Mittagsjournal 1976.07.21

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Vor wenigen Sekunden war es 12 Uhr.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Eine Stunde Information zur Mittagszeit.
    Als Redakteur am Mikrofon begrüßt sich Karl Jarkowski.
    Finanzielle Schwierigkeiten der Krankenversicherungen und Inlandspresseschau.
    Das sind unsere Inlandsbeiträge.
    Und nun die Schlagzeilen der Auslandsberichte.
    Terror in Irland.
    Britischer Botschafter bei einem Sprengstoffanschlag in Dublin getötet.
    Leben auf dem Mars möglich.
    Das ergeben die ersten Messdaten der Mars-Sonde Viking 1, die gestern auf dem Planeten gelandet ist.
    Syrer bleiben im Libanon.
    Wir bringen Reaktionen auf eine Rede des syrischen Präsidenten Assad in der arabischen Welt.
    Und Andriottis Wirtschaftsprogramm für eine künftige italienische Regierung.
    Der Christdemokrat Andriotti ist mit der Regierungsbildung nach den Parlamentswahlen beauftragt.
    Ein Beitrag der Wirtschaftsredaktion hat das Thema Verfall des Goldpreises.
    Das Gold wird billiger.
    Von der Kulturredaktion erwarten wir einen Bericht zu den Bayreuther Festspielen, die am Samstag beginnen.
    Soviel also zum vorläufigen Programm bis 13 Uhr.
    Erster Programmpunkt sind nun die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst Fedor Holi und Sprecher Herbert Queste.
    USA.
    Die gestern auf dem Mars gelandete Raumfähre der Sonde Viking 1 hat erste Hinweise dafür geliefert, dass auf dem roten Planeten tatsächlich Leben existieren dürfte.
    Die vom Mars übermittelten Daten zeigen an, dass in seiner Atmosphäre etwa drei Prozent Stickstoff enthalten sind.
    Die Klärung der Frage, ob auf dem Mars Leben vorhanden ist, gilt als Hauptaufgabe der Viking-Mission.
    Die Atmosphäre des Mars dürfte nach einer ersten Analyse der zur Erde gefunkten Fotos voller kleiner Staubpartikel sein.
    Auf den Bildern erscheint der Himmel etwa 100 Mal heller, als von der Marslufthülle zu erwarten wäre.
    Wissenschaftler in Pasadena führen die überraschende Helligkeit auf die Streuung des Sonnenlichts durch Staubteilchen zurück.
    Heute beginnt die Mars-Sonde mit der Übersendung von Farbaufnahmen.
    Die bisherigen Bilder wurden in Schwarz-Weiß übermittelt.
    Präsident Ford stimmt nach Angaben seines Pressesprechers der Ansicht des deutschen Bundeskanzlers Schmitt zu, Italien solle im Fall einer kommunistischen Regierungsbeteiligung keine Finanzhilfe mehr erhalten.
    Ford selbst erklärte bei einer Pressekonferenz, die amerikanische Regierung wäre über eine Teilnahme der Kommunisten an einem neuen italienischen Kabinett äußerst beunruhigt.
    Die Äußerungen Schmitt sind inzwischen von allen größeren italienischen Parteien als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes zurückgewiesen worden.
    Auch die Regierungen in Paris und in London distanzierten sich von den Erklärungen des deutschen Bundeskanzlers.
    Irland.
    Der britische Botschafter in der Republik Irland, Sir Christopher Hewitt-Bex, eine unbekannte Frau und eine dritte, ebenfalls noch nicht identifizierte Person, sind heute einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen.
    Der Chauffeur und der ständige Botschaftssekretär in Irland, Brian Cabin, überlebten mit Verletzungen das Attentat.
    Nach Angaben der Polizei explodierte der Sprengkörper unter dem Auto des Botschafters, nachdem sich das Fahrzeug etwa 200 Meter vom Wohnhaus des Diplomaten entfernt hatte.
    Huard Biggs hat seinen Posten in Dublin erst vor zwei Wochen angetreten.
    Nahe Osten.
    Die Aussichten auf eine baldige Aussöhnung zwischen Syrern und Palästinensern haben sich weiter verringert.
    Der syrische Präsident Assad hat die linksgerichteten Palästinenser und Moslems im Libanon beschuldigt, an der Eskalation der Kämpfe im dortigen Bürgerkrieg die Hauptverantwortung zu tragen.
    Der nach Damaskus entsandte Vertreter der palästinensischen Befreiungsorganisation, Kadumi, ist inzwischen wieder nach Peru zurückgekehrt, ohne mit der syrischen Staatsführung zusammengetroffen zu sein.
    Im Libanon selbst wird die zwischen Palästinensern und christlichen Phalangisten vereinbarte Feuerpause zur Evakuierung von verwundeten Frauen und Kindern aus dem seit mehreren Wochen umkämpften Flüchtlingslager Tel Satar nicht eingehalten.
    Ein Fahrzeug des Internationalen Roten Kreuzes musste kurz vor dem Lager umkehren, da es in das Kreuzfeuer der feindlichen Parteien geriet.
    Zypern.
    Staatspräsident Makarios hat gestern Abend bei einer Kundgebung anlässlich des zweiten Jahrestages der türkischen Intervention auf der Mittelmeerinsel am 20.
    Juli 1974 angekündigt, seine Regierung werde sich neuerlich an die UNO wenden, um die Anwendung der Resolution der Vereinigten Nationen über Zypern zu verlangen.
    Der Führer der türkischen Volksgruppe Denktasch erklärte, die türkische Intervention sei keine Invasion, sondern eine Friedensoperation gewesen.
    In Nicosia beginnt heute der Prozess gegen Nikos Samson, den Anführer des Putsches gegen Präsident Makarios im Jahr 1974.
    Der Aufstand löste die militärische Intervention der Türkei auf Zypern aus.
    Im Fall eines Schuldspruches muss Samson mit lebenslanger Haft rechnen.
    Südafrika.
    Neuras Nonron im steinkohlen Revier um Whitebank und Millbrook, etwa 150 Kilometer östlich von Pretoria, haben gestern Abend mindestens ein Menschenleben gefordert.
    Mehrere Personen wurden verletzt.
    Die Zusammenstöße konzentrierten sich auf Siedlungen von Schwarzen und Indern.
    Nach Angaben der Behörden gingen etwa 3.000 jugendliche Neger gegen Inder, Weiße und Mischlinge täglich vor.
    Die indischen Bewohner des Gebietes wurden inzwischen zum Teil nach Pretoria gebracht.
    Die Unruhen fielen mit der Wiedereröffnung der schwarzen Schulen in Whitebank und Middlebrook zusammen.
    Die Absicht der weißen Minderheitsregierung, neben Englisch die zweite Landessprache Africans als Pflichtfach in den schwarzen Schulen einzuführen, hatte vor vier Wochen in der Umgebung von Johannesburg Rassenunruhen ausgelöst, bei denen 176 Menschen getötet und mehr als 1.000 verletzt worden sind.
    Rhodesien.
    Innerhalb der vergangenen 24 Stunden sind nach Angaben der Regierung in Salisbury bei Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und schwarzen Untergrundkämpfern fünf Schwarzafrikaner und ein Soldat getötet worden.
    Seit Jahresbeginn sind damit 521 Untergrundkämpfer und 53 Angehörige der Streitkräfte ums Leben gekommen.
    In Salisbury wurden gestern Abend vermutlich von schwarzen Untergrundkämpfern zwei Sprengstoffanschläge verübt.
    Bei einer Detonation wurde ein Gast in einem Restaurant schwer verletzt.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Eine Delegation der Sozialistischen Partei Frankreichs unter Leitung des stellvertretenden Generalsekretärs Mouroua ist heute in Bonn mit Mitgliedern der SPD-Führung zusammengetroffen.
    Wichtigste Themen der Unterredung dürften die Kritik der französischen Sozialisten an den Auswirkungen des Extremistenbeschlusses in der Bundesrepublik und die Äußerungen von Bundeskanzler Schmidt über westliche Vorbehalte gegen eine Wirtschaftshilfe für Italien im Falle einer kommunistischen Regierungsbeteiligung gewesen sein.
    Frankreich.
    Im Zusammenhang mit den Äußerungen des deutschen Bundeskanzlers Schmidt über eine kommunistische Regierungsbeteiligung in Italien hat der ehemalige Ministerpräsident Debré heute wörtlich erklärt, die deutschen Politiker würden sich auch in Zukunft nicht scheuen, ihre Herrlichkeit, um nicht zu sagen, ihre Anmaßung zu zeigen.
    Bei den Deutschen sei es Tradition, meinte Debré dann, wenn sie sich stark fühlen, eine Sprache zu führen, die ihre Partnerländer mit Recht unerträglich fänden.
    Eine Serie von Anschlägen, die sich vor allem gegen jüdische Personen und Institutionen richten, beunruhigt die Bewohner von Mersee.
    Heute Nacht ist ein Sprengstoffattentat auf das Warenlager eines israelischen Geschäftsmannes verübt worden.
    Es entstand Sachschaden.
    Menschen wurden nicht verletzt.
    Erst am Montag wurde in der Synagoge der Stadt eine Zeitbombe entdeckt und rechtzeitig entschärft.
    Wenige Tage vorher explodierte vor einem jüdischen Club ein Sprengsatz.
    Zu den Anschlägen hat sich eine anonyme Gruppe, Joachim Peiper, bekannt.
    Piper, ein ehemaliger SS-Obersturmbahnführer, ist am 14.
    Juli ermordet worden.
    Österreich.
    Der Konsum von kohlesäurehältigen Erfrischungsgetränken wird heuer erstmals die 3 Millionen Hektoliter-Marke übersteigen.
    Die extreme Hitze der vergangenen Tage hat zu einem derart sprunghaften Anstieg des Verbrauchs dieser Getränkesorten geführt, dass es vor allem in stark besuchten Fremdenverkehrsorten gelegentlich zu Versorgungsschwierigkeiten gekommen ist.
    Nach einer Untersuchung des Vereins für Konsumenteninformation hat nur ein geringer Teil der Tiefkühlanlagen in den Lebensmittelgeschäften die erwünschte Temperatur von minus 18 Grad.
    Zwar liegen noch keine genauen Ergebnisse vor, eine Erhebung in den vergangenen Jahren zeigte jedoch, dass nur ein Drittel der Vitrinen in einem befriedigenden Zustand war.
    Wie der Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation COPE feststellte, wäre derzeit daran gearbeitet, durch ein Indikatorsystem jederzeit den Zustand der tiefgekühlten Waren erkennbar zu machen.
    COPE fordert die Konsumenten auf, beim Kauf tiefgekühlter Waren diese in Zeitungspapier oder in Kühltaschen zu transportieren, um die Kühlkette nicht zu unterbrechen.
    Italien, Polen.
    Die kommunistische Partei Italiens hat die polnische KP um eine Milderung der Urteile, die am vergangenen Montag wegen ihrer Beteiligung an den Unruhen in Ursus und Radom verurteilten polnischen Arbeiter sucht.
    Die 13 Männer wurden der Beteiligung an Ausschreitungen für schuldig befunden und zu Gefängnisstrafen zwischen drei und zehn Jahren verurteilt.
    Der polnische Regimekritiker Kuron hat dann den Generalsekretär der italienischen Kommunisten Berlinguer appelliert, die polnischen Arbeiter durch aktive Solidarität zu unterstützen.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Mit der Annäherung feuchtkühler Luftmassen hat sich die Gewittertätigkeit stark intensiviert.
    In der Folge wird ganz Österreich von der Wetterverschlechterung erfasst werden.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Osten Österreichs wechselnd wolkig oder heiter.
    Sonst überwiegend stark bewölkt und gebietsweise Regen.
    Später häufig Gewitter.
    Westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen im Osten noch 24 bis 29, sonst 20 bis 25 Grad.
    Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 17 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag.
    Stark bewölkt bis bedeckt und verbreitet Regenfälle, die zum Teil ergiebig sein werden.
    Weitere Temperaturrückgang, Winde meist aus Nord bis West.
    Frühtemperaturen 10 bis 17 Grad, Tageshöchsttemperaturen in den Niederschlagsgebieten 15 bis 19 Grad, sonst 19 bis 24 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 25 Grad, Westwind 20 km pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, 24 Grad, Ost 10.
    Linz stark bewölkt, Gewitterregen 18 Grad, Nord 15.
    Salzburg stark bewölkt, 20 Grad, Südost 15.
    Innsbruck stark bewölkt, 21 Grad, Windstille.
    Bregenz stark bewölkt, 22 Grad, Südwest 10.
    Graz stark bewölkt, 23 Grad, Windstille.
    Und Klagenfurt bedeckt, 20 Grad, Ostwind 5 km pro Stunde.
    Es ist jetzt 12 Minuten nach 12.
    Die wirtschaftliche Rezession ist in Österreich auch an der Lage der Sozialversicherung nicht spurlos vorübergegangen.
    Denn die Beschäftigungslage und damit das Pro-Kopf-Einkommen haben direkte Auswirkungen auf die Beitragsseite, also auf die Einnahmen der Sozialversicherung.
    Da aber in Österreich die wirtschaftliche Rezession ohne gravierende Verluste im Beschäftigtenstand sozusagen übertaucht werden konnte, haben sich auch die Auswirkungen der Wirtschaftsflaute auf die finanzielle Lage der Sozialversicherung in Grenzen gehalten.
    Nach außen hin also kein Grund zur Beunruhigung.
    Allerdings machen langfristige finanzielle Trends den Krankenkassen Sorgen, Markus Sommersacher berichtet.
    Das größte Sorgenkind der Sozialversicherung sind derzeit die Krankenversicherungsanstalten.
    Bei ihnen wirkte sich der Wirtschaftsabschwung im vergangenen Jahr am stärksten aus.
    Denn während die Ausgaben mit der Krankenversicherung im letzten Jahr um 13,7 Prozent gestiegen sind, haben sich die Beitragseinnahmen pro Kopf im selben Zeitraum nur um 8,2 Prozent erhöht.
    Die derzeitige finanzielle Situation beschreiben am besten nüchterne Zahlen.
    Der Präsident des Hauptverbandes, der Sozialversicherungsträger und als Nachfolger von Vizekanzlerhäuser im Sozialressort fast sicherscheinende Dr. Gerhard Weisenberg erläutert.
    Gegenwärtig ist die Situation der Krankenversicherung die, dass wir rein rechnungsmäßig im Jahr 1975 ein Defizit von ungefähr 600 Millionen Schillinge aufzuweisen gehabt haben und nach den Voranschlägen, die von den einzelnen Trägern beschlossen wurden,
    ist für das Jahr 1976 mit einem Gebahrungsabgang von etwa 1,1 Milliarden Schillingen zu rechnen.
    Die jetzige Situation ist nur ein Schlaglicht, das bezeichnend ist für langfristige Entwicklungen.
    Im langjährigen Trend zeigt sich nämlich, dass in den vergangenen zehn Jahren die Einnahmen bei der Krankenversicherung um mehr als 200 Prozent gestiegen sind, die größten Ausgaben posten jedoch um weit mehr.
    So wurde die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen durch eine 238-prozentige Steigerung bei den Aufwendungen für ärztliche Hilfe, 251 Prozent Steigerung für Medikamente und ganze 319 Prozent Steigerung für die Anstaltspflege erweitert.
    Also Grund genug für Besorgnis der Krankenkassen.
    Aus diesem Grund, sagte heute Präsident Weißenberg, müsse man daran gehen, die Ausgaben in den Griff zu bekommen.
    Eine Einschränkung in den Leistungen der Krankenversicherung sei jedoch auszuschließen.
    Ansatzpunkte für eine solche Politik des Die-Ausgaben-in-den-Griff-Bekommens bieten folgende Bereiche.
    Erstens die Tarife für die ärztliche Hilfe, zweitens die Krankenscheine, drittens die Überweisung vom praktischen Arzt zum Facharzt, viertens die Vergabe der Medikamente, fünftens ein besserer Kontrollmechanismus und sechstens die Spitälerfinanzierung.
    In diesem Zusammenhang erneuerte Weißenberg seine Absicht, die Handhabung der Krankenscheine einer Reform zu unterziehen.
    Daneben werde überdacht werden müssen, sagte er, ob der Überweisungsmechanismus vom praktischen Arzt zum Facharzt nicht zu leicht und leichtfertig gehandhabt wird und ob Medikamente in Österreich nicht allzu leicht vergeben werden.
    Ein weiterer großer Brocken in diesem Problemkreis ist und bleibt jedoch die Finanzierung der Spitäler und der Spitalspflege.
    Ich glaube, dass man hier zunächst einmal grundsätzlich sagen muss, dass sich die Finanzsituation der Krankenversicherung überhaupt nicht verbessern lassen kann, wenn es nicht gelingt, den Ausgabensektor, Spital, Krankenhaus in den Griff zu bekommen.
    Das ist der Schlüssel für alle Entwicklungen in der Krankenversicherung.
    Und selbstverständlich drängen wir darauf, dass zu diesem Problemkreis eine Lösung gefunden werden muss.
    Wie sehr dieses Problem die Krankenkassen derzeit bereits belastet, illustrierte der Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, der sozialistische Abgeordnete Sekanina, heute mit dem Hinweis darauf, dass derzeit bereits ein Viertel der Einnahmen der Wiener Gebietskrankenkasse für Krankenanstalten Pflegekosten aufgehen.
    Bis zum Herbst, sagte Sekanina, müssten endgültige Vorschläge zur Sanierung der Spitäler Finanzierung vorliegen.
    Alles in allem also derzeit kein Grund zur Besorgnis für den Patienten, aber große Sorge für der Kassen, für die finanzielle Sicherung der Krankenversicherung.
    Finanzielle Schwierigkeiten der Krankenkassen, Sie hörten Markus Sommersacher.
    Aber nicht nur die Krankenkassen haben Sorgen, wie Sie eben gehört haben.
    Sorgen der österreichischen Land- und Forstwirtschaft wegen der anhaltenden Trockenperiode dominieren heute die Leitartikel und Kommentare der österreichischen Tagespresse.
    Vor allem die Situation auf dem Fleisch-Vieh-Sektor.
    Infolge der anhaltenden Dürre mussten die Bauern wegen des Futtermangels zu Notschlachtungen übergehen, wird in den Leitartikeln durchleuchtet.
    Aber auch die Aktion der neun Vertreter des Allgemeinen Bauernverbandes in Klagenfurt, die dort die Räume der Präsidialkonferenz seit Tagen besetzt halten, um gegen die erst vor kurzem festgesetzten Erzeugerpreise bei Milch und Getreide zu protestieren, wird in den Kommentaren kritisch untersucht.
    Leopold Esterle hat für unsere heutige Inlandspresseschau Auszüge aus den Kommentaren zusammengestellt.
    Es geschieht nicht zum ersten Mal, dass Österreichs Verbraucher eine eigenartige Variante dessen erleben, was VP-Agrarbonzen sowie VP-Wirtschaftsbündler in Viehhandelskreisen unter Marktwirtschaft teils verstehen, teils als solche praktizieren.
    Weil die Bauern mehr Vieh schlachten lassen, sie sehen sich durch die anhaltende Dürre und durch Futtermangel dazu gezwungen, erhalten sie weniger Geld, ganz nach den Regeln von Angebot und Nachfrage.
    Dann meint Diebold, damit auch die Verbraucher in den Genuss von billigem Rindfleisch kommen, muss vom Landwirtschaftsministerium eine mit öffentlichen Mitteln gestützte Aktion durchgeführt werden.
    Landwirtschaftsminister Weiß kündigte an, dass Ende September 4000 Tonnen Rindfleisch verbilligt abgegeben werden.
    Der Leitartikel der Arbeiterzeitung schließt, die Dürre auf den Feldern wird sich nicht in einer Ebbe in den Kassen der Bauern fortsetzen, wenn man gerissene Geschäftemacher von den Höfen fernhält.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt meint Peter Klar, dass die Maßnahmen der Bundesregierung von Halbherzigkeit gekennzeichnet seien.
    Er schreibt, welchen Sinn hat es denn, die Rindfleischverbilligungsaktion erst im September zu starten, wenn die Kühlhäuser schon heute zum Bersten voll sind.
    Offensichtlich wartet man zu, bis die Produzenten, die Bauern, vollkommen am Sand sind, nach dem Motto, dass ein Verdurstender für ein Glas Wasser dankbarer ist als ein nur Durstender.
    Merksbauern.
    Soweit das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Düstere Zeiten für die Bauern, heißt der Leitartikel von Peter Rabel in der Wiener Tageszeitung Courier.
    Er geht auf die Hitzewelle ein, die Ernten und Viehbestand gefährdet, auf die neuen Erzeugerpreise für Milch und Getreide und auf die Serie von Skandalen in landwirtschaftlichen Genossenschaften.
    Rabel schreibt, diese hitzige Stimmung trifft einen ÖVP-Bauernbund, der doppelt außer Tritt geraten scheint.
    Einmal, weil die erregten Bauern die neue Strategie ihrer Führung mit Verzicht auf ständige Konfrontation mit der Regierung nicht begeistert akzeptieren.
    Und zum Zweiten macht sich zunehmend Verunsicherung über den Rückzug des Bauernbundobmanns Roland Minkowitsch von der Agrarfront breit.
    Der bereitet sich, so ein massives ÖVP-Gerücht, in seiner Funktion als zweiter Nationalratspräsident innerlich und durch sein staatsmännisches Auftreten auf die Rolle des ÖVP-Kandidaten für die nächste Bundespräsidentenwahl vor.
    Düstere Zeiten für die Bauern, nicht nur durch die Hitzewelle.
    In der Wiener Tageszeitung Die Presse wird ebenfalls auf die Situation in der Landwirtschaft eingegangen.
    Hier liest man.
    Die Milch- und Viehbauern, den Getreidebauern des Flachlandes einkommensmäßig tatsächlich weit unterlegen, fühlen sich in Wien ungenügend vertreten.
    Eine für sie zufriedenstellende Anhebung des Milchpreises wurde bei den letzten Preisverhandlungen einer Vergünstigung bei der Mehrwertsteuer geopfert.
    So ist es auch zu erklären, dass der ausgehandelte Kompromiss nun nicht hält.
    Die Bauern in den Berggebieten greifen nun zu den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, und sie führen nun einmal keine feine Klinge.
    Dennoch sollte man hinter der Aufmüpfigkeit der Bauern auch etwas von ihrer Existenzangst spüren.
    Das war die Inlandspresse-Show Auswahl der Zitate Leopold Esterle.
    Es ist jetzt fünfeinhalb Minuten nach Viertel Eins und wir kommen zu den Berichten aus dem Ausland.
    Diplomaten sind Repräsentanten ihres Staates im Ausland.
    Sie genießen Privilegien, sie leben aber auch in Gefahr.
    Das hat sich in den letzten Jahren immer wieder bewiesen.
    In der allgemeinen Welle des Kidnappings und der Geiselnahmen sind zunehmend auch Diplomaten Opfer solcher Aktionen geworden.
    Und Diplomaten bieten sich natürlich als Ziel an.
    Sie repräsentieren ihr Land, wie gesagt.
    Und wenn ein Attentäter sein Missfallen an der Politik eines Landes manifestieren will, kann er sein Visier auf einen Botschafter richten.
    Zuletzt geschehen unter anderem an den Botschaftern der Türkei hier in Wien und in Paris, an Amerikanern in Zypern und im Libanon.
    Heute gab es nun einen Anschlag auf den britischen Botschafter in der Republik Irland.
    Heinz Behran berichtet aus London.
    Der britische Botschafter in Dublin, von dessen Ermordung wir gerade erfahren, hatte erst vor fünf Tagen sein Beglaubigungsschreiben überreicht.
    Er war erst zwei Wochen in Irland, aus Paris gekommen.
    Und die Meldung von einer Landmine, die in einer ruhigen Straße in der Dubliner Vorstadt unter seinem Wagen explodierte, folgte gestrigen Meldungen über eine Pressekonferenz, die er abgehalten hatte, um sich der irischen Presse und britischen Korrespondenten in Dublin vorzustellen.
    Die Geschichte ist gespenstisch.
    Zwei Männer hatten in der Mitte der Straße die zwei Bomben gepflanzt und man sah sie nach der Explosion weglaufen.
    Das Ganze war also auf die Minute geplant.
    Der Botschafter und drei Personen waren im Wagen.
    Er selbst und eine weibliche Person wurden getötet, als der Wagen in die Luft geschleudert wurde und auf dem Dach landete.
    Es war nicht seine Frau, sondern eben eine weibliche Person.
    Wie man hört, nämlich die Polizei hat die Namen der Insassen des Wagens nicht genannt.
    Es ist der Chauffeur und ein Polizeibegleiter, die dabei waren.
    Die wurden schwer verletzt.
    Die Frau des Botschafters selbst ist gestern Abend kurz nach England gefahren und ist also durch ein Wunder der Ermordung entgangen.
    Der Botschafter hinterlässt zwei Kinder.
    Die gestrige Pressekonferenz war ebenso ungewöhnlich wie die folgenden Ereignisse heute.
    Die Engländer haben seit dem Niederbrennen der britischen Botschaft nach den Ereignissen in Londonderry am sogenannten blutigen Sonntag vor ein paar Jahren.
    Die Engländer haben das gehalten, was man auf Englisch ein Low Profile nennt, das heißt
    Also sie haben nicht viel Aufsehens von sich gemacht in den letzten Jahren.
    Sie haben auf dem Boden der Botschaft Rollblech-Hütten aufstellen lassen und von dort ihre Amtsgeschäfte geführt.
    Und Christopher E. Biggs wollte offensichtlich mit seiner Pressekonferenz eine neue Periode intensiverer Beziehungen zur irischen Republik beginnen.
    Er war ein sehr auffallender Mann, so das Beispiel des splenigen Engländers, wie man es zur Zeit des Empire für das normale Aussehen jedes Engländers gehalten hat.
    Er trug ein schwarzes Monokel, wie er erklärte, nicht um mehr aufzufallen, sondern weil er bei El Alamein im letzten Krieg ein Auge verloren hat.
    Dieser aristokratisch aussehende Diplomat
    war gleichzeitig Autor einer Reihe von Detektiv-Romanen.
    Einer davon wurde in der irischen Republik verboten, weil er eine Szene enthielt, in der ein milder Fall von Ehebruch geschildert wurde.
    Dieser also noch mindestens als interessanter Neuankömmling in Dublin zu betrachtende Mann versuchte auf der Pressekonferenz jedes falsche Bild, das man sich von einer Karikatur eines englischen Spleenigen Gentlemen machen könnte, auszuradieren.
    Zum Beispiel so, wie sie Woodhouse und Kipling erfunden haben.
    Er wollte den englischen Winterschlaf in Dublin beenden, wie er sagte.
    Nun ist dies auf unerwartete und tragische Art verwirklicht worden.
    Man fragt sich, warum die Sicherheitsvorkehrungen in der Nähe seiner Residenz nicht besser sind.
    Aber dafür ist eben wahrscheinlich nicht genug in Dublin selbst geschehen.
    Die Wohnung des britischen Botschafters liegt in der südlichen Vorstadt Seymford.
    Vielleicht wird dieses Attentat zu einem neuen Feldzug gegen den Terrorismus führen, wie einer der nordirischen Abgeordneten heute in London gesagt hat, weil es doch nicht im Nordirland passiert ist, wo man an solche Dinge jeden Tag und jede Nacht gewöhnt ist.
    britischer Botschafter in Dublin bei einem Anschlag ermordet.
    Berichterstatter war Heinz Behran.
    Auf den Tag genau sieben Jahre nach der ersten Landung auf dem Mond hat gestern Mittag die amerikanische Mars-Sonde Viking 1 auf unserem erdnächsten Planeten aufgesetzt.
    Die Amerikaner hatten als Landetermin ursprünglich den 4.
    Juli vorgesehen.
    Unebenheiten in dem vorgesehenen Gebiet zwangen jedoch zu einer Verschiebung.
    Nun, der neue Landeplatz scheint sehr schön zu sein, wie es im Kommandozentrum in Pasadena in Kalifornien hieß.
    Und das wurde auch von den ersten Bildern, die die Wissenschaftler von Mars erhielten, bestätigen.
    Auf den Bildern sind mehrere Felsbrocken zu sehen, die scharfe Konturen aufweisen.
    Weiters sind auch leichte Bodenwellen sichtbar.
    Es sind nun fast 24 Stunden seit der Landung von Viking 1 auf dem Mars vergangen und von der Sonde wurden in der Zwischenzeit nicht nur Bilder zur Erde gefunkt, sondern auch andere Messdaten.
    Ich bin nun telefonisch mit unserem Korrespondenten in Pasadena verbunden.
    Guten Tag, Herr Büderler.
    Herr Büdeler, der Funkkontakt zur Sonde ist nun 19 Stunden unterbrochen und ist derzeit noch immer unterbrochen und wird erst in vier Stunden wieder aufgenommen.
    Von einem Marsfoto, das von Viking 1 auf die Erde gesendet wurde, sind auch Wolken zu sehen.
    Und eine Hauptaufgabe der Sonde ist es ja, zu erforschen, ob die Atmosphäre des Marses Stickstoff enthält und ob vielleicht andere Spurenelemente enthalten sind.
    sind inzwischen analysiert worden und es hat eine erste Diskussion der Daten hier stattgefunden.
    Interessant ist in diesem Zusammenhang zunächst einmal, dass tatsächlich, was ja bisher von der Erde aus bzw.
    durch andere Marsfonden nicht gelangt, Stickstoff in kleineren Mengen nachgewiesen worden ist.
    Und das ist sehr interessant im Zusammenhang mit der Frage nach möglichem Leben auf dem Mars.
    Man hat außerdem Spuren von Argon gefunden, jenem Edelgas, das in der Erdatmosphäre zu etwa einem Prozent enthalten ist und von dem die Russen behauptet hatten, es könnte in der Marsatmosphäre bis zu 30 Prozent Argon vorhanden sein.
    Es hat sich nun herausgestellt, dass es etwa 1,5 Prozent sind.
    Nun, Herr Büdeler, das Leben auf dem Mars war ja eines der wichtigsten Fragen.
    Besteht nun die Möglichkeit, dass es auf dem Mars Mikroben gibt oder irgendwo andere Organismen wie Bakterien oder andere Lebewesen?
    Ich möchte die Frage eigentlich mit den Worten von Dr. McElroy, einem der Wissenschaftler hier, beantworten.
    der in der Diskussion über Atmosphärendichte und Zusammensetzung feststellte, wir wissen jetzt, dass es auf dem Mars Energie gibt, dass es Wasser gibt, oder zumindest in größeren Mengen gegeben hat, dass Stickstoff vorhanden ist, dass Kohlenstoff vorhanden ist, und dass es wahrscheinlich auch Phosphate, die im Gestein gebunden sind, gibt.
    Und deswegen gibt es eigentlich keinen Grund, die Möglichkeit der Existenz von Leben auf dem Mars auszuschließen.
    Und Meckerolf rügte hinzu, es ist eigentlich nur die Frage offen, wie lange hat es Wasser auf dem Mars gegeben?
    War diese Periode lange genug, dass sich das Leben bilden konnte?
    Und wie hat sich dieses Leben verhalten, nachdem das Wasser verschwand?
    Hat es sich rechtzeitig den neuen Bedingungen angepasst?
    Vielleicht könnte darüber eines der Farbbilder Aufschluss geben.
    Die Farbbilder werden ja in circa vier Stunden erwartet.
    Wie wird diese Übertragung vor sich gehen?
    Das erste Farbbild wird hereinkommen hier gegen etwa 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
    Und zwar wird es dadurch gewonnen, dass in den Kameras eine Reihe von Filtern vorhanden sind und man also Aufnahmen in verschiedenen Spektralbereichen, in verschiedenen Farbbereichen gewinnen kann.
    Und diese Aufnahmen werden dann hier zu einem Farbbild auf der Erde, also zu einem Kompositum zusammengesetzt.
    Und Farbbilder sind natürlich nicht nur interessant, weil sie eben die Oberfläche farbig zeigen, sondern weil sie durch die Färbung der einzelnen Objekte auch Rückschlüsse beispielsweise auf die Zusammensetzung des Gesteins zulassen.
    Herr Büdeler, die eigentliche Forschungsarbeit auf dem Mars wird ja Schritt für Schritt beginnen.
    Gestern wurde nur eine Mini-Wetterstation sowie ein Detektor zum Lokalisieren von Marsbeben in Betrieb gesetzt.
    Heute werden nun Farbbilder übermittelt und dann wird auch der Greifarm eingesetzt werden.
    Wie geht diese Forschungsarbeit nun sukzessive vor sich?
    Nun, zunächst einmal werden im Laufe des heutigen Tages
    noch eine Reihe von Daten über Marsbeben, also in Analogie zu den Erdbeben, sofern es sie gibt, übermittelt werden, dann Daten über die Beschaffenheit der Marsoberfläche, eine erste Analyse der chemischen Zusammensetzung des Marsbodens und dann, wie Sie ganz richtig sagten, als letztes, nämlich in etwa sieben Tagen beginnend, das
    Experiment mit der Suche nach Leben auf dem Mars, das heißt also die Analyse des Marsbodens, die Analyse von Proben auf den Gehalt an Mikroben oder anderen Kleinstlebewesen.
    Herr Büderle, recht herzlichen Dank und auf Wiederhören.
    Es ist jetzt halb eins.
    Italien ringt um eine Regierung.
    Es ist zwar schon das x-te Mal, dass in Rom ein designierter Ministerpräsident alle Kombinationen durchspielt, um eine arbeitsfähige Koalition zustande zu bringen, aber nach dem jüngsten Wahlergebnis, Stagnation der Christdemokraten und Stimmengewinne der Kommunisten, ganz zu schweigen von den anstehenden Wirtschaftsproblemen, angesichts dieser Situation haben die innenpolitischen Ereignisse Italiens neuen Ernst gewonnen.
    Eine Koalition der DC mit den Sozialisten, Craxis oder einer anderen kleinen Gruppe scheinen diesmal ausgeschlossen.
    Und so versucht Ministerpräsident Andreotti einen neuen Weg.
    Er will ein Krisen- und Wirtschaftsprogramm vorlegen, aufgrund dessen eine DC-Minderheitsregierung im Parlament mit Stimmenthaltung anderer Parteien arbeitsfähig sein könnte.
    Wenigstens für den Augenblick.
    Wie aber sieht das Programm aus?
    Sie hören Alfons Thalmer aus Rom.
    Nach den Kontakten mit den Parteien und nach dem relativ positiven Ergebnis der Begegnung mit den Gewerkschaftsführern stehen im Vordergrund des Andreotti-Programms die Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation, zum Schutz der Währung, zur Sicherung und Vermehrung der Arbeitsplätze, zur Ankurbelung der sich ohne dies bereits erholenden industriellen Produktion, zur Mäßigung der Lohn- und Einkommenssteigerung,
    zur einvernehmlich mit den Gewerkschaften erstrebten Erhöhung der Arbeitsdisziplin und Intensität, zur Reform der Staatsausgaben und des Steuersystems.
    Einen politisch wichtigen Schwerpunkt der Maßnahmen bilden die Bekämpfung der in Italien grassierenden Steuerhinterziehung und die Umstrukturierung der Staatsausgaben.
    Vorgesehen ist die jährliche Überprüfung von vier Prozent der Steuerpflichtigen
    mit Einkünften aus selbstständiger Arbeit, einschließlich der juristischen Personen.
    Weiter die sogenannten Kreuzüberprüfungen im Vergleich der Mehrwertsteuerleistungen und der Einkommenserklärungen.
    Und schließlich die Verschärfung der Sanktionen und der Strafen von der Schließung der Geschäfte und der Entziehung von Konzessionen über die Streichung aus den Listen der Anwaltsärzte und sonstigen freiberuflichen Kammern bis zu einem neuen Gesetz,
    dass Strafprozesse und Gefängnisstrafen unabhängig von den finanz- und verwaltungsgerichtlichen Verfahren vorsieht.
    Was die Staatsausgaben betrifft, die gemessen am Bruttosozialprodukt Italiens keineswegs unter den höchsten in Europa sind und weit zum Beispiel hinter denen der Bundesrepublik oder Großbritanniens liegen, geht es vor allem darum,
    dass ihnen keine genügenden Staats- und Steuereinnahmen gegenüberstehen, was sie inflationär aktiv macht, und dass sie in ihrer Struktur wirtschaftlich zu wenig produktiv sind.
    Hier plant Andreotti neue Qualifizierungsmaßstäbe mit einer gewissen Glaubwürdigkeit, denn es geht ihm allgemein der Ruf voraus, der einzige italienische Politiker zu sein, der ein tiefer Kenner der Staatsverwaltung ist.
    Besonders wichtig für Andreottis Glaubwürdigkeit und für den Erfolg seines Experiments ist aber jener Teil seines Plans, wo er durch die Einführung neuer Beratungs- und Kontrollgremien, fast könnte man sagen Entscheidungsgremien, die politisch enge Basis und Schwäche seiner Regierung wettzumachen trachtet.
    Das ist nicht nur die Aufnahme von Fachleuten in ein um die Hälfte der Ministerien vermindertes Kabinett,
    sondern auch die Bildung einer sozialpartnerschaftlichen Kommission, die aus Vertretern aller Parteien, der Gewerkschaften und der anderen Gesellschaftsverbände zusammengesetzt werden und die Kontrolle über die weitere Gestaltung
    und Durchführung des Krisen- und Reformprogramms ausüben soll.
    Designierter italienischer Ministerpräsident Andriotti legt Wirtschaftsprogramm für eine künftige italienische Regierung vor.
    Sie hörten aus Rom Alfons Thalmer.
    Es ist jetzt viereinhalb Minuten nach halb eins und wir bleiben auch in unserem nächsten Beitrag bei der Wirtschaft, aber auf einem anderen Gebiet.
    Seit knapp einer Woche sind die internationalen Goldmärkte wieder in heftiger Bewegung.
    Das Pendel der Kursentwicklung auf dem freien Goldmarkt schlägt nach dem Rekordgewinnen Ende 1974 nun ins Gegenteil um.
    Hatte man vor eineinhalb Jahren noch für eine Unze zu 31,1 Gramm fast 200 Dollar bezahlt, so sind gestern bereits Preise um 110 Dollar und darunter geboten worden.
    Über die Hintergründe des Preisverfalls bei Gold berichtet Herbert Huthar.
    Private Goldbesitzer und Aktionäre von Goldminen sehen trüben Zeiten entgegen.
    Das gelbe Metall, seit Jahrtausenden Wert- und Spekulationsobjekt Nummer 1 in der Welt, bereitet seinen Besitzern, aber auch den Spekulanten wieder Kopfschmerzen.
    Die große Frage, die derzeit noch niemand beantworten kann, lautet, ob die Feinunze Gold während der gegenwärtigen rasanten Talfahrt die psychologisch wichtige 100-Dollar-Grenze unterschreiten wird.
    Diese Frage zu beantworten ist deswegen so schwierig, weil man die Politik des Internationalen Währungsfonds schwer vorherbestimmen kann.
    Der Internationale Währungsfonds in den Vereinigten Staaten ist jene Institution, die das Währungsgold, das in den Tresoren der Notenbanken der Welt lagert, verwaltet.
    Seit Beginn dieses Jahres nun hat dieser Internationale Währungsfonds das sogenannte Währungsgold in Auktionen versteigert.
    Der Erlös aus diesen Versteigerungen soll den Entwicklungsländern zugutekommen.
    Es kommt nun darauf an, wie weit der internationale Währungsfonds den Goldpreis fallen lässt, ob die Auktionen bei einem weiteren Preisverfall überhaupt noch durchgeführt werden.
    Die nächste Goldversteigerung ist für Mitte September vorgesehen.
    Verwirrung herrscht auch im Handel mit Goldmünzen, doch sind hier die Umsätze sehr gering, besonders in Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland.
    Seitdem jeder, der einen Golddukaten erwirbt, dafür Mehrwertsteuer bezahlen muss, ist der Dukatenhandel so gut wie völlig eingeschlafen.
    Die jüngste große Spekulationswelle bei Gold, die ihren Höhepunkt Ende 1974 mit Preisen von fast 200 Dollar je Feinunze erreicht hat, geht auf das Jahr 1968 zurück.
    Damals wurde der Goldmarkt gespalten, d.h.
    Gold, das sich nicht im Besitz der Währungsbanken befand, wurde auf den freien Markt geworfen.
    Als Käufer treten die Industrie, Banken, die Medaillen ausbringen auf, aber auch die Republik Österreich, die Gold für die 1000 Schillingmünzen für den kommenden Herbst erwirbt.
    Der Preis für Währungsgold wurde damals mit 35 Dollar festgelegt, inzwischen aber auf 42 Dollar angehoben.
    Auf den freien Goldmärkten in London, Paris, Zürich und Frankfurt stieg der freie Goldpreis indessen bis auf die Spitzenwerte auf rund 200 Dollar von Ende 1974 an.
    Das gerade zu diesem Zeitpunkt der Goldpreis nie geahnte Höhen erreicht hat, hat im Grunde genommen zwei Ursachen.
    Die Erdölkrise war knapp überwunden, eine Wirtschaftskrise zeichnete sich ab.
    Die Flucht in das gelbe Metall, also eine natürliche Reaktion.
    Aber auch die Spekulation hatte bereits ihre Hand im Spiel.
    Die erste Versteigerung dieses Jahres brachte zwar noch nicht die befürchtete rasante Talfahrt, jetzt nach der zweiten Auktion sprechen Goldhändler bereits von Panikverkäufen.
    Dazu kommen noch Meldungen, dass die Sowjetunion in diesem Jahr bereits etwa 150 Tonnen Gold verkauft habe und bis zum Jahresende schätzungsweise noch 100 bis 200 Tonnen abgeben werde.
    Die Sowjetunion handelt sich mit den Goldverkäufen wertvolle Devisen ein, die sie für den Ankauf von Getreide im Westen dringend braucht.
    Die Meldung von den sowjetischen Goldverkäufen stammt von einem südafrikanischen Bergbauexperten, der allen Grund hat, die internationalen Goldmärkte genauestens zu verfolgen.
    Denn der Preisverfall bei Gold hat auch die Aktien der südafrikanischen Goldwerkwerke mit auf die Verliererstraße gezogen.
    Die Produktionskosten für die Unze Feingold werden auf 80 Dollar geschätzt.
    Und wenn der Preis für die Unze unter 100 Dollar fällt, so kann man nicht mehr von reinen Spekulationsverlusten sprechen.
    Dann gerät nämlich die Goldproduktion im Westen aus Rentabilitätsgründen überhaupt in Gefahr.
    Soweit dürfte es aber der internationale Währungsfonds, der gegenwärtig die angebotene Goldmenge kontrolliert, nicht kommen lassen.
    Immerhin hat Gold heute bereits wieder mit 111 Dollar je Unze fester notiert.
    Was die für Herbst vorgesehene 1.000 Schilling-Goldmünze betrifft, so dürfte der zurzeit erreichnete Goldwert von rund 740 Schilling unterschritten werden.
    Die entsprechende Verordnung besagt nur, dass die 1.000 Schilling-Münze eine Drittelunze Feingold enthalten muss.
    Über die Entwicklung auf dem internationalen Goldmarkt berichtete Herbert Hutter.
    Es ist jetzt sechs Minuten vor dreiviertel eins.
    Im Libanon wird immer noch geschossen, trotz fieberhafter Vermittlungsbemühungen des libyschen Ministerpräsidenten Chalut und einem diplomatischen Tauziehen hinter den Kulissen der arabischen Welt.
    Zentrum des blutigen Ringens ist nach wie vor das Palästinenserlager Tel Saatar, aus dem heute die zahllosen Verwundeten durch das Rote Kreuz in Sicherheit gebracht werden sollen.
    Bislang sind die Bemühungen der Helfer nicht von Erfolg gegründet gewesen.
    In dieser Situation kommt einer programmatischen Rede des syrischen Präsidenten Assad besondere Bedeutung zu, die dieser gestern Abend gehalten hat.
    Hans-Peter Gerner berichtet.
    Syrien ist nicht bereit, seine Intervention im Libanon zu beenden und seine Truppen, die von den palästinensisch-progressistischen Kräften gefordert, unverzüglich und bedingungslos zurückzuziehen.
    Während sich zwischen den libanesischen Bürgerkriegsparteien
    eine schwache Tendenz zur Entspannungsbereitschaft abzeichnete, beschuldigte der syrische Staatspräsident Hafiz al-Assad gestern Abend in einer antipalästinensischen Brandrede die PLO und ihren Allianzpartner Kamal Jumblatt in den vergangenen Monaten mehrfach bindende Abmachungen gebrochen und damit die Fortsetzung der Kämpfe verschuldet zu haben.
    Vor den neu gewählten syrischen Provinzräten erklärte Assad,
    in der Damascener Universität, dass er seine auf inzwischen rund 15.000 Mann angewachsenen Kampfeinheiten lediglich auf Verlangen der legalen Autoritäten des Libanon, also des noch amtierenden Präsidenten Suleyman Frantier, abziehen werde.
    In seiner mehr als dreistündigen Rede, die letztlich ein Rechtfertigungspedoyer für die Haltung Syriens in diesem Konflikt war, begründete er die Damascener Intervention mit der Notwendigkeit,
    das von Israel angestrebte Ziel, der Atomisierung des Libanon in mehrere konditionelle Mini-Staaten zu vereiteln.
    Israel wäre auf diese Weise zur stärksten Kraft im Nahen Osten aufgestiegen und hätte die Idee eines demokratischen und laizistischen Staates sabotieren können.
    Anders formuliert also gerade das Ziel der Palästinenser.
    Dieses Komplott, das sich sowohl gegen den Islam als auch gegen die Christenheit richte,
    können nur durch eine Beendigung der Kämpfe durchkreuzt werden.
    Deshalb das Eingreifen Syriens, das weiterhin von der Entschlossenheit bestimmt sei, auf dem Bürgerkriegsterrain selbst ein Gleichgewicht herzustellen und keine Situation Sieger und Besiegte zuzulassen.
    Wie Assad weiter erklärte, habe Israel vor einiger Zeit eine Warnung an Damaskus gerichtet, dass es durch das massierte Eingreifen der syrischen Truppen
    und die Verletzung der sogenannten roten Linie in seiner Sicherheit bedroht und seinerseits zur Intervention bereit sei.
    Diese Warnung, von Washington übermittelt, ist von einem Syrien ignoriert worden, das bereit gewesen sei, die entsprechenden Konsequenzen auf sich zu nehmen.
    Damaskus, sagte er, lasse sie von keiner Macht der Welt derartige Ultimaten stellen.
    Zweifellos wird der Dialog zwischen der PLO und Damaskus durch diese Rede des syrischen Staatschefs nur noch erschwert werden.
    In Begleitung des libyschen Ministerpräsidenten und Konfliktmitglers Major Djaloud ist der diplomatische Chef der PLO, Farouk Khatami, heute Vormittag zu sondierenden Gesprächen nach Damaskus gereist, nachdem gestern seine Fahrt in die syrische Hauptstadt ohne Angabe von Gründen abgebrochen worden war.
    Aus Kairo hörten sie Hans-Peter Gerner.
    Die Republik Südafrika, genauer gesagt die weiße Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Smith, erlebt heuer, im wahrsten Sinne des Wortes, einen heißen Sommer, obgleich in Südafrika derzeit Winter ist.
    In dem Land, in dem die schwarze Bevölkerung von einer weißen Minderheit unterdrückt wird, vergeht keine Woche mehr, in der es nicht zu blutigen Rassenunruhen kommt.
    Ausgebrochen waren die Unruhen im Juni in den Vororten von Johannesburg und Pretoria, als die Regierung beschloss, die zweite offizielle Landessprache des Afrikans an den schwarzen Oberschulen obligatorisch einzuführen.
    Nach den blutigen Juni-Unruhen hat die Regierung ihren Beschluss wieder revidiert.
    Der nächste Ausbruch für Unruhen war dann für gestern von den Behörden erwartet worden.
    Es sollte nämlich der Schulunterricht an den schwarzen Volks- und Oberschulen beginnen.
    Justiz- und Polizeiminister Krüger hatte daraufhin am vergangenen Freitag verstärkte Polizeibereitschaft angeordnet.
    Außerdem bleiben in der Region Johannesburg-Pretoria die Schulen bis auf weiteres geschlossen.
    Trotzdem sind dann gestern aber neue Rassenunruhen ausgebrochen, und zwar in der Bergarberder Stadt Weitbeng rund 50-150 Kilometer östlich von Pretoria.
    Paul Schumacher berichtet.
    Während in den schwarzen Wohngebieten südafrikanischer Großstädte wie Johannesburg und Pretoria gestern starke Polizeiverwände zusammengezogen wurden, weil man neue Unruhen erwartete, kam es tatsächlich an gänzlich anderer Stelle zu Aufständen.
    Auf dem platten Land, wie man hier in Südafrika sagt, diesmal vor allen Dingen in der Nähe der Industriestädte Whitbank und Mittelburg, probten Schwarze wieder den Aufstand.
    Nach dem Muster der blutigen Rassenkrawalle Mitte Juni in Sowjeto wurden vor allen Dingen die Gebäude der verhassten sogenannten Bantu-Verwaltung angegriffen und in Brand gesteckt.
    In Whitbank mussten hunderte von weißen, aber auch indische Geschäftsbesitzer evakuiert werden.
    Fahrzeuge brannten und unzählige Fensterscheiben wurden durch Steinwürfe zertrömmert.
    Ismail Abdul, ein indischer Geschäftsmann, in einem schwarzen Einkaufszentrum berichtete, wir waren vollkommen eingeschlossen.
    Die Aufständischen hämmerten mit Stöcken auf die Fensterscheiben, wir hatten Todesangst.
    Nach offiziellen Angaben gab es bislang nur Verletzte, darunter einige Weiße mit Kopfwunden von Steinwürfen, aber auch Schwarze mit Schusswunden.
    Die Polizei versuchte nach eigenen Angaben die schwarze Menge, größtenteils Kinder und Jugendliche, zunächst mit Tränengeiß auseinanderzutreiben.
    Später wurde geschossen.
    Die afrikansprachige und regierungsnahe Zeitung Bild in Johannesburg berichtete jedoch heute Morgen von mindestens einem jugendlichen schwarzen Toten und möglicherweise, so wörtlich, noch etlichen anderen.
    Nach Polizeiberichten war heute Morgen größtenteils wieder Ruhe eingekehrt.
    Alle schwarzen Schulen bleiben bis auf weiteres geschlossen.
    Hauptgrund für den Unmut der jugendlichen Demonstranten in Wittbänk und Middelburg waren die kürzlichen Verhaftungen und Erschießungen in Soweto.
    Nach Zeitungsberichten landeten damals sogar Achtjährige in Gefängniszellen, obwohl die Staatsanwaltschaft in Johannesburg mittlerweile die Freilassung aller verhafteten Minderjährigen bekannt gegeben hat.
    Andererseits werden täglich neue Verhaftungen durch die Sicherheitspolizei bekannt, die neuerdings mit praktisch unbegrenzten Befugnissen bei Festnahmen ausgestattet ist.
    Erst heute Morgen meldete die Johannesburger Zeitung Rant Daily Mail das Verschwinden von sechs Jugendlichen, zwei Studenten und vier Schülern eines Gymnasiums in Soweto.
    Aber auch schwarznationale Bewegungen, wie beispielsweise die Black Peoples Convention, wurden in den letzten Tagen führerlos gemacht.
    Die Zahl der Verhaftungen landesweit geht mittlerweile in die Hunderte.
    Die resultierende Verbitterung führt zu immer neuen Solidaritätsaufständen, wie jetzt in Middelburg und Whitbank.
    Allein gestern wurde an mindestens fünf schwarzen Schulen außer den Aufstandsgebieten Brandstiftungen
    Über die neuerlichen Rassenunruhen in Südafrika informierte sie Paul Schumacher.
    Es ist jetzt 13 Minuten vor 1 Uhr und nun zu den Kulturberichten im Mittagssjournal.
    Am 10.
    Juli wurden mit Rheingold die diesjährigen Münchner Opernfestspiele eröffnet.
    Dr. Günther Rennert, scheidender Intendant der Münchner Staatsoper, hat 13 der insgesamt 27 Opernabende inszeniert, darunter den gesamten Ring des Nibelungen.
    Hilde Schmölzer sprach mit Günther Rennert in München.
    Herr Dr. Reinhardt, welches Resümee würden Sie aus Ihrer bisher nur neunjährigen Tätigkeit an der Münchner Staatsoper ziehen?
    Also ganz pauschal gesehen, dass die Oper gefragt ist, mehr als wahrscheinlich in irgendeiner früheren Zeit, jedenfalls einer Zeit, die ich noch erlebt habe.
    Vorausgesetzt, sie arbeitet mit Superlativen, mit optimalen Möglichkeiten, optimalen Besetzungen, optimaler Realisation.
    Und auch vorausgesetzt, sie riskiert neue Aspekte, neue interpretatorische.
    Das, glaube ich, kann Ausgangspunkt sein für die vorsichtige Beantwortung
    ob und inwieweit Opa eine Zukunft hat.
    Dass sie ein Relikt aus einer anderen Zeit aus dem 18. oder 19.
    Jahrhundert sei, stört diese merkwürdige Kunstform überhaupt nicht.
    Sie kann so aktuell sein wie irgendein Wort Drama.
    Und zudem ist sie natürlich auch eine Insel, die heute mehr denn je
    eine Sehnsucht vieler Menschen ist, die sich mit Theater und mit Musik beschäftigen, die durch Musik beeindruckbar sind und die eben auch eine Zuflucht suchen aus allem, was sie täglich irritiert.
    Sie haben bei den diesjährigen Festspielen den gesamten Ring inszeniert.
    Es gab bis jetzt über die Wahlchöre enthusiastische Kritiken.
    Mit welchen Vorstellungen sind Sie an Wagner herangegangen, der ja sicherlich für den heutigen Zeitgeschmack schwer zu inszenieren ist?
    Der Aspekt, unter dem ich den Ring sehe, liegt auf dem rein psychologischen Gebiet.
    Das menschliche Spannungsverhältnis zwischen den Figuren
    Vor allen Dingen um die Wotans-Figur herum, scheint mir wichtig und heute interpretierbar.
    Es sind das Probleme, denen wir täglich begegnen heute.
    Wir brauchen nur an unsere politischen und wirtschaftlichen, soziologischen Spannungsfelder denken.
    Dann finden wir dort Parallelen, die inszenierbar sind und
    aus denen wir, glaube ich, Assoziationsmöglichkeiten für den Zuschauer finden.
    Da sehe ich heutige Ausgangspunkte für den Ring und nur da allein.
    Die ganze Götterwelt ist mir ziemlich gleichgültig, damit können wir nicht viel anfangen.
    Das sind wirklich Relikte, die wir abwerfen sollten.
    Und man kann sie abwerfen.
    Was haben Sie nach Ihrem Ausscheiden als Intendant der Bayerischen Staatsoper vor?
    Ich will in der Hauptsache inszenieren, auch wieder zu Schauspiel-Aufführungen und Schauspielarbeiten kommen, was ich in den neun letzten Jahren nicht konnte.
    Und möchte auch wieder zum Teil im Ausland arbeiten, in Paris, Amerika, London.
    Aber München nicht verlassen.
    Ich will auch hier wieder inszenieren.
    Und werde hier wieder beginnen, zunächst mit einem Schauspiel, dann auch wieder Oper machen.
    Haben Sie auch Inszenierungen in Wien vor?
    Ja, es ist über Inszenierungen sowohl an der Oper wie auch im Schauspiel gesprochen.
    Ich bin jetzt in einem konkreten Gespräch mit Ernst Häusermann für eine Inszenierung im Theater der Josefstadt.
    Wer wird Ihr Nachfolger sein?
    Mein Nachfolger ist ein Jahr interimistisch mein Musikchef, Professor Zawallisch, und dann wird August Everding meinen Platz übernehmen.
    Das Gespräch mit dem scheidenden Intendanten der Münchner Staatsoper, Günther Rennert, führte Hilde Schmölzer.
    Am kommenden Samstag, einen Tag vor Beginn der Salzburger Festspiele, beginnen die Wagner-Festspiele in Bayreuth.
    Den diesjährigen Bayreuther Festspielen kommt nicht nur wegen ihres 100-jährigen Jubiläums besondere Bedeutung zu, denn mit besonderer Spannung erwartet man die Neuinszenierung der Ring-Tetralogie durch den französischen Regisseur Patrice
    Cheryl, hören Sie einen Vorbericht von Walter Bronnenmaier.
    Statt Weihrauch gibt es Bratwurstdunst in Bayreuth.
    Statt eines würdigen Nibelungenring, ein Grand Spektakel, bei dem der 30-jährige französische Regisseur Patrice Chéreau konventionellen Wagnerianern und Bayreuth-Pilgern Schrecken und Schauder einjagen wird.
    Siegfried ist ein Verbrecher, lautet seine Devise, und sein Konzept hat die gnadenlose Demontage des Heldenmythos zum Prinzip.
    Wenn der Dunst aus dem Bayreuther Festspielhaus in die Gerüchteküche zieht, hat Farmer alle Hände voll zu tun.
    Kurz vor der Eröffnung der hundertsten Bayreuther Festspiele brodelt es gerade wieder stark.
    Lilliputaner seien engagiert, heißt es, Ponys, und man suche nach dressierten Dolen.
    Die stärksten Vertreter des Bayreuther Athletikclubs sind mit von der Ringpartie, Opernsänger stöhnen, die Regie verlange Unmögliches an Artistik von ihnen.
    Wie es wirklich ist, wird man endgültig erst erfahren, wenn der Vorhang im Festspielhaus aufgeht, denn Neuinszenierung heißt in Bayreuth nach Art des Hauses stets Top Secret.
    Dass Richard Wagner den Ring komponiert hat und jetzt, hundert Jahre nach den ersten Bayreuther Festspielen, Pierre Boulez, die Tetralogie, dirigiert, interessiert nur am Rand.
    Chéreau heißt der Mann, auf den alles blickt.
    Der Kartenandrang schlug alle Rekorde.
    Ein Jahr müsste man in Bayreuth spielen, um alle Bestellungen zu erledigen.
    Bayreuth ist wieder im Gespräch, was weniger ein Verdienst Wolfgang Wagners ist,
    Denn Pierre Boulez hatte ultimativ die Mitwirkung von Giraud und seinem Regie-Team gefordert, was deutsch-tümmelnde Wagnerianer von vornherein schon verdrossen hat, weil ausgerechnet zur Zentenarfeier der im Vertrauen auf den deutschen Geist entworfene Ring fest in Händen von Franzosen ist.
    Tristan und Isolde von August Everding bereits 1974 inszeniert und wieder mit Carlos Kleiber am Pult, sowie der im vergangenen Jahr von Wolfgang Wagner neu in Szene gesetzte Parsifal, dirigiert von Horst Stein, sind mehr oder minder Appendix des Jubiläums-Festspielprogramms.
    Zur Eröffnung der Spiele gibt es am 23.
    Juli einen Festakt.
    Und dabei entledigt man sich fränkisch deftig der Verpflichtung, das Volk, das ohnehin keine Karten bekommt, am Ereignis partizipieren zu lassen.
    Wenn also drinnen im Festspielhaus der deutsche Bundespräsident Walter Scheel, der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel, der Bayreuther Oberbürgermeister und Festspielchef Wolfgang Wagner gesprochen haben,
    und eine Aufführung der Festwiesenszene aus den Meistersingen unter der Leitung von Karl Böhm folgt, ist es den Draußenstehenden vergönnt, die Zeremonie per Lautsprecherübertragung mitzuerleben und anschließend soll rings ums Festspielhaus frohes Festwiesentreiben für alle bei Bier und Bratwürsten herrschen.
    Und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.
    Andere Sorgen hat gewiss Patrice Giroud mit seiner Inszenierung.
    Er sieht die Einheit des Ring eher in den Widersprüchen.
    Er findet, eine andere als eine ideologische Lösung gäbe es nicht gegenüber einem Werk, das von Freiheit, Macht und Revolution handelt, dass der Spiegel auch der Epoche sei, in der wir leben.
    Er findet keine Lösung und keine Lehre im Ring.
    Wenn die Welt der Götter zugrunde geht und die Menschheit überlegt, fragt er, wofür und was zu tun sei.
    Die Musik lehre eine gewisse Hoffnung, aber das käme eben aus der Versenkung.
    Er sieht die Natur kaputt gemacht und die Menschheit manipuliert und zeigt daher im Rheingold bereits Mauern und Beton als Gleichnis für geschändete Natur.
    An Siegfried lässt Géraud kein gutes Haar.
    Er ist von Geburt an negativ, sagte er, Wotan will einen Helden, um ihn für seine Zwecke zu benutzen.
    Keinen Moment seines Lebens ist Siegfried frei.
    Géraud nennt vermeintliche Heldentaten Mord und ist förmlich angewidert von der Blutsbrüderschaft mit Gunther.
    Denn für ihn bedeutet dies, Siegfried kommt zur Macht, engagiert sich mit ihr und biedert sich an.
    Wie aber stellt sich das auf der Bühne dar?
    Hier ist der von keinerlei Tradition belastete Regisseur drauf und dran, allen Zauber, alle Magie des Theaters zu entfesseln, denn, so meint er, was hier gezeigt wird, müsse stets Theater bleiben.
    Es wird im Siegfried einen sich bewegenden Macbeth-Wald geben, Mime, der Gérôts ganze Sympathie besitzt, ist der Bastakiden des Nibelungenrings,
    Eine Arbeitersiedlung wird zu sehen sein, was dem im Parkett versammelten Großkapital eher unangenehm sein dürfte.
    Kommenden Samstag beginnt der Bayreuther Festspiele.
    Sie hörten einen Vorbericht von Walter Bronnenmaier.
    Und wir schließen jetzt das Mittagsjournal mit Kurznachrichten.
    USA.
    Die gestern auf dem Mars gelandete Raumfähre der Sonde Viking 1 hat erste Hinweise dafür geliefert, dass auf dem roten Planeten tatsächlich Leben existieren dürfte.
    Die vom Mars übermittelten Daten zeigen an, dass in seiner Atmosphäre etwa 3% Stickstoff und 1,5% Argon enthalten sind.
    Die Klärung der Frage, ob auf dem Mars Leben vorhanden ist, gilt als Hauptaufgabe der Viking-Mission.
    Irland.
    Der britische Botschafter in Irland ist heute einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen.
    In unmittelbarer Nähe der Dubliner Residenz des 55 Jahre alten Diplomaten Christopher Eward Biggs explodierte unter seinem Dienstwagen ein Sprengkörper.
    Die 27-jährige Sekretärin Judith Cook, die ebenfalls in dem Wagen saß, wurde auch getötet.
    Der Chauffeur und der ständige Botschaftssekretär in Dublin, Brian Caban, erlieten schwere Verletzungen.
    Österreich.
    Der Präsident des Hauptverbandes, der Sozialversicherungsträger Weißenberg, stellt im Zusammenhang mit einem Bericht über die Finanzsituation der Krankenversicherung fest, diese lasse sich erst verbessern, wenn man die Spitalskosten in den Griff bekomme.
    Der sozialistische Abgeordnete Sekanina ergänzte dazu, dass zurzeit ein Viertel der Einnahmen der Wiener Gebietskrankenkasse zur Erhaltung der Spitäler aufgewendet werden müsse.
    Vereinte Nationen.
    Der für Finanzierungsfragen zuständige UNO-Ausschuss hat die Erhöhung der Beiträge fast aller Mitgliedstaaten der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, empfohlen.
    Danach würde sich die Kostenbeteiligung der 13 OPEC-Länder von 1,28 auf 2,01 Prozent des UNO-Budgets erhöhen und umgerechnet etwa 120 Millionen Schilling betragen.
    Die Höhe der Beiträge der Mitgliedstaaten der UNO richtet sich nach der finanziellen Lage der einzelnen Länder.
    Zypern.
    E-Nikosia hat der Prozess gegen Mikos Sampson, den Anführer des Putsches gegen Präsident Makarios, im Jahr 1974 begonnen.
    Der Aufstand löste die militärische Intervention der Türkei auf Zypern aus.
    Mit diesen Kurznachrichten, meine Damen und Herren, ist eine Stunde aktuelle Mittagsinformation beendet.
    Das Nichtdurchschnall hören Sie wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1.
    Redaktion und Technik verabschieden sich.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Finanzielle Schwierigkeiten der Krankenverischerungen, Einsparungsmöglichkeiten
    Einblendung: Weißenberg
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Weißenberg, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Bauernsituation, -belastungen (unleserlich)
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien - Irland: Britischer Botschafte in Dublin ermordet
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Ort: Dublin
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Viking I: Erste Farbbilder vom Mars, Leben möglich
    Mitwirkende: Büdeler, Werner [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Andreottis Wirtschaftsprogramm für künftige italienische Regierung
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gold wird Billiger
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen auf Assad Rede in der arabischen Welt
    Mitwirkende: Gerner, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Rassenunruhen in Südafrika
    Mitwirkende: Schumacher, Paul M. [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit Dr. Günther Rennert, dem scheidenden Intendanten der Münchner Oper
    Mitwirkende: Schmölger, Hilde [Gestaltung] , Rennert, Günther [Interviewte/r]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorbericht auf Bayreuther Festspiele
    Mitwirkende: Bromermeyer, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.07.21
    Spieldauer 01:00:01
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760721_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt