Mittagsjournal 1976.11.18

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Es ist zwölf Uhr am Mikrofon Roland Machatschke.
    Zuerst die Schlagzeilen zu den wichtigsten Beiträgen des Mittagsjournals.
    Heutige Gespräche über Strompreiserhöhungsanträge gescheitert.
    Handelsangestellte beschließen nach Nicht-Einigung bei Lohnverhandlungen Kampfmaßnahmen.
    Untersuchung über Einstellung der österreichischen Bevölkerung zu Minderheiten vorgestellt.
    Prominente Künstler in der DDR protestieren gegen Ausbürgerung Wolf Biermanns, Vorentscheidung über Spaniens Weg in die Demokratie, Massenprotest gegen Sparmaßnahmen der britischen Regierung und Vorschau auf die Wiener Staatsopernpremiere Ariadne auf Naxos von Richard Strauss.
    Zunächst aber, wie immer, die Nachrichten.
    Chef vom Dienst heute Mittag ist Raimund Heller, Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
    Österreich.
    Gesundheitsministerin Leo Dolchter hat heute ein neues Kostenstellenrechnungssystem für die österreichischen Krankenanstalten vorgestellt.
    Dieses neue Abrechnungssystem soll dazu beitragen, dass die anfallenden Kosten in den medizinischen Abteilungen der Krankenhäuser systematisch erfasst werden können.
    Aufgrund der Kostenrechnung wird es in Zukunft möglich sein, die Kosten medizinischer Eingriffe, je nach Spital, im gesamten Bundesgebiet zu vergleichen.
    Das Gesundheitsministerium beabsichtigt, anhand dieser Vergleiche sogenannte Normkosten festzusetzen, an die sich die Spitäler als Leitlinien dann zu halten haben.
    Es ist dies eine der Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, dass die Kostensteigerung im Spitalsektor in erträglichen Grenzen gehalten wird.
    Bundespräsident Kirchschläger eröffnete heute in der Wiener Hofburg den ersten österreichischen Zahnärztekongress.
    Etwa 1000 Zahnärzte aus 20 Ländern befassen sich in den nächsten drei Tagen mit neuen Forschungsergebnissen und Erfahrungen aus der Praxis aus den Bereichen Zahnerhaltung und Zahnersatz sowie Kieferchirurgie und Orthopädie.
    Der Präsident der österreichischen Ärztekammer, Piatti, bezeichnete in einer kurzen Rede die Zahnärzte als einen integralen Teil der Gesamterzteschaft.
    Unter Anspielung auf die Auseinandersetzung zwischen den Zahnärzten und den Krankenkassen über die Errichtung von Ambulatorien meinte Piatti, die Zahnärzte seien keine Gegner der Ambulatorien, aber Anhänger einer funktionsgerechten zahnärztlichen Versorgung.
    Handelsminister Staribacher hat heute in Wien ein internationales Symposium über europäische Perspektiven der Raumplanung eröffnet.
    In der zweitägigen Konferenz werden 150 Experten vor allem über Fragen der Regionalpolitik der europäischen Gemeinschaften, den Umweltschutz und regionale Aspekte der Verkehrspolitik beraten.
    Wie dazu in einer Pressekonferenz erklärt wurde, würde ein verstärktes regionalpolitisches Engagement der EG entsprechende Auswirkungen auch auf Österreich haben.
    Dies vor allem deshalb, weil sich Österreich sowohl in geografischer als auch in wirtschafts- und handelspolitischer Hinsicht in einer speziellen Position gegenüber den europäischen Gemeinschaften befindet.
    Italien.
    Die Sozialistische Partei hat gestern Abend in Rom erneut jede Koalition mit den christlichen Demokraten ausgeschlossen.
    Sie erklärte sich jedoch bereit, an einer Notstandsregierung mitzuwirken, der auch die Kommunisten angehören.
    Eine entsprechende Resolution wurde von den mehr als 100 Mitgliedern des Zentralkomitees der Partei bei nur drei Enthaltungen befürwortet.
    Österreich.
    Die seit Montag im OPEC-Hauptquartier in Wien tagende Wirtschaftskommission der Organisation Erdöl-Exportierender Länder setzt heute ihre Beratungen fort.
    Hauptaufgabe der Konferenz, an der Experten aus den 13 OPEC-Mitgliedsländern teilnehmen, ist die Ausarbeitung von Grundlagen für eine Erhöhung der Rohölpreise ab 1.
    Jänner, über die der OPEC-Ministerrat am 15.
    Dezember in Katar entscheiden soll.
    Über die Dauer der Expertengespräche ist derzeit noch keine verbindliche Aussage möglich.
    Eine Fortsetzung in der kommenden Woche wird jedoch nicht ausgeschlossen.
    USA.
    Der politische Ausschuss der Nordatlantikversammlung hat während der vergangenen Nacht in Williamsburg im Bundesstaat Virginia einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die NATO-Mitglieder aufgefordert werden, vorläufig alle Lieferungen von Atomanlagen an Länder einzustellen, die bisher nicht mit spaltbarem Material zu tun haben.
    Die Nordatlantikversammlung ist eine Vereinigung von Parlamentariern, die nur Empfehlungen geben kann.
    China, USA, Japan.
    Die Volksrepublik China hat gestern eine Kernexplosion in der Atmosphäre durchgeführt.
    In einer Aussendung der amtlichen Nachrichtenagentur Neues China wird der Kernwaffenversuch als schwerer Schlag für die Supermächte Sowjetunion und USA bezeichnet.
    Nach amerikanischen Messungen erreichte die Bombe eine Sprengkraft von 4 Megatonnen und war damit die stärkste, die in diesem Jahr in China gezündet wurde.
    In japanischen Berichten heißt es, die Kernexplosion könnte die Fertigstellung eines strategischen Wasserstoffsprengkopfes für Raketen signalisieren.
    USA.
    Präsident Ford hat gestern endgültig seine Zustimmung zur Herstellung von 60 Interkontinentalraketen der Type Minuteman III gegeben.
    Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mitteilte, sei der hierfür erforderliche Betrag von 260 Millionen Dollar bereits im Budget für 1977 enthalten.
    Der Sprecher betonte, Präsident Ford wolle mit seiner Entscheidung die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten angesichts der sowjetischen Raketenaufrüstung beweisen.
    Sowjetunion.
    Der Direktor der amerikanischen 200-Jahr-Ausstellung in Moskau, Ursino, hat offiziell gegen die langsame Reaktion der sowjetischen Polizei auf eine Bombendrohung in den Ausstellungsräumen protestiert.
    Die Sprengstoffexperten der sowjetischen Polizei erschienen gestern erst dreieinhalb Stunden nach der Drohung eines anonymen Anrufers.
    In der Ausstellung sei eine Plastikbombe versteckt.
    Die Ausstellung war sofort geräumt und tausende wartende Besucher wieder heimgeschickt wurden.
    Amerikanische Kreise in der sowjetischen Hauptstadt äußerten die Vermutung, dass es sich um eine gelenkte Aktion der sowjetischen Behörden gehandelt haben könnte, um den Zustrom der Moskauer Bevölkerung zu der Ausstellung einzudämmen.
    In den ersten fünf Tagen hatten 32.000 Moskauer die Ausstellung gesehen, in der Fotografien, Filme und Kopien von Dokumenten wie der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gezeigt werden.
    Libanon.
    In den Außenbezirken von Beirut kam es gestern Abend zu erbitterten Gefechten zwischen rivalisierenden Palästinensergruppen.
    Die Kämpfe dauerten bis spät in die Nacht.
    Das südlibanesische Dorf Qala, das sich in Händen der Linkstruppen befand, ist von Streitkräften der christlichen Verlangepartei erobert worden.
    Nach unbestätigten Berichten soll israelische Artillerie die christlichen Truppen unterstützt haben.
    Jordanien.
    Die vier Terroristen, die gestern in Amman das Hotel Intercontinental überfallen haben, sind nach Angaben des einzigen Überlebenden im Irak ausgebildet worden.
    Die anderen drei Attentäter wurden im Kampf von Soldaten der jordanischen Armee, die das Hotel stürmten, erschossen.
    Die Terroristen wollten mit der Geiselnahme die Freilassung inhaftierter Palästinenser erzwingen.
    Chile.
    Im Tres Alamos Gefängnis bei Santiago hat die von der Regierung angekündigte Freilassung politischer Häftlinge begonnen.
    Von den 300 politischen Gefangenen sollen alle bis auf 18 in Freiheit gesetzt werden, die die Behörden als Gefahr für die nationale Sicherheit bezeichnen.
    Österreich.
    Nach einer Meldung des ÖAMTC sind in letzter Zeit mehrfach Autolenker, die ihren Wagen verkaufen wollten und deshalb einen handgeschriebenen Zettel an einem Seitenfenster anbrachten, von der Polizei angezeigt wurden.
    Sie müssen nun mit Geldstrafen rechnen.
    Anlass für das polizeiliche Einschreiten ist das für den Bereich der Bundeshauptstadt Wien geltende Ankündigungsabgabegesetz aus dem Jahr 1948, nachdem für jede öffentliche Ankündigung, also auch für einen mit Filzstift geschriebenen Zettel, eine Gebühr eingehoben werden kann.
    Bei der zuständigen Magistratsabteilung 4 sollen bereits zahlreiche derartige Anzeigen liegen.
    Der ÖAMTC rät daher den Kraftfahrern, die ihre Verkaufsabsicht auf diese Weise bekannt geben, den Ankündigungszettel von der Magistratsabteilung 4 nach der Bezahlung der Gebühr mit einem amtlichen Stempel versehen zu lassen.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Das ortsfeste Tief über den Karpaten beeinflusst noch immer das Wetter im Nordosten Österreichs.
    Eine Hochdruckzone, die sich von Südschweden bis zu den Alpen erstreckt, verursacht im größten Teil des Bundesgebietes Boden- oder Hochnebel.
    Die Berge ragen oberhalb 1500 Meter Höhe aus dem Nebelmeer.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Nordosten Österreichs bedeckt und zeitweise noch leichter Regen, sonst größtenteils Boden oder Hochnebel.
    Oberhalb 1500 Meter Höhe heiter.
    Schwacher bis mäßiger Wind aus Nordwest bis Nordost.
    Tageshöchsttemperatur 4 bis 8 Grad.
    Tiefste Werte in der kommenden Nacht 0 bis 5 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
    Im größten Teil Österreichs trüb durch dichte Boden- oder Hochnebelschichten, die sehr beständig sein werden.
    Im Nordosten geringfügiger Niederschlag.
    In den Alpen oberhalb 1500 Meter heiter.
    Schwacher Wind aus Nordwest bis Nordost.
    Tageshöchstwerte 3 bis 8 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 6° Nordwestwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 6° Nordwestwind 3 km.
    Linz stark bewölkt 5° Nordwestwind 5 km.
    Salzburg bedeckt 4° Nordwestwind 5 km.
    Innsbruck stark bewölkt 4° Südostwind 10 km.
    Bregenz stark bewölkt, 4 Grad Windstill, Graz stark bewölkt, 6 Grad Windstill und Klagenfurt stark bewölkt, 6 Grad Südostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Es ist jetzt 12.11 Uhr.
    Im Handelsministerium in Wien trafen heute die Vertreter der Elektrizitätswirtschaft mit Beamten des Handelsministeriums und Vertretern der Arbeiterkammer zu Verhandlungen über die zweite Etappe der Strompreiserhöhungen zusammen.
    Die erste Etappe in der Strompreissteigerung war im März dieses Jahres, als eine Art Vorauszahlung den Elektrizitätslandesgesellschaften zugestanden wurde.
    Die zweite Etappe war in den vergangenen Wochen Gegenstand intensiver Berechnungen im Handelsministerium, dem die Kalkulationen der Landesgesellschaften vorliegen und das als amtliche Preisbehörde über den amtlich geregelten Strompreis zu entscheiden hat.
    Über den Verlauf der heutigen Sitzung berichtet jetzt Michael Kerbler.
    Noch zu Beginn der Verhandlungen gaben sich Vertreter beider Seiten des Handelsministeriums und der Elektrizitätswirtschaft optimistisch.
    Man glaubte in den Verhandlungen eine Annäherung der Standpunkte zu erreichen.
    Knapp 40 Minuten später sah die Welt schon ganz anders aus.
    Nachdem der Vertreter des Handelsministers die Vorschläge für die Strompreiserhöhung vorgelegt hatte, erklärten die Vertreter der E-Wirtschaft diese Vorschläge für unannehmbar und verließen den Verhandlungsraum.
    Die Anträge der beiden Verhandlungspartner standen sich, wie Finanzdirektor Herbert Bantauer von der Verbundgesellschaft formulierte, diametral entgegen.
    Der Grund, warum die Elektrizitätswirtschaft eine Strompreiserhöhung zwischen 4,6 und 20,3 Prozent für die einzelnen Landesgesellschaften fordern muss, liegt in der Investitionstätigkeit.
    Durch den Strompreis müssen nämlich die Kredite, die zur Finanzierung von Projekten der Elektrizitätswirtschaft dienen, abgedeckt werden.
    Für das kommende Jahr will die Elektrizitätswirtschaft in Österreich Gesamtinvestitionen von 6 Milliarden Schilling vornehmen.
    Davon entfällt der Großteil der Finanzierungsgelder, nämlich 1,5 Milliarden Schilling, auf den Netzausbau der Stromversorgung.
    So sollen die Stromleitungen mit 220.000 Volt auf Leitungen mit einer Kapazität von 380.000 Volt umgestellt werden.
    Dieser Umbau kostet zwar anfänglich weitaus mehr als die Kapazität schwächeren Leitungen, bringen aber für die Zukunft spürbare Kostenersparnisse im Stromtransport.
    Hauptstufe des Stromnetzausbaues wird die sogenannte Ardlbergleitung sein, die die Stromversorgung des westlichsten Bundeslandes sichern soll.
    Außerdem wird das Leitungsnetz vom Speicherkraftwerk Malta, in das ebenfalls Millionenbeträge investiert werden, auf die 380.000 Volt Spannungsstufe ausgebaut.
    Weitere Großprojekte der Elektrizitätswirtschaft ist der Ausbau des Stromverkehrs über das Ausland.
    Eine der Hochleistungsstromleitungen wird von Westtirol über Italien in die Schweiz führen.
    Aber nicht nur die Investitionen, die unbedingt deshalb getätigt werden müssen, damit die Stromversorgung in Österreich auch weiterhin aufrechterhalten bleibt, bereiten den Verantwortlichen in der Elektrizitätswirtschaft Kopfzerbrechen.
    Österreich deckt einen Großteil seines Bedarfes an elektrischem Strom aus Flusswasserkraftwerken.
    Da 1976 in Österreich eine Trockenheit wie schon lange nicht mehr geherrscht hat, musste die fehlende Strommenge in Dampfkraftwerken erzeugt werden.
    Da diese aber nicht ausreichen, waren außerdem Importe notwendig.
    War bereits im Sommer die Situation der Stromversorgung prekär, so wird für den Winter die Verbrauchsspitze an Strombedarf erwartet.
    Was wiederum bedeutet verstärkten Einsatz der Dampfkraftwerke und teure Importe.
    Im Jahr 1975 brachte die Elektrizitätswirtschaft Investitionen im Gesamtausmaß von 8 Milliarden Schilling auf.
    Für heuer ist ein Investitionsumfang von 8,1 Milliarden Schilling vorgesehen.
    Ob die Investitionen auch im kommenden Jahr durchgeführt werden können, wird letztlich vom Strompreis abhängen.
    Zwar sind die Verhandlungspartner heute auseinandergegangen, ohne einen weiteren Termin zu vereinbaren, in einem sind sie sich jedoch einig.
    Der neue Strompreis soll nun tatsächlich mit 1.
    Jänner kommenden Jahres feststehen.
    Es berichtete Michael Kerbler.
    Die Paritätische Kommission hat in der vergangenen Woche die Lohnverhandlungen für die etwa 340.000 Angestellten und Arbeiter des Handels freigegeben.
    In Kraft treten soll der neue Kollektivvertrag im Jänner 1977.
    Vertreter des Lebensmittelhandels haben angekündigt, sie würden den Kollektivvertrag nur dann unterschreiben, wenn vorher die Handelsspannen der preisgeregelten Waren, also zum Beispiel Brot, Mehl oder Milch, entsprechend angehoben würden.
    Bei den ersten Gesprächen zwischen der Gewerkschaft und Vertretern des Handels Anfang dieser Woche verlangte nun die Gewerkschaft die Zurücknahme dieser Forderung.
    Gleichzeitig wurde eine Frist gesetzt.
    Die Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft ließ diese Frist nun verstreichen und die Gewerkschaft berief daraufhin für heute eine gesamtösterreichische Betriebsrätekonferenz nach Wien ein.
    Matthäus Katinger berichtet.
    Die Lohn- und Gehaltsverhandlungen für die etwa 340.000 Handelsangestellten dürften nun endgültig in einer Sackgasse angelangt sein.
    Die Gewerkschaft der Handelsangestellten beschloss heute Vormittag in einer gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz Kampfmaßnahmen, falls der Lebensmittelhandel nicht die Forderung zurücknehme, die Unterzeichnung des Kollektivvertrages von der Erhöhung der Handelsspannen für preisgeregelte Waren abhängig zu machen.
    Dazu der leitende Sekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten Robert Freitag,
    Bei dieser heutigen Betriebsrätekonferenz im Wiener Bereich, an der rund 700 Betriebsräte teilgenommen haben, wurde beschlossen, zunächst einmal in den einzelnen Betrieben, und zwar in der gesamten Handelsbranche, Betriebsversammlungen abzuhalten.
    Diese Betriebsversammlungen werden bis in die Arbeitszeit hineinreichen.
    und sollen über die weitere Vorgangsweise Beschlüsse fassen.
    Wir stellen uns das so vor, dass in Urabstimmungen darüber entschieden wird, ob am 26. oder am 27.
    November
    ein Warenstreik ins Auge gefasst wird, wenn die Unternehmer nicht von ihrer Haltung abgehen und den Lebensmittelhandel so wie alle andere Branchen des Handels bei den Kollektivvertragsverhandlungen vorbehaltslos berücksichtigen.
    Die Diskussionsbeiträge zeigten, dass einander die radikaleren Betriebsräte, die sofortige Streikaktionen verlangen und die eher gemäßigten, die den Streik als allerletztes Mittel sehen, die Waage hielten.
    Trotzdem nimmt der für den ersten langen Weihnachtssamstag in der kommenden Woche angedrohte Streik immer greifbare Reformen an.
    Freitag
    Weitere Verhandlungen wird es nur dann geben, wenn sich die Unternehmer eben bereit erklären, ohne das Junkteam auf der einen Seite Preiserhöhung, auf der anderen Seite Gehaltserhöhung wegzunehmen.
    Der Ball liegt auf jeden Fall bei den Unternehmern.
    Die Paritätische Kommission hat unsere Forderung ohne irgendeine Auflage freigegeben.
    Die Arbeitgeber erinnern immer wieder daran, dass es gerade die preisgeregelten Waren seien, die zu der zunehmenden Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Lebensmittelhändler geführt hätten.
    Denn die durchschnittlichen Kosten für Personal und Miete würden bei den sozial kalkulierten Artikeln 20,4 Prozent betragen, die Handelsspanne sei jedoch nur etwas mehr als 10 Prozent.
    Der Syndikus der Sektion Handel in der Bundeswirtschaftskammer, Stefan Kloss, beruft sich auf ein Vermittlungsangebot des Handelsministers.
    Handelsminister Staribacher hat unseren Herren, die bei dieser Besprechung anwesend waren, zugesichert.
    Er würde mit den Herren der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft die Situation besprechen und hat uns eine Antwort bis gestern Mittag zugesichert und ist mit dieser Antwort zurzeit bereits fast 24 Stunden in Verzug.
    Die Drohung der Gewerkschaft am 26. oder 27.
    November zu streiken, sieht Kloss so.
    Die Verhandlungen sind nicht von uns abgebrochen worden, sondern von der Gewerkschaft.
    Wir haben der Gewerkschaft angeboten, eine Fortsetzung der Verhandlungen für Montag 14 Uhr.
    Und wir halten die allfälligen Streikbeschlüsse für außerordentlich problematisch und für eine echte Gefahr des Arbeitsfriedens und der Sozialpartnerschaft, nachdem ja der Angestelltenvertrag noch immer in Kraft ist.
    Fast an den Rand gerückt sind die Forderungen der Arbeitnehmer bzw.
    die Vorstellungen der Arbeitgeber für den neuen Kollektivvertrag.
    Ursprünglich wollten die Handelsangestellten eine allgemeine Erhöhung aller Löhne und Gehälter um 200 Schilling, dazu dann weitere 8%.
    Der Handel bot zunächst 5%, erhöhte dann auf 6%.
    Die Gewerkschaften erklärten sich bereit, nur auf einer Anhebung des Sockelbetrages um 135 Schilling zu bestehen.
    Nimmt man jedenfalls die Standpunkte der beiden Fronten als so fest an, wie sie vertreten werden, dann dürfte es am kommenden ersten langen Weihnachtseinkaufswochenende zum angedrohten Streik der Angestellten kommen.
    Über die Kampfmaßnahmen der Handelsangestellten berichtete Matthäus Katinger.
    Die SPÖ-nahe Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft hat zwischen dem 5. und dem 21.
    September eine gesamtösterreichische repräsentative Umfrage über das Verhältnis der Österreicher zu den im Lande lebenden Minderheiten durchgeführt.
    Die Umfrage war bereits die zweite im heuligen Jahr zum Thema Minderheiten.
    Im Mai hatten sich 42% der Befragten, also fast die Hälfte, dafür ausgesprochen, es wäre besser, wenn es in Österreich keine Minderheiten gäbe.
    Aus dieser Antwort leitete damals die Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft den Schluss ab, der Österreicher habe wenig Verständnis für seine Minderheiten.
    Über die Ergebnisse der neuen Untersuchung berichtet jetzt Johannes Fischer.
    Nur wenige Wochen vor der geheimen Sprachenermittlung in ganz Österreich waren also die Interviewer der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft ausgezogen, um die repräsentative Meinung von 1700 Österreichern über heimische Minderheiten zu erforschen.
    Was sich allerdings schon bei einer ähnlich gelagerten Umfrage desselben Institutes im Mai herauskristallisiert hatte, glaubt der Sprecher der Studiengesellschaft, Albrecht Koneczny, auch diesmal herausdestillieren zu können.
    Die Österreicher, so Koneczny wörtlich, hätten ein begrenztes Verständnis für ihre im Land lebenden Minderheiten.
    Innerhalb der Bevölkerung gäbe es ein deutliches minderheitenbewusstes Gefälle zwischen jüngeren und besser ausgebildeten Personen und älteren Mitbürgern.
    In Kärnten, dem Land mit den größten Minderheitenproblemen, seien diese Strukturen noch viel deutlicher ausgeprägt, meint Koneczny.
    Hier gäbe es in manchen Fällen bei den Fragen der toleranten oder intoleranten Haltung gegenüber Minderheiten eine echte Polarisierung.
    So geben beispielsweise im gesamtösterreichischen Durchschnitt etwa gleich viel Befragte, nämlich 12 Prozent, sowohl dem deutsch- und national eingestellten Kärntner Heimatdienst als auch den Slowenern die Schuld am Minderheitenproblem und an der außenpolitisch heiklen Situation zwischen Österreich und Jugoslawien.
    Während in Kärnten selbst die Jugend um 20 Jahre herum und die Gruppe der Akademiker bereits zu 15 Prozent den Heimatdienst für die Situation verantwortlich machen und aus dieser Bevölkerungsschichte nur 5 Prozent die Slowenern als Verursacher des Problems markieren.
    Zu einem großen Prozentsatz aber finden Herr und Frau Österreicher, dass Minderheiten hierzulande richtig behandelt werden.
    Mehr als 60 Prozent traten der Auffassung entgegen, wonach Österreich seine Minderheiten schlecht behandle.
    Jeder fünfte Befragte allerdings wollte entsprechenden jugoslawischen Angriffen zumindest teilweise Recht geben.
    13 Prozent wussten auf diese Frage allerdings keine Antwort.
    Fast die Hälfte der befragten Personen waren sich aber darüber einig, dass die Kärntner Probleme erst so richtig zu Konfliktzonen durch kleine Minderheiten von Unruhestiftern gerieten.
    Wobei das zweite Bundesland, das Minderheiten beherbergt, das Bundes-, das Burgenland, von keinem der Befragten als Problemzone zwischen Mehrheits- und Minderheitsvolk ausgemacht werden konnte.
    Praktisch jeder zweite Österreicher ist außerdem davon überzeugt, dass die slowenische Minderheit in Kärnten keinen wie immer gearteten Grund zur Unzufriedenheit habe.
    Nur sieben Prozent der Befragten wollten der slowenischen Volksgruppe Grund zum Unmut konzidieren.
    Dass ein Minderheitenproblem allerdings existiert, davon scheint jeder zweite Österreicher überzeugt zu sein.
    Denn mehr als 50 Prozent der Befragten waren der Auffassung, dass nur eine gemeinsame Drei-Parteien-Lösung zu einem befriedigenden Ergebnis werde führen können.
    Sechs Prozent der Österreicher wollten allerdings von einem Problem an sich überhaupt nichts wissen.
    Wobei Anhänger der Freiheitlichen Partei dieser Meinung noch am stärksten zustimmten.
    Denn jeder dritte FPÖ-Sympathisant schloss sich dieser Auffassung an.
    Vor der Sprachenerhebung war schließlich auch noch die Frage nach den möglichen Weiterentwicklungen der Minderheitenprobleme interessant für die Interviewer der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft.
    Jeder dritte Österreicher befürchtete demnach außenpolitische Verwicklungen.
    Ebenfalls rund 30 Prozent tippten mit Befürchtungen nicht ganz daneben, dass es zu Sprengstoffanschlägen und Schmieraktionen kommen werde.
    Sechs Prozent vermeinten sogar, Österreich werde in kriegerische Handlungen verwickelt werden können.
    Sprecher Albrecht Koneczny, im sozusagen Privatberuf Vorsitzender der jungen Generation der SPÖ zusammenfassend, ein großer Teil der Bevölkerung habe im Zusammenhang mit den Minderheitenfragen Angst vor einer Ausweitung der Konflikte.
    Begrenztes Verständnis der Österreicher für Minderheiten.
    Johannes Fischer fasst eine Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft zusammen.
    Morgen beginnt in Eisenstadt der gesamtösterreichische Ärztekammertag.
    Der Schwerpunkt der Beratungen, die für zwei Tage anberaumt sind, liegt auf Gebieten, die nicht so sehr die Standespolitik der Ärzte betreffen, sondern aktuelle gesundheitspolitische Fragen, wie zum Beispiel die Spitälerfinanzierung oder mögliche Kosteneinsparungen im Krankenhauswesen.
    Hören Sie nun das folgende Interview von Markus Sommersacher mit Kammerpräsident Dr. Richard Piatti.
    Herr Präsident Dr. Piatti, eines der Hauptthemen des diesjährigen Ärztekammer-Tages ist auch die Frage der Spitälerfinanzierung.
    Welche Stellung nimmt in dieser Frage die österreichische Ärztekammer ein?
    Die Österreichische Ärztekammer kann zu dieser Frage ja nur im Sinne der gesetzlichen Beratungsmöglichkeit auftreten, da wir unmittelbar einen Einfluss auf die Finanzierung nicht haben.
    Wir sind dafür, dass die Finanzierung in einem Konzept abgewickelt wird, das nicht nur die Krankenhäuser beinhaltet, sondern das gesamte medizinische Versorgungssystem, also auch das der freien Praxis,
    inkludieren muss, kommt es nämlich, solche Versuche soll es angeblich geben, zur Tendenz, dass man Kosteneinsparungen in der freien Praxis durchführen möchte, führt das zwangsläufig zu einer Kostenverteuerung im Krankenhausbereich, weil zwangsläufig dann eben gewisses Versorgungsbedürfnis nicht mehr in der freien Praxis befriedigt werden kann und sich dann das Krankenhaus verlagert.
    Umgekehrt, glaube ich, ist die beste, rationelle Finanzierung des Krankenhauses der Weg, dass man das Krankenhaus von Aufgaben befreit, die nicht zu den ureigensten Aufgaben gehören und hier die Struktur der freien Praxis stärkt.
    Das heißt, der freien Praxis, dem niedergelassenen Arzt die Möglichkeit gibt, ärztliche Versorgungsbereiche ausüben und ausfüllen zu können, die heute fälschlicherweise im Krankenhaus durchgeführt werden.
    Wo liegt nun Ihrer Ansicht nach der Schlüssel zum ganzen Problem?
    Wo sollte eingehakt werden für eine Lösung des Problems?
    Der Schlüssel dieses Problems liegt, dass man davon ausgeht, dass unser Gesundheitssystem ein gegliedertes sein muss.
    Das heißt, es gibt verschiedene Funktionsbereiche.
    Jeder Bereich sollte seine Funktion ausfüllen und es wäre sinnlos, wenn es, wie es jetzt oft geschieht, zu doppelte Leisigkeiten kommt oder zu Nebenentwicklungen.
    Ich möchte da zum Beispiel ein Beispiel bringen.
    Sie wissen, dass beim Krankenversicherungsträger heute die Tendenz sehr stark ist, Zahnambulatoren oder überhaupt Ambulatoren zu errichten.
    Wir nehmen dagegen Stellung.
    Viele meinen, wir machen das aus reiner interessenbedingter Haltung heraus.
    Das stimmt bitte nicht.
    Wir sind Anhänger eines funktionsgegliederten Systems.
    Das heißt, das, was ein niedergelassener Arzt in seiner Funktion ausfüllen kann,
    Das, was ein Zahnarzt sowieso ausfüllen kann in seiner Praxis, bedarf keiner zusätzlichen Konkurrenzergänzung in dem Sinne eines Ambulatoriums, sondern der Krankenversicherungsträger sollte sich konzentrieren auf Projekte, die in ihrem fachlichen Umfang oder auch in ihrem Finanzierungsaufwand vom niedergelassenen Arzt allein nicht mehr verkraftet werden können.
    Wie sieht es aus mit der Frage der ärztlichen Versorgung, Altersversorgung?
    Es war ja ursprünglich der Plan, die Ärzte in der Gruppe der freien Berufe in die 32.
    SVG Novelle einzubauen.
    Dieser Plan ist dann fallen gelassen.
    Wie sieht es derzeit aus?
    Es hat sich in der Diskussion gezeigt, dass anscheinend die Probleme auch in ihrer Quantität so groß sind, dass der vorhandene und zur Verfügung stehende Zeitraum nicht mehr ausreicht, innerhalb des Sozialausschusses diese Probleme durchdiskutieren zu können.
    Es sind alle drei Parteien im Parlament,
    zur Auffassung gelangt, dass man die Frage der Sozialversicherung der freien Berufe als Ganzes sehen sollte, also nicht nur eines Standes, als Ganzes sehen sollte und dass diese Lösung in der nächsten, also in der 33.
    ASVG-Novelle oder in der 25.
    GSBVG-Novelle gefunden werden soll.
    Man hat uns auch zugesichert, dass diesbezügliche konkrete meritorische Verhandlungen in aller nächster Zeit aufgenommen werden.
    Mit Ärztekammerpräsident Dr. Richard Piatti sprach Markus Sommersacher und wir setzen jetzt fort mit der Inlandspresse-Schau.
    Eugen Freund hat die Auszüge aus den innenpolitischen Leitartikeln ausgewählt.
    Mehrere Zeitungen befassen sich heute mit der Freilassung jenes Kärntners, der am 13.
    November in Jugoslawien festgenommen wurde, weil er ein Flugblatt des Kärntner Heimatdienstes mit im Auto geführt hatte.
    Der junge Magistratsbedienstete wurde von einem Schnellgericht zu 30 Tagen Haft verurteilt.
    Im Zentralorgan der Regierungspartei der Arbeiterzeitung geht Hans Besenböck der Frage nach, ob die Verhaftung als Racheakt der Jugoslawen zu verstehen sei.
    Dazu die Antwort der Arbeiterzeitung.
    Jugoslawien hat mit seiner Entscheidung, den jungen Mann freizulassen, solchen Verdacht zwar nicht ausgeräumt, aber der Vernunft eine Gasse gebahnt.
    Ein durch nichts gerechtfertigtes Urteil wird nicht vollzogen.
    In der Tat hätte die weitere Inhaftierung des Kärntners das verbesserte Gesprächsklima mit den Minderheiten in Österreich, an dem auch Jugoslawien interessiert ist, sehr belastet.
    Denn das Urteil war Wasser auf den Mühlen jener, die glauben, den slowenisch sprechenden Österreichern misstrauen zu müssen, weil ihre Sprache auch in Jugoslawien gesprochen wird, meint Hans Wesenberg in der AZ.
    In den Salzburger Nachrichten bringt Gerhard Steininger die Entlassung des Österreichers und die Sprachenzählung in Kärnten in einen Zusammenhang.
    Steininger schreibt,
    Die versöhnlichen Gästen und Worte sind ein Vertrauensvorschuss.
    Nach jugoslawischer Auffassung und viele in Österreich stimmen dem zu, ist der Versuch der Zählung fehlgeschlagen.
    Man muss also wieder verhandeln und dazu ist ein gutes Klima vonnöten.
    Dem will Jugoslawien nicht im Wege stehen.
    Abschließend schreibt Steininger, in der Tat liegt alle Verantwortung dafür, dass die Chance eines neuen Beginns jetzt genützt wird, bei den legitimierten Kräften der Mehrheit und den Vertretern der Slowenen.
    Die Zählung war ein Irrweg.
    Verhandlungen hingegen sind ein Weg, wie es sich im Sommer gezeigt hatte.
    Schließlich noch ein Auszug im Kurier zum selben Thema, wobei hier der Autor noch auf einen Artikel im jugoslawischen KP-Organ BORBA eingeht, wonach es keinen Grund gebe, warum Österreich und Jugoslawien nicht gut miteinander auskommen könnten.
    Der Autor schreibt hier unter Anspielung auf die Freilassung des inhaftierten Kärntners, die nach diplomatischer Intervention erfolgt ist,
    Trotzdem könnte der Ballhausplatz noch ein Übriges tun und den jugoslawischen Grenzposten vorsorglich ein Abonnement der Borba stiften.
    Das sollen uns die guten Beziehungen wert sein.
    Mit einem ganz anderen Thema befasst sich Georg Nowotny in der Neuen Kronenzeitung.
    Der Autor geht auf die Möglichkeit ein, dass die von der Versicherungswirtschaft diskutierte Schalterpolizei nun doch nicht kommen wird.
    Diese Schalterpolizei hätte eine siebenprozentige Ersparnis der Provision mit sich gebracht.
    Die Argumente aus dem Versicherungsverband hätten gelautet, schreibt Novotny, es wolle sie eigentlich niemand zurecht.
    Nobody wörtlich?
    Niemand, darunter versteht man wohl die Autofahrer, die alles immer nur bezahlen sollen.
    Wer fragt denn einmal die Kraftfahrer, also die Versicherungsnehmer, was sie wollen?
    Ob ihnen ein Service wie bisher oder aber weniger Dienstleistung und dafür um eine um sieben Prozent ermäßigte Prämie lieber wäre?
    dass man die Inlandspresse schaut.
    Der sogenannte Bauring-Prozess um die Verluste der ehemals größten Baufirma Österreichs wurde heute im Wiener Landesgericht fortgesetzt.
    Am neunten Tag der Verhandlung war vor allem die Liste der geladenen Zeugen von großem Interesse.
    Neben dem Bauunternehmer Franz Martinuzzi waren der Wiener SPÖ-Stadtrat Peter Schieder und der zweite Präsident des Wiener Landtags Schweda geladen.
    Über den Prozessverlauf berichtet jetzt Wilfried Seifert.
    Wieder Wende im Bauring-Prozess.
    Nach etwa einer Woche Diskussionen über die Vorgänge bei den Bauprojekten des Bauringes in Saudi-Arabien, Vorgänge, die von Verteidiger Dr. Schachter übrigens einmal als Geschichten aus Tausend und einer Nacht bezeichnet wurden, nach dieser Woche Saudi-Arabien also wieder zurück zu den Vorgängen auf Wiener Boden.
    Zur Verhandlung kamen von der Anklagebehörde inkriminierte Geschäfte der ehemaligen Bauring-Direktoren Wawrowetz und Zöllner mit dem Wiener Bauunternehmer Franz Martinuzzi, in den Tageszeitungen gern als roter Baulöwe bezeichnet.
    Konkret geht es um knapp 30 Millionen Schilling an Krediten für die beiden Firmen Martinuzzis, Helios und Wohnkomfort, für die der Bauring die Bürgschaft übernommen hatte.
    Nach Meinung der Anklage war die Direktorin dazu erstens nicht berechtigt ohne Genehmigung des Aufsichtsrates und zweitens habe es für die Bürgschaften in Millionenhöhe keine ausreichenden Sicherheiten in Form von Grundstücken oder Firmenkapital gegeben.
    Die Verantwortung der Angeklagten Wawrowetz und Zöllner für offizielle Genehmigungen durch den Aufsichtsrat sei die Zeit zu knapp gewesen.
    Sie hätten es aber in keinem Fall verabsäumt, den Aufsichtsratsvorsitzenden, den immer wieder genannten Klubobmann der Wiener SPÖ, Suttner, zu verständigen und auch um Genehmigung zu bitten.
    Meistens telefonisch.
    Das Argument des Zeitmangels wurde von dem als Zeugen einvernommenen Martinuzzi heute eher erschüttert.
    Er gab auf eine diesbezügliche Frage an, es habe niemals drängende Gläubiger gegeben.
    Die meisten Kreditvergaben hätten aus banktechnischen Gründen 14 Tage oder sogar drei Wochen gedauert.
    Was hingegen die Sicherheit betreffe, meinte Martinuzzi, die Bürgschaftssumme habe lediglich fünf Prozent der Rahmenvertragssumme erreicht.
    Ein Risiko, das durchaus zu tragen und zu übernehmen sei und das auch jede andere Baufirma bei Geschäften dieser Größenordnung mit Handkurs übernommen hätte.
    Insgesamt sollte nämlich der Bauring im Auftrag Martinuzzis Projekte im Wert von mehr als einer halben Milliarde Schilling errichten.
    Gegen beide Firmen des Bauunternehmers läuft im Übrigen ein vom Bauring ursächlich ausgelöstes Ausgleichsverfahren.
    Gegen Martinuzzi selbst wurde eine Vorerhebung wegen fahrlässiger Krieder angestrengt.
    Beides, so sagt Martinuzzi, beides wäre nie eingetreten, wenn die neuen Bauring-Direktoren
    die Ende 1973 anstelle von Wawrowetz und Zöllner eingesetzt wurden, treu zu den Verpflichtungen des Baurings gestanden hätten.
    Man hätte in aller Ruhe alle diese Projekte durchführen und auch verkaufen können, auch wenn damals schon Schwierigkeiten im Kontakt zu den Banken aufgetreten seien, weil der Bauring immer öfter Gegenstand kritischer Zeitungsartikel gewesen sei.
    Soweit Aussagen des Franz Martinuzzi, gelernter Industriekaufmann, ausgebildeter Kindergärtner, gewesener Gezirkssekretär der SPÖ Otterkring, gewesener Geschäftsführer in der Firma Sozialbau.
    Vor ihm wurde der zweite Wiener Landtagspräsident Otto Schweda einvernommen.
    Er ist im Zusammenhang mit dem Bauring einer der wichtigsten Männer.
    Er war es, der bis 1973 als Finanzstadtrat der Gemeinde Wien und damit als Vertreter des Hauptgesellschaftes der Gemeinde Wien fungierte.
    Er war es, der das umstrittene Auslandsbauverbot für den Bauring aussprach, was nach seiner Darstellung zu einer Reduzierung der Verluste des Baurings in Saudi-Arabien führte, nach Darstellung der Angeklagten die Verluste aber überhaupt erst auslöste.
    Auch er zeigte sich allerdings uninformiert über die inkriminierten Bürgschaften.
    Auch Schweda gab an, über die tatsächliche Situation in Saudi-Arabien nie unterrichtet worden zu sein.
    Detail am Rande.
    Das Verbot, weitere Aufträge im Ausland anzunehmen, das vorher angesprochene Auslandsbauverbot, wurde in keinem Gremium gesprochen, weder im Aufsichtsrat noch in der Generalversammlung der Gesellschaft.
    Soweit mein Bericht vom heutigen Bauring-Prozesstag und damit zurück ins Funkhaus.
    Berichterstatter war Wilfried Seifert.
    Es ist jetzt in einer halben Minute 12.37 Uhr.
    Die Ausbürgerung des Dichters Wolf Biermann durch die Behörden der Deutschen Demokratischen Republik hat eine Wirkung gehabt, die den Apparatschicks der SED sicherlich nicht erwartet haben.
    Wie Biermanns engster Freund, der Physiker und Systemkritiker Professor Robert Havemann, gestern in einem Telefoninterview im Abendjournal erklärte, sei Biermann in der DDR durch die Vorgänge um seine Person so populär wie nie zuvor.
    Havemann kündigte auch rechtliche Schritte gegen die Ausbürgerung an.
    Biermann selbst, den der Bescheid der DDR-Behörden in Köln erreichte, will erst morgen in einer Pressekonferenz Stellung nehmen.
    Gestern haben aber bereits einige der bekanntesten Künstler der DDR eindeutig Stellung bezogen.
    Gegen das Regime und für Wolf Biermann.
    Aus Ost-Berlin berichtet Wolfgang Nette.
    In seinem Buch »Die Partei hat immer Recht« schreibt der DDR-Autor Karl Jakob Tanzinger.
    »Ich wollte nur den Sozialismus geistvoller und menschlicher.
    Nur.«
    Es ist Selbstmord, das zu wollen."
    Ende des Zitats.
    Wolf Biermann hat sich während seines über 10-jährigen Auftrittsverbots in der DDR zumindest nach außen hin von solcher Melancholie nicht steuern lassen.
    Er glaubt unbeirrt daran, dass die ihn vom Prinzip befürwortete Gesellschaftsordnung auch durch Kritik zu verbessern sei.
    Die Parteioberen indes denken anders.
    Biermanns Attacken gegen die Politbüromitglieder Ferner oder Sindermann beispielsweise führten dazu, dass der von Biermann als blind bezeichnete einzige Ministerpräsident Sindermann nun mit zurückschlug.
    Gegen den zum Nachteil der DDR angerichteten Schaden durch die Ausweisung haben mittlerweile 13 renommierte DDR-Künstler bei der Parteiführung protestiert,
    unter anderem der Nationalpreisträger und Bildhauer Fritz Krämer und Christa Wolf, Autorin des auch im Westen bekannten Buches Der geteilte Himmel.
    Diese bisher einmalige Solidarisierung mit einem des Landes verwiesenen DDR-Bürger müssten der Parteiführung eigentlich klar machen, dass ihre schnöde Selbstherrlichkeit selbst bei solchen Literaten auf mutigen Widerstand stößt, die ähnlich wie Biermann grundsätzlich
    der sozialistischen Sache verbunden sind.
    Bezeichnenderweise wird aber der Protest der 13 heute nicht veröffentlicht, stattdessen ein gegen Biermann gerichteter Artikel der bundesrepublikanischen kommunistischen Parteizeitung UZ.
    Die Parteispitze scheint sich ähnlich stark zu fühlen wie Herkules mit seiner Keule.
    Scheint.
    Der Rundumschlag gegen Biermann zeugt in Wahrheit von erheblicher Unsicherheit.
    Die bereits vor Tagen mir gegenüber angedeutete Möglichkeit einer bevorstehenden Ausweisung von Wolf Biermann passt genau in die unruhige politische DDR-Landschaft der letzten Wochen, die von folgenden Reizworten gekennzeichnet ist.
    Eurokommunismus, Schlussakte von Helsinki und Nachfolgekonferenz in Belgrad, Auswanderungsbegehren, Bürgerkomitees, wirtschaftliche Schwierigkeiten, Missmanagement oder Lebenspessimismus.
    Wolf Biermann hat ein untrügliches Gefühl für solche Stimmungen, setzte sie in Verse und Lieder um.
    Seine Ausweisung signalisiert das verstärkte Wiederaufleben jener SED-Doktrin, die sich Abgrenzungsstrategie nennt.
    Nach innen siehe Biermann als Erstem und nach außen gegenüber dem Westen.
    Oder, um mit Biermann selbst zu sprechen, ach Sindermann, du Blindermann, du richtest nur noch Schaden an.
    Aus Ostberlin berichtete Wolfgang Nette.
    Im Spanischen Parlament in den Cortes geht voraussichtlich heute eine Debatte zu Ende, die weitreichende Bedeutung für die Zukunft Spaniens hat.
    Die Frage, die an die nicht gewählten Abgeordneten des Scheinparlaments gerichtet wird, ist die Frage nach der geplanten Verfassungsreform der Regierung Suárez.
    Diese Verfassungsreform sieht die Umwandlung Spaniens in eine parlamentarische Demokratie vor, mit zugelassenen Parteien und freien Wahlen nach dem Verhältniswahlrecht.
    Die Cortes müssen daher über ihre eigene Existenz entscheiden, denn ein Ständeparlament dieser Art wird es nach der Verfassungsreform nicht mehr geben.
    Bis jetzt erwartete man eine Mehrheit für die Reform, denn die Zahl der Altfrankisten ist vergleichsweise gering.
    Aber der bisherige Verlauf der Debatte könnte solche Erwartungen enttäuschen, berichtet Robert Gerhardt aus Madrid.
    Das Reformprogramm der Regierung gerät in Gefahr.
    In den Cortes, dem spanischen Ständeparlament, wo heute der dritte Tag der Debatten begann, haben sich inzwischen zwei eindeutige Fronten gebildet.
    Das Regierungslager steht gegen den Block der Alianza Popular, der Volksallianz, mit Fraga Iribarne, Lopez Bravo und anderen Ex-Ministern-Francos an der Spitze.
    Wahlen wollen sie inzwischen fast alle.
    Doch der erbitterte Streit geht jetzt um das System.
    Entweder Mehrheit oder Verhältniswahl für die Zusammensetzung des neuen Parlaments in Madrid.
    Die Männer der Volksallianz sind kompromisslos für das Mehrheitswahlrecht.
    Das Land lässt sich besser regieren.
    Es kommt nicht zur Aufsplitterung in unzählige politische Gruppen.
    Und die Gefahr ist gebannt, dass sich Volksfronten bilden, was die Kommunisten immer wieder anstreben.
    Die Volksallianz von Frager und Kollegen, die eine geschlossene Gruppe von mindestens 100 Personen, der insgesamt 530 Abgeordneten hinter sich haben, droht mit Stimmenthaltung, wenn ihr Wunsch nicht erfüllt wird.
    Die Regierung gerät in Verlegenheit.
    für das Parlament das Verhältniswahlrecht, weil sie meint, dass damit die verschiedenen politischen Strömungen repräsentiert werden und es nicht zu einer gefährlichen Polarisierung von zwei großen Gruppen kommt.
    Konfessionen hat sie schon bei der Zusammensetzung der Zweiten Kammer, nämlich des Kongresses, gemacht.
    Dort wird nach Mehrheitswahlrecht vorgegangen und damit vielen derzeitigen Repräsentanten des Frankismus die Garantie gegeben, in diesem Gremium vertreten zu sein.
    Jetzt wollen diese aber auch noch, dass die Kortes nach diesem System gewählt werden.
    Sie wissen, warum sie diese Forderung stellen.
    Ihr Einfluss im Land ist noch so groß, dass sie bei den für kommenden Sommer vorgesehenen Wahlen mindestens 50 Prozent der Stimmen hinter sich bringen.
    Damit würde dann das jetzt noch in der Hauptsache von Franco bestimmte Ständeparlament ein aus freien Wahlen hervorgegangenes Parlament von Frankis.
    Für viele noch unentschiedene Abgeordnete ist jetzt das Einschwenken auf die Linie der Volksallianz verführerisch, denn sie kämen auf ihre alten Plätze im Parlament zurück.
    Daher wächst bei der Regierung die Nervosität.
    Ihr Reformprogramm kann an dieser Frage scheitern.
    Die liberale Madrider Morgenpresse spricht heute von einer Offensive gegen die Regierung, von Unruhe und von Misstrauen.
    In einem Kommentar heißt es beispielsweise, ein Torpedo wurde in den Maschinenraum des Reformschiffes geschossen.
    Wird bei der Schlussabstimmung das Mehrheitssystem gebilligt, kontrollieren die Frankisten nach den nächsten Wahlen beide Kammern.
    In Spanien bliebe dann eigentlich alles beim Alten.
    Für heute, in den Abendstunden, ist das Ende der Debatten vorgesehen.
    Dann werden die Würfel fallen.
    Nervosität und Spannung wachsen bis dahin weiter.
    Schon gibt es Meinungen, die den Sturz der Regierung nicht mehr ganz ausschließen.
    Ein ehrgeiziges Projekt, Spanien allmählich zur Demokratie zu führen, wäre damit gescheitert.
    Aus Madrid berichtete Robert Gerhardt.
    Die geplanten Sparmaßnahmen der Regierung Callaghan sind unter schwerstes Feuer der Gewerkschaften geraten.
    Und das ist deshalb für die britische Regierung eine so schwere Belastung, weil die Labour-Partei engste Verbindungen zu den Gewerkschaften hat und viele Abgeordnete die Gewerkschaft über die Partei stellen.
    Einen Höhepunkt der Proteste gab es gestern Nachmittag und abends in London.
    20.000 und nach anderen Meldungen bis zu 60.000 Menschen zogen durch die Stadt zum Trafalgar Square.
    Die triste wirtschaftliche Situation Großbritanniens scheint also immer stärker in eine politische Krise überzugehen.
    Aus London berichtet Heinz Beer an.
    Es ist fast unmöglich, sich ein klares Bild darüber zu machen, wo am meisten Geld gespart werden könnte.
    Man hat gerade das Augenmerk auf die erhöhten Arbeitslosenunterstützungen gerichtet und manche Leute haben behauptet, in gewissen Fällen sei es günstiger, nicht mehr zu arbeiten.
    Andere verweisen darauf, dass der schwindelhafte Bezug solcher Unterstützungsgelder einen nur geringen Prozentsatz der Betroffenen angehe.
    Die Schwierigkeit ist auch, dass Großzügigkeit im Ausgeben von der einen Lokalverwaltung zur anderen schwankt.
    Manche waren schon im letzten Finanzjahr sparsam und werden daher jetzt nicht mehr so viel sparen müssen.
    Ich will sagen, sie werden zum Beispiel ihre Gemeinde steuern, ein Thermometer der Ausgaben nicht so sehr erhöhen müssen wie andere.
    Der Direktor der einen Volksschule mag sich darüber beklagen, dass seine Toiletten ein weiteres Schuljahr lang nicht neu gestrichen werden, weil im Bauprogramm für Schulen Striche gemacht worden sind.
    In anderen Fällen wird berichtet, dass vor kurzem in einer öffentlichen Volksschule durch das ganze Gebäude Teppiche gelegt wurden.
    Eine offensichtliche Verschwendung.
    Die große Schwierigkeit in diesem Land ist einfach das Fehlen jedes Plans, einer einheitlichen Lösung.
    Man fürchtet sich nämlich nicht so sehr wie vor der Reglementierung und zahlt für diese Furcht
    einen hohen Preis.
    Wegen des Fehlens eines durchgehenden Plans werden dann entsetzliche Fehler gemacht.
    Durch die nunmehr angeordnete Schließung zum Beispiel von den meisten der neuen pädagogischen Akademien, die mit Riesenkosten fürstlich ausgestattet worden waren, bis man draufkam, dass die Geburtenzahlen so gesunken sind, dass man nicht mehr so viel Lehrer brauchen wird,
    Zwölf Millionen Pfund werden verloren sein, wenn die Schließung von 30 pädagogischen Akademien, die gerade erst gebaut und eingerichtet wurden, später in diesem Jahr bekannt gegeben wird.
    Manche dieser Gebäude, so fürchtet man, werden überhaupt leer stehen, manche können anderen Zwecken zugeführt werden.
    Es ist klar, dass alle, die im Augenblick dran waren,
    sich dem Lehrberuf zu widmen, in eine revolutionäre Haltung gedrängt werden, weil sie dem Staat vorwerfen, er hätte voraussehen müssen, dass man bald keine Lehrer mehr brauchen wird.
    Eine geniale Lösung, wie die in Wien Ende der 20er Jahre, als man einfach die Zahl der Schüler in einer Schulklasse reduzierte und dadurch keine Lehrer abgebaut werden mussten, eine solche Maßnahme ist im gegenwärtigen Augenblick von der britischen Regierung nicht zu erwarten, denn sie muss ja wirklich endlich sparen.
    Einsparungen bei Lokalverwaltungen bedeuten, dass die Regierung ihre Subventionen reduziert, was meistens bedeutet, dass Gemeinden entweder ihre Dienste reduzieren oder aber höhere Gemeindesteuern einheben müssen.
    Mittlerweile versucht die Regierung, Härten zu bekämpfen.
    Zum Beispiel erfahren wir heute, dass ein Viertel der Stromrechnungen von beinahe vier Millionen
    armer Familien und Altersrentner im Februar, März und April nächsten Jahres von der Regierung beglichen werden werden.
    Ein Brotpreisstopp bis Ende des Jahres wurde gestern bekannt gegeben.
    In der Wiener Staatsoper findet gerade jetzt die Generalprobe zur Oper Ariadne auf Naxos von Richard Strauss statt.
    Die Premiere ist am kommenden Samstag.
    Es ist nach der Neueinstudierung der Arabella und der Ersterführung der Trojaner die dritte Premiere der Direktion Seefellner.
    Hören Sie Volkmar Paschalk.
    Zum Jubiläum des Grazer Schauspielhauses im September dieses Jahres war die Oper Ariadne auf Naxos in ihrer ursprünglichen Fassung zu sehen.
    Hugo von Hofmannsthal hatte dem Komponisten Richard Strauss vorgeschlagen, einer Bearbeitung von Molières' Komödie der Bürger als Edelmann statt des türkischen Paletts am Schluss die burlesque-lyrische Oper Ariadne auf Naxos anzuhängen, die durch eine Dialogszene mit dem vorhergehenden verbunden wurde.
    Die Uraufführung dieser Originalfassung fand im kleinen Haus des Stuttgarter Hoftheaters 1912 statt, wobei Maria Jerica mitwirkte.
    Die große Länge dieser Fassung und die gleichzeitige Verwendung eines Schauspiel- und Opernensembles erwies sich bald als nicht sehr brauchbar.
    Die Autoren entschlossen sich daher zu einer grundlegenden Umarbeitung, wobei der Oper ein burleskes Vorspiel vorangestellt wurde, das von Hofmannstal im wienerischen Milieu angesiedelt wurde und das von Strauss, der großen Wortverständlichkeit zuliebe, in einem Rezidativstil durchkomponiert wurde.
    Die Uraufführung dieser Fassung in der Wiener Hofoper am 4.
    Oktober 1916 unter Franz Schalk mit Maria Jerica als Ariadne und Selma Kurz als Zerbinetta wurde ein großer Erfolg.
    Wird in der Dichtung dem Pathos der mythologischen Opernhandlung die Ironie eines Tanzspiels gegenübergestellt, versuchte auch Richard Strauss musikalisch diesem Gegensatz auf reizvolle Weise gerecht zu werden.
    Der stoffliche Dualismus wurde von ihm in der Verschiedenartigkeit des Stils sowie der Stimmungs- und Gefühlswelten virtuos dargestellt, sodass viele diese Oper zum schönsten und kunstvollsten des Strauß-Oeuvres rechnen.
    In Wien hat Filippo San Just das Werk inszeniert und auch selbst ausgestattet.
    Lässt ein so genau konzipiertes Werk dem Regisseur überhaupt Freiheiten?
    Ich würde sagen, dass man hat relativ wenig Freiheiten, insofern als Ariadne auf Naxos ein Stück ist, wo beide Autoren sich so viel Mühe gegeben haben, um Anweisungen einerseits ins Buch zu schreiben, die von Richard Strauss dann ziemlich genau in der Partitur musiziert sind, dass man ist auf jeden Fall zu einem bestimmten Stil verbunden, sagen wir, bestimmte Zitaten haben
    einen musikalischen Sinn, wenn man die Inszenierung als Unterstützung der musikalischen Dramaturgie verwenden will.
    Der Stoff des Stückes ist gerade dieser Reiz von, wenn Sie wollen, fast in nobler Sinne, Pastiche, von Zitaten.
    Über die farblichen Wirkungen seiner in einem wienerischen, mariäteresianischen Rahmen gestellten Ausstattung sagt Sanjust,
    Die Musik hat eine sehr noble Kammerwirkung und insofern, als ich meine, wissen Sie, Farbempfindung ist eine höchst persönliche Sache, ich kann nur das sagen, was für mich irgendwie eine Verbindung mit Musik hat.
    Aber die Farben sind im Grunde genommen etwas gedämpfte Farben, ziemlich ruhige, die zu dieser Kammer, dieser Rococo-Kammermusikstimmung passen.
    Zum Beispiel ganz bunte Farben würden meiner Meinung nach nicht sehr gut damit wirken.
    Hervorragend ist die Besetzung der Wiener Aufführung im Mittelpunkt, steht natürlich Karl Böhm, derzeit nicht nur unvergleichlicher Mozart, sondern auch ebenso unvergleichlicher Richard-Strauss-Dirigent.
    Die Ariadne singt Gundula Janowitz.
    Hören Sie sie mit dem Beginn ihrer großen Arie.
    Wo alles rein ist, es hat auch einen Namen.
    Totenreich.
    Hier ist nichts.
    Im Vorspiel steht die Rolle des jungen Komponisten im Mittelpunkt.
    Eine Mozart-nachempfundene Figur, die verkündet, die Musik ist eine heilige Kunst.
    Diese Partie spielt in der Wiener Aufführung Agnes Balzer.
    Ja, es ist eine tolle Rolle und ich bin sehr glücklich, dass ich die Rolle hier an die Premiere singen darf.
    Und natürlich bin ich besonders glücklich, dass ich unter Dr. Böhm das singen darf.
    James King wird den Bachus verkörpern, Walter Perry den Musiklehrer, Editha Gruberowa die Zerbinetta, Perry McDaniel den Harlequin, Kurt Equiluz den Scaramuccio, Manfred Jung wird den Truffaldin und Gerhard Unger den Brigella.
    Ariadneuf Naxos, wieder an der Wiener Staatsoper, es berichtete Volkmar Paschalk.
    Eine Kunstausstellung von außerordentlicher Bedeutung wird heute in der Grafischen Sammlung Albertina in Wien eröffnet.
    In sechs Räumen werden 67 Zeichnungen und Aquarelle aus dem Pariser Louvre-Museum vorgestellt.
    Konrad Sobel sprach darüber mit dem Direktor der Grafischen Sammlung Albertina, Hofrat Dr. Walter Koschatzki.
    Herr Direktor Koschatzky, die Grafische Sammlung Albertina hat im Frühjahr des Vorjahres in Paris ausgestellt.
    Nun gibt es Werke des Pariser Louvre in Wien zu sehen, Handzeichnungen, Aquarelle des 19.
    Jahrhunderts, genau von Ingres bis Cezanne.
    Wie kam es zu diesem kulturellen Austausch zwischen Österreich und Frankreich?
    Wir haben überlegt, ob man nicht einen Ausstellungsaustausch zwischen dem Louvre und der Albertina in Betracht ziehen sollte, auf höchster Ebene einmal.
    Einmal eine Ausstellung, die sich wirklich ohne jede Ausnahme auf allerhöchstem Niveau bewegt, dafür nicht quantitativ allzu groß ist, aber doch eben durch ihren Rang
    außerordentliche Anziehungskraft und auch Informationskraft besitzen sollte.
    Und nun ist also die Gegenausstellung da, die wir uns im Louvre auswählen durften.
    Sie können sich denken, dass wir wirklich das Schönste und Beste der französischen Kunst des 19.
    Jahrhunderts, also rund um den Impressionismus, gewählt haben.
    Warum haben Sie sich gerade diese Periode ausgewählt?
    Erstens ist es überhaupt eine der wichtigsten Kunstperioden der abendländischen Kunstgeschichte.
    Und zweitens ist es naheliegend, dass natürlich das Pariser Kabinett einen unschätzbaren Reichtum in dieser Hinsicht besitzt.
    Und noch niemals überhaupt waren jene Werke, die wir hier zeigen, im Ausland, das heißt also außerhalb Frankreichs zu sehen, sodass wir schon wirklich glauben, eine
    unabschätzbare Rarität hierher gebracht zu haben.
    Was würden Sie sagen, sind die besonderen Anziehungspunkte, Attraktionen dieser Ausstellung?
    Sicherlich einmal der Auftakt mit Dominique Ingres, den wundervollen Bleistiftzeichnungen, die zu den erlesensten der Kunstgeschichte überhaupt zählen.
    Dann natürlich die Gegenüberstellung gleich mit Eugène Delacroix, dem großen Romantiker Frankreichs, dem dynamischen Künstler, der mit herrlichen Blättern im berühmten Löwenkopf etwa vertreten ist.
    Und so geht das dann weiter über die Orientalisten, zu den großen Landschaften, der Schule von Barbizon natürlich, Corot, etwa wundervolle Zeichnungen und auch gewischte Kreideblätter von Corot, die also seine ganze Kunst lesenweise zeigen.
    Daumier, um nur noch den berühmten Namen zu nennen.
    dann weiterhin die großen Symbolisten der französischen Kunst Gustave Moreau vor allem mit drei herrlichen Blättern vertreten Courbet natürlich und dann schließlich und endlich der Höhepunkt der Ausstellung, die Aquarelle jener Gruppe rund um den Impressionismus, also vor allem Boudin, dann der berühmte Pissarro, Renoir, Cezanne schließlich dann also Gauguin, Toulouse-Lautrec
    und den Abschluss der Ausstellung bilden dann Blätter, die wirklich schon den Übergang in das 20.
    Jahrhundert bilden.
    Odilon Rodin, also der Vater des Surrealismus, bis dann Georges Seurat, die beiden letzten Blätter, die also aus dem Neo-Impressionismus heraus zu einer ganz neuen Kunst des 20.
    Jahrhunderts eben geführt haben.
    Das ist der große Überblick.
    Die Ausstellung an der Wiener Albertiner bleibt bis 25.
    Jänner geöffnet.
    Jetzt ist es in zweieinhalb Minuten 13 Uhr.
    Wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Die Vertreter der Elektrizitätswirtschaft und des Handelsministeriums haben sich heute Vormittag nach kurzen Verhandlungen nicht über einen neuen Strompreis einigen können und die Gespräche abgebrochen.
    Vertreter der Elektrizitätswirtschaft erklärten, die Vorschläge des Handelsministeriums seien für sie unannehmbar.
    Einig sind sich beide Seiten nur über das Inkrafttreten des neuen Strompreises, der 1.
    Jänner kommenden Jahres.
    56% der Österreicher sind der Ansicht, dass die slowenischen Minderheiten in Kärnten keinen Grund zur Unzufriedenheit hätten.
    Das geht aus einer Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft hervor, die vor der geheimen Sprachenermittlung abgeschlossen wurde.
    Nach dieser Studie glaubt jeder zweite Österreicher, dass nur alle Parteien gemeinsam das Slowenenproblem lösen könnten.
    Die Gewerkschaft der Handelsangestellten hat heute in einer gesamtösterreichischen Betriebsrätekonferenz in Wien Kampfmaßnahmen für den Fall beschlossen, dass der Lebensmittelhandel seine Forderung nicht zurücknehme, die Unterzeichnung des neuen Kollektivvertrages von der Erhöhung der Handelsspannen für preisgeregelte Waren, wie z.B.
    Milch, Mehl und Butter, abhängig zu machen.
    In den Betrieben sollen zunächst Urabstimmungen durchgeführt werden.
    Ärztekammerpräsident Piatti hat heute in einem ORF-Interview die Meinung vertreten, die Lösung des Problems der Krankenhausfinanzierung müsste innerhalb eines Konzeptes gefunden werden, in das nicht nur die Spitäler, sondern das gesamte medizinische Versorgungssystem einschließlich der freien Arztpraxen einbezogen werde.
    Der Versuch, Kosten etwa nur bei den freien Praxen zu sparen, würde unweigerlich dazu führen, meinte Piatti, dass die Ausgaben bei den Krankenhäusern größer würden.
    Und noch ganz kurz ein Programmhinweis.
    Krebs, das tödliche Tabu, nicht am Krebs, an der Krebsangst sterben die meisten, ist das Thema der heutigen Sendung im Brennpunkt.
    Sie hören diese Sendung um 21.15 Uhr im Programm Österreich 1 und wir wiederholen sie.
    Am Samstag um 9 Uhr im Programm Österreich Regional.
    Also Krebs, das tödliche Tabu, heute 21.15 Uhr, Ö1.
    Die nächste Journalsendung, das Abendjournal, werden Sie ebenfalls auf Ö1 um 18.15 Uhr auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Strompreisverhandlungen vorerst gescheitert
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Handelsangestellte beschließen Kampfmaßnahmen, Streik für ein langes Advendtwochenende geplant
    Einblendung: Robert Freitag (Gewerkschaft), Stefan Kloss (Sektion Handel)
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Freitag, Robert [Interviewte/r] , Kloss, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hauptthemen des Ärztekammertages
    Interview: Dr. Richard Piaty
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Piaty, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    DDR: Autoren protestieren gegen Biermann-Ausweisung
    Mitwirkende: Nette, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Cortez-Debatte über Wahlreform in Spanien
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Folgen der Sparmaßnahmen in Großbritannien
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau: Staatsopernpremiere "Ariadne auf Naxos"
    Interview: Regisseur Filippo Sanjust, Agnes Baltsa, Szene mit Gundula Janowitz
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Sanjust, Filippo [Interviewte/r] , Janowitz, Gundula [Interpret/in] , Baltsa, Agnes [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Staatsoper [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Von Ingres bis Cezanne" in der Albertina
    Interview: Walter Koschatzky
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Koschatzky, Walter Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.18 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Albertina [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.11.18
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Berger, Bruno [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.11.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761118_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt