Mittagsjournal 1977.05.02

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Aus dem Journalstudio meldet sich Roland Machatschke.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Die wichtigsten Themen unserer Sendung in Schlagzeilen.
    Nach Atomgegnern tagen jetzt die Befürworter der Kernkraft in Salzburg.
    Gespräch mit dem Generalsekretär der Internationalen Energieagentur, Lanzke.
    Bischof Weber nimmt zu den Differenzen zwischen Kirche und der österreichischen Volkspartei Stellung.
    Nun kritisiert auch das Wiener Kulturamt das geplante neue Denkmalschutzgesetz und Pressekonferenz der Wiener Festwochen 1977.
    Das sind unsere Inlandsthemen.
    Aus dem Ausland berichten wir unter anderem über die blutigen Unruhen in Istanbul, über den bevorstehenden Generalstreik in Nordirland und über einen westdeutschen Fall der Bestechung einer Bürgerinitiative durch eine Elektrizitätsgesellschaft.
    Zu Beginn dieses Programms jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Rainer Warnecke, Sprecherin Melitta Czapka.
    Österreich.
    Etwa 2000 Atomwissenschaftler und Fachleute aus 16 Ländern beginnen heute in Salzburg mit Beratungen über die künftige Rolle der Atomenergie im Vergleich zu anderen Energieträgern.
    Bisher wurden vier Konferenzen dieser Art von den Vereinten Nationen in Genf veranstaltet.
    Die Salzburger Tagung wird von der Internationalen Atomenergieagentur organisiert.
    Bis 13.
    Mai erörtern die Delegierten den künftigen Energiebedarf der Welt, Probleme der Rohstoffgewinnung und Verarbeitung, die Technologie von Kernreaktoren und Wiederaufbereitungsanlagen, Fragen im Zusammenhang mit dem Transport und der Lagerung radioaktiver Stoffe, die Verwendung von Kernenergie in den Entwicklungsländern und das Problem der Sicherheitskontrollen.
    Türkei.
    Die blutigen Auseinandersetzungen, die gestern in Istanbul bei Maidemonstrationen 33 Menschenleben und 55 Verletzte gefordert haben, sind nach Ansicht von Ministerpräsident Demirel kein Grund, den Ausnahmezustand in der Stadt zu verhängen.
    Ziel der Ausschreitungen sei es gewesen, die Wahlen vom 5.
    Juni zu sabotieren, sagte Demirel.
    In einer Sondersitzung des Kabinetts wurde vereinbart, dass die Wahlen auf jeden Fall zum vorgesehenen Termin abgehalten werden.
    Die Ermittlungen gegen die Anführer der Unruhen werden vom Justizminister und vom Innenminister persönlich geleitet.
    Spanien.
    Die Gewerkschaften haben die Regierung im Zusammenhang mit dem Verbot der Maikundgebungen heftig kritisiert.
    Der Dachverband der Gewerkschaften hat das Kabinett beschuldigt, die Ausübung der demokratischen Rechte des Volkes zu verhindern.
    Als eine der Ursachen für Zusammenstöße wird das Verbot der Demonstrationen bezeichnet.
    Nach Angaben der Gewerkschaften sind 200 Personen verletzt worden.
    Die Zahl der von der Polizei auseinandergetriebenen Demonstranten wird mit 100.000 angegeben.
    Nach Angaben offizieller Stellen soll es jedoch nur einige tausend Teilnehmer gegeben haben.
    Nordirland.
    Der von militanten Protestanten proklamierte Generalstreik lässt neue Unruhen und Auseinandersetzungen zwischen britischen Soldaten und Extremisten befürchten.
    Der Ausstand soll heute um Mitternacht beginnen.
    Mit dieser Aktion wollen die Protestanten Initiativen der Londoner Regierung zur Ausschaltung der IRA, der irischen Republikanischen Armee, und die Übergabe der Macht an die protestantische Bevölkerungsmehrheit erreichen.
    Organisator des Streiks ist der geistliche Ian Paisley.
    Er will noch heute mit britischen Regierungsvertretern verhandeln.
    Die Chancen auf Einigung werden jedoch als äußerst gering bewertet.
    Berlin.
    Das Berliner Abgeordnetenhaus wird heute in einer Sondersitzung einen neuen Regierenden Bürgermeister wählen.
    Als einziger Kandidat der Koalitionsparteien stellt sich der bisherige Senator für Bundesangelegenheiten, Stobbe, der Wahl.
    Sowohl die SPD als auch die FDP haben sich für Stobbe entschieden.
    Damit ist seine Wahl praktisch gesichert.
    SPD und FDP verfügen im Abgeordnetenhaus gemeinsam über 78 Stimmen, die Oppositionelle CDU über 69.
    Stobbe wird Nachfolger von Klaus Schütz, der nach zehnjähriger Amtszeit heute Vormittag formell seinen Rücktritt und die Demission des gesamten Senates erklärt hat.
    Schütz entschloss sich zu diesem Schritt nach dem Rücktritt von Senatur Neubauer, der Jahre hindurch Einnahmen aus einem Aufsichtsratsmandat nicht pflichtgemäß an die Landeskasse überwiesen hat.
    Unter dem Vorsitz von Parteichef Genscher tritt heute in Bonn das Präsidium der Freien Demokraten zusammen.
    Im Mittelpunkt der Beratungen steht die aktuelle politische Lage in Berlin.
    Auch das Präsidium der CDU tritt heute zu Diskussionen über die jüngste innenpolitische Entwicklung zusammen.
    Israel.
    Außenminister Alon hat die Auffassung vertreten, eine Wiederaufnahme der Genfer Nahostverhandlungen vor Ende dieses Jahres sei nicht möglich.
    Alon sagte, außer den Wahlen in Israel und der Bildung einer neuen Regierung müsse auch eine Klärung der arabischen Positionen abgewartet werden.
    Der amtierende Ministerpräsident Peres sagte, Israel würde eine umfassende Friedenslösung vorziehen, sei aber auch bereit, in Genf einen Vertrag über die Beendigung des Kriegszustands zu unterzeichnen.
    Rhodesien.
    Der als gemäßigt geltende Nationalistenführer Bischof Musorewa hat sich hinter die britisch-amerikanischen Bemühungen um eine Wiederbelebung der Genfer Rhodesien-Konferenz gestellt.
    Nach einer Tagung des von Musorewa geleiteten Vereinigten Afrikanischen Nationalrates erklärte der Nationalistenführer in Salisbury, er billige die geplante direkte Beteiligung der Vereinten Staaten an der Rhodesien-Konferenz.
    Die beiden Führer der Patriotischen Front, Nkomo und Mugabe, lehnen eine neue Rhodesien-Konferenz mit der Begründung ab, dass der Konflikt ausschließlich zwischen den Befreiungsbewegungen und Großbritannien als verantwortliche Kolonialmacht gelöst werden müsste.
    Die Patriotische Front beansprucht für sich das alleinige Vertretungsrecht für die schwarze Mehrheitsbevölkerung.
    Musorewa verlangt außerdem eine Volksabstimmung über die Zusammensetzung einer künftigen schwarzen Regierung.
    Uganda.
    Die nach Saire entsandten 1.500 ugandischen Soldaten hätten ausschließlich einen Verteidigungsauftrag, erklärte gestern Staatspräsident Amin in einer Rundfunkrede zum 1.
    Mai.
    Die Truppen würden zur Verteidigung der wichtigsten Geschäftszentren im Frontgebiet in der umkämpften Bergbauprovinz Shaba im Süden Saires eingesetzt und nur in Notwehr zu den Waffen greifen, stellte Amin fest.
    Kurz vor Entsendung der ugandischen Truppen nach Zaire war das Kontingent in einer Rundfunkmeldung in Kambala als Selbstmordkommando bezeichnet worden.
    Indonesien
    Etwa 70 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, ab heute über die Zusammensetzung des neuen Parlaments zu entscheiden.
    Zur Wahl stehen 360 Parlamentssitze, zusätzlich werden 100 Abgeordnete von der Regierung ernannt.
    Bei den letzten Wahlen im Jahr 1971 gewann die regierende Golkar-Partei fast 63 Prozent der Stimmen.
    Außer der Golkar-Partei bewerben sich noch eine islamische und eine christliche Partei um die Parlamentssitze.
    Allgemein wird mit einem Wahlsieg der Regierungspartei gerechnet.
    Australien
    Der amerikanische Geheimdienst CIA soll in Australien und im gesamten ostasiatischen Raum Telefongespräche und Telex-Sendungen abgehört haben.
    Entsprechende Meldungen werden heute von australischen Zeitungen unter Berufung auf Zeugenaussagen bei einem Spionageprozess in Los Angeles kolportiert.
    In diesem Verfahren wird die CIA beschuldigt, gegen die frühere Regierung des ehemaligen australischen Ministerpräsidenten Whitlam gearbeitet zu haben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Eine Abmachung zwischen dem Elektrizitätsunternehmen STEAG in Essen und Mitgliedern einer Bürgerinitiative hat in der Öffentlichkeit zu heftigen Reaktionen geführt.
    Der Bundesverband Bürgerinitiative Umweltschutz spricht von einem Millionenbestechungsskandal.
    Mitglieder einer Bürgerinitiative in Bergkamen in Nordrhein-Westfalen sollen von dem Elektrizitätsunternehmen umgerechnet mehr als 10 Millionen Schilling Abfindung dafür erhalten, dass sie ihre Einsprüche gegen den Bau eines Kohlenkraftwerkes aufgeben.
    Angeblich soll das Geld heute an die einzelnen Mitglieder der Bürgerinitiative ausbezahlt werden.
    Berlin.
    Das Oberverwaltungsgericht gibt heute seine Entscheidung in einem Verfahren um die Bauvorbereitungen für das geplante neue Kohlekraftwerk im Spandauer Forst bekannt.
    Der Berliner Senat hat gegen zwei Entscheidungen vom Dezember vergangenen Jahres berufen, die auf Antrag von Anrainern vorerst die Rodung auf dem Gelände untersagt hatten.
    Österreich.
    Im oberösterreichischen Vorder- und Hinterstoder finden ab heute für fünf Tage anberaumte Bundesheerübungen unter der Leitung des Armeekommandos statt.
    An dieser Übung, die den Namen Steppenreiter trägt, nehmen Jagdbomber, Hubschrauber und Räderfahrzeuge teil.
    Soweit die Meldungen und nun das Wetter.
    Eine nur sehr schwach wetterwirksame Störung hat in der vergangenen Nacht Österreich überquert.
    Nun verstärkt sich bereits wieder der Hochdruckeinfluss.
    Mit südwestlicher Höhenströmung dauert die Warmluftzufuhr nach Mitteleuropa weiter an.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Teilweise stärkere Haufenbewölkung, sonst aber durchwegs heiter bis leicht wolkig.
    Wind aus vorherrschend Süd bis West.
    Nachmittagstemperatur 16 bis 23 Grad, Tiefsttemperatur der kommenden Nacht 5 bis 13 Grad.
    Und die Aussichten für morgen Dienstag?
    Im größten Teil Österreichs heiter bis wolkig, an der Alpen-Nordseite Föhneinfluss.
    In der zweiten Tageshälfte im Südwesten lokale Regenschauer.
    Wind aus Südost bis Südwest.
    Tageshöchsttemperatur 18 bis 26 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig, 21 Grad Ostwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 20 Grad Ostwind, 10.
    Linz heiter, 18 Grad Ostwind, 5 Kilometer.
    Salzburg heiter, 17 Grad Windstille.
    Innsbruck heiter, 19 Grad Südostwind, 25 Kilometer.
    Pregens wolkenlos, 9 Grad Südostwind, 5.
    Graz wolkig, 23 Grad Südost, 15.
    Und Klagenfurt heiter, 21 Grad Windstille.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 11 Minuten.
    Heute Vormittag wurde in Salzburg eine Konferenz der Internationalen Atomenergieorganisation eröffnet.
    2000 Fachleute wollen ihre Erfahrungen über Erforschung und Anwendung von Atomenergie austauschen.
    Bundespräsident Kirchschläger sagt in seiner Begrüßungsansprache, ein kategorisches Nein zur Kernenergie könne nur dann akzeptiert werden, wenn andere Energieträger in hinreichendem Ausmaß und mit entsprechender Rücksicht auf die Umwelt gefunden werden können.
    Das erste Referat hielt der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur, Dr. Ulf Lanzke.
    Über die Rolle der Kernenergie und die Weltenergiesituation sprach Herbert Hutter an Dr. Lanzke.
    Herr Dr. Lansky, Herr Generaldirektor Eklund hat in seinem Einführungsreferat gesagt, es gibt zwei Alternativen, den Energiebedarf der Welt zu decken, nämlich fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl, Erdgas und die Kernenergie.
    Wie sehen Sie in der nächsten Zukunft die Energiesituation der Welt?
    Wie sehen Sie die Situation der fossilen Brennstoffe?
    Welche Rolle wird die Kernenergie einnehmen können?
    Wir laufen, wenn wir so weitermachen wie bisher,
    in eine Situation hinein, wo wir Mitte der 18er Jahre im Ölverbrauch eine Menge erreicht haben, die einfach von den Welten nicht mehr zur Verfügung gestellt werden wird.
    Die Reservesituation ist begrenzt beim Öl, es wird immer schwieriger Öl zu finden.
    Wir werden es erleben, dass noch vor Ende dieses Jahrhunderts die Ölproduktion in der Welt ihren höchsten Stand erreicht und dann anfängt abzufallen.
    In dieser Situation müssen wir anfangen, umzustellen.
    Und wir müssen von allen Möglichkeiten, von allen vorhandenen Energiequellen Gebrauch machen.
    Denn Kohle ist nicht allein eine Alternative.
    Wir brauchen auch Atomstrom, wenn wir nicht zurückfallen wollen in unserem Lebensstandard, wenn wir nicht das erleben wollen, dass eine strukturelle Arbeitslosigkeit oder sogar ein strukturelles Anwachsen der Arbeitslosigkeit in der Welt
    festzustellen.
    Von den Gegnern der Kernkraft wird oft ins Treffen geführt, dass diese Argumente nicht ganz stichhaltig sind, dass man bei einem raschen Umdenken, bei einem gründlichen Umdenken auch einer nicht-dukleren Zukunft entgegengehen könnte.
    Die Möglichkeiten zu einem Abkoppeln des Energieverbrauchs und darauf läuft dieses
    Argument hinaus zu einem Abkoppeln des Energieverbrauchs von der wirtschaftlichen Tätigkeit bestehen.
    Aber sie sind begrenzt.
    Und ich habe noch von keinem, der so argumentiert hat, wir brauchen im Grunde gar nicht mehr Energie, wenn nur die betreffenden Leute schnell genug umdenken.
    Ich habe noch von keinem ein praktisches Rezept dafür gehört.
    Das ist Illusion.
    Der Präsident der Vereinigten Staaten hat zu Beginn dieser Konferenz eine Grußbotschaft ermittelt, eine Grußbotschaft, die im Verhältnis zu seinen bisherigen energiepolitischen Aussagen relativ farblos erscheint.
    Wie schätzen Sie die kommende energiepolitische Situation, die kommende Energiepolitik der Vereinigten Staaten und deren Auswirkungen auf den Rest der freien Welt ein?
    Wir müssen unterscheiden zwischen dem, was der Präsident bisher bekannt gegeben hat als sein globales energiepolitisches Konzept, in dem er ein sehr hartes und sehr konkretes Programm von großer Tragweite, wie wir es uns in Europa bisher noch gar nicht vorstellen können, verkündet hat, Energieeinsparung, völlig neue Strukturen im Automobilbau, völlig neue
    eine Riesenausweitung der Kohleproduktion.
    All dies ist uneingeschränkt positiv zu werten vom europäischen und japanischen Standpunkt, weil es hilft, die Weltenergiebilanz in Einklang zu bringen.
    Er hat eine sehr viel kompliziertere und differenziertere Haltung zur Nuklearenergie eingenommen.
    Hier hat er gesagt,
    Leichtwasserreaktorenbau muss forciert weitergehen.
    Das ist ein Punkt, der in seiner Politik immer wieder vergessen wird und den man nur unterstreichen kann.
    Ich stimme mit dieser Einstellung voll überein.
    Er hat zweitens gesagt, aber auch bevor wir uns in die Plutoniumökonomie begeben, im Nuklearbereich, müssen wir uns noch einmal eine Denkpause gestatten, um besser zu wissen,
    Wie kann man diese Ökonomie überherschbar machen und brauchen wir sie überhaupt oder gibt es nicht Alternativen dazu?
    Nun, solange dies eine Denkpause zum Denken bleibt, ist auch das zu begrüßen, denn natürlich müssen wir das Problem
    der Verbreitung dieses Rohstoffplutonium, das ja eine sehr weitgehende Verwendung, eine sehr giftige Verwendung finden kann, natürlich müssen wir dieses Problem als sehr ernst ansehen.
    Aber wir müssen aktiv in eine Phase der Zusammenarbeit eintreten, um internationale Lösungen zu diesen Problemen zu finden.
    Welche Rolle messen Sie der jetzigen Konferenz der Internationalen Atomenergiekommission in dieser Frage zu?
    Das Programm der gesamten Konferenz ist ja sehr weit gespannt.
    Es reicht von der Technologie der Reaktoren selbst bis zum kompletten Brennstoffkreislauf, bis zu politischen Fragen, nämlich den Erfahrungen mit der Kernenergie in Entwicklungsländern.
    Ich halte die Konferenz für außerordentlich wichtig und ich halte sie für außerordentlich zeitgerecht.
    Denn sie bringt zusammen praktisch den Nuklearsachverstand der Welt.
    So kann man es, glaube ich, ausdrücken.
    Also eine Art Denkanstoss für die Nuklearpolitik der nächsten Jahre weltweit.
    Davon gehe ich sicher aus.
    Das Gespräch mit dem Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur, Lanzke, führte Herbert Hutter.
    Ein merkwürdiges Geschäft wird aus der Bundesrepublik Deutschland gemeldet.
    Eine Umweltschutzbürgerinitiative hat in der Stadt Bergkamen im Ruhrgebiet gegen ein geplantes, mit Kohle betriebenes Elektrizitätswerk agiert.
    Plötzlich waren aber die Proteste zu Ende, die Gesellschaft wird zu bauen beginnen.
    Sie hat sich diese Sinnesänderung buchstäblich erkauft, übrigens mit Wissen der Stadtverwaltung.
    Umgerechnet 10 Millionen österreichische Schilling sollen an die Mitglieder der Bürgerinitiative sozusagen als Schweigegeld ausgezahlt werden.
    Hören Sie Klaus Emmerich.
    In der Bergwerkstatt Bergkamen formulieren die sonst im Ruhrgebiet so zurückhaltenden und besonnenen Leute extrem und sprechen von einer Riesenschweinerei.
    Sie meinen die inzwischen unbestrittene Tatsache, dass ein weitgehend im öffentlichen Besitz befindliches Energieversorgungsunternehmen
    Millionenbeträge, genauer gesagt umgerechnet rund 10 Millionen Schilling auszahlen wollte, damit eine Bürgerinitiative auf ihre Einsprüche und Klagen gegen den Bau eines Kraftwerkes verzichtet, und zwar eines auf der Basis von Steinkohlen.
    Die Geschichte erregt auch in Westdeutschland heute allgemeines Aufsehen.
    Da haben drei junge Leute, nämlich ein Schüler und zwei Studenten, vor fast zwei Jahren eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Bau des Steinkohlekraftwerkes Bergkamen organisiert.
    Die Steinkohle-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, im Ruhrgebietsdeutsch kurz STEAG genannt, und als solcher einer der größten Energieversorgungsunternehmen Europas, hatte den Bau des Kraftwerkes mit wachsendem Strombedarf und der besonderen Lage in diesem Herzstück des Ruhrgebietes begründet.
    Es sollten 7.000 neue Arbeitsplätze in Bergkamen und Umgebung entstehen und außerdem sollten 4.000 Arbeitskräfte auf der Kohlezeche Monopol gesichert werden, da ohne Kraftwerk die Schließung dieser Zeche droht.
    Anfang des heurigen Jahres, als alle Informationsaktivitäten der Elektrizitätsgesellschaft und vielfältige Unterhaltungen zwischen der Gesellschaft
    der Stadtgemeinde, der Bürgerinitiativen und einzelnen Bürgern keinerlei Annäherung der Standpunkte brachte, hie die Bürgerinitiative mit Anhang gegen das Steinkohlekraftwerk wegen Umweltverschmutzung, hie Stadtverwaltung, Industrieunternehmen und Gewerkschaften aus Sorge um Stromversorgung und Arbeitsplätze, seitdem also Schlichtungsbemühungen
    zwischen Kraftwerksgegnern und Kraftwerksfreunden keinerlei Verständigung in der Sache erbrachten, wollte die Bürgerinitiative nach dem Beispiel, andere Initiativen an anderen Orten gegen andere Kraftwerke auf Atom- oder Kohlebasis gegen den Bau des Kohlekraftwerkes Bergkamen gerichtlich vorgehen.
    Die Prozesse waren bereits vorbereitet, als die meisten Unterzeichner der Bürgerinitiative vor einer so harten Konsequenz zurückscheuten.
    Über 180 Teilnehmer zogen sich zurück, bevor es hart auf hart ging.
    Über 70 Bürger wollten von der Initiative gegen das Kraftwerk aber nicht lassen.
    Mit diesem harten Kern soll nach Übereinstimmung und Darstellung der Beteiligten in den letzten Wochen darüber verhandelt worden sein, unter welchen Umständen auch diese Gegner eines Kohlekraftwerkes bereit wären, auf Einsprüche, Klagen usw.
    zu verzichten.
    Nach einigen Hin und Her ging in Bergkamen die Nachricht um, die STEAG werde nun das Elektrizitätswerk doch bauen.
    Heute nun stellt sich heraus, was geschehen war.
    Das im weitgehend öffentlichen Besitz befindliche Unternehmen hatte dem harten Restbestand der Bürgerinitiative Geld angeboten.
    Die Gesamtsumme von umgerechnet 10 Millionen Schilling gliedert sich nach nicht mehr bestrittenen Angaben so auf, über eine Viertelmillion je für die drei genannten Sprecher der Bürgerinitiative, eine siebten Million für die anderen Initiativenmitglieder und dreieinhalb Millionen umgerechnet in Schilling für ein Schwimmbad und ein Jugendzentrum.
    Das allgemeine Aufsehen wird durch die Reaktionen auf diese besondere Art von Umweltpolitik nur noch verbreitert.
    Der Bundesverband Bürgerinitiative spricht von einem Skandal.
    Eine bestechliche Bürgerinitiative bringt die, wie es heißt, ganze Bewegung in Verruf.
    Die Stadtverwaltungen und das Elektrizitätsversorgungsunternehmen fühlen sich blamiert und in Bonn heißt es, wenn auch den weitgehend erfolgreichen Protesten gegen Kernkraftwerke
    nun auch noch Kohlekraftwerke derartig ins Gerede kämen oder unter Umständen ein Bauverbot erhielten, dann ziehe wirklich die Gefahr herauf, dass früher oder später in Westdeutschland wegen Strommangels die Lichter ausgehen.
    Bestechung einer Bürgerinitiative, es berichtete Klaus Emmerich.
    Vor genau einer Woche hat der Salzburger Landeshauptmann Haslauer für Zündstoff in den Beziehungen zwischen Kirche und österreichischer Volkspartei gesorgt.
    So sprach er unter anderem von der Naivität gewisser kirchlicher Würdenträger gegenüber den Sozialisten und kritisierte den Begriff der Äquidistanz.
    Das heißt, er meinte, die Kirche könne nicht einer christlichen Partei gleich nahe oder fern stehen wie etwa einer atheistischen.
    Am Freitag vergangener Woche dann griff ÖVP-Klubobmann Dr. Koren das Thema auf.
    Er sprach vom Eindruck einer Doppelstrategie der Kirche in ihrem Verhältnis zu ÖVP und SPÖ.
    ÖVP-Parteiobmann Taus meinte zu dieser Kritik, Koren habe nicht die Kirche als solche, sondern nur gewisse Erscheinungen in der Kirche gemeint.
    Kardinal König zu dem Thema befragt meinte, seiner Ansicht nach habe Dr. Koren nur seine persönliche Meinung vertreten und nicht die der gesamten österreichischen Volkspartei.
    Gestern meldete sich der Grazer Diözesanbischof Weber zum Thema Kirche, ÖVP zu Wort.
    Mit ihm sprach Ilse Vögel.
    Herr Bischof Weber, seit der letzten Woche hat man das Gefühl, dass man von einer Krise im Verhältnis Kirche, ÖVP sprechen muss.
    Ich möchte es einfach so sagen.
    Die Kirche hat einen einzigen Auftrag.
    Sie hat den Auftrag zur Seelsorge.
    Sie hat den Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums.
    Wir bemühen uns und werden uns mit aller Kraft darum bemühen, dafür auch einen, ich möchte sagen, öffentlichen Luftraum zu besitzen.
    Aber das heißt jetzt gar nicht, dass unser Handeln diktiert ist oder diktiert sein sollte, einmal da ein Abkommen zu schließen und dort wieder einmal sich zu liieren.
    Wir haben unseren Auftrag wahrzunehmen und da kann es natürlich Zusammenstöße geben, das ist mir klar.
    Worauf führen Sie es aber zurück, dass sich die ÖVP jetzt so sehr auf die Zähne getreten fühlt?
    Da muss es ja irgendwelche konkreten Ereignisse gegeben haben.
    Ja, wenn ich recht informiert bin, dann meint die ÖVP, dass die Kirche etwa auf der einen Seite große Schwierigkeiten hat, aufgrund konkreter Vorkommnisse, Fristenlösung, Denkmalschutzgesetz und so weiter, mit der SPÖ, aber dann doch nicht bricht mit der SPÖ oder
    Ich weiß nur nicht, ob irgendjemand in Österreich wirklich ein großes Bedürfnis hätte, etwa nach Wahlhirtenbriefen oder ein Bedürfnis danach, man müsste jetzt einfach Fronten aufbauen.
    ÖVP-Klubobmann Koren hat den Begriff der Doppelstrategie gebraucht.
    Das heißt also, die Kirche stellt sich zwar dort auf die Seite der ÖVP, wo sie die ÖVP zur Durchsetzung ihrer Ziele braucht, auf der anderen Seite signalisiert sie den Sozialisten, also wir werden schon nicht so heiß essen, wie gekocht ist.
    Hat es von Seiten der Hierarchie nicht doch also irgendwo einmal Kontakte gegeben, Reaktionen gegeben, die in diese Richtung jetzt von der ÖVP missdeutet werden können?
    Man kann
    immer wieder gewisse vollgefasste Meinungen haben.
    Ich glaube, wir Bischöfe, wenn Sie erst um die Hierarchie fragen, bemühen uns nach redlichem Gewissen, dass wir doch diesen von mir genannten Auftrag ausführen können.
    Und ich denke doch, dass es im Allgemeinen doch glaubhaft ist in Österreich, dass wir weder mit der einen Partei verheiratet noch mit der anderen Partei geschieden sind.
    Ich glaube, es ist ein bisschen unglücklich in Österreich, dass fast alles nur mehr unter den Gesichtspunkten von Parteien gesehen werden kann.
    Es gibt doch, glaube ich, ein österreichisches öffentliches Wohl,
    zu dem sich möglichst alle Leute bekennen sollten und wo auch wir, glaube ich, als Kirche ein sehr gewichtiges Wort mitzureden haben.
    Glauben Sie nicht, dass die Strategie der Kirche, wenn man das Wort verwenden will, dass Sie selbst nicht wollen, den Sozialisten mehr gebracht hat als der ÖVP?
    Das war ein Vorwurf, den der Salzburger Landeshauptmann Haslar in die Kirche erhoben hat.
    Ja, ich verstehe eigentlich die Frage nicht ganz, die ja nicht Ihre Frage ist, sondern die Frage, die jetzt öffentlich gestellt wird.
    Ich kann mich einfach nicht anfreunden mit einer Denkweise, wo ich jetzt abwäge, was schaut da für eine Partei heraus und was schaut da für die andere Partei heraus.
    Ich muss Stereotyp noch einmal dasselbe sagen.
    Wir haben unseren Auftrag nachzukommen.
    Natürlich ist es denkbar, dass man auch einmal hinters Licht geführt wird.
    Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen das passiert ist?
    Ich glaube nicht.
    Wenn man hier so etwas wie eine Abwägung vornehmen will, welche Belastung wiegt schwerer?
    Die mit der SPÖ oder die momentan mit der ÖVP?
    Ich glaube, das ist eine unbeantwortbare Frage.
    Mit dem Grazer Bischof Weber sprach Ilse Vögel.
    Ein neues Denkmalschutzgesetz geht zurzeit seinen parlamentarischen Weg.
    Das heißt, es wird von Ausschüssen begutachtet.
    Aber schon jetzt ist es sehr umstritten.
    Eine der wichtigsten Änderungen zur gegenwärtigen Praxis ist nämlich die Bestimmung, dass der Eigentümer eines denkmalgeschützten Objekts auch für die Erhaltung zu sorgen hat.
    In der vergangenen Woche hat die katholische Kirche als Besitzerin einer besonders großen Zahl von historisch wertvollen Gebäuden protestiert.
    Jetzt melden sich die Länder zu Wort.
    Sie klagen vor allem, dass man ihnen keine Gelegenheit gegeben hat, zu dem geplanten Gesetz Stellung zu nehmen.
    Werner Ertl berichtet.
    Die Stadt Wien wird vom neuen Denkmalschutzgesetz ähnlich hart getroffen wie die Kirche, da sich ein großer Teil der unter Denkmalschutz stehenden Objekte in der Bundeshauptstadt und in ihrem Besitz befinden.
    Wohl gibt es mit dem Altstadterhaltungsfonds eine vorbildliche und finanzstarke Einrichtung, doch würde ein Ausfall der Bundesmittel und vor allem die nahezu uneingeschränkte Bundeskompetenz auch das Kulturamt der Stadt Wien hart treffen.
    Dozent Dr. Gerhard Kappner, Leiter der Abteilung Stadterneuerung und Stadtbildpflege,
    Es entstehen dadurch dem Bund ganz erheblich mehr Rechte den Eigentümern gegenüber, ohne dass im gleichen Grade die Pflichten des Bundes, vor allem in finanzieller Hinsicht gemeint in Form von Unterstützungen, auch ansteigen würden.
    Das heißt, er hat das Recht zu fordern, dass Objekte instand gesetzt werden.
    Nur, wenn das wirtschaftlich schwache oder nicht auf sehr sicheren Beinen stehende Eigentümer trifft,
    dann haben die natürlich an und für sich einen Anspruch darauf, dass man ihnen finanziell auch unter die Arme greift.
    Und dieses Unter-die-Arme-Greifen ist im Gesetz in einer so vagen und unbefriedigenden Weise angedeutet, dass darüber natürlich verständlicherweise Beunruhigung entsteht.
    Auf schärfsten Protest stößt die im Gesetz vorgesehene Ermächtigung des Bundes, in Raumplanungs- und Flächenwidmungsfragen einzugreifen, indem das Bundesdenkmalamt z.B.
    ohne langes Anhörungsverfahren ganze Ensembles unter Schutz stellen kann.
    die Raumplanungsmaßnahmen, die nun der Bund in diesem Gesetz sich zusprechen würde, wiewohl das eigentlich eine Länderkompetenz ist, führen ein solches Ermittlungsfahren überhaupt nicht durch, sondern beschließen einfach aufgrund der Entscheidungen einer amtlichen Stelle, in diesem Fall des Bundesdenkmalamtes.
    Ich bin sicher, dass das nur zum Besten des Denkmalschutzes gemeint ist, aber in der Durchführung ist es unbedacht und muss daher ebenfalls zur Beunruhigung auf Seiten der Länderebene
    Anlass geben.
    Entgegen der allgemeinen Auffassung, dass die Länder der neuen Novelle beim Begutachtungsverfahren ihren Sanktus gegeben hätten, legt Kappner Wert auf die Feststellung, dass die Landesregierungen und ihre Kulturämter glatt übergangen wurden.
    Ich selbst war als ein lediglich persönlich ernannter Experte in diesem Ausschuss zu einem Referat geladen, aber eine Stellungnahme der Länder im offiziellen Sinn ist überhaupt nicht eingeholt worden.
    Das muss mit allem Nachdruck gesagt werden.
    Meiner persönlichen Meinung nach wird es daher Sache der Ländervertreter im Parlament, also genauer gesagt im Bundesrat sein.
    das Problem auch von dieser Seite her zu bedenken.
    Ich kann nicht abschätzen, wie die Frau Bundesminister sich in dieser Sache entscheiden wird.
    Ich glaube aber, dass sie gut beraten sein würde, wenn sie alle die Bedenken, die, sei es von Seiten der Eigentümer, wie zuletzt im Fall der Kirche, sei es von Seiten der Länder, wie ich das aus meiner eigenen Stellungnahme ableiten darf, zu Ohren gekommen sind.
    sehr wohl noch einmal prüfen lassen würde, um dann zu einer Entscheidung zu kommen, die sowohl im Dienste der Sache als auch unter Rücksichtnahme auf die Bedenken der Betroffenen zustande kommen müsste.
    Nach diesem Widerstand von Seiten der Hauptbetroffenen, der Kirche mit 60 Prozent aller geschützten Objekte und den Ländervertretern, erhebt sich die Frage, wer eigentlich noch für das neue Denkmalschutzgesetz votiert.
    Wenn Bundesminister Hertha Firnberg kürzlich in einer Fernsehdiskussion den gänzlichen Verzicht auf die Novellierung des Gesetzes in Aussicht stellte, bevor es darüber zum Krieg mit den Beteiligten oder zu einem Kulturkampf mit der Kirche käme, dürfte sie schon bald an die Einlösung dieses Versprechens erinnert werden.
    Länderkritik am neuen, geplanten Denkmalschutzgesetz ist, berichtete Werner Ertel.
    Nächster Programmpunkt im Mittagsjournal, die Inlandspresseschau.
    Hans Langsteiner hat die Auszüge aus den Leitartikeln ausgewählt.
    Die wenigen innenpolitischen Kommentare in den heutigen Tageszeitungen haben fast ausschließlich die gestrigen Kundgebungen zum 1.
    Mai zum Inhalt.
    In der Presse liest man in einer Kurzklosse, Lages am frühsommerlich heißen, fast schwülen Wetter, am Föhn vielleicht auch, dass, so schien es jedenfalls, in den Reben zum 1.
    Mai der zündende Funke diesmal offenbar gefehlt hat.
    Dass es, so hatte man jedenfalls den Eindruck, nicht der Tag der Arbeit war, den man feierte, sondern verständlicherweise der Tag des Arbeitsplatzes oder auch, wie manche politische Raunzer gern sagen, der Tag des Lohnplatzes.
    Von Arbeit war eigentlich nicht sehr viel die Rede, umso mehr von Sicherheit.
    Die Presse hebt dann noch die Aussage von Gewerkschaftsbundpräsident Pena hervor, wonach der ÖGB nie die Straße zur Durchsetzung politischer Forderungen mobilisieren werde und bezeichnet diese Passage als Warte der Vernunft.
    Ebenfalls mit der Rede von ÖGB-Präsident Pena setzen sich die Salzburger Nachrichten auseinander.
    Man liest
    In Reden spürte man mehr Ernst als unter dem Volk.
    Die Reden waren nicht schlecht.
    ÖGB-Präsident Anton Benja verurteilte den Terror der Straße und rief die österreichischen Arbeitnehmer zu Qualitätsarbeit auf.
    Wenn man sich an die Gewerkschaftsdemonstrationen gegen Preiserhöhungen vor etwas mehr als 20 Jahren erinnert, bei denen Landeshauptleute belagert und beschimpft wurden, dann bedeutet das einen sehr beachtlichen Fortschritt.
    Dass die Gewerkschaft zu einem stabilisierenden Faktor in diesem Land wurde, ist bekannt.
    Dennoch freut man sich, dies vom ÖGB-Präsidenten am Tag der Arbeit bestätigt zu erhalten.
    Wirtschaftspolitische Sachaussagen in den gestrigen Mai-Reden stehen auch im Mittelpunkt des Kommentars in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Dort geht Erich Pfeiffer auf die Erklärung von Bundeskanzler Kreisky ein, Österreich sei nach sieben Jahren sozialdemokratischen Regierens
    europareif geworden.
    Wörtlich heißt es Die Vollbeschäftigung, für die übrigens alle Parteien Österreichs bindende Erklärungen abgegeben haben, ist eine Trumpfkarte Kreiskis.
    Er wird auch wissen, wie teuer diese Trumpfkarte für die gesamte Wirtschaft, vor allem aber für zahlreiche Betriebe der verstaatlichen Industrie ist.
    Gewiss, es kann im Sinne der Erhaltung des inneren Friedens nichts zu teuer sein.
    Arbeitslosigkeit, vor allem unter der Jugend aber, könnte verheerende Folgen haben.
    Mit einem anderen Teil der gestrigen Kreisky-Rede als die oberösterreichischen Nachrichten setzt sich das sozialistische Zentralorgan Arbeiterzeitung auseinander.
    Manfred Scheuch kommentiert dort die Ansicht des Kanzlers, wichtiger als Verbote rechtsradikaler Gruppen sei es, die Menschen davon zu überzeugen, dass nichts schlimmer sei als der Verlust demokratischer Freiheiten.
    Scheuch schreibt,
    Die jungen Menschen werden heute in einer Welt groß, in der es viele der Probleme, mit denen ihre Väter und Großväter zu kämpfen hatten, nicht mehr gibt.
    Gleichzeitig verträgt es sich aber mit dem Ungestüm der Jugend oft schlecht, alles vorbereitet, quasi von selbst seinen Gang nehmend vorzufinden, auch wenn dies nur so scheinen mag.
    Hier stehen die Einrichtungen des Staates und die Parteien vor der wichtigen Aufgabe, diese jungen Menschen mündige, selbst entscheidende Demokraten werden zu lassen.
    Das ist nicht einfach.
    Es kann dabei auch zu Widersprüchen und Missbräuchen kommen.
    Siehe Arena.
    Aber solche sollten zumal die Sozialisten nicht beirren.
    Gelebte Demokratie ist eine viel bessere Vorbeugung gegen faschistische Rückfälle als alle Verbote.
    Das war die Inlandspresse-Schau.
    Es ist jetzt vier Minuten nach halb eins.
    Am 5.
    Juni wird in der Türkei gewählt, aber die politische Zerrissenheit des Landes lässt einen ordnungsgemäßen Ablauf der Wahlen immer unwahrscheinlicher erscheinen.
    Es gibt Mutmaßungen, wonach sich die Armee zum Eingreifen als Ordnungsmacht veranlasst sehen könnte.
    Jüngster negativer Höhepunkt dieses Wahlkampfes im wahrsten Sinn des Wortes war der Verlauf des gestrigen 1.
    Mai in der Stadt Istanbul, dem früheren Konstantinopel.
    Wolfgang Pfeiffer berichtet.
    Drei Wochen Wahlkampf sind abgelaufen.
    Fünf Wochen sind noch zu überstehen.
    Die Vorkommnisse der letzten Tage mit bewaffneten Überfällen auf den Oppositionsführer Ecevit
    Speziell aber die des gestrigen 1.
    Mai zeigen eher Merkmale eines Bürgerkriegs als einer Wahlauseinandersetzung.
    37 Tote wurden bisher gemeldet bei den gestrigen blutigsten Auseinandersetzungen, die es mit politischem Hintergrund in der modernen Türkei bisher gab.
    Der Taksimplatz von Istanbul, der Hauptplatz der Bosporusstadt, glich am Ende einer nur von Polizeigruppen durchstreiften Wüste.
    besät mit zerbrochenen Plakaten und Fahnen, umgebrochenen Masten, zerfetzten Kleidern, zerschmetterten Türen und Fenstern und den zusammengebrochenen Leibern der Toten und Verwundeten.
    Innerhalb weniger Minuten wurde aus einem Maiaufmarsch der 100.000, zu dem die zweitgrößte, stark linksgerichtete Gewerkschaft des Landes DISK gerufen hatte, eine Straßenschlacht.
    Als erste Schüsse aufpeitschten, stürmten Kampfgruppen vor, verkeilten sich mit den Panikflüchtenden, eingreifen der Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas.
    Zeugen wollen gesehen haben, wie gepanzerte Polizeifahrzeuge mehrere Frauen niederwalzten.
    Verletzte und Tote im Kampf, aber auch im Wahnsinn der Angst, der die Menge packte.
    Ungeklärt ist, wer die ersten Schüsse abgab.
    In dem sich entwickelnden Kampf waren in erster Linie die Linksgruppen verschiedener Prägung verwickelt.
    Abgegeben wurden die ersten Schüsse auf einen Haufen transparente, schwingende Maoisten.
    Es ist ungewiss, ob diese Schüsse bereits von einer rivalisierenden Linksgruppe gefeuert wurden oder ob islamische Nationalisten den Aufruhr auslösten.
    Nach den bisherigen Erfahrungen waren die
    extremen islamischen Parteien, bei fast allen politischen Auseinandersetzungen mit Todesfolgen der letzten Monate die Angreifer.
    Nicht auszuschließen ist, dass paramilitärisch geschulte Einsatzkommandos auch diesmal die Initialzündung gegeben haben.
    Wie die Türkei die nächsten fünf Wochen bis zum Wahltermin überstehen soll, ist nicht mehr recht abzusehen.
    Die Polizei hat sich bisher als kaum in der Lage gezeigt, die blutigen Auseinandersetzungen zu verhindern.
    Ebenso war sie bisher kaum fähig, die vielen politischen Morde der letzten Zeit aufzuklären.
    Zwar sind die Gefängnisse wieder angefüllt mit aus politischen Gründen Verhafteten.
    Die politischen Morde, die sich von Woche zu Woche häufen, aber liegen weiter im Dunkeln.
    Die Regierung toleriert, was nicht tolerierbar ist.
    Einen Kampf aller gegen alle im politischen Mittelfeld auf den rechten und linken Außenseiten, aus dem Hinterhalt Schüsse von Hausdächern salven aus dem Dunkel der Nacht.
    Die Regierungsparteien der Koalition, selbst untereinander im Kampf, scheinen zum Aufrechterhalten der Ordnung in der jetzigen Teamzusammensetzung nicht mehr fähig.
    Über die Unruhen in der Türkei berichtete Wolfgang Pfeiffer.
    Mit massiven Truppenverstärkungen in Nordirland bereitet die britische Regierung die Abwehr des drohenden Generalstreiks vor, mit dem militante Protestanten in Alster schärfere Maßnahmen gegen den IRA-Terror und gegen die Rückkehr zur Selbstverwaltung der Provinze zwingen wollen.
    600 Soldaten eines Elitregiments sind am Sonntag nach Alster eingeflogen worden, um die 14.000 Mann der dort schon stationierten Truppen zu verstärken und die Versorgungsbetriebe zu übernehmen, falls es zur Streikbewegung kommt.
    Der Streik wird vom geistlichen und Unterhausabgeordneten Ian Paisley angeführt.
    5.000 weitere Soldaten stehen auf dem englischen Festland bereit.
    Insgesamt haben alle Zweige der Sicherheitsstreitkräfte 31.000 Mann einschließlich Freiwilliger zur Abwehr der Krise aufgeboten.
    Das heißt ein Mann pro 50 Einwohner.
    Hören Sie Heinz Beer an.
    Es ist fast sicher, dass der von der Unionist Workers Action Group, also der Aktionsgruppe der unionistischen Arbeiter in Nordirland ausgerufene Streik heute um Mitternacht beginnen wird.
    Weniger sicher ist es, wie erfolgreich dieser Generalstreik sein wird, das heißt, wie viele protestantische Arbeiter an ihm teilnehmen werden und inwieweit die von der Regierung vorbereiteten Gegenmaßnahmen erfolgreich sein werden.
    Der letzte politische Generalstreik, der sehr erfolgreich war vom Standpunkt der Streikenden.
    Sie brachten mit ihm den letzten Versuch, eine nordirische Regierung zu bilden, an der die katholische Minderheit teilnehmen könnte.
    Sie brachten diesen letzten Versuch um.
    Dieser letzte Streik fand 1974 statt und die britische Regierung wurde damals sehr kritisiert, weil sie nicht energisch genug gegen den Streikeinschritt, das heißt zum Beispiel nicht militär, in den Kraftwerken den Betrieb aufrechterhalten ließ.
    Diesmal scheint man besser vorbereitet zu sein.
    Nordirland-Minister Mason hat zusätzliche Einheiten nach Nordirland beordert.
    Es sind jetzt 15.200 Mann dort.
    Vorher waren es 14.000.
    Er hat das Alster-Defense-Regiment mobilisiert.
    Das sind die Alster-Reservisten.
    Man will also versuchen, den Generalstreik von allem Anfang an zu ersticken, was auf loyalistischer Seite mit Entrüstung zur Kenntnis genommen wurde, weil, wie Pfarrer Ian Paisley erklärte, die Regierung im Kampf gegen die IRA nicht so viel Energie an den Tag lege.
    Die Regierung hofft, weite Kreise der Loyalisten zu veranlassen, angesichts der Gegenmaßnahmen an dem Streik gar nicht erst teilzunehmen.
    Tatsächlich nehmen zum Beispiel die E-Werk-Arbeiter zunächst noch eine abwartende Haltung ein.
    Die Loyalisten sind in dieser Frage gespalten.
    Die offizielle Unionisten-Partei unter Harry West
    Und die Vanguard-Unionisten unter William Craig sind gegen den Streik.
    Die demokratischen Unionisten unter Ian Paisley und das United Ulster Unionist Movement unter Ernest Baird sind dafür.
    Vor einer Woche erschien in der größten Belfaster Zeitung ein Inserat, in dem der Generalstreik angedroht wurde, falls die Regierung nicht erstens eine Gegenoffensive gegen die IRA unternimmt und zweitens, wenn sie nicht sofort den Stormont, das ist das nordirische Parlament, in seiner alten Form reaktiviert.
    Es könnte natürlich sein, dass die energischen Maßnahmen des Nordirland-Ministers die unbeabsichtigte Wirkung haben, dass die protestantische Bevölkerung als Protest dagegen am Generalstreik teilnimmt, auch wenn man vorher bezweifelt hatte, ob er viel Sinn hat.
    Denn im Grunde hilft er nur, die an und für sich schon prekäre Lage der nordirischen Wirtschaft noch mehr zu unterminieren.
    Im Grunde bedeutet ein solcher Streik nur Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung selbst.
    Und schließlich freut sich niemand mehr über solche Selbstverstümmelung als die IAA.
    Am Samstag schon kam es zu Panikeinkäufen in den Lebensmittelgeschäften Nordirlands.
    Bald waren die Brotstellagen leer.
    Zwei illegale protestantische paramilitärische Organisationen, die Alster Volunteer Force und die Red Hand Commandos.
    Die rote Hand ist das Wappenzeichen von Alster.
    Diese beiden also, die während der letzten Woche noch gegen den Generalstreik waren, sind jetzt zur anderen Seite übergelaufen und für den Streik.
    Nordirlandminister Mason hat soeben einen letzten Versuch unternommen, Pfarrer Ian Paisley und Mr. Ernest Baird zum Abblasen der Aktion zu bringen.
    Ein hoffnungsloser Versuch.
    Nicht streiken werden sicher die 9.000 Arbeiter der Schiffswerfte Harland & Wolfe, die soeben den Auftrag für den Bau von zwei Tankern für flüssiges Erdgas erhalten haben.
    Eine Order im Werte von 60 bis 70 Millionen Pfund.
    Übrigens hat Pfarrer Pesli angekündigt, er werde, falls der Generalstreik erfolglos bleibe, von der politischen Bühne abtreten.
    Über den bevorstehenden Generalstreik in Nordirland berichtete Heinz Beran.
    Der Krisenherd südliches Afrika scheint wieder etwas zur Ruhe zu kommen.
    Einige Anzeichen, in Sahire dürften die Regierungstruppen die Südprovinz Shaba, die frühere Rebellenprovinz Katanga, nach dem Aufstand der vergangenen Wochen weitgehend unter Kontrolle haben.
    In Rhodesien sind offensichtlich die Chancen auf neue Verhandlungen zwischen Schwarz und Weiß gestiegen.
    Und in Namibia, dem ehemaligen Südwestafrika, scheint das weiße Minderheitsregime von Südafrika nun doch einzulenken.
    Diesen Eindruck haben zumindest die westlichen Mitglieder des Weltsicherheitsrats Ende vergangener Woche nach Verhandlungen in der Südafrikanischen Republik geweckt.
    Wie die Zukunft Südwestafrikas nach Ansicht der Schwarzafrikaner aussehen soll, nach Ansicht der von der UNO anerkannten Befreiungsbewegung für Nabibia, der SWAPO, das erläuterte am Vormittag der Informationssekretär der SWAPO bei einem Pressegespräch in Wien.
    Ferdinand Hennerbichler sprach mit ihm und fasst die jüngste Entwicklung in Nabibia im folgenden Bericht zusammen.
    Mit dem Ersten Weltkrieg haben die Deutschen auch ihre Kolonie Südwestafrika und Namibia verloren.
    Der Völkerbund, die Vorläuferweltorganisation der UNO, gab Südafrika dann das Recht, Namibia zu verwalten.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg anerkannte Südafrika die Vereinten Nationen als Nachfolgeorganisation des Völkerbundes nicht mehr an.
    Das Regime in Pretoria bekam daraufhin weder von der UNO noch von einer anderen Autorität ein erneuertes Mandat über Südwestafrika.
    Südafrika verwaltete dennoch Namibia weiter und unterwarf das Protektorat der Rassendiskriminierungspolitik.
    Pretoria wurde deshalb mehrfach international verurteilt.
    Diese Urteile blieben aber alle wirkungslos.
    1966 entzog die UNO-Vollversammlung Südafrika das Völkerbundmandat über Namibia.
    Ein Jahr später übernahm die UNO offiziell die Verwaltung über Südwestafrika und setzte einen UNO-Hochkommissar ein.
    Aber auch diese Beschlüsse blieben ohne praktische Bedeutung, weil sich Südafrika nicht daran hielt.
    Vor zwei Jahren berief dann Pretoria interne Verfassungsgespräche über die Zukunft Namibias ein.
    Das Treffen wurde nach dem Tagungsort Turnhallenkonferenz von Windhoek genannt.
    Diese Konferenz brachte bisher folgende Ergebnisse.
    Südwestafrika soll bis spätestens Ende 1978 unabhängig werden und bis dahin von einer mehrrassigen Übergangsregierung verwaltet werden.
    An dieser Windhoekonferenz nehmen Vertreter der meisten Bevölkerungsgruppen von Namibia teil, nicht aber die wichtigste farbige Befreiungsbewegung, die SWAPO, die Organisation für die Einheit Südwestafrikas.
    Die SWAPO wurde aber von der UNO inzwischen als einzige berechtigte Sprecherin und Vertreterin der Bevölkerung von Namibia anerkannt.
    Sie verlangt, wie ihr Informationssekretär Kadir Vivi heute darlegte,
    direkte Gespräche mit Südafrika unter der Schirmherrschaft der UNO, den Abzug aller südafrikanischen Truppen und freie Wahlen unter Kontrolle der UNO.
    Südafrika verhindere aber all dies, sagte Katja Vivi.
    Wir fordern, dass es direkte Gespräche zwischen dem südafrikanischen Regierung und SWAPO unter Ausweis der Vereinigten Nationen geben soll.
    Wie der geplante Neustart Namibia genau aussehen soll, darüber hat auch die Swapo selbst nach Darstellung ihres Informationssekretärs noch keine sehr konkreten Vorstellungen.
    Die Swapo will jedenfalls eine Gesellschaft, in der den Menschen die Menschenrechte und Menschenwürde garantiert werden sollen.
    Auf die Frage, was passieren werde, wenn die angebahnten Verhandlungen mit Südafrika scheitern sollten, meinte das WAPO-Vertreter, dann werde der bewaffnete Kampf weitergehen und verstärkt werden.
    Die Schuld dafür trage dann Südafrika.
    Dann wird der Krieg für die Befreiung von Namibia weiter und intensiver werden.
    Wir sind nicht diejenigen, die beschäftigt werden, sondern das südafrikanische rassistische Regime.
    Pessimismus also bei der von der UNO anerkannten Befreiungsbewegung für Südwestafrika.
    Optimismus dagegen bei den westlichen Mitgliedern des Weltsicherheitsrates.
    Sie schlossen in der Vorwoche Gespräche in Südafrika ab und zeigten sich im Anschluss daran zuversichtlich, dass Südafrika zu freien Wahlen unter internationaler Kontrolle in Namibia bereit sein und auch die SWABO daran teilnehmen lassen wird.
    Wie sieht die Befreiungsbewegung Swapo die Entwicklung in Namibia, es berichtete Ferdinand Hennerbichler.
    Es ist in wenigen Sekunden drei Minuten nach dreiviertel eins.
    Das kulturelle Leben Wiens erlebt in den nächsten Wochen den Höhepunkt des Jahres.
    Dazu trägt zum einen die sogenannte Herbert von Karajan Stagione in der Wiener Staatsoper bei, zum anderen beginnen am 14.
    Mai die Wiener Festwochen.
    Sie dauern bis zum 26.
    Juni.
    Das Programm dieser Festwochen der letzten, die von Intendant Ulrich Baumgartner organisiert werden, ist seit einiger Zeit bekannt.
    Auf einer Pressekonferenz heute Vormittag im Wiener Kulturamt beschäftigten sich die Veranstalter sowohl mit den genauen Details dieses Programms wie mit den grundsätzlichen Aspekten seiner Zusammenstellung.
    Konrad Zobel berichtet.
    Da die Gipfel der Hochkultur zunächst einmal vom Karajan-Festival in der Wiener Staatsoper besetzt sind, weichen die Wiener Festwochen zunächst auf die lokale Ebene der Bezirksveranstaltungen aus.
    Zehn Festwochen-Eigenproduktionen werden mit einem Subventionsaufwand von vier Millionen Schilling, das ist immerhin ein Fünftel der Gesamtsubvention, mit welcher die Gemeinde Wien diese Festwochen finanziert,
    den Bezirken zur Verfügung gestellt.
    Diese zehn Produktionen werden 96 Mal zu sehen sein und dazu gibt es natürlich die vielen Programminitiativen der Bezirke selbst.
    Internat Baumgartner erklärt uns dazu.
    Es finden immer wieder solche statt, die natürlich dann, solange die Initianten da sind, sehr erfolgreich sind, hübsch sind, dem Ambiente entspricht.
    Zu denen dazu haben wir in den letzten Jahren uns eine Reihe von Festwocheninitiativen zugesellt,
    wie das Straßentheater, wie die verschiedenen Abende oder Konzerte, die wir durch mehrere Bezirke führen, wie das Cabino-Ballett, das heuer, also eigentlich das Ballettfestival eröffnet, indem es in den Bezirken, in Schulen und in Bezirkssälen Veranstaltungen gibt.
    Ein Weltklasse-Ballett, das sich speziell auf Jugendarbeit
    verfestigt hat und mit der Kirchenoper, in der wir auch nun in einen neuen Bereich in größerem Maßstab einbrechen, Britens Jünglinge im Feuerofen in einer erstklassigen internationalen Besetzung.
    Auch der Zirkus Roncalli soll wiederbelebt werden und im dritten, 21. und 16.
    Bezirk ein neues Programm zeigen.
    Den Schwerpunkt dieser Festwochen bildet, wie schon angekündigt, das Internationale Ballettfestival, bei welchem elf Ballettkompanien mit 18 verschiedenen Programmen vertreten sind.
    Besonders bemerkenswert, dass hier Spitzenleistungen bei relativ niedrigem Eintritt zu sehen sind.
    350 Schilling kostet die teuerste Karte, 40 der billigste Sitzplatz bei diesem Ballettfestival.
    Die Festwochen standen ja bereits 1969 erfolgreich im Zeichen des Balletts.
    Internant Baumgartner zieht einen Vergleich.
    Damals war eine ganz andere Ballettsituation international und auch in Wien.
    In der Zwischenzeit ist in Wien auch das Interesse dank der Bemühungen der Staatsoberndirektion des neuen Ballettdirektors Dr. Brunner doch an diesem Geschehen weitgehend gestiegen.
    1969 waren noch große Truppen mit festen Stilen aus den verschiedensten Ländern zur Verfügung.
    Man hat auch Interessantes gezeigt, zum Beispiel zu zeigen, dass die Nachbarländer im Südosten eigene, sehr klassisch, sehr fundierte Kompanien haben.
    Heute gibt es diese großen Truppen nicht mehr.
    Sie sind aus den verschiedensten Gründen in Ost und West
    doch weitgehend überbeansprucht und etwas abgebröckelt.
    Es gibt die festen Stile nicht.
    Es sind in den letzten Jahren gerade sehr intensiv Klassik und Modern-Tanz zu einem eigenen Konglomerat zusammengewachsen.
    Es gibt interessante Einzelstücke oder Produktionen und ich habe also aus diesem allen nun versucht einen Querschnitt 77 ziemlich unvoreingenommen zusammenzustellen.
    Der Querschnitt 77 sieht so aus.
    Zwei deutsche Ballette, John Neumeyer und Pina Bausch, Mörs Cunningham, der große Avantgardist, das junge sowjet-russische Maligot-Ballett, das Wiener Staatsopernballett, das Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz mit einer Ballettoper und das großartige American Ballett mit seiner 85-köpfigen Truppe, darunter 16 Solo-Tänzer, natürlich Paris Schnickhoff, die Makarova.
    Und nicht zu vergessen, Bejars Ballett des 20.
    Jahrhunderts in der Stadthalle.
    Nicht weniger anziehend, das Internationale Musikfest im Wiener Konzerthaus, über dessen Programmschwerpunkte Mozart, Tchaikovsky, Stravinsky, Chopin wir schon im Detail berichtet haben.
    An dieser Stelle soll nochmals die Aufführung von Friedrich Tscherhas, Spiegel für großes Orchester, hervorgehoben werden, ein Werk, das in Wien noch nie zur Gänze aufgeführt wurde.
    Neu am Programm eine Wiederholung von Helmut Lohners Brechtabend und Will Quadflick mit einem neuen Programm, der Schauspieler im Spiegel der Dichtung.
    Wiener Festwochen 1977, es berichtete Konrad Sobel.
    Die österreichische Schriftstellerin Barbara Frischmuth arbeitet seit ungefähr einem Jahr in einem neuen Buch mit dem Titel Army oder die Metamorphose.
    Es soll im kommenden Jahr im Residenzverlag erscheinen.
    Ami oder Die Metamorphose ist eine Fortsetzung des im vergangenen Jahr herausgekommenen Feenromans Die Mystifikationen der Sophie Silber, jener märchenhaften Form fantastischer Literatur, die man im anglisexischen Raum Adult Fantasy nennt.
    Barbara Frischmuth wird heute Abend in der Alten Schmiede in Wien aus ihrem Buch vorlesen.
    Mit der Autorin sprach Koschka Hetzer.
    Frau Frischmuth, die Mystifikationen der Sophie Silber, dieses Buch von Ihnen ist im vergangenen Jahr erschienen.
    Inwiefern ist dieser zweite Teil nun eine Fortsetzung?
    Insofern, dass das Ganze sich zum Plan einer Trilogie ausgewachsen hat.
    Der zweite Teil, Ami oder die Metamorphose, ist in meinen Augen die urbane Antithese zur ländlichen, elbischen, biedermeierlichen Sophie Silber.
    Inwiefern behandeln Sie in diesem Buch nun typische Frauenprobleme?
    Insofern, dass zum Beispiel die lang existierenden Wesen, die Feen, die Elfen, auch wieder auftreten, aber in einer völlig gewandelten Form.
    Sie müssen sich stellen den Problemen einer Großstadt heute, und zwar als Frauen, was bedingt, dass es eine ganze Anzahl von Mustern
    eben zu leben gibt.
    Und diesen Muster versuche ich beinahe in der Form von Canterbury Tales.
    Es ist einfach, dass immer wieder Frauen von sich erzählen, von ihren eben aus dem Rahmen fallenden Möglichkeiten zu leben.
    Inwieweit sie das schaffen, eben ein Leben für sich zu erfinden, ist eine andere Frage, weil das Ganze ja nicht nur Theorie ist und von Denken her kommt, sondern rein emotionell
    durch Atavismen gestört wird immer wieder.
    Sie arbeiten jetzt an dem zweiten Teil einer Trilogie.
    Wie sind Sie zur Form der Trilogie gekommen?
    Das war eher eine werkimmanente Sache, nämlich als ich die Sophie Silber zu schreiben begann, habe ich keineswegs daran gedacht, dass es eine Trilogie wird.
    Erst gegen Ende des Buches ist mir ein- und aufgefallen, dass das eben nicht das Ende sein kann.
    Die Sophie Silber endet mit dem Entschluss, etwas zu verändern.
    Und dann hat mich plötzlich interessiert, und es hat sich mir auch aufgedrängt, was passiert,
    wenn man sich ändert oder wenn man versucht, etwas zu ändern.
    Und wie wird jetzt der dritte Teil aussehen müssen?
    Ja, das ist der, vor dem ich selbst am meisten Angst habe, weil er so etwas wie das Modell erstellen soll,
    womit ich nicht ein Modell meine, sondern viele Modelle, eben einfach alternative Modelle, die von Frauen ihren Ausgang nehmen.
    Ich möchte mich insofern eben nicht als Feministin in der klassischen Definition bezeichnen, sondern weil ich nicht in den Fehler verfallen will, den eben männliche Intellektuelle, glaube ich, immer wieder gemacht haben und noch machen, indem sie
    eine Version, eine These, ein Modell als gültiges, den anderen aufoktroyieren wollten, sondern ich glaube, dass die feminine Kreativität eher dazu angetan sein sollte, so viele Modelle wie möglich, also so viele lebbare Modelle wie möglich, erstens mal zu erfinden, dann anzubieten und vielleicht auch fortzuleben.
    Mit der Schriftstellerin Barbara Frischmuth sprach Korska Hetzer.
    Wir schließen jetzt drei Minuten vor 13 Uhr das Mittagsjournal mit Kurznachrichten.
    Österreich.
    Bundespräsident Kirchschläger hat heute in Salzburg die Konferenz der Internationalen Atomenergieorganisation eröffnet.
    Thema der Beratungen ist vor allem die künftige Rolle der Kernenergie.
    Der Direktor der internationalen Energieagentur Lanzke warnte vor einem Engpass bei der Ölversorgung Mitte der 80er Jahre.
    Er erklärte ferner, dass Kohle allein keine Alternative für die Energieproduktion sei.
    Von der Konferenz in Salzburg erwartet sich Lanzke wichtige Denkanstöße für die Lösung des weltweiten Nuklearproblems.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Allgemeines Aufsehen hat ein Abkommen zwischen dem staatlichen Elektrizitätsunternehmen STEAG in Essen und Mitgliedern einer Bürgerinitiative ausgelöst.
    Im Zusammenhang mit dem geplanten Bau eines Kohlekraftwerkes erhalten die Mitglieder der Bürgerinitiative Zahlungen in Höhe von umgerechnet 10 Millionen Schilling, damit sie ihre Einsprüche gegen den Bau aufgeben.
    Ein Teil des Geldes soll auch für ein Schwimmbad und ein Jugendzentrum in der betroffenen Stadt Bergkamen verwendet werden.
    Österreich.
    In einem Interview über das Thema Meinungsverschiedenheiten zwischen Kirche und ÖVP sagte heute der Grazer Bischof Weber, die Kirche habe allein den Auftrag der Seelsorge und der Verkündung des Evangeliums.
    Die Bischöfe hätten glaubhaft gemacht, dass sie sich dafür mit keiner Partei verbinden oder verfeinden wollten.
    Niemand habe das Bedürfnis nach Wahlhirtenbriefen oder nach dem Aufbau neuer Fronten.
    Weber bezeichnete es als unglücklich, dass alles unter den Gesichtspunkten von Parteien betrachtet werde.
    Nach der katholischen Kirche hat auch die Stadt Wien Kritik am geplanten Denkmalschutzgesetz geübt.
    Dozent Kappner von der Abteilung Stadterneuerung und Stadtbildpflege sagte, der Bund würde durch das Gesetz neue Rechte erhalten, ohne mehr Pflichten zu übernehmen.
    Er erhalte außerdem die Kompetenz für Raumplanungsmaßnahmen, die bisher den Bundesländern zugestanden seien.
    Außerdem seien die Landesregierungen bei der Ausarbeitung des Gesetzes übergangen worden.
    Aus einer Umfrage der Bundeskammer geht hervor, dass 46 Prozent der Österreicher der Regierung die Schuld an der Teuerung geben.
    Nur 18 Prozent der Befragten sehen das Verhalten der Unternehmer als Ursache der Inflation an.
    Türkei.
    Ministerpräsident Demirel will trotz der gestrigen Unruhen in Istanbul nicht den Ausnahmezustand verhängen.
    Bei Maidemonstrationen sind mehr als 30 Menschen getötet worden.
    In einer Sondersitzung beschloss das Kabinett, dass die bevorstehenden Wahlen wie geplant am 5.
    Juni abgehalten werden.
    Nordirland.
    Der von militanten Protestanten proklamierte Generalstreik lässt neue Unruhen in der Provinz Alster befürchten.
    Der Ausstand soll heute um Mitternacht beginnen.
    Mit diesen Kurznachrichten, meine Damen und Herren, ist das Mittagsjournal beendet.
    Ich verabschiede mich im Namen von Redaktion und Technik.
    Wir melden uns wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Exekutivdirektor Dr. Ulf Lanske, Atomkonferenz in Salzburg
    Interview: Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur Dr. Ulf Lanske
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Lanske, Ulf [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verhältnis Kirche - Staat, Krise Kirche - ÖVP
    Interview: Bischof Weber
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Gestaltung] , Weber, Johann [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kulturamt Stadt Wien gegen Denkmalschutzgesetz
    Einblendung: Dr. Gerhardt Kapner
    Mitwirkende: Ertel, Werner [Gestaltung] , Kapner, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: 1. Mai Feiern
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Türkische Wahlkampfszenen 5 Wochen vor der Wahl
    Mitwirkende: Pfeiffer, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Generalstreik der Protestanten in Nordirland
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Südwestafrikanische Befreiungsbewegung SWAPO zum Stand der Namibia-Verhandlungen
    Einblendung: Informationssekretär der SWAPO Dr. Peter Katjavivi
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung] , Katjavivi, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz zu den Wiener Festwochen 1977
    Einblendung: Ulrich Baumgartner
    Mitwirkende: Baumgartner, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Barbara Frischmuth liest heute aus ihrem Roman "Army oder Die Metamorphose", der 1978 erscheint
    Interview: Barbara Frischmuth
    Mitwirkende: Frischmuth, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.05.02
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Heller, Raimund [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.05.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770502_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt