Mittagsjournal 1976.07.02

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsschornal.
    Wir bringen heute eine Art Nachlese zur KB-Gipfel-Konferenz in Ost-Berlin.
    Und zwar ein Interview mit dem ostdeutschen Systemkritiker Professor Robert Havemann.
    Er nimmt zu den möglichen Auswirkungen dieses Gipfels auf die innenpolitische Situation der DDR und der Systemkritiker in Ostdeutschland Stellung.
    Und wir bringen aus Rom eine Analyse dessen, was KPI-Chief Berlinger auf diesem KB-Gipfel an programmatischen Erklärungen abgegeben hat.
    Ein weiterer Beitrag beschäftigt sich mit dem Rücktritt von Spaniens Ministerpräsident Arias Navarro und Moshe Meisels berichtet aus Tel Aviv über die israelische Position bei den Verhandlungen mit den Flugzeugentführern von Kampala.
    Nun zum Inland.
    Hier informieren wir Sie heute über Einzelheiten der geplanten Führerscheinreform, über eine neue Untersuchung über die Radio-Hörgewohnheiten der Österreicher und über ein neues Diagnosegerät für Schädeluntersuchungen, ein Gerät, das im Allgemeinen Krankenhaus in Wien steht.
    Die Kulturredaktion berichtet dann über die Eröffnung der Melker Sommerfestspiele.
    Das also wäre es für heute Mittag.
    Zunächst aber Weltnachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst Georg Schalkruber, Sprecher Peter Fichner.
    Spanien.
    In Madrid soll heute der Kronrat zusammentreten, um über die Nachfolge von Ministerpräsident Arias Navarro zu beraten.
    Der Regierungschef hat gestern demissioniert.
    Die Amtsgeschäfte werden provisorisch vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Diaz de Mendivil geführt.
    Der Rücktritt von Arias Navarro löst die erste Regierungskrise in Spanien seit dem Tod Frankos aus.
    Innerhalb von zehn Tagen muss ein neuer Regierungschef ernannt werden.
    Die Presseagentur Agence France-Presse meldet unter Berufung auf zuverlässige Kreise in Madrid, König Juan Carlos habe nach der Ablehnung einiger Rücktrittsgesuche diesmal den Regierungschef von sich aus zur Demission aufgefordert.
    Ausschlaggebend war angeblich die wirtschaftliche Lage.
    Insbesondere werden in diesem Zusammenhang die hohe Inflationsrate von etwa 25 Prozent sowie beunruhigende Arbeitslosigkeit genannt.
    König Juan Carlos plant angeblich strenge Sanierungsmaßnahmen und will zu diesem Zweck einen energischeren Mann als Arias Navarro mit den Regierungsgeschäften betrauen.
    Uganda, Frankreich.
    Nach der Freilassung von etwa 100 Passagieren der gekaperten französischen Verkehrsmaschine hat sich die Geissler-Affäre auf dem Flughafen von Kampala zu einem Tauzin zwischen den Terroristen und der israelischen Regierung entwickelt.
    In der Gewalt der Luftpiraten befinden sich derzeit 83 israelische Geiseln und Juden anderer Nationalität sowie zwölf Besatzungsmitglieder des Flugzeugs.
    Im Austausch für die Gefangenen fordern die Verbrecher die Freilassung von 53 in Israel der Bundesrepublik Deutschland und in Frankreich inhaftierten Extremisten.
    Die Regierung in Jerusalem hat sich offensichtlich auch unter dem Druck der Familienangehörigen der Geiseln bereit erklärt, Verhandlungen mit den Luftpiraten zu führen.
    Das Ultimatum der Entführer, das ursprünglich gestern Mittag auslaufen sollte, ist bis Sonntag 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit verlängert worden.
    Sollten bis zu diesem Zeitpunkt die genannten Häftlinge nicht frei sein, so wollen die Verbrecher nach eigenen Angaben nicht zögern, ihre Geiseln zu töten.
    Libanon.
    Die Arabische Liga unternimmt heute neuerlich einen Versuch, den Bürgerkrieg im Libanon zu beenden.
    Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Riad, und die Außenminister Tunesiens und des Scheichtums Bahrain werden in Beirut zu einer neuen Vermittlungsmission erwartet.
    Aufgabe der Delegation ist es, mit den Bürgerkriegsparteien einen wirksamen Waffenstillstand auszuhandeln, die Ankunft weiterer Kontingente der pan-arabischen Friedenstruppe vorzubereiten und Verhandlungen zwischen den rivalisierenden Gruppen einzuleiten.
    Die Bildung dieses Komitees ist am vergangenen Mittwoch bei einer Sitzung der arabischen Außenminister in Kairo beschlossen worden.
    Der gestrige Waffenstillstandsappell der Liga ist ohne jeden Erfolg geblieben.
    Die Kämpfe zwischen rechts- und linksgerichteten Milizverbänden mit ihrem Schwerpunkt in Beirut dauern mit beispielloser Härte an.
    Nach jüngsten Agenturberichten soll das bereits seit Tagen heftig umkämpfte Palästinenser-Lager Tel al-Saatar in der Nähe der Hauptstadt von christlichen Milizen eingenommen worden sein.
    Bereits am Mittwoch ist ein anderes Palästinenser-Lager gefallen.
    Die Palästinenser verbreiteten anschließend Meldungen, wonach die christlichen Soldaten die Insassen des Lagers, auch Frauen und Kinder, reihenweise massakriert haben sollen.
    Ein palästinensischer Sprecher bestreitet den Fall von Tel al-Saatar.
    Sudan.
    Nach Meldungen der Nachrichtenagentur Reuter ist im Sudan ein Putsch gegen Staatspräsident Numeri unternommen worden.
    Angeblich sind in der Hauptstadt Khartoum heftige Kämpfe im Gange.
    Vor dem Präsidentenpalast und anderen wichtigen Gebäuden sollen Panzer aufgefahren sein.
    Über den Hintergrund des Staatsstreichs und über die Urheber herrscht derzeit Unklarheit.
    Auch das Schicksal Numeris ist unbekannt.
    Der Staatspräsident hätte heute früh von Besuchen in den Vereinigten Staaten und Frankreich nach Khartoum zurückkehren sollen.
    Mauritius.
    In Port Louis soll heute die 13.
    Gipfelkonferenz der OAU, der Organisation für Afrikanische Einheit, beginnen.
    Ob die Gespräche so wie ursprünglich geplant stattfinden können, ist derzeit ungeklärt.
    Bereits gestern ist nämlich die vorbereitende Außenministerkonferenz an einem toten Punkt angelangt.
    Umstritten sind die territorialen Ansprüche auf das Gebiet Djibouti, das West-Sahara-Problem und der geplante Boykott der Olympischen Spiele.
    Weiters wird der Staatschef von Uganda Idi Amin, derzeit Vorsitzender der OAU, vermutlich durch die Entführungsaffäre verhindert sein, nach Mauritius zu reisen.
    Ursprünglich sollte bei der Konferenz eine strategische Generallinie in der Auseinandersetzung mit den weißen Minderheitsregierungen in Südafrika und Rhodesien festgelegt werden.
    USA.
    Die Presseagentur Associated Press meldet unter Berufung auf Geheimdienstkreise in Washington, die kubanische Führung sei im Begriff 3.000 Soldaten aus Angola in die Volksrepublik Kongo zu verlegen.
    Bei diesbezüglichen Verhandlungen in Brazzaville ist angeblich Einigung darüber erzielt worden, dass 3.000 Kubaner als Ausbilder im Kongo bleiben sollten.
    Kubanische Truppen im Kongo könnten wahrscheinlich politischen Druck auf Saire ausüben, das freundschaftliche Beziehungen zu den USA unterhält und die provestlichen Befreiungsbewegungen im angolanischen Bürgerkrieg unterstützt hat.
    Deutsche Demokratische Republik
    Der Ostberliner Regimekritiker Professor Hafemann äußerte nach dem Gipfeltreffen ost- und westeuropäisch-kommunistischer Parteien in einem Interview die Ansicht, es werde nun nicht mehr möglich sein, dass die Sowjetunion einfach in ein Land einmarschiert, weil ihr die Politik der dortigen kommunistischen Partei nicht passt.
    Der Hegemonieanspruch Moskaus sei endgültig gebrochen und die Brezhnev-Doktrin zu Grabe getragen, formulierte Hafemann.
    Polen.
    Parteichef Kijarek und Ministerpräsident Jarosiewicz nehmen heute in der Region Katowice an einer Arbeiterkundgebung teil.
    Die Veranstaltung soll von Hörfunk und Fernsehen des Landes direkt übertragen werden.
    Dieser Besuch in Katowice steht offensichtlich im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen, die wegen angekündigter, dann aber zurückgenommener Preiserhöhungen bei Lebensmitteln entstanden sind.
    Peru.
    Bei den heftigen Protestaktionen gegen Preissteigerungen und Steuererhöhungen in Lima sollen gestern zwei Personen getötet worden sein.
    Die Militärregierung hat den Ausnahmezustand über ganz Peru verhängt und die Bestimmungen der Verfassung vorübergehend außer Kraft gesetzt.
    Die angekündigten Preissteigerungen und Steuererhöhungen werden offiziell als wichtige Maßnahme eines wirtschaftlichen Sparprogramms propagiert.
    Frankreich.
    Die Landwirtschaftskammer des Departements Eau Drain hat die Behörden aufgefordert, die Region wegen der anhaltenden Dürre zum Katastrophengebiet zu erklären.
    Außerdem verlangt die Kammer den Einsatz von Militäreinheiten zum Futtertransport und zu Bewässerungsarbeiten.
    Alle jungen Bauern, die gegenwärtig ihren Militärdienst ableisten, sollen nach den Vorstellungen der Landwirtschaftskammer einen Sonderurlaub erhalten, damit sie ihren Familien helfen können.
    Österreich.
    Wie das Bautenministerium mitteilt, werden die auf den beiden Richtungsfahrbahnen der Südautobahn im Raum Baden-Wiener Neustadt aufgetretenen Schäden an der Betondecke unverzüglich saniert.
    Nach Darstellung des Ministeriums werden beide Richtungsfahrbahnen noch heute Nachmittag in voller Breite für den Verkehr wieder freigegeben, um die für heute Abend zu erwartende Reisewelle nicht zu behindern.
    Das Ministerium betont, dass von Baumängeln keine Rede sein könne.
    Malta.
    Auf der Mittelmeerinsel findet heute ein Österreich-Tag statt.
    Anlass dazu ist die Tatsache, dass Österreich bei der bevorstehenden internationalen Messe von Malta zum ersten Mal durch einen Informationsstand vertreten sein wird.
    Der österreichischen Landwirtschaft ist es gegen harte Konkurrenz gelungen, einen neuen Markt für Lebensmittel-Exporte zu erschließen.
    So etwa sind bereits 200 österreichische Maststiere eingetroffen.
    Weiters soll österreichischer Käse in verstärktem Maß nach Malta exportiert werden.
    Das waren die Meldungen.
    Das Wetter.
    Das ausgedehnte Hoch mit dem Zentrum über Dänemark bestimmt weiterhin das Wetter in Österreich.
    Die Aussichten bis morgen früh, allgemein heite oder leicht wolkig, im weiteren Tagesverlauf mäßige Quellwolkenbildung.
    Winde aus verschiedenen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen meist 25 bis 30 Grad, im Westen auch darüber.
    Frühtemperaturen morgen 10 bis 18 Grad.
    Und die Wetteraussichten für morgen Samstag.
    Hochsommerliches Schönwetter.
    In der zweiten Tageshälfte vereinzelt Gewitter, Winde aus Nordost bis Südost.
    Tageshöchsttemperaturen 25 bis 30 Grad, in Westösterreich darüber.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien, Heiter, 27°, Nordostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter, 26°, Nordwestwind 10.
    Linz, Heiter, 27°, Südostwind 25.
    Salzburg, Heiter, 28°, Nordwind 15.
    Innsbruck, Heiter, 28°, Südostwind 10.
    Bregenz, Heiter, 24°, Nordostwind 5.
    Graz, Heiter, 27 Grad, Wind still.
    Klagenfurt, Heiter, 27 Grad, Ostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Das also waren Nachrichten und Wetterbericht.
    11 Minuten nach 12 Uhr ist es jetzt vier Minuten vor Viertel eins.
    Und ich bin völlig überrascht von einem Gespräch, das soeben zustande gekommen ist, dass man mir gerade ins Studio geschaltet hat.
    Wir haben plötzlich wieder Verbindung mit Beirut, mit dem Libanon, mit Walter Krause, der in Beirut sitzt.
    Eine Verbindung, die ja seit Tagen abgerissen war.
    Und ich möchte gar keine lange Einleitung machen, womöglich ist die Leitung sonst wieder weg.
    Sie haben ja, meine Damen und Herren, das Aktuelle in den Nachrichten gehört und meine Frage daher jetzt gleich an Walter Krause.
    Wie sieht es zur Stunde in Beirut aus, Herr Krause?
    Seit einer Stunde ist Schweigen
    Gelegentlich schießt es in einigen Stadtteilen und weit entfernt am Ost-Nordrand explodieren ein paar von diesen schweren Artilleriegeschossen.
    Aber das hat nichts zu sagen.
    Die Leute sind hier sehr ironisch und nach unserer Erfahrung ist jetzt Mittagzeit.
    Denn die verbissenen Gegner, die müssen ja auch mal ein oder zwei Stunden ausruhen.
    Das geht jetzt seit ungefähr zwölf Tagen ununterbrochen, Tag und Nacht.
    Also diese eine Stunde Ruhe hat nichts zu bedeuten.
    Man kann sogar davon sprechen, und das ist heute auch eine der Hauptüberschriften in der französischen Tageszeitung, die hier immer noch mit zwei Seiten Umfang erscheint, L'Orient Le Jour.
    Die Tageszeitung spricht auf der ersten Seite von einer Apokalypse.
    Also, das heißt klipp und klar, also vollkommener Untergang.
    Es ist ein derartiges makedonisches, kann man schon sagen, Durcheinander hier.
    Niemand, auch die bestinformiertesten Leute, wissen nicht mehr, wo vorne und hinten ist und wie es morgen aussieht.
    Nun scheint es aufgrund der Nachrichten, die uns über die Agenturen erreichen, so zu sein, als hätten die christlichen Milizen ihre Positionen rein strategisch verbessert.
    Sie sollen ja zwei Palästinenser-Lager eingenommen haben.
    Nein, das eine, das große Lager, haben sie noch nicht eingenommen.
    Das kleinere Lager, das unmittelbar an das größere, also diesen berühmten Tel-Sattar, anschließt, mit dem Namen Yissar al-Baschar, das ist seit zwei Tagen in Händen der
    der christlichen Milizen.
    Aber um das größere Lager wird noch gekämpft.
    Seit gestern Nachmittag sind auch die Saudier und die Sudanesen eingetroffen.
    Etwa 1300 Mann und zwar auf dem langen Weg über Damaskus, dann durch das Gebirge bis nach Saida und dann entlang der Küstenstraße bis zum internationalen Flugplatz.
    Dort haben sie sich also in den Sanddünen
    eingegraben und ein bisschen Farbe in das schrecklich verzerrte, blutige Gesicht von Beirut gebracht.
    Ein Bild in der Zeitung ist heute unterschrieben.
    Schwarzes Gesicht unter weißem Stahlhelm.
    Die Sudanesen sind ja alle minder oder mehr Negroid.
    Und ich habe heute Morgen mit einigen dieser Leute gesprochen.
    Ich war draußen auf dem Flugplatz.
    was immerhin mit Lebensgefahr verbunden ist.
    Denn von der christlichen Seite werden sporadisch Raketenseilen auf den Flugplatz geschossen, der ganz hübsch verwüstet ist.
    Also diese Leute mit ihren großen Kinderaugen und die bisher überhaupt noch keinen Pulvergeruch haben, stehen natürlich fassungslos vor diesem gigantischen, furchtbaren Schlachtbild.
    Überall explodiert es.
    Der Flugplatz ist verwüstet.
    Sie sind nur mit leichten Waffen ausgerüstet und die haben nun die Aufgabe, entsprechend dem Appell der Arabischen Liga, sich symbolisch zwischen diese sehr erfahrenen Kampfhähne einzuschalten oder sie auseinanderzuhalten, was natürlich absoluter Irrsinn ist.
    Das heißt also, Herr Krause, dieser symbolischen Friedenstreit träumt man natürlich im Libanon keinerlei Chancen auf irgendeinen Erfolg ein.
    Ich muss das noch hinzusetzen.
    ist natürlich die Lage der zuerst erschienenen 500 libyschen symbolischen Kräfte außerordentlich prekär geworden.
    Der libysche Ministerpräsident Major Jalut, er wollte an sich einen Vermittler spielen, aber Vermittler kann man nur sein, wenn man zwischen allen Seiten vermittelt.
    Er hat sich also schon deswegen in eine
    Einbahnstraße buxiert, weil er, als er ankam, einfach sagte, mit der anderen Seite, also mit den Rechten, mit den Christlichen, gibt es keine Verhandlungen.
    Es wird so lange weitergekämpft, bis diese konservativen, christlichen Radikalisten vollkommen vernichtet sind.
    Und dann hat er außerdem natürlich den Linken hier jede Menge von Waffen und Munition und Geld versprochen.
    um weiterzukämpfen.
    Mit so einem Beginn kann man keine Vermittlung machen.
    Nun hat die Arabische Liga ja gestern neuerlich, sie hat das ja seit Tagen bereits gemacht, aber gestern neuerlich eigentlich dramatisch an den Libanon appelliert oder an die kämpfenden Parteien im Libanon appelliert, einen Waffenstillstand einzuhalten.
    Gibt es da irgendwelche Anzeichen dafür?
    Gar nichts.
    Der Waffenstillstand sollte gestern um 12 Uhr beginnen.
    Seit gestern 12 Uhr geht es rund um die Uhr weiter, den ganzen Nachmittag, den ganzen Abend, die ganze Nacht, den ganzen heutigen Vormittag.
    Riesige Adlerie und
    Raketenduelle zwischen den linken und rechten Stadtteilen.
    Am Nordostrand wird weiter tausendlos gekämpft.
    Im Stadtzentrum, das schon total um und um gewälzt ist und nur noch aus Ruinen besteht, wird im Niemandsland nach wie vor heftig gekämpft.
    Vom Waffenstillstand, vom Appell, von dramatischen Bitten usw.
    ist keinerlei Rede.
    Außerdem dürfen wir nicht vergessen,
    Der Präsident der Arabischen Liga, Mahmoud Riad, ist zuallererst natürlich ein Ägypter.
    Außerdem hat er wiederholt zum Ausdruck gebracht, muss er sich an die Legalität halten.
    Und die Legalität hat nach wie vor der libanesische Staatspräsident Fransi in der Hand.
    Und der hat klipp und klar gesagt, die Libyen vor allen Dingen wollen wir nicht hier drin haben.
    Folge dessen kann die Arabische Liga überhaupt keinerlei Truppen entsenden,
    die nicht legal willkommen sind.
    Herr Krause, vielleicht zum Schluss jetzt noch eine Frage.
    Haben Sie einen Überblick darüber, wie viele Ausländer eigentlich noch in Beirut selbst sind?
    Welche Botschaften überhaupt noch intakt und arbeiten?
    Ja, im Grunde genommen arbeiten alle ausländischen Botschaften.
    Sie haben ihr Personal auf zwei, drei, vier Leute reduziert.
    Und am Sonntag soll ein neuer gemischter Ausländerkonvoi über Cider durch das Gebirge nach Damaskus gehen.
    Man arbeitet ganz schwer da dran.
    Die Deutschen an Belang, da sind nur wenige dabei, aber hauptsächlich Amerikaner und Engländer und natürlich deren Frauen, deren libanesische Frauen.
    Man schätzt, dass diesmal doch mehr
    dabei sein werden als das letzte Mal.
    Denn hier ist die Lage, was Lebensmittel und Elektrizität anbelangt, in den letzten zwölf Tagen eine Katastrophe geworden.
    Herr Krausi und Sie selbst wollen noch in Beirut bleiben?
    Ich bleibe da.
    Trotz der angespannten Situation?
    Von angespannt, das ist einfach... Haben Sie eben das Geräusch gehört?
    Ja.
    Ja, das war eine riesige Rakete, die über unser Haus in Richtung
    nach Osten ging.
    Das geht also ungefähr alle drei, vier, fünf Minuten.
    Und damit ist also bestätigt mit dieser Rakete, dass von einem Waffenstillstand überhaupt keine Rede sein kann."
    Auf Wiederhören dann, Herr Krause.
    Tja, das war ein Gespräch mit Beirut.
    Fünf Minuten nach Viertel Eins ist es inzwischen geworden.
    Das Rote Konzil, die große KP-Gipfelkonferenz aller europäischen kommunistischen Staaten, ist Mittwochabend endgültig über die Bühne gegangen.
    Ein Konzil, über dem gewissermaßen als Motto ein Ausspruch des spanischen KP-Chefs Santiago Carrillo schwebte.
    Der Kommunismus hat aufgehört, eine Kirche mit unfehlbaren Päpsten und Dogmen zu sein.
    Der jahrzehnteaufrechterhaltende Führungsanspruch Moskaus ist zumindest von den KP's Westeuropas sowie von der jugoslawischen und der rumänischen KP in aller Öffentlichkeit in Ostberlin zu Grabe getragen worden.
    Das leninische Wort vom proletarischen Internationalismus, 1968 von Moskau in die Brezhnev-Doktrin umfunktioniert, hat aufgehört, zum Vokabular dieser Staaten zu gehören.
    Und der Kreml, verkörpert durch Parteichef Brezhnev, musste diese in Ostberlin wohl oder übel zur Kenntnis nehmen.
    Und die Frage heute ist, so unbedeutend auch das Schlossdokument war, mit dem diese Konferenz beendet worden ist, die Frage ist, welche Kräfte die Reformer im kommunistischen Lager freigesetzt haben.
    Wird es Moskau gelingen, wenigstens seine Trabanten im Osten bei der Stange zu halten?
    Einer der treuersten Vasallen ist die DDR.
    Aber auch dort könnten nun die Regimekritiker, wie etwa der Physiker Robert Havemann, mit neuen Ohren gehört werden.
    Wie etwa jenes Interview, das Professor Havemann dem westdeutschen Journalisten Armin Beth gab und in dem der ostdeutsche Regimekritiker zu den möglichen Auswirkungen des KB-Gipfels auf die innenpolitische Entwicklung in der DDR und auf die Position der Systemkritiker in der DDR Stellung nahm.
    Herr Professor Havemann, welche Bedeutung messen Sie diesem Treffen bei?
    Was ist Ihre Bilanz?
    Ich halte diese Konferenz für äußerst bedeutungsvoll.
    Auf dieser Konferenz haben sich endgültig die kommunistischen Parteien Westeuropas gegenüber dem Hegemonieanspruch der Sowjetunion durchgesetzt.
    Und man kann wohl sagen, dass das, was man im Westen die Brezhnev-Doktrin genannt hat, hiermit endgültig zu Grabe getragen wurde.
    Es wird niemals mehr möglich sein, dass die Sowjetunion einfach in ein Land einmarschiert, weil ihm die Politik der dortigen kommunistischen Regierung nicht passt.
    Und wenn auch der Genosse Berlinguer in einem Gespräch Zweifel daran geäußert hat und gesagt hat, dass schließlich in Fragen der Machtpolitik solch ein Papier nicht unbedingt beachtet werden wird, so ist dies eigentlich eine sehr schwere Anschuldigung.
    Damit wird der Souvenir immer noch bescheinigt, dass man ihr nicht glauben kann, wenn sie ein Dokument unterschreibt.
    Sie sagen also, Herr Professor Habermann, wenn man alles zusammennimmt, die Vorbereitung, das Treffen und schließlich auch das Abschlussdokument, dass die KPDSU eine Niederlage hat einstecken müssen.
    Ja, was heißt Niederlage?
    Es war ein großer Sieg.
    der kommunistischen Bewegung in der Welt und eine endgültige Loslösung der äußerst schädlichen und auch antikommunistischen Politik der Stalin-Zeit.
    Es gibt keinen schlimmeren Antikommunismus, es hat nie einen schlimmeren Antikommunismus gegeben als die sowjetische Politik der Zeit Stalins.
    Welche kurz- oder auch langfristigen Konsequenzen sehen Sie in der Moskauer Politik aufgrund der Ergebnisse des Berliner Gipfels?
    Ich könnte mir denken, dass auch in der Sowjetunion die Kräfte gestärkt werden, die für eine Änderung der sowjetischen Politik in jeder Hinsicht, der Innenpolitik wie auch der Außenpolitik, eintreten.
    Warum hat die Sowjetunion dieses Gipfeltreffen überhaupt veranstaltet?
    Warum hat sie so großen Wert darauf gelegt?
    Sie hat ursprünglich nicht geglaubt, dass die westeuropäischen kommunistischen Parteien so entschieden den Kurs der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit einschlagen würden.
    Sie hat damals geglaubt, sie könnte doch erreichen, alle wieder mehr oder weniger auf Vordermann zu bringen.
    Aber das ist ihr Misslungen.
    Die Zeiten haben sich geändert und die Sowjetunion muss auch davon Kenntnis nehmen und wird davon auch Kenntnis nehmen.
    Und da ich meine, dass das Leute sind, die ihre Sachen sehr gründlich überlegen, so werden sie keine Dummheiten machen.
    Wir haben Sie hier gerade bei der genauen Lektüre der Reden, die gestern gehalten worden sind, gestört, Herr Professor Havemann.
    Aber nach Ihrem bisherigen Eindruck, welche Rede, welche Passage hat auf Sie den stärksten Eindruck gemacht?
    Sehr sympathisch waren mir die Äußerungen von Santiago Carillo, dem Generalsekretär der Spanischen Partei.
    Der schilderte, wie sich die Beziehung zwischen den Kommunisten in Europa zur Sowjetunion, zur sowjetischen kommunistischen Partei, geändert hat.
    das ursprünglich mal so eine Art von Vater-Sohn-Beziehung, so eine Gläubigkeitsbeziehung war.
    Und wie sich das eben heute ganz und gar geändert hat, wie die Zeiten vorüber sind, er war sehr vorsichtig in seinen Äußerungen und manche seiner Äußerungen waren ja auch nur Andeutungen von Vorgängen sehr unerfreulicher Art.
    Der Erfolg der italienischen Partei hat eben sicher auch sehr dazu beigetragen, dass die Position Bresciani jetzt schließlich auf den Punkt gelangt ist, auf dem wir sie nun vorfinden.
    Über die voraussichtlichen Konsequenzen der Moskau-Politik, Herr Professor Hafermann, haben wir gesprochen, aber was näher liegender ist die Politik der DDR, was sehen Sie da für Folgen?
    Das kann ich sehr schwer beurteilen, weil ich sehr enttäuscht bin von der Rede von Erich Honecker, weil in dieser Rede auch wieder eine sehr, sehr viele Haltung gegenüber der Sowjetunion zum Ausdruck kommt.
    Ich meine, die DDR hat es absolut gar nicht nötig,
    irgendeine Art von Serbilität gegenüber der Sowjetunion an den Tag zu legen.
    Das ist in keiner Weise angebracht.
    Ich meine schließlich die Tatsache, dass vor 30 Jahren der Hitlerkrieg beendet worden ist und dass die sowjetischen Truppen, die sie uns von Hitler befreit haben, kann doch nicht rechtfertigen, dass die deutschen Kommunisten ihr Leben lang im Staube vor den russischen Kommunisten liegen müssen.
    Ich hoffe, dass auch die SED
    sehr gründlich über diese Konferenz nachdenken wird, dass auch in unserer Partei, und ich betrachte sie als eine Partei, zu der ich mich auch noch verbunden fühle, obwohl ich rausgeschmissen wurde, ich hoffe, dass man in dieser Partei begreift, dass man einen eigenen Beitrag zur Entwicklung des Kommunismus zu leisten hat, dass man sich endlich auch hier in der DDR frei und unabhängig nun bewegen kann, politisch und ökonomisch.
    Das war ein Gespräch mit dem ostdeutschen Regimekritiker Professor Robert Havemer.
    Nun sicher der interessanteste und brillanteste Redner bei dem KP-Gipfel in Ost-Berlin war Italiens KP-Chef Enrico Berlinguer.
    Seine Rede, darin waren sich alle Kommentatoren, westliche natürlich nur, einig, war das überragende Ereignis dieser Konferenz.
    Berlinguer brachte den Begriff Euro-Kommunismus ins Spiel.
    Ein Begriff, der fast schon das Element des Chismas in sich trägt.
    Er lehnte nochmals den Begriff von der Diktatur des Proletariats ab, wandte sich gegen das Wort vom internationalen Proletarismus und legte ein überzeugendes Bekenntnis zur Demokratie ab.
    Italiens Kommunisten, so Bélinguer, würden Mehrheitsentscheide auch dann respektieren, wenn sie einmal gegen die Kommunisten ausfallen.
    Nun, der KPI-Chef ist heute auch die Schlüsselfigur in Italiens Innenpolitik.
    Und so ist die Frage nahe, wie reagiert Italien auf diese Ausführungen Bélinguers auf den KP-Gipfel überhaupt?
    Hören Sie Alfons Thalmer.
    Die italienischen Kommunisten legen besonderen Wert auf die Verwendung des Ereignisses als demokratische Legitimierung durch die westliche Öffentlichkeit.
    Die Democrazia Christiana, vor allem Saccanini und Fanfani, sowie auf der Seite der Sozialdemokraten der ehemalige Staatspräsident Saragat, zeigen sich für die Neuerungen in der kommunistischen Weltbewegung aufgeschlossen, nehmen aber eine Haltung ein, die darauf hinausläuft,
    von den italienischen Kommunisten nun praktische Beweise des neuen Geistes zu fordern.
    Zu den vielen Spezialbegriffen der italienischen politischen Fach- und Geheimsprache ist ein neuer gekommen.
    La responsabilizzazione, was ungefähr heißen will, die Kommunisten sollen über einen bestimmten Zeitraum und durch konstruktive Haltung und Taten ihr demokratisches, staatspolitisches und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein zeigen.
    In offensichtlicher Verlegenheit ist die ohne dies innerlich zerrissene und am Folgen des Wahlergebnisses kranke sozialistische Partei.
    Da sie ohne die Kommunisten keinen politischen Schritt mehr machen will, müsste sie eigentlich Berlin-Quers-Demonstration von Ost-Berlin begrüßen.
    Was sie aber nur sehr lau tut.
    Gelingt es nämlich jetzt den Kommunisten weiter den Eindruck zu verfestigen,
    sie seien letzten Endes die beste Sozialdemokratie, die es in Italien jemals gab, dann stellt sich die Frage, wozu noch eine viel kleinere sozialistische Partei überhaupt gut sei.
    Die Gefahr für die Sozialisten ist umso größer, da ihr Anhang in der öffentlichen Meinung und in den Intelligenzgreifen ihnen davonzulaufen droht.
    Die Zeitungen wie Republica oder Il Messaggero sind vorbehaltslos und begeistert von der demokratischen Wende der Kommunisten überzeugt.
    Ebenso die pro-sozialistischen Wochenmagazine Panorama, Espresso und Il Mondo.
    Die großen liberalen Zeitungen, Corriere della Sera, Giornale, Tempo, La Stampa erscheint in diesen Tagen nicht, weil sie bestreikt wird, melden dagegen verschiedene Vorbehalte und kritische Einschränkungen an.
    Sie vermerken die welt- und außenpolitische Übereinstimmung der westlichen Kommunisten mit den strategischen Zielen Moskaus.
    Sie stellen fest, dass auch die letzte ideologische Zielsetzung der Kommunisten in Ost und West Lenin treu bleibt."
    Aus Rom hörten sie Alfons Thalmer.
    Bis Sonntagmittag gibt es so etwas wie eine kurze Verschnaufpause in der Geißelaffäre von Kampala.
    Sie kennen ja sicher den letzten Stand der Dinge.
    Insgesamt haben die vier Politgangster nun 150 Geißeln freigelassen.
    Nach wie vor in ihrer Gewalt aber finden sich die Besatzung des französischen Flugzeuges sowie alle Personen, die israelische Staatsbürger sind.
    Insgesamt dürften sich derzeit, genaue Zahlen sind nicht zu bekommen, noch 100 Menschen in der Gewalt der Gangster befinden, die ihre Forderungen übrigens aufrecht halten.
    Ihre Forderungen an die Regierungen von Frankreich, Westdeutschland, der Schweiz und Israel.
    Insgesamt im Austausch für die Geiseln 53 in Gefängnissen dieser Staaten sitzende politische Extremisten freizulassen.
    Das Ultimatum, wie gesagt, läuft Sonntagmittag ab.
    Bis jetzt weiß man nur von Israel, dass es verhandlungsbereit ist.
    Anzunehmen allerdings ist, dass sich auch Westdeutschland, die Schweiz und Frankreich dieser Haltung anschließen werden.
    Nun, Israel ist zwar zu Verhandlungen bereit, aber nicht bereit, grundsätzlich alle Forderungen der Terroristen zu erfüllen.
    Hören Sie dazu Moshe Meisels.
    Die israelische Regierung hat über französische Unterhändler einen Vorschlag an den Präsidenten von Uganda, Idi Amin, über Verhandlungen um den Austausch der entführten israelischen Geiseln
    gegen sich in israelischer Haft befindenden Terroristen übermittelt.
    Dabei hat Israel klargemacht, dass es zu Verhandlungen über die Freigabe einer gewissen Anzahl, jedoch nicht aller 40 von den Entführern verlangten Terroristen bereit sei.
    Der israelische Verkehrsminister Gad Jacobi erklärte dazu.
    Wir haben nicht a priori sämtliche Forderungen der Entführer akzeptiert.
    Wir haben uns nur bereit erklärt, inhaftierte Terroristen frei
    zu geben, um das Leben der israelischen Geiseln zu retten.
    Der Verkehrsminister wies darauf hin, dass Israel in der Vergangenheit bereits zweimale zum Austausch von Terroristen gegen entführte israelische Geiseln zugestimmt hat.
    Im Jahre 1968 als eine L.A.
    Maschine von Terroristen nach Algier und im Jahre 1969 als zwei israelische Passagiere einer T.B.A.
    Maschine nach Damaskus entführt worden waren.
    In den israelischen Gefängnissen, in denen sich die 40 von den Entführern geforderten Terroristen befinden, werden noch keine Vorbereitungen zur Freilassung wahrgenommen.
    Die israelische Führungsspitze befindet sich in ständiger Bereitschaft, um über Entwicklungen in Entebbe zu beraten.
    Die Verhandlungen stoßen jedoch auf Schwierigkeiten, da Präsident Idi Amin sich nach Mauritius begeben hat.
    und die Entführer der Maschine nur bereit sind, über den Botschafter von Somalia zu verhandeln.
    Frankreich versucht nun, den UN-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim als Unterhändler einzuschalten.
    Präsident Idi Amin hat ein zweites telefonisches Gespräch mit dem israelischen Reserveoberst Baruch Barlev geführt, der seinerzeit als Chef der israelischen Militärmission in Uganda fungierte.
    Laut einem kürzlich erschienenen Buch des britischen Journalisten David Martin hat sich Oberst Barlet seinerzeit als Idi Amin noch Generalstabschef war, mit ihm stark angefreundet und ihm sogar aktiv geholfen zur Macht zu gelangen.
    Oberst Barlet versuchte im Gespräch Idi Amin zu bewegen, zum israelischen Vorschlag über den Austausch der entführten israelischen Passagiere gegen eine gewisse Anzahl von Terroristen zuzustimmen und damit das Leben der Geiseln zu retten.
    Informierte israelische Kreise erklären, dass der Chefplaner der Flugzeugentführung nach Entebbe Doktor Wadi Haddad sei, der seinerzeit zusammen mit Doktor George Habash die Volksfront zur Befreiung Palästinas gegründet hat.
    Jedoch im Jahre 1972 nach dem Terroranschlag auf dem Flugfeld von Lod sich von ihr abspaltete und eine eigene radikale Terrororganisation errichtete.
    Der 46 jährige Doktor Haddad ist in Safed geboren.
    und gehört der griechisch-orthodoxen Gemeinde an.
    Er hat zusammen mit Dr. Habasch an der Universität von Beirut Medizin studiert.
    Im Jahre 1967 organisierte er die erste Flugzeugentführung einer L-ALM-Maschine nach Algier und seither gilt er als Chefplaner von Flugzeugentführungen und Terroranschlägen auf Flugplätzen.
    Seit der Spaltung mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas
    hat er die engen Kontakte mit der japanischen Roten Armee, mit der Baader-Meinhof-Gruppe, den internationalen berüchtigten Terroristen Carlos und Untergrundbewegungen in der Türkei und Südamerika hergestellt.
    In den letzten Jahren soll er sich besonders in Libyen aufhalten.
    Unter anderem soll er auch den letzten Bombenkofferanschlag am Flugfeld Ben Gurion organisiert haben, bei dem der mit einer Aua-Maschine eingetroffene Terroristhausmann
    und eine israelische Sicherheitsbeamtin ums Leben gekommen sind.
    Aus Tel Aviv hörten Sie Moshe Meisels.
    Völlig überraschend kam gestern Abend die Meldung, dass Spaniens Ministerpräsident Arias Navarro von seinem Amt zurückgetreten sei.
    Wie es heißt nach einer Aussprache mit König Juan Carlos.
    Arias zählt eher zum konservativen Lager, wenn auch nicht gerade zu den Alt-Frankisten.
    Trotzdem haben ihm die Liberalen immer wieder vorgeworfen, nötige Reformen zu verschleppen, nur zögernd zu agieren und damit das innenpolitische Klima unnötig aufzuheizen.
    Es könnte also hinter dem Rücktritt Arias durchaus der Druck der Reformergruppe im Kabinett gestanden sein.
    Und so gesehen wieder könnte der Rücktritt von Arias Navarro das Signal für eine weitere Liberalisierung der spanischen Innenpolitik sein.
    Hans Espa analysiert die Situation.
    Im langen Machtkampf der Erben Frankos untereinander, im Machtkampf zwischen den Rechtsextremen und den Reformern im Regime, haben die Reformwilligen in Spanien zunächst einmal einen wichtigen Sieg errungen.
    Der König Juan Carlos I. hat gestern überraschend den Ministerpräsidenten Arias Navarro entlassen.
    Der König entzog dem Ministerpräsidenten das Vertrauen und forderte ihn auf, sofort zurückzutreten.
    Es wurde Arias noch erlaubt, nach außen hin seine Entlassung als Rücktritt auszugeben.
    Die Entlassung des spanischen Ministerpräsidenten ist von den politischen Gruppen im Land mit allgemeiner Zustimmung aufgenommen worden.
    Demokraten zeigen sich wieder hoffnungsvoller, was den Übergang des diktatorischen Systems in eine Demokratie anbelangt.
    Carlos Arias Navarro war eines der größten Hindernisse für die demokratische Entwicklung des Landes.
    Im Laufe der sechs Monate, die Arias an der Spitze der ersten Regierung der Monarchie stand, zeigte sich immer mehr, dass er im Grunde ein typischer Politiker des Frankismus war,
    und dass er einem wirklich demokratischen System immer misstrauisch gegenüberstand.
    Arias war mehr und mehr zum Vertrauensmann der extremen Rechten des sogenannten Bunkers geworden.
    Als Nachfolger erwartet man allgemein einen liberaleren Mann.
    Die meisten Chancen gibt man im Augenblick dem derzeitigen Außenminister Arelsa.
    Arelsa hat allerdings im Rat des Königreiches, der mehrheitlich aus Rechtsextremen besteht, viele Feinde.
    Trotzdem glaubt man, dass der König, nachdem er sich gestern bei der Entlassung von Arias sehr energisch und entschlossen gezeigt hat, jetzt auch dem Rat des Königreiches klar sagen wird, wen er auf der Kandidatenliste haben möchte.
    Nur einen der drei vom Rat vorgeschlagenen Kandidaten kann der König zum Ministerpräsidenten ernennen.
    Franco gab allerdings immer dem Rat des Königreiches vorher klar zu verstehen, wen er auf der Liste zu sehen wünschte.
    Außer von Arielsa spricht man auch noch von Innenminister Fraga, von dem derzeitigen Kortespräsidenten Fernandes Miranda und von drei Generälen, die alle drei zum gemäßigten Flügel im Heer gehören.
    Es sind die Generäle Vega, Díaz-Alegría und Gutiérrez Mejado.
    Im Volk wäre die Ernennung eines Militärs zum Ministerpräsidenten sicher nicht sehr populär.
    Für die Entlassung von Ariels gibt es mehrere gute Gründe.
    Dem König gefiel das auch von den engsten Beratern des Monarchen als undemokratisch bezeichnende Referendum nicht.
    Diese Volksabstimmung wollte Arias unter allen Umständen im nächsten Herbst durchführen lassen.
    Die europäischen Regierungen hatten zuletzt deutlich zu erkennen gegeben, dass die spanische Entwicklung ihnen zu langsam ging.
    Die Amerikaner machten beim letzten Besuch des Königs in den Vereinigten Staaten kein Geheimnis daraus, dass sie den Regierungschef Arias nicht für fähig hielten.
    die derzeitige schwierige Situation in Spanien zu bewältigen.
    Die Gegensätze zwischen der demokratischen Opposition und der Regierung waren zuletzt immer größer geworden.
    Wenn das Reformprogramm des Königs Aussichten auf Erfolg haben will, muss die demokratische Opposition zumindest zu einem stillschweigenden Einverständnis gewinnen.
    Aus Madrid hörten Sie Hans Esper.
    Acht Minuten nach halb eins Innenpolitik.
    Und wir beginnen gleich mit der Inlandspresseschau.
    Sie hat heute nur ein Thema, die gestrige Dreiparteien-Einigung über die Slowenen-Frage.
    Einen Tag nach den gestrigen, aller Voraussicht nach letzten, Dreiparteiengesprächen über das Minderheitenpaket, die auf Wunsch der ÖVP zustande gekommen sind, gehen auch die Zeitungen heute auf diese Gespräche ein.
    Im Besonderen beschäftigen sich die Kommentatoren mit der Kärntner Volkspartei, der man allgemein das Zustandekommen dieser ursprünglich nicht vorgesehenen Dreiparteienverhandlungen zuschreibt.
    So etwa bemerkt Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten,
    Was die Kärntner Volkspartei bewog, nach einer gemachten Zusage der ÖVP-Zentrale wieder an den sanktionierten Resultaten der Parteienverhandlungen zu nagen, das kann nur Staunen erregen.
    Offenbar zählt in Kärnten wirklich reine Parteitaktik mehr als jede Chance, mit den Minderheiten staatsvertragsgetreu ins Reine zu kommen.
    Vielleicht lauerte die Kärntner ÖVP allzu sehr auf einen Absprung der Freiheitlichen, um im Trüben Wählerstimmen fischen zu können.
    Wie die oberösterreichischen Nachrichten gehen auch die Salzburger Nachrichten auf den gleichen Aspekt ein.
    Hier liest man.
    Schwierigkeiten gab es bemerkenswerterweise in der ÖVP mit Kärntner-Forderungen.
    Hier zeigte sich das Verhandlungsgeschick des früheren Unterrichtsministers und jetzigen ÖAAB-Obmannes Alois Mock, der sich in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit sehr im Hintergrund hielt, gleichzeitig dabei aber den Ausgleich zwischen der Kärntnerstraße in Wien und Klagenfurt bewerkstelligte.
    Als Mock gestern sagte, es habe keine Forderungen der ÖVP, sondern nur Anregungen gegeben, um den Minderheitenpaket der drei Parteien zu verbessern, zeigte er die wahre Klasse eines Politikers, dem es auf Erfolg mehr ankommt als auf das schöne Gesicht.
    Soweit die Salzburger Nachrichten.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung geht Manfred Scheuch im gleichen Zusammenhang auf die Stellung und Haltung von ÖVP-Obmann Taus ein.
    Dazu Scheuch,
    Die Kärntner Kalamitäten beleuchten nur eine Facette der Wirkungslosigkeit dieses Parteiobmannes, der den Vorgängen in einer Landespartei, die sich leider mit Fragen zu befassen hat, die ganz Österreich berühren, offenkundig völlig desinformiert und hilflos gegenübersteht.
    Ist es schon schlimm genug, dass der Kärntner ÖVP-Obmann Bacher seine eigene Position durch Freundlichkeiten gegenüber rechten Lizitierern steigern will, so hätte diesmal die Schwäche des Herrn Taus, auch wenn man hinterher die Kärntner Forderungen nur als Anregungen verstanden wissen will, zu einer Karambolage in einer Frage führen können, in der in der Tat weit mehr auf dem Spiel steht als Macht- und Geltungsbedürfnis von ein paar ÖVP-Landespolitikern, schreibt die Arbeiterzeitung.
    Das also war die heutige Inlandspresseschau, zusammengestellt diesmal von Eugen Freund.
    In diesen Tagen, also noch vor Beginn der großen Reisewelle, hätte die von Verkehrsminister Lanz ins Leben gerufene Führerscheinreformkommission ihre Arbeiten abschließen sollen.
    Obwohl verschiedene Terminschwierigkeiten den offiziellen Abschluss der Beratungen bis jetzt verzögert haben, sind doch wesentliche Ergebnisse bereits bekannt.
    Wilfried Seifert fasst zusammen.
    Eines ist sicher, der sogenannte Moped-Führerschein kommt, wenn nicht schon mit Beginn des nächsten Jahres, so doch in absehbarer Zeit.
    Wie notwendig solch eine Prüfung gerade für Mopedlenker sein dürfte, wurde etwa zu Ostern mit grausamer Deutlichkeit unterstrichen.
    Die Mopedfahrer waren relativ am zahlreichsten Opfer des Straßenverkehrs.
    Gründe dafür Stürze, Fahrfehler, aber auch offenbar Unkenntnis der verkehrsrechtlichen Vorschriften.
    Wie gesagt, der Moped-Führerschein kommt.
    Unklar ist lediglich in welcher Form.
    Die Fachleute in der Führerscheinreformkommission werden zwei Varianten anbieten.
    Variante A.
    Der Bewerber kann ab 16 Jahren eine theoretische und eine praktische Prüfung mit einem sogenannten Kleinkraftrad ablegen.
    Dieser Führerschein wird nach Erreichen des 18.
    Lebensjahres automatisch auf einen Führerschein der Klasse A erweitert.
    Der Betreffende ist dann ohne jede weitere Prüfung gerechtigt, ein Motorrad zu lenken.
    Der neue Begriff Kleinkraftrad ist noch nicht genau definiert.
    Er wird auf alle Mopeds zutreffen, die schneller als 40 Kilometer in der Stunde fahren können, also auf etwa 90 Prozent der jetzigen Mopeds.
    Langsamere, einspurige Fahrzeuge, die sogenannten Mofas, Motor-Fahrräder, bleiben führerscheinfrei.
    Variante B. Der Bewerber legt frühestens mit 16 Jahren eine theoretische Prüfung ab, die der heutigen Theorieprüfung für die Klasse A entspricht.
    Sie berechtigt zum Lenken eines Mopeds oder besser Kleinkraftrades.
    Ab 18 Jahren besteht dann die Möglichkeit, durch eine ausschließlich praktische Prüfung auf einem Motorrad den Führerschein für schwere Motorräder zu erlangen.
    Wer aber mit Moped sein Auslangen findet, wird nie zu einer praktischen Prüfung antreten müssen.
    Minister Lanz hat zur Erkennung gegeben, dass er persönlich diese Variante vorziehen würde, die eine praktische Prüfung für Mopedfahrer nicht zwingend vorschreibt, die sogenannte Variante B also.
    Minister Lanz?
    Der Vorteil dieser Regelung wäre, dass jemand, der kein anderes Kraftfahrzeug zu lenken wünscht, damit sein Leben lang auskäme.
    Die Sicherheit gegenüber der Variante A und der Vorteil gegenüber der Variante A wäre der, dass jemand, der dann ab dem 18.
    Lebensjahr ein schwereres Motorrad zu lenken wünscht, dafür auch eine eigene praktische Prüfung abzulegen hätte.
    Die Entscheidung, welche Variante des Mopedführerscheins gesetzt werden soll, ist noch nicht gefallen.
    Derzeit gibt es in Österreich mehr als eine halbe Million Mopeds.
    Werden die Fahrer gezwungen, den Führerschein nachzumachen?
    Allein die hohe Zahl schließt diese Möglichkeit jedenfalls für den Moment aus.
    Ein derartiger Ansturm auf die Prüfungsbehörden wäre kaum zu bewältigen.
    Denkbar ist aber doch, dass mehrjährige Fristen gesetzt werden, in denen die Mopedfahrer den Führerschein nachmachen müssen.
    Ein geplanter Schwerpunkt?
    In Verkehrsüberwachungen sollen verstärkt schnelle Mopeds überprüft werden.
    Ihre Besitzer werden dann veranlasst werden, entweder die Maschine umtypisieren zu lassen und den Führerschein zu machen, den Motor bis auf eine Maximalleistung von 40 km in der Stunde zu drosseln oder eben das Mopedfahren aufzugeben.
    Schon jetzt werden in der Praxis in Vorarlberg solchen Fahrzeugen die Nummerntafeln abmontiert.
    Neuerungen gibt es allerdings auch beim PKW-Führerschein.
    Wichtigster Reformpunkt, die praktische Fahrprüfung wird künftig mindestens 20 Minuten dauern müssen.
    Zufälle wie die, dass ein Prüfling nur zweimal um den berühmten Häuserblock fahren muss, sollen in Zukunft ausgeschlossen werden.
    Neu auch, dass künftig auch auf Autobahnen Fahrunterricht erteilt werden kann, was allerdings nicht in die Kompetenz der Führerscheinreformkommission fällt.
    Die theoretische Prüfung soll nunmehr schriftlich abgelegt werden können, wobei an ein gemischtes System aus schriftlichen Antworten und Ankreuzen von mehreren Möglichkeiten gedacht ist.
    Mündlich zu beantwortende Fragen wird es nur mehr bei Führerscheinprüfungen von C, Lastwagen, aufwärts geben, vor allem auf technischem Gebiet.
    All dies ist im Wesentlichen beschlossen, eine letzte Sitzung der Kommission soll im Herbst stattfinden.
    In Kraft treten können die neuen Führerscheinbestimmungen vielleicht zu Beginn des nächsten Jahres oder vor Beginn der nächsten großen Sommerreisewelle.
    Das war ein Beitrag von Wilfried Seifert.
    Das Fessl-Institut hat im Auftrag des ORF in der Zeit zwischen Februar und Mai dieses Jahres die Radio-Hörgewohnheiten der Österreicher untersucht.
    Zuletzt war eine solche Studie im Frühjahr 1973 ebenfalls vom Fessl-Institut durchgeführt worden.
    Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie wurden nun heute Vormittag in einer Pressekonferenz im Funkhaus in der Argentinierstraße vorgestellt, Erich Aichinger berichtet.
    Zentrales Ergebnis der heute vorgestellten Studie, eine Zunahme der durchschnittlichen Hörerzahl in den letzten drei Jahren.
    So hören beispielsweise derzeit an Sonntagen 4.450.000 Personen Radio.
    Das sind um 360.000 mehr als im Jahr 1973.
    Die Zunahme von Montag bis Freitag 170.000, am Samstag 130.000.
    An jedem Wochentag hören fast drei Viertel aller Österreicher ab 14 Jahren, nämlich genau 74 Prozent Radio.
    Der Vergleichswert vor drei Jahren 71 Prozent.
    Außerdem hat die Studie ergeben, dass auch die durchschnittliche Hördauer angestiegen ist.
    In einer globalen Zahl ausgedrückt, der durchschnittliche Radiohörer hört an jedem Wochentag ca.
    drei Stunden Radio.
    Nach Programmen aufgeschlüsselt, ergibt sich in groben Zügen, dass Ö3 in den letzten drei Jahren Hörer gewonnen hat und dass Ö1 und Öregional insgesamt konstant geblieben sind.
    An einem durchschnittlichen Werktag hören 8% der Österreicher Ö1, 51% Öregional und 36% Ö3.
    Weiteres bemerkenswertes Ergebnis.
    Die Zahl jener Personen, die nicht nur ein, sondern mehrere Programme hören, hat zugenommen.
    Die Zahl jener, die überhaupt nicht Radio hören, deutlich abgenommen.
    Waren es 1973 noch 394.000, die nicht Radio hörten, so sind es heuer nur noch 191.000.
    Das heißt, nur mehr 3% der Österreicher ab 14 Jahren sind nicht Radiohörer.
    Deutlich verbessert hat sich im dreijährigen Vergleichszeitraum auch die Ausstattung der Haushalte mit Radiogeräten.
    97% aller österreichischen Haushalte verfügen über ein Radio.
    93% haben ein UKW-Radio.
    Die Zahl der Kofferradios ist in den letzten drei Jahren um rund eine Million von drei auf nicht ganz vier Millionen Stück gestiegen.
    Verdoppelt hat sich seit 1973 die Zahl der Stereoapparate auf nun mehr als 900.000.
    Dazu ein Detailaspekt heute vom Hörfunkintendant Indermauer in der Pressekonferenz hervorgehoben.
    Die größere Zahl von Autoradios – seit 1973 hat sich ihre Zahl ebenfalls fast verdoppelt – ist auch für die Verkehrssicherheit von Bedeutung, da die ORF-Verkehrssendungen von den Autofahrern stark genützt werden.
    Die höhere Zahl der Autoradios sei auch mit eine Erklärung für die Zunahme der Zahl der Ö3-Hörer.
    Was die Aufschlüsselung nach Tageszeiten anlangt, hat die Untersuchung des Fessel-Institutes ergeben, dass die Hörfunknutzung in den Morgen- und Vormittagsstunden deutlich zugenommen hat und um die Mittagszeit kaum Veränderungen feststellbar war.
    Die Studie schlüsselt dann nach einzelnen Sendungen auf.
    Hier ergibt sich beispielsweise, dass mehr als 3,6 Millionen Personen mindestens eine Nachrichtensendung pro Tag bei Ö1 und Ö3 inklusive Journalsendungen gehört haben.
    Verglichen mit 1973 gibt es nahezu 400.000 Nachrichtenhörer mehr.
    Davon allein auf Ö1 die Zunahme 300.000.
    Ein weiteres Beispiel.
    Die Sendung, die Sie jetzt eben hören, das Mittagsschornal, wurde nach den Untersuchungen des Vessel-Institutes 1973 von 329.000 Personen gehört.
    1976 von 431.000.
    Das sind um rund 100.000 mehr.
    Dazu heute Hörfunkintendant Indermauer.
    Ganz entschieden, vielleicht ist das bis jetzt untergegangen, möchte ich aber auf etwas hinweisen.
    Das ist die sehr, sehr starke Zunahme der Nutzung der Nachrichten und Schornale.
    die ich für sensationell halte, weil man ja erstens einmal so gerne behauptet, dass zumindest ein wesentlicher Teil des Publikums all dies nur weil manipuliert etc.
    mit großen Missbehagen zur Kenntnis nimmt.
    Zweitens, weil behauptet wird, dass das Angebot an Nachrichten, Informationen
    politischen, gesellschaftspolitischen und anderen Aufklärungen zu dürftig sei und dass das Publikum sozusagen abgelenkt werde, das gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    Hier hat sich deutlich erwiesen, dass das nicht stimmt und was uns besonders freut bei dieser Sache ist die starke Zunutzung der Journale und Zunahme sowohl in Ö3, was ich sehr begrüße wegen der dorten
    wahrscheinlich hervorstechenden Hörertypologie als auch auf Ö1.
    Vier Hörfunksendungen haben mehr als eine Million Hörer.
    Die Sendung Autofahrer unterwegs 1.950.000, das Frühschoppen-Konzert 1.550.000, der Ö3-Wecker 1.230.000 und die Sendung Was gibt es Neues? 1.120.000.
    Alle diese Sendungen haben gegenüber der letzten Untersuchung höher gewonnen.
    Einige zahlen zu den in den letzten drei Jahren neu hinzugekommenen Sendungen.
    Das Konsumentenmagazin Help wird von 460.000 Personen gehört, Club Ö3 von 380.000, die Sendung Aufgussbitte, beide Sendetermine zusammengerechnet, von 180.000.
    Bei der heute vorgestellten Untersuchung wurden auch Hörertypen ermittelt und Untersuchungen von Sendungsstrukturen vorgenommen.
    Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse wurde etwa für September angekündigt.
    Soweit die Zusammenfassung einer Studie über die Radio-Hörgewohnheiten der Österreicher.
    Sie hörten Erich Aichinger.
    Sieben Minuten nach dreiviertel eins, ein Kulturbericht im Mittagsschanal.
    Bei den Melchior-Sommerspielen wird heuer im Kolomaniehof des Stiftes das Trauerspiel in fünf Aufzügen der Turm von Hugo von Hoffmannsthal aufgeführt.
    Premiere ist morgen Samstag am 3.
    Juli.
    Ernst Exner vom Landestudio Niederösterreich berichtet.
    Die Melker Sommerspiele waren in den letzten Jahren vor allem den Komödien der Weltliteratur gewidmet.
    Vor dem barocken Gartenpavillon spielte man Shakespeare, Molière, Goldoni und Beaumarchais, aber auch Raimond und Nestroy.
    Gelegentlich bespielte man auch andere Plätze, so wurde vor einigen Jahren vor der Westfassade der Marlosche Faust aufgeführt.
    Heuer spielt man im Kolomaniehof, wo vor Jahren bereits Hoffmannstall aufgeführt wurde, und zwar das Salzburger Große Welttheater.
    Über die Gründe, die ihn veranlasst haben, das Trauerspiel »Der Turm«, ein Spätwerk von Hugo von Hoffmannstag, aufzuführen, sagte der Regisseur Peter Janisch.
    Nun ist es so, dass dieses Stück besonders interessant ist.
    Nicht nur, dass es spielt im polnischen Barock vor die Barockfassade herrlich passt.
    So zeigt das Stück gleichzeitig beide Elemente.
    Einerseits eine unerhörte Dramatik, eine Zeitnähe, eine starke politische Aussage ohne tagespolitisch zu sein.
    Und andererseits aber zeigt es sehr auch komische Elemente.
    Es ist also auch ein zutiefst österreichisches Stück.
    Schauplatz der Handlung ist ein Königreich Polen, aber mehr der Sage als der Geschichte, wie Hofmannsdai selbst meinte.
    Im Mittelpunkt der Handlung steht der Vater-Sohn-Konflikt.
    König Basilius lässt seinen Sohn Sigismund seit seiner frühen Kindheit in einem Turm gefangen halten, da er die Erfüllung der Veraussage fürchtet, Sigismund werde einst sein Mörder sein.
    Hoffmannsthal schrieb sein Trauerspiel Der Turm nach dem Ersten Weltkrieg.
    Es erschien in den Jahren 1923 bis 1925 in der Zeitschrift Neue Deutsche Beiträge.
    Eine zweite, 1927 fertiggestellte Fassung wurde 1928 gleichzeitig im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und im Prinzregententheater München-Uhr aufgeführt.
    Die erste Fassung erlebte ihre Uraufführung erst 1948 in einer sehr erfolgreichen Inszenierung Leopold Lindberghs im Wiener Burgtheater.
    In Melk wird die erste Fassung aufgeführt.
    Ich spiele die erste Fassung, die für mich die wesentlich interessanter ist, denn hier stellt Hoffmanns Teil als Aussage über die Konfliktsituationen, mit denen er sich in diesem Stück auseinandersetzt,
    das Ideal der Gewaltlosigkeit, Stille und des Friedens als Ausweg aus dem Dilemma, das nicht nur unsere Zeit, sondern alle Zeiten der Menschheit bisher auferlegt haben.
    Eigentlich ein sehr tröstliches und optimistisches Stück.
    Hören Sie in einer Szene aus dem dritten Akten nun Ernst Meister als König Basilius und Peter Wolfsdorf als Siegesmund.
    Dieser Mantel wurde uns umgetan und es war wieder ein König in Polen.
    Denn es stirbt Basilius oder Siegismund.
    Es stirbt nicht der König.
    Gib schon dein Geheimnis preis!
    Zeige mir, wie du mitgebunden bist worden, mitgeschlagen bist worden!
    Lass die Wunden aufgehen!
    Mutter!
    Vater!
    Nimm mich zu dir!
    Genug!
    Ich liebe diese Maske nicht.
    Melker, Sommerspiele, Ernst Exner, berichtete.
    Die 26.
    Tagung der Nobelpreisträger, die seit Montag 22 Preisträger aus fünf Nationen in Linde am Bodensee versammelt, geht heute zu Ende.
    Wir hören einen zusammenfassenden Bericht von Leo Hafner.
    Die heurige Tagung war, wie auch in früheren Jahren, eine Art Leistungsschau der wissenschaftlichen Elite.
    Einer der Schwerpunkte der zahlreichen Referate lag naturgemäß in der Atomphysik.
    Man hat sich bisher so sehr daran gewöhnt, von der Überlegenheit der Amerikaner und der Sowjetrussen auf diesem Gebiet zu sprechen, dass der Bericht des deutschen Nobelpreisträgers Professor Mössbauer, der über ein Gemeinschaftsprojekt der Franzosen, Engländer und Westdeutschen auf dem nuklearen Sektor sprach, sich anhörte wie der Bericht von einer fruchtbaren Oase inmitten einer steinigen Wüste.
    Freilich, die Mehrzahl der bahnbrechenden Entwicklungen im Bereich der Physik finden außerhalb der europäischen Länder statt.
    Dies zeigte etwa das Referat von Professor Hofstetter von der Stanford University, der über neue Möglichkeiten der nuklearen Energiegewinnung berichtete.
    Durch Kernverschmelzung mithilfe von Laserstrahlen, wobei Hochenergielaser verwendet werden, erhofft man sich eine gewaltige Steigerung der Neutronenausbeute, sodass eine Stromerzeugung durch Kernfusion nicht mehr im Bereich der Utopie liegt.
    Der radioaktive Abfall soll bei dieser Methode laut Professor Hofstetter sehr gering sein.
    Sehr große Beachtung fand auch ein Vortrag von Professor Paul Dirac aus Tallahassee in den USA, der von der Entdeckung neuer sogenannter Supraschwere-Elemente berichtete, die in Einschlüssen eines tausend Millionen Jahre alten Minerals nachgewiesen wurden.
    Professor Mössbauer referierte über den Höchstflussreaktor in Grönobel, an dem Wissenschaftler aus der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und England tätig sind, der aber auch Forschern anderer Länder zur Verfügung steht.
    Professor Mössbauer wiederholte die von anderen Wissenschaftlern gemachte Feststellung, dass eine Lösung der Energieprobleme der europäischen Länder nur durch eine multinationale Zusammenarbeit möglich ist.
    Und bemerkenswerterweise, so Mössbauer, funktioniere das Modell Grenoble ungleich besser als nationale, dem Einfluss der Ministerialbürokratie ausgesetzte Einrichtungen.
    Bürokratie sei in Grenoble ein Fremdwort.
    Grenoble ist nicht isoliert.
    Grenoble ist vollkommen integriert in die nationalen Forschungseinrichtungen.
    Wir machen in größtem Umfang von all den Hilfsmitteln, die uns in den drei Ländern zur Verfügung stehen, Gebrauch.
    Ich darf zum Beispiel auf der deutschen Seite die Laboratorien und die Reaktorzentren in München, in Jülich, in Karlsruhe erwähnen.
    auf der britischen Seite etwa das Rutherford Laboratory und Harwell, auf der französischen Seite vor allem Saclay und die großen Forschungszentren in Grenoble.
    Von all diesen Anlagen machen wir intensivsten Gebrauch.
    Das ist der Vorteil einer solchen multinationalen Institution, dass wenn immer sie ein Problem haben,
    rufen Sie Ihre Leute zusammen.
    Ich habe dort etwa auf den technischen Sektoren meine Deutschen, meine Britischen, meine französischen Ingenieure.
    Wir legen das Problem auf den Tisch und dann ist immer jemand da, der mir sagt, ich glaube da gibt es in Sheffield jemanden oder in Glasgow oder in Berlin oder in Bordeaux, der hat sich schon mal mit sowas beschäftigt, den rufen wir gleich an.
    Mit anderen Worten, wir haben diese ganze Information präsent.
    Mößbauer versäumte vor den Nobelpreisträgern und 700 Wissenschaftlern im Lindauer Stadttheater auch nicht, Kritik am Forschungssystem der deutschen Universitäten zu üben.
    Grönobel sei ein Beispiel dafür, dass man neue Wege suchen müsse, um die Effektivität der Forschung zu gewährleisten.
    Zum Abschluss der 26.
    Nobelpreisträger-Tagung in Lindau wurde eine von Professor Alfén initiierte Resolution der in Lindau anwesenden Wissenschaftler veröffentlicht, die sich gegen jeden Missbrauch der Atomenergie vor allem für kriegerische Zwecke wendet.
    Von der Nobelpreisträger-Tagung in Lindau, die heute Abend zu Ende geht, berichtete Leo Hafner vom Studio Vorarlberg.
    Und wir, meine Damen und Herren, beenden damit das Mittagsschnall eine halbe Minute vor 13 Uhr.
    Redaktion und Technik verabschieden sich, wir verweisen Sie dann noch auf das Abendschnall, das Sie um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 hören können, ebenfalls mit aktuellen Berichten zur Weltsituation.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Libanon: Lage in Beirut - Moderatorengespräch
    Mitwirkende: Krause, Walter [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Interview Prof. Robert Havemann zu Ostberliner KP-Gipfel
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    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Italien: Einfluss des Ostberliner KP-Gipfels auf KPI
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Flugzeugentführung Kampala: Israel Verhandlungsbereit
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spanien nach Rücktritt Carlos Arias Navarro
    Mitwirkende: Esper, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nach Gestalter unleserliches Wort , Nachrichten
    Inlandspresseschau: Dreiparteieneinigung Slowenen
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuerungen bei A und B Führerschein
    Einblendung: Lanc
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Lanc, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hörfunkstudie 1976 besser als 1973, Zuwachs Nachrichten und Journale
    Einblendung: ORF-Intendant Wolf in der Maur
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , in der Maur, Wolf [Interviewte/r]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Premiere von Hugo von Hofmannsthal Trauerspiel "Der Turm" bei den Melker-Sommerspielen
    Einblendung: Peter Janisch (Regie), Szene mit Ernst Meister und Peter Wolsdorff
    Mitwirkende: Exner, Ernst [Gestaltung] , Janisch, Peter [Interviewte/r] , Meister, Ernst [Interpret/in] , Wolsdorff, Peter [Interpret/in]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Ort: Melk [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschlussbericht Nobelpreisträgertagung in Lindau
    Interview: Univ.-Prof. Rudolf Mößbauer
    Mitwirkende: Haffner, Leo [Gestaltung] , Mößbauer, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1976.07.02 [Sendedatum]
    Ort: Lindau [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.07.02
    Spieldauer 01:00:00
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Steinwendner, Wolfgang [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760702_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt