anhänger der jeweiligen Partei oder der jeweiligen Parteigruppierung fühlen sich durch ihre Kandidaten und deren Auftreten bestätigt, bekräftigt und beflügelt.
    Und zweitens,
    Die Bereitschaft der Westdeutschen, sich zu einer Partei offen und öffentlich zu bekennen und für diese Partei selbst in Diskussionen und Verhaltensweisen Partei zu ergreifen, ist noch stärker geworden.
    Gegenüber Nachbarn deklariert man sich als Sozialdemokrat, als Christdemokrat oder als Freidemokrat.
    Man gibt ein Parteibickerl an das eigene Auto.
    Man besucht nicht nur Wahlveranstaltungen,
    sondern man macht für dieselben im Freundes- und Bekanntenkreis Propaganda und man legt sich auch mit den Gefolgsleuten der anderen Partei so ganz schön an.
    Obwohl so das Wahlfieber unter den 41 Millionen wahlberechtigten Westdeutschen buchstäblich von Stunde zu Stunde steigt, hat es, das zeigen nicht nur Einzeläußerungen, sondern auch zahlreiche Pressekommentare von heute Vormittag,
    hat es also vielen Beobachtern des gestrigen Fernsehduells minutenweise den Atem verschlagen, als die vier Parteichefs ganze Lawinen von Beschuldigungen, Beschimpfungen und Verdächtigungen im persönlichsten Stil aufeinander heruntergehen ließen.
    Nach der Fernsehdebatte, die von schätzungsweise 30 Millionen Westdeutschen zumindest in den ersten ein bis zwei Stunden verfolgt wurde, melden die Parteihauptquartiere jeweils für sich Siegeszuversicht, Zufriedenheit und Überlegenheitsgefühle.
    Erste Analysen ergeben, dass sich eigentlich keine Seite mit vollkommen neuen Argumenten oder neuen Taktiken im Fernsehen präsentiert hat.
    Vielmehr wurden die bekannten Positionen wiederholt.
    Am besten beurteilt wird auch heute Mittag noch der FDP-Chef und Außenminister Genscher, während die beiden Kanzlerkandidaten Helmut Schmidt und Helmut Kohl als alles in allem vergleichbar angesehen werden.
    Je nach Parteisympathie teilen und spalten sich die westdeutschen Beobachter in ihren Wertungen.
    Die einen fanden Schmidt besser, die anderen Kohl.
    Der Verlauf und auch die persönlichen Anfeindungen am Schluss des Fernsehduells bestätigen den bisherigen Ablauf des Wahlkampfes und erhärten die Stärkeverhältnisse, wie sie von den Meinungsforschern in den letzten Tagen vor der Wahl ausgerechnet wurden.
    Trotz intensiver Bemühungen der Parteiführung hat sich zwar nichts Entscheidendes verändert, aber es zeigt sich nach den Recherchen von fünf führenden westdeutschen Meinungsforschungsinstituten folgendes.
    Die Christdemokraten, die Herausforderer, die seit August bis Mitte September einen leichten Rückgang zu verzeichnen hatten, holen davon einige Teile wieder auf.
    Die Sozialdemokraten, die aus einem Tiefstand gestartet waren und teilweise unter 40 Prozent demoskopisch abgesunken waren, bei der letzten Bundeswahl erhielten sie 45 Prozent.
    Die SPD hat sich deutlich erholt und auch in den letzten Tagen noch dazugewonnen.
    In Zahlen heißt dies für die beiden großen Parteien.
    Die CDU schwankt je nach Institut zwischen 47 und 49 Prozent.
    Die SPD zwischen 42 und 44 Prozent.
    Schon dieses Zahlenwerk bestätigt die zentrale Bedeutung der Freien Demokraten, der dritten Bundestagspartei.
    Sie konnten aus einem Tiefstand leicht aufholen und liegen jetzt zwischen 6 und 8 Prozent der Stimmen.
    Mit anderen Worten,
    Sozialdemokraten und Freie Demokraten können sich nach den Berechnungen der meisten Meinungsforschungsinstitute derzeit Hoffnungen machen, wieder die Mehrheit zu erreichen.
    Nach Meinung einzelner Institute knapp, nach Meinung anderer mit mehr als 51 Prozent der Stimmen.
    Nicht alle demoskopischen Ergebnisse werden veröffentlicht.
    Einführen des Meinungsforschungsinstituts signalisiert den Christdemokraten nach den Schwedenwahlen einen minimalen Vorsprung vor den Sozialdemokraten und den Freie Demokraten.
    Da die Meinungsforscher selber methodisch die Fehlermarsche bei 1 bis 2 Prozent angeben, erklärt sich die anhaltende Nervosität.
    Die weiterhin erwartete Knappheit des Wahlausganges am Sonntag ist es auch, die die Spitzenpolitiker zu jenen ungewöhnlichen und auch in ihrer Härte einmaligen Kraftanstrengungen treiben, wie sie in der letzten Nacht wieder im Fernsehen zu beobachten waren.
    Aus Bonn berichtete Klaus Emmerich.
    Und nun nach Großbritannien.
    Seit Montag wird im Seebad Blackpool die Jahreskonferenz der britischen Regierungspartei, der Labour-Parteitag, abgehalten.
    Und im Verlauf dieses Parteitages kam es bisher zu harten Auseinandersetzungen zwischen dem linken und rechten Flügel der Partei, speziell über die Wirtschaftspolitik.
    Großbritannien befindet sich seit Jahren in einer Wirtschaftskrise, hat derzeit rund eineinhalb Arbeitslose, eineinhalb Millionen Arbeitslose bei einer Inflationsrate von mehr als zwölf Prozent.
    Dazu kommt noch die Talfahrt der britischen Währung, des Pfunds, in den letzten Tagen.
    Die Delegierten des Parteitages, der unter dem Motto «Stärker und stärker mit Labour» steht, haben sich dann gestern auch erstmals mit der Schwäche des englischen Pfunds befasst und auch eine Dringlichkeitserklärung angenommen, in der die Partei, der Regierung und der Premierminister Callaghan ihre volle Loyalität und Unterstützung zusichert, die gegenwärtige Attacke gegen das Pfund abzuwehren.
    Der Parteitag ist nun heute Vormittag beendet worden.
    Hören Sie einen Abschlussbericht von Heinz Beer an.
    Soeben geht die Jahreskonferenz der britischen Labour-Party unter den Klängen der Melodie O Tannenbaum und den Worten von der Roten Fahne zu Ende.
    Heute hatte man Nordirland, Energiepolitik und Verteidigungsprobleme diskutiert.
    Die wichtigste Debatte war vielleicht die über Nordirland, weil es in der Partei eine Gruppe gibt, die glaubt, wenn man die britischen Truppen aus Ulster abzieht, das Antiterrorgesetz abschafft,
    Das bedeutet unter anderem, dass man die bisher gemeinsame Politik mit den Konservativen im Parlament, was Nordirland betrifft, aufgibt, dass dann das Problem Nordirland gelöst werden könne und zusätzlich, dass dann, wie durch ein Wunder, ein sozialistisches, geeintes Irland entstehen würde.
    Wie in der Debatte von mehreren Rednern betont wurde, ist das ein Standpunkt, der in Nordirland selbst
    Weder von der dortigen Labour-Party geteilt wird, noch von der gemäßigten, katholischen, sozialdemokratischen Labour-Party, Jerry Fitts, noch von der in der Mitte stehenden Alliance-Party, noch auch von der Regierung in der irischen Republik.
    und dass man tatsächlich nur den Terroristen auf beiden Seiten mit einer solchen Politik einen Gefallen tun würde.
    Der Antrag wurde abgelehnt.
    In mancher Hinsicht war dieser Parteitag 76 dem vom Jahre 60 vergleichbar, als Hugh Gaitskell versprach, gegen einen Beschluss des Parteitags weiter und weiter zu kämpfen, den Beschluss nämlich, Großbritannien sollte einseitig seine Kernwaffen aufgeben.
    Solche tiefe Meinungsverschiedenheit zwischen Regierung und Partei gehört zum Wesen aller sozialdemokratischen Parteien im Westen in Zeiten, wenn die Partei die Regierung stellt.
    Denn in diesem Falle wird das Grunddilemma solcher Parteien besonders deutlich, dass darin besteht, dass man, da man den Sozialismus nicht mit Gewalt erkämpfen will, zu ständigen Kompromissen gezwungen ist zu beweisen,
    dass eine sozialdemokratische Partei in der Lage ist, eine gemischte Wirtschaft, einen pluralistischen Staat zu führen, wobei man sie nicht immer haargenau an die alten sozialistischen Ideale halten kann.
    Besonders erschwert wird die Sache, wenn es sich um ein Land wie Großbritannien handelt, das in einer weltpolitischen, wirtschaftlichen, sozialen Wandlung steht, die ganz besondere Probleme schafft, vor allem symbolisiert in der ewig schwachen und fluktuierenden Währung.
    Von diesem Hintergrund ausgesehen können Premierminister Kalahan und Finanzminister Healy sich sagen, dass es hätte schlechter ausgehen können.
    Sie können sich keine Illusionen darüber machen, dass die Labour-Party, die ja keine Massenpartei ist, sondern eine kleine, aus ergebenen Sozialisten bestehende Partei, deren Mitglied man nicht wird, weil man sich irgendwelche Vorteile oder Stellungen erwartet,
    dass diese Partei immer wieder unangenehme sozialistische Kritik treiben wird.
    Besonders, weil es ja hier wirkliche Redefreiheit gibt und sich keiner geniert zu sagen, was er sagen will.
    Wenn es aber dann doch zu gefährlich wird, kommt man zu Kompromissformulierungen, die es der Regierung denn doch ermöglichen, ihren verzweifelten Kampf um die wirtschaftliche Sanierung weiterzuführen.
    Vor allem aber, die verhindern, dass die andere Partei, die Konservativen, aus diesen inneren Schwierigkeiten der Labour-Party zu viel Vorteil zieht.
    Es war typisch, dass in der letzten Debatte über Verteidigungsfragen zwar darauf verwiesen wurde, dass Großbritannien 5,7 Prozent seines Bruttonationalprodukts für Verteidigung ausgibt, während die Bundesrepublik und Italien zum Beispiel nur 3,6 Prozent dafür ausgeben.
    Aber ein radikaler Antrag der Feuerwerksgewerkschaft wurde zurückgezogen auf Bitten des Exekutivkomitees.
    Ein Antrag, der das Aufgeben aller noch bestehenden Kernwaffen Großbritanniens forderte.
    Und zwar hatte man sich dem Argument nicht verschlossen, dass die Regierung versprochen hat, keine weitere Generation von Kernwaffen zu entwickeln.
    Ein Beispiel des oft komplizierten Kräftespiels zwischen einem Exekutivausschuss, der politische Aspirationen der Partei zum Ausdruck bringt, und einer Regierung, die mit den schwierigen Alltagsproblemen konkret zu kämpfen hat, die sich aus der welthistorisch nahen Position des eingeschrumpften Inselreichs ergibt.
    Parteitag der britischen Labour Party beendet, Heinz Behran fasste zusammen.
    Seit der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 hat für das Land der Kriegszustand praktisch nie aufgehört.
    Die erste Zeit nach der Staatsgründung wurde gegen die arabischen Nachbarn gekämpft.
    Dann wieder 1956, 1967 und zuletzt 1973.
    Diese permanente Anspannung hat ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Folgen auch dazu geführt, dass man in Israel von verschiedener Seite in Sachen Pressefreiheit andere Maßstäbe anlegt.
    So wurde im Juni zum Beispiel im Parlament gefordert, dass staatliche Fernsehen solle in seiner Berichterstattung vorsichtiger sein.
    Aktueller Anlass waren die Unruhen im Westjordanland.
    Die Fernsehschirme zeigten damals allabendlich, wie israelische Soldaten arabische Jugendliche verprügelten.
    Das Fernsehen sollte also einen Maulkorb umgehängt bekommen.
    Wenn man die exponierte Lage Israels berücksichtigt, dann ist man vielleicht nicht so sehr überrascht, wenn nun in Israel gegen Presseindiskretionen sogar mit Lügendetektoren vorgegangen werden soll und angewandt sollen die Detektoren gegen hohe Staatsfunktionäre und Repräsentanten werden, Moshe Meisels berichtet.
    Die höchsten Beamten der wichtigsten israelischen Ministerien wurden zum ersten Mal von der Polizei einem Lügen Detektor Test unterzogen, nachdem in letzter Zeit wieder geheime Berichte aus dem Ministerrat in die Presse durchgesickert sind.
    Es handelte sich dabei um den Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, Professor Shlomo Avineri, und seinen Rechtsberater Meir Rosen und den Generaldirektor des Büros des Ministerpräsidenten Amos Eran und seinen Rechtsberater Moshe Arad.
    Heute werden der Generaldirektor des Verteidigungsministeriums, Dr. Yehuda Susman, und sein Rechtsberater einem Lügen-Detektor-Test unterzogen werden.
    Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch Ministerpräsident Yitzhak Rabin, Außenminister Yigal Alon, Verteidigungsminister Shimon Peres und Justizminister Chaim Tzadok nach ihren Aussagen vor der Polizei freiwillig einer ähnlichen Prozedur unterwerfen werden.
    Die Veröffentlichung eines als höchst geheim bezeichneten Memorandums über das Wesen der amerikanischen Ölgesellschaft Amoco
    mit der Israel in einen Konflikt über Ölbohrungen im Golf von Suez geraten ist, vom politischen Korrespondenten der Tageszeitung Haaretz, Matti Golan, hat Ministerpräsident Yitzhak Rabin veranlasst, sich an die Polizei mit dem Ansuchen zu wenden, eine umfangreiche Untersuchung einzuleiten, auf welche Weise der Inhalt dieses Gutachtens in die Presse gelangt ist.
    Der Inhalt war nur für Mitgliedern des Kabinetts, dem Ministerpräsidenten, Außenminister, Verteidigungsminister und Justizminister und wenigen höchsten Beamten ihrer Ministerien bekannt.
    Er wurde veröffentlicht, während Jerusalem mit Washington intensive Verhandlungen über die Beilegung des Konflikts führt, der vor einigen Wochen zu einem Beschuss der Ölbohrerboote der Gesellschaft durch israelische Kanonenboote geführt hat und ihnen dabei Schäden zugefügt wurden.
    Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist der Ansicht, dass der Inhalt des geheimen Memorandums einem Journalisten weitergegeben wurde,
    um die derzeit zwischen Außenminister Yigal Alon und dem amerikanischen Außenminister Henry Kissinger in Amerika geführten Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts zu stören.
    Das Memorandum enthüllte, dass die sogenannte amerikanische Amoco-Gesellschaft nur eine getarnte staatliche ägyptische Gesellschaft sei, dass das von ihr im Golf von Suez gewonnene Öl der ägyptischen Regierung gehöre,
    dass sich diese Gesellschaft dem arabischen Boykott gegen Israel angeschlossen hat und daher kein Entgegenkommen Israels erwarten dürfe.
    Im Laufe der letzten Monate sind mehrmals geheimste Debatten des israelischen Ministerrats in die Presse gelangt.
    Darunter der Geheimbesuch von zwei hohen sowjetischen Beamten in Israel.
    Ein Geheimtreffen zwischen dem israelischen Außenminister Yigal Alon und dem Außenminister von Zair in der Schweiz und die Protokolle der Kissinger-Gespräche in Israel, die vom Journalisten Mati Golan in einem Buch veröffentlicht wurden.
    Diesmal hat der Ministerpräsident beschlossen, scharf durchzugreifen und die Polizei in eine Untersuchung eingeschaltet.
    wie das Memorandum, dessen Inhalt nur wenigen Kabinettsmitgliedern und höchsten Beamten einiger Ministerien bekannt war, in die Presse gelangt ist und nicht vor dem Einsatz des Lügendetektors zurückzuschrecken.
    Der Ministerpräsident und Justizminister haben sogar erklärt, dass auch Kabinettsmitglieder in diesem Falle nicht Immunität gewährt werden sollte und sie sich der Polizei zur Verfügung stellen, wenn diese es für notwendig finden sollte.
    Bisher konnte nicht festgestellt werden, wer den Inhalt des geheimen Memorandums an die Presse weitergegeben hat.
    Ein hoher Polizeibeamter erklärte heute, die Polizei werde die Untersuchung uneingeschränkt mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln fortsetzen.
    Es bestehe noch kein Beschluss darüber, ob auch Kabinettsmitglieder aufgefordert werden sollten, sich einem Lügendetektor fest zu unterziehen.
    Die Polizei werde in diesem Fall jeden einvernehmen, den sie für notwendig hält.
    Manche mit Lügen Detektor Test, andere mittels Verhör und in manchen Fällen auf beiden Wegen.
    Einsatz von Lügendetektoren gegen hohe Beamte in Israel, Presseindeskriptionen sollen aufgeklärt werden.
    Es informierte sie Moshe Meisels aus Tel Aviv.
    Und jetzt, zwölf Minuten vor 13 Uhr, zu den angekündigten Kulturberichten.
    Im Linzer Landestheater wird morgen die Oper »Der Aufstand« von Helmut Eder, Libretto von Gertrud Fußnegger, uraufgeführt.
    Es handelt sich dabei um eine Auftragsarbeit des Landes Oberösterreich aus Anlass des Gedenkens an den Bauernkrieg, der vor 350 Jahren in diesem Land gewütet hat.
    Hören Sie dazu einen Beitrag, den Volkmar Paschal zusammengestellt hat.
    Der in Oberösterreich geborene, seit Jahrzehnten in Salzburg lebende und am Mozarteum unterrichtende österreichische Komponist Helmut Eder war in diesem Jahr besonders erfolgreich.
    Bei den Bregenzer-Festspielen wurde sein Fagottkonzert gespielt, beim karintischen Sommer seine Melodia Rhythmica, bei den Salzburger Festspielen fand die Uraufführung seines Divertimentos für Koloratursopran- und Orchestergruppen in der Felsenreitschule den ungeteilten Beifall des Publikums.
    Die Uraufführung eines Oratoriums durch das ORF-Symphonieorchester steht noch im Dezember bevor.
    In Linz wird nun Eders fünfte Operuhr aufgeführt, die er nicht als historische Bauernkriegsoper verstanden wissen will.
    Es ging ihm und der Dichterin Gertrud Fusenecker vielmehr um eine allgemeingültige zeitlose Darstellung mit humanitärem Gehalt.
    Gertrud Fusenecker, in Böhmen geborene österreichische Schriftstellerin tyrolisch-alemanischer Abstammung, die seit 1960 in Leonding bei Linz lebt, erinnert sei an ihre großen Romane Das Haus der dunklen Krüge, Das Verschüttete Antlitz, Zeit des Raben, Zeit der Taube, Die Pulvermühle, sagt über ihr Opernlibretto Der Aufstand.
    Es ging mir in diesem Libretto nicht um ein historisches Stück im engeren fachlichen Sinn.
    Ich habe vielmehr einen Modellfall aufgebaut, freilich unter Wahrung des historischen Kolorits, aber doch auch immer wieder symbolisch deutbar in Richtung auf unsere Zeit.
    Die Handlung entfaltet sich zwischen Einzel- und Massenschicksal, die Auseinandersetzung zwischen Macht und sozialer Bedürftigkeit, aber auch zwischen echter Not und sozialer Pose, gespielter Menschenfreundlichkeit also.
    Helmut Eder, ein Schüler Paul Hindemiths, zählt zu den gemäßigt modernen Komponisten mit durchaus eigenständiger Tonsprache.
    Der Aufstand ist sein fünftes Opernwerk.
    Er hat bisher zwei Fernsehopern geschrieben, darunter den Kardinal, der übrigens ebenso wie Eders Oedipus in Linz aufgeführt worden ist.
    Die Weiße Frau wartet noch auf die Uraufführung.
    Über den Aufstand sagte der Komponist in einem Gespräch mit Rudolf Vochler,
    In dieser Oper, in der Aufstand, habe ich versucht, ich möchte fast sagen, meine ganzen Erfahrungen des Komponierens einfließen zu lassen.
    Das hat auch seinen Grund, weil ja diese Oper, wie fälschlich immer gesagt wird, Bauernkriegsoper heißt, es ist eine Oper, die zu jeden Zeiten ihre Gültigkeit hat.
    Ich möchte ja erst meinen vom Text her.
    Und ich habe zwar rein thematisch irgendwie die Zeit des Bauernkriegs durch Kantus Firme aus dem Dreißigjährigen Krieg fixiert, aber das kompositorische Geschehen geht herauf über Modal, Tonal, Freitonal, Atonal bis herauf zur Aleatorik.
    Die beiden Hauptrollen, die Gegenspieler, der Schmied Stefan und der Kronprinz Maximilian, werden in Linz von Kurt Schoßmann und William Ingl interpretiert.
    Intendant Alfred Stöckmüller hat selbst die Oper inszeniert und äußerte sich begeistert über die Arbeit an diesem Werk.
    Die Einstudierung lag in den Händen des Linzer Chefdirigenten Theodor Guschlbauer, der auch Eders Divertimento im Sommer bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt hat.
    Guschlbauer über die Interpretationsfragen, die Eders Werk aufwirft.
    Im Orchesterinstrumentarium fehlen zunächst einmal die Geigen und das ist vielleicht das wesentlichste Merkmal dieser Partitur, dass Helmut Eder bewusst auf die helle Klangfarbe der Violinen verzichtet und sechs Bratschen, sechs Celli, sechs Kontrabässe als einzigen Streicherkörper beibehält, was also
    den tiefen Farben den Vorzug gibt.
    Sonst ist Holzbläser, Blechbläser und Schlagwerk einem großen symphonischen Orchester identisch.
    Eine Rezension über die Uraufführung von Helmut Eders Oper Der Aufstand bringen wir am Sonntag in der Sendung im Rampenlicht um 15.15 Uhr im Programm Österreich 1.
    Uraufführung der Oper Der Aufstand von Helmut Eder, morgen im Linzer Landestheater.
    Sie hörten einen Beitrag von Volkmar Paschalt.
    Eine umfassende Retrospektive von Filmen des italienischen Regisseurs Fellini bildet den Schwerpunkt des Oktoberprogramms des österreichischen Filmmuseums in Wien.
    Dazu kommen neue Filme aus den Vereinigten Staaten und Österreich.
    Hören Sie dazu ein Gespräch, das Konrad Zobel mit Peter Kohnlechner führte.
    Herr Kornlechner, das österreichische Filmmuseum beginnt sein Oktoberprogramm mit zwei Filmen, die bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes erstmals vorgestellt wurden.
    Themen die Verfolgung linker Filmemacher in Hollywood in der Mercator-Ära und die Probleme eines Vietnam-Veteranen.
    Nun läuft derzeit noch ein weiterer zeitkritischer amerikanischer Film in den österreichischen Kinos und zwar die unbestechlichen über die Watergate-Affäre.
    Kann man von einem neuen Trend zum gesellschaftsbezogenen politisch bewussten dokumentarischen Film in den USA sprechen?
    Ich weiß nicht, ob man das aus diesen wenigen Beispielen schon schließen kann, aber zweifellos beschäftigt sich ein großer Teil der Öffentlichkeit immer mehr mit irgendwelchen Korruptionsfällen, die in unserer Zeit offenbar Dimensionen angenommen haben, die so spektakulär werden, dass man sich auch in der Presse wirklich eingehend damit beschäftigt.
    Und das findet natürlich auch im Filmjournalismus sozusagen seinen Niederschlag.
    Um auf Hollywood on Trial einzugehen, möchte ich sagen, dass das ein Film ist, in dem sehr viele bekannte Schauspieler und Produzenten, wie zum Beispiel Gary Cooper, Walt Disney, Edward Mitrick, Robert Taylor, Louis B. Mayer, auch Ronald Reagan und natürlich Senator McCarthy sowie Otto Preminger,
    in dem Film in Dokumentaraufnahmen zu sehen sind, wie sie beim Un-American Activities Committee aussagen, sowohl über ihre eigenen Verbindungen mit dem Kommunismus, als auch wie sie aufgefordert werden zur Denunziation ihrer Kollegen.
    In der am Dienstag, den 12.
    Oktober beginnenden Fellini-Retrospektive zeigen Sie 16 Werke dieses Rechercheurs.
    Wie würden Sie die filmische Entwicklung Fellinis, wie sie in diesen Filmen zum Ausdruck kommt, charakterisieren?
    Fellini hat ebenso wie Buñuel sehr rasch gewissermaßen frei fabulieren gelernt im Film.
    Ich kenne eigentlich keine anderen Regisseure, die sich so selbstverständlich ein Vokabular angeeignet haben, in dem sie alles ausdrücken können, was sie interessiert.
    Und die Retrospektive, gerade der Filme von Fellini, ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, die Filme eines Regisseurs in ihrer chronologischen Abfolge zu zeigen und zu sehen zu können.
    Weil Fellini also schon im allerersten Film, in Lucci del Varietà, den er noch gemeinsam mit Alberto Lattuada gedreht hat,
    viele seiner späteren Themen schon behandelt und man in dieser Retrospektive sehr deutlich die Weiterentwicklung und immer wieder die Umformung manchmal des selben Themas und eine neue Einsicht, die der Regisseur zum selben Thema gewonnen hat,
    Gerade Fellini ist ein herrliches Beispiel, diese Entwicklung zu demonstrieren, die er natürlich sehr durchmacht im Laufe seines Lebens.
    Am Anfang war er selbstverständlich sehr stark dem Neoverismus verhaftet und hat dann eine sehr barocke Phase gehabt, wenn man das so simplifizierend sagen kann.
    Und von dort kehrt er jetzt mit »Am Akkord« wieder eigentlich immer mehr zurück zu seiner persönlichen Realität und macht einen Mischstil, der seine Meisterschaft besonders demonstriert.
    Neben den bei uns ja sehr bekannten Filmen wie »Julia und die Geister«, »Roma«, »Satyrikon«, zeigen Sie ja auch, dass weitgehend bei uns noch unbekannte Frühwerk verliehen ist.
    Können Sie uns darüber noch etwas Näheres sagen?
    Das Frühwerk ist natürlich sehr sozialkritisch, aber gleichzeitig sieht man auch hier schon sehr viel Fantasie und eben jene Humanität, die alle großen Künstler eigentlich, glaube ich, in der Geschichte ausgezeichnet hat.
    Das Gespräch mit Peter Kohnlechner führte Konrad Sobel und jetzt zum Abschluss der einstündigen Mittagsinformation nochmals Nachrichten.
    Österreich.
    In der Präsidentschaftskanzlei in Wien sind heute die vier neuen Regierungsmitglieder angelobt worden.
    Bundespräsident Kirchschläger wünschte den drei neuen Ministern und dem Staatssekretär viel Glück für ihr Amt.
    Anschließend stellten sich der neue Außenminister Paar, Landwirtschaftsminister Heiden, Sozialminister Weißenberg, Staatssekretär Schober und Bundeskanzler Kreisky der Presse.
    Kreisky schloss dabei weitere Regierungsumbildungen nicht aus und betonte in diesem Zusammenhang, dass es ihm auch weiterhin möglich sein müsse, Minister auch dann auszuwechseln, wenn die Betroffenen nicht selbst diesen Wunsch geäußert hätten.
    Die Bestellung Finanzminister Andros zum Vizekanzler wollte Kreisky nicht als Präjudiz für seine Nachfolge gewertet wissen.
    Das Donaukraftwerk Altenwörth muss teilweise den Betrieb einstellen.
    Nach einer Mitteilung der Donaukraftwerke AG sind Schäden an den Generatoren aufgetreten.
    Bei routinemäßigen Überprüfungen wurden an den Rotoren der Stromerzeugung Risse festgestellt.
    Die Maschinensätze laufen erst seit April dieses Jahres.
    Die Gesellschaft hat eine eingehende Untersuchung eingeleitet, zu der auch außenstehende Fachleute herangezogen werden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Arbeitslosenzahl ist im September erstmals seit fast zwei Jahren unter 900.000 gesunken.
    Wie der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit Stingl in Nürnberg bekannt gab, entspricht der Rückgang einer Verringerung der Arbeitslosenquote von 4,1 auf 3,9 Prozent.
    Griechenland.
    Der oberste Gerichtshof in Athen hat heute als letzte Instanz beschlossen, den westdeutschen Terroristen Wolf Pole an die Bundesrepublik Deutschland auszuliefern.
    Der Auslieferungsantrag der deutschen Justizbehörden war am 20.
    August von einem Gericht erster Instanz abgelehnt worden.
    Der Spruch des Höchstgerichts löste heute tumultartige Zwischenfälle aus, sodass die Sitzung und die Verlesung der Begründung abgebrochen werden mussten.
    In dem Erkenntnis heißt es unter anderem, Pole habe sich des Zusammenschlusses zu einer kriminellen Vereinigung und der Urkundenfälschung in der Bundesrepublik schuldig gemacht.
    Beides seien Strafrechtsvergehen.
    Großbritannien.
    In Blackpool ist heute Mittag die Jahreskonferenz der Labour-Party zu Ende gegangen.
    Nach dem Bericht des ORF-Korrespondenten standen Nordirland, die Energiepolitik der Labour-Regierung und das Verteidigungskonzept zur Debatte.
    Ein Antrag, die britischen Truppen sollten sich aus Nordirland zurückziehen und das Antiterrorgesetz sollte aufgehoben werden, wurde von der Mehrheit abgelehnt.
    Rhodesien.
    Der katholische Bischof von Umtali, Lamont, wurde heute von einem Gericht zu zehn Jahren Gefängnis mit Zwangsarbeit verurteilt, weil er den Behörden die Auskunftserteilung über Schlupfwinkel schwarzer Untergrundkämpfer verweigert hatte.
    Diese Kurznachrichten, meine Damen und Herren, standen am Ende der Mittagsinformation des aktuellen Dienstes.
    Ich verabschiede mich und sage auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Angelobung und Pressekonferenz der neuen Regierungsmitglieder
    Einblendung: Bundespräsident Kirchschläger, Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Vizekanzler Sozialminister Häuser anlässlich seines Abschiedes: Wichtigste Leistungen, 40 Stunden Woche, etc.
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Häuser, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien: Abschluss des Labour-Parteitages
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Israel plant Einsatz von Lügendetektoren gegen hohe Beamte
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Uraufführung der Oper "Der Aufstand" in Linz
    Einblendung: Librettistin Fussenegger, Komponist Eder, Generalmusikdirektor Guschlbauer
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Fussenegger, Gertrud [Interviewte/r] , Eder, Helmut [Interviewte/r] , Guschlbauer, Theodor [Interviewte/r]
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Ort: Linz [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Oktoberprogramm des österreichischen Filmmuseums
    Einblendung: Peter Konlechner (Mitbegründer)
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Konlechner, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.10.01
    Spieldauer 00:59:44
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Holy, Friedrich [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.10.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761001_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt