Mittagsjournal 1976.12.11

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Vor wenigen Sekunden war es 12 Uhr.
    Redakteur der Sendung ist Edgar Sterbens.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Kurz die wichtigsten Punkte unseres Programms.
    Repräsentativumfrage ergibt, 43,6 Prozent der österreichischen Autofahrer verwenden Sicherheitsgürte.
    Die meisten Kraftwagenlenker verwenden den Gurt bei Fahrten auf der Autobahn.
    Österreich liegt in der internationalen Lungenkrebs-Statistik an vorderster Stelle.
    Jeder, der länger als 20 Jahre mehr als 20 Zigaretten geraucht hat, ist Hauptanwärter auf Lungenkrebs.
    Angespannte innenpolitische Situation in der Bundesrepublik Deutschland, Koalitionsgespräche und Tauziehen um Rentenerhöhung löst Nervenkrieg zwischen den Parteien aus.
    Sowjetunion reagiert mit gespielter Entrüstung auf die Ablehnung ihres Vorschlages durch die NATO, auf den Ersteinsatz von Atomwaffen zu verzichten.
    Sowie morgen Kommunalwahlen in Portugal.
    Von ihrem Ausgang hängt das weitere Schicksal der sozialistischen Minderheitsregierung suarisch ab.
    Soweit unser Programm in Schlagzeilen, zunächst jedoch das Wichtigste in Kürze.
    Sie hören Nachrichten, verantwortliche Chef vom Dienst ist Henry Goldhahn, Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
    Österreich.
    Für den Verzicht auf spektakuläre Großbauforhaben zugunsten der Förderung kleinerer und arbeitsintensiver Projekte hat sich heute die Fraktion Christlicher Gewerkschafter im ÖGB ausgesprochen.
    In einer vom Vorstand der christlichen Fraktion verabschiedeten Resolution wird die Regierung aufgefordert, von einer Politik der fortlaufenden Belastung Abstand zu nehmen, weil diese den Massenkonsum beeinträchtige, der doppelt so viele Arbeitsplätze sichern könne wie öffentliche Investitionen.
    Nach Berechnungen der christlichen Gewerkschafter besteht im kommenden Jahr ein Bedarf an 33.600 zusätzlichen Arbeitsplätzen.
    Die Sicherung dieser Arbeitsplätze und der Einkommen sehen die christlichen Gewerkschafter in ihrer Resolution als oberstes Ziel aller politischen Maßnahmen an.
    Weitere Ziele sind die Schaffung einer Konkursversicherung und die Vermögensbildung für Arbeitnehmer.
    Der Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer hat seine Anschuldigung, der Gewerkschaftsbund helfe, bei der Finanzierung der SPÖ-Miet zurückgenommen.
    Haslauer hatte im Frühjahr bei einer ÖVP-Veranstaltung erklärt, er besitze vertrauliche Informationen, wonach der Streikfonds des Gewerkschaftsbundes nur mit einem Prozent offiziell verzinst wäre, wobei man dreimal raten könne, wohin die Differenz zu den Warenzinsen gehe.
    Der Gewerkschaftsbund hatte daraufhin Haslauer wegen Kreditschädigung geklagt.
    Nach einer Aussprache zwischen Haslauer und dem Finanzsekretär des Gewerkschaftsbundes, Streuer, erklärte Haslauer nun, seine Äußerung sei keineswegs auf eine Kreditschädigung abgestellt gewesen.
    Der ÖGB hat daraufhin seine Privatanklage zurückgezogen.
    Die Postverwaltung appelliert an alle, die Briefsendungen und Pakete noch vor Weihnachten zugestellt wissen möchten, diese so bald wie möglich aufzugeben.
    Schon jetzt hat die Flut von Postsendungen alle bisherigen Rekorde überboten.
    Allein beim Postamt im Wiener Südbahnhof müssen täglich fast eine Million Briefsendungen und an die 60.000 Pakete weitergeleitet werden.
    Das Postamt Westbahnhof fertigt täglich 35 mit Paketen vollbeladene Waggons ab.
    Für die nächsten Tage rechnet die Post mit einem Ansteigen auf das Vielfache.
    Das Innsbrucker Postamt 6020 muss in der Vorweihnachtszeit etwa 30 Millionen gewöhnliche Briefsendungen, 400.000 Luftpostbriefe und an die 1.000 Waggonladungen mit Paketen verarbeiten.
    Das Postamt 6020 ist das größte Postamt Westösterreichs und Umschlagplatz für alle Postsendungen von und nach Tirol und Vorarlberg.
    Wie alljährlich hilft auch heuer das Bundesheer durch Abstellung von Soldaten.
    Eine erweiterte Landesleitungssitzung der Gewerkschaft der Post- und Telegrafenbediensteten vor Adelbergs hat in einer Protestresolution gegen die nach ihrer Meinung nach unzumutbare Personalsituation Stellung genommen, wie sie sich ab 1.
    Jänner durch die verfügte einprozentige Personaleinsparung ergeben wird.
    Nach Schätzung des gewählten Präsidenten Carter müssen im kommenden Jahr etwa 15 Milliarden Dollar in die amerikanische Wirtschaft gepumpt werden, um die derzeitige Arbeitslosenquote von 8,1 Prozent zu senken und das wirtschaftliche Wachstum zu fördern.
    von Pressevertretern befragt, wie er sich zu einer Steuersenkung stelle, antwortete Kater, er wisse noch nicht, ob er dem Kongress die von den Abgeordneten geforderte Senkung der Steuerlast für Privathaushalte um 15 Milliarden Dollar pro Jahr vorschlagen werde.
    Er ziehe die Schaffung neuer Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst und die Vergabe neuer öffentlicher Aufträge einer Steuersenkung vor.
    Die amerikanischen Landstreitkräfte und die Marine wollen ihre konventionelle Rüstung modernisieren.
    Das Heer hat gestern die Entwicklung eines neuen Hubschraubers zur Panzerbekämpfung in Auftrag gegeben, der die bisher verwendeten Helikopter an Durchschlagskraft bei weitem übertrifft.
    Das neue 3,6-Milliarden-Dollar-Programm sieht den Bau von 536 Allwetter-Hubschraubern vor.
    Diese sollen mit der neuen panzerbrechenden Rakete Hellfire bestückt werden, deren Reichweite doppelt so groß ist wie die der bisher verwendeten Geschosse.
    Außerdem planen die Landstreitkräfte, für 3,4 Milliarden Dollar Transporthubschrauber anzuschaffen.
    Beide Projekte müssen noch von der künftigen Kater Regierung der Billigung vorgelegt werden.
    Wie das Verteidigungsministerium in Washington weiter mitteilte, will die Marine die Entwicklung von Luftkissen-Kriegsschiffen beschleunigen.
    Ein neues 3.000-Tonnen-Kriegsschiff soll entwickelt werden, das dreimal so schnell ist wie herkömmliche Schiffe und das zunächst bei der U-Boot-Bekämpfung eingesetzt werden könnte.
    Sowjetunion.
    Das Parteiorgan Pravda bedauert in einem Kommentar zum derzeitigen Stand der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen, dass trotz günstiger Voraussetzungen das zu Ende gehende Jahr keinen spürbaren Fortschritt im Verhältnis zu den USA gebracht habe.
    Das Blatt bemängelt, dass es nicht möglich gewesen sei, auf der Grundlage der Erklärung von Vladivostok aus dem Jahre 1974 ein Abkommen über die Begrenzung der Zahl strategischer Waffen zu schließen.
    Auch die Wiener Verhandlungen über den Truppenabbau in Mitteleuropa hätten keine greifbaren Ergebnisse gezeitigt.
    Angesichts dieser enttäuschenden Bilanz habe die Regierung in Moskau die Erklärungen des gewählten Präsidenten Carter und des designierten Außenministers Vance positiv aufgenommen.
    Diese Äußerungen deuteten laut Pravda die Absicht der neuen amerikanischen Regierung an, eine Verbesserung der Beziehungen zur Sowjetunion anzustreben, die Entspannungspolitik fortzusetzen und nach Wegen einer Rüstungsbeschränkung zu suchen.
    Jugoslawien.
    Das Jugendorgan Mladost hat sich mit Entschiedenheit gegen Behauptungen der Zeitung des tschechoslowakischen Jugendverbandes Mlada Fronta gewarnt, wonach die Sicherheit Jugoslawiens von den Vereinigten Staaten bedroht wäre.
    In einem Kommentar betont das Blatt, niemand sollte sich um die Sicherheit Jugoslawiens Sorgen machen.
    Mladost weist auch darauf hin, dass die tschechoslowakische Zeitung in ihrem Bemühen, die amerikanische Gefahr für Jugoslawien zu verdeutlichen, die Zahl der Journalisten einer amerikanischen Nachrichtenagentur in Belgrad mit 66 multipliziert habe.
    China.
    Der stellvertretende Ministerpräsident Li Xianyuan hat gestern vor 5.000 Delegierten die nationale Landwirtschaftskonferenz in Peking eröffnet.
    Beobachter werten die große Zahl von Politikern bei der Tagung als Indiz dafür, dass in erster Linie politische Themen zur Debatte stehen.
    Der Parteivorsitzende Hua Guofeng nimmt nicht an der Konferenz teil.
    Es wird erwartet, dass Delegierte die beschleunigte Modernisierung der Landwirtschaft und die Schaffung neuer agrarischer Industrie zweigefordern.
    In seiner Eröffnungsrede äußerte Li Xianjian die Hoffnung, dass durch diese Maßnahmen die Struktur Chinas wesentlich besser werde.
    Wie lang die Agrarkonferenz dauern wird, ist nicht bekannt.
    Libanon.
    Wie in Beirut bekannt wird, ist ein Treffen zwischen Vertretern der sogenannten palästinensischen Ablehnungsfront und der Al-Fatah zur Abstimmung der palästinensischen Haltung in den Fragen des Nahen Ostens bisher ergebnislos verlaufen.
    Ein neues Gespräch soll heute Abend stattfinden.
    An der Konferenz nimmt auch der Vorsitzende der palästinensischen Befreiungsorganisation, PLO, Arafat, teil.
    USA.
    Eine Herzinjektionsspritze hat der aus Linz stammende Erfinder Edward Tischlinger entwickelt, die innerhalb von zwei Jahren in 14 Ländern verwendet werden soll.
    Durch die Spritze, die nicht mehr aus den handelsüblichen Lagerflaschen gefüllt werden muss, kann der Arzt bei der Behandlung von Notfällen bis zu zwei Minuten schneller arbeiten.
    Tischlinger, der seit 1960 in den USA lebt, hat schon zahlreiche Erfindungen auf dem Gebiet der Technik gemacht.
    Im Patentamt von Washington sind 21 geschützte Ideen Tischlingers registriert.
    Großbritannien.
    Nach Ansicht der Organisation für Familienfragen soll den britischen Frauen in Zukunft neben der Antibabypille auch eine empfängnisverhütende Injektion verabreicht werden können, die etwa 70 Tage wirkt.
    Derzeit kann diese Spritze nur in Spitälern verwendet werden.
    Die Organisation für Familienplanung will die Injektion ebenso frei verfügbar machen wie die empfängnisverhütende Pille.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    An der Westflanke eines Tiefdruckgebietes, dessen Zentrum über dem Baltikum liegt, sind nördliche Strömungen vorherrschend.
    Sie transportieren Kaltluft nach Mitteleuropa.
    Mit der Nordströmung wird auch eine Störungszone nach Österreich geführt.
    Sie wird noch heute unser Land überqueren und weitere Schneefälle verursachen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, Bewölkungszunahme und Einsätzen von Schneefällen zuerst nördlich der Alpen und im Donauraum, später in abgeschwächtem Zustand auch südlich der Alpen.
    Nach Durchzug der Störung wieder aufklaren.
    Lebhafter Wind aus West bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen minus 3 bis plus 4 Grad.
    Tiefste Werte in der kommenden Nacht minus 15 bis 0 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Winterliches Wetter.
    Bei Tagesbeginn heiter und ziemlich kalt.
    Im Laufe des Tages Bewölkungszunahme und strichweise Schneeschauer.
    Lebhafter Wind aus Nordwest bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen minus 5 bis plus 2 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig, 3 Grad, Westwind 30 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, 3 Grad, Südwestwind 25 Kilometer.
    Linz stark bewölkt, 1 Grad, West 25.
    Salzburg stark bewölkt, minus 1 Grad, Südwest 10.
    Innsbruck stark bewölkt, minus 3 Grad, Wind still.
    Bregenz bedeckt 0° Nordwest 5 km, Graz wolkig 0° Süd 5 und Klagenfurt stark bewölkt, minus 3° Westwind 3 km in der Stunde.
    Das waren der Wettebericht und die Nachrichten im Mittagsjournal.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Vor wenigen Sekunden war es 12.12 Uhr, drei Minuten vor Viertel eins.
    Viele Krankheitsformen haben auch heute noch, trotz des gewaltigen Fortschritts in Medizin und Technologie, den Nimbus des Geheimnisvollen, des Unabwendbaren an sich.
    So zum Beispiel die verschiedenen Erscheinungsformen des Karzinoms, des Krebses.
    Eine der häufigsten Erscheinungsformen ist der Lungenkrebs.
    Und auch hier gilt, was für so viele Krankheiten gilt, je früher sich der Patient seiner Krankheit bewusst wird, je früher die medizinische Behandlung einsetzt, desto größer sind die Chancen auf Heilung.
    Wolfgang Steinwendner berichtet.
    Das Bronchialkarzinom, besser bekannt als Lungenkrebs, ist eine typische Zivilisationskrankheit, eine Krankheit besonders des Mannes.
    Vor einem Menschenalter noch eine Seltenheit ist der Lungenkrebs heute die häufigste Krebsform des über 30-Jährigen in den meisten industrialisierten Ländern.
    Und da wiederum rangiert Österreich an vorderster Stelle.
    Die traurige Bilanz, 80 bis 90 von 100.000 Einwohnern sterben an bösartigen Neubildungen der Bronchien und der Lunge, gehen an Krebs zugrunde, davon sechsmal mehr Männer als Frauen.
    Lediglich in Großbritannien und in den Niederlanden sterben noch mehr Menschen an dieser tückischen Krankheit.
    Vermutungen über Entstehungsursachen gibt es viele, beweise wenige.
    Als Verursacher für das Karzinom werden zahlreiche chemische und mechanische Schadstoffe vermutet.
    Abbaustoffe, wie sie bei der Verbrennung von Kohle oder Mineralöl frei werden, aber auch Blei, Nickel oder arsenhältiger Staub.
    Bei manchen bösartigen Gewächsen glaubt man allerdings ganz genau zu wissen, wo der Erreger zu suchen ist.
    So bei den Narbenkarzinomen der Lunge, so beim Pflasterepithelkarzinom beim Krebs der Raucher.
    Potenzieller Hauptanwärter ist jeder, der länger als 20 Jahre mehr als 20 Zigaretten täglich geraucht hat.
    Doch hören Sie Professor Denk, den Vorstand der ersten chirurgischen Abteilung des Krankenhauses der Stadt Wien-Lainz.
    Der Zusammenhang von Zigarettenrauchen und Lungenkrebs ist eindeutig geklärt an langjährigen genischen und experimentellen Studien.
    Und das erklärt auch, dass bislang der Lungenkrebs die häufigste Krebsform des Mannes ist, weil die Rauchgewohnheiten des Mannes eben denen von mehr als 20 Zigaretten täglich am ehesten entsprechen.
    Seit sich aber die Rauchgewohnheiten der Frau denen des Mannes immer mehr und mehr anpassen, das heißt, dass auch die Frauen mehr rauchen als früher,
    ziehen die Frauen in der Statistik Lungenkrebs deutlich nach.
    Das heißt in den letzten zehn Jahren ist auch bei den Frauen der Lungenkrebs deutlich häufiger geworden.
    In den letzten Jahren taucht aber auch noch eine zweite Ursache für Lungenkrebs bei einer zweiten Form auf.
    Das ist das sogenannte Adenokarzinom.
    Und zwar sind das alte Narben nach abgelaufenen Tuberkulosen in der Lunge und anderen entzündlichen Erkrankungen.
    Es können sich in solchen alten Narben in einer Lunge
    auch Krebsgeschwülste entwickeln.
    Es gelten also solche Patienten, die einmal auf der Lunge einen Prozess gehabt haben, oder in der Lunge einen Prozess gehabt haben, ebenfalls in gewissem Sinne als gefährdet, in keinem Maße so wie die Zigarettenraucher.
    Die Symptome des beginnenden Lungenkrebses sind gering.
    Der Lungenkrebs kündigt sich kaum an.
    Die anfänglichen Beschwerden sind, so Professor Denk, Reizhusten, manchmal geringe Blutphasen im Auswurf, leichte Temperaturerhöhung, Appetitlosigkeit, ziehende Schmerzen in der Brustwand, Kurzatmigkeit bei Anstrengung.
    Warum aber gerade beim Lungenkrebs die Früherkennung ganz besonders wichtig ist, erklärt Professor Denk.
    Das ist ganz einfach zu sagen.
    Der Lungenkrebs ist bis heute ausschließlich chirurgisch heilbar.
    Und Sie können sich vorstellen, dass man einen Krebs umso leichter radikal entfernen kann, je weniger fortgeschritten er ist.
    Wenn der Lungenkrebs rechtzeitig operiert wird, sind die Überlebens- und Heilungschancen eher sogar besser als etwa beim Magenkrebs oder beim Darmkrebs.
    Und speziell wenn die Lymphdrüsen noch nicht befallen sind, so hat der Patient nach der Operation eine fast 50-prozentige Chance auf Dauerheilung.
    Lungenkrebs muss also keineswegs tödlich verlaufen.
    Eine Operation im Frühstadium bietet gute Heilungsaussichten und gerade deshalb sollte sich jeder berufsbedingte Risikoträger, jeder starke Raucher ab einem bestimmten Lebensalter einer jährlichen Röntgenkontrolle unterziehen.
    Das war ein Beitrag von Wolfgang Steinwendner.
    Und wir werfen jetzt einen Blick in die heutigen inländischen Tageszeitungen.
    Die Zitate aus Leitartikeln und Kommentaren hat Hans Langsteiner ausgewählt.
    Die Ergebnisse des gestrigen Krankenkassengipfels im Sozialministerium kommentiert Hans Besenböck in der sozialistischen Arbeiterzeitung so.
    Sicher, derzeit kann Weißenberg nur Arbeitskreise vorzeigen, die bis Februar Konzepte vorlegen sollen.
    Noch also sind die großen Lösungen nicht da.
    Aber in den Arbeitskreisen sitzen alle Beteiligten, also wird niemand am Ende seine Interessengruppe gegen getroffene Lösungen mobilisieren können.
    Vor einer Woche noch haben die nunmehr mitarbeitswilligen und auch über eine Honorarreform gesprächsbereiten Ärzte aus allen Rohren geschossen.
    Die Arbeitskreisteilnehmer haben akzeptiert, dass die Lösung nicht bei höheren Kassenbeiträgen oder geringen Kassenleistungen liegen kann, also kann keine Lösung auf dem Rücken des Versicherten gefunden werden.
    Und es herrscht Einverständnis darüber, dass bis Februar ein Reformprogramm erstellt werden muss.
    Also wird die notwendige Lösung auch zeitgerecht zustande kommen.
    Weißenberg hat also schon allerhand erreicht.
    Auf einen Detail dieses in der Sozialistischen Arbeiterzeitung kommentierten Krankenkassengipfels bezieht sich der Kurier.
    Alfred Peierleitner zitiert in einem Leitartikel eine Forderung des ÖGB-Vizepräsidenten Sekanina nach einem Aufnahmestopp im Verwaltungsbereich der Spitäler und leitet daraus eine Paradoxie in der Rolle der Gewerkschaft ab.
    Sie solle als Arbeiter- und Angestelltenvertretung sowohl für sichere Jobs als auch für funktionierende Krankenhäuser sorgen.
    Wörtlich schreibt Peierleitnern, da gibt es auf die Dauer kein Mogeln mehr.
    Das ÖGB-Mitglied zahlt aus der einen Tasche, was ihm in die andere gesteckt wird.
    Und der organisatorische Schlendrian, der personelle Luxus der einen Gruppe, wird von der anderen finanziert.
    Es ist das Gesicht der modernen Ausbeutung, nur dass einander nicht mehr die bösen Kapitalisten und die armen Proletarier gegenüberstehen, sondern Angestellte und Angestellte.
    Der Klassenkampf der nachindustriellen Gesellschaft.
    Da kann man über die dahinschwindende Macht des Parlaments klagen, wie man will.
    Es werden die Interessenverbände sein, die mehr und mehr in die Funktionen politischer Parteien hineinwachsen.
    Längst hat sich bei den Sozialisten eine eigenartige Aufgabenteilung entwickelt.
    Der ÖGB bestimmt die große Linie, der Finanzminister handelt recht fantasielos aus dem Zwang der Lehrenkassen und der Bundeskanzler besorgt die ablenkenden Public Relations.
    Nicht nur der Kurier, auch die Presse beschäftigt sich kritisch mit Regierung und SPÖ.
    Thomas Kuhherr schreibt, der Regierungspartei bläst der Wind ins Gesicht.
    Sie hat allen Grund, die gegnerischen Fronten zersetzen zu wollen durch Ablenkungs- und andere Manöver.
    Dass sie um solche auch in weiterer Folge nicht verlegen sein wird, darf als sicher angenommen werden.
    Bei der nachweihnachtlichen Klausur im Bad Kleinkirchheim wird man Näheres erfahren.
    Dort wird die SPÖ gewiss versuchen, einiges von jenem Goodwill wiederherzustellen, der in den letzten Tagen verloren gegangen ist.
    Der vielfache Offenbarungseid, der geleistet werden musste, hat ja seine Wirkung in der Öffentlichkeit nicht verfehlt.
    Auch die Genossen zweifeln.
    Ähnliches wie Thomas Kurherr in der Presse konstatiert auch Gerhard Neureiter in den Salzburger Nachrichten.
    Dort liest man, zum ersten Mal seit vielen Jahren registrieren die Gewerkschaften über die Betriebsräte verstärkten Unwillen über die Maßnahmen, die da in Wien getroffen wurden.
    Es treten Zweifel daran auf, ob diese Maßnahmen geeignet sind, Fleiß, Disziplin, Pünktlichkeit, Erfindergeist, ununterbrochene Arbeit und alles, was sonst zum Wohlstand gehört, zu erhalten.
    Der Kampf zwischen Arbeitern und Kapitalisten ist bei uns praktisch zu Ende.
    Unsere Demokratie steht nach den letzten Belastungsbeschlüssen der Regierung vor der Frage, ob es zu einem Kampf der Arbeiter gegen den Staat kommt, gegen dessen Allmacht der Einzelne ebenso ohnmächtig ist wie die gesamte Opposition.
    Politisch engagierte Bürger werden rot sehen.
    Die anderen dürften sich in die Verdrossenheit zurückziehen und versuchen herauszuholen, was in diesem Staat noch drinnen ist.
    Das Ergebnis kann Radikalisierung und Stumpfheit heißen.
    Niemals Fortschritt.
    Das letzte Zitat in unserer Inlandspresseschau stammte aus den Salzburger Nachrichten.
    Für die Presseschau verantwortlich war heute Hans Langsteiner.
    Seit nunmehr fast fünf Monaten, genau gesagt seit dem 15.
    Juli, besteht in Österreich für Kraftfahrer eine gesetzliche Verpflichtung zum Anlegen ihrer Sicherheitsgürte.
    Wie weit sich die Autolenker diesem Gebot, das ja nur mit versicherungsrechtlichen, jedoch nicht mit strafrechtlichen Sanktionen belegt ist, fügen, war bisher nicht genau bekannt.
    Erste Trendermittlungen sprachen lediglich von einem Ansteigen der Verwendungshäufigkeit unmittelbar nach der Einführung der Gurtepflicht.
    Nunmehr liegen aber genaue Zahlen vor.
    Sie wurden heute in Salzburg von Verkehrsminister Lanz bekannt gegeben.
    Werner Mück vom Landesstudio Salzburg berichtet.
    Die Untersuchung des Statistischen Zentralamtes, die Verkehrsminister Lanz heute vorgestellt hat, ist repräsentativ.
    Sie umfasst zwei Monate, nämlich den August und den September, also die Hauptreisezeit, und erstreckte sich auf das gesamte Straßennetz, also auf Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen, ebenso wie auf die Straßen im Ortsgebiet.
    Vorweg die wichtigsten Zahlen.
    In den Monaten August und September
    Kurz nach der Einführung der Gurtenpflicht im Juli also waren durchschnittlich 43,6 Prozent aller PKW-Insatzen angeschnallt.
    Dieser Wert umfasst nicht nur Lenker und Beifahrer, sondern auch die Mitfahrer auf den Rücksitzen, die ja nur zu einem verschwindend kleinen Teil angeschnallt sind.
    Aufgeschlüsselt nach Straßentypen ergibt sich folgendes Bild.
    Auf Österreichs Autobahnen und Bundesstraßen sind mehr als die Hälfte der Autofahrer, nämlich zwischen 52 und 60 Prozent, angegurtet.
    Auf Landesstraßen tragen 43 Prozent der Autofahrer die Gurte.
    Auffallend nachlässiger sind die Autofahrer im Ortsgebiet.
    Hier liegt der ermittelte Wert lediglich bei 33,4 Prozent, also einem Drittel.
    Die Anlegequote differierte in den einzelnen Bundesländern um maximal 9%.
    Am besten schnitt das Bundesland Salzburg ab, wo in der Hauptreisezeit im Durchschnitt jeder zweite Autobenutzer angegurtet war.
    Zu den möglichen Konsequenzen aus den Ergebnissen dieser ersten offiziellen österreichischen Gurtenstatistik erklärte Minister Lanz vor wenigen Minuten in Salzburg.
    Ich möchte sagen, dass die Werte, die wir erhoben haben aus den ersten zwei Monaten nach der Einführung der Quotenanlegepflicht stammen und für den Start, den das darstellt, sind die erzielten Anlegequoten durchaus nicht schlecht.
    Ich glaube, dass sie mittlerweile höher geworden sind.
    Wir haben ja auch dafür
    einen erheblichen Werbeaufwand gemacht und ich finde es für erfreulich, dass sich auf Anhieb so viele Autofahrer angegurtet haben, ohne unmittelbare Straffolgen gewärtigen zu müssen.
    Wie lange glaubst du, wird man damit auskommen?
    Ja, das wird die weitere Entwicklung zeigen, wir werden sie beobachten und wir werden auch die Werbung dafür, weshalb man den Gurt anlegen soll, weiterführen, jetzt schon gestützt auf konkrete Ziffern, wie die Unfallfolgen für jene, die angegurtet waren, günstiger ausgesehen haben als für jene, die nicht angegurtet gewesen sind.
    Wie hoch ist Ihrer Meinung nach der Grenzwert, der Aufschluss darüber gibt, wann man dann doch zu Sanktionen greifen müsste?
    Nach den Erfahrungen des Auslandes, wo die Gurtenanlegepflicht schon früher eingeführt worden ist, liegt er ungefähr bei zwei Drittel bis vier Fünftel.
    Wenn dieser Wert innerhalb eines Jahres bei uns nicht erreicht werden sollte, hätte man sich dann zu überlegen, ob die bisherigen rein zivilrechtlichen Folgen ausreichen oder ob man eine Gesetzesänderung mit einer direkten Strafsanktion ins Auge fassen sollte.
    Das wird dann im Parlament, das ja den jetzigen Beschluss gefasst hat, zu beraten sein.
    Also ein Jahr noch Schonzeit?
    So könnte man sagen.
    Schonzeit heißt, das Anlegen der Gurten ist Pflicht, es gibt jedoch keine Strafen nach der Straßenverkehrsordnung für jene, die sich nicht anschnallen.
    Lediglich die Autoversicherungen reduzieren bei Haftungen nach Unfällen ihre Leistungen.
    Nur noch ein Satz zu den Unfallfolgen.
    Die Untersuchung des Statistischen Zentralamtes ergab unter anderem, dass die Zahl der Schwerverletzten und Toten im Kreis der Gurtenbenützer wesentlich niedriger lag als bei den nicht angegurteten Unfallopfern.
    Die Zahl der Unfalltoten ist bei nicht angegurteten Verunglückten um ein Drittel höher als bei guten Benützern.
    Auch das sollte zu denken geben.
    Das war ein Beitrag von Werner Mück vom Landesstudio Salzburg.
    Wieder ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt 12.26 Uhr, vier Minuten vor halb eins.
    Neben der Spaltung der Unionsparteien CDU und CSU und neben den Koalitionsverhandlungen zwischen der christlich-demokratischen Union und den Freien Demokraten auf Landesebene, sorgt seit gestern in der Bundesrepublik Deutschland die Erhöhung der Alters- und Sozialrenten für Schlagzeilen.
    Dies eigentlich weniger wegen des Ausmaßes der Erhöhung, die Renten sollen ab 1.
    Juli nächsten Jahres um 9,9 Prozent angehoben werden, sondern vielmehr wegen der politischen Begleitumstände, unter denen die Zusage für diese Rentenerhöhung gemacht worden ist.
    Am Anfang gab es ein Wahlversprechen.
    Dann wurde dieses Versprechen revidiert und schließlich trugen massive Proteste innerhalb der sozialdemokratischen Partei und unter der Bevölkerung zur Ankündigung bei, man werde das Wahlversprechen doch einhalten.
    Dies alles ist aber nur als ein Symptom für die gegenwärtige innenpolitische Situation in der Bundesrepublik zu sehen.
    Hören Sie dazu eine Analyse von Klaus Emmerich aus Bonn.
    Die innenpolitische Szene Westdeutschlands ist an diesem Wochenende durch außergewöhnliche Vorgänge und überdurchschnittliche Spannungen im Lager aller Parteien gekennzeichnet.
    Sozialdemokraten und Freie Demokraten, also SPD und FDP, legen, wie man so sagt, letzte Hand an ihrer Koalitionsvereinbarung in sachlicher und personeller Hinsicht.
    Wenn es nach dem auch heute noch etwas gestörten Planungen der bisherigen rot-blauen Koalitionspartner geht,
    So wollen sie bis 1980 weiterregieren.
    Und zwar unter Helmut Schmidt, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Sozialdemokraten.
    So selbstverständlich, wie dies nach dem zwar knappen, aber doch ausreichenden Ergebnis der Bundestagswahl vom 3.
    Oktober dem unbefangenen Betrachter scheinen mag, ist dies offensichtlich nicht.
    musste doch der Sprecher der bisherigen Koalition aus Sozialdemokraten und Freidemokraten, Staatssekretär Bölling, vor Journalisten in aller Form erklären, die Wiederwahl von Helmut Schmidt zum Bundeskanzler sei am nächsten Mittwoch als gesichert anzusehen.
    Bölling gilt als einer der engsten Vertrauten von Schmidt und spiegelt mit dieser Bemerkung noch einmal wieder, was sich in den letzten Stunden im rot-blauen Lager ergeben hat.
    13 Mal hatte man zwischen SPD und FDP verhandelt, wesentlich mehr als bei früheren Regierungsbildungen.
    Was der Grund für diese langwierige Prozedur ist, drang nur teilweise aus dem hermetisch abgeriegelten sogenannten Kanzlerbungalow im Park des Palais Schaumburg zu Bonn.
    Dass sich dabei nicht nur um allgemeine Prinzipien der Außen- oder Innenpolitik handelte, war von vornherein klar, schließlich hat man schon vier Jahre zusammenregiert.
    Die Wirtschaftslage der Bundesrepublik ist nicht so gut, wie es sich eine Regierung bei Amtsantritt oder auch bei Amtsverlängerung wünschen könnte.
    Weniger Aufschwung, mehr Arbeitslose, zwar eine sinkende Inflationsrate, aber ungelöste Strukturprobleme, vor allem ein hoher Schuldenberg des Staates und Ungewissheit über die Finanzierung künftiger Staatsausgaben.
    Eine Art Rebellion in der sonst außerordentlich disziplinierten Bundestagsfraktion der Sozialdemokraten, die in den letzten Stunden plötzlich ausbrach und ebenso schnell wieder beigelegt wurde, hat viele in Bonn dennoch das Fürchten gelehrt.
    Was es mit den Staatsfinanzen wirklich auf sich hat, in Bonn spricht man von der Stunde der Wahrheit, wurde deutlich, wie es in Neudeutsch heißt, am Beispiel der Renten.
    Weil 16 Milliarden D-Mark, also über 100 Milliarden Schilling, für absehbare Zeit bei den Rentenversicherungsträgern Westdeutschlands direkt oder indirekt fehlen, wollten die Koalitionsunterhändler von SPD und FDP eine Rentenerhöhung um ein halbes Jahr aufschieben und die Rentner bei der Krankenkasse etwas mehr belasten und dies, obwohl im Wahlkampf bis zuletzt, und auch von Helmut Schmidt unmissverständlich, ein fixer Termin für eine bestimmte Rentenerhöhung versprochen worden war.
    Nicht nur in der Öffentlichkeit brach ein Sturm los.
    Schon kündigten die Rentenorganisationen 10.000 Protestveranstaltungen an.
    In Bonn wandten sich die Fraktionen von Rot und Blau gegen ihre eigenen Unterhändler.
    Daraufhin zogen die Parteiführungen ihre Sparideen zurück.
    Es bleibt beim ursprünglichen Termin für die Rentenerhöhung im Juli 1977 versprochen und gehalten, auch in Bonn.
    Die Wahrscheinlichkeit für die Bestätigung von Schmid als Bundeskanzler hat sich damit wieder erhöht und auch bekräftigt.
    Aber man vermag in Bonn die Nervosität vor der nächsten Woche nicht zu verbergen und auch nicht zu übersehen.
    Am Mittwoch bedarf es noch einmal einer förmlichen Bestätigung Schmids im Kanzleramt durch eine geheime Wahl im Bundestag.
    Um Kanzler zu bleiben, braucht er die Stimmen von 249 Abgeordneten als Mindeste.
    Sozialdemokraten und Freidemokraten vereinigen 253 Abgeordnete.
    Wenn also nur fünf Abgeordnete davon gegen Schmidt wählen oder auch zu Hause bleiben, ist ein weiterer Wahlgang erforderlich.
    Die meisten Beobachter rechnen zwar damit, dass der rot-blaue Kandidat schließlich zum Kanzler gewählt wird, aber die Bemerkung von Regierungssprecher Bölling bestätigt die Fairness.
    Aber auch auf der schwarzen Seite des Parteienspektrums herrscht wieder neue Hektik.
    Der CDU-Parteiobmann Helmut Kohl und der CSU-Parteiobmann Franz Josef Strauß wollen sich morgen Sonntag doch noch einmal zusammensetzen, um über eine Verlängerung ihrer Gemeinschaftsfraktion im Bundestag zu verhandeln.
    Erst vor wenigen Tagen waren diese Verhandlungen gescheitert.
    Nun sagen Kenner der Parteienlandschaft, es ist wieder alles möglich.
    Es hängt wohl viel davon ab, ob und inwieweit die beiden schwarzen Parteichefs
    Strauß und Kohl überhaupt wieder zueinander finden.
    Es gibt allerdings auch einen neuen außenpolitischen Vorgang.
    Der CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen Albrecht hat eine Reise nach Warschau benutzt, um zu sagen, die CDU vertrete eine neue Ostpolitik, eine andere Politik im Vergleich zur CSU, was schon wieder zu einem erheblichen Geplänkel zwischen den beiden Lagern der Christdemokraten geführt hat.
    In Bonn macht man sich also auch für diesen Bereich der Politik auf einige Bewegungen während der nächsten Stunden und Tage gefasst.
    Das war ein Beitrag von Klaus Emmerich.
    In Brüssel ging gestern die alljährliche Serie der Winterkonferenzen der verschiedenen NATO-Gremien zu Ende.
    In einem Abschlusskommuniqué betonten die Repräsentanten der 15 Mitgliedsländer des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses, dass die Allianz an sich bereit ist, auf Gewaltanwendung zu verzichten, dass aber kein Abschreckungsmittel für eine notwendig werdende Verteidigung preisgegeben werden kann.
    In diesem Dokument weisen die NATO-Länder auch die vor 14 Tagen in Bukarest gemachten Vorschläge des Warschauer Paktes über den Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen zurück, erklären sich jedoch gleichzeitig zu weiteren Abrüstungsverhandlungen bereit.
    Diese Erklärungen und Beschlüsse von Brüssel dürften auch heute in Sofia bei der Tagung der Verteidigungsminister des Warschauer Paktes zur Diskussion stehen.
    Über die Haltung der Sowjetunion zu der Absage aus Brüssel informiert Erhard Hutter.
    Mit gespielter Entrüstung reagiert die Sowjetunion auf die Ablehnung der Warsaw-Pakt-Vorschläge durch die Außenministerkonferenz der NATO-Länder in Brüssel.
    Ende November hat der politisch beratende Ausschuss des östlichen Militärbündnisses einen Vertrag vorgeschlagen, der die erste Anwendung von Atomwaffen im Kriegsfall verbieten soll.
    Die Brüsseler Tagung hat diesen Vorschlag unter dem Hinweis abgelehnt,
    dass dadurch die Verteidigungskraft des Westeuropäischen Bündnisses geschwächt würde.
    Die Parteizeitung Pravda schreibt dazu in einem Kommentar zur NATO-Tagung, diese Weigerung ignoriere offenen Wunsch der Menschheit, unter Bedingungen der Sicherheit und des Friedens zu leben.
    Wörtlich, die NATO-Generalität hat die unmoralische Rolle auf sich genommen, in den Chor der Entspannungsgegner einzustimmen.
    Im besonderen Schussfeld der sowjetischen Presseorgane stehen Generalsekretär Luntz und der britische Admiral Hill Norton, weil sie beide gegen die angeblich so konstruktiven Vorschläge von Bucharest aufgetreten sind.
    Letztlich wird auch der amerikanische Außenminister Kissinger dieses Vergehens gegen die Entspannung geziehen, obwohl man sich im Kreml an seine Erklärung klammert, die Sowjetunion hege keine aggressiven Absichten.
    Großes Missfallen ferner über die Verteidigungsausgaben im Westen und propagandistische Auswertung der Tatsache, dass die Ausgaben der NATO weiterhin steigen werden.
    Die Begründung dafür, dass sich die Streitkräfte des Waschapaktes ausbreiten, wird in das Gebiet der Fabel verwiesen.
    Solche und ähnliche Demonstrationen gegen die NATO gehören zum gewohnten Ritual und sie haben mehr oder weniger deklamatorischen Charakter.
    Zeitweilig zählte dazu auch der Vorschlag, beide Blöcke aufzulösen, ein Plan, der in letzter Zeit gar nicht mehr vorgebracht wird.
    Die Hinweise auf die Stärkung der NATO und ihre Ausrüstung mit Atomwaffen erfüllt freilich den beabsichtigten Zweck bei der derzeitigen Tagung der Warsaw-Pakt-Verteidigungsminister in Bukarest.
    Je mehr über die Tagung der NATO in Brüssel gesprochen wird, umso weniger ist über die derzeitige Bukarester Konferenz zu hören.
    Offiziell wird angegeben, dass die Beschlüsse des Bukarester Gipfels vor zwei Wochen in die Tat umgesetzt und die Marken für eine engere Zusammenarbeit der sieben Länder abgesteckt werden sollen.
    Diese ständige Wiederholung der Notwendigkeit von einer Stärkung der Bande ließe den Schluss zu, dass sich auch in der Vereinigung der sieben zentrifugale Kräfte regen.
    Doch diese Annahme ist so lange verfehlt, als die Sowjetunion das Heft fest in der Hand und alle Schlüsselpositionen des Bündnisses
    durch eigene Militärs besetzt hält.
    Seit Bestehen des Warschau-Paktes, der neben dem Comecon wichtigsten multilateralen Organisation des Ostblocks, dient das Bündnis dazu, die Führungsrolle der Sowjetunion von allen Beteiligten anerkennen zu lassen.
    Es ist ferner ein brauchbares Instrument in der Hand des Kreml, die Integration Osteuropas voranzutreiben.
    Politische Beobachter neigen der Ansicht zu,
    dass in Bukarest derzeit eine Kompromisslösung ausgeheckt wird, um die Wiener Verhandlungen aus ihrem Winterschlaf zu wecken und einen Beweis zu setzen, dass die ständige Beteuerung von Entspannungswilligkeit eine reale Grundlage besitzt.
    Aus Moskau berichtete Erhard Hutter.
    Morgen wird in Portugal der nun bereits zwei Jahre dauernde Übergang von der Diktatur zur Demokratie mit Kommunalwahlen abgeschlossen.
    Diese Wahlen könnten aber auch das Schicksal der sozialistischen Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Mario Suárez besiegeln.
    Suárez hat wiederholt in Interviews erklärt, dass er möglicherweise zurücktreten werde, falls sich der Trend bei den Kommunalwahlen eindeutig gegen seine Partei richtet.
    Politische Beobachter sagen voraus, dass die einen gemäßigten Kurs verfolgenden Sozialisten sich behaupten werden, wenngleich auch Kommunisten und Konservative möglicherweise auf Kosten der Sozialisten Stimmengewinne verzeichnen werden.
    Streitpunkt in der Wahlauseinandersetzung zwischen der Regierung und den Kommunisten sind dabei die nach der Revolution im Jahre 1974 durchgeführten illegalen Landbesetzungen durch militante Mitglieder der kommunistischen Partei.
    Die sozialistische Regierung will diese illegalen Landbesetzungen rückgängig machen und in der Frage der Bodenreform einen gemäßigten Kurs steuern.
    Die Kommunisten sind gegen ein derartiges Reformprogramm.
    Die politische Auseinandersetzung in Portugal findet dabei nicht nur am Verhandlungstisch, sondern auch auf der Straße statt.
    Und gerade jetzt in der Schlussphase des Wahlkampfes für die Kommunalwahlen greift man zu einem in manchen Ländern heute wieder üblicher werdenden Stilmittel der Politik – zum Attentat.
    So wurden zu Beginn dieser Woche die Geleise der beiden wichtigsten Vororte Bahnen Lissabons gesprengt und gestern wurde auch die Wasserversorgung der Stadt durch einen Sprengstoffanschlag fast vollständig unterbrochen.
    Wolf Dietrich Groß berichtet.
    Das ist eine große Spannung hier über dem Land.
    In der Hauptstadt Lissabon, einer Millionenstadt, gibt es kein Wasser mehr, seit gestern die Zuleitungen gesprengt worden sind.
    Die Feuerwehr bei Bränden kann nicht helfen.
    In den Hotels, in den Privathaushalten beginnen Probleme.
    Man muss das Wasser holen von außerhalb von Brunnen.
    Eine ganze Reihe von Bomben-Attentaten ist hier vorübergegangen.
    Das spektakulärste waren dann noch die Bomben gegen die Lissaboner S-Bahn zum Atlantik-Badeort Estoril und nach Sintra draußen.
    Bomben, so sieht es aus, um das Regime in die rechte Ecke zu treiben.
    Kein Zweifel von der extremen Rechten wohlgelegt.
    Revolutionsrat und Regierung haben erste Konsequenzen gezogen.
    Polizei hält sich zur Verfügung hier in der Hauptstadt mit Dreierpatrouillen.
    Und die Kommandotruppen aus dem Vorort Amadora, die am 25.
    November letzten Jahres die extrem linke Rebellion hier im Militär zusammengeschlagen und geschossen haben, sind in den Alentejo entsandt und liegen dort in Bereitschaft.
    Alentejo, das sind die Gebiete südlich von Lissabon, in denen anderthalb Millionen Hektar Großgrundbesitz im Rahmen der revolutionären Landreform zur Verteilung stehen, beziehungsweise schon verteilt sind, teilweise illegal.
    Dabei handelt es sich um, wie man so sagt, spontan von Landarbeitern besetzte Parzellen, wo, zu Deutsch, die rechtmäßigen Eigentümer kurzerhand vertrieben wurden.
    Rechtmäßiger Eigentümer sind es gewesen und geblieben, weil die Parzellen zu klein und eben vom Gesetz der Landreform gar nicht freigegeben sind.
    Die sozialistische Minderheitsregierung zu wahrisch will dem Notfall mit Gewalt ein Ende machen.
    Das schafft noch einmal Spannung auch dort.
    Für die Regierungswahlen war diese Entscheidung zur auch gewaltsamen Wiederherstellung rechtmäßiger Verhältnisse überaus schwierig, was lag näher, als ausgerechnet jetzt unmittelbar vor den Kommunalwahlen am Sonntag sich zurückzuhalten.
    Aber Rücksichten auf das Hauptreservoir der Wähler im Norden des Landes dürften zum jetzt festen Auftreten im Süden vor allem geführt haben.
    die Regierungswahlschutz im Allenthekio aufräumen.
    Und sie hat so etwas wie eine zweite nunmehr sozialistische Landreform angekündigt.
    Denn die vor einem Jahr von der KP und der pro-kommunistischen Regierung waren teilweise durchgepackte Erste, so sagt's heute die Regierung zu Harisch, sei in Wirklichkeit eher Besitzung, sei Kolonialismus gewesen, um die Landarbeiter-Kollektive, um letztlich also die Landarbeiter, in die Gewalt der KP zu zwingen und eben nicht etwa die Befreiung dieser Arbeiter von den früheren Großgrundbesitzern zu bringen.
    Aber noch weiß niemand recht, wie diese neue, zweifellos mildere sozialistische Reform aussehen soll.
    Vor diesem Hintergrund bereitet man sich in Portugal auf die Kommunalwahlen vor für den kommenden Sonntag.
    Sie haben so große Bedeutung, weil nach dem Staat oben nun die Basis organisiert und demokratisiert wird.
    Und weil das vor allem die ersten Wahlen sind, seit die sozialistische Minderheitsregierung zwar schon im August die Amtsgeschäfte übernommen hat.
    Ein Test für das Kabinett suarisch und vor allem für die sozialistische Partei ist das Unbewusstsein der Portugiesen.
    Im Norden des Landes sind die liberalen Sozialdemokraten und die Christdemokraten die Hauptkonkurrenten.
    Hier im Industriegürtel um Lissabon und im Süden im Alentejo sind es die Kommunisten.
    Die basisdemokratischen Anarchisten, die bei den Präsidentschaftswahlen im Juni mit ihrem Kandidaten Ocelo Sarayba de Carvalho, dem ehemaligen Kopfkorn-Chef und General, noch 15 Prozent aller Stimmen errangen und damit den zweiten Platz nach den demokratischen Parteienblock erreichten und die Kommunisten um fast 10 Prozent übertrafen, sie dürften es diesmal schwer haben.
    Carvalho, in Haftverschonung, durfte sich diesmal im Wahlkampf nicht mehr beteiligen.
    Und es ist auch nicht gelungen, eine breit angelegte geschlossene Organisation zustande zu bringen.
    Bedeutend für das Wahlergebnis könnte die Wahlbeteiligung werden, die nach Prognosen diesmal sehr gering ausfallen soll.
    Das Wahlinteresse scheint zurückzugehen, nachdem nun in diesem Jahr jetzt schon zum dritten Mal gewählt werden muss.
    Geringe Wahlbeteiligung käme den Kommunisten im Süden und möglicherweise aber auch den Sozialisten überall zugute.
    Die Rechte sagen in ihrer Propaganda vorbeugend jetzt schon, geringe Beteiligung müsse als Demokratie-Müdigkeit und eben als Protest gegen die Regierung zwarisch gedeutet werden, die mit ihrer wenig aktiven Arbeit bisher für diese Müdigkeit verantwortlich wäre.
    Die innenpolitische Situation in Portugal vor den morgigen Kommunalwahlen, schilderte Wolf-Dietrich Groß.
    Mitte nächster Woche, am 15.
    Dezember, soll die spanische Bevölkerung in einer Volksabstimmung über die von der Regierung vorgelegten Reformpläne zur direkten Wahl eines Parlaments entscheiden.
    Die Reformvorschläge wurden Mitte November vom frankistischen Ständeparlament in Madrid gebilligt, das mit diesem Akt praktisch seiner Auflösung zugestimmt hatte.
    Wenn nun, wie allgemein erwartet wird, die Spanier bei dem bevorstehenden Referendum, bei dem ihnen die Frage gestellt werden wird, billigen sie das politische Reformgesetz mit Ja-Antworten, dann ist in Spanien der Weg für die ersten allgemeinen Wahlen seit 41 Jahren frei.
    Diese Wahlen, mit denen auch ein Strich unter die Ära Franco gezogen werden soll, sollen dann bis spätestens Juni 1977 stattfinden.
    Aus Spanien berichtet Walter Haubrich.
    Für nächsten Mittwoch sind alle Spanier zu einer Volksabstimmung aufgerufen.
    Sie können damit die politische Reform der Regierung Adolfo Suárez ablehnen oder ihr zustimmen.
    Die politische Reform der Regierung Suárez, das ist in erster Linie ein neuer Verfassungsgesetz über freie und allgemeine Wahlen zu einem demokratischen Parlament, also der bei weitem wichtigste Schritt auf dem Weg von der Diktatur zur Demokratie und bei der Abschaffung
    der autoritären und teilweise auch totalitären Institutionen des Franco-Regimes.
    Trotzdem fordern die meisten demokratischen Parteien zur Stimmenthaltung auf.
    Das mag zunächst paradox erscheinen, ist es aber doch nicht.
    Diesen Parteien sind die Reformgesetze nicht weitgehend genug.
    Außerdem hoffen sie, dass bei einer erachtlichen Zahl von Stimmenthaltungen
    Ihre Position bei den Verhandlungen mit der Regierung über das Wahlgesetz, über die Kontrolle der Wahlen, über den Wahlkampf besser sein wird.
    Schließlich haben Sie bei diesen Verhandlungen etwas zu gewinnen und vor allem viel zu verlieren.
    Nach den ersten Plänen der Regierung würden die Parteien der Rechten durch das Wahlgesetz starke Vorteile erhalten.
    Von einer Chancengleichheit könnte dann nicht mehr die Rede sein.
    Die extreme Rechte wird mit Nein stimmen, weil sie das diktatorische System des toten Generals Franco unbedingt erhalten möchte.
    An einer starken Mehrheit von Ja-Stimmen besteht aber kein Zweifel.
    Schließlich fühlen sich immer noch viele der in 40 Jahren Diktatur groß gewordenen Spanier verpflichtet, grundsätzlich für die Regierung zu stimmen.
    Außerdem ist, und das geben auch die für Enthaltung optierenden Politiker zu,
    Das Reformgesetz ist ja tatsächlich ein Fortschritt im Vergleich zur derzeitigen Situation.
    Die Regierung glaubt aber, durch eine recht starke Propaganda für das Ja sagen zu müssen.
    Die amtliche Propaganda erweckt böse Erinnerungen an die Volksabstimmungen unter Franco, als den Spaniern mit schlimmen Konsequenzen gedroht wurde, wenn sie nicht mit Ja stimmten.
    Handfeste Drohungen gibt es derzeit nicht.
    Doch bewusst wird die Furcht verbreitet, nicht zur Abstimmung zu gehen, könnte Folgen haben, etwa für Beamte oder auch in kleinen Dörfern.
    Auch zahlreiche Felsungen in der Wahlpropaganda gibt es schon.
    Auf anonymen Zetteln fordern angebliche Sozialisten alle Gleichgesinnten auf, mit Ja zu stimmen.
    Nur die Extremisten würden sich der Stimme enthalten.
    Das, obwohl alle sozialistischen Parteien sich eindeutig für die Stimmenthaltung ausgesprochen haben.
    Manche spanische Zeitungen vermuten, dass Regierungsstellen etwas mit diesen Fälschungen zu tun haben könnten.
    Das einflussreichste Massenmedium, das spanische Fernsehen, ist auch jetzt noch ein rechtsextremes Meinungsorgan.
    Das alles zeigt, dass die derzeitige Regierung und die noch existierenden Institutionen von Meinungsfreiheiten und praktischer Demokratie noch entfernt sind.
    und dass sie die Kontrolle durch die schon etwas länger in Demokratie geübten Politiker und Parteien dringend nötig haben.
    Für Stimmenthaltung treten auch die spanischen Kommunisten ein.
    Sie kämpfen aber jetzt in erster Linie um ihre Zulassung bei den Wahlen.
    Sie wollen mit allen Mitteln eine legale Partei werden, führen Kundgebungen durch und haben gestern sogar eine Pressekonferenz mit ihrem illegal in Spanien lebenden Parteichef Carillo abgehalten.
    Wenn, so sagte Santiago Carillo, die Regierung die kommunistische Partei nicht zulässt, dann wird dies im Untergrund kämpfen, mit allen Konsequenzen, die das haben kann.
    Die Regierung lässt die Kommunisten mal unbehelligt Propaganda für die Stimmenthaltung machen, dann wieder verhaftet sie die Teilnehmer bei solchen Veranstaltungen, lässt sie aber schnell wieder frei.
    Auch Adolfo Suárez weiß, dass eine zum Kampf im Untergrund entschlossene kommunistische Partei
    ein sehr gefährlicher Gegner ist.
    Deshalb wäre die Legalisierung aus vielen Gründen wohl das Klügere.
    Die Kommunistische Partei würde, darüber sind sich alle einig, bei den Wahlen im nächsten Sommer wohl kaum mehr als etwa 10 Prozent
    Walter Haubrich berichtete aus Madrid.
    Drei Minuten nach dreiviertel eins nun zum Kulturteil im Mittagsschornal.
    Zu einem Kurzbesuch hält sich derzeit der Verhaltensforscher und Schriftsteller Ireneus Eibl-Eibesfeld in Wien auf.
    Der Wissenschaftler wurde unter anderem bekannt durch seine Bücher Der vorprogrammierte Mensch, Liebe und Hass sowie Krieg und Frieden aus der Sicht der Verhaltensforschung.
    Mit Ireneus Eibl-Eibesfeld sprach Koschka Hetzer.
    Herr Professor Eibl-Eibesfeld, Sie machen immer wieder Reisen in ferne Länder.
    um, wie Sie schreiben, Menschenforschung zu betreiben und Menschenforschung auf neuen Wegen war auch Ihr letztes Buch.
    Sie kommen gerade aus der Wüste Kalahari.
    Was haben Sie dort erlebt und was haben Sie dokumentiert?
    Ja, ich habe zunächst in der zentralen Kalahari bei den Twi-Bushleuten gearbeitet.
    Das ist eine Bushman-Gruppe, die noch ganz ihre traditionelle Lebensweise als Jäger und Sammler führt.
    Und bei diesen Leuten habe ich zunächst das gemacht, was ich auch in anderen Kulturen mache.
    Ich nehme mit Spiegelobjektiven ungestellte soziale
    Interaktionen auf.
    Ich nehme auf, wie Mütter ihre Kinderherzen, wie Geschwister miteinander spielen, aber auch raufen.
    Ich nehme kulturelle Rituale wie Transtänze auf.
    Und es geht mir darum, das gemeinsame menschliche Erbe in unserem Verhalten aufzuzeigen.
    und gleichzeitig auch kulturell entwickelte Verhaltensweisen als spezifische Umweltanpassungen zu verstehen.
    Inwiefern kann man überhaupt tierisches und menschliches Verhalten vergleichen?
    Sie können es in mehrfacher Hinsicht.
    Sie können es zunächst so tun, wie es die Physiologen tun, die ja durchaus die Funktion gewisser Drüsen bei Tieren erforschen und dann die gewonnenen Einsichten, etwa über den Hormonhaushalt oder über die Funktion des zentralen Nervensystems, dann direkt beim Menschen anwenden.
    Warum geht das?
    Weil eben Organismen verwandt sind und weil etwa die gleichen Hormone der Wirbeltiere
    im ganzen Wirbeltierreich zu finden sind.
    Darüber hinaus gibt es auch Verhaltensweisen, die sind nicht verwandt.
    Konrad Lorenz hat zum Beispiel mit Graugänsen gearbeitet und vielfach wurde der oberflächliche Einwand dann gemacht, naja, Graugänse, was hat das für einen Sinn?
    Die sind ja mit uns gar nicht verwandt.
    Die haben ihre Brutpflege zum Beispiel unabhängig voneinander entwickelt, ihre Ehigkeit unabhängig voneinander vom Menschen entwickelt,
    Denn die Ahnen, die Reptilahnen, die wir teilen, die hatten das alles noch nicht.
    Also das ist dann eine Parallelentwicklung.
    Und Parallelentwicklungen oder Analogien wären doch nicht sehr aufschlussreich.
    So wird argumentiert.
    Und das ist falsch.
    Es gibt nämlich Funktionsgesetze, die ich erforschen kann.
    Wenn ich zum Beispiel daran interessiert bin als Biotechniker, wie muss ein Flügel gebaut sein, damit er fliegen kann?
    Dann kann ich durchaus einen Insektenflügel
    studieren, obwohl der aus einer Hautfalte gebildet wird und ich kann diesen Insektenflügel mit einem Vogelflügel vergleichen, der eine umgewandelte Wirbeltier vor der Extremität ist.
    Ja, ich kann sogar das Flugorgan eines Aeroplans, nämlich diesen Flügel, vergleichen und dann werde ich feststellen, dass eben gewisse Grundgesetze der Aerodynamik beachtet werden, dass es Funktionsgesetze gibt, denen so ein Organ in seiner Ausbildung gehorcht.
    Wie wird nun dieses Material wissenschaftlich dokumentiert?
    Ja, ich habe ein Filmarchiv innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft aufgebaut und veröffentliche die Filme im Rahmen dieses Archivs, wobei das Original ungeschnitten bleibt, der Schnitt nur von Kopien gemacht wird.
    Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit Konrad Lorenz?
    Nun ja, sehr eng, nicht?
    Konrad Lorenz ist ja mein geistiger Vater.
    Ich bin ja mit ihm seinerzeit von Wien nach Deutschland gegangen.
    Und ich habe praktisch weiter dort angeknüpft, wo er mit seiner, er hat ja tierische Verhaltensforschung in erster Linie betrieben und ich habe das, seine Arbeit in der menschlichen Verhaltensforschung weitergeführt.
    Dieses Gespräch führte Koschka Hetzer.
    Am kommenden Montag wird in der Wiener Volksoper eine neue Fassung der Oper Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach Premiere haben.
    Johannes Schaaf führt Regie, Dietrich Bernet dirigiert und dem Ensemble gehören Anden Donald-Grobe als Hoffmann, Julia Migenes als Olympia, Regina Winkelmeier als Antonia, Sigrid Martike als Giulietta und Silvia Holzmeier als Stella.
    Das immer gegenwärtig Böse verkörpert Julian Patrick.
    Die Ausstattung hat der Maler Ernst Fuchs übernommen und den folgenden Vorbericht hat Brigitte Hofer gestaltet.
    Die Baccarole wird aus dem letzten Akt sehnsuchtsvoll ertönen, ebenso die Spiegel-Arie des Tapertutto.
    In der neuen Fassung der Volksoper erzählt Hoffmann, der deutsche Romantiker E.T.A.
    Hoffmann als Opernheld, seine Abenteuer mit der Puppe Olympia, mit der Sängerin Antonia und mit der Kurtisane Giulietta in bisher ungewohnter Reihenfolge.
    Ebenso kommt der Muse als Verkörperung der schöpferischen Inspiration Hoffmanns wesentlich mehr Bedeutung zu als in früheren Aufführungen.
    Diese Interpretation erscheint dem Regisseur Johannes Schaaf besonders wichtig, nachdem er sich eingehend mit Jacques Offenbachs Leben auseinandergesetzt hatte, mit Jacques Offenbach, der 1819 in Köln geboren, bald nach Paris ging, um ein Paris der Weltausstellung, des großen wirtschaftlichen Aufschwungs, in dem der Wohlstand der Belle Époque herrschte.
    Dort schrieb Offenbach über hundert Operetten, von denen besonders Orpheus in der Unterwelt und die schöne Helena bekannt geworden sind.
    Seine heimliche Neigung aber gehörte der Oper.
    Sie erfüllte sich erst in Hoffmanns Erzählungen, in die er vor seinem Tod nur noch skizzieren, aber nicht mehr instrumentieren konnte.
    Johannes Schaaf zu der damaligen Situation Offenbachs.
    Dann schrieb er plötzlich aber eine Oper, die eigentlich ganz wenig mit Hoffmann zu tun hat, sondern das immer so als Kindertraum anklingen lässt, die unendlich viel zu tun hat mit der Verzweiflung seiner eigenen Welt, die er plötzlich als leer, schal, hohl, dumm, albern empfand.
    die ganze Kaiserzeit, die nichts war als eine Fülle von albernen, dummen, leeren Sektgelagen.
    Und er schrieb eigentlich, und das war das Faszinierende für mich, und ich hörte plötzlich auch, wie das in der Musik drin ist, und er schrieb eigentlich eine Oper über eine untergehende, sich zerstörende Welt mit unendlichen Bedürfnissen.
    Mit Bedürfnissen nach Liebe, mit Bedürfnissen nach Rausch, mit Bedürfnissen nach totaler Auflösung.
    Und diese Mischung aus naiver Kindergläubigkeit, Kinderseligkeit und verzweifelter Skepsis, die hat mich ungeheuer fasziniert und die fand ich plötzlich auch in der Musik.
    Diese Musik ist nun um sieben Nummern bereichert worden.
    Zur Entstehung der neuen Fassung, meinte der deutsche Musikwissenschaftler Dr. Fritz Oeser.
    Das geschah aufgrund von neuen handschriftlichen Quellenfunden.
    Und entscheidend ist, dass diese Musikbereicherung auch dazu beiträgt, dass die Handlung des Manhoffans Erzählungen, die ja nicht ganz einfach ist,
    klarer wird, dass die Figuren profilierter werden und dass die Rollen, vor allem Giulietta im Benediktakt, ergiebiger geworden sind.
    Aufregend findet diese Neufassung der Dirigent der Aufführung Dietfried Bernet, der schon zahlreiche Premieren an der Volksoper geleitet hat und jetzt Generalmusikdirektor in Mainz ist.
    Diese Fassung ist mit so viel neuer Musik, die bisher noch niemand gehört hat, bestückt, dass wir ganz erstaunt waren, als die Musikwissenschaftler draufkamen, was da für herrliche Musik Offenbach geschrieben hat, die immer herausgestrichen war, aus technischen Gründen, oft weil die Sängerin der Uraufführung es nicht wollte oder weil sie eifersüchtig auf die Prima Donna war oder umgekehrt.
    Es gibt so wahnsinnig schöne neue Musik drinnen, dass es praktisch ein neues Stück ist, in dem bekannte Melodien vorkommen.
    Weniger über die neuen Melodien als über das klare, für ihn erstmals schlüssige Handlungskonzept zeigt sich Donald Grobe erfreut.
    Der Darsteller des Hoffmann, der diese Partie schon in zwei früheren Inszenierungen gesungen hat und sehr persönlich zu ihr Stellung bezieht.
    Hoffmann war ein vielseitiger Mann, er war ein Dichter, er war ein Komponist.
    Und wie er jetzt hier dargestellt wird, hat er auch Schwierigkeiten mit Frauen und mit dem Eros.
    Dazu sind wir alle verdammt, glaube ich, im Leben.
    Wir sehen immer in anderen Menschen, was anders als wirklich da ist.
    Und wenn dann durch das Schicksal diese Wahrheiten an den Tag kommen, ist man wahnsinnig enttäuscht.
    Und Schoffmanns Erzählung ist eben die Geschichte, wo er erzählt von drei solchen Täuschungen.
    Keine Enttäuschungen hat bis jetzt die junge Darstellerin der Muse und des Niklas bereitet, Marion Lambrix, die erst vor einigen Tagen die Rolle von der verhinderten Beverly Vaughan übernommen hat.
    Ob Ernst Fuchs, Bühnenbild und Ausstattung nicht zu einer Enttäuschung werden, darüber ist man sich, wie man aus der Volksoper hört, absolut nicht sicher.
    Dort erwartet man die kommende Premiere mit Herzklopfen.
    Nach diesem Premieren-Vorbericht nun noch einmal Kurznachrichten.
    Österreich.
    Für den Verzicht auf spektakuläre Großbauforhaben zugunsten der Förderung kleinerer und arbeitsintensiver Projekte hat sich heute die Fraktion Christlicher Gewerkschafter im ÖGB ausgesprochen.
    Nach ihren Berechnungen wird im kommenden Jahr ein Bedarf an 33.600 zusätzlichen Arbeitsplätzen bestehen.
    Fast 44 Prozent aller Autofahrer haben im August und September die seit Mitte Juli bestehende Verpflichtung zur Anlegung von Sicherheitsgurten befolgt.
    Dies gab heute Verkehrsminister Lanz in Salzburg bekannt.
    Die Anlegequote war mit 52 bis 60 Prozent auf Autobahnen am größten.
    Starke Raucher sind vom Lungenkrebs weit mehr gefährdet als andere Menschen.
    Professor Denk empfahl deshalb in einem ORF-Interview vor allem den Rauchern jährliche Röntgenuntersuchungen.
    Die Aussicht auf Heilung bei rechtzeitiger Operation des Lungenkrebses ist nach Ansicht von Professor Denk sogar besser als bei Magen- oder Darmkarzinomen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Koalitionsgespräche zwischen CDU und CSU über eine Fortsetzung der gemeinsamen Fraktionsarbeit im Bonner Bundestag sollen am Montag wieder aufgenommen werden.
    SPD und FDP haben sich geeinigt, die Sozialrenten ab 1.
    Juli 1977 um 10 Prozent zu erhöhen.
    Nachschätzungen des gewählten Präsidenten Carter müssen im kommenden Jahr etwa 15 Milliarden Dollar in die amerikanische Wirtschaft gepumpt werden, um die derzeitige Arbeitslosenquote von 8,1 Prozent zu senken und das wirtschaftliche Wachstum zu fördern.
    Spanien.
    Der ehemalige Justizminister und derzeitige Präsident des Nationalen Rates der Frankistenbewegung, Antonio Maria de Oriol di Urico, ist heute kurz vor Mittag entführt worden.
    Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
    Und nun noch eine Sportmeldung.
    Die Österreicherin Brigitte Habersatter-Totschnig hat heute den Riesenslalom der Damen am Mont Blanc gewonnen.
    Sie siegte vor ihrer Landsmännin Lea Sölkner und der Lichtensteinerin Hanni Wenzel.
    Mit diesen Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, ist das Mittagssjournal beendet.
    Der aktuelle Dienst hält Sie über das Weltgeschehen auf dem Laufenden in seinen stündlichen Nachrichtensendungen in den Programmen Österreich 1 und Ö3.
    Die Journalredaktion meldet sich dann wieder heute Abend um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendsjournal.
    Edgar Sterbens verabschiedet sich im Namen von Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreich bei Lungenkrebserkrankungen an vorderster Front
    Interview: Prof. Denck
    Mitwirkende: Steinwendner, Wolfgang [Gestaltung] , Denck, H. [Interviewte/r]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Kassengipfel, Belastungswelle
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erste Erfahrungen mit der Gurtenpflicht
    Einblendung: Verkehrsminister Lanc
    Mitwirkende: Mück, Werner [Gestaltung] , Lanc, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bonner Koalitionsgespräche und Tauziehen um Rentenerhöhung
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktion des Warschauer Paktes auf NATO-Ablehnung des Atomwaffenverzichtsangebotes
    Mitwirkende: Hutter, Erhard [Gestaltung]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Portugal vor den Kommunalwahlen
    Mitwirkende: Gross, Wolfdietrich [Gestaltung]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spanien vor Verfassungsreferendum
    Mitwirkende: Haubrich, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Prof. Eibl-Eibesfeldt
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Eibl-Eibesfeldt, Irenäus [Interviewte/r]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Hoffmanns Erzählungen" in der Volksoper
    Einblendung: Johannes Schaaf, Fritz Oeser, Dietfried Bernet, Donald Grobe, Szene
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Schaaf, Johannes [Interviewte/r] , Oeser, Fritz [Interviewte/r] , Bernet, Dietfried [Interviewte/r] , Grobe, Donald [Interviewte/r]
    Datum: 1976.12.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Volksoper [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.12.11
    Spieldauer 01:08:35
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Haider, Edgard [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.12.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761211_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt