Mittagsjournal 1977.05.11

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    Rechtliches

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    Untertitel der Amara.org-Community
    Hier ist die Redaktion des Mittagschanals.
    Eine Stunde Information steht auf dem Programm Information aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
    Im Studio begrüßte dazu Ilse Vögel.
    Und zu ihrem besseren Überblick gleich einige Schlagzeilen.
    Österreich.
    Parlament debattiert Volksbegehren der Aktion Leben gegen Fristenlösung.
    Und Wiens Bürgermeister Kratz gegen Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf.
    Ausland, NATO-Frühjahrskonferenz in London, Kompromisse bei SALT-Gesprächen in Sicht und Neuer Rhodesienplan in London veröffentlicht.
    Wirtschaft, chemische Industrie muss Konsequenzen aus jüngsten Umweltskandalen ziehen und Kultur, Pressekonferenz über die Vergabe des Ingeborg-Bachmann-Preises und deutschsprachige Ersterführung im Theater in der Josefstadt von Jean-Anouilhes Stück, das Drehbuch.
    Das wäre also geplant bis 13 Uhr.
    Zunächst jedoch wie immer der Überblick in den Weltnachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst heute Helmut Koller, Sprecherin Annemarie Bertet.
    Österreich.
    Nach einer Fragestunde hat das Plenum des Nationalrates in diesen Minuten mit der Diskussion über den Bericht des Fristenlösungsausschusses begonnen.
    Dieser Ausschuss hatte sich etwa ein Jahr lang mit dem mit fast 900.000 Unterschriften größten Volksbegehren der Zweiten Republik, nämlich dem Volksbegehren der Aktion Leben, zu befassen.
    Ein Mehrheitsbericht des Ausschusses an das Plenum empfiehlt mit den Stimmen von Sozialisten und Freiheitlichen, die Fristenlösung des Strafgesetzbuches 1975, nämlich die Freigabe des Schwangerschaftsabbruches, in den ersten drei Monaten beizubehalten.
    An den zwölf österreichischen Universitäten und sechs Kunsthochschulen haben heute die zweitägigen Wahlen für die Gremien der Studentenvertretung begonnen.
    Wahlberechtigt sind fast 98.000 Studenten, unter ihnen 10.000 Ausländer.
    Gewählt werden circa 1.500 Studentenvertreter auf sechs verschiedenen Ebenen.
    Das Ergebnis der Wahlen in den Zentralausschuss der österreichischen Hochschülerschaft, das sogenannte Studentenparlament, dürfte morgen Abend vorliegen.
    Es kandidieren zehn Fraktionen.
    Stärkste Fraktion war bisher die ÖVP nahe ÖSU.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Im Bundestag in Bonn wurde heute Vormittag ein Staatsakt für den in der vergangenen Woche im Alter von 80 Jahren Verstorbenen früheren Bundeskanzler Erhardt abgehalten.
    Bundespräsident Scheel würdigte die Verdienste Erhards als Kanzler und als Wirtschaftsminister.
    Großbritannien, USA.
    Mit Beratungen der Außenminister der 15 NATO-Mitgliedsländer wird heute in London die Frühjahrskonferenz des Bündnisses beendet.
    Als Hauptthemen werden die Situation in der Frage des Truppenabbaus in Mitteleuropa, das Ost-West-Verhältnis und die Vorbereitung der im Juni beginnenden Nachfolgekonferenz von Helsinki in Belgrad genannt.
    Die Minister wollen sich auch mit einem NATO-Bericht über die zivile Notstandsplanung befassen.
    In einem abschließenden Kommuniqué werden sie voraussichtlich die Vorschläge des amerikanischen Präsidenten Carter zur Stärkung der Allianz willigen.
    Präsident Carter ist in der vergangenen Nacht wieder nach Washington zurückgekehrt.
    Er gab nach seiner Ankunft keinerlei Erklärungen ab.
    China, Bundesrepublik Deutschland
    Große Beachtung hat die Nachrichtenagentur Neues China heute dem Londoner für Mächtetreffen über Berlin geschenkt.
    Die chinesische Agentur verweist auf das Abschlusskommuniqué, wonach die USA, Großbritannien und Frankreich erneut versichern, dass der Berlin-Status nicht einseitig geändert werden könne.
    Diese Erklärung, so betont Neuss China, kam in einem Augenblick, als die Sowjetunion und die westlichen Staaten harte Auseinandersetzungen über die Belgrade-Nachfolgetagung der Helsinki-Konferenz führten.
    Die Agentur zitiert westliche Pressestimmen, wonach das Kommuniqué über den Berlin-Status für die sowjetischen Führer ein Hinweis dafür sei, dass die Westmächte bei der Belgrade-Konferenz im Juni keine Konzessionen mehr machen wollten.
    In Bonn hat der sowjetische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, Falin, die Berlin-Erklärung der Westmächte kritisiert.
    Falin wiederholte den Standpunkt der Regierung in Moskau, dass West-Berlin kein Bestandteil der Bundesrepublik sei.
    Zugleich äußerte der Botschafter die Erwartung, dass von dem für die zweite Jahreshälfte geplanten Besuch Parteichef Brezhnevs in Bonn neue Impulse für die Weiterentwicklung der deutsch-sowjetischen Beziehungen ausgehen werden.
    Schweiz
    Nach halbjähriger Unterbrechung werden heute in Genf die amerikanisch-sowjetischen Gespräche über eine Begrenzung der strategischen Rüstung fortgesetzt.
    Die Verhandlungen sollen zunächst nur zweitrangige Fragen behandeln und in erster Linie die für den 18.
    Mai in Genf geplante Begegnung der Außenminister beider Staaten, Vance und Gromyko, vorbereiten.
    Die beiden Chefunterhändler, der Amerikaner Warnke und der sowjetische Delegierte Samjanov, sind bereits gestern in Genf eingetroffen.
    Der Finanzskandal um die Schweizerische Kreditanstalt zieht weitere Kreise.
    Drei führende Repräsentanten des Institutes, der Präsident der Generaldirektion Wuffli, der Ehrenpräsident des Verwaltungsrates und ein weiteres Vorstandsmitglied haben ihren Rücktritt bekannt gegeben.
    Die Staatsanwaltschaft wirft den Direktoren der Filiale Chiasso der Kreditanstalt vor, italienische Fluchtgelder in Höhe von 14 Milliarden Schilling illegal einer Finanzgesellschaft in Lichtenstein übertragen zu haben.
    Zwei der Direktoren der Filiale befinden sich unter der Beschuldigung der Untreue und der Urkundenfälschung in Haft.
    Am Genfer See ist gestern die Leiche eines früheren Direktors der Privatbank Le Clair et Compagnie gefunden worden.
    Der Mann dürfte Selbstmord verübt haben.
    Die Bank ist erst vor kurzem auf Anordnung der Schweizer Bankenaufsichtsbehörde geschlossen worden.
    Das Geldinstitut hatte sich in Grundstücksspekulationen eingelassen und war dadurch zahlungsunfähig geworden.
    Großbritannien.
    Ein britisch-amerikanischer Plan für den Übergang zur schwarzen Mehrheitsherrschaft in Rhodesien wird voraussichtlich heute Nachmittag in London veröffentlicht werden.
    Nach einem BBC-Bericht sieht der von den beiden Außenministern Vance und Owen vereinbarte Plan
    Wahlen unter internationaler Überwachung vor.
    Erst nach den Wahlen soll eine neue Verfassung ausgearbeitet werden.
    Ministerpräsident Smith soll noch vor dem Unabhängigkeitsdatum abtreten, das noch vor Ende 1978 liegen könnte.
    Die Regierung in London ist nach dem Bericht der britischen Rundfunkanstalt zum ersten Mal auch bereit, eine zumindest symbolische Präsenz in Salisbury zu unterhalten, solange die Übergangsperiode andauert.
    El Salvador.
    Mit mehreren Kopfschüssen ist heute früh an einer Autobahn in der Nähe der Hauptstadt San Salvador, die am 19.
    April von Terroristen entführte Außenminister Mauricio Borgonovo-Pol tot aufgefunden worden.
    Zu der Entführung des Außenministers hat sich in mehreren Kommuniqués eine Volksbefreiungsfront mit dem Namen Farabundo Magti bekannt.
    Die Terrororganisation war nur bereit gewesen, Borgo Novo Pol in Austausch gegen mehrere politische Gefangene freizulassen.
    Die Regierung lehnte jedoch Verhandlungen mit den Verbrechern ab.
    Borgo Novo Pol galt als wichtiger und einflussreicher sowie als reichster Mann des mittelamerikanischen Staates.
    USA
    Für eine Aufhebung des seit Anfang der 50er-Jahre geltenden Einreiseverbots für Mitglieder kommunistischer Parteien spricht sich der Außenpolitische Senatsausschuss aus.
    Der Antrag auf Abänderung der Gesetzeslage ist von Senator McGovern eingebracht worden.
    McGovern berief sich dabei auf die Schlussakte der Helsinki-Konferenz.
    Die Ausschussempfehlung wird jetzt an das Plenum des Senats weitergeleitet.
    Zur Verbesserung der amerikanisch-kubanischen Beziehungen hat der außenpolitische Senatsausschuss eine Vorlage zugestimmt, die den Export medizinischer Ausrüstung und landwirtschaftlicher Güter nach Kuba vorsieht.
    Ein Antrag McGoverns, für diese beiden Bereiche den Handel freizugeben und damit das seit 13 Jahren bestehende Handelsembargo teilweise aufzuheben, wurde nach stürmischer Debatte abgelehnt.
    Nordirland
    Bei neun Gewalttaten in Belfast sind gestern zwei Menschen ums Leben gekommen und 13 Personen verletzt worden.
    Die Zwischenfälle stehen nach Ansicht der Behörden im Zusammenhang mit der Einschüchterungskampagne der militanten Protestanten für ihre im Wesentlichen fehlgeschlagene einwöchige Streikbewegung.
    Der Initiator des Streiks, der Sektenprediger Paisley, der dem Unterhaus angehört, ist gestern vorübergehend festgenommen worden, weil er sich geweigert hat, eine aus Traktoren gebildete Straßensperre beseitigen zu lassen.
    Kenia.
    Durch den verfrühten Beginn der Regenzeit ist es in Kenia zu schweren Unwettern gekommen, die mindestens 20 Menschenleben gefordert und 40.000 Personen im landesinneren Obdachlos gemacht haben.
    Allein in Nairobi, wo Flüsse über die Ufer traten und weite Teile der Stadt unter Wasser setzten, sind elf Menschen ertrunken.
    In der Provinz sind zahlreiche Dörfer von der Umwelt abgeschnitten.
    Die kenianischen Behörden haben Luftbrücken eingerichtet, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten zu versorgen.
    Soweit die Meldungen und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Reste der Störung, die in der vergangenen Nacht Österreich überquerten, verursachen noch Niederschlag.
    In der Folge dreht die Höhenströmung von Nordwest auf Südwest.
    Dadurch tritt im Alpenraum Wetterberuhigung ein.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Am Alpennordrand stark bewölkt und strichweise Regen.
    Sonst unterschiedlich aufgelockerte Bewölkung und nur vereinzelt nachmittags Regenschauer.
    Westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 15 bis 21 Grad.
    Frühtemperaturen morgen zwischen 6 und 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen heiter bis wolkig, nachmittags einzelne Regenschauer, westliche Winde, Tagestemperaturen 17 bis 23 Grad.
    und noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 19 Grad, Westwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, 18, West 15.
    Linz wolkig, 16 Grad, Nordwestwind 5.
    Salzburg wolkig, 17 Grad, Nordwind 10.
    Innsbruck bedeckt, Regenschauer 16 Grad, Westwind 20 km in der Stunde.
    Bregenz stark bewölkt, 15 Grad Westwind 5.
    Graz heiter 19 Grad Windstille und Klagenfurt heiter bei 18 Grad Windstille.
    Vier Minuten vor Viertel Eins ist es jetzt.
    Eines der heißen gesellschaftspolitischen Themen der letzten Zeit wird heute wieder im Parlament debattiert.
    Die Fristenlösung beziehungsweise das Volksbegehren der Aktion Leben gegen diese Fristenlösung.
    Ein Volksbegehren, das fast 900.000 Unterschriften gebracht hat und das seit Wochen in einem parlamentarischen Ausschuss noch einmal von Vertretern aller drei Parteien debattiert worden ist.
    Eine Debatte, bei der man allerdings von vornherein wusste, dass sich kaum etwas an der Fristenlösung selbst ändern würde.
    Die Fronten bleiben gleich.
    Und so weiß man im Grunde genommen natürlich auch, wie die heutige Abstimmung im Parlament ausgehen wird.
    Man wird aber noch einmal Grundsatzerklärungen aus allen drei Parteilagern hören.
    Ein weiterer Tagesordnungspunkt im Hohen Haus ist dann noch die Wahl der drei Ombudsmänner der Volksanwälte.
    Begonnen hat die Sitzung um 11 Uhr mit einer Fragestunde.
    Wir schalten nun direkt ins Parlament, wo sich Johannes Fischer meldet.
    Mit der heutigen Parlamentsdebatte über das Volksbegehren der Aktion Leben gegen die Fristenlösung erlebt der Nationalrat eine Premiere.
    Ob im positiven oder negativen Sinn, mag zu beurteilen jedem Einzelnen überlassen bleiben.
    Zum ersten Mal jedenfalls wird die Volksvertretung ein von 900.000 Österreichern unterzeichnetes Volksbegehren ablehnen.
    Die Willensäußerung der 900.000 durchlief zwar alle parlamentarischen Stationen, wurde auch in der Öffentlichkeit immer wieder heftig diskutiert und führte in der letzten Konsequenz in den vergangenen Tagen und Wochen zu einer durchaus kontroversiell geführten Debatte zwischen den Parteien um Standort und Haltung der Kirche, vor allem zu den einzelnen politischen Lagern, wird aber letztlich formal parlamentarisch und rechtlich ohne jede Auswirkung bleiben.
    Eine Entwicklung, die sich schon lange vor den abschließenden Beratungen des Parlamentarischen Sonderausschusses abzeichnete und heute hier im Plenum des Nationalrates bestätigt wird.
    Wobei allerdings nur bei den parlamentarischen Fraktionen die Haltungen pro oder contra Fristenlösung so deutlich formuliert sind, in den politischen Lagern selbst aber die Ansichten eher quer durch die Parteien gehen dürften, was übrigens auch prominente SPÖ-Politiker bestätigen.
    Hier im Parlament beginnt jedenfalls in diesen Minuten die Debatte über beide Berichte des Sonderausschusses zur Behandlung des Volksbegehrens, des Mehrheitsberichtes der Regierungsfraktion, dem sich auch die Freiheitliche Partei angeschlossen hat, und des Minderheitsberichtes der Volkspartei, die den Ausschussberatungen die Zielsetzungen des Volksbegehrens nach Indikation und Lösung unterstützt hat.
    Die Haltung der Regierungspartei zum heutigen Parlamentstag fasst SPÖ-Klub-Chef Heinz Fischer zu Simon.
    Wir werden für einen Ausschussbericht stimmen, dessen Grundmotiv lautet, ja zum Schutz des werdenden Lebens, aber nicht mit Hilfe des Strafrichters, der sich schon in der Vergangenheit als wirkungslos und überfordert und unsozial und ungerecht erwiesen hat, sondern durch positive Maßnahmen.
    Außerdem wird heute klarzustellen sein, dass unter dem Demokratiepostulat gesehen, es sich nicht handelt darum, über den Willen einer großen Zahl der Bevölkerung einfach hinwegzugehen,
    sondern dass es sich darum handelt, dass die sozialistische Fraktion und die freiheitliche Fraktion ebenso zu ihrer Auffassung stehen wie die ÖVP.
    Wir konnten leider die ÖVP nicht von unserem Standpunkt überzeugen, aber noch viel konnte uns die ÖVP von der Zweckmäßigkeit des Rufes nach dem Strafrichter überzeugen.
    Drum soll jeder nach seinem Gewissen entscheiden und ich bin überzeugt, dass der Bericht des Ausschusses, der über die langen und fairen Beratungen über das Volksbegehren berichtet, mit einer relativ großen Mehrheit heute beschlossen werden wird.
    Soweit SPÖ-Club-Chef Heinz Fischer.
    Die Freiheitliche Partei ist, wie schon erwähnt, dem Regierungsmehrheitsbericht beigetreten.
    FPÖ-Abgeordneter Zeilinger?
    Ich muss zuerst einem weit verbreiteten Irrtum entgegentreten.
    Fristenlösung und Volksbegehren sind keine Alternativen.
    Wir Freiheitlichen stimmen nicht für eine Fristenlösung, deswegen sind wir aber noch nicht für das Volksbegehren.
    Und wir Freiheitlichen sind nicht für das Volksbegehren, deswegen aber auch noch nicht für die Fristenlösung.
    Wir haben einen eigenen Standpunkt angeboten, die sogenannte Konfliktlösung.
    Sie anerkennt den Grundsatz, menschliches Leben ist zu schützen, im Rahmen der Möglichkeit, dass Konflikte gelöst werden können.
    Sie hörten Gustav Zeilinger von der Freiheitlichen Partei.
    Für die ÖVP formuliert der Justizexperte der Volkspartei, Abgeordneter Hauser, den Standpunkt seiner Fraktion.
    Die österreichische Volkspartei bedauert zutiefst, dass es in den Beratungen des Sonderausschusses nicht gelungen ist, die grundsätzlichen Anliegen des Volksbegehrens zu berücksichtigen.
    Die Sozialisten haben zu dem größten Volksbegehren, das es je in der Republik gab, Nein gesagt.
    Und sie haben also an ihrer Fristenlösung unverändert festgehalten.
    Wir glauben, dass diese Lösung vom Standpunkt der Frauen, vom Standpunkt des werdenden Lebens als oberstes Rechtsgut, aber auch von vielen anderen Gesichtspunkten, die wir in der Debatte vorbringen werden, die falsche ist.
    Was wir zutiefst aber bedauern ist, dass sich in dieser Haltung der Sozialisten, die eine echte, meritorische Auseinandersetzung mit den Argumenten der anderen Seite nicht zuließen, eine Intoleranz zeigt, die in grundsätzlicher Beziehung demokratisch bedenklich ist.
    Die eigentliche Plenardebatte über das Volksbegehren der Aktion Leben, die wie gesagt in diesen Minuten begonnen hat, werden wir im Abendjournal zusammenfassen.
    Die Volksanwälte Gustav Zeilinger für die FPÖ, Franz Josef Bauer für die ÖVP und Robert Weiß für die SPÖ wurden übrigens vor wenigen Minuten bereits einstimmig gewählt.
    Sie werden ihr Amt am 1.
    Juli antreten.
    Soweit unser Bericht vom Parlament und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Johannes Fischer hat aus dem Hohen Haus berichtet.
    Sie hörten Stellungnahmen der drei Parteien zum Volksbegehren der Aktion Leben.
    Und wir setzen hier auch gleich fort mit der Inlandspresseschau.
    Das Volksbegehren ist auch hier eines der Themen.
    Ein weiteres Thema Verhältnis Kirche, politische Parteien und dann auch die Ankündigung vom Finanzminister Androsch, die bisherigen Kinderabsatzbeträge durch ein Kindergeld zu ersetzen.
    Zusammengestellt hat die heutige Inlandspresseschau Erich Aichinger.
    Unter dem Titel Kirchenverfolgung schreibt Franz Ferdinand Wolf in der Wochenpresse.
    Die beiden Großparteien betreiben die neue Kirchenverfolgung hartnäckig und entschlossen.
    Plötzlich verfolgen sie die katholische Kirche mit ungehemmter Zuneigung.
    Sie erflehen christliches Heil- und Kardinalssegen, um das politisch zu verzinsen.
    Da entzinnt sich einfach jeder seiner Liebe zur Religion.
    Diagnostiker, die penetranten Showchristen, die Freidenker und all die betont deklarierten katholischen Abgeordneten, die meist in einem subtilen Verhältnis zur Kirche stehen.
    Sie besuchen sie alle heiligen Zeiten.
    Und weiter heißt es...
    Und Bundeskanzler Bruno Kreisky versucht es gar mit einer kühnen Seelenrechnung.
    Die SPÖ habe die Mehrheit, daher vertrete sie auch mehr Katholiken als die Volkspartei.
    Mein Gott, Bruno!
    Josef Taus aber dekretiert immer und immer wieder sein Parteimodell.
    Die Volkspartei habe einen starken christlichen Kern und einen beachtlichen liberalen Flügel.
    Kein Wunder, dass es damit nicht zu Höhenflügen reicht.
    Die politisch mühseligen und parteisch Beladenen wuhlen um den offiziellen Zuspruch der Seelsorger.
    Und bleiben doch nur Wählsorger.
    Denn sie sorgen sich nur um die Wähler.
    Abschließend bemerkt Franz Ferdinand Wolff.
    Jetzt fehlt freilich überhaupt nur noch eines.
    Das FPÖ Evergreen Friedrich Peter eine starke und unbeugsame Nationalkirche reklamiert.
    Künstlicher Wind überschreibt die Presse einen Kurzkommentar mit Bezug auf die heutige Parlamentsdebatte.
    Hier heißt es.
    Das Ganze vollzieht sich angesichts der Tatsache, dass heute im Parlament das Volksbegehren gegen die Fristenlösung endgültig zu Grabe getragen wird.
    Ist es demnach nur begleitende dissonante Orgelmusik, die dann verstummt, wenn man von der Aktion Leben nichts mehr hört?
    Man wird den Verdacht nicht los, dass die Erregung eine künstliche ist.
    Und dass sie sich legt, hat man einmal vergessen, wie mit diesem Volksbegehren umgegangen worden ist.
    Von allen.
    Auch das ÖVP-Organ Neues Volksplatz kommentiert zu diesem Thema.
    Walter Salzmann hat den Titel Weihrauchgeschichten gewählt.
    Und wenn Kreisky auch betont, dass für ihn als Agnostiker die Fristenlösung keine Gewissensfrage ist.
    Wie human ist dann eigentlich diese Partei, die ihre katholischen Mitglieder mit ihren Gesetzen in Gewissenskonflikte stürzt?
    Ungereimtheiten und Widersprüche, rosarote Theorien und triste Praktiken.
    Das ist die Politik der Sozialisten gegenüber der Kirche, der sie nur dann gut gesinnt sind, solange diese Kuscht und Äquidistanz übt.
    Das ist die Politik der Sozialisten gegenüber ihren eigenen Katholiken, deren mögliche Gewissenskonflikte sie in keiner Weise berühren.
    Das sei allen jenen in Erinnerung gerufen, die der Mehr von der angeblich so humanen und so christlichen SPÖ bereits auf den Leim gegangen sind.
    In der sozialistischen Grazer Neuen Zeit beleuchtet Helmut Gries unter anderem einen Detailaspekt der gestrigen Ankündigung von Finanzminister Androsch, ab Jänner 1978 Familienbeihilfe und Kinderabsatzbetrag in einem Kindergeld zusammenzufassen.
    Gespannt darf man aber auch sein, was kirchliche und halbkirchliche Institutionen, die sich in den letzten Tagen sehr bemühten, politische Stellungnahmen abzugeben, zu dieser Änderung sagen werden.
    Bisher war es leider fast immer so, dass man auch in diesen Kreisen der Regierungspolitik nur allzu gern Familienfeindlichkeit vorwarf und sich darin in einer auf bewusst falsch verstandenen Fristenlösung bestärkt sah.
    Und das trotz Heiratsbeihilfe von 15.000 Schilling, Geburtenbeihilfe von 16.000 Schilling, ständiger Erhöhung der Familienbeihilfe und des Karenzgeldes, Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs von zweimal sechs auf zweimal acht Wochen, Abfertigungsanspruch für weibliche Angestellte bei Selbstkündigung nach einer Geburt, Schülerfreifahrt, Gratisschulbüchern und so weiter und so fort.
    Wer das alles nicht sieht, dafür aber die Frage diskutiert, ob die Kinder eines Abgeordneten getauft sind, siehe die Polemikum-Zentralsekretär Blecher, der sollte sich selbst einmal nicht nur fragen, wie nahe oder ferne er der einen oder anderen Partei steht, sondern wie nahe ihm die Bedürfnisse der Familien dieses Landes sind.
    Und in den oberösterreichischen Nachrichten kommentiert Josef Laschoba,
    Für alle Familien gleiches Kindergeld, das hört sich ganz passabel an.
    Nur stört dabei die ausgeklügelte Methode.
    Denn die gewählte Verbesserung gestattet es Androsch, dass er dafür überhaupt nichts ausgeben muss.
    Das war unsere heutige Inlands-Presseschau, zusammengestellt von Erich Eichinger.
    Nach ihrer Informationskampagne über Atomkraftwerke in Österreich will die Bundesregierung am 6.
    Juni in einer Regierungsklausur mit vier prominenten Wissenschaftlern neuerlich die Frage der Verwendung von Atomstrom erörtern.
    Noch vor dem Sommer soll dann ein diesbezüglicher Bericht an das Parlament weitergeleitet werden.
    Die Debatte über die neue Energieform geht also international wie national weiter.
    Heute nun hat sich einer der stellvertretenden Parteivorsitzenden der Regierungspartei in die Diskussion pro oder kontra Atomstrom eingeschaltet.
    Der Wiener Bürgermeister und stellvertretende SPÖ-Parteivorsitzende Leopold Kratz und mit ihm sprach Eugen Freund.
    Herr Bürgermeister Graz, man kann nicht behaupten, dass die Regierung schon beschlossen hat, das Atomkraftwerk Zwentendorf in Betrieb zu setzen.
    Aber wenn man so in die Meinungen der Regierungsmitglieder hineinhört, lässt sich doch heraushören, dass so etwas wie eine prinzipielle Zustimmung zu diesem Atomkraftwerk besteht.
    Sind Sie mit dieser Ansicht der Regierung, so ich sie wichtig interpretiert habe, einverstanden?
    De facto glaube ich, dass sich doch die Meinung durchsetzen wird, dass die Frage einfach nicht entscheidungsreif ist, weil hier geht es ja nicht um Risken, die man an sich auf sich zu nehmen hat, wenn man überhaupt Entscheidungen trifft.
    Was meine ich damit?
    Wenn ich ein Hochhaus oder eine Brücke baue,
    dann nehme ich das Risiko auf mich, dass zu 0,005% Wahrscheinlichkeit vielleicht etwas passiert.
    Das steckt in der gesamten technischen Umwelt von heute drinnen.
    Hier nimmt man ein Risiko auf sich, das man nicht abschätzen kann, weil es unter Umständen künftige Generationen, das heißt einfacher gesagt die Gesundheit von Kindern und Enkeln und Urenkeln betrifft.
    Und hier geht es daher nicht darum zu sagen, das Risiko ist nicht größer als für den Bruch einer Staumauer oder für das Einstürzen eines Hochhauses, sondern hier ist die Risikofrage meiner Ansicht nach noch nicht entschieden und daher das Projekt noch nicht entscheidungsreif.
    Die Regierung und insbesondere Bundeskanzler Kreisky argumentiert ja immer damit, dass vorerst die Entsorgungsfrage, also die Atommüllablagerung geklärt werden müsse, bevor dieses Atomkraftwerk Zwentendorf in Betrieb gesetzt werden kann.
    Ist das auch Ihre Argumentation oder geht die weiter?
    Kann man das Atomkraftwerk überhaupt nicht in Betrieb setzen?
    Meiner Ansicht nach ist wie gesagt derzeit die Frage nicht entscheidungsreif und solange ich hier nicht entscheiden kann, heißt ich kann auch nicht positiv entscheiden in Richtung in Betriebssetzung.
    Das betrifft sicher nach den Unterlagen, die mir zugänglich sind, weniger den Betrieb des Kraftwerkes selbst als natürlich die Lagerung
    der sehr gefährlichen radioaktiven Rückstände, weil ich, da ich sicher ein Laie bin, mir nicht zutrauen würde bei einem Element, von dem die Wissenschaftler sagen, dass es eine Halbwertszeit, dass es einen Abbau der Radioaktivität von mehreren tausend Jahren hat.
    Ich würde mich nicht trauen zu entscheiden, ob es irgendeinen Fleck der Erde gibt, in dem sich im Verlauf der nächsten Jahrtausende nicht vielleicht geologische Veränderungen ergeben.
    Was heißt nun derzeit, auf was warten Sie denn noch, auf was für Berichte von Experten oder auf was für technische Erfindungen, dass Sie auch diesem Atomkraftwerk zustimmen können?
    Für mich, und ich sage wieder, als Laiener war es ein Laien, der in dieser Frage eben eine Verantwortung, die man als Politiker auch für die Zukunft hat, fühlt.
    geht es nicht darum, noch fünf Expertisen zu bekommen, damit ich dann sagen kann, bei den Expertisen steht es 8 zu 2, daher bin ich dafür, sondern es geht wirklich darum, zu warten, ob es für die Lagerung vor allem, aber auch für den Betrieb,
    eine einheitliche Meinung der Verantwortlichen gibt, keine geteilte, wo ich abwägen muss, sondern eine einheitliche, die sagt, hier kann nichts passieren.
    Noch einmal, die Wahrscheinlichkeit des Nichtspassierens im Vergleich zu anderen Bauwerken ist mir hier, wo es um Generationen geht, zu wenig.
    Versuchen wir ein wenig auf die Argumente der, wenn man so will, Atomlobbyisten einzugehen.
    Hier gibt es ja vor allem zwei Argumente.
    Das eine ist das, dass die immer größere Wirtschaftskraft immer mehr Strom, immer mehr Energie bedarf.
    Und das zweite Argument ist doch, dass man sagt, dieser vermehrte Energiezuwachs bedeutet auch, dass mehr Arbeitsplätze gesichert werden können dadurch.
    Können Sie diese Argumente teilen oder haben Sie hier auch Gegenargumente?
    Ich habe ein Gegenargument, nämlich dass hier der typische Fall einer echten politischen Entscheidung, nämlich der Wertabwägung stattzufinden hat.
    Die Frage, die Sache mit den Arbeitskräften sehe ich nicht so, denn hier gäbe es, gerade wenn man sich mit der konventionellen Energie beschäftigt, sicher auch Möglichkeiten.
    Das heißt, wenn ich etwa überprüfe, ob alle Kraftwerke, die seit 1920 gebaut wurden, die optimalen Generatoren eingebaut haben,
    und dann sage, wenn ich hier neu einbaue, bekomme ich um 10% mehr Effizienz, mehr Wirkungsgrad, dann ist das beschäftigungspolitisch für die Industrie auch für die nächsten 15 Jahre so viel wie mehr Stromzufuhr.
    Aber was ich meine mit der echten Interessenentscheidung, wenn es sich auf die Frage zuspitzt, ist es besser, mehr Kühlschränke, Klimaanlagen und so weiter in Betrieb haben zu können,
    oder die Gesundheit nicht nur der jetzt Lebenden, sondern der Nachkommenden zu garantieren, dann müsste die Entscheidung eigentlich gegen den Komfort und ohne pathetisch zu werden, für die Menschheit erfolgen.
    Entweder Zwentendorf oder die Österreicher werden keinen Strom mehr haben, das ist ja auch nicht wahr.
    Es geht ja nicht um weniger Strom, sondern um weniger Mehrstrom, wenn man so sagen kann, um einen geringeren Zuwachs.
    Und hier geht es darum, ob man außer mit dem Strom sparen oder Energie sparen nicht auch andere Dinge tun kann.
    Danke Herr Bürgermeister.
    Die Skeptiker in Sachen Atomstrom haben also einen prominenten Verbündeten gefunden, den Wiener Bürgermeister Kratz, mit ihm sprach ein Freund.
    Die drei großen deutschen multinationalen chemischen Konzerne Bayer, BASF und Höchst haben in den vergangenen Tagen ihre Geschäftsberichte für das vergangene Jahr veröffentlicht.
    Alle drei Konzerne klagen darin über die immer schärferen Sicherheitsauflagen des Staates und über Initiativen von Umwelt- und Naturschützern.
    Daneben hat natürlich auch die Katastrophe im italienischen Seveso, wo im vergangenen Jahr aus bisher noch ungeklärter Ursache plötzlich Giftgas ausströmte, zwangsweise zu einem Umdenken in der chemischen Industrie geführt.
    Man will sich nun doch vielleicht vorher und nicht erst im Nachhinein Gedanken machen, wie man die chemische Bombe im Griff behalten kann.
    Wie aber soll sich das nun konkret auswirken?
    Matthäus Katinger sprach darüber mit dem Vorstandsvorsitzenden der BASF, Professor Matthias Seefelder.
    Herr Professor Seefelder, neben den Erbauern von Kraftwerken aller Art kämpft doch gerade die chemische Industrie, die chemischen Großkonzerne gegen Bürgerinitiativen, gegen Umweltschützer und gegen Auflagen seitens des Staates.
    Ist unter diesen Randbedingungen eine Expansion überhaupt möglich?
    Die Expansion ist sicher erschwert durch diese Erscheinungen, deren Berechtigung wir zum Teil durchaus einsehen und bejahen.
    Die Abwicklung unserer Projekte ist erschwert, zum Teil verzögert, aber ich würde im Augenblick von dort her noch kein wesentliches Handicap sehen.
    Es gibt sehr viele Elemente der Dämpfung des industriellen und wirtschaftlichen Wachstums.
    Die Umweltgesetzgebung ist eine davon.
    Wenn ich nochmal darauf zurückkommen darf, denken wir an die Katastrophe von Seveso.
    Es ist ja Gott sei Dank ein Einzelfall geblieben, obwohl doch gerade die BASF hier auch schon Erfahrungen hatte.
    Wie steht es mit der Sicherheit, bringt es grundsätzlich in der chemischen Industrie, wie hält man es mit der Sicherheit?
    Die Sicherheit wird bei uns sehr groß geschrieben.
    Es ist ganz klar, die Chemie ist ein riskantes Gewerbe.
    Das hat sie leider auch immer wieder unter Beweis gestellt durch Großunfälle.
    Auch wir in der BASF hatten in den 20er Jahren einen riesigen Unfall mit sehr vielen Toten.
    Das hat sich Gott sei Dank gemindert und wir meinen immer, dass wir jetzt unsere Technologie
    sehr im Griff haben, aber wir können natürlich nicht ausschließen, dass irgendwann irgendetwas passiert.
    Ich glaube, das gehört zu unserem industriellen Leben, dass wir ein gewisses Risiko laufen.
    Ganz kurz gesagt, das Leben ist eben eines der risikoreichsten.
    Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.
    Wie weit kann man sich absichern, auch finanziell?
    Man kann sich schwer absichern.
    Sie wissen, dass heute im Bereich der Pharmazie bei uns in Deutschland eine Versicherung gegen Folgeschäden diskutiert wird und das wird wohl auch so kommen.
    Die Produzentenhaftung als politisches Problem ist in der Diskussion und wir müssen natürlich uns dann
    bis zu einem gewissen Grade versicherungsmäßig absichern.
    Aber das geht nicht ins Extreme, weil sonst die Kosten der Absicherung teurer werden als jedes Risiko.
    Gibt es bereits Produktgruppen, wo aufgrund der erhöhten Sicherheitskosten, aufgrund der Auflagen durch die Umweltbehörden, eine Einstellung der Produktion erwogen wird, wo man sich sagt, es rentiert sich nicht mehr, da bringe ich die Kosten nicht mehr rein?
    Oder könnte man sagen, wie weit ist der Fortschritt überhaupt noch kontrollierbar?
    Wir haben im Augenblick hier bei uns ein keintätiges Produkt in Sicht.
    Wir haben Produkte, die in Zukunft mit hohen Umweltkosten belastet werden, sowohl
    über die Einleitungsgebühr wie über die Betriebskosten unserer Kläranlage.
    Hier denken wir, wenn sowas auftritt, zunächst nicht an Abstellen, sondern hier denken wir ganz schlicht an die Verbesserung des Herstellungsprozesses, sodass diese Umweltbelastung reduziert oder gar vermieden wird.
    Das Gespräch führte Matthäus Katinger.
    Drei Minuten nach halb eins.
    Wir kommen nun zur außenpolitischen Berichterstattung im Mittagsschanal.
    Der prominenten Auftrieb in London verläuft sich langsam.
    Die Staats- und Regierungschefs aus sieben westeuropäischen Industriestaaten, die seit Samstag in der britischen Hauptstadt am runden Tisch, aber auch unter vier Augen konferierten, sie alle haben wieder ihre Koffer gepackt.
    Die Wirtschaftsgespräche sind abgeschlossen und auch die bilateralen Verhandlungen und Zusammenkünfte.
    Gerade gestern noch bei der Eröffnung des NATO-Gipfels war die Prominenz dabei.
    Nun aber sind die Außen- und Verteidigungsminister der europäischen Staaten wieder unter sich.
    Vor ihnen allerdings liegt ein Paket von Vorschlägen, das der prominenteste Teilnehmer, der Amerikaner Carter, dargelassen hat.
    Einen Drei-Punkte-Vorschlag an die NATO.
    Amerika soll in Zukunft im gleichen Maß europäische Waffen kaufen, wie die Europäer bisher amerikanische.
    Die europäischen NATO-Mitglieder sollen selbst einen Rüstungspool schaffen, indem sie ihre eigene Waffenproduktion untereinander koordinieren und standardisieren.
    Und drittens, dieser europäische Rüstungspool soll dann zusammen mit einer amerikanischen Organisation einen gemeinsamen NATO-Pool bilden.
    Vorschläge also zu effizienterer Arbeit in der NATO.
    Bleibt natürlich offen, wie weit sie von den 15 NATO-Mitgliedstaaten selbst angenommen und verwirklicht werden.
    Heute jedenfalls geht diese Frühjahrskonferenz der NATO in London zu Ende, Klaus Emmerich berichtet.
    Die Gipfelkonferenz der 15 Mitgliedstaaten der westlichen Verteidigungsallianz, der NATO, zählt nicht nur in der Selbsteinschätzung und durch die Teilnahme der Staats- und Regierungschefs zu einem überdurchschnittlichen Vorkommnis.
    Vielmehr ist es der Rettungsversuch der etwas müde gewordenen Allianz, durch eine selbstverordnete Phase der Erneuerung wieder zu einem schlagkräftigeren Instrument internationaler, jedenfalls NATO-Politik zu werden.
    Das ist die Absicht der 15 NATO-Länder, die heute Morgen durch ihre Außenminister abzeichnen ließen, was die Regierungschefs in den letzten Stunden davor, ebenfalls in London, verabredet hatten.
    Erstens.
    Die NATO hofft, dass die wirtschaftliche Gesundung der westlichen Industrieländer so flott und so nachhaltig um sich greift, dass sowohl die materiellen Möglichkeiten als auch die gesellschaftspolitische Selbstbehauptung der westlichen Systeme einen neuen Erfolg erweist erbringen.
    Zweitens.
    In der Konkurrenz mit dem Ostblock hofft der Westblock, zumindest die Balance der Kräfte und politischen Möglichkeiten zu halten und möglichst bald zu einer westlichen Überlegenheit zu gelangen.
    Drittens, politisch-psychologisch findet die Forderung von Präsident Jimmy Carter nach Erneuerung allgemeinen Anklang.
    Viertens,
    Militärisch, genauer gesagt strategisch und taktisch, geben sich die 15 NATO-Länder über den Stand der Rüstung des Obstblocks ebenso besorgt wie über die organisatorischen und mengenmäßigen Verstärkungserscheinungen innerhalb des Warschauer Paktes.
    Fünftens, mehr Selbstbewusstsein der NATO wird unter anderem mit der angeblich erwiesenen Tatsache begründet, dass die sogenannte waffentechnische Innovation
    im Ostblock wesentlich länger dauert als im Westblock, also die Fähigkeit, neue Waffensysteme finanziell, wirtschaftlich und vor allem produktionstechnisch in überschaubaren Zeiträumen bis zur Anwendungsreife zu bringen.
    Da es sich bei diesem letzten Punkt sowohl um Atomwaffen als besonders auch um konventionelle Waffen handelt,
    erhöht sich das Hoffnungspotenzial bei den nun wieder beginnenden Abrüstungsgesprächen mit dem Warschauer Pakt weiterzukommen.
    Hier in London führt man dafür wieder zwei Gründe an.
    Einmal die demonstrativ begründete Absicht von Präsident Carter für die USA und möglichst die NATO entweder mit dem Osten in absehbarer Zeit zu Rüstungsvereinbarungen zu gelangen oder weltweit zu signalisieren,
    dass sie im Falle des Scheiterns westöstlicher Vereinbarungen der Westen dann gezwungen sehen könnte, in eine neue Rüstungsphase mit modernsten Waffen und Organisationssystemen einzutreten.
    Nach den jüngsten Informationen aus dem NATO-Lager soll eine so selbstbewusste Vorgangsweise schon in den nächsten Stunden vorexerziert werden, wenn nämlich Experten aus West und Ost in Genf daran gehen, die Atomabrüstungsgespräche zwischen den Außenministern Vance und Gromyko vorzubereiten, die in der nächsten Woche stattfinden sollen.
    Unabhängig davon, wie die nuklearen Verhandlungen zwischen Washington und Moskau über ein sogenanntes SALT II-Abkommen gedeihen, sind die 15 NATO-Länder in London jetzt übereingekommen, das westliche Verteidigungssystem gründlich zu überholen.
    Grundlage dafür bieten die konkreten Vorschläge von Präsident Carter und die Ergänzungswünsche von Bundeskanzler Schmidt, Präsident Giscard und Premierminister Kelloggen.
    Die USA wünschen, dass in den letzten Stunden klar geworden, sowohl eine bessere Nutzung der vorhandenen finanziellen und militärischen Kräfte, als auch eine absolute Zunahme der Verteidigungsanstrengungen der Westeuropäer.
    Schmidt wünscht mehr gemeinsame Waffenproduktion, Giscard Vorausabsprachen in Grundsatzfragen der westlichen Gesamtpolitik und Callaghan eine nochmalige Verbindung der Abrüstungsprobleme im atomaren und im konventionellen Bereich.
    Vor so viel Allianzschwung sind die zahlreichen zweiseitigen Verhandlungen zwar in den Hintergrund getreten, wie das Beispiel einer vergeblich versuchten Annäherung zwischen Griechenland und der Türkei hier in London zeigt, bleibt mancherlei hausgemachter Zwist.
    Ein Land konnte das nicht abhalten, in London für seinen Beitritt Stimmung zu machen, nämlich Spanien.
    Die letzte Entscheidung der NATO ist aber noch offen.
    Die NATO plant ihre Do-It-Yourself-Renovierung in allen Bereichen auf ein Jahr.
    Dann ist der Mann Gastgeber einer ähnlichen Monsterschau, der schon jetzt in London die erste Geige gespielt hat, nämlich Jimmy Carter im Mai 1978 in Washington.
    Aus London berichtete Klaas Emmerich.
    Die Gespräche über die Begrenzung der strategischen Rüstung, kurz SALT genannt, kommen wieder in Gang.
    Heute treffen in Genf die beiden Chefunterhändler Wladimir Semjanov aus der Sowjetunion und Paul Warnke aus den USA zusammen.
    Sie sollen nach dem Scheitern der Gespräche zwischen den Außenministern Gromyko und Vance Anfang April in Moskau versuchen, die Verhandlungen wieder zu beleben.
    Nächste Woche wollen dann wieder Vance und Cromico zusammentreffen.
    Den Stand der Verhandlungen fasst Barbara Kudenhofe-Kalergi zusammen.
    Seit mehr als sieben Jahren verhandeln die beiden Supermächte nun schon über Mittel und Wege, ihr atomares Waffenarsenal zu begrenzen und damit das Gleichgewicht des Schreckens zu wahren.
    Ziel der Verhandlungen?
    Jede Seite soll nach einem eventuellen ersten Schlag des Gegners noch in der Lage sein, einen atomaren zweiten Schlag zu führen und damit einen Überraschungsangriff unrentabel zu machen.
    In der Horrorsprache der Experten heißt das gesicherte gegenseitige Vernichtung.
    Der bisher wichtigste Meilenstein war das sogenannte SALT I-Abkommen, geschlossen 1972 zwischen Brezhnev und Nixon in Moskau.
    Aber dieses Abkommen läuft heuer im Oktober ab.
    Wenn bis dahin nicht das nächste Abkommen, SALT II, zustande kommt, würde das bedeuten, dass beide Seiten Milliarden Dollars und Rubel in die Entwicklung einer neuen Generation von noch mächtigeren Vernichtungswaffen hineinstecken, weil die alten indessen überholt sind.
    Einen Zwischenerfolg auf dem Weg zur SAL 2 gab es 1974 in Vladivostok.
    Damals entschlossen sich Brezhnev und der damalige US-Präsident Ford zu einer Rahmenvereinbarung.
    Sie einigten sich darauf, dass in den nächsten zehn Jahren beide Länder nicht mehr als 2.400 strategische Interkontinentalraketen besitzen sollten.
    Seither sind die Gespräche an der Frage festgefahren, was denn eigentlich strategische Interkontinentalraketen sind.
    Die Sowjetunion will darin auch die amerikanischen sogenannten Cruise Missiles einbezogen wissen, ferngelenkte Geschosse mit einer Reichweite von 2500 Kilometern, die auch von Schiffen und Flugzeugen ausgestattet werden können.
    Auf der anderen Seite fallen für die Amerikaner die sowjetischen Backfire-Bomber unter diesem Begriff, die eine Reichweite von 2200 Kilometern haben.
    Jede Seite behauptet, mit diesen Waffen könnte der Gegner das eigene Territorium mit Atomwaffen belegen.
    Einen Ausweg aus dem Dilemma erwartete die Welt vom Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Carter, der vor etwa sechs Wochen seinen Außenminister Vance zu neuen Saldgesprächen nach Moskau geschickt hatte.
    Aber das Treffen wurde zunächst ein Fiasko.
    Vance hatte ein neues Vorschlagspaket aus Amerika mitgebracht, das die Russen rundweg ablehnten.
    Außenminister Gromyko bestand darauf, dass von dem in Valdivostok vereinbarten Rahmen ausgegangen werde und nannte die neuen amerikanischen Vorschläge nicht konstruktiv und keiner ernsthaften Behandlung wert.
    Carters Emissär hatte eine Reduktion aller strategischen Atomwaffen weit unter die in Valdivostok vereinbarten Zahlen verlangt.
    Auch von amerikanischer Seite wurde Carter damals übrigens kritisiert.
    Er hatte zunächst wochenlang die Sowjetunion in der Menschenrechtsfrage hart angegriffen und dann ohne ausreichende diplomatische Vorbereitung plötzlich neue und weitreichende Salt-Vorschläge auf den Tisch gelegt.
    Das einzig Positive an der WANS-Mission in Moskau war, man war übereingekommen, weiter im Gespräch zu bleiben.
    Das geschieht jetzt in Genf.
    Und die New York Times veröffentlicht heute die Stellungnahme eines führenden sowjetischen Experten, der sich für einen Kompromiss ausspricht.
    Reduktion aller strategischen Waffen, inklusive der Cruise Missiles und der Backfire-Bomber.
    Salt, so scheint es, ist für beide Seiten ein so wichtiger Prüfstein für die Entspannung geworden, dass man wohl oder übel nach einer Verständigung suchen muss.
    Kompromisse bei der Salt-Runde in Sicht, Sie hörten eine Analyse von Barbara Kunhofe-Kalergi.
    Aber nochmal kurz zurück nach London.
    Diese Londoner Gespräche auf höchster Ebene haben ja im Endeffekt mehr gebracht, als man am Anfang meinte.
    Wenn auch gerade bei den Wirtschaftsgesprächen, die ja der eigentliche Anlass für dieses Treffen waren, nicht viel mehr als Absichtserklärungen und Gutwilläußerungen herausgekommen sind.
    Umso fruchtbarer dagegen waren die Gespräche unter vier Augen.
    Hier sind nicht nur Missverständnisse zwischen den Partnern, zwischen Europäern und Amerikanern ausgeräumt oder doch zumindest gemildert worden, hier könnte es auch handfeste politische Ergebnisse geben.
    So etwas sind in London der amerikanische Außenminister Vance und der britische Ressortkollege Owen zusammen getroffen.
    Ihr Thema Rhodesien.
    Und hier scheinen die beiden tatsächlich einen gemeinsamen Nenner gefunden zu haben, sprich Ansätze für einen neuen Rhodesien-Plan.
    Die bis jetzt geführten Gespräche als Unterhändler-Fungierte der Brite Oren sind ja mehr oder weniger ergebnislos verlaufen.
    Vor allem das Bemühen, die Genfer Gespräche zwischen Schwarzen und Weißen Rhodesian wieder zu aktivieren, sind praktisch gescheitert.
    Der britisch-amerikanische Plan zieht nun ein ganz anderes Vorgehen vor.
    Einzelheiten sollen heute Nachmittag in London veröffentlicht werden.
    Schon jetzt aber kennt man den Plan in großen Zügen.
    Heinz Beran berichtet.
    Heute Nachmittag wird der anglo-amerikanische Plan über Rhodesien veröffentlicht.
    Der Plan wurde bereits letzten Freitag von den Außenministern der USA und Großbritanniens in London besprochen.
    Ich weiß nicht, warum man mit der Veröffentlichung so lange wartet.
    Vielleicht wollte man den geeignetsten Mann für die amerikanische Delegation finden, denn wie unter anderem der diplomatische Korrespondent der Times weiß, wird die britische Delegation von Mr. John Graham geführt werden, einem Afrikaspezialisten des Foreign Office.
    Das steht fest.
    Man erwartet, dass er seine Mission in kürzester Zeit starten wird.
    Die britische Intention, die die volle Unterstützung der Amerikaner hat, ist es, mit afrikanischen Führern und Mr. Smith selbst die verschiedenen Einzelprobleme zu untersuchen, die sich auf dem Wege zu einer neuen Verfassung aufgrund des Grundsatzes der Mehrheitsherrschaft stellen.
    Wenn auch britische und amerikanische Beamte eng miteinander zusammenarbeiten werden, so könnte die britische Delegation, wenn sich der Fall ergibt,
    dass afrikanische Nationalisten gegen die amerikanische Präsenz sind, allein verhandeln.
    Diese Möglichkeit wurde ventiliert, weil sich zum Beispiel Mr. Joshua Nkomo, der Führer der Nationalen Front, vergangene Woche in London in diesem anti-amerikanischen Sinne ausgesprochen hatte.
    Meldungen wie die gestrigen, dass Ian Smith in einem Jahr gehen muss,
    werden auch von amerikanischer Seite in London nicht bestätigt.
    Der Bericht kam gestern von der Associated Press in Washington.
    Hier hieß es, Rhodesien würde am 24.
    September 1978 ein schwarzregierter, unabhängiger Staat sein und Ministerpräsident Ian Smith würde im Sommer 1978, also etwa drei Monate vor der Etablierung des neuen Staates Zimbabwe, zurücktreten.
    In diesem, wie gesagt, nicht bestätigten Bericht hieß es auch, eine provisorische Regierung würde in der Zwischenzeit die Macht übernehmen.
    Anstelle der unfruchtbaren Konferenzen, wie zum Beispiel der letzten Genfer Rhodesien-Konferenz, will man also nun eine britisch-amerikanische Präsenz entweder in Lusaka oder in Dar es Salaam einrichten.
    die mit den Besprechungen mit einzelnen Nationalistengruppen sowie mit den sogenannten Frontline-Präsidenten, das heißt den Staats- und Regierungschefs der angrenzenden afrikanischen Länder befasst werden.
    Man würde zu Smith nach Rhodesien fahren müssen, weil Smith und seine weißen Mitarbeiter weder in Lusaka noch in Dar es Salaam willkommen wären.
    Schließlich wird natürlich auch mit dem südafrikanischen Ministerpräsidenten Forster Kontakt aufgenommen.
    Es besteht also berechtigte Hoffnung darauf, dass dieses fast letzte postimperialistische Problem Großbritanniens im Jahre 1978 gelöst werden kann.
    Übrig bleiben dann nur kleinere wie Gibraltar und die Falklandinseln und die härteste Nuss, wenn man was dazuzählen will, Nordirland.
    Aber die Geburt eines neuen afrikanischen Staates Zimbabwe ist näher gerückt.
    Neuer britisch-amerikanischer Rhodesienplan, Sie hörten aus London, Heinz Behrer.
    Drei Minuten nach dreiviertel eins ist es jetzt, noch zwei Kulturberichte.
    Mitte Februar berichteten wir über die Gründung eines von der Stadt Klagenfurt gestifteten Ingeborg-Wachmann-Preises, der bei der Klagenfurter Woche der Begegnung im Juni dieses Jahres erstmals vergeben werden soll.
    Heute Vormittag sprachen der Intendant des ORF-Landestudios Kärnten, Ernst Willner, und der Bürgermeister von Klagenfurt, Leopold Guckenberger im Wiener Presseclub Concordia, über einen zusätzlich von den Verlegern gestifteten Literaturpreis.
    Sie gaben aber auch die teilnehmenden Autoren, Verleger und Rundfunkanstalten bekannt und nahmen zu verschiedenen Angriffen gegen die Initiatoren des Ingeborg Bachmann-Preisestellung.
    Konrad Zobel führte dazu mit Intendant Ernst Willner das folgende Gespräch.
    Herr Intendant Willner, die Stiftung des Ingeborg-Bachmann-Preises wurde zwar allgemein begrüßt, doch wurden zum Teil die Bedingungen des damit verbundenen Wettbewerbs kritisiert.
    Die Grazer Autorenvereinigung etwa warnte sich gegen den Umstand, dass Hiroren und Autoren von denselben Leuten ausgewählt werden, wie auch gegen den Durchführungsmodus des Wettbewerbs selbst.
    Wie soll die Veranstaltung nun endgültig aussehen?
    Die Juroren wurden zwar von zwei Leuten ausgewählt, aber nicht mehr die Autoren.
    Die Autoren sind eine Auswahl gemeinsam der Juroren, das heißt jeder konnte Autoren vorschlagen, hat das auch gemacht und andere ablehnen und daraus ist schließlich die Autorenliste, die endgültige, entstanden.
    Diese Autorenliste, um nur einige Namen zu nennen, gehören also jetzt Herbert Eisenreich, Günther Herberger, Rolf Hochhuth,
    Gerd Juncke, Dieter Kühn, Klaus Stiller und Karin Struck an, ohne jetzt also da eben bevorzugen oder benachteiligen zu wollen.
    Und wie werden diese Autoren nun aus ihren Werken vortragen?
    Diese Autoren werden, wie es geplant war, 30 Minuten aus ihren Werken lesen und darüber wird dann debattiert und so wird der Preis vergeben.
    Finden Sie den Vortrag einer halben Stunde für die Beurteilung der Jury nicht etwas zu wenig?
    Die Juroren erhalten auch die Unterlagen von den Autoren, erstens.
    Und zweitens ist das so üblich, wenn die Juroren sich nicht imstande sehen, aus diesen 30 Minuten etwas zu entnehmen, so würden sie sich ja für so etwas nicht zur Verfügung stellen.
    Es ist bei der legendären Gruppe 47 auch nicht länger als 30 Minuten, manchmal viel kürzer gelesen worden.
    Es war ja auch ein Einwand, dass durch die öffentliche Begründung der Stärken oder Schwächen der einzelnen Werke eine Benachteiligung eben der nicht preiswürdigen Werke eintreten würde.
    Eine Rufschädigung wurde es zum Teil sogar genannt.
    Ich kann eine Rufschädigung darin überhaupt nicht sehen, denn natürlich sind sich die Juroren darüber im Klaren, was sie machen.
    Ich glaube, wenn man die Jurorenliste liest, so weiß man, dass die Juroren genau so einen Namen zu verlieren hätten wie die Autoren.
    Und es handelt sich durchwegs um neue Werke dieser Autoren?
    Es handelt sich um unveröffentlichte Werke.
    Also es wird nicht herangezogen, was schon geschrieben wurde, sondern was vielleicht herauskommt.
    Zum Teil ist es aber auch gelungen, denn eigentlich war ja die Einsendung für alle frei, eben Leute zu finden, die überhaupt noch nicht verlegt haben.
    Inzwischen haben sich ja auch ausländische Rundfunkanstalten für diese Veranstaltung interessiert.
    Ja, es sind sechs Rundfunkanstalten, die ihre Vertreter schicken und es kommen vor allem fast von jedem Verlag die größten Verleger des deutschsprachigen Raumes sind mit anwesend.
    Weil Sie sagen, Verleger zusätzlich zum Ingeborg-Bachmann-Preis soll ja auf der Klagen für der Woche der Begegnung auch ein von Verlegern gestifteter Literaturpreis verliehen werden.
    Wie ist es dazu gekommen?
    Dazu ist es gekommen, dass Herr Fink und ich versucht haben, die Verleger dafür zu gewinnen und die Verleger
    Waren dazu zu gewinnen, ohne die Liste jetzt schon vollständig zu haben, ist also bisher liegt ein zweiter Preis, den man gar nicht als zweiten Preis bezeichnen soll, sondern nur als einen anderen Preis, ist also bis jetzt in der Höhe von 54.000 Stilling entstanden.
    Im Juni wird also der Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt vergeben werden.
    Konrad Zobel führte dieses Gespräch.
    Im Wiener Theater in der Josefstadt findet morgen Abend die deutschsprachige Erstaufführung eines neuen Schauspiels von Jean Anouilh statt.
    Das Stück wurde im September letzten Jahres in Paris-Ur aufgeführt.
    Anouy, Autor so publikumswirksamer Stücke wie Antigone, Romeo und Jeannette, Colombe und Einladung in Schloss, ist in den letzten Jahren eigentlich selten ein großer Wurf gelungen.
    Und so darf man auf den neuen Anouy gespannt sein.
    In den Hauptrollen Leopold Rudolf, Sieger Trupp und Michael Toast, es berichtet Koschka Hetzer.
    Zwei Filmemacher, ein Drehbuchautor und ein Regisseur, haben sich nach Fontainebleau in ein kleines Gasthaus in der Nähe von Paris zurückgezogen.
    Sie wollen ein möglichst künstlerisches Drehbuch verfassen.
    Es spielen Leopold Rudolf und Dieter Rupp.
    Stimmt, ich bin Hitler, aber man versteht sein eigenes Wort nicht mehr.
    Man versteht zwar kein Wort, aber mir scheint er übertreibt.
    Sicher.
    Das Problem ist nur, um das verständlich zu machen.
    Die sollten alle wieder nach München zurückgehen und fragen, was er eigentlich wirklich will.
    Aber das ist nicht unsere Sache.
    Wir sind hier, um ein Drehbuch zu machen.
    Er auch, fürcht ich.
    Alle arbeiten fürs Kino heutzutage.
    Ich bitte um mehr Ernst.
    Lubenstein wird zum Abendessen hier sein.
    Er erwartet eine große Märchendichtung.
    In drei Stunden gibt's kein Pardon.
    Wir werden erzählen müssen.
    Aber was?
    Das ist eine Frage.
    Ich spiele einen jüdischen, französischen Filmproduzenten.
    der eigentlich aus Polen über Österreich eingewandert ist und durch den Kriegsausbruch praktisch vor dem Nichts steht.
    Das Stück spielt er im 39.
    Jahr am Tag des deutschen Anmarsches nach Polen.
    Jean-Henri, 1910 geboren, ist einer der meistgespielten Autoren Frankreichs.
    Schlagworte wie rosa und schwarze Stücke assoziiert man mit ihm.
    Resignation beherrscht die schwarzen Stücke, in den rosa Stücken wird die Tragik ins spielerische gewendet.
    Das Drehbuch hat von beiden etwas.
    Hier wird eine bittersüße Sicht der Welt gezeigt, optimistische Melancholie durchzieht die Handlung.
    Regisseur Dr. Herbert Kreppel, Schauspieldirektor beim niedersächsischen Staatstheater in Hannover.
    Ein Message wie sehr viele Arno Stöcker.
    Das Zusammenleben ist nicht möglich.
    Liebe ist nicht wirklich möglich, obwohl sie immer wieder versucht wird.
    Menschen sind miteinander nur unglücklich und strampeln, um ein ganz winziges Entchenglück möglicherweise doch zu erlangen.
    Es ist ein schwarzes Divertimento dieses Stückes, lässt sich sehr schwer einordnen.
    Bühnenbildner Gottfried Neumann-Spallert hat ein nahezu filmrealistisches Bühnenbild hingestellt, wobei die Beleuchtungskörper über der Spielfläche zu sehen sind.
    Zum Schwarz-Weiß ist Folgendes zu sagen, die realistische Lösung allein hat uns dann nicht genügt und wir haben auch wieder in vielen Gesprächen und immer wieder unterbrochen von Skizzen und von kurzen Aquarellen, die ich gemacht habe,
    haben wir gemeint oder dachten wir, wir müssen eine eigene Ästhetik für das Stück finden.
    Und die fanden wir, als wir eines Tages auch so beim Gespräch und beim Durchschauen von Büchern auf die Daguerrotipien verfallen sind.
    Das ist eine Frühform der Fotografie auf Silberplatten, die
    trotz ihrer Realistik eben durch das Silber eine ganz eigene Ästhetik haben.
    Und das fanden wir, dass das nun für dieses Stück sehr geeignet ist, weil dadurch ein gewisser optischer Manierismus hineinkommt, der auch im Text und in der Weltanschauung zumindest bei Anoui wiederkehrt.
    Alles in allem wieder ein gängiges Anouy-Stück mit guten Rollen für Schauspieler.
    Morgen also deutschsprachige Erstaufführung des neuen Stückes von Jean Anouy, das Drehbuch im Theatern der Josefstadt.
    Es war ein Bericht von Koschka Hetzer.
    Wir schließen das Journal drei Minuten vor 13 Uhr mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Zur Parlamentsdebatte über den Bericht des Fristenlösungsausschusses stellte SPÖ-Klubobmann Fischer fest, die Sozialisten sagten Ja zum Schutz des Lebens.
    Dieser dürfe aber nicht mithilfe des Strafrichters, sondern müsse mithilfe positiver Maßnahmen erreicht werden.
    Für die ÖVP bedauerte Justizsprecher Hause, dass die Beratungen des Ausschusses das größte Volksbegehren, das es je in Österreich gegeben habe, unbeachtet gelassen hätten.
    Der FPÖ-Abgeordnete Zeilinger meinte, Fristenlösung und Volksbegehren seien keine Alternativen.
    Vor der Debatte über den Ausschussbericht sind Sailinger von den Freiheitlichen, Bauer von der ÖVP und Weiß von den Sozialisten einstimmig als Ombudsmänner gewählt worden.
    Sie werden ihre Ämter am 1.
    Juli antreten.
    An den zwölf Universitäten und sechs Kunsthochschulen haben die Zweitäglichen Wahlen für die Gremien der Studentenvertretung begonnen.
    Stimmberechtigt sind fast 98.000 Studenten, unter ihnen 10.000 Ausländer.
    Gewählt werden etwa 1.500 Studentenvertreter.
    Es kandidieren zehn Fraktionen.
    Zum Problem des Kernkraftwerkes Zwentendorf sagte heute Bürgermeister Graz, für ihn sei die Frage Baustopp oder Inbetriebnahme derzeit noch nicht entscheidungsreif, weil das eventuelle Risiko noch nicht kalkulierbar sei.
    Er nannte in diesem Zusammenhang die Lagerung der radioaktiven Rückstände.
    Graz sprach sich in letzter Konsequenz gegen einen höheren Energiekomfort und für die Beachtung wesentlicher Gesundheitsfaktoren aus.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzernes BASF, Seefelder, stellte im Mittagsjournal fest, die erhöhten Sicherheitsauflagen des Staates sowie die Initiativen von Umwelt- und Naturschützern würden das Wachstum der chemischen Industrie entscheidend beeinträchtigen.
    Bei einigen Produktionen erwäge man aufgrund besonderer Sicherheitsbestimmungen eine Produktionsdrosselung.
    An eine gänzliche Einstellung sei aber nicht gedacht.
    Italien.
    Knapp ein Jahr nach der verhängnisvollen Verseuchung der Gemeinde Seveso in der Lombardei durch das Giftgas Dioxin müssen heute 100 Einwohner des Nachbardorfes Meda für 48 Stunden ihre Häuser räumen.
    Während dieser Zeitspanne soll eine sogenannte Entseuchungsaktion durchgeführt werden.
    Schweiz.
    Nach der Aufdeckung eines Finanzskandales, in dem die Schweizerische Kreditanstalt verwickelt ist, sind drei führende Repräsentanten des Institutes von ihren Posten zurückgetreten.
    Die Staatsanwaltschaft wirft der Leitung der Filiale in Chiasso der Kreditanstalt vor, italienische Gelder in der Höhe von umgerechnet 14 Milliarden Schilling illegal in eine Finanzgesellschaft in Lichtenstein transferiert zu haben.
    Mit diesen Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, haben wir das Mittagsjournal beendet.
    Die Redaktion meldet sich dann wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendsjournal.
    Bis dorthin, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nationalrat: Volksbegehren, Volksanwälte gewählt
    Einblendung: Fischer, Zeillinger, Hauser
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r] , Zeillinger, Gustav [Interviewte/r] , Hauser, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Kirche, Volksbegehren
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Medien und Kommunikation ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Leopold Gratz gegen Inbetriebnahme von Zwentendorf
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Gratz, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Der Zukunft der chemischen Industrie im Lichte erhöhter Sicherheits- und Umweltauflagen
    Interview: Prof. Seefelder (BASF)
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Seefelder, Matthias [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    NATO-Gipfel-Konferenz in London
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Ort: London [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wiederaufnahme der SALT-2-Gespräche, Kompromiß in Sicht
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Genf [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Rhodesienplan in London wird veröffentlicht
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Ort: London [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ingeborg Bachmann - Preis in der Klagenfurter Wocher der Begegnung
    Interview: Ernst Willner
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Willner, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Klagenfurt [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf morgige Josefstadt-Premiere von Jean Anouilhs "Das Drehbuch"
    Einblendung: Szene Leopold Rudolf, Dieter Rupp, Interview: Dr. Herbert Kreppl, Michael Toost, Gottfried Neumann-Spallart
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Toost, Michael [Interviewte/r] , Kreppel, Herbert [Interviewte/r] , Neumann-Spallart, Gottfried [Interviewte/r] , Rudolf, Leopold [Interpret/in] , Rupp, Dieter [Interpret/in]
    Datum: 1977.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theater in der Josefstadt [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.05.11
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770511_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt