Mittagsjournal 1977.03.23

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    Mittagsjournal.
    Eine angenehme Mittagsstunde wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren.
    Im Namen von Redaktion und Technik vor wenigen Sekunden war es 12 Uhr, Redakteurin des heutigen Mittagsjournals Ilse Vögel.
    Kurz ein Überblick zu unseren Beiträgen.
    Was hören Sie aus Österreich?
    Heute und morgen Sitzung des Nationalrats im Mittelpunkt der Kulturberichte und die Debatte über die Telefonabhöraffäre.
    Österreichisches Ford-Institut gibt Wirtschaftsprognose 1977 bekannt.
    4,5 Prozent Wirtschaftswachstum für diesen Zeitraum wird vorausgesagt.
    Und Vöst-Generaldirektor Koller spricht über Situation der Stahlindustrie international gesehen.
    Nun zum Ausland, Bundesrepublik Deutschland, neue Telefonabhörskandale bekannt geworden.
    Alle Parteien verzichten aber auf weitere Untersuchung dieser Affären.
    Italien Generalstreik und Großdemonstrationen in Rom und Umgebung.
    Eineinhalb Millionen Arbeitnehmer protestieren gegen Lohnpolitik der Regierung.
    Vereinigte Staaten, amerikanische Delegation aus Vietnam zurückgekehrt.
    Es waren dies die ersten Kontakte zwischen Vietnam und Washington seit Ende des Krieges.
    Die Kulturredaktion berichtet über eine Ausstellung in der Wiener Albertina, informiert wird dort über die Arbeiten des Heidenforschers von Hoboken und ein weiterer Beitrag beschäftigt sich damit dem internationalen Filmfestival für Menschenrechte in Straßburg.
    Das also wäre ein erster Überblick über unser Programm bis 13 Uhr.
    Zunächst aber den ausführlicheren Überblick in den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst Henry Goldhahn und gesprochen werden die Meldungen von Wilfried Schirrlbauer.
    Österreich Das Plenum des Nationalrates hat heute um 10 Uhr mit einer Fragestunde die 15 Punkte umfassende Tagesordnung eingeleitet.
    Verkehrsminister Lanz teilte den Abgeordneten mit, die österreichischen Bundesbahnen würden heuer 29 Lokomotiven, vier Städtetriebwagen sowie rund 140 neue Waggons erhalten.
    Seit Eingang in die Tagesordnung berät das Plenum über den Kunstbericht für das Jahr 1975.
    Als vorletzter Punkt steht der Bericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses über die Problematik des Telefonabhörens zur Debatte.
    Die österreichische Wirtschaft wird nach Ansicht des Instituts für höhere Studien heuer um viereinhalb Prozent wachsen.
    Das Institut hat damit seine Prognose vom Vorjahr bestätigt und lediglich auf die Berechnung einer pessimistischen Variante verzichtet.
    Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte man zwei Möglichkeiten angenommen, von denen nun die bessere zutreffen dürfte.
    Der Leiter des Institutes, Gerhard Schwödiauer, begründet seinen Optimismus damit, dass nun auch die Unternehmer die Lage offensichtlich zuversichtlicher beurteilen und wieder mehr als bisher in ihre Betriebe investieren.
    Das Institut warnt allerdings vor einer Steigerung der Inflationsrate, vor weiteren Schwierigkeiten mit der Leistungsbilanz Österreichs und vor einem neuerlichen Wirtschaftsabschwung in zwei bis drei Jahren.
    Tschechoslowakei.
    Ein gruben Unglück in Karvina im Nordmeeren hat gestern Abend mindestens acht Menschenleben gefordert.
    23 Bergarbeiter werden noch vermisst.
    Ursache der Explosion dürfte eine Anhäufung von Methangas in einem Grubenschacht gewesen sein.
    Vor etwa drei Monaten sind in der Nähe von Karwina in Staricz 45 Bergarbeiter ums Leben gekommen.
    Italien.
    Die drei großen italienischen Gewerkschaften, die kommunistisch beeinflusste GGIL, die katholische GSIL und die sozialistisch-republikanische UIL haben für heute in Rom zum Generalstreik aufgerufen.
    Mit dem Ausstand wollen etwa 1,5
    Meine Damen und Herren, ich kann die Anzahl hier nicht feststellen, nicht lesen.
    Eine Anzahl, vermutlich eineinhalb Millionen Arbeitnehmer, wollen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft gegen die Jugendarbeitslosigkeit und für die Entwicklung Süditaliens erzwingen.
    In den anderen Landesteilen ist bereits am vergangenen Freitag für diese Ziele gestreikt worden.
    In Rom wurde der Ausstand mit Rücksicht auf die öffentliche Ordnung auf heute verschoben.
    Es ist dies die erste vom Innenministerium genehmigte Massenveranstaltung in der italienischen Hauptstadt nach den schweren Unruhen vom 12.
    März.
    Großbritannien.
    Die sozialistische Minderheitsregierung des Premierministers Callaghan muss sich heute im Unterhaus einem Misstrauensantrag der konservativen Opposition stellen.
    Nach einem Gespräch mit dem Führer der Liberalen, Stihl, zeigte sich Callaghan optimistisch.
    Die Unterstützung durch die 13 liberalen Abgeordneten könnte die Labour-Regierung vor einer Niederlage bewahren.
    Sollte die Abstimmung mit einer Niederlage Callaghans enden, ist mit vorzeitigen Neuwahlen zu rechnen.
    Volksrepublik Kongo.
    Der Erzbischof der Hauptstadt Brazzaville, Kardinal Emil Biajenda, ist in der Nacht auf heute entführt und anschließend ermordet worden.
    Nach offiziellen Angaben sind die Mörder des Kardinals Familienangehörige des am vergangenen Freitag getöteten Präsidenten Marion Gourabi.
    Der Erzbischof hatte unmittelbar vor dem Attentat auf dem Guabi eine Unterredung mit dem Präsidenten.
    Den Mord an dem Staatschef haben nach Darstellung des Regierenden Militärausschusses Anhänger des ehemaligen kongolesischen Präsidenten Alphonse Marceau-Dépas verübt.
    Indien
    Nach dem Rücktritt von Ministerpräsidentin Gandhi bereiten sich die siegreichen Oppositionsparteien auf die Übernahme der Regierung vor.
    Morgen soll ein neuer Ministerpräsident nominiert werden.
    Der Janata-Block, in dem mehrere Oppositionsparteien zusammengeschlossen sind, verfügt gemeinsam mit den Verbündeten über eine solide Majorität im Parlament.
    Beste Aussichten, Regierungschef zu werden, haben der 81-jährige Chef der Volkspartei, Desai, und der ehemalige Landwirtschaftsminister, Ram.
    Die Kongresspartei, die die Mehrheit verloren hat, wählte heute den bisherigen Außenminister der Regierung, Gandhi, Yashwantrao Chavan, zu ihrem neuen Fraktionsvorsitzenden im Parlament.
    USA.
    Die Regierung in Washington hofft, dass sich die amerikanisch-indischen Beziehungen durch die Wiederherstellung der demokratischen Rechte in Indien weiter intensivieren werden.
    Ein Sprecher des Außenministeriums betonte, dass Washington mit der Regierung Frau Ghandis gute Beziehungen unterhalten habe.
    Man hoffe auf noch bessere Beziehungen zu dem neuen Kabinett.
    China.
    Peking hat in einem Kommentar zum Ausgang der Parlamentswahlen in Indien die Hoffnung geäußert, dass die neue Regierung in Neu-Delhi ihre sowjetfreundliche Politik aufgeben werde.
    Die Niederlage der Kongresspartei habe die Unpopularität der Innen- und Außenpolitik gezeigt, schreibt Neues China.
    Iran.
    Die Erdbebenkatastrophe im Süden des Landes hat offensichtlich mehr Menschenleben gefördert als ursprünglich angenommen.
    Nachdem es noch gestern Abend geheißen hat, 60 Opfer seien geborgen worden, ist nun die Rede von mindestens 150 Toten.
    Das Gebiet um die Hafenstadt Bandar Abbas wurde gestern von einem schweren Erdstoß, die Stärke lag bei 7 auf der Richterskala, und auch von Nachbeben erschüttert.
    Heute wurden neue Erdstöße verzeichnet.
    Diese Katastrophe ist das stärkste Erdbeben im Iran seit zehn Jahren.
    In das Katastrophengebiet sind Hilfs- und Rettungsmannschaften der Armee entsandt worden.
    Ein Sonderbüro der Regierung hat damit begonnen, die Hilfsaktionen für die Bevölkerung zu koordinieren.
    Türkei.
    Zusammenstöße zwischen links- und rechtsextremistischen Studenten haben abermals zwei Menschenleben gefördert.
    Damit sind seit Jahresbeginn bei Hochschul-Unruhen bereits 36 Menschen ums Leben gekommen.
    Nach Angaben der Behörden wurde in Corum, im Osten des Landes, eine unbeteiligte 17-jährige Schülerin erschossen, als rivalisierende Studentengruppen mit Steinen, Flaschen und Schusswaffen aufeinander losgingen.
    In Izmir überfielen unbekannte Täter die Zentrale einer rechtsgerichteten Organisation.
    Dabei wurde ein Rechtsextremist getötet und ein zweiter schwer verletzt.
    Finnland, Österreich
    Die Austria Presse Agentur veröffentlicht heute einen Bericht über die Situation verschiedener Bevölkerungsgruppen in Finnland.
    Demnach werden als Minderheiten die etwa 6.000 Zigeuner und die 4.000 Lappen bezeichnet.
    Die 300.000 Schweden, die 6,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind rechtlich keine Minderheit, denn Finnisch und Schwedisch sind die Nationalsprachen der Republik.
    Die Stärke der Schweden wird alle zehn Jahre bei einer Volkszählung festgestellt.
    Ab jeweils 10% andersprachiger Bevölkerung gilt eine Gemeinde als gemischtsprachig.
    Trotz großzügiger Regelungen nimmt der schwedischsprachige Bevölkerungsteil ab.
    Viele wandern nach Schweden aus, schließlich hat der schwedische Bevölkerungsanteil auch eine geringere Geburtenrate.
    Uganda.
    Staatspräsident Amin ist weiterhin fest entschlossen, persönlich an der Commonwealth-Gipfelkonferenz in London im Juni teilzunehmen.
    Amin erklärte in einem von Radio Uganda verbreiteten Rundfunkinterview, trotz negativer Kommentare aus der britischen Hauptstadt beabsichtige er nach wie vor, der Königin seine Aufwartung zu machen.
    Außerdem will der ugandische Staatschef in Kürze nach Washington reisen.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Das Tiefdruckgebiet über West- und Südwesteuropa, das vor allem in höheren Luftschichten markant ausgeprägt ist, bleibt zunächst noch stationär.
    Es bewirkt weiterhin die Zufuhr warmer Mittelmeerluft nach Österreich.
    Die Prognose bis morgen früh.
    Unterschiedliche, regional reichliche Bewölkung in höheren Schichten.
    Südost- bis Südwestwind, auf den Bergen stürmischer Südwind.
    Nachmittagstemperaturen 15 bis 19 Grad, an der Alpen-Nordseite unter Föhneinfluss auch darüber.
    Frühtemperaturen morgen 5 bis 11 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag.
    Im Westen und Südwesten reichliche Bewölkung, strichweise auch etwas Niederschlag.
    Sonst aufgelockerte Bewölkung und keine Änderung des gegenwärtigen Wettercharakters.
    Südost bis Südwind.
    Tageshöchsttemperaturen 14 bis 20 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter 19°, Ostwind 10 km pro Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 24°, Südost 3.
    Linz, stark bewölkt, 15°, Ost 10.
    Salzburg, stark bewölkt, 19°, Südost 20.
    Innsbruck, stark bewölkt, 19°, Südost 25.
    Bregenz, bedeckt 16 Grad, Süd 5.
    Graz, stark bewölkt, 13 Grad, Windstille.
    Und Klagenfurt, stark bewölkt, 13 Grad, Windstille.
    Soweit also der Wetterbericht und die Weltnachrichten.
    Vier Minuten vor Viertel Eins ist es jetzt, wenn Sie an einer Zeitansage interessiert sind.
    Heute Nachmittag findet im Parlament in Wien die turnusmäßige wirtschaftspolitische Aussprache der Sozialpartner statt.
    Bei dieser Gelegenheit wird der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts, Professor Seidl, seine Prognose über die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs im laufenden Jahr vorstellen.
    Wenige Stunden vorher, nämlich fast genau um 12 Uhr, hat ein anderes Institut, nämlich das Institut für Höhere Studien, seine Vorschau auf Österreichs Wirtschaft im laufenden Jahr veröffentlicht.
    Dieses Institut für Höhere Studien ist eine Gründung der Ford Foundation aus dem Jahr 1965 und hat eigentlich die Aufgabe, promovierte Akademiker für spezielle Wissensrichtungen weiterzubilden.
    Die Erstellung von Wirtschaftsprognosen war ursprünglich eine reine Fleißaufgabe der volkswirtschaftlichen Abteilung dieses Instituts und sollte lediglich dazu dienen, die jungen Akademiker mit den Methoden und Möglichkeiten der Wirtschaftsprognoseberechnung vertraut zu machen.
    Mit den Jahren ist aber die Prognose des Ford-Instituts zu einem festen Bestandteil des wirtschaftspolitischen Instrumentariums in Österreich geworden.
    Hans Adler stellt nun die neueste Prognose vor.
    Das Hoch hat sich gefestigt, würden die Meteorologen zu der vorliegenden Wachstumsprognose sagen.
    4,5 Prozent Wirtschaftswachstum, gesicherte Vollbeschäftigung und neben einer Konjunktur der privaten Verbraucher jetzt auch steigende Investitionen der Unternehmer in ihre Betriebe.
    Der einzige Unterschied zwischen der jetzt veröffentlichten Prognose und jener des Institutes vom Dezember vergangenen Jahres besteht darin, dass diesmal keine negative Variante einer Wirtschaftsprognose errechnet wurde.
    Dazu die Erklärung des Institutsleiters Dr. Gerhard Schwödiauer.
    Wir hatten im Dezember 1976 eine pessimistische Variante errechnet, weil damals noch
    zum Beispiel von Seiten der OECD, internationale Wirtschaftsprognosen vorlagen, die wesentlich pessimistischer waren als unsere damaligen Annahmen für unsere Basisprognose.
    Inzwischen besteht kein Grund mehr, an diese pessimistischen internationalen Prognosen zu glauben, da vor allem sich die amerikanische Regierung entschlossen hat, die Wirtschaft doch kräftiger anzukurbeln, als damals noch erwartet wurde.
    Bedeutsamer als die Schönwetterprognose für das laufende Jahr ist allerdings die Warnung des Institutes vor einem neuen Wirtschaftsabschwung Ende dieses Jahrzehnts 1979 bis 1980.
    Man muss sich vor Augen halten, dass es bis dahin nur noch zwei Jahre sind.
    Sollte diese Vorschau zutreffen, dann kommt die wirtschaftliche Stagnation genau in dem Augenblick, in dem Österreich jährlich um ein Prozent in absoluten Zahlen um 30.000 mehr Arbeitsplätze pro Jahr brauchen wird.
    Aus der Sicht der Wirtschaftsforscher klingt das so.
    Wir haben nicht nur eine Konjunkturprognose für das heurige und für das nächste Jahr gemacht, sondern auch eine mittelfristige Prognose bis 1980.
    Und die ergibt bereits für 1979 einen deutlichen Konjunkturabschwung.
    Wir rechnen mit einem realen Wirtschaftswachstum 79 von rund 2 Prozent.
    Und das impliziert wieder ein Stagnieren der beschäftigten Zahlen.
    Und ein Stagnieren der beschäftigten Zahlen bedeutet bei einem steigenden Arbeitskräfteangebot aufgrund der größeren Zahl von Erwerbsfähigen gewisse Probleme am Arbeitsmarkt.
    Ein weiterer Grund zur Sorge ist die Ankündigung des Institutes, dass Österreich seine Inflationsrate nicht unter die 6%-Grenze wird drücken können und dass im kommenden Jahr sogar mit einer neuerlichen Erhöhung der Geldentwertungsrate zu rechnen ist.
    Der Grund dafür die Preissteigerungen der beginnenden Konjunkturphase und kräftige Rohstoffpreiserhöhungen auf den Weltmärkten.
    Deshalb sind die Wirtschaftsforscher des Ford-Institutes zwar insgesamt nicht gerade Verfechter des harten Schillings, aber auf Befragen halten sie den jetzigen Zeitpunkt für durchaus ungünstig, etwa den Kurs der österreichischen Währungspolitik ändern zu wollen.
    Viel könnte man nicht tun, meinen sie, und kleine Änderungen nach unten würden nur die Importe verteuern und den österreichischen Unternehmen im Export keine wirkliche Hilfe sein.
    Es ist jedenfalls Tatsache, dass die Lohnkosten in Österreich in Schilling gerechnet die zweitniedrigsten unter allen Industriestaaten sind.
    Aber auf den Weltmärkten zahlt man in Dollar.
    Und wenn man die Lohnstückkosten aller Industrienationen in Dollar umrechnet, dann frisst der hohe Umrechnungskurs zwischen dem Schilling und dem Dollar den ganzen Vorteil auf und Österreich gehört zu den teuren Staaten.
    Gedanken wird man sich auch um die Leistungsbilanz machen müssen.
    Die Differenz zwischen dem, was Österreich an Devisen für Warenexporte aus dem Fremdenverkehr und für Leistungen, die ins Ausland erbracht werden, einnimmt, und dem, was die Österreicher an Gütern und Leistungen aus dem Ausland beziehen, wird immer größer.
    Wir haben in unserer Prognose darauf verwiesen, dass das Leistungsbilanzdefizit des Vorjahres, das waren also etwa 15 Milliarden, Differenz zwischen Export und Importen, sich im heurigen Jahr kaum verringern wird und im kommenden Jahr wahrscheinlich sogar etwas zunehmen wird.
    Nur von einer neuerlichen Rezession wäre zu erwarten, dass das Leistungsbilanzdefizit zurückgeht.
    Im Klartext heißt das, in der nächsten Rezession, wenn die Konsumenten weniger kaufen und die Unternehmer aus Angst vor Verlusten weniger neue Maschinen anschaffen, werden auch die Importe zurückgehen.
    Ausschlaggebend ist dabei nur, dass gleichzeitig die Exporte zumindest gleich bleiben, denn was zählt, ist nur die Differenz.
    Zusammenfassend also, die Krise scheint überstanden, aber es bleibt nur wenig Zeit, um sich auf die kommenden Schwierigkeiten vorzubereiten.
    Die Wirtschaftsprognose des Ford-Instituts für Österreich im Jahr 1977 analysierte Hans Adler.
    Wie Sie ja schon in den Nachrichten gehört haben, hat das Plenum des Nationalrats vor etwas mehr als zwei Stunden mit einer Sitzung begonnen.
    Am Anfang stand eine Fragestunde, seit 11 Uhr wird der Kunstbericht 1975 debattiert.
    Für nähere Details schalten wir ins Hohe Haus zu Markus Sommersacher.
    Eine also nur selten im Plenum des Nationalrats diskutierte Thematik beherrschte den heutigen Vormittag hier im Hohen Haus.
    Es ging bis jetzt, es ist noch nicht einmal die erste Runde von Debattenrednern vorbei, es ging also bis jetzt um Kultur und Kunst.
    Kultur und Kunst, wie sie im Kunstbericht 1975, dem fünften dieser Art, analysiert, untersucht und aufgelistet werden.
    Allein diese Gegenüberstellung des Kreativen auf der einen Seite und des Faktischen auf der anderen macht die Problematik klar, die heute auftaucht.
    Denn welcher Künstler, welcher Richtung auch immer, lässt sich in wissenschaftlich mathematisch messbare Einheiten zwängen.
    Und solche Einheiten braucht es aber, wenn es darum geht, die finanzpolitische Seite des Themas Kunst und Kultur zu erörtern.
    Nun zur Debatte.
    Als erster Redner kündigte der freiheitliche Parteichef Peter die Ablehnung des Kunstberichts 1975 durch seine Fraktion an.
    Dies, obwohl die FPÖ alle vier bisherigen Berichte zur Kenntnis genommen hat.
    Peter begründete diese Ablehnung mit dem Hinweis darauf, dass der kulturpolitische Maßnahmenkatalog, mit dem sich die Freiheitlichen nicht anfreunden können,
    heuer dem Kunstbericht offenbar einverleibt worden sei.
    An der Einrichtung des Kunstberichts als solcher sei nichts zu bemängeln, meinte Peter.
    Im Gegenteil, sie sei sogar sehr sinnvoll, da sie z.B.
    Transparenz in die Vergabe von Förderungsmitteln gebracht habe.
    Allerdings seien verschiedene Fragen noch offen.
    Das Verhältnis junger Künstler zu Galerien oder etwa die Bundestheater.
    Die entscheidende Ursache für die Systemkrise der österreichischen Bundestheater sehe ich in der fehlenden Rechtsgrundlage.
    Der Bundeskanzler hat sich zwar, was die Bundestheater anbelangt, wie schon unterstrichen, zum verbalen Sparmeister der Nation gemacht, aber realistische Fortschritte sind in diesem Zusammenhang noch nicht gelungen.
    Der Weg führt von der unzureichenden Bundestheaterverwaltung über den problematischen Bundestheaterverband
    bis zum nicht geglückten Experiment mit dem Bundestheatergesetz.
    Nun, glaube ich, wäre es hoch an der Zeit, wenn Sie, Herr Bundesminister, der interessierten Öffentlichkeit sagen würden oder könnten, wie es in absehbarer Zeit
    mit den österreichischen Bundestheatern weitergehen sollen.
    Zum Kulturpolitischen Maßnahmenkatalog meinte Peter, er wolle nichts unterstellen, aber einzelne Termine darin seien wortwörtlich auch in einer kulturpolitischen Rede des inzwischen verstorbenen chinesischen Parteichefs Mao Zedong zu finden.
    Peter warnte nun vor einer Entwicklung, wie sie sich seiner Ansicht nach im dramatischen Zentrum in Wien abzeichne.
    Herr Bundesminister, nach meiner persönlichen Auffassung ist die Autorität des Staates, der Republik, der Familie und der Schule
    heute in Österreich ausreichend infrage gestellt und es ist meines Erachtens nicht notwendig, dass man derartige Tendenzen mit einer staatlichen Subvention pro Jahr im Ausmaß von 1,9 Millionen Schillingen unterstützt.
    Der sozialistische Abgeordnete Luptowicz verließ einer Freude darüber Ausdruck, dass der Kunstbericht als erster Punkt der Tagesordnung diskutiert wird.
    Zum Maßnahmenkatalog, den sein Vorredner so scharf kritisiert hatte, wollte Luptowicz sich nicht äußern, bedauerte aber die ablehnende Haltung der FPÖ und der ÖVP zum Kunstbericht mit folgender Begründung.
    Ich meine, dass in Fragen der Kunstpolitik eine breite Gesprächsbasis gefunden werden kann und wir alle daran interessiert sein müssen, die Kunst und den Künstler in unsere Gesellschaftsordnung besser zu integrieren.
    Wir sollten dafür sorgen, dass die Künstler ihren Schaffensbereich finden, ihre Interessenten und Abnehmer und letztlich sollten wir dafür sorgen, dass Kunst allen zugänglich wird.
    Seit seiner ersten Fassung im Jahr 1970, meinte Luptowicz, sei der Kunstbericht bemerkenswert verbessert worden und er bedeute einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden Kulturkonzept.
    Inzwischen ist der ÖVP-Abgeordnete Kaufmann ans Rednerpult getreten.
    Sie hören ihn im Hintergrund.
    Er hat mit derselben Argumentation wie FPÖ-Chef Peter den Kunstbericht abgelehnt, nämlich mit dem Hinweis auf den kulturpolitischen Maßnahmenkatalog.
    Und dieser Maßnahmenkatalog, meine Damen und Herren, ist ein Stück Kulturpolitik der Regierung, die mit dem Bericht an und für sich nichts zu tun hat.
    Es ist ein Stück Kulturpolitik, die wir zum Teil wohl godieren, in vielen Tendenzen aber auch kritisieren und ablehnen.
    Soweit also Ausschnitte aus der bisherigen Debatte über den Kunstbericht 1975.
    Erst als 14.
    Tagesordnungspunkt, also wahrscheinlich erst spät am Nachmittag, wird der Bericht des Ausschusses über das Abhören von Telefonen zur Sprache kommen.
    Und ich gebe inzwischen zurück an das Studio des Mittagschanals.
    Danke, Markus Sommersacher.
    Das war ein erster Bericht über die heutige Parlamentssitzung.
    Mehr dann am Abend.
    Ich darf Sie auf das Abendjournal hinweisen.
    Sie wissen, 18.15 Uhr, Programm Österreich 1.
    Wir aber im Mittagjournal setzen fort mit der Inlandspresseschau.
    Das einzige Thema heute, die gestrige Pressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky, eine Pressekonferenz zu innen- und außenpolitischen Themen, gesehen von den Kommentatoren der österreichischen Zeitungen.
    Beherrschendes Thema in den Leitartikeln und Kommentaren der heutigen Tageszeitungen ist die gestrige Pressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky.
    Dazu liest man in einem Kurzkommentar in der Wiener Tageszeitung die Presse.
    Was ist mit Bruno Kreisky los?
    Man hatte durchaus Verständnis dafür, dass der Kanzler, soeben aus den USA zurück, seinem Talent und seiner Neigung entsprechend als Außen- und Weltpolitiker auftritt.
    Aber dass er in seiner ersten allgemeinen Pressekonferenz des heurigen Jahres zur österreichischen Innenpolitik so gar nichts zu sagen wusste?
    Der Autor nennt dann drei Beispiele für diese seine Ansicht, die Fünf-Tage-Schulwoche, die Gehaltsverhandlungen bei den Beamten und die geplante Regierungsumbildung und resümiert.
    Äußerst ungut wirkt eine solche Abdankung auf Zeit schon bei einem Regierungschef.
    Ähnlich urteilt auch Martin Stieglmeier im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Bundeskanzler Kreisky hatte gestern wieder seinen großen Auftritt.
    Vor zahlreichen Journalisten plauderte er über Gott und die Welt, rückte da ein bisschen Frau Indira Gandhi, charakterisierte dort ein bisschen Präsident Carter und ließ im innenpolitischen Bereich eine Bombe explodieren, dass er zur Fünf-Tage-Woche keine Meinung habe.
    Der Meinungskanzler, wie Kalski mehrfach genannt wurde, ohne Meinung, das muss man unter die Lupe nehmen.
    Quasi in Schutz nimmt dagegen das Salzburger Volksblatt den Regierungschef.
    Es kann sich kaum einer an eine Pressekonferenz zu irgendwelchen Zeiten erinnern, da der Regierungschef mit Patentlösungen aufzuwarten vermocht hat.
    Ganz abgesehen davon, dass eine Pressekonferenz eher kaum der gegebene Ort dafür ist.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung geht Manfred Scheuch auf die Kritik von ÖVP-Obmann Taus ein, wonach die Pressekonferenz Kreiskis einem Kaffeeplausch geglichen habe.
    Dazu Scheuch.
    Mag sein, dass Herr Taus seine Pressekonferenzen lieber im Stil von Monologen gestaltet und die Journalisten mit Hörern verwechselt.
    Der Bundeskanzler hält es eben so, wie es Politiker überall in der freien Welt halten.
    Er beantwortet die Fragen der Journalisten.
    Offenbar lagen deren Interessen bei der gestrigen Pressekonferenz doch ganz anders als die des ÖVP-Obmanns, der von Kalski Antwort auf Fragen urgiert, die gar nicht gestellt wurden.
    Taus hätte doch wenigstens den Vertreter des ÖVP-Pressedienstes damit beauftragen können.
    Eine ähnliche Ansicht äußert auch Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Was Taus beanstandete, dass nämlich wahre Probleme fast unberührt blieben, lag weniger an Kreisky, sondern an den gestellten Fragen.
    Oder es hätte eben einer eigenen Einleitung bedurft.
    Im Übrigen war keineswegs alles eine rein oberflächliche Plauderei.
    Die kommunistische Volksstimme schließlich greift aus der gestrigen Pressekonferenz die Äußerung Kreiskis über den Verbleib Verteidigungsminister Lütgendorfs in der Regierung heraus.
    Nein, er plane derzeit keine Regierungsumbildung und in dem einen Fall, wo sie möglich wäre, hängt das vom Ergebnis des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses ab.
    Kreisky braucht sich offenbar keine Sorgen zu machen, dass er sich sobald einen neuen Heeresminister suchen muss.
    Ebenfalls zum Thema Lütgendorf, allerdings in einem anderen Zusammenhang, schreibt Peter Rabl im Kurier.
    Er bezieht sich dabei auf einen Bericht der Wochenpresse, wonach aus Handzetteln Lütgendorfs Hervorgehe, der Verteidigungsminister habe Kriegsgerät an Syrien verkaufen wollen.
    Dazu Rabl.
    Lassen auch wir, nach Bruno Kreiskys Beispiel, ein kleines Hintertürl offen.
    Vielleicht kann Lü sofort und ohne jeden Zweifel beweisen, dass dieser Handzettel zur Gänze gefälscht ist.
    Dann mag ihn Kreisky bis zum Ende der parlamentarischen Untersuchung im Amt lassen.
    Wenn nicht, muss er gehen.
    Sofort.
    Und das war die heutige Inlandspresse-Show.
    Für Sie verantwortlich, Eugen Freund.
    Drei Minuten vor halb eins, wir kommen jetzt zur Berichterstattung ins Ausland.
    Die Abhörskandale in der Bundesrepublik Deutschland ziehen immer weitere Kreise.
    Und glücklich sind nun alle Parteien in solche Affären verstrickt.
    Innenminister Mayhofer, der vor dem Innenausschuss des Bonner Bundestages aussagen muss, sei sich nun gezwungen, weitere Abhöraktionen zuzugeben.
    Abgehört worden war also nicht nur der Atomwissenschaftler Traube.
    Abgehört worden waren nicht nur die Gespräche zwischen Anwälten und Verteidigern im Gefängnis Stuttgart-Stammheim, sondern nun kommen noch ganz andere Fälle ans Tageslicht.
    Unter anderem war schon 1973 in einem Hotel in Rheinland-Pfalz in einem der Gästezimmer eine sogenannte Wanze angebracht worden.
    Die Gäste?
    Mitglieder der sozialdemokratischen griechischen Widerstandsorganisation PAC.
    Und gewusst von der Aktion hat der damalige Innenminister Genscher, Vorsitzender der Freien Demokraten.
    Insgesamt fünf solcher neue Abhöraktionen hat Mayhofer nun aufgezählt.
    Zu einer weiteren Untersuchung dieser Affären dürfte es allerdings nicht kommen, denn darauf haben sich Spitzenpolitiker aller westdeutschen Parteien nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Schmidt geeinigt.
    Die Wanzen werden sozusagen unter den Teppich gekehrt.
    Hören Sie Klaas Emmerich.
    Während in den westdeutschen Abhöraffären neue Einzelheiten über das Abhören der Telefone, das Anbringen von Wanzen und die Benutzung anderer sogenannter nachrichtendienstlicher Mittel täglich, ja stündlich bekannt werden, haben die drei Bonner Parlamentsparteien heute durch ihr Verhalten im Innenausschuss des Bundestages ihre neueste Vereinbarung bekräftigt.
    Die Angelegenheit soll nicht weiter in der Öffentlichkeit ausgebreitet und soweit kein nachweisbarer oder nachrichtendienstlicher Rechtsverstoß vorliegt, auch nicht zu sachlichen oder personellen Konsequenzen führen, etwa dem Rücktritt verantwortlicher Minister und Beamter.
    Die regierenden Sozialdemokraten und Freidemokraten und die in Bonn opponierenden Christdemokraten haben heute ihre Kontakte in dieser Frage fortgesetzt, wie künftig bei Vorliegen eines gesetzlichen Notstandes die westdeutschen Nachrichtendienste wirksamer kontrolliert werden können.
    Hinter dieser Formel steckt die Absicht der drei Parteien, die Arbeitsfähigkeit der sogenannten Dienste zu erhalten, aktuell dadurch, dass nicht mehr, wie bis heute Mittag, immer neue Abhörfälle in die Öffentlichkeit lanciert und dort auch von prominenten Politikern publikumswirksam kommentiert werden.
    Außerdem geht es den drei Parteien langfristig darum, ein Selbstständigkeitsstreben der westdeutschen Nachrichtendienste, das tatsächlich eingetreten oder zu vermuten ist, von diesen drei Parteien zunächst eingedämmt und dann durch gesetzliche Maßnahmen verhindert wird.
    Das Wie ist allerdings sicherheitspolitisch mehr denn je umstritten.
    Sozialdemokraten und Freie Demokraten sehen sich in ihren Parteiführungen ständigen und wachsenden Druck von der Parteibasis ausgesetzt, wonach die Parlamente in die exekutiven Befugnisse der Nachrichtendienste praktisch, laufend und in schwerwiegenden Fällen vorbeugend eingreifen sollen.
    Die Christdemokraten sind gegen eine so weitgehende, wie Sie sagen, Einengung der Dienste, etwa für das Bundesamt für Verfassungsschutz, das bei diversen Lauschoperationen bisher beteiligt war, oder für den Bundesnachrichtendienst, der gerüchterweise über die besseren Funktechniker verfügt und diese auch im Inland auf dem Weg der sogenannten Amtshilfe fallweise eingesetzt hat, obwohl dieser Geheimdienst an sich nur für Operationen im Ausland zuständig ist.
    Was bei dem Abhören mit Hilfe von sogenannten Wanzen, also kleinen Aufnahmen- und Funkgeräten, die auch moderne Betonwände usw.
    überwinden, helfen, oder was bei technisch an sich simpleren Abhören von Telefongesprächen rechtens ist, ist auch durch die nahesten politischen Beratungen in Bonn nicht geklärt worden.
    Ebenso wenig die Zusammenarbeit zwischen den diversen westdeutschen Geheimdiensten.
    Bundesinnenminister Mayhofer hat zur Tatsachenlage den immer wieder verblüfften Bundestagsabgeordneten jetzt mitgeteilt, dass nicht nur verdächtigte Terroristen, die in Gefängnissen mehrerer westdeutscher Gefängnisse einsitzen, mit solchen Wanzen mehrfach abgehört wurden, wobei diese Minispione in mehreren Fällen gar nicht funktioniert haben.
    Der Innenausschuss des Bundestages sieht sich auch der Tatsache gegenüber, dass etwa Funktionäre der kommunistischen Partei abgehört wurden, ebenso, im Jänner 1973 beispielsweise, Mitglieder der damals illegalen sozialdemokratischen griechischen Widerstandsorganisation PAK, ebenfalls unter dem Verdacht terroristischer Organisation gegen das Obristenregime in Athen.
    In Hamburg schließlich wurde ein linksgerichteter Verlag abgehört.
    Die Unruhe unter den Bundestagsabgeordneten und den Mitgliedern der Parteien ist unverändert stark.
    Am erkennbarsten derzeit bei den Freien Demokraten der FDP.
    Dort drängen Linksliberale und Rechtsliberale auf Abhaltung eines außerordentlichen Parteitages.
    Auf Betreiben der Landesverbände von Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein sollen auch die FDP-Landesverbände von Berlin und Hamburg erwägen, einen solchen Antrag zu unterstützen.
    Damit wäre nicht nur das politische Schicksal des FDP-Bundesinnenminister Mayhofer erneut in Frage gestellt, sondern erstmals auch die Führungstätigkeit des FDP-Parteiobmannes und Außenminister Genscher.
    Sollte es zu einem solchen von der Parteiführung offensichtlich nicht gewollten FDP-Bundesparteitag kommen, so fürchten Beobachter in Bonn wieder neue Schwierigkeiten, die erst jetzt getroffene Drei-Parteien-Vereinbarung durchzuhalten, nämlich die ganzen Abhöraffären möglichst hinter verschlossenen Türen zu erledigen.
    Immer wieder neue Abhöraffären in der Bundesrepublik Deutschland, Klaus Emmerich berichtete aus Bonn.
    Ein Generalstreik und Großdemonstrationen lähmen heute wieder einmal das öffentliche Leben Roms und seiner Umgebung.
    Eineinhalb Millionen Arbeitnehmer sind auf der Straße, um gegen die von der Regierung geplanten Maßnahmen zur Senkung der Lohnkosten in Italien zu protestieren.
    Die Regierung befindet sich hier quasi in einer Zwickmühle.
    Auf der einen Seite muss sie bei ihrer Lohnpolitik mit dem stärksten Widerstand der Gewerkschaften rechnen, siehe der heutige Großstreik.
    Auf der anderen Seite sollte die Regierung Andriotti Bedingungen erfüllen, die der Internationale Währungsfonds gestellt hat.
    Dieser will nur dann Garantien für einen 530-Millionen-Dollar-Kredit bieten, wenn die Regierung eben zu drastischen lohnpolitischen Maßnahmen bereit ist.
    Verschärft wird die Situation heute in Rom allerdings noch durch einen Terrorakt.
    Ein Polizist ist von Terroristen erschossen worden.
    Bei der anschließenden Verfolgung fiel ein zweiter Polizist durch die verirrte Kugel eines Kollegen.
    Wie es in Rom aussieht, darüber berichtet Rolf Gallus.
    Der tragische doppelte Polizistentod lastet wie eine ernste, bleierne Mahnung auf den beiden Großkundgebungen, die sich seit circa einer Stunde
    unter drückender Sommerhitze nur etwa 100 Meter voneinander entfernt gegenseitig konfrontieren, die eine der Gewerkschaften auf dem Lateransplatz, auf dem 200.000 streikende Arbeitnehmer versammelt sind, die andere der ihnen feindlich gesinnten neuen linksradikalen autonomen Studentenbewegung an der Kreuz-Jerusalem-Kirche.
    Das Innenministerium ließ einen dichten, mit Wasser- und Nebelkerzenwerfern ausgestatteten Polizeisperr- und Keilgürtel aufmarschieren.
    Die ganze Umgebung der beiden Patriarchal-Basiliken ist blockiert.
    Zwischen den beiden kilometerlangen Demonstrationszügen kam es bereits wiederholt zu sehr heftigen verbal Auseinandersetzungen.
    Aber Tumulte und Zusammenstöße konnten von den Polizisten bislang vermieden werden.
    Die Sicherheitsbehörden haben sämtliche ausländischen und Privatschulen dringend aufgefordert, heute wegen Demonstrationsgefahr keinen Unterricht abzuhalten.
    Sie haben zum Beispiel ermittelt,
    dass sich sehr viele ultralinke Rädels, Führer und Unruhe Stifter unter die Zehntausenden Kundgebungsteilnehmer gemischt haben.
    Die beiden Terroristen von heute Nacht gehörten sicher auch dazu.
    Bestreikt werden heute wie üblich bei solchen gewerkschaftlichen Riesenaktionen sämtliche Dienstleistungsbetriebe, öffentlichen Verkehrsgesellschaften und Institutionen, Banken, Großhandelsbetriebe, Industrielandwirtschaft und so weiter.
    Einen parallelen 24-stündigen Extrastreik führen die sonst an Generalausständen nie teilnehmenden Einzelhandelskategorien durch als zivilisierte Protestmaßnahme gegen die überhandnehmende und grassierende Kriminalität, Raubüberfälle, Diebstähle, Tribute, Erpressungen, Brandstiftungen, Menschenentführungen und die dem allem diametral entgegenstehende mangelnde Verbrechensbekämpfung.
    Indes die eigentliche gewerkschaftlich-politische Motivation des heutigen Generalstreiks in Rom und Region ist die harte Opposition gegen die Auflagen des internationalen Währungsfonds zur Gewährung eines Kredits von 530 Millionen Dollar an Italien und gegen die damit verknüpfte Wirtschaftssanierungspolitik der Regierung Andriotti.
    Im Mittelpunkt der Gegensätze und Kontroversen steht wiederum die Skala mobile, jene fast anrüchige Gleitskala zur regelmäßigen vierteljährlichen Anpassung der Löhne und Gehälter an die steigenden Lebenshaltungskosten.
    Skala mobile aber, die sich seit der Konjunkturflaute selber als ein sehr stark inflationstreibendes Element erwiesen hat.
    Sowohl Andreotti schon seit mehreren Monaten als auch der IWF neuerdings nach Abschluss seiner Rom-Verhandlungen bestehen felsenfest auf einer stark gebremsten Lohngleitskala, um die hohe italienische Inflationsrate zunächst auf 13 Prozent herabzudrücken.
    Jedoch weigern sich die Gewerkschaften ganz hartnäckig, Abstrichen an der Scala mobile auch nur im Geringsten zuzustimmen.
    Die Ablehnung der IWF-Bedingungen
    würde indessen ziemlich sicher eine Regierungskrise heraufbeschwören.
    Diese wiederum könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt zu abermaligen Neuwahlen führen.
    Um dies zu verhüten, haben die das Kabinett Andriotti indirekt unterstützenden Sozialisten und Kommunisten gestern am späteren Abend einige konstruktive Einlenkungs- und Revisionsvorschläge für die Scala mobile angekündigt.
    die sie mit den Gewerkschaften absprechen wollen und die dazu angetan wären, den gordischen Knoten der Scala mobile zu durchhauen helfen.
    Infolgedessen hat sich die gereizte Krisenstimmung dieser Tage in Rom etwas gelockert.
    Rolf Gallus war das, der aus Rom berichtete.
    Vor eineinhalb Jahren waren sie noch erbitterte Feinde.
    Heute sitzen sie an einem Verhandlungstisch.
    Ein Sieg der Diplomatie oder einfach das Wissen, dass man in irgendeiner Hinsicht aufeinander angewiesen ist.
    Die Rede ist von Amerikanern und Nordvietnamesen, die in diesen Tagen in Hanoi zum ersten Mal seit Ende des Vietnamkriegs an einem Verhandlungstisch gesessen sind.
    Den Amerikanern ging es dabei vor allem darum, das Schicksal von 2500 im Vietnamkrieg vermissten amerikanischen Soldaten zu klären.
    Die Nordvietnamesen wiederum sind an amerikanischer Wirtschaftshilfe durchaus nicht uninteressiert.
    Nun, die amerikanische Delegation ist gestern aus Vietnam nach Washington zurückgekehrt.
    Morgen wird sie Präsident Carter Bericht erstatten.
    Aber schon jetzt kann man eigentlich eine Bilanz dieser Gespräche ziehen, eine durchaus positive Bilanz.
    Hören Sie, Rudolf Stoiber.
    Die fünfkürzige amerikanische Besuchsmission, die gestern aus Vietnam und Laos zurückkehrte, wird ihren auf dem Heimflug verfassten Bericht Präsident Carter zwar erst morgen überreichen, aber bereits jetzt geht aus den Äußerungen der Mitglieder der Gruppe hervor, dass die Mission erfolgreich war und die Repräsentanten Präsident Carters in Hanoi und Vietnam freundlicher aufgenommen wurden, als sie nach einem immerhin elfjährigen bitteren Krieg erwartet hatten.
    Dass Ministerpräsident Pham Van Dong die Amerikaner persönlich empfing, wird hier als Beweis gewertet, dass die Vietnamesen sich der Bedeutung der ersten Annäherung vonseiten der Carter-Administration voll bewusst waren.
    Die oberste Aufgabe der amerikanischen Besuchsmission, die unter der Leitung des Präsidenten der Automobilarbeitergewerkschaft Leonard Woodcock stand, war, Erkundungen nach dem Verbleib vermisster amerikanischer Vietnamkrieger einzuholen.
    Außer dass die Vietnamesen die Überreste von zwölf gefallenen, bisher als vermisst gemeldeten Soldaten auslieferten und ankündigten, dass die Überreste von zwei weiteren Amerikanern, darunter einem CIA-Agenten, folgen würden, versprach die vietnamesische Regierung, die Suche nach den Überresten amerikanischer Vermisster fortzusetzen und einen Beamten zu nominieren, der Washington über das Resultat auf dem Laufenden halten wird.
    Aber obwohl die Mission der unter anderem auch der frühere demokratische Fraktionsführer im Senat, Mike Mansfield, angehörte, keine echte diplomatische Funktion zu erfüllen hatte, so wurde sie von Pham Van Dong vor allem unter diesem Aspekt gesehen.
    Und sicher wird dieser Gesichtspunkt auch seinen Niederschlag in dem Bericht an President Carter finden.
    Denn auch wenn der Weg zur vollen diplomatischen Anerkennung Vietnams noch lang sein mag,
    Der erste Schritt wurde mit diesem Erkundungsbesuch getan.
    Mansfield erklärte Reporten gegenüber, dass die Gruppe den Boden für einen neuen Beginn vorbereitet habe.
    Und Van Don sagte nach dem dreitägigen Besuch für die Urenaller, der Zeitpunkt für die Aussöhnung ist gekommen.
    Sie ist für beide Seiten notwendig und vorteilhaft.
    Der neue Geist Kathos könne die Probleme zwischen Vietnam und den USA heilen.
    wird Van Dong heute zitiert.
    Auch wenn die Vietnamesen kein Jungtim zwischen der Auslieferung der Überreste der Vermissten und dem Pariser Vertrag von 1973 vereinbarten amerikanischen Wiederaufbauhilfe herstellten, ein Jungtim, das von der Casa-Administration zweifellos abgelehnt worden wäre, so erinnerten sie die amerikanischen Besucher doch daran,
    dass ein solches Versprechen von Außenminister Kissinger im Namen Präsident Nixons gemacht worden war und Bestandteil des Vertrages sei.
    Das Ausmaß der damals gemachten Zusage wurde nie publiziert, doch soll es sich um Wiederaufbauhilfe in der Höhe von über 3 Milliarden Dollar gehandelt haben.
    Die nächsten Schritte sind klar, aber da ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung das Trauma des Vietnamkriegs noch nicht überwunden hat,
    nicht leicht zu tun.
    Rudolf Stoiber war das, der aus den Vereinigten Staaten berichtete und nun noch zu einem Wirtschaftsbeitrag.
    In der dritten Welt hat sich 1964 die sogenannte Gruppe der 77 gebildet.
    Dieser Verband von Entwicklungsländern, heute gehören ihm übrigens schon 100 Staaten an, wird vor allem durch ein gestiegenes Rohstoffbewusstsein zusammengehalten.
    Die Entwicklungsländer wissen heute bereits um die Macht, die von den Rohstoffen ausgeht und sie haben diese Erkenntnis im sogenannten Aktionsprogramm über die Errichtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung niedergelegt.
    Mit dem Einfluss dieses Aktionsprogramms befasste sich gestern Abend in einem Vortrag Generaldirektor Koller vom Stahlkonzern Föst-Alpine.
    Diesen Vortrag, zu dem das Lohner Europäische Institut eingeladen hatte, es feierte übrigens gestern seinen 30.
    Gründungstag, fasst Michael Kerpler zusammen.
    Die Zusammenarbeit der westlichen Industrienationen mit den Staaten der Dritten Welt stand im Mittelpunkt des Vortrages von Föst-Alpine Generaldirektor Koller.
    Ausgangspunkt seiner Überlegungen war die UNIDO-Konferenz von Lima im Jahre 1975, in der die Entwicklungsländer sich zum Ziel gesetzt hatten, im Jahr 2000 25 Prozent der Weltindustrieproduktion zu erreichen.
    Generaldirektor Koller zieht daraus die Schlussfolgerung.
    Überträgt man diese Vortragung auf die Stahlindustrie,
    Die Uni der Konsultationstagung 1977 in Wien ging von dieser Basis aus.
    So bedeutet das, dass die Entwicklungsländer innerhalb von 25 Jahren ihre heutige Stahlproduktion mindestens verzwölffachen wollen.
    Damit würden sie im Jahr 2000 rund 420 Millionen Tonnen Stahl produzieren.
    Das entspricht etwa der heutigen Produktionskapazität von der USA, UDSSR und Japan zusammengenommen.
    Mit anderen Begriffen besagt dies auch, dass in gut 20 Jahren in den Entwicklungsländern die personellen, technischen sowie finanziellen Voraussetzungen für die Errichtung von 100 Stahlwerken in der Größenordnung des Werkes Linster-Voest-Alpine geschaffen werden sollen.
    Dieser Beschluss der Entwicklungsstaaten blieb auch nicht ohne Auswirkungen auf die westliche Welt.
    Zuerst wurde man in der Stahlindustrie auf die eigenen Schwächen aufmerksam.
    Diese aufkommenden Strukturprobleme westlicher Stahlindustrien äußerte sich vor allem in a. einer zunehmenden Abhängigkeit der Rohstoffimporte, vornehmlich aus Entwicklungsländern, bedingt durch den Mangel an der heimischen Rohstoffe oder deren unwirtschaftliche Abbaubedingungen.
    b. in einem technologischen Nachteil, der sich aus der vergleichsweise geringeren Anlagenproduktivität der meist aus Marktgründen kleineren Anlagen der traditionellen Stahlländer gegenüber der Großanlagentechnologie junger Stahlerzeuger, zum Beispiel der Japaner, ergibt.
    c. ökologische Probleme im Zusammenhang mit der stärkeren Bewusstwerdung von Umweltschutzfragen und d. einen zunehmenden Lohndruck, der von wachstumintensiven Branchen auf die Stahlindustrie ausgeht.
    Dazu kam noch der Ölpreisschock, der die entwickelten Industrienationen hart traf, gefolgt vom Erdölembargo, das bewusst machte, welche Macht von Rohstoffbesitz ausgeht.
    Eine notwendige Bewusstseinsänderung ist, nach Meinung Kollers, durch diesen Paukenschlag eingeleitet worden.
    basiert auf der Vorstellung, dass die Industrieproduktion in den Industrieländern, ausgehend vom Jahr 1975 bis zum Jahre 2000, jährlich nur noch um 2 Prozent steigen soll, während das Wachstum der Entwicklungsländer jährlich mit 0,8 Prozent angesetzt wirkt.
    Man kann sich nur fragen, ob von Seiten der Entwicklungsländer es sinnvoll war, ihr Industrialisierungsziel als Prozentanteil an der Weltproduktion zu formulieren oder ob es nicht besser gewesen wäre, dass jede Entwicklungsregion ihr eigenes industrielles Wachstum in absoluten Produktionszahlen ansetzt.
    Letzteres hat dann aber bewusst vermieden, weil man zum Ausdruck bringen wollte, dass es auf lange Frist zu einer Angleichung des Wohlfahrtsstandards zwischen den Industriestaaten und Entwicklungsländern nur bei einem künftig merklichen Wachstumsgefälle zwischen Süd und Nord kommen kann.
    Das heißt im Klartext, dass das Wachstum der einen Seite zwangsläufig auf Kosten der anderen Seite gehen wird.
    Um ein Einpendeln dieser Situation zu erreichen, glaubt Koller, das Prinzip des Außenhandels anwenden zu können.
    Niemals Produkte im eigenen Land zu erzeugen, die woanders gleich gut oder besser, sprich billiger hergestellt werden.
    Michael Kerpler hat einen Vortrag von Völksgeneraldirektor Koller zusammengefasst, einen Vortrag über die Situation der internationalen Stahlindustrie.
    Zwei Minuten nach dreiviertel sieben nun noch zwei Beiträge unserer Kulturredaktion.
    Ich darf mich natürlich korrigieren, Sie werden es bemerkt haben, es ist zwei Minuten nach dreiviertel zwölf.
    Das sogenannte Hoboken-Archiv steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die heute Vormittag in der Musiksammlung der österreichischen Nationalbibliothek eröffnet wurde.
    Eröffnet durch Wissenschaftsministerin Firnberg mit einem Festakt zum 90.
    Geburtstag des holländischen Musikwissenschaftlers Antony van Hoboken, dessen weltberühmte Sammlungen ja in Wien vereinigt sind.
    Bereits gestern Abend nahm der Jubilar im Wiener Musikverein die Glückwünsche der Gesellschaft der Musikfreunde, deren Ehrenmitglieder ist, entgegen.
    Über Persönlichkeit und Wirken Antony van Hobokens informiert Konrad Zobel.
    Wenn Sie heute vor dem Mittagsschörnerl bereits die Konzertsendung auf Ö1 gehört haben, so sind Sie dem Namen Hoboken schon begegnet.
    Auf dem Programm stand nämlich unter anderem das Konzert für Klavier und Orchester in D-Dur von Josef Haydn, Hoboken Verzeichnis 18-11.
    Seit der 1887 in Rotterdam geborene Anthony van Hoboken im Jahre 1957 den ersten Band seines thematisch-bibliografischen Verzeichnisses der Werke Josef Heidens vorlegte, ein zweiter, den Vokalwerken Heidens gewidmeter Band, folgte 1971, ist der Name Hoboken mit dem Heidens ebenso verbunden wie der jenes Ludwig Ritter von Köchl mit dem Namen Mozart.
    Hoboken hatte von 1909 bis 1915 am Hochischen Konservatorium in Frankfurt studiert und dann bald begonnen, eine Sammlung von Erst- und Frühdrucken der Klassiker der Musik anzulegen.
    Einen wichtigen Befürworter seiner Ideen fand er in Wien, in Heinrich Schenker, bei dem er ab 1925 seine Studienfahrt setzte.
    1927 fasste Hoboken dann den Entschluss, ein Archiv für Fotogramme musikalischer Meisterhandschriften zu gründen, in welchem authentische Reproduktionen der ursprünglichen Texte eingesehen werden könnten.
    Dieses Archiv wurde in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek eingerichtet.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg schenkte Hoboken dieses aus eigenen Mitteln erstellte Fotogrammarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.
    Wie bereits erwähnt, hatte Hoboken schon früh begonnen, auch eine Sammlung seltener Musikdrucke anzulegen, die im Laufe der Zeit zur bedeutendsten Privatsammlung dieser Art überhaupt wurde.
    Weltberühmt sind darin die einzigartigen Erst- und Frühdrucke von Werken Josef Heidens, aber auch Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin und Brahms sind hervorragend vertreten.
    Diese Sammlung Hoboken wurde im Jahre 1974 von der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen und mit dem Photogrammarchiv zum Hoboken-Archiv vereinigt.
    Über die Bedeutung dieses Archivs sagte uns der Leiter der Musiksammlung, Hofrat Dr. Franz Grasberger.
    Das Photogrammarchiv ist Hobokens Gründung aus dem Jahr 1927 und geht nach dem Prinzip vor sich,
    Fotokopien von Original-Handschriften, die in der ganzen Welt verstreut liegen, in Wien zusammenzufassen.
    Darum heißt es Fotogrammarchiv.
    Damals war das eine Pioniertat, heute ist es selbstverständlich mit dem Mittel der Fotokopie Quellenschutz zu betreiben und Denkmalschutz.
    Nun hat Hoboken synchron mit diesem Fotogrammarchiv, das die Meister von Bach bis Brahms umfasst, eine Erstdrucksammlung angelegt, seine Privatsammlung.
    auch durch vier Jahrzehnte hindurch.
    Und diese Privatsammlung konnte im Jahr 1974 von Österreich erworben werden.
    Und wenn Sie jetzt die synchrone Anlage dieser beiden Sammlungen bedenken, im Fotogrammarchiv befinden sich die Kopien der Originalhandschriften, in der Privatsammlung sind die Originalausgaben nach dem gleichen Programm.
    Insofern ist ein homogener Quellenstoff und wenn man Folgendes bedenkt, dass die heutige Editionstechnik der Musikwissenschaft sich stützt auf natürlich auf Originalhandschrift plus Originalausgabe und dadurch in Wien ein
    umfangreicher Quellenbestand von Bach bis Brahms vorhanden ist, so ist, glaube ich, die Begründung richtig, dass hier ein ganz wesentlicher Beitrag zur Musikdokumentation für Österreich geleistet worden ist.
    Das Fotogrammarchiv wird natürlich weitergeführt, allerdings mit etwas verändertem Konzept, nämlich mit vorwiegender Ausrichtung auf die Gegenwart.
    So will man zum Beispiel eine Gesamtdokumentation der Werke Alban Bergs erreichen.
    Der 90-jährige Antony van Hoboken ist derzeit mit der Arbeit am dritten Band seines Heidenwerkverzeichnisses beschäftigt, dem Registerband, der noch in diesem Jahr erscheinen soll.
    Uns sagte er anlässlich seiner Wiener Geburtstagsfeier.
    Ich freue mich, dass ich nach Wien gekommen bin, um meinen 90.
    Geburtstag zu feiern in einem Kreis, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe früher.
    Ich bin immer noch bei der Arbeit und hoffe bald fertig zu sein damit.
    und möglicherweise dann auch hier in Wien weiterarbeiten zu können an anderen Katalogen.
    So dürfen wir also einen der berühmtesten Musikwissenschaftler dieses Jahrhunderts bald wieder in Wien begrüßen.
    Die Arbeit seines Lebens ist ab heute in der Musiksammlung der Nationalbibliothek in der Albertina in Wien ausgestellt.
    Das war ein Beitrag von Konrad Zobel.
    Gestern Abend ist das sechste Filmfestival der Menschenrechte in Straßburg zu Ende gegangen.
    Das Thema des vom Internationalen Instituts für Menschenrechte veranstalten Festivals lautete Recht auf Arbeit.
    Insgesamt wurden 28 Filme gezeigt.
    Ein österreichischer allerdings war nicht vertreten.
    Hören Sie aus Straßburg einen abschließenden Bericht von Norbert Paul Engel.
    In sieben Tagen kamen rund 7.000 Besucher in zwei Straßburger Kinos zu dem bereits sechsten Filmfestival für Menschenrechte, das jährlich stattfindet.
    Abgesehen von rund 50.000 französischen Franc an öffentlichen Zuschüssen trug das Festival sich selbst, weil die Filmverleiher auf Honorare verzichteten, die Kinos den Transport und die Versicherungen bezahlten und das Institut seine freiwilligen Mitarbeiter zur Verfügung stellte.
    einen Plakatwettbewerb ausgeschrieben und die gesamte Informationsarbeit weltweit übernommen hatte.
    Das Recht auf Arbeit als ein Grundrecht jedes Menschen war das Thema des diesjährigen Internationalen Filmfestivals für Menschenrechte in Straßburg.
    Erfolgreich war ein Schweizer, ein Türkischer und ein Französischer von insgesamt 28 gezeigten Filmen.
    Seit sechs Jahren fiel zum ersten Mal die Entscheidung der aus Künstlern, Filmjournalisten und Juristen zusammengestellten Jury für den ersten Preis einstimmig aus.
    Der Schweizer, wie er selbst betont, Autodidakt Kurt Glor aus Zürich, hat mit seinem preisgekrönten Film die plötzliche Einsamkeit des Konrad Steiner unprätentiös, handwerklich sauber und eindringlich das Schicksal eines 75-jährigen Schuhmachers erzählt, dem seine Werkstatt gekündigt und damit seine Arbeit weggenommen wird.
    Konrad Steiners Frau stirbt zu Beginn des Films ganz plötzlich an einem Schlaganfall.
    Seine Einsamkeit überwindet er zunächst durch die Freude an seinem Handwerk.
    Er arbeitet zufrieden in seiner Werkstatt vor sich hin in der Zürcher Altstadt.
    Manchmal klopfen Kinder an die Schaufensterscheibe.
    Der Steiner zieht einen kleinen Vorhang auf und stellt eine Spieluhr mit einem sich bewegenden Zauberer an.
    Die Kinder freuen sich und der Steiner auch.
    Doch dann soll das Haus saniert und renoviert werden.
    Steiner muss seine Wohnung und was für ihn viel schlimmer ist, seine Schuhmacherwerkstatt räumen.
    Damit wird ihm seine Arbeit und sein Lebensinhalt erwarmungslos genommen.
    Für seine Maschinen bekommt er nicht einmal mehr 20 Franken vom Schrotthändler.
    Ins Seniorencenter, das von der Behörde gepriesen wird, will der Steiner nicht.
    Eine junge Sozialarbeiterin, die dem alten Mann helfen will, seine Individualität zu behalten, muss erleben, dass sie ihm gar nicht helfen kann.
    Steiner hebt seine gesamten Ersparnisse von 39.000 Schweizer Franken vom Sparbuch ab und will lange Ferien im Süden machen, bevor er dann vielleicht in ein Altersheim geht.
    Dieser Film zeigt, wie das Recht auf Arbeit mit dem Recht auf ein menschenwürdiges Leben untrennbar verbunden ist.
    Er ist übrigens im Schweizer Dialekt gedreht und hat deutsche bzw.
    französische Untertitel.
    Er ist gegenwärtig in Bern in der siebten Woche zu sehen und lief in Zürich 13 und in Basel 17 Wochen.
    Der zweite Preis ging an den Türken Bayo Khan für seinen Film Der Bus.
    Eine Geschichte von türkischen Gastarbeitern, die in einem Bus nach Schweden kommen und dort vergeblich Arbeit suchen.
    Den dritten Preis bekam der französische Film von Marin Carnitz, Coup sur coup, Schlag auf Schlag.
    Die Fließbandarbeit treibt die Frauen in einer Textilfabrik zur Verzweiflung.
    Sie besetzen die Fabrik und verlangen Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen.
    Die Kritik richtet sich sowohl gegen einen rücksichtslosen Arbeitgeber als auch gegen allzu glatte Gewerkschaftsfunktionäre, die mehr an ihre Organisation als an die Arbeiterinnen denken.
    Parallel zum Hauptfestival in Straßburg lief zum ersten Mal in einem dritten Kino eine Serie von Filmen über Arbeitsbedingungen.
    Dorthin kamen insgesamt nur 150 Zuschauer, die allerdings sehr eingehend die Filme diskutierten.
    Den ersten Preis per Publikumsabstimmung in dieser Serie erhielt der Film eines französischen Atomwissenschaftlers, der beim Kernkraftwerk La Hague in Nordfrankreich beschäftigt ist, mit dem Titel »Zum Erfolg verurteilt« von Bernard Lhermitte.
    Im nächsten Jahr wird das Internationale Institut für Menschenrechte in Straßburg das Recht auf Bildung in den Mittelpunkt des Filmfestivals stellen.
    Vom Filmfestival der Menschenrechte in Straßburg berichtete Norbert Paul Engi und wir schließen jetzt das Mittagschanal dreieinhalb Minuten vor 13 Uhr mit Kurzmeldungen.
    Österreich Das Plenum des Nationalrates hat seine heutigen Beratungen mit der Debatte über den Kunstbericht 1975 eingeleitet.
    Für die Freiheitliche Partei deponierte deren Obmann Peter die Ablehnung dieses Berichtes.
    Der sozialistische Abgeordnete Luptowicz bedauerte die Haltung der beiden Oppositionsparteien, wobei er betonte, gerade im Bereich der Kunst sollte eine breite Gesprächsbasis gefunden werden.
    Für die ÖVP begründete der Abgeordnete Kaufmann die Ablehnung mit dem Hinweis auf eine Kulturpolitik, die von der ÖVP zum Großteil abgelehnt werden müsse.
    Die österreichische Wirtschaft wird nach Ansicht des Instituts für höhere Studien heuer um viereinhalb Prozent wachsen.
    Das Institut hat damit seine Prognose vom Vorjahr bestätigt und lediglich auf die Berechnung einer pessimistischen Variante verzichtet.
    Zu einer verstärkten Kooperation im partnerschaftlichen Geist hat Fööster-Alpine Generaldirektor Koller in einem Vortrag des Donau-Europäischen Institutes in Wien aufgefordert.
    Koller vertrat die Ansicht, es wäre ein fundamentaler Fehler, das Wachstum der Industrieländer zum Stillstand kommen zu lassen, weil man damit die armen Länder jenes Antriebes beraube, den sie brauchten, um hochzukommen.
    Italien.
    Rom steht heute im Zeichen eines Generalstreiks und zweier Großkundgebungen.
    Die eine Demonstration findet auf dem Lateranplatz statt, sie ist von den Gewerkschaften organisiert worden.
    Unweit davon halten linksradikale Studenten eine Großkundgebung ab.
    Um Zwischenfälle zu vermeiden, hat die Polizei einen dichten Sperrgürtel zwischen die beiden Demonstrationen gezogen.
    Tschechoslowakei.
    Ein Grubenunglück in Karvina in Nordmeeren hat gestern Abend mindestens acht Menschenleben gefordert.
    23 Bergarbeiter werden noch vermisst.
    Ursache der Explosion dürfte eine Anhäufung von Methangas in einem Grubenschacht gewesen sein.
    Vor etwa drei Monaten sind in der Nähe von Karvina in Staric 45 Bergarbeiter ums Leben gekommen.
    Volksrepublik Kongo.
    Der Erzbischof der Hauptstadt Brazzaville, Kardinal Emil Biayenda, ist in der Nacht auf heute entführt und anschließend ermordet worden.
    Nach offiziellen Angaben sind die Mörder des Kardinals Familienangehörige des am vergangenen Freitag getöteten Präsidenten Marion Guabi.
    Großbritannien.
    Die sozialistische Minderheitsregierung des Premierministers Callaghan muss sich heute im Unterhaus einem Misstrauensantrag der konservativen Opposition stellen.
    Nach einem Gespräch mit dem Führer der Liberalen, Stihl, zeigte sich Callaghan optimistisch.
    Die Unterstützung durch die 13 liberalen Abgeordneten könnte die Labour-Regierung vor einer Niederlage bewahren.
    Indien.
    Nach dem Rücktritt von Ministerpräsidentin Gandhi bereiten sich die siegreichen Oppositionsparteien auf die Übernahme der Regierung vor.
    Morgen soll ein neuer Ministerpräsident nominiert werden.
    Der Janata Block, in dem mehrere Oppositionsparteien zusammengeschlossen sind, verfügt gemeinsam mit den Verbündeten über eine solide Majorität im Parlament.
    Beste Aussichten Regierungschef zu werden haben der 81-jährige Chef der Volkspartei, Desai, und der ehemalige Landwirtschaftsminister, Ram.
    Diese Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, standen am Ende unserer Mittagsinformation.
    Ausführlich ist dann wieder im Abendprogramm 18.15 Uhr Österreich 1 für Redaktion und Technik des Mittagschannals, aber darf ich mich von Ihnen verabschieden.
    Guten Abend.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftsprognose 1977, Ford-Institut
    Einblendung: Dr. Gerhard Schwödiauer
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Schwödiauer, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament: Kunstbericht 1975
    Einblendung: Peter (FPÖ), Luptowits (SPÖ), Kaufmann (ÖVP)
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Peter, Friedrich [Interviewte/r] , Luptowits, Michael [Interviewte/r] , Kaufmann, Paul [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Pressekonferenz Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weiterentwicklung der Abhöraffäre
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Demonstrationen und Generalstreik in Rom, Auseinandersetzungen
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Delegation aus Vietnam und Laos zurück, Wirtschaftshilfe
    Mitwirkende: Stoiber, Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Veränderungen am Weltstahlmarkt
    Einblendung: VOEST-Generaldirektor Koller
    Mitwirkende: Keller, Michael [Gestaltung] , Koller, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausstellung "Hoboken-Archiv" in der Musiksammlung der österreichischen Nationalbibliothek in der Albertina
    Einblendung: Anthony van Hoboken
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Hoboken, Anthony van [Interviewte/r] , Grasberger, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Albertina [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    6. Filmfestival der Menschenrechte in Straßburg unter dem Moto "Recht auf Arbeit" (Abschlußbericht)
    Mitwirkende: Engel, Norbert Paul [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.23 [Sendedatum]
    Ort: Straßburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.03.23
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.03.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770323_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt