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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
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KI-generiertes Transkript
Es war soeben 12 Uhr, Redakteur der Mittagsinformationssendung des aktuellen Dienstes ist Edgar Sterbens.
Guten Tag meine Damen und Herren.
Kurz ein Blick auf die wichtigsten Punkte unseres Programms.
Parlamentarische Ombudsmänner präzisieren Vorstellungen über ihre künftige Tätigkeit.
Tschechoslowakisches Parlament fordert verschärftes Vorgehen gegen Menschenrechtskämpfer.
Deutscher Gewerkschaftsbund spricht sich für den weiteren Ausbau von Atomkraftwerken aus.
Amerikanischer Präsident Jimmy Carter fordert, ab sofort auf Plutonium als Brennstoff für Kernkraftwerke zu verzichten.
Streik des Wartungspersonals legt Flugverkehr auf dem Londoner Flughafen Heathrow lahm, Sohn des ehemaligen italienischen Sozialistenschefs De Martino in Neapel entführt, sowie politische Divergenzen um das künftige Schicksal der in Polen aufgefundenen Original-Musikmanuskripte Wolfgang Amadeus Mozarts und Ludwig van Beethovens.
Soweit also die Schlagzeilen, zunächst jedoch die neuesten Nachrichten.
Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Fedor Holi, Sprecher Josef Wenzel-Natek.
Österreich.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit hat in einer Analyse der bisher im Osterverkehr eingetretenen Unfälle festgestellt,
dass die meisten in Unfälle verwickelten Fahrzeuglenker unter 30 Jahre alt sind, dass jedes dritte Unfallfahrzeug ein Motorrad, Moped oder ein Fahrrad ist und dass sich die meisten Unfälle nach dem Mittagessen in der Zeit zwischen 14 und 16 Uhr erreichen.
18 Prozent der Unfallbeteiligten waren alkoholisiert, die meisten der Alkoholisierten waren zwischen 20 und 24 Jahre alt.
Ein hoher Prozentsatz der Unfälle ereignete sich auf Nebenstraßen.
Die häufigsten Ursachen waren das Nichtbeachten des Vorranges, das Fahren auf der falschen Straßenseite, das Linksabbiegen und das Kurvenschneiden.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit appellierte deshalb an alle Kraftfahrer, sich diszipliniert zu verhalten.
Auch die Aktion 0,0 Promille ermahnte zur Vorsicht und vor allem zum Verzicht auf Alkohol am Steuer.
Die hohe Zahl von 565 Verkehrsunfällen mit 35 Toten zu Ostern des Vorjahres sei ein Beweis dafür, dass die Gefahr des Alkohols am Steuer bedauerlicherweise noch immer von den Kraftfahrern unterschätzt werde.
Jeder fünfte Unfall im Osterverkehr 1976 war auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen.
ÖVP-Gesundheitssprecher Wiesinger erklärte heute im ÖVP-Pressedienst, für die Volkspartei komme eine neue Belastung der Bevölkerung in Form eines Selbstbehalts beim Spitalsaufenthalt nicht in Frage.
Zur Lösung der finanziellen Krise der Spitäler gebe es genug andere Vorschläge.
Daher seien Ideen zur Einführung eines Selbstbehalts unüberlegt und unsozial, sagte Wiesinger, und verursachten nur eine Beunruhigung der Bevölkerung.
Tschechoslowakei.
Außenminister Knopek hat sich neuerlich gegen das für Mai in Wien geplante Treffen der sudetendeutschen Landsmannschaften gewandt und die Entwicklung gutnachbarlicher Beziehungen zu Österreich von seiner Absage abhängig gemacht.
Vor beiden Häusern des Parlaments in Prag bezeichnete Knopek gestern die Haltung der österreichischen Behörden zum Sudetentreffen als grobe Verletzung der Schlussbestimmungen von Helsinki.
Das Parlament hat gestern auch die Bürgerrechtskämpfer in der Tschechoslowakei vor neuen Aktivitäten gewarnt, ohne die Unterzeichner der Charta 77 zu erwähnen.
In einer Resolution wird eine strenge Anwendung der Landesgesetze gegen alle Versuche angedroht, die kommunistische Gesellschaftsordnung zu untergraben.
Italien.
Der Sekretär der Sozialistischen Partei in der Hafenstadt Neapel, De Martino, ist gestern Abend von Unbekannten entführt worden.
Sein Vater, der frühere Sozialistische Parteichef Francesco De Martino, vermutet hinter der Entführung politische Motive und bezeichnete sie als Versuch, die politischen Spannungen in Italien zu verschärfen.
In Mailand ist in der vergangenen Nacht ein 45-jähriger Kaufmann erschossen worden, als er sich gegen eine Entführung durch vier Banditen zur Wehr setzte.
Seit Jahresbeginn sind in Italien bereits 26 Menschen entführt worden.
USA.
In Washington sind heute die Vorschläge von Arztminister Vance bekannt geworden, die er bei seinem jüngsten Besuch in Moskau der sowjetischen Führung unterbreitet hat.
Vance hat sich gegenüber seinen sowjetischen Gesprächspartnern für ein Verbot der Entwicklung neuer Interkontinentalraketen als Teil eines neuen SALT-Abkommens eingesetzt.
Im Einzelnen hat der amerikanische Außenminister vorgeschlagen, die zwischen dem damaligen Präsidenten Nixon und Parteichef Brezhnev in Vladivostok vereinbarte Zahl der Atomwaffenträger, Raketen und Bomber von 2.400 auf 2.000 oder 1.800 zu verringern.
Auch die Zahl der strategischen Raketen mit mehrfach Sprengköpfen soll nach den Vorstellungen der amerikanischen Regierung reduziert werden.
Vance hat ferner vorgeschlagen, die sowjetischen Superraketen des Typs SS-18 auf 150 zu begrenzen.
Außerdem hat Vance in Moskau ein Verbot des Baus neuer Raketensilos für Interkontinentalraketen und einen Stopp neuer Raketenversuche angeregt.
Der frühere amerikanische Außenminister Kissinger hat sich gestern in seiner ersten öffentlichen Rede seit seinem Ausscheiden aus dem Amt mit Nachdruck für das von Präsident Carter angestrebte SALT-Abkommen eingesetzt.
Präsident Carter bereitet zur Zeit eine Erklärung über die amerikanische Kernenergiepolitik vor.
Schwerpunkt ist der Verzicht auf Plutonium als Brennstoff für Kernkraftwerke.
Plutonium ist der Grundstoff zur Herstellung von Atomwaffen.
Nach den Vorstellungen des amerikanischen Präsidenten soll die Entwicklung und der Verkauf von Wiederaufbereitungsanlagen, in denen Plutonium anfällt, auf unbestimmte Zeit verschoben und die Entwicklung von sogenannten schnellen Brütern, Kernreaktoren, die Uran in Plutonium umwandeln, verzögert werden.
Die Erklärung soll bereits in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.
Nach Angaben der amerikanischen Atomenergiebehörde ist gestern auf dem Testgelände in der Wüste von Nevada, 700 Meter unter der Erde, ein Kernsprengsatz gezündet worden.
Ein Sprecher der Behörde teilte mit, dass bei dem unterirdischen Atomversuch keine radioaktive Strahlung in die Atmosphäre gelangt ist.
Libanon Die Situation im Südlibanon ist nach wie vor explosiv.
Palästinensische Verbände und christliche Einheiten lieferten einander heute neuerlich heftige Kämpfe im libanesischen Grenzland nahe Israel.
Israelische Korrespondenten bestätigten Informationen aus palästinensischen Quellen, wonach die Offensive christlicher Streitkräfte gegen die Stadt Taipeh zurückgeschlagen wurde.
Durch die Ankunft neuer Einheiten im Süd-Libanon seien die Palästinenser gegenwärtig in der Lage, ihre Stellungen sogar auszubauen.
Weiters sollen sich Fedayeen der pro-syrischen Palästinenser-Organisation Saika in die Kämpfe eingeschaltet haben.
Die vermutete Präsenz regulärer syrischer Soldaten auf Seiten der Palästinenser konnte bisher nicht erwiesen werden.
Für diesen Fall hat Israel sofortige Gegenmaßnahmen angekündigt.
Südafrika Nach Angaben von Diplomaten in Johannesburg wollen die Vereinigten Staaten, Kanada, Großbritannien, Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland mit einer gemeinsamen Note die Regierung Forster dazu bringen, auf den rhodesischen Ministerpräsidenten Smith einzuwirken, das Rhodesien-Problem zu lösen.
Zweites Ziel der gemeinsamen Demarche soll es sein, Südafrika zu veranlassen, in Namibia, dem früheren Südwestafrika, freie Wahlen unter Aufsicht der Vereinten Nationen zuzulassen.
Die Note soll morgen offiziell übergeben werden.
Dem Vernehmern nach ist der rhodesische Regierungschef über den Inhalt bereits informiert und betrachtet sie als unannehmbar.
Kongo.
Staatschefo Pango hat die seit 1973 geltende Verfassung außer Kraft gesetzt und eine neue Regierung gebildet.
Die Befugnisse des Staatsrates, der höchsten Exekutivgewalt in der Volksrepublik, würden dem Militärausschuss und der Nationalen Volksversammlung übertragen.
Damit hat der Staatschef die Führungsstruktur im Kongo gestraft, um die auf dem Marxismus begründete Politik seines ermordeten Vorgängers und Vetters wirksamer als bisher fortzusetzen.
Der Chef der neuen Regierung, Goma, ist auch Leiter des Planungsministeriums.
Minister für Verteidigung und Innere Sicherheit wurde Major Nguesso.
Beide Offiziere sind neben dem Staatspräsidenten Opango die einflussreichsten Mitglieder im Militärausschuss der kongolesischen Einheitspartei.
Philippinen.
Staatspräsident Marcos kündigte für die am 17.
April geplante Volksbefragung über einen Anschluss von 13 Provinzen an eine teilautonome Muslimregion die Möglichkeit internationaler Kontrolle an.
Marcos forderte heute 59 Länder auf, Beobachter zur Überwachung der Rechtmäßigkeit der Volksabstimmung zu entsenden.
Weiters sicherte Marcos den Auslandskorrespondenten die Hilfe seiner Behörden und folgte Informationsfreiheit bei der Berichterstattung über das Autonomie-Referendum zu.
Die Abstimmung ist Teil eines unter Vermittlung Libyens zustande gekommenen Planes zur Beendigung des vierjährigen Krieges zwischen der Regierungsarmee und den Muslim-Rebellen.
Weiters ist die Bildung einer provisorischen Regierung mit mehrheitlicher Beteiligung der muslimischen Moro-Befreiungsfront vorgesehen.
Die muslimischen Rebellen lehnen den Referendumsplan ab, weil sie die Gesamtheit der 13 Provinzen beanspruchen und befürchten, einige der Regionen mit christlicher Bevölkerungsmehrheit könnten ihren Anschluss an den Muslimteil ablehnen.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
Der Alpenraum steht derzeit noch unter Zwischenhocheinfluss.
Bereits morgen wird die Kaltfront eines nordeuropäischen Tiefs unser Bundesgebiet erreichen.
Sie wird eine nachhaltige Wetterverschlechterung verursachen und einen Kälterückfall einleiten.
Die Wetteraussichten bis morgen früh lauten heiter bis wolkig, lediglich im Norden beginnende Bewölkungszunahme, westliche Winde, Nachmittagstemperaturen 8 bis 14 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 0 bis 5 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen meist starke Bewölkung, häufig Niederschlag.
Schneefallgrenze an der Alpen-Nordseite bis in Tallagen sinkend.
Auffrischender Westwind.
Frühtemperaturen morgen 0 bis 5 Grad.
Tageshöchsttemperaturen 2 bis 7 Grad.
Und nun noch die Messwerte von heute 12 Uhr.
Wien meldet Heiter bei 13°, Westwind 20kmh.
Eisenstadt Heiter 13, Süd 10, Linz Heiter 10, Südwest 15, Salzburg Heiter 11° bei Windstille, Innsbruck wolkenlos 11° bei Windstille, Bregenz wolkenlos 7°, Nordwind 5kmh, Graz Heiter 11°, Südwind 2 und Klagenfurt Heiter 7° bei Windstille.
Das waren der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagsjournal, einen Blick auf die Uhr, vor wenigen Sekunden war es 12.11 Uhr.
Um die Menschenrechtsbewegung in der Tschechoslowakei ist es seit einiger Zeit eher still geworden.
Seit dem Begräbnis des Philosophen Jan Patoczka haben die Unterzeichner der Charta 77 nichts von sich hören lassen.
Dennoch scheinen die Behörden keineswegs gewillt, die Kampagne gegen diese Aktivisten einzustellen.
Presse und Fernsehen veröffentlichen immer wieder persönliche Angriffe gegen die bekanntesten Mitglieder der Menschenrechtsbewegung, die Anfang Jänner dieses Jahres mit ihrem Manifest Carta 77 an die Öffentlichkeit getreten ist.
In diesem Manifest wird unter anderem darauf verwiesen, dass auch die Tschechoslowakei seinerzeit die Schlussakte der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki unterzeichnet hat und daher zur Respektierung der Menschenrechte verpflichtet sei.
Die Prager Regierung habe demnach die Pflicht, die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit und die Versammlungsfreiheit den Bürgern der Tschechoslowakei zu garantieren.
Entgegen diesem vielzitierten Geist von Helsinki hat sich nun gestern auch das tschechoslowakische Parlament mit der Frage der Menschenrechtsbewegungen in der Tschechoslowakei befasst.
Hören Sie aus Prag, Walter Tauber.
In der Tschechoslowakei mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Druck auf die Bürgerrechtsbewegung Charta 77 erneut verschärft werden soll.
Obwohl sich die Bürgerrechtler in den letzten Tagen und Wochen ruhig verhalten und kein neues Dokument über die Verletzung der Menschenrechte in der GSSR veröffentlicht haben, ist die Propagandakampagne gegen sie wieder verstärkt worden.
In den Massenmedien werden die alten Vorwürfe wieder aufgewärmt.
Ja, das Fernsehen wiederholt schon einmal gesendete sogenannte Dokumentarfilme, mit denen die Bürgerrechtler in Misskredit gebracht werden sollen.
Gestern ist man nun noch einen Schritt weitergegangen.
Das tschechoslowakische Parlament verabschiedete eine Resolution, in der in Bezug auf die Bürgerrechtler die volle Anwendung der Gesetze verlangt wird, dort wo, wie es heißt, die Normen der Gesellschaft verletzt oder umgangen werden.
Es dürfe zwar niemand wegen seiner persönlichen Überzeugung zur Verantwortung gezogen werden, die Verbreitung antisozialistischer Ansichten sei jedoch strafbar.
Die Parlamentsresolution, so meint man hier in Prag, muss allerdings nicht bedeuten, dass man jetzt sofort verstärkt mit Hilfe der Gerichte gegen die Bürgerrechtsbewegung vorgehen wird.
Die Entschließung enthält ja keineswegs neue Aspekte für eine strafrechtliche Beurteilung der Bürgerrechtsbewegung.
Die führenden Bürgerrechtler haben immer wieder betont, dass sie sich streng an die tschechoslowakischen Gesetze halten und nichts anderes verlangen als die Einhaltung der gültigen Rechtsnormen durch die staatlichen Behörden.
Das war wohl bislang nicht zu widerlegen und an dieser Situation dürfte auch die Parlamentsresolution kaum etwas ändern.
Eine strafrechtliche Verfolgung der Bürgerrechtler wäre nur unter erheblichen juristischen Verrenkungen möglich und diesen Weg hält man wahrscheinlich nach wie vor nicht für den besten.
Die Resolution dürfte so in erster Linie darauf abzielen, die führenden Bürgerrechtler unter verstärkten psychischen Druck zu setzen, sie weiter einzuschüchtern und sie damit zu bewegen, das Land möglichst von selbst zu verlassen.
Gelingt dies nicht, so mag man hier in Prag freilich neue Verhöre, Verhaftungen und möglicherweise erstmals auch Gerichtsverfahren nicht mehr ausschließen, denn die politische Führung lässt keinen Zweifel mehr daran, dass sie die Bürgerrechtsbewegung unter allen Umständen nachhaltig zum Schweigen bringen will.
Einen der Gründe dafür hat jetzt die Parteizeitung Rude Bravo offenbart.
Das Blatt rückte von der bisherigen These ab, dass es sich bei den Bürgerrechtlern um ein kleines Häuflein unbelehrbarer Handel, das im Grunde keinen großen Schaden anrichten könne.
Lude Bravo räumte nun ein, dass es in der GSSR eine Reihe von Unzufriedenen gäbe, bei denen die Ideen der Charta 77 durchaus auf fruchtbaren Boden fallen könnten.
Aus Prag hörten sie Walter Tauber.
Eines der Argumente, die von den Befürwortern der Kernenergie gern und oft in die Diskussion um das Für und Wider der Atomkraft geworfen werden, ist der Hinweis, dass es ohne Kernenergie keine Vollbeschäftigung gäbe.
Wie immer man zu diesem Argument, dessen logische Schlüssigkeit dahingestellt bleiben soll, stehen mag, so dient es doch meistens lediglich als zusätzliche Untermauerung einer positiven Einstellung zur Atomkraft.
Als Hauptargument dient seit gestern der Satz, ohne Kernenergie keine Vollbeschäftigung, dem deutschen Gewerkschaftsbund, der sich in Düsseldorf unmissverständlich für den Bau von Atomkraftwerken ausgesprochen hat.
Nach Ansicht des DGB ist eine vollbeschäftigungsorientierte Wachstumspolitik bei völligem Verzicht auf Kernenergie nicht erreichbar.
Das Ja der bundesrepublikanischen Gewerkschafter zur Atomkraft wurde dabei unmittelbar vor der geplanten Osterdemonstration von Kernkraftwerksgegnern ausgesprochen, Klaus Emmerich berichtet.
Mit großer Aufmerksamkeit ist in den Gewerkschaftszentralen Europas die eindeutige Festlegung der größten kontinentalen Arbeitnehmerorganisation zugunsten der Atomenergie registriert worden.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der DGB, hat mit seiner Pro-Atom-Äußerung also nicht nur Überraschung bei engagierten Atomgegnern in den eigenen Reihen ausgelöst, indem er das Gewicht von über sieben Millionen Gewerkschaftsmitgliedern voll in die energiepolitische Waagschale wirft.
Ein Zehn-Punkte-Programm dieses DGB wird auch von den Regionen und von den Brüsseler Europainstanzen, die sich einheitlich für die Atomenergie aussprechen, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität und Lautstärke, als Entlastung in dem offenen Kampf mit den Kernkraftwerksgegnern gewertet, die gerade jetzt wieder für Ostern auf zahlreichen Reaktorbauplätzen in ganz Westdeutschland Demonstrationen ankündigen.
Die Polizei rechnet übrigens mit Gewaltanwendungen.
Sie glaubt Anhaltspunkte dafür zu haben, dass die Ostermärsche gegen die Kernenergie teilweise zentral geplant und organisiert sind und außerdem meinen die Sicherheitsbehörden, dass neben den drei Hauptdemonstrationen an der Weser, in Cuxhaven und in Minden auch andernorts demonstriert wird, nämlich gegen geplante, im Bau befindliche oder schon in Betrieb stehende westdeutsche Kernkraftwerke.
Das Diskussionspapier des Deutschen Gewerkschaftsbundes ist aber nicht nur als aktueller Beitrag gleichsam zum Hausgebrauch gemeint.
In der Düsseldorfer DGB-Zentrale schließt man auch nicht aus, dass in Einzelfällen wie bisher Gewerkschaftler in Bürgerinitiativen zum Umweltschutz aktiv mitarbeiten.
Vielmehr wollte die Gewerkschaftsführung wohl verhindern, dass es ihr ergeht wie den politischen Parteien, in denen sich die Atomdiskussion gleichsam verselbstständigt und zwar innerhalb und auch außerhalb bestehender Organisationen.
Energiepolitisch war wohl ein weiteres Argument bestimmend für das Votum der einflussreichen Arbeitnehmerorganisation zugunsten der Kernenergie.
Der DGB möchte verhindern, dass es international zu einer Art Wettlauf um sichere und neue Arbeitsplätze kommt, in dem ein Land Kernkraftwerke unberührt und ungeniert von Umweltsorgen oder auch Politpropaganda weiterbaut,
während ein anderes Land von der Atomdiskussion stärker beeinflusst, sich zu einer Verlangsamung oder gar einem zeitweiligen Verzicht auf Kernenergie veranlassen lässt.
Verfechter der Kernenergie innerhalb der Gewerkschaften meinen dazu, dass es darum gehe, hier ganz neue Frontbildungen, etwa auch zwischen westlichen demokratischen Ländern und östlichen kommunistischen Ländern, zu verhindern, indem die einen eine Energielücke riskieren und die anderen auf diese Entwicklung nämlich im Westen setzen, um die Auseinandersetzung um Lebensstandard sowie wirtschaftlichen und technischen Fortschritt zum eigenen Vorteil zu beeinflussen, ja vielleicht sogar zu entscheiden.
Innerhalb der westdeutschen Gewerkschaften hat man sich auch nicht von dem Argument mancher Umweltschützer und politisch weit links stehender Atomgegner beeindrucken lassen, dass sich mit einem Entscheid zugunsten der Atomenergie die Organisation der Arbeitnehmer auf die Seite der meisten Arbeitgeber schlage.
Die deutschen Gewerkschaften versuchen nun, die freien europäischen Gewerkschaften für ihre Festlegung zu gewinnen.
In der Düsseldorfer DGB-Zentrale glaubt man, das heißgelaufene Atomthema nur noch durch international wirksame Verhaltensweisen abkühlen zu können.
Im Einzelnen verfährt dabei der Deutsche Gewerkschaftsbund differenziert.
Beim Energieverbrauch soll eingespart werden, ohne das Ziel der Vollbeschäftigung zu gefährden.
Im westdeutschen Fall soll, wie es heißt, die heimische Energie stärker herangezogen werden, gemeint ist die Steinkohle.
Der Bau von Kernkraftwerken soll zügig fortgesetzt, die Betriebsgenehmigung aber erst erteilt werden, wenn die Entsorgungs- und Sicherheitsprobleme in ausreichendem Maße geklärt sind.
Das gilt erst recht, so meint der DGB, für den Neubau von Kernkraftwerken.
Klaus Emmerich berichtete.
Und wir bleiben gleich beim Thema Kernkraftwerke.
Der amerikanische Präsident Jimmy Carter bereitet nach Angaben aus gut unterrichteten Kreisen in Washington eine Erklärung über die amerikanische Kernenergiepolitik vor, deren wesentlichster Punkt der Verzicht auf Plutonium als Brennstoff für Kernkraftwerke ist.
Die Erklärung, von der man in Washington hofft, dass sie zur Verlangsamung der Weiterverbreitung von Atomwaffen beitragen soll, wird in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.
Danach soll die Entwicklung und der Verkauf von Wiederaufbereitungsanlagen, in denen Plutonium anfällt, auf unbestimmte Zeit verschoben und die Entwicklung von schnellen Brütern, die Uran in Plutonium umwandeln, verzögert werden.
Das in herkömmlichen Kernkraftwerken verwendete Uran-235 wollen die USA jedoch weiterhin liefern.
Teile der angekündigten Erklärung des amerikanischen Präsidenten stehen dabei im Gegensatz zur Politik der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs, die auf Plutoniumbasis arbeitende Kernkraftwerke entwickeln und an Brasilien und Pakistan Wiederaufbereitungsanlagen verkaufen.
Ebenso haben Großbritannien und Japan wissen lassen, dass sie in Zukunft in ihren Kraftwerken Plutonium verwenden möchten.
Über die Verwendungsmöglichkeiten von Plutonium als Reaktorbrennstoff informiert sich dabei nun einmal ganz allgemein Herbert Hutter.
Ein spezielles Problem beim Betrieb von Kernkraftwerken stellt das Plutonium dar.
Plutonium ist nicht nur sehr giftig, sondern dient auch als Sprengstoff für Atombomben.
Die vom Plutonium abgegebene Strahlung reduziert sich erst nach 24.000 Jahren auf die Hälfte.
Es entsteht in Kernkraftwerken herkömmlicher Bauart in verhältnismäßig geringen Mengen.
In Zwentendorf würden im Jahr etwa 190 Kilogramm dieses in der Natur nicht vorkommenden künstlichen Metalls erzeugt werden.
Sieht man von der Verwendung als Atomsprengstoff ab, so gibt es zwei Möglichkeiten Plutonium nutzbringend anzuwenden.
Man kann es in herkömmlichen Reaktoren den Uranbrennelementen beimengen, weil es ein energietechnisch sehr wertvoller Brennstoff ist.
In Deutschland wird diese Methode der Plutoniumverwertung und damit gleichzeitig der Plutoniumbeseitigung erprobt.
Der wirtschaftlich interessantere Einsatz geschieht jedoch im sogenannten schnellen Brüter, der vom heutigen Standpunkt aus gesehen nächsten Generation von Kernkraftwerken.
Unter Brutprozess versteht man einen kerntechnischen Vorgang, bei dem in einem Reaktor durch Neutronenbeschuss weitere spaltbare Elemente aufgebaut werden.
Im Falle des schnellen Brüters geht der Spaltvorgang mit ungebremsten, also schnellen Neutronen vor sich.
Bei den herkömmlichen Reaktoren werden die Neutronen durch chemisch reines Wasser abgebremst, also moderiert.
Die Reaktoren heißen daher auch Siedewasser- oder Druckwasserreaktoren.
In einem solchen schnellen Brüter wird aus nicht spaltbarem Uran, das mit spaltbarem Uran angereichert ist, während des Kernspaltungsprozesses spaltbares Plutonium erzeugt.
Wie viel von diesem energietechnisch wertvollen, aber giftigen und wegen seiner Verwendbarkeit als Atomsprengstoff politisch bedenklichen Stoff mehr erzeugt wird, ist noch nicht genau erforscht.
Optimisten rechnen damit, dass sich das Plutonium im schnellen Brüter in zehn Jahren verdoppelt.
Warum entwickelt man überhaupt den schnellen Brütern?
Hauptsächlich deswegen, weil der Kernbrennstoff, also ursprünglich Uran, 70 bis 80-fach besser ausgenutzt werden kann als bei herkömmlichen Leichtwasserreaktoren.
Die Bedenken des amerikanischen Präsidenten Carter sind hauptsächlich politischer Natur.
Er will ja möglichst verhindern, dass weitere Staaten in den Club der Atommächte eintreten, was sie ja durchaus können.
Seine Auseinandersetzung mit der Bundesrepublik um die Lieferung kerntechnischer Anlagen an Brasilien zielen ebenfalls in diese Richtung.
Ein schneller Brüter ist aber trotz alledem keine ideale Bombenfabrik.
Denn in einer Atombombenfabrik wird das Plutonium bereits nach vier bis sechs Wochen aus dem Reaktor genommen.
Dann ist nämlich am meisten Sprengstoff entstanden.
Theoretisch kann man aber auch aus einem Kernkraftwerk den Brennstoff nach vier bis sechs Wochen herausnehmen und zu Bombensprengstoff umwandeln.
Normalerweise bleibt der Kernbrennstoff drei Jahre im Kraftwerk, bis er zur Energieerzeugung optimal ausgenützt ist.
Dann kann nämlich angeblich kein Sprengstoff mehr aus den abgebrannten Brennelementen erzeugt werden.
Wann der Brennstoff in Kernreaktoren gewechselt wird, kontrolliert die internationale Atomenergieorganisation mit Hilfe automatischer Kameras in den einzelnen Kernkraftwerken auf der ganzen Welt.
Diesen Kontrollmechanismen wird aber zunehmend Misstrauen entgegengebracht.
Denn ob wirtschaftlich oder nicht, wenn ein Land eine Atombombe haben will, dann wird sie sie auch bauen, ohne Rücksicht auf die Kosten.
Auch mit Hilfe eines Kernkraftwerkes, also eines schnellen Brüters, wie der amerikanische Präsident befürchtet.
Das war ein Beitrag von Herbert Hutter.
In einer halben Minute ist es 12.26 Uhr, vier Minuten vor halb eins und wir kommen zur Innenpolitik.
Am 1.
Juli dieses Jahres werden die drei Volksanwälte ihre Arbeit aufnehmen.
Was es also bisher nur bei Zeitungen gegeben hat, soll nunmehr auch im Parlament offiziell verankert werden.
Nach der einvernehmlichen Verabschiedung im Verfassungsausschuss sieht das Gesetz als Kompetenzen für das neue Dreiergremium die Kontrolle der Verwaltung nicht jedoch eine Kontrolle der Gerichtsbarkeit vor.
Die Volksanwälte sollen den Beschwerden einzelner Staatsbürger, die sich durch Verwaltungsakte benachteiligt oder übervorteilt fühlen, nachgehen und sind dabei keinen Weisungen unterworfen.
Der Volksanwalt hat auch das Recht, Verordnungen beim Verfassungsgerichtshof anzufechten.
Seine Zuständigkeit beschränkt sich dabei allerdings auf den Bereich der Bundesverwaltung.
Eine Kontrollmöglichkeit für Akte der Verwaltung der Länder oder der Gemeinden ist derzeit nicht vorgesehen.
Welche Vorstellungen haben nun jene drei Parlamentarier, die das neue Amt übernehmen sollen?
Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Markus Sommersacher.
Obwohl noch gar nicht in Amt und Würden werden Robert Weiß, Franz Josef Bauer und Gustav Zeilinger, jene Männer, die die drei Parlamentsparteien bereits als Volksanwälte vorgeschlagen haben bzw.
vorschlagen dürften, bereits jetzt also werden die drei Parlamentarier nach eigenen Angaben von einer Flut von Bitten und Eingaben überschwemmt, in denen sie aufgefordert werden, Bürgern zu helfen.
Die Palette der Anliegen reicht von Pensionsbescheid über Versetzungen bis zu Bitten die Länge von Haftstrafen zu mildern.
In diesem Gebiet, so schätzen Weiß, Bauer und Zeilinger, wird sich auch die Arbeit bewegen, die sie ab dem 1.
Juli zu erledigen haben.
Das sind zwar auch Materien, mit denen sich die drei Volksanwälte in SPE bereits jetzt bzw.
früher beschäftigen mussten, allerdings glauben alle drei, sich in ihrer neuen Position noch wirkungsvoller für die Belange des einzelnen Staatsbürgers einsetzen zu können.
So meint zum Beispiel der ehemalige Klubobmann der Regierungspartei, Robert Weiß,
Ich glaube schon, dass wir als Volksanwälte mehr tun können, weil also insbesondere jetzt durch das Gesetz, das im Parlament beschlossen wurde, auch eine gewisse Verpflichtung für den Beamten vorherrschend ist.
Denn jedes Einschreiten, das die Volksanwaltschaft macht, verpflichtet ja den Beamten,
eine Stellung beziehungsweise eine Mitteilung an die Volksanwaltschaft zu geben und wenn sie nicht genügend ist, werden wir sie natürlich entsprechend auch zu vertreten haben.
Und ich glaube, dass wir schon, und ich darf das jetzt auch vielleicht sagen, als der Vertreter langer dieser Beamten, dass auch vielleicht auch eine gewisse genauere Festlegung oder menschlichere Festlegung bei manchen Entscheidungen unbescheiden erfolgen wird.
Weiß legt großen Wert darauf, festzustellen, dass der Volksanwalt als Kollegialorgan auftreten und so weit wie möglich einheitliche Beschlüsse fassen soll.
Franz Josef Bauer, derzeitiger Sicherheitssprecher der ÖVP, will die Worte seines Kollegen von der Regierungspartei freilich nicht so verstanden wissen, dass etwa den Beamten nun der Volksanwalt sozusagen als drohende Route ins Fenster gestellt wird, sondern sieht die Funktion und Vorgangsweise, die auf ihn wartet, so.
Nicht also die Volksanwaltschaft steht im Vordergrund, sondern im Vordergrund steht der einzelne Österreicher, dem das Parlament bei dieser ungeheuren Fülle von unübersichtlichsten Gesetzen, für die aber nicht das Parlament oder die Beamtenschaft kann, das ist nun einmal so in einer hochindustrialisierten Gesellschaft, das kennt sich ja fast niemand mehr aus, hier wird man also dem Einzelnen, der also diesem Dickicht, diesem Gesetzestickicht gegenüber mehr oder weniger hilflos gegenübersteht von Seiten der Volksanwaltschaft, Hilfe zu leisten haben.
Sowohl Weiß als auch Bauer hätten sich gewünscht, mehr Kompetenzen für ihre zukünftige Tätigkeit zu haben.
Sie bezeichnen das, was im Parlamentarischen Verfassungsausschuss einvernehmlich beschlossen wurde, aber als tragbaren Kompromiss, der ihnen ausreichende Kompetenzen für eine umfassende Tätigkeit einräume.
Alle drei weisen in diesem Sinne Spekulationen zurück, wonach der Tätigkeit des Volksanwalts nur mehr die Wirkungskraft des viel zitierten Salzamts zukomme.
Auch von einem Luxusaustragsstüberl, in das sie sich nach der Meinung mancher Berichterstatter zurückzuziehenden Begriffe sind, wollen die drei nichts wissen.
Sie fordern, endlich in Ruhe mit ihrer Arbeit beginnen zu können.
Eine Arbeit, bei der sie sich aber nicht als Konkurrenz für die Ombudsmänner, die es schon bei einigen Zeitungen und Zeitschriften gibt, verstehen.
In diesem Sinne, meint Gustav Zeilinger von der Freiheitlichen Partei, sicher ist die Volksanwaltschaft, wie sie jetzt geschaffen worden ist, doch nicht das höchste der Gefühle.
Viele haben sich mehr erwartet, auch ich habe mehr erwartet.
Aber ich kann mir vorstellen, dass es gelingen wird, durch eine gute Arbeit auch jene,
Parteien und Stellen des Staates, der Länder und der Gemeinden zu überzeugen, dass es notwendig ist, im Interesse eines guten Zusammenarbeitens zwischen der öffentlichen Hand und den Bürgern
die Vollmacht der Volksanwaltschaft im Laufe der Jahre zu erweitern.
Dennoch bleiben einige Fragen offen.
So ist zum Beispiel bis jetzt noch nicht geklärt, in welchen Räumlichkeiten die drei Volksanwälte arbeiten werden.
Zur Diskussion steht der Opernringhof an der Wiener Ringstraße.
Auch die Arbeitsteilung, so sagen alle drei Volksanwälte übereinstimmend, ist noch nicht geklärt.
Sie wird sich erst im Laufe der Zeit ergeben.
Robert Weiß, Franz Josef Bauer und Gustav Zeilinger sind jedoch entschlossen, das Amt des Volksanwalts, derzeit noch eine leere Hülse, mit Leben zu erfüllen.
Das war ein Bericht von Markus Sommersache und wir werfen nun einen Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen, deren Leitartikel und Kommentatoren sich vornehmlich mit zwei Themen beschäftigen.
Mit der Munitionsaffäre und mit den Vorgängen in und um den ORF.
Die Zitate für unsere Inlandspresseschau hat eugen Freund ausgewählt.
Im Kurier fasst Peter Abel jene Argumente zusammen, die seiner Ansicht nach dafür sprechen, dass aus der Munitionsaffäre des Bundesheeres ein internationaler Skandal geworden sei.
Der Verteidigungsminister des neutralen Österreich hat einen Handzettel seines Waffenhändlerfreundes im Akt, der gemeinsame Raketenentwicklungen mit dem Frontstaat Syrien anregt, wenn er nicht gar, was ja noch ernsthaft zu untersuchen sein wird, wirklich mit den Syrern darüber verhandelt hat.
Der Verteidigungsminister des neutralen Österreich funktioniert einen als UNO-General zwischen Syrien und Israel stehenden österreichischen Offizier zum Briefkasten für die Post zwischen sich und seinem syrischen Amtskollegen um.
Ein Wunder, dass noch keiner dessen Abberufung verlangt hat.
Das hat Bruno Kreisky mit zu verantworten.
Der außenpolitische Star steht vor einem außenpolitischen Trümmerhaufen, weil er sich nicht entschließen konnte, die Randexistenz Lütgendorf rechtzeitig zu entfernen.
In ähnlich größerem Zusammenhang wie der Kurier sieht auch die kommunistische Volksstimme die jüngste Entwicklung.
Hier liest man unter anderem.
Die Affäre Lüttgendorf tritt in eine neue Phase.
Es geht jetzt nicht mehr nur um ministerielle Unwahrheiten und um vorsichtig ausgedrückt
Zweifelhafte Beziehungen eines Ministers zu einem vorbestraften Waffenhändler und Ex-Bordellbesitzers, nicht einmal nur um neutralitätswidrige Waffen- und Munitionslieferungen, sondern um noch viel mehr, um den österreichischen Staatsvertrag, der die Grundlage unserer Unabhängigkeit und Souveränität ist.
Die Salzburger Nachrichten wiederum sehen in einem Kurzkommentar den jüngsten Stand in der Munitionsaffäre des Bundesheeres so.
Was der Kanzler mit seinem Verteidigungsminister aufführt, ist nicht mehr Nibelungentreue, sondern Demütigung.
Rationale Gründe dafür, Lüttgendorf weiterzuhalten, gibt es nicht.
Irrationale aber dürfen in der Politik keinen Platz haben.
Lütgendorf nur fleißig zu halten, weil ÖVP und Presse seinen Kopf fordern, ist des Staatsmannes Kreisky nicht würdig.
Das ist Kindergartenniveau.
Soweit die Salzburger Nachrichten.
In einem Kommentar der ÖVP-Zeitung Südost Tagespost vermerkt Paul Kovacic unter anderem Kreisky und Lütgendorf bleiben Stereotyp bei ihrem gemeinsamen Kein-Kommentar und lassen sich damit die letzte Chance entgehen, die Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.
und die Chance, Österreich vor einem außenpolitischen Untergang im Sandsturm zu bewahren.
Die Presse aber, mehr denn je Rufer in der Wüste, fordert, schickt Lü endlich in die Wüste.
Einen anderen Aspekt als etwa die Südost-Tagespost greift der Kommentator in der Wochenzeitung präsent heraus, wenn er schreibt, darf man, fragt sich die Öffentlichkeit mit Recht, den Brigadier Lütgendorf für einen typischen Repräsentanten des Geistes ansehen, der im Bundesheer herrscht?
Wenn aber nicht, wie wird das Bundesheer das fatale Image wieder los?
Zerschlagen wurde gleichzeitig aber auch ziemlich endgültig die Vorstellung von der Geschlossenheit von Kreisky und seinem Team.
Der Kanzler schadet sich selber, indem er das Eingeständnis, sich in einem Menschen geirrt zu haben, unnötig hinauszögert.
Ebenfalls in einem größeren Zusammenhang sieht auch Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten die Affäre rund um das Bundesheer.
In der Innenpolitik ist mehr als je zuvor eine scharfe Zugluft spürbar, die am Organismus der Regierung nagt.
Ob es auf Dauer ohne ernste Folgen abgeht, dafür gibt es zwar noch keinen sicheren Befund, aber rundum wächst die Gefahr, dass gerade liberale Wähler, die ein Stück des Weges mit der SPÖ gehen wollen, sich abgestoßen fühlen könnten.
Schließlich häufen sich die Fälle, die zumindest Unmut erreden.
Auseinandersetzungen um pragmatisierte Beamte und Pensionen nehmen sich noch dazu harmlos aus gegenüber der Schlacht um Lütgendorf, der der ÖVP pausenlos frischen Nachschub zuführt.
Wenn nun gar schon Neutralität und Außenpolitik ins Spiel kommen, dann kann es nur bedenklich zugig werden.
Soweit also Pressestimmen zur jüngsten Entwicklung in der Affäre rund um das Bundesheer.
Nun noch ein Kommentar zu einem anderen aktuellen Thema, nämlich der Möglichkeit eines neuerlichen Rundfunkvolksbegehrts.
Dagegen hat es ja in den vergangenen Tagen heftige Reaktionen von sozialistischer Seite gegeben.
Dazu schreibt heute die Presse in einem Kurzkommentar.
Jetzt, da es Informationsgespräche gegeben hat, ob und wie der ORF wieder aus den Fängen der Parteien zu holen wäre, jetzt signalisiert die Löbelstraße täglich aufs Neue.
Verschwörung der Opposition und der Zeitungen.
In der Panik der neu entdeckten Konspirationstheorie beginnen die Sozialisten um sich zu schlagen und vergessen dabei, dass es wie eine Flucht aussieht.
Eine nach vorn.
Oder vor dem ungeliebten Kellerkind.
Das war die Inlandspresse-Schau heute zusammengestellt von Eugen Freund.
Sechs Minuten nach halb eins nun wieder zur Auslandsberichterstattung.
In Italien machen Entführungen immer wieder Schlagzeilen.
Meist geht es dabei um die Erpressung eines hohen Lösegeldes.
Seit zwölf Stunden jedoch gibt es in Italien eine Entführungsaffäre mit offensichtlich politischen Motiven.
Der Sohn des früheren Vorsitzenden der Sozialistischen Partei Italiens, Guido de Martino, ist in der vergangenen Nacht in Neapel gekidnappt worden.
Sein Vater, Francesco Martino, war bis zu seiner Ablösung im vergangenen Jahr mit kurzen Unterbrechungen zwölf Jahre lang Führer der italienischen Sozialisten.
Der 34-jährige Guido de Martino ist Lehrer und Sekretär der Sozialistischen Partei in Neapel.
Über Einzelheiten und Hintergründe der Tat berichtet nun Alfons Dalma aus Rom.
Dieses Verbrechen löst allerlei politische Vermutungen aus und wirft ein grelles Licht in das Halbdunkel der Verquickung zwischen der politischen und der gemeinen Kriminalität.
Der 34-jährige Guido de Martino ist nicht nur der Sohn des Senators Francesco de Martino, der neben Pietro Nenni der historische Führer der Sozialistischen Partei Italiens ist, er ist auch selbst Generalsekretär der Sozialistischen Partei in der Millionenstadt Neapel und in dieser seine Eigenschaft einer der wichtigsten politischen Persönlichkeiten der seit einem Jahr dort regierenden Volksfront-Koalition.
Gestern Nacht um etwa 11 Uhr haben der Vater und die Frau des Entführten bemerkt, dass dessen Wagen mit brennenden Scheinwerfern, aber leer, vor dem Wohnhaus der Familie geparkt stand.
Senator De Martino alarmierte sofort die Polizei, die aber bis jetzt nur feststellen konnte, dass der junge Politiker von vier maskierten Personen, darunter vermutlich auch einer Frau, unter Waffenandrohung gezwungen worden sei, das Auto der Entführer zu besteigen.
Die Methode, drei maskierte Männer und eine Frau, ist bei den Unternehmungen der sogenannten Roten Brigaden, die im Bündnis mit den sogenannten NAP, das heißt den proletarischen bewaffneten Kerngruppen, operieren, schon charakteristisch geworden.
In zumindest drei Entführungen der letzten zwei Monate ist die Frau auch identifiziert worden als Francesca Falco, die bereits als Rote Brigadistin im vergangenen Jahr wegen Entführungen vor Gericht
gestanden, dann aber aus dem Frauengefängnis von Cesena entflohen war.
Vor drei Wochen ist sie nach einem Feuergefecht mit der Polizei, bei dem zwei Karabinieri und ein Brigadist getötet worden sind, mit knapper Not der Festnahme entgangen, obwohl selbst verwundet.
Wenige Stunden später wurde ihr römisches Versteck entdeckt, das sie aber wenige Minuten vorher verlassen hatte.
Vorgestern ist der genuesische Rederei-Mitinhaber Paolo Costa nach 80 Tagen Gefangenschaft und gegen ein Lösegeld von 30 Millionen Schilling von den Roten Brigaden freigelassen worden.
An seiner Entführung und Gefangenhaltung war Francesca Falco ebenfalls beteiligt.
Diese linksextremistische Terrororganisation, vergleichbar mit der Baader-Meinhof-Gruppe in Deutschland, aber unvergleichlich aktiver und stärker,
hat durch Entführungen und Raubüberfälle sich eine Finanzierungsgrundlage geschaffen, mit der die größten demokratischen Parteien den Vergleich nicht aushalten können.
In den letzten zwölf Monaten werden deren Erpressungseinkünfte auf über 500 Millionen Schilling geschätzt.
Das erklärt vielleicht auch die Fähigkeit der Bande, ihre Arsenale und ihr Personal immer wieder zu erneuern und Dutzende von Wohnungen überall in Italien zu kaufen und zu mieten.
Da diese politischen Terroristen aber mit den gemeinkriminellen Gangsterbanden und mit der Mafia zusammenarbeiten, muss angenommen werden, dass die Löse- und Raubgelder nur zum Teil bei ihnen verbleiben.
Der Fall de Martino ist allerdings in einem entscheidenden Aspekt nicht typisch.
Die Familie ist nicht reich und es ist die erste Entführung eines prominenten Politikers.
Ist sie also eine direkte politische Provokation der Extremisten an die Adresse der Volksfrontkoalition von Neapel, die sie, diese Linksextremisten, als linkes Establishment zur Zielscheibe ihres Spots und Hasses gemacht haben?
Oder kommt die Aktion aus dem entgegengesetzten Extremistenlager von den Neofaschisten her, die damit Unruhe und Chaos stiften wollen?
Der kommunistische Bürgermeister von Neapel, Valenzi, erinnerte heute früh daran,
dass es vor 40 Jahren in Spanien mit solchen Vorfällen begonnen hatte, bis dann der Bürgerkrieg unvermeidlich wurde.
Das war ein Bericht unseres Italien-Korrespondenten Alfons Dalma.
Seit vier Tagen streiken auf dem Londoner Flughafen Heathrow die Wartungsmechaniker.
Der Flugverkehr auf diesem meistfrequentierten Flughafen Großbritanniens ist seitdem lahmgelegt.
Das Wartungspersonal in Heathrow verlangt höhere Zulagen für Nacht- und Wochenenddienste.
Und nachdem die Streikenden gestern einem Aufruf der Gewerkschaft zur Wiederaufnahme der Arbeit nicht nachgekommen sind, droht nun die Fluggesellschaft British Airways mit Massenentlassungen.
Hören Sie dazu aus London, Karl-Heinz Wocker.
Die Kündigungsschreiben sind den Streikenden noch nicht zugestellt worden.
Aber nach Ansicht der Leitung von British Airways sind die 1700 Leute vom Bodenpersonal bereits so gut wie entlassen.
Sie weigern sich Schichtdienst zu tun und der ist nun einmal auf einem Flughafen unentbehrlich.
Sie möchten den Schichtdienst besser bezahlt bekommen und das ist sicher Ihr gutes Recht oder wäre das jedenfalls in normalen Zeiten.
Aber die gegenwärtige Lohnrestriktion lässt solche Extras nicht zu.
Management und Gewerkschaftsführungen sind sich darin einig.
Ein ungutes Klima, das dazu führt, dass immer mehr britische Betriebe durch inoffizielle Ausstände lahmgelegt werden.
Metallarbeiterchef Hugh Scanlon, einer der mächtigsten Männer der britischen Trade Unions, hatte gestern vergieblich an die Streikenden appelliert, die Arbeit wieder aufzunehmen.
Alle Flüge der Gesellschaft auf den innerenglischen und den europäischen Strecken liegen still.
Einfliegende Maschinen von BAE werden zum Rückfluch nicht mehr gewartet.
Die übrigen Linien verkehren normal.
Das kommt für British Airways zu einem kritischen Zeitpunkt.
Im letzten Jahr war es der staatlichen Fluglinie zum ersten Mal gelungen, nach einer langen Reihe von Defiziten einen Gewinn melden zu können.
Jetzt spricht der Generaldirektor der Gesellschaft bereits davon, diese könne sich durch den Streik ausbluten.
Sollte der Osterverkehr von BAE völlig zum Erliegen kommen, werden alle 55.000 Angestellten den Bescheid über eine zeitweilige Entlassung zugestellt bekommen.
Der Streik wird organisiert, wie gesagt, nicht durch die Gewerkschaft, sondern durch ein Gremium von fünf Betriebsopleuten.
Diese versichern, nichts liege ihnen ferner, als die Lohnpolitik der Regierung zu torpedieren.
Sie unterstützen diese vielmehr.
Was sie verlangten, sei das Recht für die Schichtarbeiter, separate Tarifverhandlungen führen zu können,
sobald dazu wieder Gelegenheit gegeben werde.
Die gegenwärtige Lohnpolitik läuft bis zum 31.
Juli und soll nach dem Wunsch der Regierung durch eine weitere Phase der Restriktion ersetzt werden, die dann bis Sommer 1978 gelten müsse.
Der Widerstand dagegen regt sich in vielen Betrieben, vor allem solchen, in denen Fach-, Schicht- und Nachtarbeiter sich um die Möglichkeit gebracht sehen, Sonderzulagen auszuhandeln.
Arbeitsminister Booth hat deshalb den Vorschlag gemacht, die Regierung könne eine Art von Rahmensumme für die nächste Lohnrunde abstecken,
Und innerhalb dieser Grenzen bleibe es dann den jeweiligen Firmenleitungen und Gewerkschaften überlassen, die Verteilung möglichst gerecht und mit Differenzierungen nach Leistungen und Arbeitsbedingungen vorzunehmen.
Die bisherige Regelung sah eine einmalige, gleiche Erhöhung für alle Arbeiter und Angestellten ohne Ansehen von Gehalt und Tätigkeit vor.
Die fünf Betriebsobleute versuchten heute Morgen von Neuem mit der Leitung der Gesellschaft eine Kompromissformel auszuhandeln.
Diese müsste dann erst einer Versammlung aller Streikenden vorgelegt werden.
Eine solche Versammlung war ursprünglich für heute Nachmittag geplant.
Ob sie jedoch stattfindet, ist zur Stunde noch ungewiss.
Aus London hörten Sie Carl-Heinz Wocker.
Während sich der kubanische Staats- und Parteichef Fidel Castro derzeit in Moskau aufhält, um mit den Kreml-Gewaltigen über eine gemeinsame Marschroute in der Afrikapolitik zu beraten, nimmt die vor kurzem eingeleitete Wiederannäherung zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten von Amerika gewisse Formen an.
Das heißt, in amerikanisch-kubanischen Sondierungsgesprächen, die in der vergangenen Woche in New York stattgefunden haben, folgt gegenwärtig der Besuch einer amerikanischen Basketballmannschaft in Havanna.
Es ist dies die erste Visite einer amerikanischen Sportmannschaft in Kuba seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und den USA im Jahre 1961.
Unwillkürlich drängt sich in diesem Zusammenhang der Vergleich mit der mittlerweile historisch gewordenen Ping-Pong-Diplomatie zwischen den Vereinigten Staaten und dem kommunistischen China auf.
Jene ersten Kontaktaufnahme, die schließlich zu einer Normalisierung des amerikanisch-chinesischen Verhältnisses geführt hat.
Inwieweit es nun zulässig ist, einen derartigen Vergleich zu ziehen und etwa gar von einer neuen Ära der Basketball-Diplomatie zu sprechen, darüber berichtet Walter Engel.
Ein amerikanisches Basketball-Team
Zusammengestellt aus zwei Universitätsmannschaften aus dem Staatesstaat Dakota ist die Kuba.
Und selbstverständlich bietet sich der Vergleich mit der Ping-Pong-Diplomatie an, die vor vier Jahren die 20 Jahre lang eingefrorenen Beziehungen zwischen den USA und Festlandchina aufzutauen begann.
Der Vergleich fängt zum Teil zugunsten rascherer Annäherung aus, als sie mit der Volksrepublik China erfolgte, zum Teil den Beobachter größere Hindernisse.
dass das Baseball-begeisterte Kuba keine Baseball-Mannschaft begrüßen kann, sondern mit einer Basketball-Mannschaft vorliebnehmen muss.
Obwohl Fidel Castro eine Einladung an den Genkis, eine New Yorker Spitzen-Mannschaft, ergehen ließ, hat keine politische Bedeutung.
Es ist eine interne Angelegenheit der Baseball-Liga, während Präsident eine Monopolstellung dieser Mannschaft befürchtete und auf einem nationalen Auswahl-Team bestand, das dann nicht zustande kam.
Wie groß ist aber die politische Bedeutung des Basketball-Besuches?
Es ist kein Durchbruch einer vollständigen Absperrung, denn amerikanische Kontakte mit Kuba, zum Unterschied von denen in der Volksrepublik China, waren nie ganz abgerissen.
Aber es ist die erste offiziell vollgebilligte Reise einer größeren Gruppe von Amerikanern nach Kuba, seit die Beziehungen zwischen den USA und der Nachbarinsel 1961 abgebrochen wurden.
Doch Präsident Carter hatte das 17 Jahre alte Reiseverbot nach Kuba bereits aufgehoben und Verhandlungen in New York über Fischerei-Rechte, aber nicht auf diese beschränkt, trugen ebenfalls dazu bei, die Erinnerungen an die Schweinewucht-Affäre zu mindern, wenn nicht aus dem Weg zu räumen.
Kein Durchbruch also, wie gesagt, denn die Reise einer größeren Gruppe von Geschäftsleuten aus dem Mittelweststaat Minnesota war bereits angekündigt worden.
Und Castros Aufhebung auch des Verbots in Kuba Dollars auszugeben, ist sicher im Grunde wichtiger als der Basketballbesuch.
Aber als ein Schritt der Verbesserung des politischen Klimas kann dieser Besuch von Bedeutung sein.
Denn, direkt oder indirekt, Castro signalisiert, dass die Annäherung an die USA ihm wichtig genug ist, um sich in der Afrikapolitik Zurückhaltung aufzuerlegen.
Die Frage ist, welchen Aspekten man größere Bedeutung zumessen kann.
Dem, dass Castro in der Sowjetunion ein besonders feierlicher Empfang bereitet wurde, nachdem seine Afrika-Reise mit der des sowjetischen Präsidenten Podgorny weitgehend parallel gegangen war, dieser bemerkenswerten Ausnahme allerdings, dass Angola nicht auf Podgornys Reiseroute stammt, aber auf der Castros
was auf größere sowjetische als kubanische Zurückhaltung hindeuten könnte.
Auf der anderen Seite hat Kuba energisch dementiert, dass seine Diplomaten zu kreative Tätigkeit in Sair verwickelt gewesen seien oder dass, wie das ägyptische Blatt Al-Akhbar berichtet hatte, kubanische Truppen in Libyen stationiert werden sollten.
Was man mit Aufmerksamkeit verfolgen wird ist,
ob Castro seinen Moskau-Besuch so einteilen wird, dass er noch selbst die amerikanischen Sportler in Kuba begrüßen kann, die die Insel freitags verlassen.
Tut er das, wäre es eine Parallele zu Joe Enlais und der Streichung der Ping-Pong-Diplomatie.
Andererseits ist die Situation aber nicht so, dass es einer Brüskierung der USA gleich käme, den er nicht persönlich unterscheidet.
Das war ein Beitrag von Walter Engel, 12.49 Uhr war es vor wenigen Sekunden und wir kommen zum Kulturteil.
Die seit dem Zweiten Weltkrieg vermisste musikhistorische Sammlung der Preußischen Staatsbibliothek, die mehr als 100 Handschriften von Kompositionen Wolfgang Amadeus Mozarts, aber auch Manuskripte vieler anderer Komponisten enthält, ist vor kurzem durch Zufall von einem britischen Zoologen in Polen entdeckt worden.
Es ist dies eine Entdeckung, die so manche Streitfrage in der Musikforschung schlichten könnte, die aber selbst zu politischen Streitfragen führen könnte.
Denn die Frage lautet nun, was wird mit diesem kostbaren Fund geschehen?
Hören Sie darüber einen Beitrag von Ludwig Zimmerer aus Warschau.
Auch in Polen ruft man normalerweise fachgelehrte Journalisten, Kameramänner und Fotoreporter zusammen, wenn ein großes, verloren geglaubtes Kulturgut plötzlich wiedergefunden wird.
Aber über die Auffindung der seit über drei Jahrzehnten vermissten Originalpartituren Mozarts, Beethovens, Schuberts, Mendelssohns und Meyerbeers aus dem Besitz der Preußischen Staatsbibliothek Berlin in der Jagiellonen-Bibliothek Krakau schweigt sich hier alles aus.
Zu erfahren war lediglich, dass sich die vermissten Partituren, die während des Kriegs aus Berlin
ins niederschlesische Kloster Grüssau ausgelagert und seither verschwunden waren, in einwandfreiem Zustand in Krakau befähigten und dass Verhandlungen über ihre Rückgabe an die DDR im Gange seien.
Nicht herauszubekommen war jedoch bisher, seit wann die polnische Seite weiß, dass sich die Manuskripte in ihrem Besitz befinden und seit wann die Verhandlungen mit der DDR über die Rückgabe stattfinden.
Bereits vor drei Jahren war gerüchteweise in der Bundesrepublik bekannt geworden, dass die Manuskripte in Polen seien.
Aber auf eine entsprechende Anfrage des Kulturattachés der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Warschau war polnischerseits versichert worden, man wisse nichts von diesen Schätzen.
Ein klärendes Kommuniqué der zuständigen polnischen Behörden wurde jetzt in Aussicht gestellt, lässt bisher aber noch auf sich warten.
Unter diesen höchst merkwürdigen Begleitumständen müssen die Spekulationen ins Kraut schießen.
Die glaubwürdigste unter ihnen basiert darauf, dass während der Okkupation zahlreiche und unersetzliche polnische Kunstschätze beschlagnahmt, geraubt und nach Deutschland gebracht wurden.
Nur ein Teil des Geraubten, darunter zum Beispiel der berühmte Veits Stoßaltar aus der Marienkirche von Krakau,
wurde nach dem Krieg aufgefunden und nach Polen zurückgebracht.
Vieles befindet sich nach polnischer Auffassung noch in privaten deutschen Sammlungen oder ist von Privatleuten an Museen verkauft worden.
An die Adresse der Behörden der Bundesrepublik wurde von polnischer Seite gelegentlich der Vorwurf gerichtet, sie kümmerten sich nicht entschieden genug darum, das Geraubte ausfindig zu machen und seinem rechtmäßigen Besitzer zurück zu erstatten.
Wenn in dieser Beziehung die Behörden der DDR eine ähnliche Säumigkeit zeigten, könnten sie von Warschau, da offiziell Freundschaft und totale Einmütigkeit herrschen, nicht in der gleichen Weise öffentlich kritisiert werden.
Es müsste dann ein unerbittliches Tauziehen in aller Stille stattfinden.
Wir geben das zurück, wenn wir von euch jenes wiederbekommen.
Das alles mag verständlich sein.
Aber trotzdem haftet an der Sache ein Skandalon.
Mozarts Partituren sind ebenso wie Mozarts Musik Eigentum der zivilisierten Menschheit.
Ob sich die Originalnoten in Ost-Berlin oder in West-Berlin, in Wien oder in Krakau befinden, ist völlig zweitrangig gegenüber der Frage, ob sie den Fachgelehrten zugänglich sind oder nicht.
Sie versteckt zu halten, ist unfein.
Ein solches Verfahren lässt sich auch nicht mit den Untaten rechtfertigen, die in der Vergangenheit deutscherseits an Polen begangen wurden.
Ludwig Zimmerer berichtete aus Warschau.
Das Werk des existenzialistischen polnischen Exilschriftstellers Witold Gombrowicz ist ähnlich wie das Werk Kafkas oder Musils größtenteils erst nach dem Tode des Dichters in vollem Umfang gewürdigt worden.
Gombrowicz' Stücke Yvonne, Prinzessin von Burgund, Die Trauung und Operette galten zunächst wegen ihrer rätselhaften Verschlüsselung als unspielbar, fanden in letzter Zeit jedoch großen Anklang.
Das Münchner Theaterpublikum erlebt jetzt sogar eine posthume Aufführung des polnischen Autors.
Hören Sie Näheres von Klaus Kollberg.
Neben den drei bekannten Bühnenwerken hatte Gombrowicz Anfang der 50er Jahre als Reflex auf Hitler eine parodistische musikalische Historienkomödie konzipiert, in der die Geschichte unseres Jahrhunderts mit Gombrowiczs Nonkonformismus und auch mit seiner weltpolitischen Nonchalance konfrontiert werden sollte.
Das unvollendet hinterlassene Werk sollte den Titel erhalten »Geschichte, eine Operette«.
Der Gombrowicz-Freund Konstantin Jelenski und der Literaturkritiker François Bondi haben das Fragment jedoch wegen seiner ungeheuren Bildhaftigkeit und Theaterträchtigkeit seinem Nachlassdasein entrissen.
Sie haben es zu Ende geführt, ohne jedoch dabei in den Ergänzungen die Handschrift des Dichters nachzuahmen.
Wie in keinem anderen Stück des Polen ist bei diesem neuen Werk die Handlung wirklich erzählbar und allgemeinverständlich.
Und das nicht zuletzt, weil es sich hier um eine Art von groteskem Schelmenroman rund um die Figur des Dichters selbst handelt.
Witold, die Hauptfigur, ist ein Außenseiter der konformistischen Gesellschaft.
Die Familie ist entsetzt über ihn und wendet alle möglichen Schikanen an, weil er naturhaft einfach leben und denken will.
Sinnbild dafür ist, er begibt sich überall hin nur barfuß.
An den Tisch der Eltern, zum Examen, zu den Monarchen, zu den Präsidenten.
Wieso solch hoher Umgang?
Nun, der Außenseiter hat die fixe Idee, nacheinander Zar Nikolaus, Wilhelm II., Marschall Pilsudski und Adolf Hitler davon abzubringen, Kriege zu führen, Feindschaften zu pflegen und die eigene Nation besonders hoch einzuschätzen.
Denn Witold ist ein unbefangener Philosoph, eine Mischung aus Grimmelshausens Simplicius und Haseks Schweig.
Doch seine Botschaften enden stets nur als Scheingefechte gegen die Übermacht stupider Traditionen und Konventionen, sodass er in der Schlussszene, in der er als ein neuer Adam mit einem Flipper-Mädchen von Eva zwar in einen gemeinsamen Gesang einfällt, nicht aber bereit ist, das Weltenspiel des biblischen Adam-und-Eva-Paars noch einmal von vorn zu beginnen.
Gombrowicz hat in diesem von ihm selbst nie zu Ende geführten Stück sicher nicht den intellektuellen Rätselreizeffekt erzielt, wie in seinen anderen Stücken, denen man noch lange Zeit nachsinnen kann.
Doch seine Gabe zu einer ganz und gar persönlichen Synthese zwischen Parodie und abgründiger Existenzeinsicht, zwischen Geschichtsreflexion und Theaterhaftigkeit, hat sich vielleicht in keinem Stück so gelöst und komödiantisch so effektvoll offenbart.
Hinter dem bereitwilligen Gelächter, das man dem szenischen Geschehen spendete, blieb dennoch nicht das Erschrecken über so manchen Widersinn der Geschichte aus.
Andras Friksaj hatte mit dem ungemein naturhaften und ergötzlich-schusseligen Thilo Brückner als Witold
und dem vortrefflich verwandlungsfähigen Vater-, Zar- und Kaiserdarsteller Jürgen Arndt eine fulminante Urinszenierung zustande gebracht, die im Marstalltheater München gerade die Möglichkeiten eines offenen Theaters vorzüglich, vielleicht manchmal etwas zu turbulent, zu nutzen wusste.
Nach diesem Kulturbericht aus München, zwei und viertel Minuten vor 13 Uhr, nun noch Kurznachrichten.
Österreich.
Aus einer Analyse des Kuratoriums für Verkehrssicherheit geht hervor, dass bei den bisher im Osterverkehr eingetretenen Unfällen jedes dritte Unfallfahrzeug einspurig war.
Die meisten Unfälle ereigneten sich in der Zeit zwischen 14 und 16 Uhr.
18 Prozent der Beteiligten waren alkoholisiert.
Die meisten der Alkoholisierten waren zwischen 20 und 24 Jahre alt.
Im Vorjahr gab es im Osterverkehr insgesamt 565 Verkehrsunfälle, bei denen 35 Menschen ums Leben kamen.
Im Vorjahr wurden in Österreich etwa 260 Millionen Gigakalorien Energie verbraucht.
Damit ist der Bruttoenergieverbrauch gegenüber 1975 um 8,5% angestiegen.
Metausnahme von Braunkohle zeigen alle Energieträger nach Mitteilung des Statistischen Zentralamtes kräftige Zuwachsraten.
Am stärksten gestiegen ist der Verbrauch von Heizöl schwer von Flüssiggas und Erdgas.
Italien.
Wenige Stunden nach der Entführung des Sekretärs der Neapolitanischen Sozialistischen Partei, Guido De Martino, hat Innenminister Cossiga den Chef der Abteilung zur Terroristenbekämpfung mit der Aufklärung des Falles betat.
Die Sicherheitsbehörden vertreten die Meinung, die Entführung sei von Angehörigen der linksextremen Terroristen-Szene verübt worden.
Es wird vermutet, dass im Austausch gegen De Martino die Freilassung politischer Gefangener gefordert werden könnte.
Bundesrepublik Deutschland.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund mit seinen sieben Millionen Mitgliedern hat sich eindeutig für den Bau weiterer Atomkraftwerke entschieden und ein Zehn-Punkte-Programm verabschiedet, in dem entsprechende Forderungen, aber auch Vorbehalte festgelegt sind.
Die Regierung in Bonn wertet diese Entscheidung als Entlastung im Kampf gegen die Gegner der Atomkraft.
Für Ostern haben die Kernkraftwerksgegner wieder massive Demonstrationen angekündigt und die Sicherheitsbehörden rechnen, dass es dabei wieder zur Gewaltanwendung kommen wird.
Mit dieser Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen und Journalbeiträge ist das Mittagssjournal beendet.
Edgar Sterbens verabschiedet sich im Namen von Redaktion und Technik.
Einblendung: Robert Weisz (SPÖ), Franz Bauer (ÖVP), Gustav Zeilinger (FPÖ)
Mitwirkende:
Sommersacher, Markus [Gestaltung]
, Weisz, Robert [Interviewte/r]
, Bauer, Franz Josef [Interviewte/r]
, Zeillinger, Gustav [Interviewte/r]
Datum:
1977.04.06 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten