Mittagsjournal 1976.11.29

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Guten Tag, verehrte Damen und Herren, es ist 12 Uhr.
    Am Beginn von 60 Minuten Information zur Mittagsstunde begrüßt Sie Adolf Poindl im Namen von Redaktion und Technik.
    Innenpolitisches Hauptthema des heutigen Montags ist eine Pressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky, die kurz nach 11 Uhr in Wien begonnen hat und in der der Regierungschef zu den bedeutendsten aktuellen Fragen Stellung nimmt.
    Wir schalten gleich nach den Nachrichten in den Presseclub Concordia.
    Aus Österreich kommen hinzu, die Zigaretten werden teurer, das Bundesfrauenkomitee der SPÖ zum Kreislersterben und seinen Folgen,
    und die Presseschau, heute mit Auszügen aus Kommentaren zum Thema die Frau in der Politik.
    Zu den geplanten Korrespondentenberichten aus dem Ausland einige Schlagzeilen.
    Arbeitslosigkeit, Konjunkturlage und mögliche Ölpreiserhöhung Hauptthemen der Gipfelkonferenz der europäischen Gemeinschaften.
    Erste offizielle Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition in Spanien und der Südlibanon weiterhin Gefahrenherd für Eskalation des Nahostkonflikts.
    Und dazu noch ein Beitrag über die Ursache des Flugzeugunglücks vom 10.
    September über Zagreb.
    Schlamperei führt zum Tod von 176 Menschen.
    Die Kulturredaktion schließlich bringt eine Vorschau auf die bevorstehende Stoppart-Premiere im Wiener Akademietheater.
    Das also ist das Programm des heutigen Mittagsjournals.
    Jetzt als erstes die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Rainer Warnecke und gesprochen werden die Meldungen von Roland Knie.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Vorstand der CDU ist am Vormittag zu Beratungen über die weitere Strategie nach der Aufkündigung der Fraktionsgemeinschaft im Bundestag durch die Schwesterpartei CSU zusammengetreten.
    Dabei sollen bereits Vorbereitungen zur möglichen Gründung eines eigenen CDU-Landesverbandes in Bayern getroffen werden.
    Zur Debatte steht auch das noch immer nicht fest vereinbarte Treffen zwischen dem CDU-Vorsitzenden Kohl und dem CSU-Vorsitzenden Strauß, das morgen stattfinden soll.
    Der künftige CSU-Fraktionsvorsitzende Zimmermann hat Äußerungen Kohls und des CDU-Generalsekretärs Biedenkopf scharf verurteilt.
    Zimmermann sagte, die CSU werde derartige Kritik nicht länger hinnehmen.
    Zum künftigen Verhältnis der beiden Parteien meinte er, es stehe alles zur Diskussion.
    Die CSU müsse auf die Gründung eines CDU-Landesverbandes in Bayern nicht mit der Schaffung von Parteiorganisationen in den anderen Bundesländern antworten.
    Einen Konkurrenzkampf der beiden Unionsparteien lehnte Zimmermann ab.
    Am Vormittag ist auch das Präsidium der Freien Demokraten zu Beratungen über die aktuelle politische Lage nach dem Auseinanderbrechen der Fraktionsgemeinschaft der Unionsparteien zusammengetreten.
    Zur Debatte steht auch die Frage möglicher Koalitionen der FDP mit der CDU im Saarland und in Niedersachsen.
    Italien.
    Nach einem Aufruf der drei großen Gewerkschaftsverbände sollen morgen sieben Millionen Arbeitnehmer in ganz Italien nach Berufsgruppen zwischen vier und 24 Stunden streiken.
    Bereits heute befinden sich die Drucke im Ausstand.
    Mit der Aktion soll die Regierung zur Beschleunigung ihres Investitions- und Sanierungsprogrammes veranlasst werden.
    Die italienischen Staatsbahnen werden den Preis für die Personenbeförderung am Mittwoch um 10 Prozent erhöhen.
    Für März ist eine Preisanhebung um 20 Prozent geplant.
    Das Defizit der italienischen Eisenbahnen beträgt heuer voraussichtlich 18 Milliarden Schilling.
    Europäische Gemeinschaften.
    Die Haltung der neuen Gemeinschaft zur dritten Welt, die angespannten Handelsbeziehungen zu Japan und die Auswirkungen der von den Erdöl produzierenden Staaten angekündigten Preiserhöhung für Rohöl sind die Hauptthemen der Konferenz der EG-Regierungschefs, die heute in Haag beginnt.
    Weiters werden sich die Regierungschefs mit der Tätigkeit der neuen EG-Kommission befassen, die Anfang des kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen wird.
    Die Versammlung der Westeuropäischen Union hat heute in Paris mit ihrer für vier Tage anberaumten Herbstsitzung begonnen.
    Zu den Hauptthemen zählen die europäische Sicherheit im Blickwinkel der Ost-West-Beziehungen und die Politik Westeuropas hinsichtlich der Probleme im Mittelmeerraum.
    Die Parlamentarier der WEU, der die sechs Gründungsmitglieder der europäischen Gemeinschaften und Großbritannien angehören, beschäftigen sich in der Herbstsitzung auch mit Rüstungsfragen.
    Das Rüstungskomitee der Westeuropäischen Union soll reaktiviert werden und bis zum kommenden Jahr dem Ministerrat der WEU Vorschläge für eine Koordinierung der europäischen Rüstungsindustrie vorlegen.
    Schweiz-Sowjetunion
    In Genf ist der dreitägige Kongress der sozialistischen Internationale zu Ende gegangen.
    Zum neuen Generalsekretär wurde der Schwede Karlsson gewählt.
    Die sozialistische Internationale fordert in einer Resolution eine Neuordnung der Weltwirtschaft zugunsten armer Länder, die Wiederaufnahme der Genfer Nahostkonferenz und verstärkte Initiativen zur Entspannung in Europa.
    In einem Kommentar beurteilt heute die amtliche Moskauer Nachrichtenagentur TASS die Stellungnahme der Sozialisten zur Entspannung und Abrüstung sowie die Verurteilungen des weltweiten Kapitalismus und der politischen Führungen in Chile und in Südafrika positiv.
    Die TASS erwähnt allerdings die von verschiedenen Delegierten der Sozialistischen Internationale geführten Angriffe gegen die Ideologie des Marxismus-Leninismus nur am Rande.
    Nahe Osten.
    Wie die Beiruter Zeitung Al-Nakhar meldet, werden im Laufe dieser Woche etwa 1000 Soldaten aus Saudi-Arabien und aus den Golfstaaten im Südlibanon symbolisch Stellung beziehen.
    Diese Einheiten werden der pan-arabischen Friedenstruppe unterstellt.
    Saudi-Arabien soll eine diesbezügliche Vereinbarung mit Israel getroffen haben, das die Stationierung syrischer Truppen nahe der Grenze ablehnt.
    Nach Berichten der israelischen Zeitung Yediotah Aronot hat die Sowjetunion dem syrischen Staatschef Assad geraten, seine Truppen nicht zu nahe der israelischen Grenze zu stationieren, um Spannungen mit Jerusalem zu vermeiden.
    Der israelische Ministerpräsident Rabin hat bekräftigt, dass Israel die verstärkte Anwesenheit syrischer Truppen im Süden des Libanon nicht dulden werde.
    Der libanesische Staatspräsident Sarkis hat die diplomatischen Kontakte zur Entschärfung der gespannten Lage im sogenannten Fatah-Land verstärkt.
    Jüngster Streitpunkt ist die Weigerung der Palästinenser, sich von den Syrern entwaffnen zu lassen.
    Konkrete Ergebnisse der Unterredungen sind noch nicht bekannt.
    Der König von Saudi-Arabien, Khaled, hat für die aus ihren Heimatorten Geflüchteten und Obdachlosen Personen des libanesischen Bürgerkriegs 5 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.
    Nach Pressemeldungen aus Jerusalem wird sich der israelische Verteidigungsminister Peres in nächster Zukunft in die USA und nach Großbritannien begeben.
    In den Vereinigten Staaten wird Peres unter anderem über Waffenlieferungen verhandeln.
    Schweiz, Rhodesien.
    Nach einer vorläufigen Lösung, nach einer Frage des Unabhängigkeitstermins für Rhodesien, bereitet der britische Vorsitzende der Rhodesien-Konferenz in Genf, Richard, den Fortgang der Verhandlungen vor.
    Im Mittelpunkt weiterer Gespräche soll die Bildung einer Übergangsregierung stehen.
    Richard trifft heute mit den Nationalistenführern Mugabe und Ngomo zusammen.
    Wie Ministerpräsident Smith in einem Interview erklärte, könne Rhodesien mit ausländischer Hilfe und sogar mit der Aufhebung des von den Vereinten Nationen verhängten Wirtschaftsembargos rechnen, sollte die Genfer Konferenz an der Unnachgiebigkeit der schwarz-afrikanischen Nationalistenführer scheitern.
    Smith betonte, er habe entsprechende Zusagen vom amerikanischen Außenminister Kissinger und vom südafrikanischen Ministerpräsidenten Forster erhalten.
    Kenia
    Über die Opferbilanz des Zugunglücks, das sich heute früh in der Nähe der ostkenianischen Stadt Woi ereignete, liegen derzeit völlig widersprüchliche Angaben vor.
    Nach ersten Nachrichten des keniatischen Rundfunks soll das Unglück mehrere hundert Menschenleben gefordert haben.
    Später wurde diese Zahl von Beamten der ostafrikanischen Eisenbahn abgeschwächt und sogar erklärt, es sei nur eine Person ums Leben gekommen.
    Auf der Strecke zwischen Nairobi und Mombasa war aus bisher noch ungeklärten Gründen ein Personenzug der Schmalspurbahn entgleist und in einen hochwasserführenden Fluss gestürzt.
    Türkei Etwa 4000 Tote sind bisher im Erdbebengebiet im Osten der Türkei geborgen worden.
    In der Provinz Van wurden durch die Katastrophe 20.000 Menschen obdachlos.
    Die Hilfeleistungen karitativer Organisationen werden durch Schneestürme und durch Mangel an Hilfskräften und Lastwagen erheblich behindert.
    Militärmaschinen aus den Vereinigten Staaten, der Bundesrepublik Deutschland und aus Pakistan haben gestern Medikamente, Zelte und Decken in das Erdbebengebiet geflogen.
    Österreich
    Zigaretten werden voraussichtlich am Donnerstag teurer werden.
    Finanzminister Androsch wird am Mittwoch im Hauptausschuss des Nationalrates eine Preiserhöhung beantragen.
    Auch Zigarren und Tabake werden teurer.
    Bei Zigaretten beträgt das Ausmaß der Preisanhebung ein bis zwei Schilling je Packung.
    Ursache sind Kostensteigerungen und budgetäre Gründe.
    In Wien wurde heute der Bauring-Prozess mit der Einvernahme des Angeklagten Architekten Ursprunger fortgesetzt.
    Ursprunger gab dabei zu, alle Millionen Transaktionen der von ihm als Treuhänder gegründeten Firma AIPAC ohne Buchhaltung geführt zu haben.
    Richter Lachner warf dem Angeklagten vor, bei der Veranlagung von Festgeld in der Höhe von 45 Millionen Schilling Verträge mit sich selbst abgeschlossen zu haben.
    Im Verlauf des Verfahrens wurde auch eine Äußerung des Schweizer Rechtsanwaltes Meier zitiert, die ursprünglich für eine Gesellschaft Ursprungers als Verwaltungsrat bestellt worden war.
    In der Voruntersuchung hatte Meier angegeben, der Gesellschaft deshalb gekündigt zu haben, weil er Ursprunger für einen Fantasten gehalten habe.
    Soweit die Meldungen.
    Das war's.
    Und nun zum Wetter.
    Eine Störungsfront überquert derzeit Mitteleuropa, streift aber nur den Norden Österreichs.
    In der Folge weitet sich die Westströmung südwärts aus.
    Die Wetterwirksamkeit weiterer Störungen wird dadurch im Alpenraum stärker werden.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Teilweise aufgelockerte, im Allgemeinen aber starke bis geschlossene Bewölkung.
    Im Norden örtlich etwas Regen.
    Schwacher bis mäßiger Wind aus westlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 2 bis 10 Grad.
    Tiefsttemperaturen in der kommenden Nacht minus 5 bis plus 3 Grad.
    Die Prognose für morgen nur örtlich aufgelockerte im größten Teil Österreichs starke bis geschlossene Bewölkung und zeitweise Regen.
    Schneefallgrenze bei 1200 Meter.
    In freien Lagen und auf den Bergen auffrischender Westwind.
    Tageshöchsttemperaturen 4 bis 10 Grad.
    Das Wetter in den Landeshauptstädten um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 4 Grad Windstille.
    Eisenstadt Nebel, 1 Grad Windstille.
    Linz bedeckt, 3 Grad Windstille.
    Salzburg wolkig, 6 Grad Ostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Innsbruck wolkig, 2° Windstille.
    Bregenz stark bewölkt, 9° Südostwind, 5 kmh.
    Graz wolkig, 0° Windstille.
    Und Klagenfurt wolkig, minus 1° Nordwestwind, 3 kmh.
    Das also waren Wetter und Nachrichten.
    Es ist jetzt 12.13 Uhr und wir kommen, wie angekündigt, zur Pressekonferenz des Bundeskanzlers Kreisky.
    Sie hat nach 11 Uhr begonnen und sie ist noch im Gang.
    Der Regierungschef ging zunächst ausführlich auf einige aktuelle Fragen der Außenpolitik ein.
    Wir erfahren aus dem Presseclub Concordia darüber Näheres.
    Ich rufe Barbara Kuttenhofe-Kalergi.
    Im außenpolitischen Teil der Pressekonferenz bildete das Nord-Ost-Problem einen Schwerpunkt des Frage- und Antwortspiels.
    Kreisky ist ja in Genf mit dem israelischen Ministerpräsidenten Rabin zusammengetroffen und hat zuvor in Paris mit dem Zionistenführer Goldmann und dem französischen Ex-Ministerpräsidenten Mendes-France Gespräche geführt, mit dem Ziel, Kontakte zwischen Präsident Sadat und jüdischen Politikern zustande zu bringen, die keine israelischen Bürger sind.
    Über dieses Problem, das zu einer ernsten Verstimmung zwischen Rabin und Kreisky geführt hat, meinte der Kanzler, es sei sein eisernes Prinzip, selber keine Vermittlungsaktionen zu starten.
    Dazu sei ein Friedl mit der leeren Tasche, wie der österreichische Bundeskanzler, ja auch gar nicht in der Lage.
    Wohl aber hätte es anlässlich des Wien-Besuchs von Präsident Sadat im vorigen Jahr mit diesem Gespräche darüber gegeben.
    Sadat hat gemeint, wenn das Ganze nicht in allzu spektakulärer Weise erfolge, etwa so, dass es die Vertretung einer Weltorganisation ist, werde er sich das gerne überlegen.
    Und ich erhielt dann im Sommer die Nachricht, dass er gerne zwei bis drei sehr prominente Herren, die auch sonst eine sehr angesehene Stellung in ihren Ländern haben, die bestimmten zwei bis drei Herren
    gerne sehen würde.
    Rabin hätte das zu diesem Zeitpunkt allerdings unpassend gefunden.
    Jetzt sag ich Ihnen eines, aus meiner Überzeugung, wenn die Zeit reif ist für solche Gespräche, kann das wahrscheinlich sogar jeder Briefträger besorgen.
    Laut Kreisky ist die Zeit jetzt reif.
    Es gibt eine echte Chance für eine Lösung in Nahost.
    Zur Tagung der Sozialistischen Internationale in Genf meinte der Bundeskanzler, er hätte dort seine Kritik an den mageren Ergebnissen der Entspannungspolitik wiederholt und dafür plädiert, dass noch vor der Belgrader Nachfolgekonferenz für Helsinki neue Initiativen gefunden würden.
    Und schließlich die Frage des Eurokommunismus.
    Ein Problem, das die sozialistischen Parteien in Genf stark beschäftigt hat.
    Ich habe also gesagt, dass sich für mich dieses Phänomen reduziert auf die Frage,
    der italienischen kommunistischen Partei.
    Nicht einmal so sehr auf die Frage der Französischen.
    Nämlich, und sich reduzieren lässt auf die Grätchenfrage, wie haltet ihr es nun wirklich mit der Demokratie?
    Und das ist eine Frage, auf die theoretisch niemand Antwort geben kann, ehe man praktische Erfahrungen hat.
    Zurzeit dauert die Pressekonferenz in der Concordia an und ich gebe damit zurück an das Studio des Mittagsjournals.
    Danke, Barbara Kutnow-Kalergi, für diesen ersten Bericht über die heutige Pressekonferenz des Bundeskanzlers.
    Wir schalten später ja noch einmal in den Presseclub Concordia, um auch über die Äußerungen des Regierungschefs zu innenpolitischen Fragen einiges zu erfahren.
    Die Zigaretten werden teurer.
    Wir haben es ja schon in den Nachrichten gehört.
    Voraussichtlich ab Donnerstag dieser Woche werden die annähernd 1,3 Millionen Raucher in Österreich mehr für ihre tägliche Schachtel Zigaretten bezahlen müssen.
    Diese Preiserhöhung wird vor allem jene Österreicher treffen, die filterlose Zigaretten rauchen.
    Dieses unerwartete Vorweihnachtsgeschenk des Finanzministers muss morgen von der Regierung im Ministerrat genehmigt und am Donnerstag im Hauptausschuss des Nationalrates angenommen werden.
    Erst dann wird bekannt sein, welche der Zigarettensorten um einen und welche um zwei Schilling angehoben werden.
    Michael Kerbler berichtet.
    Alle Jahre wieder, so könnte man die Zigarettenpreiserhöhung bezeichnen, die den Österreichern am kommenden Donnerstag ins Haus steht.
    Denn schon im vergangenen Jahr wurden die Zigarettenpreise um die Weihnachtszeit angehoben.
    Diesmal wird die Verteuerung bei 5 Groschen bis 10 Groschen je Zigarette liegen.
    Das bedeutet, nach Kalkulation der Austria Tabakwerke, pro Zigarettenpaket eine Preiserhöhung von ein oder zwei Schilling.
    Diesmal scheint der Finanzminister den Wünschen von Gesundheitsministerin Leodolda zu entsprechen.
    Der langgehegte Wunsch von Ministerin Leodolda ist nämlich, dass filterlose Zigaretten stärker besteuert werden als jene Zigaretten, die mit Filtern versehen sind.
    Mehrere Gründe werden sowohl von den Austria-Tabakwerken als auch vom Finanzminister für die Verteuerung der Zigaretten geltend gemacht.
    Die Austria-Tabakwerke, ein staatlicher Monopolbetrieb, haben im vergangenen Jahr von ihren rund 10 Milliarden Schilling-Umsatz fünf Sechstel an Steuern und Abgaben ausgeben müssen.
    Davon hat der Finanzminister den Löwenanteil an Tabaksteuer und Mehrwertsteuer eingenommen, nämlich 6,1 Milliarden Schilling.
    Der restliche Anteil, der den Tabakwerken verbleibt, reicht nicht mehr zur Kostendeckung.
    Dazu Generaldirektor Mussil von den Austria-Tabakwerken.
    Wir müssen mit einem Sechstel des Gesamterlöses das Auslangen finden und daraus ergeben sich also Engpässe in den vorhandenen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.
    Aber wir rechnen ebenfalls mit einer 10,7-prozentigen Erhöhung der bei uns bisher zur Verfügung stehenden Mittel.
    Das ist also bei uns, auf uns bezogen, sind das ungefähr 100 bis 118 Millionen.
    Der Finanzminister macht budgetäre Gründe für die Preiserhöhung geltend.
    Mit anderen Worten, er ist auf der Suche nach möglichen Geldquellen, um Budgetlöcher zu stopfen.
    Minister Androsch erhofft sich jährliche Mehreinnahmen durch die Zigarettenpreiserhöhung von annähernd 500 Millionen Schilling.
    Dieses Geld braucht Minister Androsch nicht zuletzt dazu, um die 5- bis 6-fache Kostensteigerung bei der Spitella-Finanzierung auszugleichen.
    Österreichs Raucher sollen über die Zigarettenpackung mithelfen, die Heilungskosten zu finanzieren.
    Es sind vor allem die Männer, die zur täglichen Zigarette greifen.
    Sie konsumieren im Durchschnitt zwölf Zigaretten pro Tag.
    Die Frauen, die ein Drittel der Raucher stellen, rauchen pro Tag hingegen nur neun Zigaretten.
    Sowohl der Finanzminister als auch die Austria-Tabakwerke spekulieren mit dem Weihnachtsgeschäft, das den leichten Rückgang, der schon bei der letzten Zigarettenpreiserhöhung aufgetreten ist, auffangen soll.
    Dadurch will man heuer die Traumgrenze von 14 Milliarden Stück verkaufter Zigaretten doch noch erreichen.
    Die österreichischen Tabak-Trafikanten, es gibt im gesamten Bundesgebiet 13.700 Tabakverschleißer, haben sich bereits seit Mitte November für das Weihnachtsgeschäft eingedeckt.
    Daher trifft sie die Mitteilung der Austria Tabakwerke, dass ab heute die Zigarettenmenge kontingentiert wird, nicht oder nur sehr wenig.
    Seit heute früh hat der Sturm auf die Tabaktrafiken eingesetzt.
    Die Österreicher wollen sich noch rasch mit ihrer Lieblingsmarke versorgen, bevor sie teurer wird.
    Ob auch im kommenden Jahr die Zigaretten- und Tabakpreise angehoben werden, macht der Generaldirektor der Austria-Tabakwerke Musil von der Konjunkturentwicklung abhängig.
    Beruhigt sich die wirtschaftliche Entwicklung und kommt es zu einem steilen Anstieg der Konjunktur, dann wird eine solche Preiswerbung nicht notwendig sein.
    Tritt das nicht der Fall ein zu werden und die Kosten steigen weiter in dem selben Umwand wie bisher, wird das unverwaltlich sein.
    Ein interessantes Detail am Rande.
    Jene Zigarettensorten, die im Warenkorb für den Verbraucherpreisindex enthalten sind, werden aller Wahrscheinlichkeit nach die geringsten Preissteigerungen aufweisen.
    Möglicher Grund, der Verbraucherpreisindex für Dezember dieses Jahres soll so niedrig als möglich gehalten werden.
    Michael Kerbler erläuterte die schlechte Nachricht für die österreichischen Raucher.
    Im Handel, im österreichischen Handel, erregt derzeit nicht nur die Frage der Ladenschlusszeiten die Gemüter.
    Auch die Nahversorgung, also der gesicherte Einkauf in unmittelbarer Nähe der Wohnung, hat wieder an Aktualität gewonnen.
    Besonders durch die Eröffnung des Einkaufszentrums im Süden Wiens vor zwei Monaten.
    Nach ersten Untersuchungen haben vor allem die kleinen Lebensmittelhändler in der näheren Umgebung des Einkaufszentrums Kunden verloren.
    Mit der Frage der Nahversorgung haben sich heute auch die sozialistischen Frauen in einer Enquete befasst.
    Vom Tagungsort, dem Haus der Begegnung in Floridsdorf, meldet sich jetzt Matthäus Kattinger aus einem Funkwagen.
    Grundlegende Aussage der SP-Enquete, noch gibt es die Nahversorgung, doch sie ist in manchen Gebieten bereits zum Problem geworden.
    Die sozialistischen Frauen haben im Oktober eine gesamtösterreichische Umfrage unter der Devise, wenn die Nahversorgung zum Problem wird, gestartet.
    Von etwa 20.000 angesprochenen Frauen sandten mehr als 3.000 die Fragebuben zurück.
    Die Sekretärin des Bundesfrauenkomitees, Anna Demuth, fasst das Ergebnis zusammen.
    Jeder will einerseits den Kreisler um die Ecke und andererseits das Großkaufhaus, wo preisgünstige Angebote sind.
    Und so ist das Ergebnis der Umfrage dahingehend ausgegangen, dass wir eigentlich bestätigt sehen, dass man einerseits die Entwicklung der Supermärkte begrüßen muss, weil sie preisregelnd wirken, ein großes Angebot haben,
    und andererseits doch auch das kleinere Geschäft in Wohnnähe erhalten soll, damit ältere Menschen vor allem und Familien mit Kindern nicht zu weite Einkaufswege haben.
    Doch der Strukturprozess im Handel ist noch lange nicht abgeschlossen.
    In den vergangenen zehn Jahren haben etwa 20 Prozent der Lebensmittel-Kleinhändler zugesperrt.
    Ein Großteil der kleinen Kreisler wird den Rollbalken für immer herunterlassen, wenn das Pensionsalter erreicht ist.
    Und Nachfolger finden sich nur selten.
    Zu gering ist der Gewinn, zu lange die Arbeitszeit.
    Besonderes Problem der Kreisler, die preisgeregelten Waren.
    Denn gerade sie machen einen Großteil des Umsatzes aus.
    Butter, Milch, Käse, Mehl oder Zucker.
    Und hier sind die Handelsspannen besonders gering.
    Um den Vorteil der Discounter und Supermärkte etwas zu verringern, wurde ein Wettbewerbsgesetz ausgearbeitet.
    Zwei Entwürfe, einer von der SPÖ, einer von der ÖVP, liegen im Handelsausschuss.
    Kernpunkte?
    Jeder Lebensmittelhändler muss das gesamte Sortiment, also auch alle preisgeregelten Waren, führen.
    Sowie der Verkauf unter dem Einstandspreis soll verboten werden.
    Doch diese Maßnahmen kommen für viele Kreisler zu spät.
    Diplomkaufmann Herbert Thieber vom Handelsministerium sieht zwar momentan keine Versorgungsschwierigkeiten, aufgrund der derzeitigen Struktur der Betriebsgrößen des Lebensmitteleinzelhandels wäre es jedoch sehr schwierig, die jetzige Anzahl der Läden zu halten.
    Die dadurch entstehenden Lücken müssen vielmehr anders geschlossen werden.
    Etwa durch Maßnahmen des nicht stationären Einzelhandels.
    Ich sage das jetzt nicht so apodiktisch, dass das kommen wird, dass das Handelsministerium irgendeine Maßnahme schon beschlossen hätte, etwa mobile Läden zu forcieren.
    Dazu kommen ganz sicherlich auch verkehrsverbessernde Maßnahmen, ganz allgemein auch.
    Also etwas, wo wir sehr ernsthaft
    auch mit der Bundesministerin Lanz werden reden müssen.
    Und es kommt natürlich auch dazu, dass wir Überlegungen anstellen müssen, um die erforderlichen Einkaufshäufigkeiten zu senken, langfristig zu senken, etwa durch eine weitere Forcierung haltbarer Artikel, Konservierungsgeräte, Ausstattung mit Tiefkühltruhen in den Haushalten und so weiter.
    Tiber zeichnet den weiteren Weg.
    Zu fördern sind jene Betriebe, die die Größe für ein betriebswirtschaftlich günstiges Ergebnis haben.
    Diese Größe dürfte bei etwa 200 Quadratmeter liegen.
    Darüber verfügen nur etwa 10 Prozent der Lebensmitteleinzelhändler.
    Die Vorsitzende des Bundesfrauenkomitees der SPÖ, Minister Hertha Firnberg... Wir würden das also dann doch in der Öffentlichkeit vertreten, auch in...
    Parteivorstand und den Gremien, die zu beschließen haben über eventuelle Gesetze oder andere Maßnahmen.
    Wir würden also aktiv dann dafür eintreten, dass diese Lösungen an jene Stellen kommen, die tatsächlich dann aktiv werden können.
    Wie man sieht, gibt es also viele Vorschläge, Gesetzesentwürfe und Förderungsprogramme.
    Was fehlt, ist die rasche Entscheidung.
    Aber gerade sie ist bitter nötig, um ein weiteres Kreislersterben und damit das Ende der Nahversorgung zu verhindern.
    Danke, Matthäus Katinger, für diesen Direktbericht aus einem Funkwagen vor dem Haus der Begegnung in Wien-Floridsdorf.
    Als nächstes, verehrte Zuhörer, folgt die Inlandspresse-Schau.
    Die Auszüge aus den Kommentaren hat heute Hans Langsteiner ausgewählt und zusammengestellt.
    Die wenigen innenpolitischen Kommentare, die sich in den heutigen Tageszeitungen finden, beschäftigen sich fast ausschließlich mit dem Thema Frauen in der Politik.
    Anlass hierfür ist die Wochenendtagung der ÖVP-Frauenbewegung, an deren Spitze die bisherige Bezirksvorsteherin Hertha Heider die frühere Leiterin Edda Egger abgelöst hat.
    In den Salzburger Nachrichten liest man über diesen ÖVP-Frauentag.
    Trotz aller Beteuerungen von männlichen Politikern, Frauen in der Politik als gleichberechtigt anzuerkennen, steht zu befürchten, dass alles Gesagte nur ein charmant gemeintes Lippenbekenntnis bleibt.
    ÖVP-Obmann Josef Taus, der vor dem ÖVP-Frauentag selbst forderte, 10% Frauen müssten an wählbarer Stelle kandidieren, versprach darüber hinaus auch noch, seine Freunde, gemeint war offenbar Generalsekretär Sixtus Lanner, der sich vor den ÖVP-Frauen als Verfechter ihrer Anliegen deklariert hat, an ihre schönen Worte gegenüber den aktivtätigen Frauen zu erinnern.
    Das wird wahrscheinlich notwendig sein.
    Denn außer in Wahlkämpfen oder bei Frauenveranstaltungen scheinen die weiblichen Staatsbürger bisher zumindest für Politiker unabhängig von ihrer Couleur nicht sonderlich interessant zu sein.
    Soweit die Salzburger Nachrichten.
    In der Presse schreibt Anneliese Rohrer zum gleichen Thema.
    Die volle Integration der Frauen ruft viel positivere Vorstellungen für die Zukunft hervor, als sie die Gegenwart zu bieten hat.
    Man muss kein besonderer Kenner der politischen Situation sein, um zu wissen, dass bei jedem exklusiv weiblichen Polittreff die männlichen Kollegen sich einige geschnürte Witze nicht versagen, sich das gewisse milde Lächeln auch nicht ersparen.
    Es ist schon eine groteske Situation.
    Da gibt es in Österreich mehr Wählerinnen als Wähler, überhaupt mehr Frauen als Männer.
    Und die Damen in der Politik wollen auf ihre organisatorische Schutzzone nicht verzichten, wollen die besondere Pflege einer gesellschaftlichen Minderheit, als die sie sich verstehen.
    Und noch ein zweiter Widerspruch fällt auf.
    Im Familienrecht, im Sozialrecht, bei gesetzlichen Vorhaben überhaupt, will man auch von der Politik her der Partnerschaft zum Durchbruch verhelfen.
    Vor dieser öffentlich propagierten Gleichberechtigung scheut man selbst aber zurück.
    Und abschließend heißt es, es würde einem schwerfallen zu behaupten, dass es Frauen heute in den Parteien und ihren Gremien leicht haben.
    Es würde aber gleichzeitig schwer sein zu sagen, sie agierten dort völlig unverkrampft und selbstsicher.
    Das wird erst dann möglich sein, wenn intern und in der Öffentlichkeit an Männer und Frauen in der Politik derselbe Maßstab angelegt wird.
    Ob dann freilich ein weibliches Regierungsmitglied auch weiter so galant behandelt und nach jedem schweren Vorwurf vom politischen Gegner so entschuldigend angelächelt wird, wie heute etwa Frau Minister Firnberg, ist eine andere Frage.
    Aber einen solchen Preis wäre die Gleichheit wert.
    Das also war ein Blick in die heutigen Zeitungen.
    Zuletzt zitierten wir aus der Presse.
    Am 10.
    September dieses Jahres ereignete sich über der kroatischen Hauptstadt Zagreb das schwerste Unglück in der Geschichte der Zivilluftfahrt durch Zusammenstoß zweier Passagiermaschinen in der Luft.
    In den Wracks einer Trident der British Airways und einer DC-9 der jugoslawischen Chartergesellschaft Inex Adria starben 176 Menschen.
    Schon bald nach der Katastrophe wurden Mutmaßungen laut, dass die Schuldigen in der Flugkontrolle des Flughafens Zagreb zu finden seien.
    Einige Flugkontrolleure wurden festgenommen.
    Seit September arbeiten Experten der Jugoslawischen Bundeskommission für Zivilluftfahrt und britische Experten an der Aufklärung der Ursachen dieses Unglücks.
    Arbeitsunterlagen sind die Tonbandgeräte aus den Pilotenkanzeln der beiden Maschinen, Tonbänder aus der Zagreber Flugkontrolle und die Aussagen der Flugleitungsbeamten.
    Der Bericht wurde noch nicht offiziell veröffentlicht, aber die Londoner Sonntagszeitung Sunday Times hat die Unterlagen eingesehen und einen exklusiven Artikel veröffentlicht.
    Roland Machatschke fasst zusammen.
    Schlamperei und mangelnde Ausbildung.
    Das sind die Gründe, warum am 10.
    September 176 Menschen einen sinnlosen Tod sterben mussten.
    Die Aussagen und Tondokumente sprechen eine eindeutige Sprache.
    Die beiden Passagiermaschinen stießen im klaren Himmel über Zagreb zusammen, weil ein Flugleitungsbeamter privat telefonierte, weil ein anderer überfordert war, weil die Kommunikation zwischen den Flugleitern verschiedener Bereiche nicht klappte,
    weil statt des vorgeschriebenen Englisch die Unterhaltung zwischen der Flugleitung und der jugoslawischen Maschine in Serbo-Kroatisch abgewickelt wurde.
    Am 10.
    September 1976 um 11 Uhr mittags flog ein Linienflugzeug der British Airways in 33.000 Fuß Höhe, das sind rund 10.000 Meter, auf der vorgeschriebenen Luftstraße Richtung Istanbul.
    Der Pilot meldete sich korrekt bei der Flugleitung Zagreb und gab auf Wunsch ein Radarsignal durch, das seine Flughöhe und seine Kennziffer auf dem Kontrollschirm in Zagreb zur Anzeige bringen sollte.
    Zu diesem Zeitpunkt befand sich die DC-9 der Inex Adria im Steigflug.
    Sie unterstand einem anderen Flugleiter als die britische Maschine, da in Zagreb für verschiedene Höhenbereiche verschiedene Flugleitungen zuständig sind.
    Als die DC-9 eine bestimmte Höhe erreicht hatte, wurde sie an den Flugleiter dieses Höhenabschnitts weitergereicht.
    Die Übergabe war aber nicht korrekt und außerdem war der Mann namens Tarsic überbeansprucht.
    Sein Assistent war erstens zu spät in den Dienst gekommen und hatte zweitens unmittelbar darauf den Raum verlassen, um ein privates Telefongespräch zu führen.
    Tasic musste elf Maschinen allein leiten und konnte erst um 11 Uhr 14 und vier Sekunden mit der DC-9 Kontakt aufnehmen.
    Er gestattete den Piloten auf 33.000 Fuß zu steigen, denn die britische Maschine, so sagte er aus, sei zu diesem Zeitpunkt nach seinen Radarinformationen auf 33.500 Fuß gewesen.
    Tarsic erlaubte also einen Abstand von nur 500 Fuß, rund 150 Metern.
    Vorschrift sind 2.000 Fuß, das ist das Vierfache.
    Und ein weiterer Verstoß gegen die Regeln.
    Er sprach mit dem DC-9-Piloten in Serbokroatisch.
    Die Briten konnten dieses Gespräch zwar hören, aber nicht verstehen.
    Exakt um 11.15 Uhr bohrte sich die linke Tragfläche der DC-9 in die Pilotenkanzel der Trident.
    Die beiden britischen Piloten waren sofort tot.
    Beide Maschinen begannen zu stürzen.
    Hinter der Trident flog eine Lufthansa-Maschine.
    Der Pilot Joe Kruse sah einen Lichtblitz und Rauch und zwei zur Erde trudelnde Punkte.
    Er hatte große Schwierigkeiten, der Flugleitung in Zagreb über Funk seine Beobachtungen durchzugeben.
    Man konnte oder wollte ihn nicht verstehen.
    Zwölf Sekunden lang nach dem Zusammenstoß sind auf dem Tonband der jugoslawischen Maschine noch Stimmen zu vernehmen.
    Schreckensrufe immer wieder ausgestoßen, dann Wir sind erledigt, Adio, Adio und Feuer.
    Zwischen der 12. und der 25.
    Sekunde sind die Geräusche des zerbrechenden Flugzeugs zu hören.
    Dann schweigt das Tonband.
    Schlamperei also Ursache des Flugzeugunglücks vom 10.
    September über Zagreb.
    Roland Machatschke hat berichtet.
    Wie schon in den Nachrichten gesagt, gibt es zur Zeit ein Tauziehen hinsichtlich der Frage, ob die panarabische Friedensstreitmacht ihre Befriedungsaktion im Libanon bis in den Süden hinein fortsetzen soll, also bis zur libanesisch-israelischen Grenze.
    Israel sträubt sich dagegen.
    Es sträubt sich nicht nur gegen die Präsenz der sogenannten Grünhelme, sondern auch gegen die Rückkehr der Palästinenser in den Südlibanon.
    Israel hat Truppen zusammengezogen, anscheinend um ein massives Überschreiten des Litani-Flusses durch arabische Soldaten und Freischerler abzuwenden.
    Der Litani ist der wichtigste Fluss des Libanons.
    Er ist 170 Kilometer lang und läuft die letzten 30 Kilometer vor seiner Mündung ins Mittelmeer in etwa 25 Kilometer Abstand von der libanesisch-israelischen Grenze.
    Die Situation im Grenzgebiet, vor allem im Gebiet des Litani-Flusses, wie sie aus der jüngsten Entwicklung zu verstehen ist, schildert jetzt Otto Hörmann.
    Die Israelis haben den Litani-Fluss zur roten Linie erklärt und damit zu erkennen gegeben, dass sie den Streifen libanesischen Territoriums vom Litani bis zur Grenze praktisch als Einflusssphäre betrachten.
    Jedenfalls, so die Israelis, ist ihnen nicht gleichgültig, was sich dort ereignet.
    Drehen wir das Rad der Zeit ein paar Wochen zurück, bis September etwa.
    Damals war der Bürgerkrieg im benachbarten Libanon in vollem Gang.
    Christliche Milizen kämpften gegen Moslems, palästinensische Freischaleeinheiten lieferten regulären syrischen Truppen Gefechte.
    Damals, im September, genoss Israel den Streit zwischen den Arabern.
    Der Nahostkonflikt war von einem israelisch-arabischen Konflikt zu einem rhein-arabischen geworden.
    Aber Israel war nicht untätig.
    Es tauchten Berichte auf, wonach es die südlibanesischen Häfen mit einer Seeblockade belegt habe, libanesische Christen und Moslems auf Sinai an Panzern ausbilde und im Südlibanon eine Art Bürgerwehr aufstelle und bewaffne.
    Sichtbares Zeichen des israelischen Interesses war ja auch die Grenzöffnung, die medizinische Versorgung libanesischer Zivilisten, Arbeitsplatzbeschaffung auf israelischem Boden und so weiter.
    Kurz gesagt, Israel hatte die Hand im Spiele.
    Die Frage, warum, lässt sich beantworten, wenn man chronologisch noch weiter zurückgeht, vor dem Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs im April 1975.
    Man erinnere sich nur an Ortsnamen wie Kiriat Shmona oder Maalot, Namen von israelischen Ortschaften hart an der Grenze zum Libanon, in denen 1974 Palästinenser von libanesischem Gebiet kommend unter der Zivilbevölkerung Massaker anrichteten.
    Israel antwortete damals mit Vergeltungsangriffen.
    Es schickte die Luftwaffe vor, gegen die Palästinenser-Lager in dem berüchtigten Fatach-Land, wo die Palästinenser praktisch den Ton angaben.
    Heute hat sich die Lage im Libanon gewandelt.
    Der Bürgerkrieg ist zu Ende, es herrscht eine Pax Syriana mit dem Platze der anderen arabischen Länder.
    Die Truppen der arabischen Friedenstreitmacht, zum Großteil Syrer, haben den Libanon mehr oder weniger befriedet und all dies in Übereinstimmung mit der Gipfelkonferenz von Kairo im Oktober.
    Wesentlicher Punkt des Abkommens war, dass die Palästinenser in ihre Lager zurückkehren und nur dort Waffen tragen.
    Solche Lager und Stützpunkte gab es aber seit jeher im Süden, im Fatah-Land.
    Und hier nun legen sich die Israelis quer.
    Sie stehen an der Grenze, Gewehr bei Fuß.
    Sie wollen keine Palästinenser in Grenznähe, nicht südlich des Litani-Flusses.
    Sie stehen aber auch der arabischen Friedenstreitmacht skeptisch gegenüber.
    Sie wünschen offenbar das libanesische Territorium zwischen Litani und Grenze als Puffer.
    Man munkelt von Absprachen zwischen Jerusalem und dem libanesischen Präsidenten Sarkis, mit Wissen der Syrer.
    Nach einer Version soll es südlich des Litani nur in der Hafenstadt Tyr eine leicht bewaffnete syrische Präsenz geben.
    Ansonsten in dem umstrittenen Gebiet aber weder Syrer noch Palästinenser, sondern lediglich libanesisches Militär aus Christen und einheimischen Moslems.
    Eins ist sicher, der Nahostkonflikt hat einen neuen Brennpunkt, den libanesischen Litani-Fluss.
    Der Südlibanon bleibt also zunächst Pulverfass im Nahen Osten.
    Otto Hörmann analysierte die Lage in diesem Gebiet.
    Völlig im Zeichen wirtschaftspolitischer Themen steht die Konferenz der Regierungschefs der neun Staaten der europäischen Gemeinschaften, die heute im Hague beginnt.
    Die Konjunktur hat sich in den vergangenen Monaten keineswegs gebessert.
    In den neuen Ländern der Gemeinschaft sind mehr als 5 Millionen Menschen ohne Arbeit.
    Die Handelsbeziehungen verlaufen nicht so, wie man es wünschen würde.
    Vor allem mit Japan kommt man nicht ins Reine.
    Und über allem schwebt eine Drohung, der Erdölpreis.
    Die Förderstaaten machen längst kein Hehl mehr daraus, dass sie entschlossen sind, den Rohölpreis als politische Waffe einzusetzen.
    Als Druckmittel, mit dem sie im sogenannten Nord-Süd-Dialog von den Industriestaaten entscheidende Konzessionen für die dritte Welt erzwingen wollen.
    Ein Programm also, bei dem die Chancen für eine einvernehmliche Regelung aller Fragen nicht gerade groß sind.
    Zwei Tage haben sich die neuen Regierungschefs dafür Zeit genommen.
    Klaus Emmerich schildert aus der Konferenz statt die Ausgangspositionen.
    Die lässige Routine des Protokolls dieser Gipfelkonferenz steht in unübersehbarem Gegensatz zur Problematik der Politik.
    Da tafeln die neuen Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft, der EG, in diesen Stunden bei Königin Juliane der Niederlande, als ob es sich um einen westeuropäischen Betriebsausflug auf höchster Ebene handele.
    Wenn die Hohen Herren dann heute Nachmittag im Binnenhof vom Haag sich zusammensetzen,
    dann wird sich Ihnen und Ihren Begleitern zweierlei aufdrängen.
    Erstens, die Zahl der ungelösten Probleme wirkt erdrückend.
    Auf keinem einzigen Gebiet wird es der IG-Gipfelkonferenz leicht gemacht, einen auch nur halbwegs überzeugenden Fortschritt von vornherein einzuplanen.
    Und zweitens, der schlechte Zustand dieser Gemeinschaft, der von keinem der Beteiligten geleugnet wird und ihre Unfähigkeit, politisch überhaupt noch etwas zu bewegen, weder im Innenverhältnis, etwa durch Direktwahlen, noch durch die Verhinderung einer drohenden neuen Wirtschaftskrise,
    noch im Außenverhältnis durch die Abwehr einer neuen Ölpreiswoge oder ein stabilisierendes Auftreten gegenüber den südlichen Entwicklungsländern.
    Dieser alle entmutigende Zustand westeuropäischer Selbstlähmung steht in krassen Gegensatz zu dem, was hier am vergleichbaren Ort und im vergleichbaren Kreis vor sieben Jahren geschehen ist.
    1969 gaben sich damals sechs EG-Staaten einen Ruck
    indem sie die Eintrittsblockade für Großbritannien aufhoben und im Hochgefühl damals bewiesenen Europäertums bis zum Ende der 70er Jahre das Kolossalgemälde einer Wirtschafts- und Währungsunion dieser erweiterten europäischen Gemeinschaft in Auftrag gaben.
    Großbritannien ist zwar inzwischen Vollmitglied, aber mit so vielen Sonderproblemen, dass es nur noch die Mindesterfordernisse westeuropäischer Etikett befriedigt, wenn vom 1.
    Jänner an der Brit der Roy Jenkins anstelle des Franzosen Arthur Lee Präsident der EG-Kommission und damit Chef von gut und gern 12.000 Technokraten in Brüssel und anderswo wird.
    Für die düsteren Zeichen an der EEG-Wand werden Finanzfragen typischer gewertet als politische Denkmodelle, etwa der Direktwahlen oder gar einer politischen Union.
    Großbritannien fordert von Italien noch vor Weihnachten die Rückzahlung eines kurzfristigen Kredits über rund 500 Millionen Dollar, umgerechnet die stattliche Summe von rund 10 Milliarden Schilling.
    Die italienische Regierung erklärt der britischen Regierung, sie sei derzeit außerstande zu zahlen.
    Rom möchte, dass die IG für Italien einspringt.
    Die IG-Finanzminister haben bisher dafür mehrheitlich wenig Neigung gezeigt.
    Später will die IG Italien nur beispringen, wenn es sich wirtschaftspolitischen Auflagen der Sparsamkeit fügt.
    Rom lehnt dies bisher als unzumutbares Ansinnen ab.
    Daraufhin erklärt London, wenn die Italiener zum Fälligkeitstermin, das ist der 9.
    Dezember, also in eineinhalb Wochen, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, müsse die IG Großbritannien helfen.
    Daraufhin dreht sich das Brüsseler Karussell in der anderen Richtung.
    Die Gemeinschaft will dem neuen Mitglied Großbritannien erst helfen, wenn es jene Sparmaßnahmen politisch verbindlich ergreift, die der internationale Währungsfonds verlangt, um eine noch wesentlich größere Hilfe an Großbritannien auszuzahlen.
    Ein anderes Beispiel.
    Die neun Staats- und Regierungschefs sollen sich heute und morgen mit dem sogenannten Tindemans-Bericht befassen, einer Zustandsanalyse und Prognose, die seinerzeit einer der Ihren, nämlich der belgische Ministerpräsident Tindemans, im Auftrag jener EG-Gipfelkonferenz ausgearbeitet hat.
    Tindemanns hat berichtet und eine Reihe von Vorschlägen gemacht.
    Seitdem schmort das Ganze in den Archiven der Staatskanzlei ein.
    Ein sichtlich verärgerter Tindemanns mahnt politische Konsequenzen seit langem an.
    Heute nun hat Tindemanns nach dem Motto, wer ist der Stärkere, ich oder ich, als nationaler Regierungschef den EG-Gipfel öffentlich aufgefordert, nun endlich zur Tat zu schreiten.
    Die Liste der im HAG anstehenden Themen ist lang.
    Ölpreis, Nord-Süd-Dialog, Verhältnis zu den USA und Japan und natürlich immer wieder westeuropäische Direktwahlen.
    Aber in jeder Einzelfrage drohen die Meinungsverschiedenheiten der Neuen bei weitem ihr Einigungspotenzial zu übersteigen.
    Klaus Emmerich brachte eine Vorschau auf die heute beginnende Gipfelkonferenz der Neuner-Gemeinschaft auf den Themenkatalog dieser Konferenz.
    Es ist gleich 12.44 Uhr, eine Minute vor dreiviertel eins und wir kommen zurück zur österreichischen Innenpolitik und zwar mit dem zweiten Bericht über die heutige Pressekonferenz des Bundeskanzlers Greisky im Presseclub Concordia.
    Ich rufe Johannes Fischer.
    Pressekonferenz des Bundeskanzlers, also zweiter Teil.
    Die Pressekonferenz, meine Damen und Herren, ist vor wenigen Minuten zu Ende gegangen.
    Zweiter Teil Innenpolitik und hier vor allem zwei Themen.
    Auswertung der geheimen Sprachenerhebung in ganz Österreich und die Frage der Vollziehbarkeit des Volksgruppengesetzes, das zwar bekanntlich Förderungsmaßnahmen für die Minderheiten vorsieht, diese aber an eine 25-Prozent-Klausel in den gemischtsprachigen Gebieten bindet.
    Was nun, wenn dieser 25-prozentige Minderheitenanteil nirgends nach der Sprachenzählung zum Tragen kommt?
    Die Sprachenerhebung sei so Bundeskanzler Kreisky heute in der Pressekonferenz für ihn immer der Preis für die Drei-Parteien-Einigung in dieser Frage gewesen.
    Er habe sich immer skeptisch über mögliche Ergebnisse der Sprachenermittlung geäußert und sei schon deshalb immer nur als Orientierungshilfe nie als eine Grundlage für das Volksgruppengesetz bezeichnet.
    Der Bundeskanzler daher heute zu den Ergebnissen und zu den Zahlenspekulationen rund um jene, die bei der Sprachenerhebung Deutsch oder Slowenisch angekreuzt haben.
    Für mich
    ist doch eine Orientierungshilfe die Zahl derer, die Deutsch geschrieben haben.
    Das wird man da noch dürfen.
    Denn dass man jetzt auch noch die einkassiert von Seiten gewisser Kreise, die sich dazu nicht durchringen konnten, Deutsch hinzuschreiben in Kärnten, das geht zu weit.
    Es genügt schon
    was bisher hier an Dingen gesagt wurde.
    Ich halte daran fest, für mich ist auch eine Orientierungshilfe die Zahl derer, die in einer Gemeinde Deutsch abgeben.
    Das ist ja ein Esserfüll.
    Braucht sich niemand fürchten.
    Das ist für mich genauso eine Orientierungshilfe wie der Umstand, dass nur etwas über 3.000
    sich für Slowenisch erklärt haben, woraus ich entnehme, dass die Boykottparole von ungefähr, nur ungefähr, damit beantworte ich die letzte Frage, von ungefähr drei Vierteln der einen oder anderen Form befolgt.
    wurde.
    Und es war für mich immer klar, die Herren werden das bestätigen, dass ich optimistischer für die Zeit nach der Sprachenzählung war.
    und der Meinung war, die Slowenen werden an den Tisch zurückkommen, weil sie kommen müssen, weil man nicht die Interessen einer Gruppe vertreten kann, wenn man vom Tisch weggeht, sondern sie nur vertreten kann, wenn man beim Tisch ist.
    Der Bundeskanzler präzisierte auch diese Verhandlungen.
    Diese Verhandlungen würden sich vor allem auf allgemeine Förderungsmaßnahmen vorerst konzentrieren müssen.
    Kreisky?
    Ich kann mir vorstellen, dass man Minderheiten fördernde Politik macht,
    und die symbolträchtigeren Maßnahmen nicht als unbedingt vordringlich betrachtet.
    Ja, ist das doch ganz klar.
    Und ich kann mir drittens nicht vorstellen, dass wir nur dann Verordnungen erlassen, wenn die drei Parteien sich geeinigt haben und
    wir keine Zustimmung der Minderheiten haben.
    Einen konkreten Termin für die Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten mochte Kreisky allerdings heute nicht nennen.
    Zweites Thema Zuschussrenten und die Bekämpfung der Armut sowie die Erhöhung der Zigarettenpreise, die am Donnerstag stattfinden soll.
    Diese werde, so Bundeskanzler Kreisky, nicht zweckgebunden sein, aber jedermann wisse, wo die größten Ausgaben im Budget liegen.
    Kreisky betonte hier vor allem die Gesundheitspolitik und meinte weiter, man könne sich durch Zweckbindungen nicht überall selbst im Budget Hürden aufstellen.
    Die jüngste Äußerung von Finanzminister Hannes Androsch, es werde keine neuen Steuererhöhungen bis 1979 geben, falls nicht neue Aufgaben auftauchten, unterstrich der Kanzler heute noch und dehnte sie auch auf Tarife und Gebühren aus.
    Die Frage der Spitalsfinanzierung sei in diesem Konzept aber noch nicht berücksichtigt, meinte der Bundeskanzler.
    Hier müssten vor allem aber die Länder herangezogen werden.
    Eine neue Steuer oder Abgabe scheint auf jeden Fall noch zu kommen.
    Bundeskanzler Kreisky stellte sich heute voll und ganz hinter die Pläne von Verkehrsminister Lanz, eine Lkw-Steuer einzuführen.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz und damit zurück zum Studio.
    Danke, Johannes Fischer, für diesen Direktbericht aus dem Wiener Presseclub Concordia über die Äußerungen des Bundeskanzlers Gleiscki zu aktuellen Fragen der Innenpolitik.
    Wir aber setzen fort in unserer Berichterstattung mit dem angekündigten Beitrag der Kulturredaktion.
    Im Wiener Akademietheater erlebten bisher zwei der erfolgreichsten Stücke von Tom Stoppard ihre deutschsprachige Erstaufführung.
    Rosenkranz und Güldenstern und Akrobaten.
    Nun folgt am kommenden Donnerstag die Premiere von Travestis, ein Stück, das in England begeistert aufgenommen wurde.
    Wie schon bei Akrobaten führt Peter Wood, ein Freund Tom Stobbarts Regie.
    Romuald Pegny, Michael Heltau, Wolfgang Gasser, Kurt Zowinetz, Elisabeth Augustin und Maria Adam werden in zum Teil sehr schwierigen Rollen zu sehen sein.
    Hören Sie einen Vollbericht von Brigitte Hofer.
    Travestie bedeutet eigentlich Umkleidung.
    Wir verstehen darunter die literarische Verkleidung, oft Verspottung einer ernsten Dichtung, indem sie in ein anderes Milieu, in eine andere Zeit verlegt wird.
    Nun hat Tom Stoppard diesen Gattungsbegriff Travesties zum Titel eines unglaublich vielschichtigen Stückes gewählt, das ernst, komödiantisch, burlesque und musikalisch die Biografie eines fantasiebegabten Mannes darstellt.
    Was Gerd Kuck, der die Dramaturgie für dieses Stück am Akademietheater durchgeführt hat, kurz so erläutert.
    der Trick von Tom Stoppard ist, dass er einen alten Mann auf die Bühne bringt, der sich an seine Jugend erinnert, in der er in Zürich im Dienst des englischen Konsulats in Zürich auf eine Reihe bedeutender Leute gestoßen ist, nämlich unter anderem auf Lenin, auf Tristan Tzara und Joyce.
    Und kurioserweise, und das ist historisch belegt, hat er in einer Aufführung von Banbury
    in Zürich unter der Anleitung von James Joyce den Elgern umgespielt.
    Und dies ist wohl das bedeutendste Ereignis seines Lebens gewesen.
    Und aus diesem Ereignis heraus stellt er nun 50 Jahre später sein ganzes Leben dar.
    Gleichzeitig hat er sich zum Konsul gemacht in diesem Stück, während er in Wirklichkeit nur ein kleiner Angestellter im Konsulat war.
    Und gleichzeitig hat er einstmals einen Prozess mit James Joyce geführt.
    Der hatte ihm nämlich seiner Meinung nach zu schlecht bezahlt für seine Rolle.
    Eine Travestie also auf das Schreiben von Memoiren, die oft nur in der Fantasie gelebte Szenen enthalten und oft von gängigen Klischees verziert werden.
    Ebenso wie eine Travestie auf geschichtliche Ereignisse, die sich in der Erinnerung des alten Mannes, Henry Carr, vermischen, die so gewesen sein könnten, aber nicht wirklich waren.
    Vor allem bestoppert das Stück eine Travestie auf das Theater selbst, denn im Lauf der Handlung wird jede Form des Theaters parodiert.
    Dazu Regisseur Peter Wood,
    Wir haben musikalische Komödie, wir haben klassische Komödie im Stil von Bunbury, wir haben ein Drama sowie politische Dokumentation, wir haben beinahe alle Formen des Theaters, die in einen Abend komprimiert sind.
    Fast jeder hat einmal eine Art Erinnerungsbuch von seinem Leben angelegt und aufbewahrt, in das er ein paar Zeitungsausschnitte, Fotos, Theaterprogramme eingelegt hat.
    Und dieses Stück ist wirklich so wie ein riesiges, lebendiges Sammel- und Erinnerungsbuch von 1917 bis in unsere Tage.
    Peter Wood, der die Regie der Londoner und New Yorker Travestys Aufführungen übernommen hatte, inszenierte ja in Wien schon die Akrobaten, für die Hildes Spiel, wie jetzt für die Travestys, die Übersetzung geschaffen hat.
    Ich habe ja mit Stoppard schon einmal ziemliche Schwierigkeiten gehabt, nicht mit ihm persönlich, aber mit dem Text, denn es ist eine sehr raffinierte, sehr gesuchte Sprache, die aus lauter Parodien besteht, aus Einfällen, die im Sprachlichen, im Deutschen nicht immer die nötige Entsprechung finden.
    Kurz und gut, es ist eine der schwierigsten Aufgaben, die ich in meiner ziemlich langen Übersetzertätigkeit bisher zu tun hatte, und Travesties ist
    noch schwieriger als die Akrobaten."
    Was sie vielleicht aus dem folgenden kurzen Probenausschnitt mit Wolfgang Gasser als James Joyce und Michael Heltau als Dadaisten Tristan Zahra ermessen können.
    Tätieren Sie vorsichtig, um sich die Gunst der Nachlassverwalter nicht zu verscherzen.
    Am 28.
    Februar kam Richard Hülsenbeck aus Berlin.
    Am 30.
    März führten wir eine fabulöse Negermusik auf.
    Tristan Zahra war der Veranstalter einer Vorlesung von Simultanpoesie, der ersten in Zürich und der ganzen Welt.
    Darunter ein Poem, Simultan, das er selbst verfertigt hatte.
    Tätieren Sie einzeln und aus einem Gedächtnis, was dabei gleichzeitig vorgetragen wurde.
    Die tragende, ebenfalls historisch belegbare Rolle des Henry K., eine Figur, die ununterbrochen in und aus der Darstellung ihrer eigenen Vergangenheit schlüpfen muss und große Textpassagen zu bewältigen hat, fordert eine ebenso intellektuelle wie fantasiebegabte Gestaltung.
    Bei der Münchner Aufführung im Jänner wird Martin Benrath den Henry K. spielen.
    Für die deutschsprachige Erstaufführung in Wien kommt Romuald Pecny nach mehrjähriger Abwesenheit wieder an das Akademietheater zurück.
    Der riesige Umfang, diese Textfluten, die sind also jetzt in einem Blutkreislauf und kreisen mit allen Erscheinungen des Fiebers, des Lampenfiebers, des Textfiebers und so weiter.
    Natürlich ist es nicht so ganz einfach mit einem Regisseur ein Stück, das ja doch sehr sehr viele Dialogstellen und einen Riesenmonolog, ich glaube sicherlich den größten,
    den die moderne Bühnenliteratur hervorgebracht hat, birgt.
    Wenn dieser Regisseur nicht Deutsch spricht, bzw.
    der Schauspieler nicht oder nur ganz mangelhaft Englisch,
    Trotzdem als große Hilfe empfand die Burgdebutantin Elisabeth Augustin die Regie.
    Wir haben dazu den Ian Judge, seinen Choreograf, der mit uns in einer etwas ungewohnten Art und Weise Schritte dazu einstudiert, angepasst dem Sinn der Szene und der Worte.
    Und letzten Endes haben wir auch noch einen sehr guten Bühnenbildner und Kostümbildner, den Herrn Toms, der also traumhafte Kostüme dazu entworfen hat.
    Da kann sozusagen nichts mehr schief gehen.
    Bei einem Publikum, das bereit wäre, einem Stück zu folgen, in dem der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, sollte das den Travestys im Akademietheater gelingen.
    Travesties am kommenden Donnerstag Premiere im Wiener Akademietheater.
    Edward Bond, der für grüberischen Pessimismus, Bühnengräuel und düsteres Pathos bekannte britische Dramatiker, hat im Almost Free Theater in London in kurzer Folge zwei neue Stücke herausgebracht.
    Als zweites kürzlich das Kurzdrama The Swing, die Schaukel.
    Hören Sie dazu Lutz Liebeld aus London.
    Die Schaukel ist das klassische Beispiel eines Rohrkrepierers.
    Vorgestellt wird es als Dokumentarstück, szenische Umschreibung eines historischen Falles.
    Im Herbst des Jahres 1911 in Livermore, Kentucky, so heißt es im Prolog, wurde ein Neger eines Mordes beschuldigt und ohne Gerichtsverfahren nach altem Brauch im Theater des Städtchens gelüncht.
    Wobei die Herrschaften auf den besseren Plätzen die ganze Trommel ihres Revolvers leerschießen durften, während den übrigen nur je ein Schuss auf das gefesselte Opfer erlaubt wurde.
    Im Stück selbst wird der Fall modifiziert.
    Nicht Paul, der Neger, sondern sein weißer Freund, ein harmloser Junge, wird hier verdächtigt, eine spinöse Jung vergewaltigt und dabei um den Verstand gebracht zu haben.
    Und obwohl nicht einmal bewiesen ist, dass eine Vergewaltigung überhaupt stattgefunden hat, wird der junge Mann auf die Bühne gezerrt und auf bestialische Weise ermordet.
    Das Personal des Stückes, der brave schwarze Diener und die erbärmliche kleine Auswahl weißhäutiger Monster, wirkt trotz bewusster Verzerrung zur bösartigen Karikatur noch einigermaßen glaubhaft, solange wir glauben wollen, dass die dokumentarisch belegte, hier nur leicht variierte Schauergeschichte im Wesentlichen die Wahrheit angibt über das Verhalten von Menschen, die den Lustmord zum Gesellschaftsspiel entwickelt haben.
    Die Moral von Mühlei.
    Doch selbst wer bisher der exzessiven Darstellung von Gräueln in den Stücken Edward Bonds funktionale Bedeutung eingeräumt hat, wer seinen Drang zur unbeschönigten Wiedergabe von Erfahrungen aus einer schaurigen Wirklichkeit als Ausdruck beispielloser Integrität gedeutet hat, muss in diesem Augenblick die Gefolgschaft verweigern.
    Auch der Hass über die Niedrigkeit verzerrt die Züge, hieß es bei Brecht.
    Auch der Zorn über das Unrecht macht die Stimme heiser.
    Abscheu und Hass, so verständlich sie in diesem Zusammenhang sein mögen, haben Bond blind gemacht gegen die Notwendigkeit der differenzierten, poetisch versachlichten Artikulation.
    Die unerträglich lang ausgedehnte Vorführung des grauenhaft kitschigen, mit idiotischen Späßen garnierten Lünchrituals, an dessen Ende das Opfer wie ein Stück Schlachtvieh blutüberströmt an schwingender Schaukel baumelt, nimmt sich hier wirklich aus wie eine orgiastische Selbstbefriedigung des Autors, der sich am Ausmaß an der Bestialität des Verbrechens weiden zu müssen scheint, um sich vom Hass gegen die Verbrecher selbst zu befreien.
    In zweieinhalb Minuten ist es 13 Uhr.
    Noch einmal kurz ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky erklärte in einer Pressekonferenz, bei der Sprachenerhebung dürften etwa drei Viertel der Slowenern die Boykottaufrufe befolgt haben.
    Eine Orientierungshilfe würde aber auch die Zahl derjenigen sein, die Deutsch angekreuzt hätten.
    Kreisky äußerte sich optimistisch über die bevorstehenden Verhandlungen mit den Slowenern.
    Der Bundeskanzler bekräftigte die Erklärung von Finanzminister Androsch, dass es in dieser Legislaturperiode außer im Fall unvorhergesehener Ausgaben keine Steuererhöhungen geben werde.
    Er schränkte jedoch ein, dass das Konzept der Spitalsfinanzierung und die angekündigte Steuer für Lastkraftwagen in diesem Konzept nicht berücksichtigt seien.
    Im außenpolitischen Teil seiner Pressekonferenz hat Bundeskanzler Kreisky zu Gesprächen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Rabin Stellung genommen.
    Kreisky erklärte, er sehe nun echte Chancen auf eine Lösung des Nahost-Problems.
    Libanon
    Eine symbolische, rund 1000 Mann starke Friedenstruppe, vor allem Einheiten aus Saudi-Arabien und den Arabischen Emiraten, soll das Gebiet an der israelischen Grenze besetzen.
    Nach Angaben libanesischer Zeitungen ist dieser Kompromiss zwischen den USA, Syrien und Israel ausgehandelt worden.
    Israel hat sich strikt gegen die Stationierung syrischer Truppen an der Grenze ausgesprochen.
    Türkei.
    Nach jüngsten Angaben türkischer Zeitungen ist zu befürchten, dass durch das Erdbeben an der iranischen Grenze 10.000 Menschen getötet worden sein könnten.
    Die Rettungsarbeiten werden weiter durch Schnee und bittere Kälte behindert.
    Viele Gebiete sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten.
    Auch bei der Verteilung von Hilfsgütern kommt es zu Schwierigkeiten.
    Großbritannien.
    Die Zeitung Sunday Times veröffentlicht Einzelheiten über den Zusammenstoß zweier Flugzeuge in der Nähe von Zagreb, bei dem im September 176 Menschen getötet worden sind.
    Danach soll die Kollision durch eine Kette von Nachlässigkeiten und Versäumnissen im Kontrollzentrum von Zagreb ausgelöst worden sein.
    Die einständige Mittagsinformation ist damit beendet, verehrte Zuhörer.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder um 18.45 Uhr im Programm Österreich 1 und Adolf Spoindl sagt auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Bundeskanzler Kreisky außenpolitischer Teil, Nahost und Eurokommunismus
    Einblendung: Kreisky (2x)
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zigaretten werden teuerer
    Interview: Generaldirektor Alosi Musil (Austria-Tabakwerke)
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Musil, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SP-Frauen Enquete über Nahversorgung
    Einblendung: Dr. Anna Demuth, Dipl.Vw. Herbert Tieber, Ministerin Hertha Firnberg
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Demuth, Anna [Interviewte/r] , Firnberg, Hertha [Interviewte/r] , Tieber, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: ÖVP-Frauen
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tauziehen um den Südlibanon
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EG-Gipfel in Den Haag
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Ort: Den Haag [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Bundeskanzler Kreisky innenpolitischer Teil: Sprachenerhebung; Zuschußrenten, Zigarettenpreiserhöhung
    Einblendung: Kreisky (2x)
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Premierenvorbericht Wiener Akademietheater "Travesties" von Tom Stoppard
    Einblendung: Gerd Kuck, Peter Wood, Hilde Spiel, Wolfgang Gasser, Michael Heltau, Romuald Pekny, Elisabeth Augustin
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Kuck, Gerd Leo [Interviewte/r] , Wood, Peter [Interviewte/r] , Spiel, Hilde [Interviewte/r] , Gasser, Wolfgang [Interpret/in] , Heltau, Michael [Interpret/in] , Pekny, Romuald [Interviewte/r] , Augustin, Elisabeth [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Akademietheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Edward Bonds "The Swing" in London uraufgeführt
    Mitwirkende: Liebelt, Lutz [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.29 [Sendedatum]
    Ort: London [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.11.29
    Spieldauer 00:59:33
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.11.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761129_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt