Mittagsjournal 1977.05.12

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    Rechtliches

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    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag, durch das Mittagsjournal führt Roland Macatschke.
    Kurz die Hauptpunkte unseres Programms.
    Sitzung des Nationalrats vor Diskussion einer dringlichen Anfrage der Volkspartei zum Thema Lohnsteuerreform.
    Finnische Regierung zurückgetreten, Analyse der Hintergründe.
    Scharfe Stellungnahme der italienischen Bischöfe gegen die kommunistische Partei.
    Vor Konfrontation zwischen Regierung und Linksopposition in Frankreich und falls das Flugzeug rechtzeitig in Wien ankommt, ein Interview mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Torbjörn Veldin.
    Im Kulturteil berichten wir heute über die kommende Ausstellung Waffen und Rüstungen aus fünf Jahrhunderten in der Schallerburg in Niederösterreich und wir bringen ein Interview mit dem berühmten Jazzmusiker Count Basie.
    Zu Beginn dieses Programms setzt wie immer die Nachrichten.
    Chef vom Dienst heute Mittag ist Georg Schalgruber, Sprecher Roland Knie.
    Österreich.
    Nach der gestrigen Debatte um das Volksbegehren der Aktion Leben ist heute der Nationalrat zu einer weiteren Sitzung zusammengetreten.
    Auf der Tagesordnung stehen 16 Punkte, darunter eine Reihe von Finanzgesetzen.
    Außerdem werden sich die Abgeordneten mit einer von der ÖVP eingebrachten dringlichen Anfrage an den Finanzminister zu beschäftigen haben.
    Inhalt der Anfrage ist die von der Volkspartei vorgeschlagene Senkung der Lohn- und Einkommenssteuer.
    In der Anfrage wird Finanzminister Androsch ersucht mitzuteilen, ob er dem Nationalrat eine Regierungsvorlage auf Milderung der, wie es heißt, unerträglichen Lohn- und Einkommensteuerprogression so rechtzeitig zuleiten werde, dass diese am 1.
    Jänner 1978 in Kraft treten könne.
    An den zwölf Universitäten und sechs Kunsthochschulen des Landes werden heute die Wahlen für die verschiedenen Gremien der Hochschülerschaft fortgesetzt.
    Mit einem vorläufigen Endergebnis für den Zentralausschuss der Hochschülerschaft, das Gesamtösterreichische Studentenparlament, wird für heute Abend gerechnet.
    Gestern haben von den knapp 98.000 wahlberechtigten Studenten je nach Bundesland 20 bis 25 Prozent ihre Stimme abgegeben.
    Bei den letzten Hochschulwahlen im Jahr 1975 lag die Wahlbeteiligung bei knapp 40%.
    Etwa 2200 Ärzte sind bei den für heute angesetzten Wahlen der Oberösterreichischen Ärztekammer wahlberechtigt.
    Gewählt werden die Vertreter für die Hauptversammlung der Bundesärztekammer.
    Die Wahlberechtigten sind in drei Wahlkörper unterteilt, nämlich in jenen der Turnuserzte, der praktischen Ärzte und der Fachärzte.
    In allen drei Wahlkörpern wurde unter dem Titel Liste der Ärzte Oberösterreichs ein gemeinsamer Wahlvorschlag eingebracht.
    In Wien treffen heute die Delegationen für die morgen beginnende Gipfelkonferenz der EFTA, der Europäischen Freihandelszone, ein.
    Es ist dies die dritte Konferenz auf der Ebene der Regierungschefs.
    Als Hauptthema der Beratungen werden die Beziehungen der EFTA-Länder zu den europäischen Gemeinschaften genannt.
    In der Wiener Hofburg werden heute Nachmittag die vor einem Monat unterbrochenen Ost-West-Gespräche über eine Truppenreduzierung in Mitteleuropa wieder aufgenommen werden.
    An den Verhandlungen nehmen Vertreter von zwölf NATO-Staaten und von sieben Mitgliedsländern des Warschauer Paktes teil.
    In den bisher elf Gesprächsrunden konnte keinerlei Annäherung der Standpunkte erzielt werden.
    Schweiz.
    In Genf werden heute die amerikanisch-sowjetischen Gespräche über eine Begrenzung der strategischen Rüstung, die gestern wieder aufgenommen wurden, fortgesetzt.
    Die beiden Delegationen werden in erster Linie das für den 18.
    Mai in dem Schweizer Konferenzort geplante Treffen zwischen den Außenministern der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, Vance und Godemeko, vorbereiten.
    USA, Großbritannien.
    Ohne Ergebnis ist in der vergangenen Woche in London ein geheimes Treffen jener 15 Länder zu Ende gegangen, die über atomare Einrichtungen und Technologie verfügen.
    Wie dazu erst heute aus Washington bekannt wurde, scheiterte der Versuch der Vereinigten Staaten, der Sowjetunion und Großbritanniens, die Weiterverbreitung atomarer Waffen einzudämmen, am Widerstand zahlreicher Staaten.
    Die im sogenannten Club der Atomlieferanten vertretenen Länder kamen jedoch überein,
    die Gespräche im kommenden Monat fortzusetzen.
    Die geheimen zweitägigen Verhandlungen waren dem Weltwirtschaftsgipfel in der britischen Hauptstadt vorausgegangen.
    Den Delegierten lag nach den Informationen aus Washington ein von den USA unterstützter britisch-sowjetischer Vorschlag vor, den Verkauf von atomaren Anlagen, Ausrüstung und Technologie so lange zu untersagen, bis die Käufernationen einer permanenten Überwachung aller ihrer nuklearen Einrichtungen zustimmen.
    Frankreich.
    Ministerpräsident Barr und der Sozialistenführer Mitterrand werden heute erstmals im Fernsehen eine politische Diskussion führen.
    Als Hauptthemen werden Wirtschafts- und Sozialprobleme sowie innen- und außenpolitische Fragen genannt.
    Vor allem dürfte aber das gestern von der kommunistischen Partei veröffentlichte Programm zur Sprache kommen, das nach Ansicht von Wirtschaftsexperten reine Illusion ist.
    Die Kommunistische Partei hat gestern erstmals die unabhängige atomare Abschreckungsmacht Frankreichs als bestehende Tatsache anerkannt.
    In der Erklärung eines Politbüro-Mitgliedes hieß es, die Kommunisten betrachteten die Einrichtung eines Atomarsenals für die nächste Zeit als einziges Mittel der Nation, einen militärischen Angriff abzuwehren.
    In einem früheren gemeinsamen Programm haben sich Sozialisten und Kommunisten gegen Atomwaffen ausgesprochen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Länder der westlichen Gemeinschaft haben nach Ansicht von Bundeskanzler Schmidt in der Londoner Konferenzserie ihren Zusammenhalt und ihre Fähigkeit zum gemeinsamen Handeln bewiesen.
    In einer Regierungserklärung über die Ergebnisse der Beratungen in der britischen Hauptstadt sagte Schmidt heute vor dem Bundestag in Bonn, der Westen werde die drängenden Probleme in gemeinsamer Anstrengung einer Lösung näher bringen.
    Die Resultate der Londoner Gipfeltreffen entsprechen voll der von der Regierung in Bonn vertretenen Politik.
    Bundeskanzler Schmidt wird heute den Präsidenten der Europäischen Kommission, Jenkins, zu einem Gespräch empfangen.
    Hauptthema dieses Meinungsaustausches sind ebenfalls die Ergebnisse des Londoner Gipfels.
    Auch die gegenwärtige Situation innerhalb der europäischen Gemeinschaften soll erörtert werden.
    Der verstorbene Altbundeskanzler Ludwig Erhard wird heute in einem Staatsbegräbnis auf dem Friedhof Gmund am Tegernsee beigesetzt.
    Die Bundesregierung ist durch die Minister Genscher, Leber, Friederichs und Ertl vertreten.
    An einer Trauerfeier in der katholischen Schlosskirche in Tegernsee nimmt auch Bundespräsident Scheel teil.
    Finnland.
    Ministerpräsident Myrtonen wird nach dem Rücktritt seines Kabinetts bis zur Bildung einer neuen Regierung die Geschäfte weiterführen.
    Allgemein wird erwartet, dass die Zusammensetzung des neuen Kabinetts Ende dieser oder Anfang nächster Woche auf alle Fälle aber noch vor der für Dienstag angesetzten Reise Staatspräsident Kekkonens nach Moskau bekannt gegeben werden soll.
    Neben den Sozialdemokraten Myrtonens werden der neuen Regierung voraussichtlich Mitglieder der drei Mittelparteien angehören.
    Sowjetunion.
    Die Vorsitzende der kommunistischen Partei Spaniens, Dolores Ibaruri, hat heute von der spanischen Botschaft in Moskau einen Reisepass erhalten.
    Damit darf die spanische Kommunistenführerin nach 38 Jahren Exils in der Sowjetunion in die Heimat zurückkehren.
    Saudi-Arabien.
    Bei einem Feuer auf dem Ab-Kwa'ik-Öl-Feld, dem bedeutendsten Saudi-Arabiens, sind ein Mensch getötet und etwa 25 verletzt worden.
    Angeblich werden noch mehrere Personen vermisst.
    Trotz erheblicher Schwierigkeiten gelang es den Sicherheitstrupps in der Nacht auf heute, das Feuer auf eine zwei Hektar große Fläche zu begrenzen.
    Die Ursache des Brandes war der Bruch in einer Pipeline, die das Erdöl von einem weiter entfernten Förderfeld zum Persischen Golf transportiert.
    Sabotage wird nicht ausgeschlossen.
    Italien Die Beamten der Zoll- und Finanzverwaltung Italiens wollen künftig nicht nur die mitgeführten Lira- und Devisenbeträge, sondern auch die Benzinbonds kontrollieren, um jeglichen Missbrauch zu verhindern.
    Die Stichproben sollen nicht nur bei der Einreise nach Italien, sondern auch im Land selbst bei Fahrzeugkontrollen der Polizei vorgenommen werden.
    Nach den geltenden Bestimmungen dürfen Autotouristen für Reisen nach Italien zweimal pro Jahr Benzingutscheine für 400 Liter erwerben.
    Verstöße werden mit Geldstrafen bis zu umgerechnet 19.000 Schilling und Gefängnisstrafen zwischen sechs Monaten und drei Jahren geahndet.
    Soweit die Meldungen.
    Nun zum Wetterbericht.
    Eine Kaltfront überquert zurzeit Frankreich und Deutschland.
    Sie wird noch heute die Westalpen erreichen, beziehungsweise in der kommenden Nacht auf unser Bundesgebiet übergreifen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Westen wolkig in höheren Schichten, sonst heiter und recht warm.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 25 Grad, tiefste Temperaturen in der kommenden Nacht zwischen 8 und 15 Grad.
    Lebhafte südliche Winde an der Nordseite der Alpen, Föhn.
    In der kommenden Nacht in Westösterreich Schlechtwettereinbruch.
    Die Prognose für morgen.
    Im Westen Österreichs kühles und regnerisches Wetter.
    Im Süden und im Osten unbeständig mit starker oder zunehmender Bewölkung und teils gewittrigen Schauern.
    Winddrehung gegen West.
    Frühtemperaturen 8 bis 15 Grad.
    Die höchsten Temperaturen werden morgen im Westen zwischen 14 und 19 Grad, im Süden und im Osten zwischen 17 und 22 Grad liegen.
    Das Wetter in den Landeshauptstädten heute um 12 Uhr.
    Wien wolkig, 24°, Südostwind 15 kmh.
    Eisenstadt heiter, 24°, Südostwind 15 kmh.
    Linz heiter, 20°, Ostwind 10 kmh.
    Salzburg heiter, 23°, Südostwind 10 kmh.
    Innsbruck heiter, 20°, Südostwind 25 kmh.
    Bregenz heiter, 18°, Südwestwind 5 kmh.
    Graz-Heiter 21°, Südwind 15 und Klagenfurt-Heiter 20°, Südwind 10 kmh.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 11 Minuten.
    Gestern diskutierte der Nationalrat über die Fristenlösung.
    Heute stehen eher finanztechnische Themen zur Debatte.
    Unter anderem geht es um eine Änderung des Bundesfinanzgesetzes und um das Garantiegesetz.
    Der Schwerpunkt der Beratungen wird aber wohl auf dem Nachmittag liegen.
    Dann nämlich, wenn eine von der österreichischen Volkspartei eingebrachte dringliche Anfrage an Finanzminister Androsch diskutiert wird.
    Im Einzelnen geht es dabei um die Lohn- und Einkommensteuersenkung mit dem 1.
    Jänner 1978, die von Teilen der ÖVP gefordert wird.
    Aus dem Parlament berichtet nun Eugen Freund.
    So gut wie heute hat der Zufall im Hohen Haus schon lange nicht mehr Regie geführt.
    Um 9.59 Uhr, der Minutenzeiger war eben dabei, auf die volle Stunde rüberzurücken.
    Also unmittelbar vor dem Ende der Fragestunde rief Präsident Benja noch zur Beantwortung der Anfrage Nummer 10 auf.
    An sich noch kein besonders erwähnenswertes Ereignis.
    Nur der Punkt 10 nahm quasi die dringliche Anfrage der Volkspartei vorweg.
    Übrigens durch einen ÖVP-Abgeordneten selbst.
    So schwebte also schon am Vormittag ein Hauch von Lohnsteuer-Debatte durchs Hohe Haus, wodurch es nun leichter fällt, die Argumentationen der beiden Großparteien zu diesem Thema schon jetzt zu beleuchten.
    Freilich außergewöhnlich Neues hat man nicht erfahren, lediglich Argumente, die aufgrund einiger Aussagen der vergangenen Tage sozusagen aktualisiert wurden.
    Die Dringliche Anfrage der Volkspartei, die erst am Nachmittag behandelt wird, stellt die Kritik an der Steuerpolitik der Regierung in den Mittelpunkt.
    So ist nach ÖVP-Angaben die Lohnsteuer von 1975 auf 1977 um 53 Prozent angestiegen und hat somit die zweieinhalbfache Zuwachsrate der Löhne und Gehälter selbst, so wie es wörtlich heißt, erreicht.
    Sollten Steuertarifabsätze und Freibeträge trotz Inflation unverändert bleiben, würde dies nach ÖVP-Argumentation eine neuerliche Steuererhöhung auf kaltem Weg bedeuten.
    So stehen denn auch vier Fragen im Mittelpunkt der ÖVP-Dringlichen.
    Erstens, kommt eine Lohn- und Einkommenssteuersenkung am 1.
    Jänner 1978?
    Zweitens, welche Ursachen außer Wahltaktische gibt es, die Reform erst am 1.
    Jänner 1979 möglich zu machen?
    wie es der Finanzminister immer wieder sagt.
    Drittens, was wird unternommen, um zu verhindern, dass Mindesteinkommenbezieher steuerpflichtig werden?
    Und schließlich viertens, sind Vertreter der Gewerkschaft an den Finanzminister herangetreten und haben für die Zeit vor dem 1.
    Jänner 1979 die Steuersenkung verlangt.
    Nun, wie gesagt, einige dieser Fragen wurden schon am Vormittag in der Fragestunde gestellt und beantwortet, wobei zum besseren Verständnis sowohl der Fragen als auch der Antworten einige Vorbemerkungen notwendig erscheinen.
    Erstens, es hat vor einigen Wochen Äußerungen von sozialistischen Gewerkschaftern gegeben, die, vorsichtig ausgedrückt, eine Steuerreform vor dem 1.
    Jänner 1979 lieber gesehen hätten.
    Es hat daraufhin eine scharfe Reaktion des Bundeskanzlers gegeben, der in etwa argumentiert hat, eine Steuersenkung könnte 200.000 Arbeitslose zufolge haben.
    Und es hat drittens unmittelbar danach eine Sitzung der ÖGB-Lohnsteuerkommission gegeben, bei der aber zum Thema Lohnsteuerreform, zumindest nach außen, nicht mehr Stellung genommen wurde.
    Und auf der anderen Seite, die Forderung nach vorzeitiger Lohnsteuerreform kommt ursprünglich vom Arbeiter- und Angestelltenbund der ÖVP.
    Der ÖAAB hat es aber geschafft, einen Parteileitungsbeschluss herbeizuführen, womit diese Forderung nun eine offizielle der Gesamtpartei ist.
    Nur, Vertreter der Bundeswirtschaftskammer, im Besonderen der Obmann der Sektion Industrie in der Bundeswirtschaftskammer, Schöller und der Generalsekretär Mussil, hielten sich nicht an diesem Beschluss.
    Sie kritisierten ihn.
    was von der ÖVP natürlich ausgenutzt wird.
    So nimmt es denn auch nicht Wunder, wenn Finanzminister Androsch am Vormittag auf die Frage, welche Gründe es außer Wahltaktische gibt, dass er gegen eine Steuersenkung am 1.
    Jänner 1978 ist?
    Nun, meine Überlegungen sind so wahltaktisch wie die des Herrn Abgeordneten Dr. Musil oder des Obmanns der Sektion Industrie, Herrn Schöller, in der Bundeskammer.
    Ich lasse mich davon leiten,
    hat diese Regierung bewiesen, wenn es möglich ist, Steuermilderungen vorzunehmen und wenn es nicht möglich ist, dies genau zu sagen.
    Ich glaube, dass in der gegenwärtigen unsicheren Phase der Weltkonjunktur die Frage der Arbeitsplatzsicherung
    und die Sicherung der Leistungsfähigkeit des Budgets im sozialen Bereich wichtiger sind als eine vorzeitige Steuermilderung unter besonderer Berücksichtigung, dass wir beträchtlich gesunkene und sinkende Inflationsraten haben.
    Der ÖVP-Abgeordnete Sandmeier, er war der Fragesteller, wollte sich mit dieser Antwort vom Finanzminister Anders nicht zufrieden geben.
    Niemand, weder der Herr Bundeskanzler noch Sie, Herr Finanzminister, können auf Dauer vernünftigen Menschen einreden.
    Es würden Arbeitsplätze dadurch geschaffen oder auch nur erhalten, dass man die Konsumenten so sehr schröpft,
    dass Ihnen nichts mehr übrig bleibt, um die Produkte der Wirtschaft zu kaufen.
    Genau das Gegenteil ist nämlich der Fall.
    Es geht ja nicht darum, ihnen Geld aus dem Budget zu entziehen, sondern es geht einfach darum, dass der laufenden stillen Lohnsteuererhöhung endlich Einhalt geboten wird.
    Übrigens die Frage, ob Gewerkschaftsvertreter an den Finanzminister herangetreten seien und eine vorzeitige Lohnsteuersenkung, also vor dem vom Finanzminister genannten Termin 1.
    Jänner 1979, verlangt hätten, beantwortete Androsch mit Nein.
    Die eigentliche Tagesordnung, über die derzeit debattiert wird, brachte bis jetzt keine Höhepunkte.
    Wir werden über die Hauptdebatte des Nachmittags, also über die Dringliche Anfrage der Volkspartei, im Abendjournal berichten.
    Reporter im Parlament war Eugen Freund und wir setzen nun fort mit der Inlandspresseschau.
    Die Auszüge aus den Kommentaren der Leitartikel hat Markus Sommersacker zusammengestellt.
    Im Mittelpunkt des Interesses der innenpolitischen Kommentatoren steht heute die endgültige Ablehnung des Volksbegehrens der Aktion Leben.
    In der kleinen Zeitung vertritt Fritz Tschocklich die Meinung, dass die SPÖ mit dieser Maßnahme einen Dauerkonflikt mit vielen bewussten Christen auf unbestimmte Zeit verlängert habe, wenn er schreibt,
    Der Kampf gegen die Fristenlösung wird mit allen legitimen, auch politischen Mitteln weitergehen.
    Der von der SPÖ-Führung provozierte Dauerkonflikt ist nicht zu verniedlichen.
    Darüber darf aber die Kirche nicht ihren seelsorglichen Auftrag vergessen, der auch alle jene Menschen einschließt, die sich augenblicklich in einer Konfliktsituation oder Gegnerschaft zu eben dieser Kirche befinden.
    In dunklen Zeiten der Kirchengeschichte wurde dieser Auftrag vergessen oder politischen Zielen geopfert.
    Diese Zeiten sollten wir uns nicht zurückwünschen.
    Sie waren arg genug.
    Soweit die kleine Zeitung.
    Abgesehen von diesen gesellschaftspolitischen Fragen kommentiert Alfred Peierleitner im Kurier die praktischen Probleme bei der Durchführung der Fristenlösung.
    Hier heißt es, es ist grotesk, dass man hier ohne seriöses Zahlenmaterial arbeiten muss, bloß weil die Sozialisten Angst vor einer angeblichen Diskriminierung der betroffenen Frauen haben.
    Auch bei Geschlechtskrankheiten besteht die amtliche Meldepflicht des Arztes.
    Warum hat man da keine Angst?
    Es ist ungut, wenn aus schwangeren Beratung zugleich Abtreibungsvermittlung wird.
    Es ist medizinisch ein Hohn, wenn praktisch jeder Arzt abtreiben darf.
    Die Beschränkung aufs Krankenhaus, wo man den Eingriff aber auch tatsächlich vornehmen lassen können muss, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
    Darüber zu diskutieren und wirksame Beschlüsse zu fassen, wäre für die Betroffenen wichtiger als eine absolute Grundsatztreue, an die sich weder Parteien noch Kirchen mehr halten, meint der Kurier.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt sieht Peter Klar die Ablehnung des Volksbegehrens so.
    Nur dem ungeborenen Leben will man nicht den geringsten Schutz wenigstens dadurch gewähren, dass auch sein Recht auf das Leben in die Waagschale gelegt wird.
    Man gibt ihm nicht die geringste Chance.
    Eine Chance geben, eine faire Chance geben, das ist es, was selbst in primitivsten Konfliktsituationen und selbst in tiefsten sozialen Schichten auch wenig zivilisierter Gesellschaften immer wieder verlangt und auch gewährt wird.
    In Österreich verließ man diesen Grundsatz.
    Die Abgeordneten im Nationalrat, die gestern das Volksbegehren verwarfen, haben eine schwere Schuld auf sich genommen.
    Eine Schuld, deren Tragweite sie offensichtlich noch gar nicht ermessen.
    Heißt es im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Zum selben Thema schreibt Ernst Fettner in der kommunistischen Volksstimme.
    Die Fristenlösung ist wohl seit zwei Jahren Gesetz.
    Praktiziert wird sie aber weiterhin nur in einem kleinen Teil Österreichs.
    Der Schwangerschaftsabbruch ist zwar in den ersten drei Monaten straffrei, er bleibt aber weiterhin eine Frage des Geldes.
    Der Großteil der Krankenhäuser bleibt den Frauen, die sich für einen Abbruch der Schwangerschaft entschieden haben, verschlossen.
    Stimmen zum Thema Volksbegehren.
    Günter Traxler vom Zentralorgan der Regierungspartei, der Arbeiterzeitung, setzt sich mit Protesten der SPÖ dagegen auseinander, dass die Wochenpresse gestern Auszüge aus vertraulichen Protokollen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses über die Waffenaffäre veröffentlichte.
    Traxler schreibt,
    Weder ist die Veröffentlichung vertraulicher Protokolle an sich schon eine journalistische Glanzleistung, noch ist zu verstehen, dass auch sie öffentlich schuldig spricht, noch eher das Urteil gefällt ist.
    Das inszeniert zu haben, ist der Vorwurf, der schwer auf den vertrauensbrüchigen ÖVP-Politikern lastet.
    Mit gutem Grund wird in einem Rechtsstaat der Eingriff in ein schwebendes Verfahren nicht geduldet.
    Umso weniger kann geduldet werden, dass die, die das Verfahren wollten, eingreifen, nur damit ihnen ihr politisches Süppchen nicht kalt wird, ehe die Wahrheit ans Licht kommt.
    Mit einem anderen Thema, nämlich der Forderung um eine Lohnsteuersenkung, befasst sich Kurt Piringer im Zentralorgan der Freiheitlichen Partei, der Neuen Freien Zeitung.
    Er meint, die von den Freiheitlichen schon 1974 geforderte umfassende Reform, die durch Herausnahme der Masseneinkommen aus der mörderischen Progression das Übel an der Wurzel gepackt hätte, wurde von der SPÖ abgelehnt, von der ÖVP aber nie unterstützt.
    Der beste Zeitpunkt für diese Reform, die jahrelang anhaltende Hochkonjunktur, wurde versäumt.
    Das war die Inlandspresse.
    Schauen wir wieder einen Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 22 Minuten, acht Minuten vor halb eins.
    Die innenpolitische Entwicklung in Frankreich ist gekennzeichnet von einer Abkehr von den bürgerlichen Parteien und einem zunehmenden Trend zu den Parteien der Linken, Sozialisten und Kommunisten.
    Dazu hat unter anderem der Streit zwischen Gholisten und Shishkadisten beigetragen, gekennzeichnet durch den persönlichen Konflikt zwischen Präsident Shishkadistan und dem früheren Ministerpräsidenten und heutigen Bürgermeister von Paris, Chirac.
    Auf der anderen Seite haben dagegen der sozialistische Parteiführer Mitterrand und der kommunistische Parteichef Marchais die vorhandenen Differenzen in den Hintergrund geschoben und demonstrieren Einigkeit der Linken.
    Das wird auch erleichtert durch eine Politik der Kommunisten, die in fast nichts mehr an die Schwesterparteien im Ostblock erinnern.
    Heute Abend nun wird es zur ersten großen Konfrontation zwischen Regierung und Opposition kommen.
    Aus Paris berichtet Hans Bartsch.
    Frankreichs Fernsehzuschauer haben heute Abend die Qual der Wahl.
    Ein Spielfilm über Mussolini, die Direktübertragung der Entführung aus dem Serail in der Günther-Rennert-Inszenierung unter Karl Böhm und ein politisches Diskussionsduell zwischen Premierminister Raymond Barth und dem sozialistischen Parteichef François Mitterrand
    stehen auf dem Programm der drei Kanäle.
    Trotz dieser harten Konkurrenz dürften sich rund 15 bis 20 Millionen Fernsehzuschauer für die Politik entscheiden.
    Denn erstmals außerhalb eines Wahlkampfs treffen ein Premierminister und sein Herausforderer aus dem Oppositionslager vor den Fernsehkameras zusammen.
    Ein Regierungschef, der zwar das Vertrauen des Staatspräsidenten hat, des Rückhalts im Parlament nach den krisenhaften Entwicklungen der letzten Monate, dem Konflikt zwischen Gulisten und Giscardianern nicht sicher sein kann, dessen wirtschaftliches Sanierungsprogramm überdies nur äußerst ungewisse Erfolgsaussichten hat.
    François Mitterrand ist ihm gegenüber der augenblicklich populärste französische Politiker, zwar nur Chef der Sozialistischen Partei, praktisch aber Führer der gesamten Linksopposition, die, falls morgen gewählt würde, mit größter Sicherheit rund 55 Prozent der Stimmen und eine überragende Mehrheit im Parlament erhielte.
    Premierminister Barr wird es heute Abend nicht leicht haben, seine Politik zu verteidigen.
    Die Geldentwertung hat sich im Frühjahr wieder beschleunigt.
    Die Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu.
    Er kann nur auf den Herbst vertrösten, wenn, wie er es jedenfalls hofft, das Wirtschaftsklima sich gründlich verbessern wird.
    Auf den ersten Blick hat Mitterrand es leicht, Bahre in die Enge zu treiben.
    Der sozialistische Parteichef steht nicht in der Regierungsverantwortung, kritisiert seit Jahren die Fehlorientierungen der Pariser Wirtschaftspolitik und hat bisher meistens Recht behalten.
    Wesentlich schwieriger wird es aber für Mitterrand, wenn er das Regierungsprogramm der Linksopposition verteidigen muss.
    Wiederholt haben die Sozialisten sich bemüht, dieses Programm mit seinen Verstaatlichungsplänen, seinen durchgreifenden sozialpolitischen Reformen realistisch zu interpretieren, die Kosten für die französische Wirtschaft maßvoll zu beziffern, kurz Vertrauen in ihre Regierungsfähigkeit zu erwecken und die Angst vor einem großen wirtschaftlichen Abenteuer mit unübersehbaren Folgen abzubauen.
    Diese Strategie wurde jetzt vom kommunistischen Bündnispartner, wenn nicht durchkreuzt, so doch leicht erschüttert.
    Das Parteibleit L'Humanité veröffentlichte Berechnungen kommunistischer Wirtschaftsexperten über die Kosten der Realisierung des gemeinsamen Regierungsprogramms in der KP-Interpretation.
    Die große Öffentlichkeit hielt nur eine Zahl fest.
    Innerhalb von drei Jahren hätten Unternehmen, Staat und Steuerzahler 450 Milliarden Franc, rund 1500 Milliarden Schilling aufzubringen.
    Für Premierminister Barr wird das ein willkommenes Argument sein, um die Wirklichkeitsferne und Gefährlichkeit des Oppositionsprogramms zu beweisen.
    Auch wenn die Kommunisten gestern erstmals offiziell ihre Zustimmung zum Erhalt der Force de Frappe, Frankreichs Atomabschreckungsmacht, erklärten, kann Barr darin eine Dissonanz im Lager der Linken erblicken.
    Mitterrand kann dagegen allerdings betonen, dass die Linksparteien in ihrer Politik unabhängig sind, dass erst in der nächsten Woche die Verhandlungen über die Neufassung ihres gemeinsamen Regierungsprogramms beginnen und nur das Ergebnis dieser Verhandlungen, in denen die Sozialisten ihre gemäßigteren Standpunkte verteidigen werden, für die Politik einer Linksregierung verbindlich ist.
    Das war Hans Bartsch in Paris.
    Er wird auch morgen früh im Morgenjournal über die Fernsehdebatte zwischen Ministerpräsident Barr und dem sozialistischen Parteiführer Mitterrand berichten.
    Seit einigen Wochen verhandeln die italienischen Parteien, allen voran die regierenden Christdemokraten und die große Oppositionspartei, die Kommunisten, über ein gemeinsames Programm.
    Beobachter sprechen vom letzten Schritt vor dem historischen Kompromiss.
    Es geht darum, dass die Minderheitsregierung Andriotti und jene Parteien, die sie im Parlament durch Stimmenthaltung am Leben erhalten, sich auf gemeinsame Schritte zur Lösung der italienischen Wirtschaftskrise einigen.
    Die kommunistische Partei soll am Ende der Verhandlungen zwar nicht in die Regierung eintreten, aber ein verbrieftes Mitspracherecht bei der Formulierung ihrer Politik erhalten.
    Was bei den einen hoffnungsvoll als breite Mehrheit für vernünftige Reformen und Beginn einer Sozialpartnerschaft verstanden wird, löst bei den anderen Ängste und Bedenken aus.
    Hören Sie einen Bericht von Alfons Dahlmer aus Rom.
    Im Vatikan geht eine Tagung der italienischen Bischofskonferenz zu Ende, die aber schon in Hinsicht auf die Haltung der Kirche eine Klarstellung erbracht hat.
    Der Schwerpunkt der Diskussion der 260 Bischöfe liegt zwar im Bereich der innerkirchlichen Aktivierung und der Straffung der Disziplin, der Mobilisierung der Katholiken in der Seelsorge, in der sozialen Arbeit, in der Kultur und im Schulwesen.
    So hieß es bereits, die Bischöfe wollen zur Hauptfrage des Augenblicks, dem historischen Kompromiss der Kommunisten, nicht Stellung beziehen
    der Demokratie Christiana also freie Hand lassen.
    Dann legte aber die Konferenz der Öffentlichkeit ein ausführliches, 26-seitiges Dokument vor, das auch vom Papst genehmigt worden ist.
    Darin wird wieder einmal die Grenze zwischen dem christlichen und dem marxistischen Menschen- und Gesellschaftsbild eindeutig gezogen, ausdrücklich vor der politischen Mitarbeit der Katholiken,
    im Rahmen der Disziplin marxistischer Organisationen gewarnt, die Spanne der Möglichkeiten auf den Dialog und auf begrenzte gemeinsame Ziele eingeschränkt.
    In der politischen Praxis des Augenblicks bedeutet das eine Warnung an die Demokratia Christiana, aber auch an die anderen nicht-marxistischen politischen Kräfte wie die Liberalen und die Sozialdemokraten, mit den Kommunisten nur begrenzte programmatische Vereinbarungen zu treffen.
    Eine viel direktere Warnung an die Adresse der Demokratie Christiana ist das zweite bezeichnende Ereignis der Woche.
    Sie kam aus Bozen von der einzigen Partei, die bis jetzt im Parlament das Kabinett Andreotti aktiv unterstützt hatte, von der Südtiroler Volkspartei.
    Nach Senator Brugger und nach dem Abgeordneten Ritz meldete sich nun auch Parteiobmann Landeshauptmann Magnago
    in der Trientiner Zeitung Adige zum Wort.
    Für den Fall einer Koalitionsvereinbarung mit den Kommunisten kündigte er Moro und Saccanini das Bündnis, stellte den Übergang in die Opposition in Aussicht.
    Den historischen Kompromiss bezeichnete Magnago als die Vorstufe des Totalitarismus und der Diktatur, die die Südtiroler, aber auch die anderen Bevölkerungsschichten Südtirols nicht akzeptieren können.
    Die Südtiroler müssten sich von einem Staat trennen, der ihnen die Freiheiten des Individuums und der Volksgruppe nicht mehr garantieren könnte.
    Das dritte Ereignis war schließlich das halbwegs erfolgreiche Manöver des sozialistischen Generalsekretärs Kraxi, einen Aufstand des linken Flügels der Partei im Vorstand abzuwehren, der ihm die Hände binden wollte, die Partei links von den Kommunisten platzieren,
    und jede Lösung mit Ausnahme einer reinen Koalition mit den Kommunisten ausschließen sollte.
    Graxi wird sich aber noch am Wochenende im eigens deshalb einberufenen Zentralkomitee durchsetzen müssen.
    Aus Rom berichtete Alfons Dalma.
    Morgen beginnt in Wien eine Gipfelkonferenz der EFTA, der Europäischen Freihandelszone, neben der mächtigen IG, die zweite weniger bedeutende Wirtschaftsorganisation im freien Europa.
    Einer der Teilnehmer wird auch der Finne Mietunen sein, obwohl er seit gestern Abend nicht mehr Ministerpräsident ist.
    Mietunen ist zurückgetreten und hat dem Sozialisten Sorsa Platz gemacht.
    Der Wechsel an der Spitze der finnischen Regierung war angekündigt.
    Und er steht in Zusammenhang mit den jahrzehntealten Schwierigkeiten der Außenpolitik Finnlands.
    Der Gratwanderung zwischen dem Nachbarn Sowjetunion und den nichtkommunistischen Ländern Europas.
    Die Hintergründe der Entwicklung in Helsinki erläutert Günther Grafenberger.
    Regierungskrisen, so sagt man in Finnland, Regierungskrisen gibt es fast ebenso oft wie Regen.
    Die neue jedoch, die gestern Abend mit dem Rücktritt der bisherigen Dreier-Koalition aus Agrarien, finnischen und schwedischen Liberalen unter Ministerpräsident Martí Mieto nun ausbrach, ist deswegen so interessant, weil sie von Präsidenten Orokekonen geradezu bestellt worden ist.
    Kekkonen reist am Dienstag zu einem Staatsbesuch in die Sowjetunion.
    Dort soll die finnisch-sowjetische Freundschaft als wichtigstes Merkmal der Nachkriegszeit nicht nur zur Schau gestellt, dort soll vor allem ein langfristiger Wirtschaftsrahmenvertrag unterzeichnet werden, der künftig die finnische Wirtschaft bis zu 25 Prozent an den sowjetischen Markt binden dürfte.
    Die einen sagen, das ist gut und sichert uns Finnen auf Jahrzehnte hinaus einen krisenfesten Absatz und Wohlstand.
    Die anderen sprechen unter Anspielung auf den Namen des Präsidenten und auf die Tschechoslowakei von Kekoslowakien.
    Finnland ist der einzige westliche Staat, der sowohl Mitglied der EFTA ist als auch Freihandelspartner der EG und schließlich sogar einen Vertrag über Zusammenarbeit mit dem Ostwirtschaftsblock Comicon abgeschlossen hat.
    Die Comicon-Staaten haben einen Anteil von 24 Prozent am finnischen Gesamtexport und von 21 Prozent am finnischen Import.
    Diese Ziffern sollen nach dem geplanten Wirtschaftsrahmenabkommen noch gesteigert werden.
    Ebenso einmalig, dass Finnland mit allen führenden drei europäischen Wirtschaftsblöcken, also EG, EFTA und Comicon, enge Handelsverträge hat, ist auch das Verrechnungssystem.
    Mit der Sowjetunion besteht das sogenannte Clearing-System.
    Gibst du mir Ware, gebe ich dir welche.
    Mit der CSSR und Polen konventierbare Währung, also Finnmark gegen Tschechenkronen und Polenslotti.
    Mit den übrigen Comicon-Ländern der Clearing-Dollar.
    Für Finnland hat sich der Handel mit der Sowjetunion als segensreich erwiesen, seit unmittelbar nach dem Kriege die Finnen wegen der hohen sowjetischen Reparationsforderungen gezwungen waren, eine Metallindustrie aus dem finnischen Waldboden zu stampfen.
    Über 60 Prozent seines Rohöles bezieht Finnland vom krisensicheren sowjetischen Markt und die Gaslieferungen steigen von Jahr zu Jahr.
    Unter abgesicherten Ostwirtschaftsverträgen konnte Finnland eine andere Industrie aufbauen, die auf den westlichen Märkten konkurriert und falls dort ausgeschlagen wird, noch immer im Osten gut genug verkaufen kann.
    So einmalig wie das Wirtschaftsverhältnis zum großen Nachbarn, so einmalig ist auch die politische Symbiose zwischen David und Goliath.
    Niemand oder kaum jemand bezweifelt heute, dass der außenpolitische Kurs des Präsidenten, wie schon der seines Vorgängers Pasi Kivi, die einzig mögliche Überlebenschance des kleinen Suomi ist.
    haben sich alle Finnen beherzigt, doch mal im Atlas nachzuschauen, wo Finnland geografisch liegt und wen es zum Nachbarn hat.
    Dass diese außenpolitisch und wirtschaftlich bedingte Anlehnung an den großen Nachbarn natürlich die skandinavische Lebensweise der Finnen benachteiligen muss, hat gerade heute Achdi Salonen erklärt, der sich, obwohl chancenlos, als Gegenkandidat gegen Kekkonen für die kommenden Präsidentenwahlen hat aufstellen lassen.
    Ich will durch meine Kandidatur nur gegen die Alleinherrschaft Kekkonens protestieren, der inzwischen eine De Gaulle-Rolle spielt, keinerlei Kritik mehr an sich duldet, von Hofschranzen und Speichelleckern verherrlicht wird, der alles besser weiß, jegliche Kritik am großen Nachbarn als staatsgefährdend bezeichnet und damit dazu geführt hat, dass wir in Finnland keinerlei demokratische Debatte mehr führen dürfen, sondern sich bei uns das große Schweigen ausgebreitet hat.
    Kekkonen habe es verstanden, sich in Moskau unentbehrlich zu machen und damit seinem Lande den schlechtesten Dienst erwiesen, sagt Salonen.
    Diese Kritik jedoch dürfte den 77-jährigen Präsidenten nicht anfechten, wenn er am Dienstag mit dem Sonderzug kommend von Lianid Brezhnev, Alexei Kassigin und Nikolai Padgorny mit Bruderkuss in Moskau empfangen wird.
    Denn das finnisch-russische Verhältnis war schon zur zarren
    einmalig in der Welt und die Finnen genossen als damaliges russisches Großherzogtum eine Freiheit von der auch heute die sowjetischen Nachbarn wie die Polen, die DDR, die CSSR, Ungarn und Rumänien nur zu träumen wagen.
    Nach diesem Bericht von Günther Grafenberger über die finnische Regierungskrise nun ein Programmhinweis.
    Quo vadis ben David ist der Titel der heutigen Sendung im Brennpunkt.
    Israel, in vier Kriegen ungeschlagen, scheint jetzt vor fast unlösbaren Problemen zu stehen.
    Inflation, Streiks, Korruption.
    Die Inflation hat im vergangenen Jahr fast 50 Prozent betragen, sie pendelt zurzeit zwischen 20 und 30 Prozent.
    Die Strikes sind oftmals den Gewerkschaften entglitten und erfassen alle Bevölkerungsschichten, von den Ärzten bis zu den Hafenarbeitern.
    Die Korruption reicht bis in die höchsten Regierungsstellen, bis ins Büro des Ministerpräsidenten.
    Dazu kommen Gegensätze, die man trotz des gemeinsamen zionistischen Traums noch nicht überbrücken konnte.
    Die aus Europa und Amerika eingewanderten Juden unterscheiden sich in Lebensstil und Lebensstandard krass von den aus den orientalischen Ländern eingewanderten Juden mit ihrer anderen Kultur und ihrem geringeren Bildungsstand.
    Diese aber stellen heute schon 50 Prozent der Bevölkerung und ihre Zahl nimmt immer weiter zu.
    Soziale und religiöse Probleme sind mehr als Diskussionsthemen in diesem Land, das vor fast 30 Jahren gegründet wurde.
    Helmut Bock hielt sich wenige Tage vor den Parlamentswahlen in Israel auf.
    Er sprach mit Politikern, unter anderem mit den politischen Beratern von Yitzhak Rabin und Shimon Peres, mit Parlamentsabgeordneten, Bankdirektoren, Gewerkschaftern, Regierungsbeamten, Juden und Arabern.
    Und er stellt in der Sendung im Brennpunkt die Frage, Quo vadis ben David?
    Heute Abend, 21.15 Uhr, Programm Österreich 1.
    Und die Wiederholung der Sendung am Samstag um 9 Uhr im Programm Österreich Regional.
    Wieder ein Blick auf die Uhr in einer halben Minute ist es 12.38 Uhr.
    Zu den ältesten Maschinen der Menschheit gehört das Windrad.
    Schon sehr früh wurden Versuche unternommen, die Energie der Luftströmungen nutzbar zu machen.
    Auch in unseren Breiten hat es einmal Windmühlen gegeben.
    In den USA zum Beispiel wird heute noch in ländlichen Gebieten Wasser mit Hilfe von Windrädern auf die Weiden gepumpt.
    Ebenfalls in den USA steht die Weltraumbehörde NASA an der Spitze eines Forschungsprogramms zur Nutzung der Windenergie für die Stromerzeugung.
    Der Prototyp einer Windturbine ist vor kurzem in Betrieb gegangen.
    Auch in Österreich befassen sich Techniker mit der Verbesserung des alten Windrades zur modernen und leistungsfähigen Windturbine.
    Eine solche Entwicklung wurde heute in Wien vorgestellt.
    Mit dem Wiener Ingenieur Gottfried Opolzer und mit Universitätsprofessor Ernst Zuczek sprach darüber Edgar Sterbens.
    Für die Pressepräsentation der neuen Windturbine hätte sich der Erfinder eigentlich ein besseres Wetter gewünscht.
    Das heißt eigentlich herrscht ja eitel Sonnenschein, aber es könnte mehr Wind gehen.
    Dennoch drehen sich hier die Turbinenblätter, man könnte nämlich nahezu von solchen sprechen, obwohl es sich eigentlich um ein herkömmliches Windrad dem Sinne nach handelt.
    Dieses Windrad hat einen Flügeldurchmesser von elf Metern, eine Höhe von zehn Metern und ein Gewicht von zwei Tonnen.
    Herr Ingenieur Obholzer, worin unterscheidet sich nun dieses neue Windrad von herkömmlichen Windrädern?
    Ich habe verschiedenste Windradarten gesehen, studiert.
    und viele Beobachtungen in der Natur gemacht.
    Dabei konnte ich immer wieder den Weg zum Segel finden.
    Nur war bisher eine Maschine auf diesem Gebiet
    nicht sehr leistungsstark, da große Flächen wieder gegen den Wind gebracht werden mussten.
    Erst nachdem mir ein System geglückt ist, wobei eben zwei Rotoren ineinander einkämen, ist es möglich geworden, vom Beschauer gesehen in Windrichtung ständig ein doppelt so großes Segel wegfliegen zu lassen und nur in halber Größe wieder gegen den Wind zu bringen.
    Und dieses war der Urgedanke,
    der auch einen merklichen Leistungszuwachs verzeichnen konnte.
    Welche Leistung erbringt diese neue Windturbine?
    Die Leistung hängt von der Größe des Rades ab und von der Windgeschwindigkeit.
    In unserem Fall wird der Rotor, der wie schon erwähnt 11 Meter Durchmesser hat,
    schon bei Windgeschwindigkeit von 1 Meter pro Sekunde eine Leistung von 300 bis 400 Watt bringen und im mittleren Windgeschwindigkeitsbereich von 10 Meter pro Sekunde zwischen 5 und 7 Kilowatt.
    Die Leistung steigt dann mit zunehmender Windgeschwindigkeit progressiv an, ist aber nicht so wesentlich, da man diese Spitzen auch schlecht ausnutzen kann und speichern kann.
    Bedeutet das aber nicht, dass auch mit abnehmendem Wind die Leistungsfähigkeit potenziell abnimmt?
    Ja, die Leistungsfähigkeit fällt leider sehr rasch zurück, kann aber trotzdem noch gewissen Speicherstrom liefern und
    ist, sobald sich Wind bewegt, bereits messbar.
    Wir können dadurch eben eine hohe Wirtschaftlichkeit übers Jahr gesehen erreichen, da dieses Rad bereits bei Null beginnt und auch in die hohen Stürme hineinfährt.
    Weit was wäre noch zu sagen, wir haben eine nach unten drehende Welle, die sofort die Kraftübertragung zu Boden bringt ohne Umlenkgetriebe.
    Herr Professor Suchek, Sie sind Professor für Hydro- und Aerodynamik an der Technischen Universität in Wien.
    Wie beurteilen Sie diese Neuerfindung?
    Ich beurteile diese neue Erfindung durchaus positiv.
    Sie ist für einen gewissen Teilbereich der Windenergienutzung günstig und gegenüber anderen Ausführungsformen durchaus konkurrenzfähig.
    Wie bei allen Windenergienutzungen,
    Anlagen ist die Speicherung ein sehr großes Hauptproblem, das mit dieser Erfindung nichts zu tun hat, dass sie überall gleichmäßig auftritt, da der Wind ja bekanntlich sehr unregelmäßig ist.
    Dieses Problem ist auf verschiedene Weise zu lösen.
    Vorläufig muss es wahrscheinlich mit Akkumulatoren gemacht werden, wenn ich elektrische Energie speichern will.
    Man kann sich auch andere Dinge vorstellen.
    Das ist aber ein Problem, dass es mit dem unmittelbaren Windrad nicht zusammenhängt.
    Die Windkraftenergie ist meiner Ansicht nach prinzipiell mehr für Einzelversorgung von kleineren Einheiten gedacht zu denken.
    Also man kann wahrscheinlich im großregionalen Bereich nicht nur mit Windenergie arbeiten.
    Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass das Problem der Speicherung der durch dieses Windrad gewonnenen Energie zunächst noch gelöst werden muss.
    Das müsste noch verbessert werden.
    Diese Lösungen, die da sind, müssten noch verbessert werden.
    Man kann aber durchaus jetzt schon gewisse Versorgungsaufgaben lösen durch ein Windrad.
    Und wie sieht es aus hinsichtlich der Effizienz dieses Windrads?
    Bei einer Windgeschwindigkeit von sieben Metern pro Sekunde werden 3,6 Kilowatt Leistung von diesem Windrad erbracht.
    3,6 Kilowatt Leistung, das ist ungefähr jene Energiemenge, die notwendig ist, um etwa eine Geschirrspülmaschine zu betreiben.
    10 bis 11 Kilowatt sind notwendig, um einen Elektroherd in Betrieb zu halten.
    Ist Ihrer Meinung nach diese Leistungsfähigkeit effizient genug?
    Es ist effizient genug, also ein abgelegener Bauernhof oder ein, so weit es das noch geben wird, oder eine Schutzhütte im Gebirge, die braucht ja keine Geschirrspülmaschine, die muss halt selber abwaschen, die Dame oder der Herr, der das Geschirr zu reinigen hat, sondern die braucht die Beleuchtung und die Beleuchtung ist zu liefern und die Kühlschränke sind auch damit anzutreiben, die brauchen nicht so viel Energie.
    Natürlich, wenn Sie extreme
    Verbraucher nehmen, wie es eben eine Geschirrspülmaschine ist oder wie es eine elektrische Heizung ist, dann können sie mit Windkraft überhaupt nicht viel machen.
    Aber in seiner Form ist dieses Windrad ein Fortschritt und dieses Rad hat in seinem Bereich bestimmt Anwendungsmöglichkeiten.
    Meine Herren, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen.
    Soviel zur neu entwickelten Windturbine.
    Reporter war Edgar Sterbens.
    Auf der Schallerburg bei Melk, einem der bedeutendsten Renaissance-Baudenkmäler nördlich der Alpen, wird morgen die Ausstellung das Wiener Bürgerliche Zeughaus Waffen und Rüstungen aus fünf Jahrhunderten eröffnet.
    Die Objekte stammen aus dem Historischen Museum der Stadt Wien und sind zum Großteil noch nie ausgestellt gewesen.
    Mit Direktor Dr. Weißenberger sprach Ernst Exner vom Landesstudio Niederösterreich.
    Die Bestände des Wiener Bürgerlichen Zeughauses stammen aus den Jahren 1430 bis 1848.
    Herr Direktor Dr. Weißenberger, worin liegt denn die Bedeutung des Wiener Bürgerlichen Zeughauses, wenn man es mit anderen vergleicht, zum Beispiel mit dem Grazer Zeughaus?
    Also schon in der Bezeichnung liegt der Unterschied, das Grazer Zeughaus ist ein landesfürstliches Zeughaus und das Wiener Zeughaus ist eben ein bürgerliches Zeughaus.
    Die besondere Bedeutung liegt darin, dass es meines Wissens kein zweites bürgerliches Zeughaus gibt, das derart große Bestände aufzuweisen hat.
    Welche Bestände sind denn das nun in erster Linie?
    Also alle Bestände, die im Verlauf dieser fünf Jahrhunderte zum Krieg führen, gebraucht und verwendet wurden.
    Das heißt also, es gibt also Rüstungen, es gibt sogenannte Setstatschen, es gibt Spieße, Helmbaden, Gewehre, Geschütze und dann den Bestand der sogenannten Türkenbeute.
    Wie viele Objekte können Sie auf der Schagerburg zeigen?
    Circa 3.400.
    Und wie umfangreich ist denn darüber hinaus noch der Bestand des Wiener Bürgerlichen Zeughauses?
    Der Bestand, den wir hier zeigen, ist ungefähr drei Viertel.
    Diese Objekte wurden ja seit rund 40 Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt.
    Warum eigentlich nicht?
    Ja, eigentlich einfach aus Platzmangel.
    Bitte, man muss dazusagen, dass auch seinerzeit im Rathaus in Wien nicht alle Bestände gezeigt wurden.
    Aber seit dem Krieg ist ja im Rathaus das nicht mehr neu aufgestellt worden und auch das neue Haus am Karlsplatz hat nicht jenen Raum geboten, um diese umfangreichen Bestände zu zeigen.
    Sie mussten diese Bestände für diese Ausstellung auf der Schalgerburg restaurieren.
    Hat das besondere Probleme aufgeworfen?
    Ja, vor allem war ja nur eine ganz kurze Zeit vorhanden, die uns die Möglichkeit geboten hat, diese Bestände zu restaurieren.
    Das war eine unerhörte Arbeit.
    Wir mussten in neun Monaten den gesamten Bestand, der hier auf der Schallerburg gezeigt wird, restaurieren.
    Die Leute des Historischen Museums sind also wirklich durch Wochen hindurch und durch Monate hindurch in sehr gedrängtem Einsatz gestanden.
    Herr Direktor Dr. Weißenberger, fürchten Sie nicht, dass der Besucher hier von 3.400 Objekten erdrückt wird?
    Nein, das glaube ich nicht, weil natürlich, ich meine, wenn ich jetzt sage 3.400 Objekte, so ist da einfach eine ganze Wand mit Helmen oder eine ganze Wand mit Gewehren oder eine ganze Wand mit Säbeln zu sehen.
    Also das heißt, die Schwerpunkte der Ausstellung, die kostbaren Stücke sind natürlich innerhalb der Aufstellung so präsentiert, dass sie in erster Linie ins Auge fallen.
    Aber andererseits kann man den Zeughauscharakter, der glaube ich für eine solche Waffensammlung sehr entscheidend ist, nur durch die Masse darstellen.
    Und welche Stücke sind Ihrer Meinung nach nun die schönsten?
    Also da muss man sagen, schönste und kostbarste.
    Es gibt also die sogenannten Prinzenrüstungen, die anlässlich einer Fürstenhochzeit 1571 angeschafft wurden.
    Es gibt den einzigen bekannten erhaltenen Pferdeharnisch aus dem 15.
    Jahrhundert in dieser Sannung.
    Es ist dieser wunderbare Bestand an sogenannten Setz-Tatschen, das ist also eine
    Verteidigungswaffe für das Fußvolk aus dem 15.
    Jahrhundert, wo es nirgends mehr einen Bestand gibt, der dem gleichzusetzen wäre.
    Und schließlich und endlich möchte ich, was ich schon gesagt habe, nochmals auf die Türkenbeute hinweisen, die auch ganz wunderbare Dinge bringt.
    Zum Beispiel eine sehr schöne Sammlung von Gewehren und dann auch diese Rossschweife als Abzeichen für die Pascha-Würde, glaube ich, wird das Publikum sehr beeindrucken.
    Recht herzlichen Dank.
    Die Ausstellung, das Wiener Bürgerliche Zeughaus, Waffen und Rüstungen aus fünf Jahrhunderten, wird morgen auf der Schallerburg eröffnet.
    Ella Fitzgerald, Oscar Peterson und Count Basie sind die großen Stars einer Jazz-Gala, die morgen Abend in der Wiener Stadthalle abläuft.
    Ella Fitzgerald, seit Jahrzehnten die First Lady of Jazz genannt, gastiert mit dem Tommy Flanagan Trio, Oscar Peterson bringt sein Trio Joe Pass, Nils Pedersen und Louis Berlson mit und Count Basie am Klavier spielt mit seinem Big Band Orchester.
    Koschka Hetzer berichtet.
    Die bei der Jazzgala anwesenden Künstler sind in Wien noch nie in so großer Anzahl zusammen aufgetreten.
    Jeder von ihnen ist ein Star und ein Solist.
    Ihr gemeinsames Auftreten ist auf die Initiative des schon legendären Produzenten Norman Granz zurückzuführen, der heute, 59-jährig, auf eine über 30-jährige Laufbahn als Jazzmanager zurückblicken kann.
    1974 begann er mit einer später berühmt gewordenen Konzertreihe Jazz at the Philharmonic.
    Wie erklärt Norman Granz heute das große Interesse für Jazz?
    Eigentlich glaube ich nicht, dass es so etwas wie eine Jazz-Renaissance gibt.
    Wo war denn der Jazz die ganze Zeit?
    Ich glaube, dass die Leute, die Jazz gern hatten, immer noch dazustehen.
    So wie die Anhänger von klassischer Musik eben diese Musik mögen.
    Und da gibt es eine gewisse Analogie zu Jazz.
    Heute gibt es viele junge Leute, die sich mit Rock langweilen, was ja vor allem eine Tanzmusik ist.
    Und diese Leute suchen eben nach etwas Neuem.
    Und das ist der Jazz.
    William Count Basie, in Wien zuletzt 1974 mit Oscar Peterson in einem Konzert zu hören, ist mit 72 Jahren der älteste Musiker der Jazz-Gala.
    Er bringt zu bekannten Nummern wie One O'Clock Jump, Swinging the Blues, Jumpin' at the Woodside.
    Hören Sie Count Basie in einer alten Aufnahme zusammen mit Ella Fitzgerald.
    Grab your coat and get your hat Leave your worry on the doorstep Just direct your feet To the sunny side of the street Can't you hear a pitter-patt?
    Gibt es einen Wunsch in der Musik, den Sie sich noch nicht erfüllt haben?
    Ich glaube nicht, aber es gibt viele Dinge, die ich ganz gern getan hätte.
    Das ist zum Beispiel immer gut zu spielen.
    Das ist das Wichtigste.
    Wann haben Sie Ihre Karriere begonnen?
    Vor vielen Jahren.
    Ach, Sie meinen damals, als ich meine erste Band zusammengeschnitten habe.
    Das wird wohl 40 Jahre her sein.
    Was bedeutet für Sie Swing?
    Das bedeutet ganz einfach Swing.
    Das kann man schlecht erklären.
    Das ist etwas, wobei man den Takt mit dem Fuß dazu schlagen kann.
    Wie ist es Ihnen gelungen, die ganze Zeit über Ihre Big Band zusammenzuhalten?
    Ich weiß nicht.
    Wir haben hart gekämpft und die Leute waren nett.
    Sie haben uns weitergeholfen.
    Wie hat sich die Jazz-Szene Ihrer Meinung nach verändert, seit Sie Musiker sind?
    Alles hat sich verändert.
    Natürlich auch alles in der Jazz-Szene.
    Man nennt auch alles ganz anders.
    Pop und progressive Musik und so weiter.
    Die morgige Jazz-Gala ist in vieler Hinsicht bemerkenswert.
    Und, ein Zitat von Oscar Peterson, vielleicht wird es diese Jazz-Szene in 20 Jahren nicht mehr geben.
    Wir sind langsam am Ende.
    Alle großen Jazz-Musiker haben uns bereits verlassen oder werden es bald tun.
    Korska Hetzer berichtete über die morgige Jazz-Gala in der Wiener Stadthalle und sozusagen zum Abschluss des Mittagsschanals noch einmal zurück zur Politik.
    Einer der Teilnehmer an der EFTA-Gipfelkonferenz in Wien ist der schwedische Ministerpräsident Feldin.
    Er steht seit den Wahlen im Vorjahr an der Spitze einer bürgerlichen Koalitionsregierung.
    Die gleichen Schwierigkeiten, die nach über 40 Jahren an der Regierung die Sozialdemokraten zur Fall gebracht haben, plagen auch die bürgerliche Koalition.
    Die Preise steigen, die Arbeitslosigkeit ist hoch, das Wirtschaftswachstum gering, die ohnehin schon sehr hohen Steuern wurden weiter erhöht.
    Ein anderer Konfliktfall sind die Atomkraftwerke.
    Feldin persönlich ist ein kompromissloser Gegner der Kernkraft.
    Er ist mit dieser Parole auch in die Wahlen gezogen.
    Die anderen Parteien seiner Koalition teilen seine Gesinnung aber nicht und so sah er sich in dieser Frage zu einem Kompromiss gezwungen.
    Torben Fjeldin ist soeben in Wien angekommen.
    Auf dem Flughafen Bad Ferdinand Hennerbichler den schwedischen Ministerpräsidenten vor das Mikrofon.
    Herr Ministerpräsident Fjeldin, die Frage des Atomstroms hat bei den vergangenen Parlamentswahlen in Schweden eine sehr große Rolle gespielt.
    Ihre Partei ist damals dafür eingetreten, in Schweden in Zukunft keine neuen Atomkraftwerke zu bauen.
    Nun jetzt schaut es nicht mehr unbedingt so aus.
    Wird Ihre Regierung nun neue Atomkraftwerke bauen?
    Ja oder nein?
    Jetzt, im Gegensatz zu früher, ist Sicherheit das Erste.
    Und jetzt muss man, ehe man neue Kernkraftwerke bauen oder laden, muss man ein endgültiges Sicherheitssystem zeigen und haben.
    Ja, wenn ich Sie recht verstanden habe, bedeutet das, Sie hatten früher gesagt, es wird keine neuen Atomkraftwerke geben.
    Jetzt sagen Sie, oder zumindestens haben Sie das jetzt präzisiert, es wird nur dann neue Atomkraftwerke geben, wenn die bestimmte Sicherheitsbedingungen erfüllen.
    Ja, um.
    Es skall hinlegen, dass die Regierung hat dessutom eine Energiekommission, die ein Beschlussunterlag für 1900
    Dazu muss man sagen, dass unsere Regierung eine NSI-Kommission einberufen und die arbeiten jetzt mit Vorschlägen und Plänen für 1978.
    Und dann wird 1978 endgültig festgelegt im Parlament,
    bauen wir überhaupt kein Kraftwerk mehr in Schweden oder was für Energiequellen brauchen wir oder können wir uns anschaffen?
    Der Unterschied zwischen den zwei Regierungen ist, dass die alte Regierung zwölf Kernkraftwerke geplant hat und gesagt hat, wir bauen diese zwölf und wir laden diese zwölf.
    Unsere neue Regierung sagt,
    bleiben mit sechs, soweit wir nicht diese Sicherheitsmaßnahmen erfüllen können.
    Unsere Regierung hat auch gesagt, dass wir jetzt mit einem Abwicklungsplan arbeiten,
    für diese sechs Kernkraftwerke und kann man nicht die Sicherheitsvorschriften erfüllen, dann hat man so einen Abwicklungsplan fertig und will diese sechs wegschaffen.
    Also entweder es gibt Sicherheit bei den Atomkraftwerken oder es gibt keine Atomkraftwerke mehr.
    Exakt, und das ist exakt das, was ich im Wahlkampf prädigt habe.
    Herr Ministerpräsident, Sie waren vor den Wahlen gegen den Atomstrom.
    Sind Sie jetzt auch noch dagegen?
    Ja, nichts hat daher passiert, dass man mehr optimistisch auf die Kernkraft als eine Zukunftslösung sehen kann.
    Nichts hat passiert, das meine Grundstellung ändert.
    Ministerpräsident Veldin sagt, dass so viel er sehen kann, hat sich nicht geändert für Kernkraft als eine Zukunftslösung, als zum Beispiel für drei, vier, fünf Jahre.
    Keine neue Kernkraftwerke und es ist auch so, dass die Kernkraftwerke, die schon unter Bau sind, da versuchen wir die Arbeiten langsamer zu machen und untersuchen, was möglich ist, dann später zu tun.
    Vielen Dank Herr Ministerpräsident.
    Das Gespräch mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Torbjörn Fäldin führte Ferdinand Hennerbichler.
    Wir schließen jetzt das Mittagsschonal mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Das Plenum des Nationalrates wird sich am Nachmittag mit einer dringlichen Anfrage der ÖVP an Finanzminister Androsch beschäftigen.
    Darin wird Minister Androsch ersucht mitzuteilen, ob er dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zur Milderung der Lohn- und Einkommenssteuerprogression so rechtzeitig zuleiten werde, dass diese am 1.
    Jänner 1978 in Kraft treten könne.
    In Beantwortung einer anderen Anfrage sagte der Finanzminister, dass in seinem Ressort derzeit für die ganze Legislaturperiode keine Erhöhungen von Steuern und Gebühren vorgesehen seien.
    Zum Problem der Tarife meinte Androsch prinzipiell, er trete eher für kleinere Erhöhungen in kürzeren Abständen als für große Sprünge nach längeren Zeiträumern ein.
    An den zwölf Universitäten und sechs Kunsthochschulen in Österreich werden die Wahlen für die verschiedenen Gremien der Hochschülerschaft fortgesetzt.
    Mit einem vorläufigen Endergebnis wird für heute Abend gerechnet.
    Etwa 2200 Ärzte wählen heute in Oberösterreich ihre Vertreter für die Hauptversammlung der Bundesärztekammer.
    Die Wahlberechtigten sind in drei Wahlkörper unterteilt, nämlich in jenen der Turnusärzte, den der praktischen Ärzte und der Fachärzte.
    ÖVP-Stadtrat Neusser erklärte heute, die jüngste Stellungnahme von Bürgermeister Graz gegen die Atomenergie mache die Vorziehung der geplanten Donaukraftwerke im Wiener Raum notwendig.
    Da jedoch die Donaujury die Arbeiten in Unkenntnis dieses Vorschlages abgeschlossen habe, sei eine grundlegende Neubearbeitung der vorliegenden Pläne notwendig, sagte Neusser.
    Nach der Vorstellung des Vorarlberger Alpenschutzvereins soll für jede Benutzung einer Seilbahn oder eines Skiliftes ein sogenannter Alpenskiling eingehoben werden.
    Dadurch könnte ein Fonds geschaffen werden, durch den Maßnahmen zur Sanierung störende Eingriffe in die Landschaft finanziert werden sollen.
    Es ist in einer halben Minute 13 Uhr, meine Damen und Herren.
    Unser Mittagssjournal ist beendet.
    Wir melden uns wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendsjournal.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nationalrat: Vor VP dringliche Anfrage zu Lohnsteuersenkung
    Einblendung: Finanzminister Androsch, Karl Sandmeier (ÖVP)
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r] , Sandmeier, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hintergründe des Rücktritts der finnischen Regierung
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Windturbine soll dazu beitragen das Energieproblem zu lösen
    Interview: Ing. Gottfried Oppolzer, Prof. Ernst Souczek
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Oppolzer, Gottfried [Interviewte/r] , Souczek, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausstellung "Waffen und Rüstungen" des Wiener bürgerlichen Zeughauses aus 5 Jahrhunderten in der Schallaburg
    Interview: Direktor der Historischen Museums der Stadt Wien Robert Weissenberger
    Mitwirkende: Exner, Ernst [Gestaltung] , Waissenberger, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Ort: Schallaburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jazz-Gala in der Wiener Stadthalle
    Interview: Norman Granz, Count Basie, Ella Fitzgerald - Gesang
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Granz, Norman [Interviewte/r] , Basie, Count [Interviewte/r] , Fitzgerald, Ella [Interpret/in]
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Stadthalle [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Fälldin
    Interview: Fälldin
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung] , Fälldin, Thorbjörn [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.12 [Sendedatum]
    Ort: Schwechat, Flughafen Wien-Schwechat [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.05.12
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Holy, Friedrich [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770512_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt