Mittagsjournal 1976.11.19

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagssjournal.
    Zwölf Uhr, am Mikrofon ist Roland Machatschke.
    Unsere wichtigsten Programmpunkte.
    Erste Pressekonferenz von Wolf Biermann nach seiner Ausbürgerung durch die DDR.
    Zum ersten Mal in Italien Gerichtsverfahren im Anschluss an einen Streik.
    Zeugenaussage des Wiener Ex-Bürgermeisters Slavik im Bauring-Prozess.
    Straßenschäden durch Spike-Reifen und den Schwerverkehr.
    Zahnärztekongress stellt fest, Zahnbetterkrankungen bereits häufiger als Caries und Pressekonferenz des Wiener Staatsoperndirektors Seefellner.
    Zu Beginn jetzt die Nachrichten.
    Chef vom Dienst ist Henry Goldhahn, Sprecher Peter Fichner.
    Österreich
    Nach einem Kompromissvorschlag Handelsminister Starribachers dürfte der für Samstag kommende Woche geplante Streik der Handelsangestellten nun doch nicht stattfinden.
    Starribacher sagte zu, einige Milchprodukte, und zwar Käse und Butter, aus der amtlichen Preisregelung herauszunehmen.
    Daraufhin erklärte sich der Lebensmittelhandel bereit, die Lohnverhandlungen fortzusetzen.
    Zu der Drohung der Gewerkschaft, am ersten langen Weihnachtseinkaufswochenende zu streiken, kam es, nachdem der Lebensmittelhandel die Unterzeichnung des Kollektivvertrags von erhöhten Handelsspannen bei preisgeregelten Waren abhängig gemacht hatte.
    Allerdings finden noch in zahlreichen Betrieben Versammlungen und Urabstimmungen statt.
    Die Kollektivvertragsverhandlungen werden am kommenden Montag um 14 Uhr fortgesetzt.
    Die Zahl der Gastarbeiter ist wieder im Steigen.
    Im Oktober dieses Jahres waren in Österreich insgesamt 187.500 ausländische Arbeitskräfte beschäftigt.
    Das sind um 2,4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
    Seit Jahren hat der Vergleich stets einen Rückgang ergeben.
    Vor allem in den Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Salzburg steigt die Zahl der ausländischen Beschäftigten.
    Im Burgenland, in Kärnten und in Salzburg dagegen, waren im Oktober 1976 weniger Gastarbeiter gemeldet als ein Jahr zuvor.
    Der ehemalige Wiener Bürgermeister Slavik ist heute im sogenannten Bauring-Prozess als Zeuge einvernommen worden.
    Slavik belastete in seiner Aussage die angeklagten ehemaligen Geschäftsführer des Baurings, Wawrowecz und Zöllner.
    Wie Slavik sagte, habe er stets nur die Zusage zu Bürgschaften gegeben, wenn damit der Kauf eines unbelasteten Baugrundes finanziert werden sollte und das Wohnbauprojekt förderungswürdig war.
    sogenannten Finanzbürgschaften des Baurings habe er niemals zugestimmt.
    Wawrowecz hatte in seiner Aussage behauptet, auch zu solchen Bürgschaften berechtigt gewesen zu sein.
    Bundeskanzler Kreisky reist heute Abend zu einem offiziellen Besuch in das Großherzogtum Luxemburg.
    Er wird von seiner Frau und von seinem Kabinettschef, Legationsrat Gerhard, begleitet.
    Die Einladung zu dem Besuch hat der luxemburgische Ministerpräsident und Außenminister Thorn anlässlich seines Aufenthaltes in Österreich Mitte März vorigen Jahres ausgesprochen.
    Der Bundeskanzler wird voraussichtlich morgen von Großherzog Jean empfangen werden.
    Weiters sind Arbeitsgespräche mit dem luxemburgischen Regierungschef, eine Pressekonferenz und ein Empfang bei der österreichischen Kolonie vorgesehen.
    Als Gesprächsthemen nannte Kreisky die Wünsche Österreichs an den gemeinsamen Markt, besonders auf dem Agrarsektor, die Entspannung in Europa im Hinblick auf die bevorstehende Belgrader Nachfolgekonferenz, auf die Beschlüsse von Helsinki und allgemein aktuelle außenpolitische Fragen.
    Für Luxemburg ist Österreich als Hochschulland von besonderer Bedeutung, weil Luxemburg keine eigene Universität hat.
    Das seit sechs Jahren bestehende Kulturabkommen erleichtert luxemburgischen Studenten das Studium in Österreich.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In Frankfurt hat heute der 27.
    Bundesparteitag der Freien Demokraten begonnen.
    Am Vormittag stand ein Grundsatzreferat des Parteivorsitzenden Außenminister Genscher auf der Tagesordnung.
    Vor den 400 Delegierten umriss Genscher den politischen Standpunkt der Partei und machte dabei deutlich, dass Koalitionen der FDP mit der CDU auf Landesebene keine Auswirkungen auf das sozialliberale Bündnis in Bonn haben.
    Italien.
    Die Polizei hat im Zimmer des 17-jährigen Südtirolers Albert Blasbichler aus Freienfeld bei Sterzing ein kleines Waffenlager entdeckt.
    Der Minderjährige arbeitete in einem Hotel in Sterzing als Kellner und hatte in seinem Zimmer 300 Dynamitkerzen, Pistolen, Gewehre, Zeitzündermunition und gefälschte Dokumente versteckt.
    Laut Aussage der Karabinieri fand man auch ein Handbuch für den Untergrundkampf.
    Bei seiner Einvernahme gab Blasbichler an, dass er einer Organisation angehöre, die er jedoch nicht verraten wolle, weil er Angst vor Vergeltungsmaßnahmen habe.
    Als Verbrechen gegen die Flugsicherheit hat der italienische Pilotenverband die kurzfristige Abschaltung der Pistenbeleuchtung des römischen Flughafens Fiumicino bezeichnet.
    Mit eben dieser Begründung ist gegen die Streikenden auch Anzeige bei Gericht erstattet worden.
    Die Arbeiter wollten mit der Abschaltung der Pistenbeleuchtung zu Beginn dieser Woche eine völlige Schließung des Flugplatzes erzwingen.
    Die Abgeordnetenkammer in Rom hat in einem sogenannten Benzingeld für schlecht verdienende Arbeiter und Angestellte zugestimmt.
    Wegen der drastischen Anhebung des Benzinpreises erhalten die am schlechtesten bezahlten italienischen Arbeitnehmer einen Ausgleich in der Höhe von jährlich umgerechnet 480 Schilling.
    Seit Oktober hat Italien den höchsten Benzinpreis in Europa.
    Ein Liter Suppe kostet 10 Schilling.
    Nach den Plänen des Regierungschefs Andriotti sollen die Bezüge höherer Einkommensgruppen in den nächsten zwei Jahren ganz oder teilweise eingefroren werden.
    Ein neuer Giftgasunfall erregt derzeit in der italienischen Öffentlichkeit großes Aufsehen.
    Etwa 200 Arbeiter einer Fabrik für Sicherheitsschlösser in Aprilia bei Rom mussten mit Vergiftungserscheinungen in Krankenhäuser eingeliefert werden.
    Sie hatten gestern bei der Arbeit einen stechenden Geruch verspürt und waren in unmittelbarer Folge von Übelkeit erfasst worden.
    Als Ursache wurden Chlordämpfe ermittelt, die aus einer Reinigungsanlage entwichen waren.
    Libanon.
    Nach nahezu fünf Monate dauernder Sperre ist der internationale Flughafen von Beirut seit heute Vormittag wieder geöffnet.
    Zwei Linienmaschinen der Middle East Airlines aus Rom und aus Riyadh brachten 24 Passagiere nach Beirut.
    Hunderte Menschen beobachteten die ersten beiden Landungen.
    Israel.
    Nach Ansicht des früheren Außenministers Eban sollte die Regierung in Jerusalem Friedensinitiativen ergreifen.
    Zu den jüngsten Äußerungen des ägyptischen Präsidenten Sadat sagte Eban bei seiner Rückkehr von einer Auslandsreise, man müsse bedenken, dass frühere Anregungen Israels zu einer Friedenslösung im Nahen Osten von der Weltöffentlichkeit mit Sympathie aufgenommen worden seien.
    Präsident Sadat hatte gestern die Vereinigten Staaten aufgefordert, neue Schritte zu unternehmen, mit denen der Stillstand in den Bemühungen um eine Beilegung des Nahostkonflikts überwunden werden soll.
    Jordanien
    Nach Informationen der in Amman erscheinenden Zeitung Al Destour sind der sowjetische Parteichef Brezhnev und der ägyptische Staatspräsident Sadat am vergangenen Mittwoch in Belgrad zu einem Geheimtreffen zusammengekommen.
    Bei den Gesprächen sollen die Lage im Nahen Osten, die mögliche Wiedereinberufung der Genfer Konferenz und sowjetische Kredite für Ägypten erörtert worden sein.
    Algerien.
    In dem nordafrikanischen Staat wird heute ein Verfassungsreferendum abgehalten.
    Damit will Algerien nach mehr als zehn Jahren zu verfassungsmäßigen Zuständen zurückkehren.
    Seit der Absetzung Ben Bellas durch einen Staatsstreich des jetzigen Staatschefs Boumediene im Jahr 1965 war die erste algerische Verfassung suspendiert, wenn auch nicht formell aufgehoben.
    Die Macht im Stadtö übt ein Revolutionsrat unter dem Vorsitz Boumediennes aus.
    Dieser präsentierte im Juni 1976 den Algeriern eine sogenannte Nationale Charta, die die Grundlage für das jetzige Verfassungsprojekt bildet.
    Der Verfassungsentwurf sieht vor, dass in den kommenden zwei Monaten allgemeine Wahlen für das Amt des Staatspräsidenten und für die Nationalversammlung stattfinden.
    Die Kandidaten für die Legislative stellt die Algerische Einheitspartei FLN.
    Einziger Kandidat für das Präsidentenamt ist Parteichef Boumediene.
    Südafrika.
    15 einflussreiche Geschäftsleute und Industrielle haben heute in Johannesburg die Gründung eines Privatfonds zur Verbesserung der Lebensbedingungen der in städtischen Gebieten wohnenden Farbigen angekündigt.
    Zweck des Fonds soll die Bereitstellung von Geldmitteln für Schwarze zum Kauf von Eigenheimen und zur Finanzierung von Verbesserungen im Universitäts- und im Schulbereich sein.
    Das waren die Meldungen.
    Ich hoffe, es hat euch gefallen.
    Das Wetter.
    Österreich befindet sich am Rand eines mit dem Kern über den britischen Inseln gelegenen Hochdruckgebiets.
    Von Nordosten her ist dadurch etwas kühlere Luft in den Alpenraum eingedrungen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    In Osttirol aufgeheitert, sonst meist starke bis geschlossene, hochnebelartige Bewölkung.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 4 bis 8 Grad, Frühtemperaturen morgen minus 3 bis plus 4 Grad.
    Und die Aussichten für morgen?
    Keine wesentliche Wetteränderung, nur örtlich Auflockerungen, im Allgemeinen jedoch starke Bewölkung.
    An der Alpen-Nordseite mitunter Nieseln, Winde aus Nordwest bis Nordost, Tageshöchsttemperaturen 3 bis 7 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 6 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 5 Grad, Nordwind 15.
    Linz bedeckt 5 Grad, Westwind 5.
    Salzburg bedeckt 4 Grad, Nordwestwind 5.
    Innsbruck wolkig 5 Grad, Nordostwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Bregenz stark bewölkt, drei Grad Windstill, Graz wolkig, fünf Grad Windstill und Klagenfurt stark bewölkt, vier Grad Windstill.
    Es ist jetzt 12.11 Uhr.
    Die Pressekonferenz von Wolf Biermann in Köln ist noch im Gange.
    Wir erwarten einen Bericht in etwa einer Viertelstunde und wir beginnen jetzt mit der Inlandsberichterstattung.
    10.
    Verhandlungstag im Bauring-Prozess, bei dem es um die Verluste der ehemals größten Baufirma Österreichs bei diversen Geschäften in Saudi-Arabien und anderen Ländern geht.
    Gleichzeitig ist der heutige Verhandlungstag der zweite, an dem prominente politische Persönlichkeiten als Zeugen geladen sind.
    So unter anderem der frühere Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien, Felix Lawig, und Dr. Peter Singer, ehemals österreichischer Außenhandelsdelegierter in Saudi-Arabien.
    Über den Prozessverlauf berichten Wilfried Seifert und Erich Eichinger.
    Der Zeugenaufmarsch wird heute von Felix Lawig, eigene Berufsbezeichnung Bürgermeister und Landeshauptmann AD, angeführt.
    Bei seinem Auftritt sind erstmals die Zuschauerbänke bis auf den letzten Platz gefüllt.
    Er war noch in seiner Zeit als Finanzreferent, also vor 1970, einer der wesentlichsten Motoren für das Auslandsengagement des Baurings.
    Motiv, lukrative Geschäfte im Ausland sollten die Konkurrenzfähigkeit der fast ausschließlich gemeindeeigenen Baufirma auf dem Inlandswohnungsmarkt verbessern.
    Erster Aussagenschwerpunkt ist heute, wann war für Slavik erstmals absehbar, dass es in Saudi-Arabien nicht so läuft, wie es sollte.
    dazu slabig.
    Ende 1972, Anfang 1973 hat der damalige Finanzstadtrat Schweda kein Vertrauen mehr zu den Direktoren Wawrowecz und Zellner gehabt.
    Daraufhin habe ich Schweda und den Vorsitzenden des Aufsichtsrates Suttner ersucht, das Kontrollamt der Stadt Wien einzuschalten.
    Zweites Thema, das umstrittene Auslandsbauverbot.
    Finanzstadtrat Schweda äußerte damals als Vertreter des Hauptbeteiligten Gemeinde Wien nach eigener Aussage den nachdrücklichen Wunsch, der Bauring möge keine weiteren Aufträge im Ausland mehr annehmen.
    Besonders die Rechtsvertreter des privatbeteiligten Bauringes werfen den Angeklagten immer wieder vor, gegen dieses ausdrückliche Verbot des Öfteren verstoßen zu haben.
    Ex-Bürgermeister Slavik.
    Meiner Meinung nach war Schweda zu einem derartigen Verbot gar nicht berechtigt.
    Ein solcher Beschluss hätte nur von den Organen des Baurings, also von Aufsichtsrat oder Generalversammlung gefasst werden können.
    Slavik wörtlich, auch als Finanzreferent in Wien, ist man nicht Befehlshaber einer Firma.
    Im Übrigen sei er, Slavik, dafür eingetreten, dass der Bauring weitere Geschäfte, Anschlussaufträge in Saudi-Arabien übernehme.
    Hauptthema aus der Sicht der Angeklagten ist aber sicher die Frage der umstrittenen Bauring-Bürgschaften für die Baufirmen Helios und Wohnkomfort unter der Geschäftsführung des ehemaligen Otterkringer Bezirkssekretärs der SPÖ, Franz Martinuzzi.
    Diese 30 Millionen Schilling-Bürgschaften sind nach Darstellung der Anklage ohne Genehmigung des Aufsichtsrates und damit unberechtigt von den ehemaligen Direktoren Wawrowetz und Zöllner vergeben worden.
    Noch dazu habe es keinerlei Deckung dafür gegeben.
    Die Angeklagten behaupten, den Aufsichtsratsvorsitzenden Suttner in jedem Fall um Zustimmung ersucht zu haben und berufen sich im Übrigen auf eine Sondervollmacht des Ex-Bürgermeisters.
    Richter Lachners Frage, ob Slavik dem Bauring generell gestattet habe, derartige Bürgschaften zu übernehmen.
    Darauf Slavic.
    Ja, unter zwei Bedingungen.
    Die Grundstückspreise dürften nicht überhöht sein und das geplante Projekt musste förderungswürdig sein.
    Die Bauring-Direktion war berechtigt zu firmieren, dass der Finanzstadtrat derartigen Bürgschaften zustimmt.
    Einzelgenehmigungen für jedes Projekt waren damit nicht mehr erforderlich.
    Slavik schränkt auf weitere Fragen allerdings insofern ein, als er betont, dass diese generelle Zustimmung nur für durch Grundstücke abgesicherte Bürgschaften gegolten habe.
    Und die von der Anklagebehörde inkriminierten Bürgschaften für Franz Martinuzzi waren nicht auf bestimmte Projekte bezogen.
    Sie dienten der Vorfinanzierung einer Reihe von Vorhaben im Gesamtwert von mehr als einer halben Milliarde Schilling.
    hat Ex-Bürgermeister Slavik auf die Geschäftsbeziehungen zwischen Bauring und Martinuzzi eingewirkt?
    Slavik?
    Im positiven Sinn sicher nicht.
    Im negativen nur so weit, als ich mir keine Ehrenbeleidigungsklage zuziehen wollte.
    Und Slavik weiter.
    Martinuzzi war ein begeisterter Erzieher bei den Kinderfreunden.
    Allerdings hat seine wirtschaftliche und genossenschaftliche Betätigung nach seinem Ausscheiden als Bezirkssekretär der SPÖ Ottergring nicht meinem Ideal entsprochen.
    Der nächste Zeuge wurde nach eigenen Angaben für einen 15-Minuten-Auftritt direkt aus Abu Dhabi eingeflogen.
    Dr. Peter Singer ist dort Handelsdelegierter.
    Diese Funktion bekleidete er von 1966 bis heuer in Saudi-Arabien.
    Seit wann weiß er davon, dass der Bauring im Wüstensand Verluste erleiden wird?
    Singer sinngemäß.
    Gerüchte gab es schon bald und dann wörtlich.
    Wissen Sie, in Saudi-Arabien gibt es keine Kinos und keine Nachtclubs.
    Da reden die Leute viel.
    Zum Schutz der einheimischen Geschäftsleute muss in Saudi-Arabien jede ausländische Firma einen inländischen Partner haben.
    Der Sachverständige will die dafür verbindliche Rechtsnorm des Gewerberechtes wissen.
    Singer dazu.
    In Saudi-Arabien gibt es auch keine Gesetze.
    Da gibt es Königsdekrete und den Koran.
    Im Übrigen hätten die mit dem Bauring zusammenarbeitenden Firmen größtenteils einen ausgezeichneten Ruf genossen.
    Auch er hätte, wie der österreichische Botschafter, den Standpunkt vertreten, dass sich der Bauring um weitere Geschäfte im Orient bemühen sollte.
    Als nach einem großen Artikel in einer österreichischen Wochenzeitung nach nominierter Zeuge wird auch der Mechaniker Walter Müllner ein Dreivierteljahr für den Bauring in Saudi-Arabien tätig einvernommen.
    Seine Angaben werden von Richter Lachner lapidar zusammengefasst.
    Der Zeuge weiß nichts.
    Soweit Eindrücke vom 10.
    Verhandlungstag im Bauring-Prozess, der am Mittwoch fortgesetzt wird.
    Und ich gebe damit zurück ins Funkhaus.
    Reporter waren Erich Eisinger und Wilfried Seifert.
    Seit zwei Wochen wird im Finanz- und Budgetausschuss des Parlaments das von Finanzminister Androsch vorgelegte Budget 1977 durchdiskutiert.
    Dieser Bundeshaushaltsplan sieht für das kommende Jahr bei einem Defizit von 43,5 Milliarden Schilling Gesamtausgaben in der Höhe von mehr als 240 Milliarden vor.
    Die wichtigsten Bereiche der Budgetausgaben sind, mit etwa einem Viertel, Gesundheit und soziale Wohlfahrt, gefolgt vom Verkehrsressort und der Bildungs- und Wissenschaftspolitik.
    Die 21 Mitglieder des Budgetausschusses berieten in den bisherigen acht Verhandlungstagen zwölf von den insgesamt 15 Budgetgruppen.
    Eine Zwischenbilanz unter die bisherigen Ausschussberatungen zieht Hans Langsteiner.
    Die heuer erstmals geplante Straffung der Budgetdebatte im Plenum wirft ihre Schatten voraus.
    Nach übereinstimmenden Auskünften aus allen drei Parlamentsfraktionen verlaufen die Budgetberatungen im Ausschuss heuer zügiger und knapper als je zuvor.
    Dies bedeutet natürlich nicht, dass es nicht in einigen Bereichen zu relativ harten Konfrontationen zwischen Regierung und Opposition gekommen ist.
    wurden doch im Verlauf der bisherigen Beratungen bereits so heiße politische Eisen wie die Spitalsfinanzierung, die Sprachenzählung oder die Ladenschlusszeitdebatte erörtert.
    Obwohl nur noch drei Budgetgruppen ausständig sind, darunter die Schlüsselressorts Bauten und Technik sowie Finanzen, scheinen die Fronten schon relativ klar abgesteckt.
    Die ÖVP wird das Budget in seiner Gesamtheit ablehnen.
    Die Freiheitlichen dürften in zweiter Lesung einigen Ressortansätzen, etwa dem Wissenschafts- und möglicherweise auch dem Justizbudget, zustimmen.
    Die traditionelle Billigung aller drei Parteien findet, wie alljährlich, nur die Gruppe oberste Organe.
    Durchaus in gewohnten Bahnen bewegt sich auch die Menge der gleichsam in letzter Minute noch vorgenommenen Abänderungen am Budget.
    Bisher wurde der Bundesvoranschlag nur in zwei Punkten, noch dazu relativ geringfügig, abgeändert.
    Die Freiheitlichen machten ihr Ja zum Wissenschaftsbudget von einer Aufstockung der Mittel für die Akademie der Wissenschaften abhängig.
    Und so wurden in einem gemeinsamen SPÖ-FBÖ-Abänderungsantrag der Europäischen Atomforschungsorganisation CERN 5 Millionen Schilling für diese Universität
    abgezwackt.
    Die zweite Retusche am Budgetentwurf kommt der Jugend bzw.
    den etablierten Jugendorganisationen zugute.
    Die ursprünglich vorgesehene 11-prozentige Kürzung der Mittel für den sogenannten Bundesjugendplan wurde auf 5 Prozent reduziert.
    Die Jugendvertreter können daher nach einem gemeinsamen Antrag der beiden Großparteien statt 16,3 rund 17,5 Millionen für ihre Aktivitäten einstreichen.
    Finanziert wird diese Aufstockung durch interne Umschichtungen im Unterrichtsbudget.
    Ansonsten hielten sich beide Oppositionsparteien, wohl um sich nicht dem Vorwurf der Lizitation aussetzen zu müssen, mit Anträgen zum Budget merklich zurück.
    Die ÖVP wollte zwar objektive Kalkulationsgrundlagen für preisgeregelte Grundnahrungsmittel erstellt wissen und die FPÖ drängte auf die Verabschiedung eines Gesetzes zur Förderung des Mittelstandes, aber damit hatte die Antragsaktivität im Budgetausschuss auch schon ihr Bewenden.
    Die Volkspartei bediente sich, wie schon in den vergangenen Jahren, einer anderen Taktik.
    Sie richtete an jeden einzelnen Minister einen Katalog von zwölf gleichlautenden Fragen, um sich einen Überblick über die jeweils geplanten Steuer- und Tariferhöhungen und die in Aussicht genommenen Regierungsvorlagen zu verschaffen.
    Eine Methode, die der sozialistische Ausschussvorsitzende Tull als starres und ideenloses Schema der Destruktion kritisierte, da viele der erfragten Angaben ohnehin den Unterlagen zur Budgetrede zu entnehmen seien.
    Dennoch werden die Minister bei der Budgetdebatte im Plenum auf diese Fragen antworten müssen.
    Für diese Plenumsdebatte, die heuer am 1.
    Dezember beginnt, zeichnet sich wegen der bereits erwähnten drastischen Kürzung um mehrere Beratungstage ein im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwas geändertes Schema ab.
    Man will Bereiche, die schon in anderem Zusammenhang ausführlich diskutiert wurden, bei der Budgetdebatte nur ganz kurz streifen und das Hauptgewicht der politischen Auseinandersetzungen auf einige wenige Schwerpunkte konzentrieren.
    Ein Beispiel für diese Kürzung wäre etwa die Budgetgruppe Äußeres.
    Hierüber, so wird erklärt, sei erst kürzlich im Zusammenhang mit dem außenpolitischen Bericht der Bundesregierung alles Erörternswerte gesagt worden.
    Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich zu diesen wie auch zu einigen anderen Ansätzen heuer nur noch ein Redner jeder Parlamentspartei zu Wort meldet.
    Zwischenbilanz der bisherigen Beratungen im Finanz- und Budgetausschuss des Parlaments, Berichterstatter war Hans Langsteiner.
    Nächster Programmpunkt des Mittagsschonals, die Inlandspresseschau, heute zusammengestellt von Johannes Fischer.
    Eine Reihe von Zeitungen beschäftigt sich heute mit dem gestern von Gesundheitsministerin Leodoldo vorgestellten Plan zur finanziellen Sanierung der Spitäler.
    Im Kurier findet sich dazu ein Kommentar von Fritz Pesata, in dem es unter anderem heißt, Gesundheitsmutter Ingrid Leodoldo hat entbunden.
    Als Spät- und Schwergeburt ein 15.000 Stichwörter umfassendes Kostenrechnungssystem.
    Eigentlich eine Frühgeburt, denn der viel zitierte von allen Politikern so sehnsüchtig erwartete Normkostenkatalog ist das noch lange nicht.
    Dieser wird frühestens in vier Jahren fertig sein, um in Österreichs mehr als 300 Spitälern Verwendung finden zu können.
    Und dann den ersten genauen Überblick bieten, was eigentlich ein Spital wirklich kostet.
    Bis dahin wird und muss weiter gewurstelt werden.
    Unmedizinischer Befund?
    Hoffnungslose Unwissenheit.
    Therapie?
    Die Allgemeinheit soll mehr zahlen.
    Was Not tut wäre, den größten Tisch in der Wiener Hofburg mieten und alle, die mit der Gesundheitspolitik zu tun haben, in Konklave halten.
    Bis endlich einmal ein umfassendes Gesundheitskonzept herauskommt.
    Soweit der Kurier.
    In der kommunistischen Volksstimme meint Ernst Fettner zum Thema Spitalsfinanzierung
    Auch mit einer besseren Buchführung wird das Spitalsproblem nicht gelöst, denn das Kernstück bleibt die Finanzierung und die Koordination des Spitalswesens.
    Auf diese Gretchenfrage musste allerdings auch Leo Dolter nur die eine Antwort, dass sie diskutiert werde.
    Die Kostenstellenrechnung werde die Berechnung der Normkosten für die einzelnen Spitalstypen ermöglichen.
    An diesen Normen sollen sich dann die Bundeszuschüsse orientieren.
    Was dabei letztlich herauskommt, wird man sehen, heißt es abschließend in der kommunistischen Volkstimme.
    Mit der gestern von Ärztekammerpräsident Piatti vertretenen Ansicht, eine Sanierung der Spitäler dürfe nicht auf Kosten der freien Ärztepraxen gehen, befasst sich Karl Rehlek im Salzburger Volksblatt.
    Er schreibt unter anderem, in Fachkreisen offene Türen, rannte der Präsident mit der Erinnerung daran ein, es sei notwendig, dass die niedergelassenen Ärzte Aufgaben übernehmen, die sie kostengünstiger zu bewältigen vermöchten, als das derzeit bei meist stationärer Behandlung in Spitälern sein kann.
    Theorie und Praxis stoßen sich aber da wohl hart im Raum, nämlich in den Warteräumen der frei praktizierenden Ärzte.
    Sie müssten neue Aufgaben, meinte Piatti, übernehmen.
    Wie das gemacht werden soll, wenn eine Überfülle an Patienten den Arzt weit über die offiziell vorgesehene Ordinationszeit hinaus schon jetzt beschäftigt?
    Soll eine Lösung versucht werden, die entscheidend Neues und Gutes bringt, dann wird wohl von dem System der Krankenscheine Abschied genommen werden müssen.
    Es wird darüber hinaus aber auch erzieherischer Einfluss auf die Patienten zu nehmen sein, deren Verhalten in vielen Fällen zur Überlastung der niedergelassenen Ärzte wesentlich beiträgt.
    Josef Laschober geht in den oberösterreichischen Nachrichten auf die gestern publizierten Forderungen des ÖVP-Bauernbundes bezüglich der Agrarrentennähe ein.
    Laschober schreibt,
    Jetzt verlangt ÖVP-Bauernchef Minkowitsch gleich auch die totale Angleichung der Zuschussrenten an echte Bauernpensionen, und zwar schlagartig im nächsten Jahr.
    Dass das alles Geld kostet, kümmert ihn herzlich wenig.
    Schließlich meint Minkowitsch, woher das Geld kommt, darüber müsse sich die Regierung den Kopf zerbrechen.
    So einfach ist das.
    Vielleicht sollte man aber doch auch den ungezügelten Forderern ins Stammbuch schreiben, dass letzten Endes die Steuerzahler für alles herhalten müssen.
    Manchmal muss man daran erinnern.
    Das war die Inlandspresse-Show.
    Der Winter steht vor der Tür und zahlreiche Autofahrer haben bereits die Sommerreifen gegen Winterreifen oder Spike-Reifen ausgetauscht.
    Die Diskussion pro und kontra Spike-Reifen flammt ebenfalls wieder auf, vor allem seit in der Bundesrepublik Deutschland ein generelles Spike-Reifen-Verbot erlassen wurde und seit auch in der Schweiz Spikes nur mehr auf Bundes- und Landesstraßen verwendet werden dürfen und auch da nur bei einem Geschwindigkeitslimit von 80 km in der Stunde.
    Gestern Abend fand in Wien eine Fachdiskussion des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins zu diesem brisanten Thema statt.
    Helmut Klezander berichtet.
    Jeder Speikreifenfahrer verursacht pro Jahr Straßenschäden in der Höhe von etwa 1000 Schilling.
    Das Gesamtausmaß der Schäden an den Fahrbahnen beläuft sich in Österreich auf 400 Millionen Schilling jährlich.
    Das Problem entsteht durch die von den Speikreifen verursachten Längsrillen in der Fahrbahn.
    Denn selbst wenn ein Reifen ruhig dahin rollt, bewegen sich die Stahlstifte an der Stelle, wo sich der runde Reifen an die gerade Fahrbahnoberfläche anschmiegt.
    Und genauso kratzen die Stahlstifte an der Fahrbahnstelle, wo der Speikreifen wieder von der Straße abrollt und wieder seine runde Form gewinnt.
    Einzeln sind diese Kratzer vernachlässigbar klein, aber in der Summe, wenn so wie in Österreich jeder fünfte Kraftfahrer Speiks montiert hat, summiert sich dieser Effekt.
    Hierbei wurden von beiden Seiten Fehler begangen, sowohl von den Straßenbauern wie von den Speikreifenherstellern.
    Die Speikreifenerzeuger setzten früher sehr abriebfeste Stahlstifte in die Reifen.
    Stahlstifte, die in der Härte dem Diamant um nicht vieles nachstanden.
    Die Straßenbauer wieder reagierten auf den schon vor zehn Jahren erkennbaren hohen Abrieb ihrer Fahrbahnen falsch.
    Denn sie wollten als Gegenmittel hochabriebfeste Straßenbelege erzeugen.
    Dazu füllten sie die Hohlreime im Straßenbelag durch eine Bitumenzugabe auf.
    Im Sommer rächte sich dann diese Straßenbaumethode.
    Denn die Straßen wurden durch den Bitumenzusatz weich und die hohen Achsdrücke der Schwerfahrzeuge, also der LKWs, verursachten Verdrückungen.
    So war man von Straßenbauseite dem Abriebproblem ein wenig zu Leibe gerückt, hatte aber dafür ein viel größeres Problem.
    Aufwerfungen an den Straßenrändern bis zu einigen Zentimetern Höhe.
    Bei Regen konnte nun das Wasser nicht mehr von der Fahrbahn abfließen, was die gefürchtete Aquaplaning-Gefahr erhöht.
    Außerdem sind diese bitumenreichen Fahrbahndecken rutschiger.
    Die Speikreifenproduzenten, die früher mit dem harten Stahlstift geworben hatten und sogar den Hochgeschwindigkeitsreifen mit Speiks angepriesen hatten, haben auch aus ihren Fehlern gelernt und eine neue Speikreifengeneration auf den Markt gebracht.
    Diese neuen Speiks sind weicher, stehen weniger weit aus der Lauffläche hervor und werden vor allem nur mehr in Gürtelreifen montiert, die einen weitaus geringeren Abrieb verursachen als die herkömmlichen Diagonalreifen, weil sie sich viel besser der Fahrbahn anschmiegen.
    Diese Gürtel- oder Radialreifen erkennt man an einem R in der seitlichen Aufschrift.
    Von Reifenhändlern werden aber teilweise noch immer alte Diagonalreifen mit Spikes bestückt, da ein solcher Reifen doch um etwa ein Drittel billiger ist als ein Gürtelreifen.
    Doch auch die neue Speikreifengeneration bringt keine Wunder.
    Der Abrieb wird maximal um die Hälfte verringert.
    Auch die neuesten Winterreifen, die sogenannten thermischen Reifen, können keinen vollwertigen Ersatz für den Speikreifen bieten, denn sie sind nur in einem ganz bestimmten Temperaturbereich wirksam.
    So ist das Problem bis auf weiteres von keiner Seite lösbar.
    Mit dem Wunsch nach Autobenutzung über das ganze Jahr hinweg, wo in Österreich 40% der Fläche über 500 Meter Seehöhe liegen und auch nicht die Schweizer Möglichkeit besteht, Alpenpässe einfach zu sperren, sind die Spikes für zahlreiche Autofahrer nicht mehr wegzudenken.
    Denn noch gibt es keine echte Alternative zu diesen Spike-Reifen.
    Das war ein Beitrag von Helmut Klezander.
    In Österreich gibt es derzeit rund 1.700 Ärzte, die als Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde tätig sind.
    Mit dieser Zahl liegt Österreich im Spitzenfeld der zahnheilkundlich gut versorgten Länder der Welt, denn auf einen Zahnarzt entfallen fast 2.500 Einwohner.
    Die Weltgesundheitsorganisation hält zum Vergleich einen Schlüssel von 1 zu 3.000 für Kulturländer angemessen.
    Seit gestern wird nun in der Wiener Hofburg der erste österreichische Zahnärztekongress abgehalten und der Themenkreis der Vorträge reicht von der Zahnerhaltungskunde über die Kieferorthopädie bis zu Vorbeugemaßnahmen gegen Zahnerkrankungen.
    Über das Problem der Zahnbetterkrankungen sprach Karl Jarkowski mit Dozent Dr. Schuh, dem Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Paradontologie.
    Herr Dozent Schuh, Sie haben hier beim ersten österreichischen Zahnärztekongress in Ihrem Vortrag mitgeteilt, dass Zahnbetterkrankungen nun häufiger seien als Zahnkaries.
    Worauf ist das zurückzuführen?
    In erster Linie darauf, dass die Aufklärung der allgemeinen Bevölkerung hinsichtlich der Parodontopathie, nämlich der Zahnbetterkrankung, bisher
    zu wenig eingesetzt hat.
    Man hat sich vorwiegend auf die Karies gestürzt, wenn ich das so sagen darf.
    Die kann man durch Fluor-Medikation, Fluor-Tabletten-Aktion in prophylaktischen Sinne beeinflussen, während dies bei den Zahnbetterkrankungen nicht der Fall ist.
    Sie haben ja in einer Studie diese Häufigkeit der Zahnbetterkrankungen festgestellt.
    Sie haben Forschungen in Großbetrieben, in Kleinbetrieben und beim Bundesheer durchgeführt.
    Welche Ergebnisse?
    Wir haben 2.000 Arbeitnehmer in Groß- und Mittelbetrieben als staatstragendes Element untersucht und ferner 1.000 Präsenzdiener des Bundesheeres.
    Hierbei konnten wir feststellen, dass annähernd 100% dieser Population in irgendeiner Form an Zahnbetterkrankungen leiden.
    Sie haben also in ihrer Bedeutung und Ausbreitung, ich kann das ruhig sagen, Dakaris den Rang abgelaufen, wie es auch weltweite Untersuchungen Amerika und anderen Staaten erbracht hat.
    Wie kann nun der Einzelne die Zahnbeterkrankung erkennen?
    Welche Möglichkeiten gibt es für ihn?
    Die Zahnbeterkrankungen beginnen immer mit einer Entzündung des Zahnfleisches.
    Als sichtbares Zeichen beim Zähneputzen, in den Apfel hineinbeißen oder sonstiger Kautätigkeit blutet das Zahnfleisch.
    Bleibt dieser Zustand unbehandelt,
    geht die Entzündung weiter in das Bindegewebe ein, zerstört dieses,
    beginnt auf den Knochen überzugreifen, der Zahn wird wackelig, es entstehen die Zahntaschen mit ausdrückbarem Sekret und schlussendlich verliert der Zahn seine Funktion und fällt aus.
    Welche Folgen ergeben sich nun daraus für die Medizin, für die Forschung?
    Man hat ja, wie Sie gesagt haben, die Zahnbeterkrankungen noch zu wenig erforscht.
    da angenommen werden kann, dass hier von den Bakterien, also als Infektionskrankheit in weiterem Sinne, Stoffe produziert werden, die immunologische Vorgänge im Gewebe hervorrufen, wird die Forschung in dieser Richtung weiter zu treiben sein, um schlussendlich irgendein Mittel zu finden, was prophylaktisch auch verwendet werden kann, um diese Krankheit zu verhindern.
    Herr Dozenscu, in anderen Ländern, wie zum Beispiel in den Vereinigten Staaten von Amerika, ist die Zahnhygiene stärker in der Bevölkerung verwurzelt.
    Die Bevölkerung nimmt hier zusätzliche Geräte.
    Könnten mit diesen zusätzlichen Geräten, die es auf dem Markt bereits gibt, Zahnbetterkrankungen verhindert werden?
    Verhindert nicht, sondern die Entzündung kann günstig beeinflusst werden.
    Sie meinen sicher das Wasserstrahlgerät, das Aquapik oder Waterpik-Gerät, das zusätzlich zur täglichen Zahnpflege
    die zweimal erfolgen soll, und zwar nach dem Frühstück und vor dem Schlafen gehen, durch den pulsierenden Wasserstrahl die Zwischenräume zwischen den Zähnern reinigt und Speisereste abtransportiert.
    Mit Hilfe dieser Geräte und einer exakten, durchgeführten Zahnhygiene mittels Bürste werden wir sicher einmal in der Lage sein, diese Volksseuche, Parodontopathie einzudämmen und sie auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
    Zahn-Bett-Erkrankungen bereits häufiger als Caries.
    Das Gespräch mit Dozent Schuh führte Karl Jakowski.
    Die Vereinigung zugunsten körperbehinderter Kinder und Jugendlicher hatte sich zur Aufgabe gemacht, gegenseitig Erfahrungen auszutauschen, gegenseitig zu helfen und, was für Österreich eine Novität ist, eine eigene Rehabilitationsanstalt für körperbehinderte Kinder und Jugendliche einzurichten.
    Gerade die Früherfassung und Frühbehandlung behinderter Kinder ist vor allem bei zerebralen Bewegungsstörungen von ausschlaggebender Bedeutung.
    Mit dem Obmann dieser Einrichtung, Dr. Pesendorfer, und mit dem künftigen medizinischen Leiter, Dr. Lesigang, sprach Wolfgang Steinwendner.
    Herr Dr. Besendorfer, die Vereinigung zur Kunsten körperbehinderter Kinder und Jugendlicher setzt sich zusammen aus Eltern und Förderern behinderter Kinder.
    Das heißt, diese Vereinigung ist eine rein private Institution und somit, glaube ich, ein Modellfall für Österreich.
    Was hat Sie eigentlich dazu motiviert, diesen Verein zu gründen?
    Wir wissen aus eigener Erfahrung,
    dass wir hier in Wien einen großen Behandlungsnotstand haben, dass wir viel zu wenig Therapieplätze für unsere behinderten Kinder haben.
    Und daher hat sich diese Elternvereinigung entschlossen zur Selbsthilfe zu greifen und selbst eine derartige Therapieeinrichtung aufzubauen.
    Wie sieht das jetzt praktisch aus?
    Wir haben in der letzten Zeit
    Räumlichkeiten ankaufen können, die baulich adaptiert werden müssen und die wir sicher nicht ohne fremde Hilfe in Form von Geld oder Sachspenden aufbauen können.
    In diesen Räumen
    wollen wir ein Modell einer gesamtheitlichen Betreuung von behinderten Kindern ins Leben rufen.
    Herr Dr. Lesigan, Sie sind der künftige medizinische Leiter.
    Gesamtheitliche Behandlung, Modell gesamtheitliche Behandlung, wie schaut das aus?
    Wenn man im Jahr 1976 eine solche Einrichtung neu aufbaut, dann muss man sich die modernsten Erfahrungen zunutze machen und das heißt von vornherein eine Behandlung planen, die allen Bedürfnissen des Behinderten, insbesondere des körperbehinderten Kindes gerecht wird.
    Physiotherapie, Beschäftigungstherapie, Sprachtherapie, psychologische Beratung und selbstverständlich die ärztliche Führung.
    Es ist durch die Einführung des Mutter-Kind-Passes ein ganz entscheidender Durchbruch erzielt worden, die Früherfassung behinderter Kinder zu gewährleisten.
    Es ist jedoch in dem Zeitraum, in dem dieser Mutter-Kind-Pass jetzt eingeführt wurde,
    im Raum wie in Niederösterreich Burgenland praktisch nichts geschehen, um diese Kinder auch zu behandeln.
    Das heißt, es ist die Behandlungskapazität genauso wie sie vor drei Jahren war, ja genau genommen ist sie sogar geringer geworden.
    Wer besser als betroffene Eltern wissen, worum es geht und wir sind froh, dass diese Therapieeinrichtung nun entstehen wird.
    Wie hoch soll denn eigentlich die Behandlungskapazität hier in dieser Institution in der Märzstraße in Wien sein?
    Wir hoffen, dass wir etwa 150 Kinder hier betreuen werden können.
    Gemeint ist eine ambulante Behandlung.
    Die Kinder werden hierher etwa einmal pro Woche von den Eltern gebracht.
    Die Eltern werden angeleitet und eingeschult zur häuslichen Behandlung.
    Es genügen aufmunternde Worte, gute Ratschläge nicht.
    Es muss eine konkrete, ins Detail gehende Anleitung zur Förderung und Behandlung des behinderten Kindes gegeben werden von entsprechend ausgebildeten Fachkräften.
    Ich könnte mir vorstellen, dass ein Rehabilitationszentrum in dieser Größenordnung natürlich einigen personellen und finanziellen Aufwand mit sich bringt.
    Wie wollen Sie mit diesen Problemen fertig werden?
    Wir sind davon überzeugt, dass bei der derzeitigen Lage die Krankenkassen diese Behandlungen ihre Verantwortung nehmen müssen.
    Es sind Leistungen, die durchaus in dem Rahmen liegen, für den die Krankenkassen aufzukommen haben.
    Es werden Verträge auszuarbeiten sein und wir hoffen hier auf ein entsprechendes Interesse von dieser Seite.
    Rehabilitationszentrum für behinderte Kinder und Jugendliche, es berichtete Wolfgang Steinwendner.
    Es ist jetzt in einer halben Minute 12.39 Uhr.
    Wir haben immer noch keine Verbindung mit unserem Korrespondenten Klaus Emmerich in einem Übertragungswagen des Westdeutschen Rundfunks.
    Er soll von der Pressekonferenz Wolf Biermanns berichten.
    Wir haben aber diese Pressekonferenz hier im Funkhaus mitgeschnitten und werden auf jeden Fall, auch wenn sich Klaus Emmerich nicht melden sollte aus technischen Gründen, noch vor Ende des Journals zumindest die Presseerklärung Biermanns im Originalton bringen können.
    Ein Zwein fahren wir im Journal fort mit einem Auslandsbericht.
    In Italien könnte zum ersten Mal in einem Jahrzehnt ein Streik ein gerichtliches Nachspiel haben.
    Ein Abgeordneter der liberalen Partei und die Direktion des internationalen Flughafens von Rom, Fiumicino, haben Klagen eingereicht.
    Die römische Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit eingeleitet.
    Alfons Dalma schildert die Ereignisse, die zu diesen ungewöhnlichen Schritten geführt haben.
    Zwischen Dienstag und Donnerstag diese Woche haben sich Dinge abgespielt, die selbst für den Flughafen Fiumicino, wo ohne dies seit Jahren der Luftverkehr mit größten Schwierigkeiten für die Reisenden verbunden war, ungewöhnlich sind.
    Am Dienstagabend wurde ohne Voranmeldung und Vorwarnung plötzlich ein Streik des Arbeiterpersonals ausgerufen und gleich auch durchgeführt, wobei um 9 Uhr abends bei voller Nachtdunkelheit
    die Begrenzungs- und Signallichter der drei Lande- und Startpisten abgeschaltet wurden.
    In der Luft befanden sich zu diesem Zeitpunkt 18 Maschinen im Anflug mit insgesamt über 2000 Passagieren.
    Ein Teil dieser Flugzeuge konnte ohne dies nicht auf die zu kurze Piste des zweiten römischen Flughafens Ciampino umgeleitet werden.
    Aber auch die anderen, kleineren Maschinen konnten dort nicht mehr landen,
    da der altmodische und kleine Flugplatz mit 20 Charter-Maschinen aus England, wegen des Länderfußballspiels England-Italien, bereits voll besetzt war.
    Die Ausweichslandungen in Neapel mussten nach den vierten unterbrochen werden, da sich eine afghanische Maschine nach einem Reifendeffekt quer über die einzige Landepiste gestellt hatte.
    Turin und Mailand lagen im Nebel,
    was ohne dies lange Wartezeiten schon für die flugplanmäßigen Landungen verursachte und eine Stunde nach dem Beginn des Streiks in Rom zum Landeverbot führte.
    An der extremen Grenze von Treibstoffreserven der wartenden Maschinen gelang es der Direktion des Flughafens, die Notbeleuchtung auf einer der drei Landebahnen in Gang zu setzen.
    Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag wiederholten sich noch dreimal die Lichtabschaltungen auf dem Flugplatz.
    In Fiumicino spielten sich aufregende Szenen der Verzweiflung und des Unmutes in den überfüllten Wartehallen ab.
    Fluggäste mussten auf Behelfsschaltern der ausländischen Gesellschaften abgefertigt werden und ihr Gepäck selbst bis zu den Maschinen auf dem Flugfeld tragen.
    Der Streik wurde von der Gewerkschaft der Arbeiter und Angestellten des Flugverkehrs, einer Fachorganisation der Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes, Intercit,
    ausgerufen.
    Es ist eine sogenannte autonome Gewerkschaft, aber in diesem Fall der allgemeinen Konfederation der Gewerkschaftsverbände angegliedert und hat mit Ausnahme der Pilotengewerkschaft einen Monopolcharakter im Fachbereich.
    Der Streikanlass war das Festhalten der Flughafendirektion an der sechsmonatigen und auslaufenden Saisonbefristung der Arbeitsverträge für 50 Arbeiter.
    Die Gewerkschaft beruht sich darauf, dass im Kollektivvertrag von 1974 die Daueranstellung der Saisonarbeiter vereinbart worden sei.
    Die verstaatlichte Flughafengesellschaft steht auf dem Standpunkt, dass diese Vereinbarung nur die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bestehenden befristeten Arbeitsverträge betraf.
    Die Gewerkschaft hat für die kommenden Tage weitere Streikaktionen angekündigt.
    Allerdings mit angemessener Voranmeldung.
    Der Stadtrat von Rom hat den neuen kommunistischen Bürgermeister Argan ersucht, etwas zu unternehmen, um Rom aus dem Verruf zu bringen, die einzige Weltstadt Europas zu sein, in der man nie weiß,
    ob man aus der Luft landen oder für eine Flugreise starten kann.
    Das war ein Bericht von Alfons Dahlmer.
    In einer Pressekonferenz in Wien gab heute Staatsoperndirektor Dr. Egon Seefelner die wichtigsten Vorhaben für die beiden nächsten Monate bekannt.
    Im Jänner und im Dezember werden einige der prominentesten Gesangstars aus aller Welt in Wien gastieren.
    Einzelheiten erfahren Sie aus dem folgenden Gespräch, das Volkmar Paschalk mit Prof. Egon Seefelner führte.
    Herr Dr. Seefeldner, die von Ihnen verantwortete Direktionszeit dauert nun fast drei Monate.
    Sind Sie mit dem bisherigen Verlauf zufrieden?
    Ja, soweit man eigentlich zufrieden ist.
    Wenn man ein skeptischer Mensch ist, wie ich es bin, kann ich eigentlich zufrieden sein.
    Ich glaube, die Oper ist so dauernd im Gespräch des opernlieben Publikums und das ist schon sehr viel.
    Es hat Einnahmensteigerungen gegeben in den Monaten September und Oktober.
    Worauf führen Sie die zurück?
    Ich glaube doch im Wesentlichen auf die Vorstellungen, die so gut als möglich besetzt sind.
    Und wir sind in der Lage mit diesen Besetzungen höhere Preise zu nehmen.
    Dem ständigen Opernbesucher bleibt natürlich immer eine Frage offen.
    Das ist die Frage des Repertoires, der Repertoire-Dirigenten und der Repertoire-Inszenierungen.
    Glauben Sie, dass es eine Lösung gibt, dass sehr alte Vorstellungen in sehr alten Dekorationen, teilweise schon hässlich gewordenen, wo man von einer Inszenierung oder einer Regie überhaupt nichts mehr spürt, dass man die wieder auffrischen kann oder dass man mehr ständige Dirigenten ans Haus verpflichten kann, die wirklich auch mit dem Orchester proben können und die nicht am Abend eigentlich zum ersten Mal vor das Orchester treten?
    In Bezug auf die Dirigenten haben wir dieses Problem ja schon angepackt und weitgehend gelöst.
    Wir haben in den letzten zweieinhalb Monaten hier im Wesentlichen nur gut Dirigenten gehabt, die auch die Möglichkeit gehabt haben zu probieren.
    In Dekorativen ist das viel, viel schwieriger.
    Man kann eigentlich eine alte Vorstellung, die jetzt schon manchmal Jahrzehnte ihren Mann stellen muss, die kann man nicht mit kleinen Eingriffen hier verändern.
    Wäre es also auf lange Sicht Ihr Wunsch, aus einem Repertoirebetrieb eine Art Stagione zu machen?
    Nein, eine Stagione würde ich nicht sagen, sondern ich würde versuchen, den Betrieb durch die Premieren langsam
    Und die Premieren so gut einzustudieren, das kann man nämlich, das sieht man auch noch bei alten Vorstellungen, dass Vorstellungen, die gut studiert waren, lang gehalten, viel länger halten als Vorstellungen, die so hineingeworfen worden sind, auch deshalb, weil die Besetzungen nicht zur Verfügung standen oder nur kurz zur Verfügung standen, dass man dieses Repertoire
    so einrichtet, dass möglichst viel dieselben Dirigenten und dieselben Sänger beschäftigt werden in dem betroffenen Stück.
    Man muss da sehr vorsichtig sein, weil es natürlich auch Stücke gibt, die sich für
    Gastspiele mehr eignen als andere.
    Also eine Così fan tutte, die kann man nicht immer auseinanderreißen durch Umbesetzungen.
    Aber eine Tosca wird ja auch fürs Publikum nicht sehr attraktiv, wenn man nicht die Tosca, den Caravaradossi und den Scarpia von Zeit zu Zeit durch attraktive Leute umbesetzt.
    Ergänzend zu diesem Gespräch mit Dr. Egon Seefelner möchte ich noch folgende Details der heutigen Pressekonferenz nennen.
    Montserrat Caballé wird vom 4. bis 20.
    Dezember fünfmal in Wien gastieren und zwar in Tosca, Trubadur, Don Carlos und Maskenball.
    Der italienische Tenor Carlo Bergonzi wird in Tosca und Maskenball Partner der Caballé sein.
    Am 5.
    Dezember werden Birgit Nilsson, John Vickers, Ruth Hesse und Hans Sotin unter Horst Steins Leitung in Tristan und Isolde auftreten.
    Trudelise Schmid wird im Dezember dreimal den Komponisten in Ariaden auf Naxos singen, Margarethe Preiss die Fiordiligi am 30., Nikolaj Gjaurov den Boris am 28., Eva Marto und die Rosalinde in der Fledermaus am 31.
    Dezember und 1.
    Januar, wobei Julius Rodel als Dirigent und Hugo Gottschlich als Frosch verpflichtet wurden.
    Die Richard-Strauss-Festwochen dauern vom 16. bis 27.
    Jänner.
    Neben Arabella, Ariadne, Salome, Elektra und Rosenkavalier, die wichtigsten Stars Nilsson, Janowitz, Jones, Plegen, Fassbender, Ritterbusch, wird im Mittelpunkt eine Neuinszenierung der Frau ohne Schatten durch Oberspielleiter Helge Thoma.
    In den alten Dekorationen von Günther Schneider-Simpson mit Nilsson, Rüserneck, Hesse, Berry und dem finnischen Tenor Kastustein Karl Böhm wird die Frau ohne Schatten übrigens wieder in der Originalfassung dirigieren.
    Generalsekretär Jungbluth berichtete von Einnahmensteigerungen aller Bundestheater im September und Oktober um 6,9 Millionen, also etwa 20 Prozent.
    Die Staatsoper wird vom 21. bis 28.
    Juni bei Macho Musical in Florenz mit Ariadne, Salome und Cabale und Liebe gastieren.
    Die neuen Tenor-Stars Peter Hoffmann und Spas Wenkow wurden für zehn Abende verpflichtet.
    Atlantow will ins Baritonfach umsteigen und in Wien den Posa und René singen.
    Ein Regisseur für die Walküren-Neuinszenierung, die vielleicht Ausgangspunkt für einen neuen Ring werden wird, wird noch gesucht.
    Das war ein Beitrag von Volkmar Parschalk.
    Der international preisgekrönte und in Österreich mit dem Prädikat besonders wertvoll versehene Film Zwischenbilanz des polnischen Regisseurs Krzysztof Zanussi läuft demnächst in unseren Kinos an.
    Der 37-jährige Warschauer Regisseur Zanussi hat sich mit den Filmen Die Struktur der Kristalle, Familienleben und Illumination sowie einer Reihe von Fernsehfilmen zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Filmregisseure in Polen entwickelt.
    Konrad Zobel sprach mit Christoph Zanussi über seinen neuen Film.
    Herr Zanussi, Ihr Film Zwischenbilanz ist ein psychologisches Ehe- und Dreiecksdrama.
    Vor allem aber ist es die Geschichte einer Frau und Mutter, die eine Reihe wichtiger Erfahrungen macht.
    Gibt es so etwas wie eine Moral dieser Geschichte?
    Meine Absicht war es, die Bedingungen der menschlichen Existenz zu untersuchen, nicht notwendigerweise eine Dreiecksgeschichte.
    Ich war an einer Person interessiert, die wählen kann, die vor einer Wahl steht, welche, soweit sie die Familie betrifft, traditionellerweise den Männern vorbehalten war.
    Erst jetzt findet eine neue Generation von Frauen die Möglichkeit, ihren Lebensstil selbst zu wählen, ihre Existenz selbst zu bestimmen.
    Es geht für die Frau nicht um die Wahl zwischen zwei Männern, sondern um die Wahl zwischen Familienleben und Freiheit, zwischen Verpflichtung und Ungebundenheit.
    Es wäre aber falsch, von einem Womensleb-Film, von einem Frauen-Emanzipations-Film zu sprechen, weil dieser Begriff in Polen, wo die Position der Frau schon fortgeschritten ist, bereits altmodisch erscheint.
    Es liegt nahe, Ihren Film mit dem von Ingmar Bergmann zu vergleichen, Szenen einer Ehe.
    Sind Sie von diesem Film beeinflusst worden oder angeregt?
    Ich bin seit den letzten 20 oder 25 Jahren von Ingmar Bergmann beeinflusst worden, denn er war und ist in Polen sehr populär.
    Die Szenen einer Ehe aber habe ich erst nach Vollendung meines Films gesehen.
    Die beiden Filme wurden ja fast zur gleichen Zeit gedreht.
    So konnte es also keinen direkten Einfluss geben.
    Aber natürlich ist da eine gewisse Affinität, wenn zwei Leute in zwei Ländern zur selben Zeit dasselbe Problem aufgreifen.
    Das Problem lag eben wahrscheinlich sozusagen in der Luft.
    Aber Sie haben ja das Thema Ihres Films schon in früheren Filmen behandelt, nämlich insofern, als viele Ihrer Hauptpersonen am Ende dazu gelangen, sich selbst und die Verhältnisse, in denen sie leben, zu akzeptieren und ihre Träume aufzugeben.
    Ja, das stimmt, denn das ist eines der Themen, auf das ich sehr oft zurückkomme.
    Denn das Akzeptieren gehört zu den Bedingungen des Überlebens.
    Die Leute müssen dazu kommen, sich selbst zu akzeptieren.
    Und sie müssen bestimmte Träume und Illusionen aufgeben.
    Die Frage ist, wie ein vernünftiger Kompromiss zwischen unseren Träumen, unseren Wünschen und den Realitäten des Lebens gefunden werden kann.
    Neben dem vielen Lob, das Ihr Film eingeheimst hat, hat es auch einige Kritiker gegeben, die bemängelt haben, der Film wäre zu glatt, zu ästhetisch, schön fotografiert, zu distanziert.
    Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
    Well, that's up to the critics to judge.
    Nun, diese Beurteilung steht den Kritikern frei.
    Meine früheren Filme waren nicht so schön, aber diesen Film versuchte ich hübsch zu machen, denn das Thema ist sehr bescheiden.
    Schließlich ist der Beruf meiner Heldin, sie ist Buchhalterin, nicht sehr pittoresk.
    So versuchte ich, alles auf eine sehr bunte Weise zu zeigen, gerade um das graue Leben solcher Leute farbig erscheinen zu lassen.
    Ich akzeptiere die Kritik, aber ich machte das absichtlich so und ich bin froh, dass ich es so gemacht habe.
    nur um zu zeigen, dass für Menschen, die in diesen Bedingungen arbeiten, in diesem grünen Leben, dieses Leben farbenfroh wird.
    Also kann ich diesen Kritismus akzeptieren, aber ich habe es deliberatel gemacht und ich bin froh, dass ich es gemacht habe.
    Mit dem polnischen Regisseur Krzysztof Zanussi sprach Konrad Sobel.
    Zum ersten Mal nach seiner Ausbürgerung durch die Behörden der DDR wandte sich heute Mittag der Dichter und Liedermacher Wolf Biermann in seinem derzeitigen Kölner Exil an die Öffentlichkeit.
    In Köln wurde Biermann am Dienstag von der Nachricht seiner Ausbürgerung überrascht.
    Köln war die erste Station seiner Tournee durch die Bundesrepublik Deutschland.
    Eine Tournee, die von der Westdeutschen Metallarbeitergewerkschaft organisiert wird.
    Der Liederabend Biermanns in Köln am Sonntag war der erste öffentliche Auftritt seit zwölf Jahren, denn so lange schon wird er von den DDR-Behörden mundtot gehalten.
    Heute Mittag nun stellte sich Biermann in einem Kölner Hotel der internationalen Presse.
    Unserem Korrespondenten Klaus Emmerich ist es bis jetzt nicht gelungen zu uns durchzukommen.
    Wir haben aber die Pressekonferenz hier in Wien mitgeschnitten und können Ihnen zumindest die Anfangserklärung Wolf Biermanns bringen.
    Wolf Biermann nun also zu seiner Ausbürgerung durch die DDR.
    Ich besitze einen gültigen DDR-Reisepass mit einem Aus- und Wiedereinreisevisum.
    Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich diese schändliche und schädliche Ausbürgerung nicht hinnehme.
    Und Sie sollen wissen, dass die wachsende Solidarität von Sozialisten und Kommunisten, von Gewerkschaftern
    von Arbeitern und Intellektuellen in Ost und West es inzwischen gar nicht mehr als so aussichtslos erscheinen lässt, dass die Führer der DDR ihre panische Maßnahme zurücknehmen werden.
    Es wäre für mich wie für mein Land besser, wenn dieses aufgezwungene Exil hier im Westen sich sehr bald als ein glücklich überstandener Albtraum erwiese.
    Mit meinen Schriftstellerkollegen in der DDR stimme ich darin überein, dass eine rasche Korrektur zugunsten der Gesetzlichkeit wie der Gerechtigkeit nur in den Augen eingefleischter Antikommunisten ein Zeichen von Schwäche wäre.
    Von meinen engsten Freunden zu Hause, mit denen ich telefonierte, habe ich erfahren,
    dass inzwischen nicht nur viele bedeutende Kulturschaffende in der DDR das Politbüro der SED aufgefordert haben, diese Ausbürgerung zurückzunehmen.
    Auch immer mehr Arbeiter und Studenten setzen sich in der DDR für mein Recht auf Rückkehr ein.
    Und ich bin froh darüber,
    dass sich die Linken hier im Westen trotz etlicher Meinungsverschiedenheiten so entschieden für mich einsetzen.
    Da ich ein Liedermacher bin, wäre es vielleicht angemessener gewesen, Ihnen hier eine Presseerklärung vorzusingen.
    Es ist mir aber leider nicht gelungen, in dem ganzen Trubel der letzten schmerzhaften, lehrreichen Tage für Sie ein neues und sehr deutsches Lied zu schreiben.
    Ich möchte Ihnen deshalb ein Gedicht von Brecht vorlesen, ein Gedicht, das ich liebe, ein Gedicht, in dem Brecht Haltungen eines Revolutionärs lobt, die für meine Genossen wie für mich ein Ansporn sind.
    Bertolt Brecht lobt des Revolutionärs.
    Wenn die Unterdrückung zunimmt, werden viele entmutigt.
    Aber sein Mut wächst.
    Manche sind zu viel.
    Wenn sie fort sind, ist es besser,
    Doch wenn er nicht da ist, fehlt er.
    Wo immer geschwiegen wird, dort wird er sprechen.
    Und wo Unterdrückung herrscht und von Schicksal die Rede ist, wird er die Namen nennen.
    Wo er sich zu Tisch setzt,
    setzt sich die Unzufriedenheit zu Tisch, das Essen wird schlecht und als eng wird erkannt die Kammer.
    Wohin sie ihn jagen, dorthin geht der Aufruhr, und wo er verjagt ist, bleibt die Unruhe doch.
    Wolf Biermann heute Mittag in Köln und ich habe jetzt Verbindung mit Köln, telefonisch mit Klaus Emmerich.
    Guten Tag Herr Emmerich.
    Was hat sich denn dann noch nach dieser Erklärung während der Pressekonferenz abgespielt?
    in die DDR zurückkehren zu können, dass er sich mit den Gedanken als kommunistischer Liedersänger, wie er sich selbst bezeichnet, in der Bundesrepublik oder sonst wo im Westen zu leben, nicht anfreunden könnte.
    Ich habe ihn dann gefragt, wie er reagiert hat auf die Einladung von Unterrichtsminister Sinowaz.
    Er hat gesagt, er freut sich zwar sehr, hat aber auch da wieder zu erkennen gegeben, was in der ganzen Pressekonferenz für zwei Stunden fast war, dass er sich nämlich verwirrt fühlt.
    dass er den Schritt seines eigenen Landes, von dem er die DDR immer wieder bezeichnet, überrascht gewesen sei.
    Und dass er hofft, durch die Solidarität sowohl innerhalb der DDR als auch im Westen wieder zurückkehren zu können.
    Also eine ganz typische Emigrantenreaktion.
    Außerdem war er sensibel, nervös auf Pressefotografen, hat vor allem einzelne Fotografen, die ihn offensichtlich verfolgt haben, angegriffen.
    Es war ein Riesenwirbel hier in einem Hotel im Schatten des Kölner Doms.
    Hat Biermann mitgeteilt, auf welche Weise er gedenkt, in die DDR zurückzukehren?
    Das hat er natürlich offengelassen.
    Auch die Frage, ob er unter Umständen zurückkehren könnte unter bestimmten Auflagungen und Bedingungen.
    Er hat sich aber doch sehr mutig gezeigt, insoweit, dass er nicht bereit ist, irgendwie zur Kreuz zu kriechen.
    Hat aber im Übrigen mitgeteilt, dass er zunächst mit seiner Frau, die ein sechs Monate altes Kind von ihm hat, telefonische Verbindung hatte und dass diese telefonische Verbindung von den Organen der DDR inzwischen abgebrochen ist.
    Danke Klaus Emmerich und auf Wiederhören.
    Meine Damen und Herren, eine Zusammenfassung der Pressekonferenz und Ausschnitte aus dem Kölner Konzert Biermanns vom Sonntag bringen wir in einer Sondersendung heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1.
    20 Uhr, Ö1, Pressekonferenz Wolf Biermann.
    Und im Anschluss an diese Sendung um 20.45 Uhr hören Sie dann wie an jeden vierten Freitag
    Drüben unser Osteuropa-Magazin, heute mit den Themen Jugoslawien, das Nationalitäten-Puzzle, DDR, Gespräch mit dem Schriftsteller Jurek Becker und Ungarn, Herbst am Platensee.
    Es ist jetzt in wenigen Sekunden 13 Uhr.
    Unser Mittagsschornal ist beendet.
    Ich verabschiede mich im Namen von Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören um 18.15 Uhr auf Ö1 beim Abendschornal.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bauringprozess: Ex-Bürgermeister Felix Slavik und Dr. Peter Singer (Handelsdelegierter in Abu Dabi) im Zeugenstand
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwischenbilanz der Budgetberatungen im Ausschuss
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresse: Finanzsanierung der Spitäler, Agrarrenten
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Straßenschäden durch Spikereifen und Schneefahrzeuge
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zahnärztekongress: Zahnbetterkrankungen häufiger als Karies
    Interview: Doz. Schuh
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung] , Schuh, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rehabilitationszentren für Körperbehinderte Kinder in Wien auf privater Basis
    Interview: Dr. J. Pesendorfer, Dr. Lesigan
    Mitwirkende: Steinwendner, Wolfgang [Gestaltung] , Pesendorfer, ... [Interviewte/r] , Lesigan, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gerichtsverfahren gegen Streikende in Italien
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Staatsoperndirektor Seefehlner gibt Pläne und Besetzungen für die nächsten zwei Monate bekannt
    Einblendung: Staatsoperndirektor Seefehlner
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Seefehlner, Egon [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Medien und Kommunikation ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit polnischem Filmregisseur Krzysztof Zanussi über seinen Film "Zwischenbilanz"
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Zanussi, Krzysztof [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erklärung von Wolf Biermann bei Pressekonferenz
    Mitwirkende: Biermann, Wolf [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Ort: Köln [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zusammenfassung der Pressekonferenz Biermann
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1976.11.19
    Spieldauer 00:59:52
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.11.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761119_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt