Mittagsjournal 1977.03.02

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Eine angenehme Mittagstunde, meine Damen und Herren, Mikrofon ist Bruno Berger.
    Wir berichten heute Mittag über eine Pressekonferenz der Genossenschaftlichen Zentralbank in Wien.
    Wir bringen ein Interview mit Generaldirektor Klaus.
    Getrennte KP-Konferenzen heute in Madrid und Sofia.
    In Madrid die KP's Italiens, Frankreichs und Spaniens.
    In Sofia sind die klassischen Ostblockländer versammelt.
    Weiters Analyse des Bonner Budgets und im Kulturteil gehen wir auf den heutigen Tag der Lyrike ein.
    Soviel zum Programm, zunächst aber Nachrichten.
    Chef vom Dienst ist Raimund Heller, Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
    Österreich.
    In einem Haus in der Wiener Kärntner Straße brach heute Nacht ein Brand aus.
    Das Feuer, das angeblich nach einem explosionsartigen Geräusch entstanden war, konnte von der Feuerwehr nach kurzer Zeit gelöscht werden.
    Wenig später wurden vor einem Polizeiwachzimmer im 6.
    Wiener Gemeindebezirk Flugblätter gefunden, die sich auf den Brand beziehen und Parolen der in Großbritannien und Nordirland verbotenen Untergrundorganisation »Irische Republikanische Armee« enthalten.
    Die Untersuchungen zur Brandursache haben bisher noch keine konkreten Ergebnisse gebracht, doch wird Brandlegung nicht ausgeschlossen.
    Der Österreichische Arbeiterkammertag hat den Entwurf einer Novelle zum GESMBH-Gesetz als wichtigen ersten Schritt zur Reform des Gesellschaftsrechts begrüßt.
    Dadurch heißt es in der Aussendung, werde der Demokratisierungsprozess in der Wirtschaft vorwärtsgetrieben, die Flucht aus der Publizität hintangehalten und vor allem auch erreicht, dass die wirtschaftliche Sicherheit besser garantiert werde.
    Nach dem Entwurf werden Neugründungen von Gesellschaften mit beschränkter Haftung nun eine Bareinzahlung von 300.000 Schilling erfordern, während bisher 12.500 Schilling in bar und ebenso hohe Sacheinlagen genügten.
    Generaldirektor Mielink meint in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Industrie, seine Gesellschaft, die Shell Austria, besitze Ergebnisse einer Umfrage, wonach sich ein beträchtlicher Prozentsatz der Autofahrer für Selbstbedienung bei Tankstellen ausspreche, wenn dabei Benzin billiger abgegeben wird.
    Die Kosteneinsparung durch Selbstbedienung werde etwa 20 Groschen je Liter betragen.
    Mieling weist weiter auf die Situation in Skandinavien hin, wo bereits 90 Prozent der Tankstellen auf Selbstbedienung umgestellt seien.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Finanzminister Appel legte heute Vormittag dem Bundestag in Bonn das Budget 1977 vor, das ein Volumen von 172 Milliarden Mark umfasst.
    In seinen Erläuterungen sagte Appel, die seit 1974 praktizierten Programme zur Konjunkturbelebung hätten eine Investitionsnachfrage von 30 Milliarden Mark ausgelöst und etwa 700.000 Arbeitsplätze gesichert.
    Mit Nachdruck wandte sich der Minister gegen Forderungen aus dem In- und Ausland, die Staatsausgaben zu erhöhen, um solcher Art die Arbeitslosigkeit stärker zu bekämpfen.
    Spanien.
    In Madrid beginnt heute Nachmittag ein Gipfeltreffen der Führer der kommunistischen Parteien Spaniens, Italiens und Frankreichs, Carillo, Berlinguer und Marché.
    In einer ersten Erklärung haben die drei Parteichefs die Eigenständigkeit der europäischen kommunistischen Parteien betont.
    Morgen, zum Abschluss ihrer Gespräche, wollen sie ein Kommuniqué unterzeichnen, in dem die Signatarstaaten der Schlussakte der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki aufgefordert werden, die darin enthaltenen Bestimmungen zu respektieren.
    Bulgarien.
    Vertreter der kommunistischen Parteien des Ostblocks sind heute in Sofia zusammengetreten.
    Die Sowjetunion und die Tschechoslowakei haben ihre Delegationen bereits gestern in die bulgarische Hauptstadt entsandt.
    Auch die Mongolei und Kuba sind auf der Tagung vertreten.
    Es wird erwartet, dass sowohl ideologische Fragen von gemeinsamen Interesse als auch die jüngste Entwicklung in der Tschechoslowakei nach der Unterzeichnung der Menschenrechtscharta 77 und die Folgeerscheinungen der Kampagne gegen die Bürgerrechtskämpfer erörtert werden.
    USA.
    Der im Austausch gegen den chilenischen Kommunistenführer Kolbalan von den Behörden in Moskau freigelassene Regimekritiker Bukowski ist gestern Abend in Washington von Präsident Carter zu einem zehn Minuten dauernden Gespräch empfangen worden.
    Dabei stellte Carter fest, die Vereinigten Staaten seien auch in Hinkunft bereit, die Anerkennung der Menschenrechte weltweit zu verlangen.
    Bukowski hatte in der Vergangenheit mehrmals sowohl die USA als auch andere westliche Staaten kritisiert, weil sie seiner Meinung nach in der Frage der Menschenrechte, vor allem gegenüber der Sowjetunion, eine zu laxe Haltung eingenommen hätten.
    Die amtliche Moskauer Nachrichtenagentur TASS hat Bukowski unterdessen als Kriminellen bezeichnet, der als aktiver Gegner der Entwicklung der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen bekannt sei.
    Der Chilene Corvalan hat ein Treffen mit Bukowski abgelehnt.
    USA.
    Vor der Militärkommission des Senates in Washington hat sich der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, General Haig, neuerlich gegen eine Reduzierung der amerikanischen Truppen auf dem Kontinent ausgesprochen.
    Haig sagte, eine Verminderung der Truppenstärke würde zu einer Gefährdung der westlichen Verteidigungsallianz führen.
    Der NATO-General kritisierte, dass seine Meinung nach nicht zufriedenstellende Engagement der Europäischen verbündeten.
    Er verwies darauf, dass es notwendig sei, die Truppenstärke des Warschauer Paktes auszugleichen.
    Außerdem wies Haig Behauptungen zurück, wonach die Vereinigten Staaten zu viele taktische Nuklearwaffen in Europa gelagert hätten.
    Jugoslawien.
    Im Parlament in Belgrad ist ein Gesetz verabschiedet worden, nachdem das Petitionsrecht grundsätzlich anerkannt wird.
    Danach kann jeder Bürger des Landes Bittschriften, Eingaben oder Beschwerden an staatliche Behörden richten, ohne dass ihm daraus ein Nachteiler wächst.
    Allerdings darf eine Petition nicht gegen bestehende Gesetze verstoßen.
    Ein eventueller Angriff gegen die jugoslawische Verfassungsordnung würde nach wie vor entsprechend den Paragrafen über staatsfeindliche Propaganda bestraft werden.
    USA.
    Der Leiter des amerikanischen Wetterdienstes, White, hat vor Wissenschaftlern aus mehr als 30 Staaten, die bis 9.
    März in Washington an einer Konferenz teilnehmen, ein internationales Abkommen zum Schutz des Ozongürtels der Erde gefördert.
    White sagte, ohne diese Schutzhülle, die ultraviolette Strahlen aus dem Weltraum abhält, wäre ein Leben auf der Erde nicht möglich.
    Nach Ansicht Weitz ist der Ozongürtel in Gefahr, durch Aerosole und Überschallflugzeuge zerstört zu werden.
    Aerosole sind unter anderem in Spraydosen enthalten.
    Finnland.
    Nach dem gestern in Kraft getretenen Gesetz zum Verbot der Werbung für Alkoholika hat die Regierung in Helsinki nun auch neue Maßnahmen gegen das Rauchen beschlossen.
    An Jugendliche unter 16 Jahre dürfen keine Tabakwaren mehr verkauft werden.
    Die Zigarettenindustrie muss die Werbung für ihre Produkte innerhalb eines Jahres einstellen.
    Alle Packungen müssen einen Vermerk tragen, aus dem hervorgeht, dass Tabakgenuss gesundheitsschädlich ist.
    In öffentlichen Gebäuden, zu denen Kinder Zugang haben,
    darf nur in eigens dafür bestimmten Räumen geraucht werden.
    Italien.
    Nach Angaben der Autozeitschrift Quattrorute werden in Italien stündlich 29 Autos gestohlen.
    Das sind pro Tag rund 700 und im Jahresdurchschnitt mehr als 250.000.
    Die meisten Autodiebstähle verzeichnet Rom mit einer Jahresquote von fast 55.000.
    Wie die Fachzeitschrift ferner mitteilt, ist jeder 17. in Neapel verkehrende Wagen gestohlen worden.
    USA.
    Otto Schenk wurde von der New Yorker Metropolitan Opera für eine Neuinszenierung von Wagners Tannhäuser verpflichtet.
    Das Bühnenbild gestaltet Günther Schneider-Simpson.
    In der nächsten Saison wird die Metropolitan Opera auch Richard Strauss »Frau ohne Schatten« unter der künstlerischen Leitung von Professor Karl Böhm herausbringen.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum Wetter, die Wetterlage.
    Eine schwache wetterwirksame Warmfront hat Westösterreich erreicht und wird den Ostalpenraum überqueren.
    An ihrer Rückseite fließen merklich mildere Luftmassen in unser Bundesgebiet ein.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Süden Österreichs heiter oder leicht wolkig in höheren Schichten.
    Im übrigen Bundesgebiet Bewölkungszunahme und Strichregen vor allem im Westen und Norden.
    Westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 4 bis 10 Grad.
    Frühwärte morgen meist 1 bis 5 Grad.
    Nur in Südösterreich noch leichter bis mäßiger Nachtfrost.
    Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag.
    Im Süden Österreichs überwiegend sonniges Wetter.
    Im übrigen Bundesgebiet unterschiedliche, gebietsweise auch stark aufgelockerte Bewirkung.
    Örtlich etwas Regen.
    Westliche Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 6 bis 13 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr, Wien, Haitha, 7 Grad, Westwien 5 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter, 6°, Süd 10km.
    Linz, stark bewölkt, 3°, West 5.
    Salzburg, stark bewölkt, 3°, Südostwind 15km.
    Innsbruck, bedeckt, 1°, Windstill.
    Bregenz, bedeckt, Regenschauer, 1°, Ostwind 10km in der Stunde.
    Graz, Heiter, 4°, Windstill.
    Und Klagenfurt, Heiter, 4°, Windstill.
    Es ist jetzt in vier Minuten viertel eins.
    In seiner gestrigen Fernsehdiskussion mit dem Parteiobmann der ÖVP Taus hat der SPÖ-Vorsitzende Bundeskanzler Kreisky auf die Wiesengeschäfte der Genossenschaftlichen Zentralbank des Dachinstitutes der Raiffeisenkassen als eine der Ursachen der schlechten österreichischen Zahlungsbilanz hingewiesen.
    Die Genossenschaftliche Zentralbank sollte demnach durch Spekulationen mit ausländischen Währungen einen Verlust erwirtschaftet haben.
    Bereits vor hatte der Chef der Genossenschaftlichen Zentralbank Klaus seinen Rücktritt als Finanzreferent der ÖVP erklärt.
    Zu all diesen Fragen nahm heute in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz die Führung der Genossenschaftlichen Zentralbank Stellung.
    Hans Adler führte mit Generaldirektor Helmut Klaus das folgende Gespräch.
    Man hat Ihnen vorgeworfen, Sie hätten durch Devisentransaktionen einen Einfluss auf die österreichische Zahlungsbilanz ausgeübt.
    Welche Art waren diese Devisentransaktionen, von denen da gesprochen wird?
    Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, was man darunter meint.
    Es ist zu viel der Ehre, dass man glaubt, dass eine österreichische Bank, wenn auch eine große, in der Lage ist, die österreichische Zahlungsbilanz zu beeinflussen.
    Aber bitte zu den sachlichen Dingen.
    Wir sind Spitzeninstitut und haben als solche die Aufgabe, die Gelder möglichst zinsbringend und gut zu veranlagen.
    Wenn es im Inland eine entsprechende Überliquidität gibt,
    Und die war zum Beispiel 1975 und bis in das Jahr 1976 hin vorhanden.
    Überliquidität heißt, dass die Banken mehr Geld haben, als verlangt wird.
    Bargeld.
    Jawohl.
    Das heißt also, dass wir zum Beispiel für diese Gelder im Inland keine Zinsen bekommen hätten, sondern sie zinslos zur österreichischen Nationalbank hätten hinlegen müssen.
    Stattdessen, und das tun nicht nur wir, sondern alle, geht man ins Ausland, um dort auch für diese Gelder Zinsen zu bekommen.
    und es nur mit Ziffern zu untermauern.
    Die Genossenschaftliche Zentralbank hat aus Rückruf von Guthaben im Jahr 1976 ihren Auslandssaldo um 700 Millionen Schilling verringert.
    Das heißt also, diese Gelder wieder nach Österreich zurückgeführt.
    Und das, obwohl die Zahlungsbilanz mit 17 Milliarden in diesem Jahr
    negativ war.
    Man spricht von 200 bis 250 Milliarden Schilling, um die es in der konkreten Operation gegangen sein soll und von einem Verlust von 200 Millionen Schilling.
    Ist das eine greifbare Größenordnung?
    Sind das Größenordnungen, in denen Ihre Bank operiert?
    Also auch hier tut man uns wieder wesentlich zu viel der Ehre an.
    Das sind keine Größenordnungen, mit denen eine österreichische Bank überhaupt operieren kann.
    Aber bitte, nachdem wir keine Devisenspekulationen vorgenommen haben, können wir aus solchen Devisenspekulationen auch keine Verluste haben.
    Dieses Spekulieren ist seit 1972 zunehmend gefährlicher geworden, aber auch gewinnträchtiger.
    Ist es eigentlich unbedingt notwendig, dass eine Bank in Devisen spekuliert?
    Ich habe Ihnen schon gesagt, dass das eigentlich in meinen Augen keine Devisenspekulationen sind.
    Aber die österreichische Wirtschaft ist so zunehmend mit der ausländischen Wirtschaft verbunden.
    Denken Sie nur, wie viel unseres Nationalproduktes ins Ausland exportiert wird, wie viel Waren wir aus dem Ausland importieren.
    Denken Sie an den Reiseverkehr, aktiv wie passiv.
    Dass heute es einfach zum Kundenservice einer guten großen Bank gehört, das Auslandsgeschäft entsprechend zu pflegen.
    Denken Sie auch daran, dass wir ja letzten Endes die inländische Wirtschaft und nicht zuletzt auch die öffentliche Hand durch uns den Ausbau unserer Auslandsbeziehungen finanzieren mussten und das auch natürlich tun.
    In dem Sinn haben alle österreichischen Großbanken ihr Auslandsgeschäft in den letzten Jahren stark ausgeweitet.
    Könnte theoretisch die Nationalbank das Auslandsgeschäft der Banken in irgendeiner Form beschränken, wenn sie glaubt, dass aus irgendeinem Grund, zahlungsbilanztechnischer oder geldmengentechnischer Natur, eine solche Beschränkung notwendig wäre?
    Selbstverständlich, die Notenbank hat es mit dem Devisengesetz an der Hand und abgesehen davon, um Ihnen nur ein Beispiel zu geben, es gab sogar ein Gentleman Agreement mit der österreichischen Nationalbank zu einer Zeit, als hier Überliquidität war, entweder hier eine Mindestreserveerhöhung vorzunehmen oder die Gelder im Ausland zu veranlagen.
    Wir waren damals auch eines der Institute, das nicht die Mindestreserveerhöhung gewählt hat,
    sondern die eben mit Geldern ins Ausland gegangen sind, um sie dort zinsbringend zu veranlagen.
    Herr Dr. Klaus, aus alledem geht eigentlich hervor, dass das, was Ihr Institut getan hat, was Ihnen vorgeworfen wird und wurde, etwas ist, was alle anderen auch machen, ein ganz normaler Geschäftsvorgang.
    Warum aber haben Sie dann Ihren Rücktritt als Kassier der ÖVP erklärt?
    Ich bin Chef einer großen Bank und habe eine ziemliche Arbeitsüberlastung aus diesem meinem Hauptberuf.
    Gott sei Dank hat sich mein Haus derart günstig in letzter Zeit entwickelt, sodass meine Aufgaben im Rahmen des Hauses nicht gerade kleiner geworden sind.
    Ich habe mich daher schon sehr lang mit dem Gedanken getragen,
    meine Funktion als Finanzreferent zurückzulegen.
    Ich habe das auch schon lange lange vorher dem Herrn Bundesparteiobmann mitgeteilt.
    Es ist klar, dass man dazu ein Ereignis wie einen Bundesparteitag braucht, wo eben ein Nachfolger gewählt werden kann.
    Mit den aktuellen Ereignissen hat das also überhaupt nichts zu tun.
    Das also waren einige Klarstellungen durch den Generaldirektor der Genossenschaftlichen Zentralbank Helmut Klaus und wir werfen nun einen Blick in die österreichischen Zeitungen.
    Drei Themen beherrschen heute die Kommentare und Leitartikel der österreichischen Zeitungen.
    Die gestrige Fernsehdiskussion zwischen Bundeskanzler Kreisky und ÖVP-Bundesobmann Taus, soweit die Blätter noch umstellen konnten, die gestrigen Ankündigungen der ÖVP-Führung zum bevorstehenden Bundesparteitag der Volkspartei in Linz und die Diskussion um die Einführung der Fünf-Tage-Woche in den Volksschulen.
    In der Kronen-Zeitung nimmt Peter Gnahm auf die Eröffnungsangriffe des ÖVP-Chefs in der gestrigen Diskussion Bezug, wenn er meint.
    Die Treffer saßen allesamt und Kreisky hatte Mühe, sich seiner Haut zu wehren.
    Doch wie schon so oft packte der Altmeister auch diesmal die Dinge richtig an.
    Dass der ÖVP-Chef nicht unterging, sondern am Ende noch einen vortrefflichen Abgang hatte, verdankt er noch Verteidigungsminister Lütgendorf.
    Da musste sich der Kanzler in die bekannten Ausräten flüchten und ließ die Feststellung, die ganze Armee sei derzeit verunsichert, überhaupt unbeantwortet.
    Wie schon aus der Schlagzeile ersichtlich, zieht Walter Kunz im sozialistischen oberösterreichischen Tagblatt ein ganz anderes Resümee aus der gestrigen Diskussion.
    Der Titel lautet, Taus bleibt ein Jausengegner.
    Unwillkürlich musste ich an die Methode denken, mit der man versucht, Anfängern das Tennisspielen beizubringen.
    Sie stehen vor einer Wand und versuchen, Bälle zu retournieren, die sie selbst, mehr schlecht als recht, gegen diese Wand geschlagen haben.
    Genauso erging es Taus.
    ÖGB, Steuern, Kernkraft, Pensionen, Schule, Wirtschaft etc.
    Alle Bälle kamen von der Wand, sprich Kreisky, postwendend zurück.
    Da sie so ungeschickt abgespielt waren, nützten die groteskesten Verrenkungen nichts.
    Taus stand einfach daneben.
    Nach diesen Pressestimmen zur gestrigen Fernsehdiskussion einige Meinungen zu der gestrigen Pressekonferenz von ÖVP-Generalsekretär Lanner und Bundesgeschäftsführer Bergmann.
    Sie kündigten den in der nächsten Woche offiziell beginnenden Parteitag in Linz als Start für eine alternative Phase der Volkspartei an.
    In der sozialistischen Arbeiterzeitung zitiert Günther Traxler, ÖVP-Generalsekretär Lanner.
    Die Erwartungslage für Linz ist von einigen übersteuert worden, musste Lanner Dienstag einräumen.
    So ist's.
    Mit den Alternativen, vor denen die ÖVP heute steht, ohne welche zu haben, wird sie die Regierung kaum glaubwürdig kritisieren können.
    Man kann nur hoffen, dass sie nicht versucht, das hinter Schimpfkanonaden und politischen Sudeleien zu verbergen.
    Ähnliche Auffassung ist Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten.
    In den Alternativplänen wird nicht viel drinnen stehen, was die Partei einem Wahlerfolg 1979 näher bringen könnte.
    Dazu hat die ÖVP nach wie vor die Mithilfe der SPÖ und ihrer Pannen nötig.
    Aber auch das klappt, wie man sieht, nicht ganz.
    Dennoch immer gilt ein Bourbon von Bundeskanzler Kreisky, der vor einigen Jahren gesagt hatte, dass die SPÖ sich immer auf die ÖVP verlassen könnte.
    Das heißt, wann immer die SPÖ stolpert, fällt die ÖVP auf die Nase.
    Abschließend noch einige Meinungen zu der von Unterrichtsminister Sinovac für September 1978 angekündigten möglichen Einführung der Fünf-Tage-Woche an den Volksschulen.
    Für die Bedenken, die der ehemalige Unterrichtsminister und derzeitige Wiener Bürgermeister Leopold Graz dagegen geäußert hat, spricht ihm heute im Kurier Alfred Peierleitner in der Überschrift ein Bravo für den Leopold aus.
    Wahrscheinlich muss man ein ehemaliger Unterrichtsminister sein, um solch unpopuläre Einsichten zu vertreten.
    Vor dem Stimmenterror der wechselwählenden Zweitwohnungsbesitzer haben nämlich inzwischen alle drei Parteien kapituliert.
    Und da es kein Thema gibt, an dem ein großer Kanzler vorübergeht, gab der Oberlehrer Bruno Kreisky gleich seinen Senf dazu.
    Er glaube, dass die Kinder viel zu viel lernen müssten.
    Deshalb wäre auch er für die Fünf-Tage-Schulwoche.
    Das ist ungefähr so logisch wie die Behauptung, dass sich Überfütterung durch schnelleres Essen bekämpfen lasse.
    Stellvertretend auch für andere Zeitungen wie Wochenpresse und Furche, die ähnliche Meinungen vertreten, sei hier die Presse zitiert.
    Den Kommentar hat Anneliese Rohrer verfasst.
    Wenn man sich dann ansieht, dass das Ausmaß der Ferien in Österreich im internationalen Vergleich schon sehr groß ist und mit einem freien Samstag nur noch 190 Schultage im Jahr zur Verfügung stehen würden, dann merkt man mit einem Schlag, eine Reduzierung der Schulzeit allein muss unverantwortliche negative Konsequenzen auf das Bildungsniveau haben.
    Das unsere heutige Presseübersicht Wilfried Seifert hat für Sie die Kommentare gelesen.
    Es ist jetzt fünf Minuten nach Viertel Eins.
    Die Probleme älterer Menschen rücken mehr und mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.
    In zunehmendem Maße interessieren sich deshalb auch die politischen Parteien für die Anliegen der älteren Menschen.
    In der ÖVP versucht seit einiger Zeit der frühere Vizekanzler Wittheim als Obmann des parteieigenen Seniorenbundes auf die Anliegen alter Menschen aufmerksam zu machen.
    Heute Vormittag nun legte Wissenschaftsminister Hertha Firnberg in einer Pressekonferenz in ihrem Ministerium eine Publikation vor mit dem Titel die gesellschaftliche Reintegration älterer Menschen in Österreich.
    Hören Sie dazu näheres in einem Direktbericht von Hans Langsteiner.
    Die 1,7 Millionen Rentner und Pensionisten Österreichs sind geistig und körperlich rüstiger und aktiver, als man gemeinhin annimmt.
    Dies etwa ist die Quintessenz der heute vorgelegten Studie über die gesellschaftliche Situation alter Menschen.
    Mitbeteiligt an dieser Studie waren übrigens im Auftrag des Wissenschaftsministeriums das Meinungsforschungsinstitut IFES, das Soziologieinstitut der Wiener Universität und der Steirische AkademikerInnenverband.
    Und wie sehen nun die Ergebnisse im Einzelnen aus?
    Zunächst, in Österreich scheiden die Menschen früher aus dem Erwerbsleben aus als im Ausland.
    Während etwa in Deutschland noch 34 Prozent der Männer zwischen 65 und 70 berufstätig sind, arbeiten hier nur noch 13 Prozent ihrer Altersgenossen.
    Besonders Angestellte und Beamte mit Matura und Hochschulbildung sind damit aber nicht einverstanden und würden, zu 17 Prozent, lieber länger arbeiten.
    Generell äußerten sich aber 40 Prozent der Befragten über die geltenden Pensionsgrenzen sehr und weitere 49 Prozent einigermaßen zufrieden.
    Ressortchefin Hertha Firnberg
    wird am häufigsten bei Beamten geäußert.
    Das ist eindeutig.
    Der Beamte wünscht seinen Schreibtisch nicht in der Regel, aber doch am häufigsten nicht zu verlassen.
    Zum Zweiten ist die Schwierigkeit darin, und das habe ich versucht einleitend auch auszudrücken, dass es der älteren Generation, die jetzt ältere Generation ist, zu einem Großteil nicht möglich war,
    sozusagen eine außerberufliche Persönlichkeit zu entwickeln.
    Sie waren konzentriert auf den Beruf.
    Das ganze Leben war hinorientiert auf die berufliche Tätigkeit und daher ist der Übergang in die Pension schwierig.
    Es wird also zweifellos Aufgabe sein, auch aus anderen Gründen, nicht nur deshalb, weil Altwerden gelernt sein muss, auch aus anderen Gründen, doch diese anderen Seiten der menschlichen Persönlichkeit auch zu entwickeln, nicht nur leistungsgerichtet auf den beruflichen, sondern eben auch auf den
    die Beziehung zur Kunst, die Beziehung zu den anderen Werten des Lebens.
    Darunter konkret zu verstehen ist, erläutert Führenberg an einem Beispiel aus der Kulturpolitik.
    Es ist notwendig, jetzt im Alter noch das Nützen des kulturellen Anbots zu erlernen und es kann erlernt werden.
    Auch das zeigt sich in der Studie.
    Unsere ältere Generation hat zum Beispiel das Reisen erlernt, etwas was sie in ihrer Jugend nicht erlernen konnten.
    Sie hat das Fernsehen erlernt.
    Die ältere Generation zählt ja zu den treuesten Fernsehern.
    Sie werden also auch das Kulturanbot erlernen müssen.
    Das ist eine schwierige Aufgabe, aber eine Aufgabe für uns alle.
    So sei es etwa eine Aufgabe des Fernsehens, nicht nur durch Seniorensendungen Nostalgie zu wecken, sondern ältere Zuseher mehr als jetzt an die Gegenwart heranzuführen, ergänzte Firnberg.
    Doch zurück zur Studie selbst.
    Ein weiteres Ergebnis.
    Ältere Arbeitnehmer sind zuverlässiger, als es ihrem Klischee entspricht.
    In Krankheitsfällen fehlen sie seltener, dann aber dafür länger als ihre jüngeren Kollegen.
    Und ältere Arbeitnehmer reagieren in gefährlichen Situationen zwar langsamer, jüngere sind aber dafür unvorsichtiger.
    Aus diesem Gesamtbild des aktiven Alters resultieren denn auch die Anregungen, die die Studie gibt.
    Der Ausbau infrastruktureller Einrichtungen wie Telefon- und Massenverkehrsmittel zur Erleichterung der Sozialkontakte älterer Menschen, der Vorrang von Heimhilfeeinrichtungen vor Altersheimen und die Milderung der ökonomischen Verschlechterung durch die Pensionierung.
    Generell gilt jedoch, was das Wissenschaftsministerium auch als Titel für eine gratis an Pensionistenvereine verteilte Kurzfassung der heute vorgestellten Studie gewählt hat.
    Alt werden will gelernt sein.
    Soviel zu aktuellen Problemen älterer Menschen, Sozialkontakte, Kulturkontakte.
    Es ist vier Minuten vor halb eins.
    Das war's.
    In Madrid beginnt heute Nachmittag ein Gipfeltreffen der Führer der kommunistischen Parteien Spaniens, Italiens und Frankreichs, Carillo, Berlinguer und Marché.
    In einer ersten Erklärung haben die drei Parteichefs die Eigenständigkeit der europäischen kommunistischen Parteien betont.
    Morgen, zum Abschluss ihrer Gespräche, wollen sie ein Kommuniqué unterzeichnen, in dem die Signatarstaaten der Schlussakte der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki aufgefordert werden, die darin enthaltenen Bestimmungen zu respektieren.
    Eine schöne Absichtserklärung also, mit dem klassischen Widerspruch zwischen Theorie und Praxis.
    Wir haben nun unseren Mitarbeiter in Madrid, Robert Gerhard, ersucht und seinen Bericht über die Stimmung in Madrid und den Empfang für die KP-Führer zu überspielen.
    Hier ist er, der Bericht.
    Keine Polizei, keine Mädchen mit Blumen und auch keine Arbeiterdelegationen.
    Der Empfang heute Morgen um 10 Uhr auf dem Madrider Flughafen Barajas für Georges Marché, den Führer der französischen Kommunisten, war schlicht und einfach.
    Er kam aus Paris mit einer normalen Linienmaschine und hatte nicht das Privileg, in der Ehrenhalle für besonders wichtige Gäste begrüßt werden zu können.
    Sein spanischer Freund, Genosse und Gastgeber bei diesem Treffen mit den französischen und italienischen Euro-Kommunisten Santiago Carillo musste Marche am normalen Ausgang für Passagiere erwarten.
    Klein war der Kreis der Mitglieder des Madrider Exekutivkomitees der Partei,
    größer die Zahl der Reporter und Pressefotografen, die wie wild den Gast aus Paris mit ihren Kameras und Mikrofonen umlagerten.
    Den von der spanischen kommunistischen Partei PCI gestellten Leibwächtern gelang es kaum, die beiden Generalsekretäre und ihre Begleitung in die wartenden Wagen zu dirigieren.
    Bevor dann schließlich Marché und Carillo in den vom rumänischen Genossenparteiführer gestifteten, gepanzerten Kadiak Baujahr 48 steigen konnten, der erst heute Morgen von Bukarest nach langer Kreuzfahrt durch Europa in Madrid eintraf, gab Marché eine kurze Erklärung.
    Er ist heute und morgen in Madrid aus Solidarität mit der kommunistischen Partei Spaniens, die Jahrzehnte gegen den Franco-Faschismus gekämpft habe.
    Voller Emotionen könne er jetzt Carillo begrüßen und dessen Partei, die so viele Opfer brachte.
    Ich bin sicher, so Marché, dass unser Treffen ein großer Erfolg für Spanien und für unsere drei Parteien wird.
    Und mit Blick auf den tiefblauen Himmel über Madrid meinte Marché noch, dass dieses ein gutes Signal sei für günstige Ergebnisse.
    Mit Atutaleur bisgleich verabschiedete sich dann der französische Gast
    und bestieg den noch von der langen Reise staubbedeckten Kadiak von Ceausescu.
    Neben ihm zwei starke Männer der Leibwache mit roten PC-Abzeichen am Rockaufschlag.
    In wenigen Minuten, wenn der Führer der italienischen Kommunistin Berlinguer aus Rom in Madrid eintrifft, wird sich dieses Zeremoniell noch einmal wiederholen.
    Repräsentanten der italienischen Botschaft werden aber ebenfalls nicht zur Begrüßung erscheinen.
    Die Arbeitssitzungen beginnen dann heute Nachmittag nach einem gemeinsamen Essen.
    Noch unbestimmt bleibt, ob die spanische Regierung heute Abend einen vorgesehenen Cocktail-Empfang erlauben wird.
    Ebenso ist nicht sicher, ob eine Pressekonferenz für die rund 500 Journalisten gegeben werden kann, die das sogenannte Gipfeltreffen der Eurokommunisten in Madrid beobachten und beschreiben.
    Während also in einem Madrid-Hotel die drei westlichen KP-Führer zusammensitzen werden, treffen in Sofia die für Ideologie verantwortlichen Sekretäre der kommunistischen Parteien Osteuropas zusammen, dazu auch noch die Vertreter der Kubaner und der Mongolen.
    Sie tagen unter der Ägide des sowjetischen ZK-Sekretärs Ponomareff.
    Was die beiden Kommunisten treffen, die in Madrid und Sofia gemeinsam haben, und was sie trennt, analysiert jetzt Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    Im vorigen Sommer tagten sie noch zusammen.
    Auf der Ostberliner Konferenz der Kommunistischen Parteien Europas wurde ein Kompromissdokument veröffentlicht, das sowohl von den Moskau-Treuen wie von den sogenannten Euro-Kommunistischen Parteien akzeptiert worden war.
    Ein Jahr später scheint das Schisma nähergerückt zu sein.
    Schon die Wahl der jeweiligen Tagungsorte hat symbolischen Charakter.
    Carillo, Berlinguer und Marché treffen sich in Madrid und sind Gäste der spanischen Kommunisten, die öffentlich erklärt haben, die Ostblock-Regimes hätten keinen sozialistischen Charakter.
    Umgekehrt kommen die Sekretäre der Ostparteien in Sofia zusammen, der Hauptstadt der treuesten der Treuen unter den Verbündeten der Sowjetunion.
    Bulgariens Parteichef Shivkov ist in der Verurteilung des Eurokommunismus bisher am weitesten gegangen.
    Für ihn ist der Eurokommunismus nur eine andere Form des Antisowjetismus.
    Bei beiden Treffen, die wohl auch nicht zufällig gleichzeitig stattfinden, wird man mit Sicherheit über die Themen reden, die derzeit östliche und westliche Kommunisten in steigendem Maße auseinander treiben.
    Der eigene Weg der Eurokommunisten und die Dissidentenbewegung in Osteuropa.
    Sowohl in Madrid wie in Sofia wird man sich dabei auf Kompromisse einigen müssen, denn in beiden Lagern gibt es interne Nuancen.
    So ist bei den drei befreundeten lateinischen Parteien zweifellos der Spanier Carillo der Mann, der sich am weitesten vom sowjetischen System entfernt hat, während der Franzose Marché bei aller Betonung von Unabhängigkeit und Pluralismus keinen formellen Bruch mit den sowjetischen Genossen haben will.
    Enrico Berlinguer steht in der Mitte.
    Im Osten wiederum haben die Bulgaren, die Tschechen und die Ostdeutschen in der Kampagne gegen die Dissidenten am stärksten auf die Pauke gehauen, während die Polen, die Ungarn und die Rumänen damit ganz offenkundig keine Freude haben.
    Aber in Sofia sind Vasil Bilak aus Prag und Hermann Axen aus Ostberlin mit dabei,
    Zwei alte Stalinisten, die sicher auf einen möglichst harten Kurs drängen werden, auf möglichst klare, treue Bekenntnisse zur Sowjetunion und möglichst eindeutige Verurteilungen aller Spaltungsversuche.
    Der gemeinsame Nenner in Sofia wird ohne Zweifel die Entspannung sein.
    Die Bürgerrechtsbewegung ist ja aus sowjetischer Sicht gegen die Entspannung gerichtet.
    Was die drei westlichen Parteiführer in Madrid am Schluss als gemeinsames Communiqué herausgeben werden, haben die internationalen Sekretäre in sorgfältigen Vorbereitungsgesprächen schon miteinander abgeklärt.
    Eine Solidaritätserklärung für die spanischen Kommunisten, die ja immer noch illegal sind,
    ein gemeinsames Bekenntnis zu Demokratie, Pluralismus und Sozialismus in Freiheit und schließlich ein Bekenntnis zur Schlussakte von Helsinki mit besonderer Betonung der Passagen über die Menschenrechte.
    Die Distanzierung von Moskau und die Ermutigung der Bürgerrechtler im Osten dürfte also eher indirekt ausgesprochen werden.
    Ein offizielles Auseinanderfallen dessen, was von der kommunistischen Weltbewegung noch übrig ist, wird man in diesen Tagen vermutlich vergeblich erwarten.
    Santiago Carillo hat das diplomatisch begründet.
    Die Madrid-Versammlung will aus Gründen der Nicht-Einmischung keine Kritik an den Verhältnissen in Spanien üben, daher wird es auch keine direkte Kritik an Osteuropa geben.
    Aber, so meinte er, der Geist der Erklärungen werde unmissverständlich sein.
    Man kann also mit Spannung darauf warten, was morgen aus Madrid ebenso wie aus Sofia bekannt werden wird.
    Soweit also diese Analyse von Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    In der ersten reinen Wirtschaftsdebatte dieser Legislaturperiode wird das Bonner Parlament morgen das Budget 77 in erster Lesung beraten.
    Bereits am heutigen Tag bringt Bundesfinanzminister Apel den Haushaltsplan im Bundestag ein.
    Der Haushalt hat ein Volumen von rund 170 Milliarden Mark.
    Die Neuverschuldung ist mit rund 22 Milliarden angesetzt.
    Größe und Finanzierung des Etats passen nach Ansicht der Bonner Regierung genau in die Konjunkturlage dieses Jahres.
    Die Opposition meint dagegen, die wirtschaftspolitischen Ziele der Bundesregierung seien schon durch die ersten Lohnrunden dieses Jahres überholt.
    Klaus Emmerich meldet sich dazu aus Bonn.
    Preisstabilität soll fortschreiten und wirtschaftlicher Aufschwung weitergehen.
    Das sind die Oberbegriffe für das Bonner Budget 1977, wie sie von Bundesfinanzminister Hans Appel heute Mittag in einer Budgetrede vor dem Deutschen Bundestag umrissen wurde.
    Anlass war die Vorlage des Entwurfes des Bundeshaushaltes für 1977.
    Er umfasst mit 172 Milliarden Mark 6,2 Prozent mehr als Einnahmen und Ausgaben des Bonner Haushaltes im letzten Jahr.
    Apel hat aus den Schwierigkeiten im Zeichen anhaltender Arbeitslosigkeit in Westdeutschland mehr als eine Million und kaum stärker auszuweitender Staatsverschuldungen kein Hehl gemacht, weder national noch international.
    Mehrfach hat der Bonner Finanzminister das internationale Verhalten der sozialliberalen Regierung in Bonn verteidigt, vor allem gegenüber München,
    Westdeutschland solle seine Staatsausgaben schneller und stärker jetzt ausweiten und damit mehr gegen die Arbeitslosigkeit in Westdeutschland selber und durch Aufträge international auch in anderen Industrieländern unternehmen.
    Nun muss ich in diesem Zusammenhang auch, meine Damen und Herren, angesichts einer weltweit beginnenden Debatte darauf aufmerksam machen, dass die Bundesregierung nicht erst jetzt
    mit dem Programm über Zukunftsinvestitionen einen Beitrag zur Sicherung der Beschäftigung in unserem Lande und in der Welt leistet.
    Wir haben bereits in einem Zeitpunkt, in dem in anderen Ländern der westlichen Welt noch restriktive Haushaltspolitik betrieben wurde, Konjunkturpolitik über die öffentlichen Haushalte gemacht.
    Der Bonner Finanzminister erinnerte in seiner Budget-Rede weiter daran, dass jeder fünfte westdeutsche Arbeitsplatz am Export hängt und dass es sich international darum handeln müsse, ein gleichförmiges Verhalten in der Wirtschafts- und Währungspolitik zu erreichen, um gemeinsam einen Aufschwung ohne starke Inflation zustande zu bringen.
    Hans Appel warnte sich auch gegen eine weitere Aufwertung der D-Mark zur Belebung der Konjunktur und spielte damit auch auf den österreichischen Schilling an, der durch die enge Währungszusammenarbeit zwischen Wien und Bonn von den Verhaltensweisen am Rhein betroffen ist.
    Bundesfinanzminister Appel begründete die Ablehnung einer Aufwertung dieser starken Währungen so.
    Das kann aber auch, meine Damen und Herren, eine forcierte D-Mark Aufwertung eigentlich nicht im Interesse unserer Partner sein.
    Auch wenn wir neuerdings immer wieder Ratschläge hören, die starken Währungen möchten doch im Interesse einer Ankurbelung der Weltkonjunktur aufgewertet werden.
    Denn das haben wir doch wohl zwischenzeitlich gelernt, dass Aufwertungen, und das bedeutet ja wohl für andere Währungen in einem flottierenden System ihre Abwertung, kein Mittel der Konjunkturpolitik sind.
    sondern nur Inflationsgefahren bei sich abwertenden Währungen verstärken.
    Als Philosophie der Bonner Wirtschafts- und Finanzpolitik nannte Apel ein Gefühl sozialer Geborgenheit.
    Die Investitionsprogramme des Bundes bezeichnete er als ausreichend, vor allem wenn die westdeutschen Länder und Gemeinden mitziehen.
    Die Bedingungen, das Defizit des Staatshaushaltes abzubauen, nannte Apel schwierig.
    Es muss aber möglich sein, die Konjunktur zu stabilisieren und gleichzeitig den freien Welthandel aufrechtzuerhalten.
    Aufgefallen ist in Bonn, dass der westdeutsche Finanzminister weitere Finanzhilfen an schwache Länder von deren konjunkturpolitischen Wohlverhalten im Sinne stabiler wirtschaftlicher und sozialer Verhältnisse abhängig macht.
    Apel erinnert daran, dass nach seiner Meinung die Bundesrepublik schon bisher eine führende Rolle bei der Stabilisierung der internationalen Verhältnisse spielt.
    Etwa bei der Hilfe an schwache Länder, die ihre erhöhten Ölrechnungen nicht mehr bezahlen können, oder an bedrängte Industrieländer wie Großbritannien, beides über den Internationalen Währungsfonds.
    Apel erinnert er auch an die Bonner Finanzleistungen innerhalb der europäischen Gemeinschaften und bilaterale Zahlungen.
    Es bedürfe nicht nur nationaler, sondern auch internationaler Anstrengungen, um die vorausgesagten Wachstumsraten heuer auch wirklich zu erreichen.
    Fast die Hälfte seiner Budget-Rede widmete Apel den internationalen Verpflichtungen und Verflechtungen Westdeutschlands.
    Als finanzpolitische Ziele nannte er eine Erweiterung des sogenannten sozialen Netzes, vor allem im Bildungsbereich, eine Steigerung der investiven Ausgaben, eine präzisere Planung der Zukunftsinvestitionen und
    einen Abbau der Staatsverschuldung.
    Klaus Emmerich berichtete aus Bonn.
    In diesem Jahr wird der italienische Fiskus Reiche nicht nur höher besteuern, sondern auch mit neuartigen Methoden an der Steuerhinterziehung zu hindern versuchen.
    Dass vermögende und wohlhabende Italiener den Fiskus jährlich umgerechnet 100 Milliarden Schilling vorenthalten, empfinden Arbeiter und Angestellte, denen die Steuer sofort vom Lohn abgezogen wird, als eklatante Ungerechtigkeit.
    Es ist dies auch ein Hauptgrund, warum die Gewerkschaften ein Einfrieren der Löhne verweigern.
    Über Einzelheiten der Maßnahmen gegen Steuerhinterzieher in Italien berichtet Rolf Gallus aus Rom.
    Nicht nur moralische Gründe, vielmehr auch die auf den finanziellen Kollaps zu steuernde Wirtschafts- und Geldsituation veranlasste die Andreotti-Regierung
    ein neues, verschärftes Steuerermittlungsgesetz in Kraft zu setzen.
    Sein Grundinstrument ist die elektronische Stichprobenerhebung mittels Computer.
    Sowohl mit der typischen Auswahl als auch mit dem Quotenauswahlverfahren werden künftig gewisse Berufsgruppen und Personenkreise auf ihre Steuermoral durchleuchtet.
    Es handelt sich vor allem um solche Abgabenpflichtige, die sich durch allerlei Tricks und geschickte Ausnutzung von Gesetzeslücken enorme Steuervorteile verschaffen, daher als notorische Defraudanten gelten.
    Bei den Auswahlkontrollen ist der Gesetzgeber hauptsächlich von den Statussymbolen als den sichtbarsten Indizien luxuriöser Lebenshaltung ausgegangen.
    So ist die Finanzpolizei ermächtigt, in der ersten soeben angelaufenen Ermittlungsaktion die Besitzer von Yachten, Segelbooten, Privatflugzeugen und Supersportautos aufs Korn zu nehmen.
    Sodann kommen die selbstständigen Gewerbetreibenden
    sowie die In- und Teilhaber gemischter betriebswirtschaftlicher Gesellschaften unter die Lupe.
    Von Juni an wird die Stichprobenerhebung auf selbstständige Erwerbstätige und Beschäftigte in leitenden Stellungen ausgedehnt.
    Ebenfalls regelmäßig ab Sommer sollen die freien Berufe überprüft werden.
    Die Barone der Steuerflucht, wie man sie erbittert im Volksmund nennt, nämlich Ärzte, Anwälte, Prokuristen, Financiers, Börsenmakler, Handelsvertreter oder Architekten von Ruf.
    Auch hier werden Statuskennzeichen und andere Merkmale von Reichtum maßgebend sein.
    Gleichzeitig mit Beginn der neuen und schonungsloseren Steuerfahndung ist die Finanzpolizei mobilisiert worden, damit außerdem die Jagd auf die Verantwortlichen der Hinterziehung von Mehrwertsteuer und Mineralölsteuer intensiviert wird.
    Das Ausmaß dieser Steuerausweichungen sei nachgerade gigantisch, ihre Größenordnung unermesslich, stand jüngst in einem Bericht der Finanzpolizei geschrieben.
    Zum Betrug in der Abgabe der Mehrwertsteuer verleitet die mangelhafte Aufsicht, das heißt die nicht auf dem Stand der Erfordernisse liegende Kontrolltechnik, wodurch die Hinterziehung von Mehrwertsteuer zum Kinderspiel wird.
    Einen erheblichen Teil der Mineralölsteuer dagegen behalten die einschlägigen Unternehmen, indem sie ihre Produktionsanlagen mit getarnten technischen Vorrichtungen versehen,
    wo mit hohen Mengen von Ölerzeugnissen steuermäßig manipuliert werden, schätzungsweise in Höhe von fast 203 Millionen Schilling jährlich.
    Der Kampf gegen die Betrüger des Fiskus ist in der Tat größtenteils auf die unzulängliche Aufsicht zurückzuführen.
    Wie gleichfalls dem Bericht der Finanzpolizei zu entnehmen ist,
    bräuchte die Behörde an die 60 Jahre, um sämtliche italienischen Firmen und Unternehmungen zur Ersicherung der Steuerabgabe zu kontrollieren.
    So weit also der Bericht von Rolf Gallus aus Rom.
    Es ist in einer Minute dreiviertel eins.
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Die Masurka von Chopin wieder in einer Interpretation von Marek und Vacek haben uns direkt zu den Kulturberichten geführt.
    Seit mehreren Jahren wird an jedem ersten Mittwoch im März der sogenannte Tag der Lyrik begangen.
    Auch heuer wieder nehmen eine Reihe von Schriftstellerorganisationen diesen Tag zum Anlass, um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf das Stiefkind unserer Literaturlandschaft, auf das Gedicht zu lenken.
    Hören Sie einen Beitrag, den Konrad Zobel gestaltet hat.
    Wer hat nicht in jugendlichen Jahren seine Gefühle in Verse gegossen?
    Mit zunehmendem Alter werden die lyrischen Stimmungen dann seltener, auch die Lektüre von Gedichten verkümmert.
    Hat man sich an die alltägliche Verwaltung und Funktionalisierung von Sprache und Bewusstsein gewöhnt, erscheint es sogar wieder plausibel, der Werbung eines verordneten Tags der Lyrik nachzugeben und wieder einmal ein Gedicht lesen oder hören zu wollen.
    Ob die Wirkung des Tags der Lyrik über diese Nostalgie- oder Alibireaktion hinausgeht, wird davon abhängen, ob man dabei Gedichten begegnet, die wirklich gefallen oder interessieren.
    Um diese lyrische Begegnung zu erleichtern, haben sich verschiedene literarische Organisationen einiges einfallen lassen.
    Zum Beispiel der Österreichische Pen Club in Wien lädt heute zu einer Veranstaltung, bei der Burgschauspieler Gedichte von Christine Buster, Johann Gunath, Rudolf Henz, Ernst Schönwiese und anderen lesen.
    Dazu noch ein Hinweis vom Generalsekretär des österreichischen PEN, Dr. Franz Richter.
    Der Burgschauspieler Peter Schratt wird ein Gedicht von Hermann Jandl rezitieren, das in dem neu erschienen Lexikon der österreichischen Literatur als eines der bedeutendsten deutschsprachigen Gedichte dieses Jahrhunderts apostrophiert worden ist.
    Dass dieses Werk nicht unter dem Namen seines Autors aufscheint, sondern unter dem Namen von dessen Bruder, Ernst Jandl, subsumiert wird, hat viel Staub aufgewirbelt.
    Daran sind nicht nur verschiedene Gruppeninteressen schuld, sondern auch ein gewisser Mangel an Kenntnissen, den zu beheben sich der Pen zum Ziel gesetzt hat.
    Die Österreichische Gesellschaft für Literatur in Wien veranstaltet heute eine Lesung mit Gedichten zweier rumänischer Autoren, Nikita Stanescu und Marin Sorescu.
    Der Leiter der Literaturgesellschaft, Dr. Wolfgang Kraus, ist der eigentliche Erfinder des Tags der Lyrik.
    Auf die Frage, warum einen Tag der Lyrik für wichtiger halte, als etwa einen Tag der Poser, erklärte Dr. Kraus,
    Aus dem ganz einfachen Grund, weil Sie zwar beobachten können, dass es Bestseller-Romane gibt und auch Bestseller-Theaterstücke, aber keine Bestseller-Gedichte.
    Ich glaube, seit Weinheber, und das ist schon sehr, sehr lange her und war in einer ganz anderen Zeit, gibt es eigentlich keinen Gedichtband, der wirklich populär geworden ist.
    Die neuere Lyrik ist ja doch sehr, sehr wenig verkauft und
    auch verhältnismäßig wenig diskutiert, wenn man jetzt von eben wenigen Fachleuten oder Studenten absieht.
    Und gerade dieser Takt der Lyrik sollte dazu beitragen.
    Darum haben wir diesen Takt der Lyrik und keinen Takt des Romans.
    Ganz unpopulär ist zeitgenössische Lyrik freilich auch wieder nicht.
    Von den Vietnam-Gedichtbänden Erich Fritz wurden weit über 10.000 Stücke gedruckt, Ernst Jandls Band konkreter Poesie Laut und Luise wurde sogar in die taschenfreundliche Reklam-Universalbibliothek übernommen und HC Artmanns 1975 erschienener Gedichtband Aus meiner Brutalisier-Trommel wird nach wie vor gut verkauft.
    Verschenkt werden wie jedes Jahr 40.000 Flugblätter mit 16 Gedichten, die der Niederösterreichische Literaturkreis das Podium in Druck gegeben hat.
    Empfänger sind vor allem Schüler und am kommenden Samstag Passanten in der Wiener Innenstadt.
    Auch einen Lyrik-Wettbewerb in niederösterreichischen Schulen hat das Podium wieder veranstaltet.
    Dazu die Lyrikerin Doris Müringer
    Wir haben drei Preise ausgesetzt.
    Es hat sich dann ergeben, dass wir den zweiten Preis nicht teilen mussten, sondern doppelt vergeben mussten, weil zwei ganz gleichwertige, gute Sachen gekommen sind.
    Sodass wir also eigentlich vier Preisträger haben.
    Wir haben dann die Preisträger eingeladen, mit uns zu sprechen und diese Sendung kommt am 3.
    März in Österreich Regional von 18.20 bis 18.45 Uhr.
    Und nachdem jetzt so viel über Gedichte gesprochen wurde, nun abschließend wirklich ein Gedicht ohne Titel von Doris Müringer.
    Seltsam.
    Wir gehen so selbstverständlich über die Erde.
    Manchmal nur.
    dass wir erzittern.
    Soviel also zum heutigen Tag der Lyrik.
    Heute und morgen bringt das Theater in der Josefstadt zwei Premieren heraus.
    Im kleinen Theater, im Konzerthaus inszeniert Nikolaus Windis-Sperg in der Ausstattung von Inge Fiedler, Albert Camus' 1944 in Paris uraufgeführtes Stück »Das Missverständnis«.
    Das Schauspiel war vor einigen Jahren schon im Wiener Theater im Palais Erzherzog Karl zu sehen gewesen.
    Im Stammhaus der Josefstadt findet morgen die deutschsprachige Erstaufführung des Schauspiels »Ein Ehemann« von Italo Svevo statt.
    Dieses Werk des Triestiner Autors entstand 1903 und erlebte erst 1961 seine Uraufführung in der Heimatstadt des Schriftstellers.
    Walter Gellert berichtet.
    Ein absurder Zufall mag es sein, dass die Josefstadt jetzt zwei Stücke herausbringt, deren Autoren durch Autounfälle umgekommen sind.
    Albert Camus verunglückte im Jänner 1960.
    In der kleinen Josefstadt spielt man das Missverständnis von Camus, das eine Welt ohne Gott und Erlösung zeigt, in der Martha und ihre Mutter die reichen Gäste in ihrer Herberge töten, um in ein Land am Meer ziehen zu können.
    Als der Bruder nach langer Zeit reich nach Hause zurückkehrt, erkennen sie ihn nicht und töten ihn.
    Anhand dieser Geschichte, die schon in den Predigten Abrahamer Sankta Klaras zu finden ist und die Camus in der Erzählung der Fremde anklingen lässt, wird hier in pessimistischer Weise die Gewalt ad absurdum geführt.
    Martha und der Mutter bleibt nur der Weg in den Tod.
    Mein Leben hat lange genug gedauert.
    Ich habe viel länger gelebt als mein Sohn.
    Ich habe ihn nicht erkannt und ihn getötet.
    Jetzt kann ich zu ihm gehen, auf den Grund des Flusses.
    wo die Gräser bereits sein Gesicht bedeckten.
    Sie hörten Erna Korhell als Mutter in dem Stück Das Missverständnis von Albert Camus.
    Ein Ehemann zählt zu den 13 Theaterstücken, die der aus Altösterreich stammende Romancier Italo Svevo, der richtige Name des Triestiner Kaufmannssohnes lautete Ettore Schmitz, geschrieben hat und die lange Zeit im Schatten des Romanwerkes Svevos standen.
    Zu Lebzeiten des Schriftstellers wurde nur ein einziger Einakter aufgeführt.
    In den Romanen des Autors, eines Freundes von James Joyce, wird die gesellschaftliche Thematik durch eine psychologische verdrängt.
    Die aufs Innere gerichtete Betrachtungsweise wird durch einen Schuss Ironie gemildert.
    Svevo zeichnet die Helden seiner Werke mit autobiografischen Zügen aus.
    Als Grundmotiv zieht sich durch Romane und Stücke die Angst vor dem Leben.
    Die Angst, das Leben nicht so wie die anderen meistern zu können, wie es der Übersetzer von Svevos Romanen Piero Rismondo ausgedrückt hat.
    Im Schauspiel Ein Ehemann zeigt Svevo einen Rechtsanwalt, der seine untreue Frau getötet hat und vor Gericht freigesprochen wurde.
    Seine ehemalige Schwiegermutter konfrontiert ihn mit Briefen seiner jetzigen Frau, die deren Untreue beweisen sollen.
    Im Verlauf des Stückes erkennt Federico, dass es unmöglich ist, zwischen Wirklichkeit und Schein zu unterscheiden.
    Regie führt Peter Vogel, der im vergangenen Jahr Schnitzlers »Das Vermächtnis an der Josefstadt« inszeniert hat.
    Ein Stück, das er als »Soziogramm« bezeichnet.
    Ganz im Gegensatz zu Zwevos Stück.
    Dieses Stück ist für mich eigentlich ein Psychogramm.
    Wobei der Text eigentlich vollkommen sekundär ist.
    Um es genau zu sagen, müsste man eigentlich die Menschen erst wenden und sie sich von innen ansehen, sie dann wieder umstülpen und dann versteht man, warum sie was, wann, in welcher Situation sagen und wie sie sich
    in bestimmten Situationen zueinander oder besser gesagt in dem Fall gegeneinander verhalten.
    Für mich ist das Ganze ein ausgesprochener Psycho- oder Seelenterror im Eigenheim.
    In den Hauptrollen als Federico und dessen Frau Bice sind Eugen Stark und Marianne Nentwig zu sehen.
    Erinnerst du dich, Bice, was ich von deinen Augen sagte?
    als wir verlobt waren.
    Ja gut, was sagte ich?
    Du sagtest, sie sind so verleben, dass man darüber den Tod vergessen kann.
    Deshalb liebte ich sie und wie ich sie liebte.
    Für mich waren sie das Leben.
    Sie sollten den Tod aus meinem Leben tilgen.
    Und warum hast du sie dann nicht mehr geliebt?
    Man kann nicht töten und hinterher vergessen.
    Der Messerstich hat auch mir eine unheilbare Wunde zugefügt.
    Ich musste für diese Tat so viel Kraft aufbringen, dass ich mich noch jetzt nach so vielen Jahren zutiefst erschöpft fühle.
    Svevos Figuren erscheinen abgekapselt.
    Federico kann nicht aus der Einsamkeit, die ihn umgibt, heraus.
    Er bleibt letzten Endes unerlöst.
    Das Stück Ein Ehemann ist ein weiterer Versuch, dem dramatischen Werk Italo Svevos, auch im deutschen Sprachraum, gerecht zu werden.
    Und nach diesem Beitrag von Walter Gellert nochmals Kurzmeldungen.
    USA.
    Unter neuen Vorzeichen will Präsident Carter an eine von John F. Kennedy begründete Tradition anknüpfen, um den menschlichen Kontakt zwischen Amerika und den anderen Staaten auszuweiten.
    Kater will eine Freundschaftstruppe ins Leben rufen.
    Unter diesem Schlagwort läuft in den Vereinigten Staaten ein Austauschprogramm an, das nach den Vorstellungen des Präsidenten mit der Zeit eine größere Anzahl von Reisen amerikanischer Bürger in andere Länder und Besuche von Ausländern in den Vereinigten Staaten ermöglichen soll, ohne dass dafür Steuergelder aufgewendet werden.
    Österreich
    Wissenschaftsministerin Frau Firnberg präsentierte heute in Wien eine Studie über ältere Menschen.
    Daraus geht hervor, dass diese Personengruppe, etwa 1,7 Millionen, geistig und körperlich rüstiger ist, als allgemein angenommen wird.
    Die Studie kommt zu dem Schluss, dass in Österreich ältere Menschen früher aus dem Berufsleben ausscheiden als etwa in der Bundesrepublik Deutschland.
    Wie Frau Dr. Firnberg heute sagte, werde nun daran gegangen werden müssen, die ältere Generation besser auf die Zeit nach ihrer Pensionierung vorzubereiten.
    FPÖ-Obmann Peter erklärte heute zum Plan von Unterrichtsminister Sinovac, die Fünf-Tage-Woche in den Volksschulen einzuführen, die sich daraus ergebenden pädagogischen Forderungen und Aspekte seien in keiner Weise berücksichtigt worden.
    Der freiheitliche Parteiobmann bezeichnete in einer FPÖ-Aussendung die erste Novelle zum Schulunterrichtsgesetz als Torso.
    Rechnungshofpräsident Kandutsch hat in einem Brief an die Klubobmänner aller drei im Parlament vertretenen Parteien zur umstrittenen Frage der Verwendung der Gelder aus dem Konjunkturausgleichsbudget des Jahres 1975 Stellung genommen.
    Die Opposition hatte davon gesprochen, dass ein großer Teil der Mittel nicht zur Arbeitsplatzsicherung verwendet worden sei.
    Nach Angaben von SPÖ-Club Obmann-Fischer hat Präsident Kandutsch nun mitgeteilt, dass 98,8 Prozent des Konjunkturausgleichsbudgets widmungsgemäß verwendet werden.
    Die Regierung in Bern hat heute die Festnahme eines schweizerischen Staatsbürgers in Genf wegen Verdachts der Militärspionage für die Sowjetunion bekannt gegeben.
    In einer Regierungserklärung heißt es, der Mann habe als sogenannter Briefkasten für sowjetische Geheimagenten in Genf fungiert, die bereits vor der Festnahme des Schweizers das Land verlassen hätten.
    Berlin.
    Die Arbeitsgemeinschaft 30.
    August in West-Berlin wird am sogenannten Checkpoint Charlie, dem Übergang nach Ost-Berlin, ab morgen ein Selbstschussgerät ausstellen, wie es an der DDR-Staatsgrenze zur Bundesrepublik Deutschland eingesetzt wird.
    Die Arbeitsgemeinschaft, die das heute bekannt gab, veröffentlichte gleichzeitig den Inhalt eines Schreibens an die Fraktionsvorsitzenden der im Bundestag in Bonn vertretenen Parteien, damit diese geeignete Schritte bei der UNO-Vollversammlung und bei der im Sommer stattfindenden Helsinki-Nachfolgekonferenz gegen die Verwendung derartiger Anlagen unternehmen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Finanzminister Appel hat heute Vormittag dem Bundestag in Bonn den Staatshaushaltsplan für 1977 vorgelegt, der Ausgaben in Höhe von 171,8 Milliarden Mark vorsieht.
    Das sind um 6,2 Prozent mehr als im Budget 1976.
    In seinen Erläuterungen sagte Appel, die seit drei Jahren praktizierten Programme zur Konjunkturbelebung hätten eine Investitionsnachfrage von 30 Milliarden Mark ausgelöst und etwa 700.000 Arbeitsplätze gesichert.
    Spanien.
    In Madrid beginnt heute Nachmittag das angekündigte Treffen der sogenannten Eurokommunisten.
    Die Führer der kommunistischen Parteien Spaniens, Italiens und Frankreichs, Carillo, Berlinguer und Marché, haben bereits in einer Erklärung die Eigenständigkeit der europäischen kommunistischen Parteien betont.
    Bulgarien.
    In Sofia wurde am Vormittag eine Ideologiekonferenz der Ostblockstaaten eröffnet.
    Teilnehmer sind die ZK-Sekretäre für Fragen der Ideologie aller Oststaaten sowie Delegierte Kubas und der Mongolei.
    Diese Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, standen am Ende der aktuellen Berichterstattung des aktuellen Dienstes.
    Es ist in wenigen Sekunden 13 Uhr, 1 Uhr Mittag.
    Für das Team des Mittagsjournals verabschiedet sich Bruno Berger.
    Wir melden uns wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Generaldirektor Dr. Hellmuth Klauhs, Genossenschaftlichezentralbank, zu Devisengeschäften
    Interview: Helmuth Klaus
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Klauhs, Hellmuth [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von Ministerin Firnberg: Reintegration der alten Menschen in die Gesellschaft
    Einblendung: Ministerin Firnberg
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Firnberg, Hertha [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eurokommunisten in Madrid, Ostblocktreffen in Sofia
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Ort: Madrid [Veranstaltungsort] Sofia [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ostblock-KP Treffen in Sofia, Eurokommunistentagung in Madrid
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Ort: Madrid [Veranstaltungsort] Sofia [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD-Budgetrede von Finanzminister Hans Apel: Inflationsbekämpfung vor Arbeitsplatzsicherung
    Einblendung: Finanzminister Hans Apel
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung] , Apel, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Ort: Bonn, Bundestag [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktion verschiedener Schriftstellervereinigungen zum "Tag der Lyrik"
    Einblendung: Präsident des P.E.N.Club Dr. Franz Richter, Wolfgang Kraus, Doris Mühringer
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Kraus, Wolfgang [Interviewte/r] , Richter, Franz [Interviewte/r] , Mühringer, Doris [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    2 Premieren: "Das Mißverständnis" von Albert Camus und "Ein Ehemann" Italos Svevo
    Einblendung: Szene mit Erna Korhel, Interview Peter Vogel, Szene Eugen Stark und Marianne Nentwich
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Vogel, Peter [Interviewte/r] , Korhel, Erna [Interpret/in] , Stark, Eugen [Interpret/in] , Nentwich, Marianne [Interpret/in]
    Datum: 1977.03.02 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theater in der Josefstadt [Ort der Aufführung] Wien, Kleines Theater im Konzerthaus [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.03.02
    Spieldauer 00:59:54
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.03.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770302_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

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    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt