Mittagsjournal 1977.05.31

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    Rechtliches

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    Guten Tag verehrte Damen und Herren, 60 Minuten Information zur Mittagsstunde nach den Pfingstfeiertagen.
    Für Redaktion und Technik begrüßt Sie dazu Adolf Poindl.
    Verteidigungsminister Lüttgendorff ist zurückgetreten.
    Das ist heute das zentrale Thema.
    Wir hören Näheres über die Ministerratssitzung, in der der Wechsel vollzogen wurde, denn es steht ja bereits der Nachfolger fest.
    Wir bringen kurze Stellungnahmen des Bundeskanzlers sowie des scheidenden und des neuen Ministers und wir bemühen uns auch um Reaktionen der Opposition, nämlich in Form von Erklärungen der Parteichefs Taus und Peter.
    Verständlicherweise steht heute auch die Presseschau völlig im Zeichen dieses Wechsels.
    Auslandskorrespondenten melden sich dann zu den Themen.
    Möglicherweise vor Wende in der Geiselaffäre in den Niederlanden.
    Innenminister der Länder der europäischen Gemeinschaften beraten über gemeinsames Vorgehen gegen politische Terroristen.
    Und Rhodesien unternimmt Militäraktionen auf dem Staatsgebiet Mosambikes.
    Die Kulturredaktion spricht mit Direktor Seefellner über den Spielplan der Wiener Staatsoper für die nächste Saison.
    Zurück zur Tagespolitik.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst für die Nachrichten ist jetzt Raimund Heller und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Riemerschmidt.
    Österreich.
    Bundespräsident Kirschläger hat heute die Demission von Verteidigungsminister Lütgendorff entgegengenommen und Bundeskanzler Kreisky bis zur endgültigen Bestellung eines neuen Ressortchefs mit der Fortführung der Geschäfte betraut.
    Kreisky wurde so dann als interimistischer Ressortchef für Landesverteidigung angelobt.
    An der heutigen Sitzung der Bundesregierung in Wien hatte Lüttgendorff zum letzten Mal als Verteidigungsminister teilgenommen.
    Über die Nachfolgefrage dürfte morgen im Präsidium der SPÖ eine Entscheidung fallen.
    Allgemein wird erwartet, dass Innenminister Rösch für den Posten des Verteidigungsministers nominiert wird.
    Die düstere Prognose des Kuratoriums für Verkehrssicherheit hinsichtlich des Pfingstverkehrs hat sich bewahrheitet.
    Auf den österreichischen Straßen starben während der vergangenen Pfingstfeiertage 29 Menschen.
    In einer von einem Computer erstellten Prognose war von 30 Toten die Rede.
    Nach der bisher vorliegenden Bilanz ereigneten sich heuer 716 Unfälle mit Personenschäden.
    Außer den 29 Toten mussten 988 Verletzte registriert werden.
    Die entsprechenden Zahlen des vergleichbaren Zeitraumes des Vorjahres liegen durchwegs tiefer.
    So etwa kamen 1976 zu Pfingsten 16 Menschen ums Leben.
    Dazu ist allerdings zu bemerken, dass im Vorjahr das Wetter an diesen Feiertagen eher schlecht war.
    Heuer wurden im Wesentlichen Schönwetter und ein stärkeres Verkehrsaufkommen registriert.
    Gendarmerie und Polizei verhängten heuer zu Pfingsten etwa 21.200 Organmandate und Anzeigen.
    Vor einem Jahr waren es um etwa 3.000 mehr.
    Heuer wurden auch etwa 300 Führerscheine an Ort und Stelle abgenommen.
    Diese Zahl liegt um etwa 50 über der des Vorjahres.
    Niederlande.
    Die südmulukischen Terroristen, die nach wie vor 59 Menschen in ihrer Gewalt haben, übermittelten heute den niederländischen Behörden eine Botschaft.
    Darin ersuchten sie um die Benennung von Vermittlern, um zu einer Verhandlungslösung mit der Regierung zu kommen.
    Nach Angaben des holländischen Justizministeriums wird die Regierung über die Bitte der Geiselnehmer beraten.
    Die Geiselnehmer fordern die Bereitstellung eines Flugzeuges.
    Über den Zielort im Ausland ist noch nichts bekannt.
    Wie die Sprecherin des niederländischen Justizministeriums Faber heute Vormittag sagte, legten die Terroristen Wert auf die Feststellung, dass sie von ihren ursprünglichen Forderungen nicht abzugehen gedächten.
    Es ist anzunehmen, dass darunter die Freilassung von 21 verurteilten Südmolukern zu verstehen ist, die wegen einer ähnlichen Geißelaktion vor eineinhalb Jahren langjährige Haftstrafen verbüßen.
    Großbritannien.
    In London hat heute eine für einen Tag anberaumte Konferenz der Innenminister der neun Mitgliedsländer der europäischen Gemeinschaften begonnen, bei der über eine verbesserte Zusammenarbeit beim Kampf gegen Terrorismus und internationales Verbrecherwesen beraten werden soll.
    Die erste Zusammenkunft dieser Art hatte im Juni vergangenen Jahres in Luxemburg stattgefunden.
    Die Innenminister der neuen EG-Staaten waren sich damals einig, dass mehr Informationen über technische Mittel für die Polizei und die Ausbildung der Polizeibeamten ausgetauscht werden sollte.
    In Luxemburg wurde auch ein Arbeitsprogramm für gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit in bestimmten Fällen von Terrorismus vereinbart.
    Frankreich.
    Vertreter der Entwicklungsländer und der Industrienationen haben heute in Paris in getrennten Sitzungen die Ministerkonferenz über internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit wieder aufgenommen.
    Eine gemeinsame Plenarsitzung wird erst im Laufe des Tages stattfinden.
    Bei dieser Gelegenheit wird vermutlich die Antwort der Entwicklungsländer auf die Vorschläge der Industrienationen veröffentlicht werden.
    Polen.
    Einen Bericht zur Wirtschaftslage hat Ministerpräsident Jarosiewicz gestern dem Parlament in Warschau gegeben.
    Der Regierungschef wies dabei auf den Importüberhang aus dem Westen hin und sagte, Polen habe heuer bereits 30 Prozent des bis Ende des Jahres vorgesehenen Importvolumens aus westlichen Ländern erreicht.
    Hingegen betrage das polnische Exportvolumen nur 26 Prozent.
    Jaroszewicz forderte in seiner Rede die westlichen Länder auf, mehr polnische Waren zu kaufen, wenn sie nicht in Kauf nehmen wollten, dass ihre Exporte nach Polen eingeschränkt werden.
    Der Ministerpräsident beschuldigte die westlichen Handelspartner Polens, die Exporte polnischer Güter teilweise durch Importkontingente oder Handelsbeschränkungen zu erschweren.
    USA
    Der ehemalige Leiter der Bundesbehörde für Abrüstung und Rüstungskontrolle in der nächsten Regierung, Gerald Smith, ist von Präsident Carter zum außerordentlichen Botschafter für Probleme im Zusammenhang mit Nuklearabkommen berufen worden.
    Wie die New York Times heute meldet, ist Smith bei Neuverhandlungen der Verträge zwischen der amerikanischen Regierung und rund 30 Ländern beauftragt, die von den Vereinigten Staaten angereichertes Uran- und Nuklear-Technologie erhalten.
    Außerdem soll er die amerikanische Regierung bei der internationalen Atomenergiebehörde in Wien vertreten.
    Zwei sowjetische Bürgerrechter haben sich in einem Brief an den in Amerika im Exil lebenden Schriftsteller Solzhenitsyn darüber beklagt, dass in der Sowjetunion die Anwendung von Gewalt gegen Dissidenten immer größere Ausmaße annehme.
    In dem Brief schildern die Bürgerrechtler Tatjana Skhodrovic und Viktor Mikypelov, dass Dissidenten wegen großer humanitärer Tätigkeit als Verbrecher angeklagt, geschlagen und gefoltert werden.
    Zurzeit werden nach Angaben der beiden Bürgerrechtskämpfer gegen alle politischen Gefangenen Strafverfahren eingeleitet.
    Damit will die Sowjetunion bei der Helsinki-Nachfolgekonferenz in Belgrad den Beweis liefern, in ihren Gefängnissen befinden sich nur gewöhnliche Straftäter, auf die die Menschenrechtsklauseln der Schlussdokumente von Helsinki nicht angewendet werden könnten.
    Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtet unter Berufung auf den amerikanischen Geheimdienst, die letzte Erprobung einer satellitenzerstörenden Waffe durch die Sowjetunion sei gescheitert.
    Vor etwa einer Woche soll demnach ein sogenannter Abfangsatellit in den Weltraum geschossen worden sein.
    Er verfehlte den Zielsatelliten jedoch um 80 Kilometer.
    Angeblich war dies bereits der fünfte erfolglose Versuch.
    Israel.
    Die demokratische Erneuerungsbewegung hat sich bereit erklärt, die Koalitionsverhandlungen mit dem rechtsgerichteten Likud-Blog wieder aufzunehmen, vorausgesetzt, die Frage der Besetzung von Ministerposten wäre vorläufig nicht entschieden.
    Die Erneuerungsbewegung hatte in der Vorwoche die Verhandlungen mit dem Likud-Blog abgebrochen, weil dem ehemaligen Verteidigungsminister Dayan der Posten des Außenministers angeboten werden sollte.
    Angola.
    Nach der missglückten Militärrevolte vom vergangenen Freitag sind mehrere hundert Personen, unter ihnen der stellvertretende Generalstabschef des Heeres, festgenommen worden.
    Staatspräsident Netto sagte, an dem Umsturzversuch seien führende Persönlichkeiten der regierenden Befreiungsbewegung MPLA beteiligt gewesen.
    Auch sollen Ausländer in die Revolte verwickelt sein.
    Bei dem Putschversuch sind nach amtlichen Angaben fünf Mitglieder des Regierendenrevolutionsrates von den Aufständischen getötet worden.
    Die Regierung in Luanda hat Vertreter der ausländischen Presse in Angola einer Zensur unterworfen.
    Australien.
    Der Vorsitzende der Labour-Party, Whitlam, er ist gleichzeitig Fraktionschef im Repräsentantenhaus, wurde heute mit knapper Mehrheit in diesen Funktionen bestätigt.
    Auf Whitlam entfielen um zwei Stimmen mehr als auf seinen um 15 Jahre jüngeren Konkurrenten, Ex-Finanzminister Hayden.
    Whitlam ist seit zehn Jahren Chef der Labour-Party und war von 1972 bis 1975 Ministerpräsident.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Das Hochdruckgebiet mit Kern über Schottland steuert an seiner Ostflanke kühle Luftmassen gegen Mitteleuropa.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Süden Österreichs gebietsweise aufgelockert bewölkt, sonst allgemein starke oder geschlossene Bewölkung.
    Häufig Strichregen und teils gewittrige Regenschauer.
    Meist nördliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen im Süden bis 20 Grad, sonst 14 bis 18 Grad.
    Frühtemperaturen morgen 4 bis 19 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Veränderliche im Süden und Westen Österreichs zeitweise auch stark aufgelockerte Bewölkung.
    Wiederholt teils gewittrige Regenschauer.
    Mäßige Winde aus Nord bis Ost.
    Tageshöchsttemperaturen 14 bis 20 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 14° Nordwind, 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 14° Nordwest, 15.
    Linz wolkig, 12° Windstill.
    Salzburg bedeckt, leichter Regen, 11° Windstill.
    Innsbruck stark bewölkt, 14° Ostwind, 10 km.
    Bregenz stark bewölkt, 16° Nordwest, 15.
    Graz stark bewölkt, Gewitter 11 Grad, Ostwind 15 Kilometer in der Stunde und Klagenfurt wolkig, 19 Grad, Wind still.
    Das waren Wetter und Nachrichten.
    Es ist jetzt genau 12.11 Uhr.
    Eine innenpolitische Affäre in Österreich ist zu Ende.
    Einziges Thema der heutigen Regierungssitzung war der Rücktritt von Verteidigungsminister Lütgendorf.
    Im Pressefoyer nach dieser Regierungssitzung teilte Bundeskanzler Kreisky Einzelheiten über die durch die Demission Lütgendorfs notwendig gewordene Regierungsumbildung mit.
    Der mutmaßliche neue Verteidigungsminister, der bisherige Innenminister Rösch, stellte sich dabei ebenfalls den Fragen der Journalisten.
    Aus dem Bundeskanzleramt berichten jetzt direkt Johannes Fischer, Erich Eichinger und Eugen Freund.
    Die Regierungsumbildung des Kabinetts Kreisky steht nach der heutigen Sitzung des Ministerrates nunmehr endgültig fest.
    Verteidigungsminister Lüttgendorf verließ den Ballhausplatz vor wenigen Minuten nach seiner letzten Regierungssitzung und nach seiner Verabschiedung beim Bundespräsidenten bereits als Privatmann.
    Bundeskanzler Kreisky verhältte den zahlreich erschienenen Journalisten nicht, dass er Innenminister Otto Rösch in etwa zwei Stunden dem SPÖ-Parteipräsidium als Nachfolger vorschlagen werde.
    Hat die Entscheidung, Lüttgendorff wegen mangelnder Informationen an den Bundeskanzler im Zuge der Munitionsaffäre zu entlassen, die ungeteilte Zustimmung der SPÖ gefunden?
    Bundeskanzler Kreisky?
    Das werde ich erst hören, wenn die Sitzung stattfinden wird.
    Es hat Stimmen gegeben innerhalb der SPÖ, auch unter anderem zum Beispiel an Präsident Peña,
    die gemeint haben, dass man unter Umständen Verteidigungsminister Lüttgen dafür eher halten sollte, als ihn entlassen?
    Ich habe so ausgeprägt, dass es von niemandem gehört.
    So ausgeprägt.
    Aber ich weiß allerdings eines, dass der Präsident Penner immer diese Frage als meine Frage erklärt hat.
    Der Bundeskanzler, für den übrigens laut eigener Aussage das Demissionsangebot Karl Lüttgendorfs gestern das selbstverständlichste von der Welt war, machte damit deutlich, dass er alleine die Entscheidung über personelle Veränderungen innerhalb der Bundesregierung trifft.
    Dem Innenminister, der seinen neuen Posten am 7.
    Juni antreten wird, dürfte aller Voraussicht nach Beamtenstaatssekretär Karl Lausecker als neuer Innenminister nachfolgen.
    Der Kanzler bestätigte jedenfalls heute indirekt, dass es bei der Regierungsumbildung vorerst nur zu internen Verschiebungen innerhalb des Kabinetts kommen wird.
    Ausnahme, eventuelle Nachfolge des vakanten Staatssekretär Postens.
    Grundsätzlich kann ich erklären, dass ich dazu neige.
    solche Aufgaben in der Weise zu lösen, dass schon bewährte Minister oder Regierungsmitglieder in Frage kommen.
    Das ist ja ganz klar.
    Und dass halt dann diese Plätze besetzt werden sollen.
    Innenminister Rösch wird jedenfalls sein neues Amt als Verteidigungsminister am 7.
    Juni nach einer Sitzung des erweiterten SPÖ-Parteipräsidiums antreten und bewies heute bei einem ersten Interview, dass er nach wie vor zu Recht als der große Schweiger der Regierung Kreisky gilt.
    Rösch wird mit der Frage konfrontiert, dass ihm Bundeskanzler Kreisky heute als neuen Innenminister vorschlagen werde.
    Werden Sie diese Posten annehmen?
    Ja.
    Haben Sie schon bestimmte Vorstellungen, wie Sie das Verteidigungsministerium jetzt nach Verteidigungsminister Lübcke und aufgestalten werden?
    Nein, vorläufig noch nicht.
    Es hat in der Presse und auch im Untersuchungsbericht geheißen und auch im parlamentarischen Untersuchungsbericht, dass es im Verteidigungsministerium, vor allem in den obersten Gremien, ziemlich drunter und drüber gegangen ist.
    Was wird hier Ihre erste Aufgabe sein?
    Werden Sie hier personelle Entscheidungen vornehmen?
    Das muss man sich einmal ansehen.
    Haben Sie hier noch keine bestimmten Vorstellungen, wie Sie diese personellen Entscheidungen innerhalb des Ministeriums machen werden?
    Nein, so schnell kann man solche Vorstellungen nicht fassen.
    Wie wird sich Ihr Verhältnis gestalten zum Armeekommandanten Spanocchi?
    Sicherlich gut.
    Aber die Wehrgesetznovelle wird das erste sein, dass Sie mehr oder weniger durchbringen, dass Ihre erste Hauptaufgabe sein im neuen Ressort?
    Ja, sie steht vor der Beschlussfassung, habe ich gehört.
    Herr Bundesminister, erleichtert es Ihre Aufgabe, dass Sie ausgerechnet mit einem Gesetz anfangen, das zum ersten Mal in Österreich Zwangsverpflichtungen vorsehen wird?
    Nein, ich weiß nicht, ob das eine Aufgabe erleichtert, aber das mit den Zwangsverpflichtungen, das ist ja eine Frage, die schon seit längerer Zeit besprochen wird und die auch, soviel mir bekannt ist, in der Reformkommission seinerzeit vorgesehen war.
    Stimmen Sie persönlich diesem Gesetz zu?
    Können Sie als Nahverteidigungsminister diesem Gesetz zustimmen?
    Ja.
    So wie es jetzt ist, in der Fassung?
    Ich kenne es in meinem Teil nicht, aber ich nehme es schon an.
    und auch was die Zwangsverpflichtungen betrifft.
    Ja.
    Hatten Sie, Herr Bundesminister, Widerstände von sich aus gegen den Vorschlag von Bundeskanzler Kreisky, Sie zum Verteidigungsminister zu ernennen?
    Wurden Sie in dieses Amt mehr oder weniger vom Bundeskanzler gedrängt?
    Nein.
    Ist es für Sie ein Opfer?
    Kaum ein Opfer.
    Mit Wehmut hingegen, so die eigenen Worte, scheidet Brigadier Karl Ferdinand Lütgendorf, der heute seinen letzten Auftritt als Kabinettsmitglied hatte.
    Mit Wehmut, weil es ihm nicht vergönnt gewesen sei, seine Arbeit zu Ende zu führen.
    Um eine Bilanz seiner Ministerjahre gefragt, sagte Lütgendorf, positiv sollten andere urteilen.
    Ob er das durchführen habe können, was er sich bei seinem Amtsantritt vorgenommen habe, oder ob er in Verzug gekommen sei, Lütgendorf,
    Ich muss sagen, dass ich nicht in Verzug gekommen bin.
    Es war ja doch, sagen wir mal, der entscheidende Punkt war die Entschließung des Nationalrates über die Verteidigungsdoktrin.
    Das war ja, glaube ich, ein derartiger großer Fortschritt in der Festigung der umfassenden Landesverteidigung, dass man das erst vielleicht in einigen Jahren in seinem ganzen Umfang der Bedeutung erkennen wird.
    mit seiner Äußerung konfrontiert, dass es ihn der Demokratie für besser halte, wenn ein gewachsener Politiker und nicht ein Militär das Amt des Verteidigungsministers übernehme, meinte der Ressortchef eine halbe Stunde vor seinem Ausscheiden.
    Ich glaube, die Entscheidung vom Bundeskanzler war damals vollkommen richtig, dass man hier einen reinen Fachmann, wenn ich mich als solchen noch bezeichnen darf, betraut hat mit der Amtsführung des Verteidigungsressorts.
    Denn hier kam es darauf an, so viele Details auch wirklich zu kennen, die ein Außenstehender vielleicht erahnen, aber nicht im vollen Umfang erfassen kann.
    Und ich muss ehrlich sagen, ich habe diese sechs Jahre sehr autoritär geführt und mich um alle Details gekümmert.
    Dadurch habe ich auch die gesamte Reform gut im Griff gehabt und wusste genau, wo sind Fortschritte bereits erzielt worden, wo bestehen noch gewisse Schwierigkeiten und welche Wege gibt es, um diese Schwierigkeiten zu überwinden.
    Das heißt also, Sie würden Ihrem Nachfolger quasi auch eine autoritäre Vorgangsweise empfehlen, weil es einfach dieses Ressort erfordert?
    Sehr richtig, ja.
    Er gebe niemanden die Hauptschuld an der Entwicklung, sagte Lüttgendorff.
    Auch nicht sich selbst.
    Die Konstellation der Sterne sei unglücklich gewesen.
    Das Ganze habe dem Ablauf einer artischen Tragödie geglichen.
    Das ist eben oft das Schicksal, dass man nicht im vollen Umfang über alles
    wirklich über alles, über alle Hintergründe, über alle Nebenaspekte und so weiter informiert ist.
    Ihr Schicksal, Herr Bundesminister?
    Ich möchte das nicht nur auf meine Person beziehen.
    Ich glaube, das kann einem Firmenchef genauso gehen wie einem Minister.
    Bitte sind Sie nicht böse, ich muss jetzt mit dem Kanzler zum Bundespräsidenten.
    Der kurze Weg dorthin geriet zum kurzen Abschied.
    Eine halbe Stunde dauerte insgesamt die Zeremonie in der Präsidentschaftskanzlei.
    Dann war aus Verteidigungsminister Karl Ferdinand Lüttgendorf ein Privatmann, ein Pensionär geworden.
    Am Weg vom Bundeskanzleramt zur Hofburg eine Unzahl von Fotografen, die jeden Schritt, jede Bewegung, jeden Gesichtszug festhielten.
    So, als der Kanzler und der Noch-Minister gemeinsam mit dem Aufzug in den ersten Stock fuhren, als sie gemeinsam die vielen offenen Türen stets nebeneinander durchschreitend ins Vorzimmer des Präsidenten gingen, als sie sich über die Fotografen lustig machten, es fiel so ein Satz wie Fotos fürs Familienalbum und als dann der Bundespräsident den Kanzler und seinen Verteidigungsminister empfing.
    Bundeskanzler Kreisky teilte dem Staatsoberhaupt die Demission Lüttgendorffs mit.
    Das ist der Wunsch des Landesverteidigungsministers, die Hand zurückzulegen, zu demissionieren, die wir an der Seite der Bundesregierung tragen.
    Bitte nicht so weiteres mit der Führung.
    Herr Bundeskanzler, Herr Bundesminister für Landesverteidigung, ich trage verfassungsgemäß Ihren Wunsch in Rechnung und enthebe Sie, Herr Bundesminister, gemäß Ihrem eigenen Wunsch nach Artikel 74 der Bundesverfassung von Ihren Pflichten als Bundesminister für Landesverteidigung.
    Ich spreche Ihnen für die der Republik Österreich geleisteten Dienste einen Dank aus und eine Hand.
    Und auf eigenen Wunsch wurde der Kanzler dann bis zur Bestellung eines neuen Verteidigungsministers in dieser Position auf die Verfassung angelobt.
    Danach zogen sich alle drei, der Bundespräsident, der Bundeskanzler, nun auch noch Verteidigungsminister und der Privatmann Lütgendorff in die Präsidentschaftskanzlei zurück.
    20 Minuten später.
    Kirchschläger begleitet seine Gäste wieder bis nach vor zur Stiege.
    Lütgendorf schlägt dem Kanzler vor, hinunter zu Fuß zu gehen.
    Mach mal ein bisschen Bewegung, fiel der Satz.
    Und unten am Ballhausplatz hinterlässt der Freiherr dem Kanzler noch seine Adresse, wo er zu erreichen sein wird, sollte der Kanzler seinen Rat suchen.
    Kreisky nickt.
    Dann trennen sich die Wege der Kanzler.
    Unterwegs auf der Stiege im Kanzleramt nach seinen Gefühlen befragt.
    Schaut es.
    Soweit unser Bericht aus dem Bundeskanzleramt und damit wieder zurück ins Funkhaus.
    Diese Regierungsumbildung hat naturgemäß auch in den Oppositionsparteien Reaktionen hervorgerufen.
    Hans Langsteiner holte erste Stellungnahmen der beiden Parteichefs Taus und Peter ein.
    Für die Volkspartei ist die Demission Lütgendorfs nicht zuletzt ein politischer Erfolg der eigenen Strategie, die ja auch in einem parlamentarischen Misstrauensantrag gemündet war.
    Parteichef Taus.
    Wir sind der Auffassung, dass der Verteidigungsminister schon längst hätte zurücktreten müssen oder vom Bundeskanzler aus der Regierung entlassen werden müssen.
    Es ist sehr, sehr lange darüber diskutiert worden, zu lange.
    Das hat dem Ansehen Österreichs geschadet.
    Das hat sicherlich Unruhe auch in das Bundesheer hineingebracht.
    Und der Bundeskanzler hat, wie er das so häufig tut, nicht entschieden, hat zu lange gezögert.
    Und wir sind ja immer der Auffassung, dass er in personalpolitischen Fragen eine sehr unglückliche Hand hat.
    Lütgendorf ist unserer Meinung nach
    Vom Anfang an ja nur als der Exekutor einer verfehlten sozialistischen Wehrpolitik in die Regierung berufen worden.
    Die Verantwortung trägt immer der Regierungschef.
    Er ist derjenige, der die Minister vorschlägt.
    Er ist derjenige, der die Minister beruft.
    Und niemand kann sich für seine Mitarbeiter und für seine Minister, die er beruft, und das sind wichtige Positionen, ausreden, dass er nichts wisse und dass er also eigentlich dafür keine Verantwortung trage.
    Denn ÖVP-Obmann Taus, die politische Verantwortung für den Lütgendorff-Rücktritt, also auf die Position des Regierungschefs aus, so nimmt FPÖ-Chef Peter in seiner Stellungnahme andere Kabinettsmitglieder aufs Korn.
    Der Fall Lütgendorff ist meines Erachtens kein Fall Lütgendorff, sondern nur die Spitze eines Eisberges.
    Eines Eisberges, der zum Ausdruck bringt, dass das derzeitige Regierungssystem nicht funktioniert.
    Es handelt sich ja nicht nur um die Beteiligung des Verteidigungsministeriums an dieser Causa, sondern um die des Finanzministeriums, des Innenministeriums und des Handelsministeriums.
    Diese vier Ministerien unter Einschluss des Verteidigungsministeriums haben seit Jahren nicht funktioniert.
    Die verantwortlichen Minister haben die Kontakte nicht entsprechend gehalten und ihren Wissensstand, vor allem was den Außenminister betrifft, auch nicht an den Bundeskanzler weitergegeben.
    Genauso wenig wie Verteidigungsminister Lütgendorf seinen Wissensstand an den Bundeskanzler weitergegeben hat.
    Wir wissen nämlich seit Mai 1976 von der österreichischen Botschaft in Damaskus, dass Vorgänge dieser Art vorgelegen sind.
    Darum hat sich niemand gekümmert.
    Und was ich betaure ist, dass der Verteidigungsminister allein verantwortlich gemacht wurde für diese Missstände, bei aller Verantwortung, die ihm zufällt.
    Und es liegt der Verdacht nahe oder abgeschwächt die Frage nahe, muss jetzt der parteilose Minister Lüttgendorf, der keine entsprechende parteipolitische Verankerung in der SPÖ hat, als Sündenbock herhalten, um die anderen betroffenen Minister, die fest in der sozialistischen Partei verankert sind, abzudecken.
    Und mit dieser Frage wird sich die freiheitliche Fraktion morgen eingehend im Plenum des Nationalrates auseinandersetzen.
    Wie sehen die beiden Oppositionsführer nun den mutmaßlichen Nachfolger Lüttgendorffs, den bisherigen Innenminister Rösch?
    ÖVP-Obmann Taus hofft auf eine Beruhigung im Verteidigungsressort.
    Minister Rösch ist ja schon sehr lange in der Regierung.
    Jeder kennt also noch seine Rolle beim OPEC-Überfall, aber wir werden ihm
    um eine Nuance freundlicher FPÖ-Chef Peter.
    Bundesminister Rösch ist ein erfahrenes Regierungsmitglied.
    Er hat darüber hinaus einschlägige Erfahrungen im Verteidigungsressort als Staatssekretär seinerzeit gesammelt.
    Seine vordringlichste Aufgabe, wenn er Verteidigungsminister werden sollte, was ich ja nicht weiß, würde ich darin sehen,
    Das Bundesheer aus der tagespolitischen Auseinandersetzung herauszubringen, um das Bundesheer in die Lage zu versetzen, seinen Verteidigungsaufgaben so nachzugehen, wie das meines Erachtens in einem neutralen Staat notwendig ist.
    Ob und inwieweit diese Stellungnahmen eine Modifikation erfahren, wird sich wohl erst nach den ersten konkreten Maßnahmen des neuen Verteidigungsministers zeigen.
    Das also ist die Meinung der Spitzenpolitiker der Opposition zum Rücktritt des Verteidigungsministers Lüttgendorff.
    Mit ÖVP-Obmann Taus und mit dem freiheitlichen Parteichef Peter sprach Hans Langsteiner.
    Die Frage, ob Lüttgendorff gegen Bestimmungen des Staatsvertrages und des Strafgesetzbuches verstoßen hat, wenn nicht im juristischen, so zumindest im politisch-moralischen Sinn, bleibt also offen.
    Sie war ja nicht Gegenstand der parlamentarischen Untersuchungen.
    und dazu gleich die Meinung der österreichischen Presse.
    Die Auszüge aus den Leitartikeln und Kommentaren hat Herbert Dobrowolny zusammengestellt.
    Viele Kommentatoren beschäftigen sich mit der Amtszeit und den Zukunftsaussichten im Verteidigungsressort.
    Im Kurier überschreibt Alfred Peierleitner seine Bilanz der Ära Lütgendorf mit dem Titel
    Politiker aber mit Format.
    Karl Lütgendorff wird in die Geschichte nicht als großer Heeresreformer eingehen, sondern als jener Mann, der bewiesen hat, dass man der Aussage eines Ex-Bordeliers mit Abstand mehr trauen kann, als dem eines Freiherrn.
    Format?
    Nun tritt er also ab.
    Aber das ist keine mannhafte Tat mehr, sondern eine längst verpasste Geste.
    Nein, über das Format Karl Lütgendorffs braucht ab sofort wirklich nicht diskutiert werden.
    Und weiter heißt es, das Publikum, ohne dies der banalen Auffassung, dass die da oben alle lügen, erlebt ihre Eskapaden mit einer Mischung aus Neugier und Schadensfreude.
    Da fast niemand die Sache selbst ernst nimmt, zählt nur mehr die geradezu obszöne Schau, auf wie viele Bälle und Empfänge trauter sich denn noch der weitwunde Minister, schreibt Alfred Peierleitner im Kurier.
    Gerhard Neureiter stellt zur Demissionierung Karl Lütgendorfs in den Salzburger Nachrichten die Frage, wieso in Ehren?
    Wie es scheint, soll er in Ehren gehen und dabei sträuben sich dem Staatsbürger die Haare.
    Da sollte einmal der Abteilungsleiter eines privaten Unternehmens seinen Chef unvollständig und den gesamten Vorstand falsch über die Vorgänge in seiner Abteilung informieren,
    Da hätte einmal ein alter österreichischer Offizier Jagdeinladungen von einem Waffenhändler annehmen und seinen Kaiser anlügen sollen, was wären die Folgen gewesen?
    Der Abteilungsleiter flöge hinaus, den Offizier hätte der Kaiser degradiert.
    Unser politisches System ist anders.
    Minister Lüttgendorff kann mit 62 Prozent seines Ministergehalts von rund 90.000 Schilling in Pension gehen.
    Und das in Ehren.
    Soweit Auszüge aus dem Kommentar von Gerhard Neureiter in den Salzburger Nachrichten.
    In der Presse wird der Rücktritt Karl Lütgendorfs von Hans-Werner Scheidel mit dem Ausscheiden von Felix Slavik aus der Politik verglichen.
    Wie einst schon Felix Slavik, so geht jetzt auch Karl Lütgendorf genau genommen zum falschen Zeitpunkt und aus falscher Ursache.
    Freilich, er hat das österreichische Parlament belogen, er hat die Majestätsbeleidigung riskiert und Kreisky angeschwindelt.
    Aber auch Slavik demissionierte nicht, weil ihm seine Fehlleistungen in der Wiener Stadtverwaltung zum Verhängnis wurden, sondern einige Bäume im 18.
    Wiener Gemeindebezirk.
    Und Lütgendorf wird verstoßen, weil er sich ungeschickt ja läppisch verhalten hat, nicht aber, weil er ganz offensichtlich seinen Auftrag schlecht erfüllte.
    Nach diesem Zitat aus der Presse nun die Meinung des sozialistischen Regierungsorgans Arbeiterzeitung.
    Hier beschäftigt sich Manfred Scheuch mit der Affäre um den Verteidigungsminister unter dem Titel Die Wahrheit folgendermaßen.
    Vielleicht ist man anderswo großzügiger mit der Wahrheit und sei es mit der Ausrede, dass dies im Interesse des Staates, der Wirtschaft, der Arbeitsplätze liege.
    Aber wodurch sollte all das besser gesichert sein, als durch jenes Vertrauen, das auf Wahrheit beruht?
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt versieht Walter Salzmann seinen Kommentar zum Thema Lütgendorf mit der Überschrift Ein Stück Legende.
    Er geht auf den Prestigeverlust ein, den seiner Meinung nach Bundeskanzler Kreisky durch den Rücktritt Lütgendorfs erlitten hat und schreibt Bruno Kreisky, der schon mit der Berufung der Herren Freisler und Oehlinger, weiters einer Frau Leo Dolter sowie jüngst auch durch die eines Herrn Schober zu Regierungsehren eine denkbar unglückliche Hand bei Personalentscheidungen bewiesen hat,
    hat sich im Fall Lütgendorf auch noch den Stempel des Unentschlossenen aufgeprägt.
    Nach diesem Auszug aus dem ÖVP-Organ Neues Volksblatt nun ein Zitat aus der Zeitung, die vor viereinhalb Monaten die Munitionsaffäre aufgedeckt hat.
    In der morgigen Ausgabe der Wochenpresse schreibt Franz Ferdinand Wolf.
    Zu helfen war Karl Ferdinand Lütgendorf freilich nicht mehr.
    Bestraft aber wurde er auch nicht.
    Denn hierzulande markiert allein das Strafrecht eine scharfe Grenze.
    Aber zwischen Unbescholtenheit und Verstößen gegen das Strafrecht gibt es noch etwas.
    die politische Moral.
    Abschließend noch ein Zitat aus der Neuen Kronen Zeitung.
    Hier beschäftigt sich Hans Mahr mit dem Nachfolger Karl Lütgendorfs.
    Das Innenminister Rösch der Nachfolger Lütgendorfs wird, ist wohl die beste Lösung die Kreis getreffen konnte.
    Zu hoffen ist, dass der erste Auftrag Kreiskis an den neuen Mann kurz und schmerzlos lauten wird, mit dem eisernen Besen im Ministerium aufkehren.
    Denn es war nicht Lütgendorff allein, der das Amtsgebäude am Wiener Franz-Josefs-K in den letzten Jahren in Misskredit gebracht hat.
    Das schreiben Österreichs Zeitungen zum Wechsel in der Führung des Verteidigungsressorts.
    Zuletzt hörten sie ein Zitat aus der Neuen Kronenzeitung.
    und damit ins Ausland.
    In der Geisler-Affäre in den Niederlanden hatte es gestern Abend eine Zeit lang den Anschein, als ob die Wende, die Wende zum Besseren, unmittelbar bevorstehende.
    Nun, vielleicht wurde die Zusage der Terroristen, sie bestünden nicht mehr darauf, ihre Geiseln auf dem Flug ins Ausland mitzunehmen, überbewertet.
    Jedenfalls ist auch jetzt um 12.33 Uhr weiterhin offen, ob und wann es zu einem Austausch der 59 Geiseln gegen die abgeurteilten 21 Südmolukka kommt, deren Freilassung die Terroristen fordern.
    Oder hat sich die Situation in dieser wichtigen Frage geändert, Herr Conen?
    Sie beobachten die Vorgänge ja an den beiden Schauplätzen der Geiselaffäre, also bei dem gekaperten Zug und in dem Schulgebäude von Bovensmilde.
    Ja, in der Tat, lassen Sie mich eine kleine Korrektur anbringen.
    Es sind 60 Geiseln in der Hand der Terroristen, vier Lehrer in der Schule in der Hand von vier Terroristen.
    56 Geiseln im gekaperten Zug, beide pünkt.
    Aber zu Ihrer Frage, ob eine neue Entwicklung sich anbahnt oder bemerkbar ist, hier im Krisenzentrum von Atten, darf ich Ihnen sagen, oh ja.
    Der Trend, den wir seit 48 Stunden, möchte ich meinen, beobachten, setzt sich verstärkt fort.
    Die Initiative ist eindeutig auf die Behörden übergegangen.
    Die Terroristen haben offenbar im Moment nur noch die Sorge, ihre eigene Haut zu retten.
    Und es wird immer zweifelhafter, ob ihnen selbst dieses noch gelingen kann.
    Nun Herr Connen, heute Vormittag haben diese Terroristen ja, wie wir in den Nachrichten gehört haben, den Behörden eine neue Botschaft zukommen lassen.
    Kennt man an Ort und Stelle den Inhalt?
    Ja, der Inhalt lautet,
    Die Terroristen bitten um die Einschaltung eines Vermittlers.
    Über die Person des Vermittlers bewahren Regierungssprecher hier in Assen und auch im Haag Stillschweigen.
    Aber die Regierung gibt es zu erkennen, dass sie bereits mehrere Persönlichkeiten in Aussicht hat.
    Wir wissen ja aus dem Geiselnahmefall von Beilen vor eineinhalb Jahren im Dezember 75, dass sich molukkische Führer, die von dieser speziellen jungen Gruppe der Molukkas zwar abgelehnt werden,
    damals als Vermittler durchaus bewährt haben.
    Ob nun jetzt wieder ein Molukka, ein Molukkenführer für die Gespräche, insbesondere ja mit dem Zug, der zurzeit im Schwerpunkt des Interesses steht, benutzt werden kann, ist noch nicht klar.
    Es läuft aber wohl darauf hinaus, weil diese Menschen, das hat gestern der Justizminister van Acht nochmal in aller Klarheit gesagt, er hat gesagt, sie sind emotional außerordentlich labil.
    Sie sagen jetzt dies und meinen das Gegenteil und umgekehrt.
    Man muss außerordentlich vorsichtig mit ihnen sein.
    Sie sind eben keine Europäer, sie sind geistig sehr weit weg von uns dort drüben in Asien.
    Etwas anderes, Herr Kohn, einen besonderen Anteil nimmt die Öffentlichkeit auch hier bei uns in Österreich am Schicksal der Kinder, die ja nach viertägigem Geisselschicksal freigelassen worden sind.
    Mehrere von ihnen sind ja weiterhin im Krankenhaus.
    Und die wichtigste Frage wohl, inwieweit stimmen die Berichte, in denen von zwei Fällen von Gehirnhautentzündung geredet war?
    sind nach wie vor nicht bestätigt.
    Sie basieren auf den Auskünften des behandelnden Arztes, der hier erschienen ist am Samstag und uns mitgeteilt hat, dies sei so, alle Symptome deuteten darauf hin und in einem Falle sei er, der behandelnde Arzt, sicher, dass die Diagnose Meningitis, also infektiose Hirnhautentzündung, laute.
    Seither ist nichts Neues mehr geschehen.
    Die Behörden haben offensichtlich den Arzt und überhaupt das Krankenhaus Wilhelmina hier in Assen zurückgepfiffen.
    und ihnen das Gleiche auferlegt wie vielen anderen, auf die sie einen direkten oder indirekten Einfluss haben, nämlich zu schweigen über vieles.
    Das Gleiche ist zu sagen über den Gesundheitszustand der schwangeren Frau, die sich ja im Zug befindet.
    Die Frau ist im siebten Monat schwanger und war tragischerweise mit diesem Zug auf dem Wege in eine Spezialklinik in Groningen, um sich dort wegen einer erwarteten Komplikation in ihrer Schwangerschaft behandeln zu lassen.
    Ihr Arzt hat mehrfach, wir haben darüber berichtet, an die Terroristen über das Krisenzentrum appelliert, in leidenschaftlicher Weise appelliert, sie doch freizulassen.
    Ihr Mann und ihr Schwiegervater haben sich mehrfach bereit erklärt, sofort als Austauschgeiseln in den Zug zu gehen.
    Alles vergeblich, seit die Kinder aus der Schule von Bovensmilde entlassen werden mussten, weil zumindest eine infektiöse Darmengrippe mit Erbrechendurchfall, Fieber sie überfallen hat und die Terroristen darüber in Panik geraten sind.
    gilt offenbar im verwirrten Hirn, muss man wohl sagen, der Terroristen das ungeborene Kind dieser Frau als das Hauptunterpfand ihrer eigenen Sicherheit.
    Und jetzt zum Abschluss, Herr Kohnen, das Wichtigste wohl, wie schätzen Sie an Ort und Stelle die Situation ein, ist in naher Zukunft Ihrer Meinung nach mit einer Freilassung der Geiseln zu rechnen?
    Gibt es irgendwelche Hinweise darauf?
    Die Sprecherin des Justizministers hat ja gestern in einem WDR-Interview erklärt,
    Die Terroristen hätten gegenüber dem Krisenzentrum verbindlich versichert, ihre Geiseln auf jeden Fall vor dem geforderten Abflug im Amsterdamer Flughafen Schiphol freizulassen.
    Das also auf jeden Fall.
    Die Forderung, die Geiseln mit ins Ausland zu nehmen, existiert also nicht mehr.
    Darüber hinaus existieren eine Reihe von anderen Forderungen der Terroristen insofern nicht mehr.
    als darüber, und das ist eine sehr merkwürdige Formulierung, überhaupt nicht mehr verhandelt wird.
    Weder die Terroristen noch das Krisenzentrum bringt in den wohl dauernden Gesprächen noch die Rede auf die Forderungen, die da sind, insbesondere Freilassung jener 21 Kumpanen, die die Reise ins Ungewisse mit antreten sollten.
    Davon ist nicht mehr die Rede.
    Und insofern kann man sagen, die Regierung hat voll die Initiative ergriffen.
    Es ist an der Regierung, den Terroristen Forderungen zu stellen und nicht mehr umgekehrt, schon seit mehreren Tagen so.
    Und man kann jetzt darüber spekulieren, in welchem psychischen Zustand sich jene Leute dort im Zug befinden, ob sie nur noch ihre eigene Haut retten, ob sie möglicherweise
    nur noch verzögern wollen, ob sie der totalen Ratlosigkeit anheimgefallen sind, ob sie im gegebenen Fall überhaupt noch die psychische Kraft haben, zur Flinte zu greifen, zur Maschinenpistole zu greifen, wenn gestürmt werden sollte.
    Darüber ist hier auch ganz offen diskutiert werden, aber nichts Genaues weiß man nicht.
    Eines ist jedoch sicher.
    Die Regierung hat die Initiative und die Terroristen wenden sich von einer Krise zur nächsten.
    Vielen Dank, Herr Kronen, für diese Direktinformationen.
    Sollte sich in nächster Zeit etwas ereignen, bis 13 Uhr sind wir ja direkt auf Sendung.
    Auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Terrorismus, politischer Terrorismus, ist jedenfalls ein Schlagwort, das leider nach wie vor höchste Aktualität hat.
    Es gibt harmene Nachrichtensendungen und keine Zeitungsausgabe, in der nicht Meldungen auftauchen über aktuelle Fälle von politischem Terrorismus.
    Die europäischen Regierungen haben daher schon vor längerem versucht, ihre Aktionen gegen das internationale Verbrechertum aufeinander abzustimmen, bei der Bekämpfung besser zusammenzuarbeiten.
    Heute wollen die Innenminister der neuen Staaten der europäischen Gemeinschaften bei einer Konferenz in London diese Arbeiten fortsetzen.
    Wie brennend dieses Problem im wahrsten Sinne des Wortes ist, zeigt schon ein oberflächlicher Überblick.
    In den Niederlanden also 60 Menschen in der Gewalt politischer Terroristen.
    In Nordirland fast täglich Tote, Opfer von Anschlägen der IRA, der irisch-republikanischen Armee.
    In Italien immer wieder Entführungen mit politischem Hintergrund.
    In der Bundesrepublik Deutschland erst kürzlich der oberste Ankläger von Anarchisten ermordet.
    Aus London jetzt Heinz Beran zur Konferenz der Innenminister der IG.
    Die Innenminister der EG, in manchen Fällen die Justizminister, im Falle Hollands aus verständlichen Gründen nur hohe Beamte, tagen heute im Lancaster House in London.
    Thema der Besprechungen ist vor allem die politische Kooperation gegen den Terrorismus.
    Der britische Innenminister Rees, früher Nordirlandminister, hielt das einführende Referat.
    Dieses Ministertreffen steht unter keinem sehr guten Stern.
    Drüben auf der anderen Seite des Kanals bietet sich dem Beobachter wieder einmal das Bild der Hilflosigkeit zivilisierter, verantwortungsbewusster Beamter gegenüber der irrationalen Forderung des Terrorismus.
    Und hier in den riesigen Hallen des Lancaster House, einem Symbol des alten Imperiums, sitzt unter den neuen auch der irische Innenminister.
    IRA-Verbrecher können aus der irischen Republik nach dem Gesetz nicht ausgeliefert werden.
    Keine irische Regierung würde wagen, daran zu rühren.
    Denn das sind ja politische Verbrechen und da gibt es keine Auslieferung.
    Und da sind wir mittendrin in der Problematik der politischen Kooperation gegen den Terrorismus.
    Was ist ein politisches Verbrechen?
    Gibt es überhaupt einen Schutz dagegen?
    Die gegenwärtige irische Regierung Cosgrave hat im vergangenen Jahr ein neues Abkommen mit der britischen Regierung getroffen, nachdem Verbrecher dieser Kategorie in der Republik vor das Gericht gestellt werden können für Terrorakte, die sie in Nordirland verbrochen haben.
    Und ebenso gilt das für Terrorakte in der Republik, die können vor einem nordirischen Gericht verhandelt werden.
    Aber wie bekannt stehen Wahlen in der Republik bevor.
    Und die Oppositionspartei Fianna Foyle würde aller Wahrscheinlichkeit nach dieses Abkommen wieder aufsagen, käme sie an die Macht.
    Ob man wohl auf dieser Konferenz den Franzosen die Freilassung von Abu Dhaoud vorwerfen wird?
    Lauter peinliche Themen.
    Eine Reihe von Arbeitsgemeinschaften haben bereits zwei Monate lang die verschiedenen relevanten Probleme untersucht und werden der Konferenz berichten.
    Und zwar eben über Terrorismus, aber auch über Polizei, Technologie und Ausbildung.
    Ein etwas hoffnungsvolleres Thema.
    Über die Sicherheit der Zivilluftfahrt.
    und wirklich sehr ernst über nukleare Sicherheitsvorkehrungen und Naturkatastrophen.
    Die Zusammenarbeit auf allen diesen Gebieten soll heute gefördert und die zukünftige Kooperation geplant werden.
    Das war Heinz Peran aus London.
    Alle Menschen sind ungleich.
    Bekannte Wissenschaftler zur Diskussion um politische Schlagworte von Gleichberechtigung und Chancengleichheit.
    Der Biologe Professor Riedl behauptet, Für den Biologen sieht es so aus, als ob eines der wesentlichsten Merkmale des Menschen die Individualität wäre.
    Jene Freiheit, sich zu individualisieren, sich als Mensch von Menschen abzuheben.
    Der Verhaltensforscher Professor Hassenstein erklärt.
    Wir müssen die Ungleichheit der Menschen anerkennen und auf diesem Weg zu einer Gleichwertung kommen.
    Die Menschen sind nicht gleich, sondern sie sind gleichwertig.
    Heute Abend, 20 Uhr, Programm Österreich 1.
    Alle Menschen sind ungleich.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt gleich 12.44 Uhr, eine Minute vor dreiviertel eins.
    An den Krisenherden in Afrika hielten die Spannungen während der Pfingstfeiertage an.
    In einigen Fällen haben sie sich sogar verschärft.
    So etwa hat der Sudan die Sowjetunion aufgefordert, das Personal der sowjetischen Botschaft auf die Hälfte zu reduzieren.
    In Windhoek wurde ein Schwarzer gehängt, der vier Weiße ermordet hatte, obwohl unter anderem auch UNO-Generalsekretär Waldheim interveniert hatte, das Todesurteil nicht zu vollstrecken.
    Und Rhodesien machte sich einmal mehr zum Richter.
    Rhodesische Truppen unternahmen drei Militäraktionen gegen Terroristenstützpunkte auf dem Boden Mosambiks.
    Sie sollen dabei etwa 80 Kilometer tief in das Staatsgebiet des Nachbarlandes eingedrungen sein.
    Einzelheiten dazu in einem Korrespondentenbericht der BBC London.
    Im Gegensatz zu früheren grenzüberschreitenden Verfolgungsaktionen wurde diesmal die Öffentlichkeit in Salisbury auf dem Laufenden gehalten.
    Die rhodesischen Streitkräfte meldeten die Zerstörung von mindestens drei schwarzafrikanischen Guerillalagern.
    Eines davon soll eine wichtige Drehscheibe im Untergrundkampf gewesen sein.
    Die gegenwärtige rhodesische Offensive konzentriert sich auf die Kleinstadt Mapai.
    Obwohl 70 Kilometer innerhalb von Mosambik gelegen, war Mapai bereits früher rhodesischen Angriffen ausgesetzt.
    Der Ort diente den Guerillas als Brückenkopf für Vorstöße in den Südosten Rhodesiens.
    Dichtes Buschwerk in diesem Gebiet erleichterte die Infiltration der Untergrundkämpfer.
    Die entsprechenden Verfolgungsaktionen von rhodesischer Seite und über die Grenze hinweg sind von der britischen Regierung kritisiert worden.
    Regierungsquellen in Salisbury verteidigen sich mit dem Argument, angesichts der zunehmenden Guerilla-Vorstöße in diesem Teil des Landes könne man nicht die Hände in den Schoß legen.
    Die Streitkräfte sollen jedenfalls bei ihren Gegenvorstößen noch keinen einzigen Mann verloren, aber bereits 41 Guerillas getötet haben.
    Die Regierungseinheiten werden offenbar vorerst nicht aus dem Grenzgebiet abgezogen, auch wenn sie sich jetzt nur mehr auf Bodenoperationen beschränken.
    Es seien allerdings noch Widerstandsnester jenseits der Grenze zu räumen, hört man in Salisbury, wo nun offen davon gesprochen wird, dass in letzter Zeit an der raudesischen Südostgrenze zu Mosambik besonders intensiv gekämpft wird.
    Mit diesem BBC-Beitrag haben wir die politische Berichterstattung im Mittagsschanal beendet.
    Die Kultur.
    Im Tee-Salon der Wiener Staatsoper gab heute Mittag Direktor Egon Seefelner seine Vorhaben für die Spielzeit 1977-78 bekannt.
    Es sind Neuinszenierungen der Opern Romeo und Julia von Bellini, Capriccio von Richard Strauss, Titus von Mozart, André Chenier von Giordano,
    Martha von Flotto und der junge Lord von Henze geplant, ferner Wiederaufnahmen von Janaceks Jenufa, einem der Besuch der alten Dame, Beethovens Fidelio und der Leonard Bernstein.
    Dazu kommen noch die Ballettpremieren.
    Einige Einzelheiten dieses Spielplans erläuterten im folgenden Interview mit Volkmar Parschalk, Staatsoperndirektor Dr. Seefelner und Ballettdirektor Dr. Gerhard Brunner.
    Herr Direktor Seefeldner, von den Neuinszenierungen ist es so, dass Sie an Ihrem Konzept festhalten, möglichst interessante, unbekanntere Werke, also Werke, die nicht ständig am Repertoire der Staatsoper zu finden waren, wiederzubringen.
    Genau.
    Ich glaube, man sollte die Bellini-Aufführungen, die wir mit Norma begonnen haben,
    die vielleicht nicht so ausgefallen ist, wie ich mir das vorgestellt habe, aber trotzdem beim Publikum ein großer Erfolg geblieben und geworden ist, durch ein weiteres Bellini-Werk fortsetzen, damit man endlich einmal in Wien auch diesen großen Komponisten
    einigermaßen kennenlernen.
    Herr Dirkus, Sie haben Verträge mit den vier berühmtesten Dirigenten der Gegenwart, wovon Georg Scholti wahrscheinlich erst in der übernächsten Spielzeit in Wien dirigieren wird.
    Wie wird das mit Karajan, mit Böhm, mit Bernstein sein?
    Ja, also wir haben uns versichern können, dass Herbert von Karajan in den nächsten, also in den kommenden zwei Jahren insgesamt, also drei Jahre bei uns jeweils im Frühjahr dirigieren wird.
    Wie steht es mit neuen Inszenierungen von Karajan?
    Wird es neue geben?
    Wird er einmal in Wien wieder eine neue Inszenierung herausbringen oder wird es vielleicht in zwei Jahren wieder eine Übernahme aus Salzburg geben?
    Es wird in zwei Jahren wieder Übernahmen aus Salzburg geben und sicherlich wird es Don Carlos sein.
    Und Figaro's Hochzeit wird wieder sein, weil dann geplant ist, von Figaro's Hochzeit eine Fernsehaufzeichnung zu machen.
    Wird Figaro's Hochzeit auch unter dem Jahr, also außerhalb der Karajan-Stadtzone, in der Staatsoper zu sehen sein?
    Figaro's Hochzeit und Troubadour wird nur von Karajan dirigiert werden.
    Es ist zu hoffen, dass von Karajan auch während des Jahres das eine oder andere Mal hier sicherlich den Figaro dirigieren wird.
    Mit Böhm haben Sie, glaube ich, wieder Richard Strauss fest dargefixiert.
    Mit Böhm und Stein sind Strauß-Festtage im November vorgesehen, die einen sehr umfangreichen Überblick über das Schaffen von Strauß geben wird.
    Und ich glaube, dass alle diese Vorstellungen, zumindest der Papierform nach, wirklich ideale Aufführungen von Strauß sein werden.
    Wie steht es mit dem Ring des Nibelungen mit Rudolf Nölte?
    8081 soll Rheingold und die Wahlführer herauskommen.
    Mit Meta als Dirigenten.
    Herr Dr. Brunner, ganz kurz, was ist zum Ballettprogramm der nächsten Spielzeit zu sagen?
    Das Ballettprogramm beginnt mit zwei Wiederaufnahmen, die ich für wichtig halte für die Repertoire-Politik, weil es große Klassiker sind.
    Das eine Werk ist Don Quixote, das andere Schwanensee, beide in der Choreografie von Nureyev.
    Und das Wichtige daran ist, dass Nureyev selbst die Proben insgesamt acht Wochen lang überwachen wird.
    Er wird auch selbst tanzen.
    Die Frühjahrsprämie wird mit drei Choreografen besetzt sein, die heuer bereits im Haus gearbeitet haben und von denen ich glaube, dass irgendwo den Weg bezeichnen, den wir gehen wollen, was den Stil der Kompanie angeht.
    Das eine ist George Balanchine, dessen La Valse als Agenzung zum Repertoire kommt.
    Der zweite ist Hans van Maanen, der ein weiteres Werk für uns macht, Lieder ohne Worte, ein Stück zu Mendelssohn-Musik, das erst in wenigen Wochen in Holland überhaupt Premiere haben wird.
    Und der dritte ist John Neumeyer, der wiederkommt, worüber wir uns alle sehr freuen, und Don Juan von Gluck einstudiert.
    Ein Stück, von dem ich denke, dass es in der nächsten Saison, in seiner übernächsten Spielzeit, mit der Josefslegende zusammen ein Programm ergeben wird, einen Abend, den man dramaturgisch unter dem Thema Verführer vielleicht ansetzen könnte.
    Eine Festwochenpremiere 78 ist ebenfalls in Planung.
    Es sind nur ein paar Fragen der Abgeltung zu regeln.
    Das wird ein Schubert-Abend werden, der thematisch zum Vormärz passt und zwei Stücke sind in Vorbereitung.
    Das eine Werk ist Rosamunde in der dramaturgischen und inszenatorischen Einrichtung des deutschen Choreografen Joachim Gerster.
    Das andere ist Der Tod und das Mädchen in der Choreografie von Erich Walter.
    Und Schubert ist auch der Komponist, der unser erstes Salzburger Gastspiel nach 23 Jahren bestimmen wird.
    Und Hans van Maanen wird für Salzburg 78 zum ersten Mal ein Stück neu für unsere Kompanie machen.
    Und das Werk wird wahrscheinlich erstes Grand Trio heißen auf das Schubert B-Dur Klaviertrio.
    Das also plant die Wiener Staatsoper für die kommende Saison.
    Berichterstatter war Volkmar Paschalk.
    Tanzavatgard aus den Vereinigten Staaten, Merce Cunningham und seine Dance Company sowie Maurice Béjar und sein Brüsseler Ballett des 20.
    Jahrhunderts sind die Schwerpunkte des Ballettfestivals der Wiener Festwochen in dieser Woche.
    Seit gestern bis 2.
    Juni bringt Mörs Cunningham zwei verschiedene Programme im Theater an der Wien.
    Am 1., 2. und 3.
    Juni hat das Wiener Publikum Gelegenheit, Maurice Bejars 1964 entstandene Choreografie zu Beethovens 9.
    Sinfonie in der Wiener Stadthalle zu sehen.
    Walter Gellert berichtet.
    Der 1919 geborene Merce Cunningham studierte Modern Dance bei Martha Graham, in deren Truppe er auch von 1940 bis 1944 als Solist tätig war.
    Allerdings begann er, da in Martha Grahams Tanzerzählungen und ihre psychologischen Inhalte nicht interessierten, eigene Wege zu gehen.
    Bei seiner ersten Arbeit 1944 war auch der Komponist John Cage dabei.
    Diese Zusammenarbeit dauert bis heute an.
    Cunningham sagt selbst, Cages Kompositionen engen ihn nicht ein und üben auch keinen direkten Einfluss auf die Choreografie aus.
    Merce Cunningham?
    Meine Vorstellung von Musik und Tanz ist, dass diese beiden zwei verschiedene Dinge sind, die koexistieren können.
    Aber die Musik hat den Tanz nicht durch den Rhythmus zu unterstützen.
    Es existiert ein Klang, der zur selben Zeit wie der Tanz stattfindet, so wie wir existieren, mit all dem, was uns umgibt, etwa die Straßengeräusche.
    Ich glaube, der Tanz drückt zwar etwas aus, aber er muss nicht von bestimmten Dingen handeln.
    Ich will also keine Geschichten erzählen oder dem Publikum meine Meinung oder meine Gefühle aufdrängen.
    Ich möchte, dass jeder Zuschauer selbst entscheidet.
    Einen bedeutenden Raum im Schaffenmörs Cunninghams nehmen die sogenannten Events ein.
    Bei einem Gastspiel im Wiener Museum des 20.
    Jahrhunderts musste der Choreograf aufgrund des arenaartigen Raumes seine Arbeiten dem Raum anpassen.
    Seither ist die Zahl der Events, die Teile von bestehenden Choreografien verändern und variieren, auf weit über 100 angewachsen.
    Hat Improvisation bei diesen Arbeiten einen Raum?
    Dazu Merce Cunningham.
    Es gibt keine.
    Das ist ein großes Missverständnis, weil es oft so ausschaut, als wäre es improvisiert.
    Jede Bewegung ist sorgfältig geprobt.
    Im Hinblick auf die Raumverhältnisse verändere ich sowohl die Arrangements für die Events, was die räumliche als auch die zeitliche Aufteilung betrifft.
    Wobei natürlich auch das Tempo verändert werden kann.
    Aber all das ist jedes Mal genau geprobt.
    I rearrange the dances, or what we will do, and so the space and the time change, and the speed sometimes, but the actual movement is set and rehearsed each time.
    Jubel und Ablehnung, darauf stoßen seit Jahren die Choreografien des heute 50-jährigen französischen Choreografen Maurice Béjar.
    Seit 1959 leitet er das Brüsseler Ballett des 20.
    Jahrhunderts und vor allem in den letzten Jahren hat er immer wieder versucht, mit seinen Tanzschöpfungen ein neues Publikum anzusprechen.
    In Wien war zuletzt eine Inszenierung der Traviata zu sehen gewesen.
    1964 wurde Bechars Fassung von Beethovens 9.
    Symphonie in Brüssel uraufgeführt.
    Seither ist diese Aufführung in vielen Städten der Erde zu sehen gewesen.
    Mit dieser Arbeit wollte Bechar kein Ballett im herkömmlichen Sinn schaffen.
    Mit dieser Tanzschöpfung sollte eine tiefe menschliche Anteilnahme an dem Werk ausgedrückt werden.
    Das Thema die Liebe des Menschen auf Erden.
    Einer der Solisten ist Daniel Lommel, der 1967 von der Hamburgischen Staatsoper zu Béjar gekommen ist.
    Er sagt über die Arbeit Béjars an einer Choreografie.
    Er hat eine lange, lange Vorbereitung.
    Manchmal ein Jahr, manchmal zwei Jahre, manchmal drei Jahre.
    Und wenn er findet für ihn selbst, dass sein Ballett ist bereit, eingeteilt und geschnitten wie ein Szenario, dann kommt er ohne
    irgendeine vorfertige Idee vor seine Leute, das er sehr gut kennt, weil die meisten sind in seiner Kompanie, zehn Jahre, zwölf Jahre, acht Jahre, fünf Jahre.
    Die Choreografie, sagen wir, wie eine neunte Symphonie, wird meistens in einem Monat, anderthalb Monaten, gebaut und fertig gemacht und bereit getanzt.
    In der Choreografie der 9.
    Symphonie, vorangestellt ist ein Prolog aus Texten von Nietzsche, verwendet Béjar sowohl klassische als auch folkloristische Elemente.
    Es ist dies eine Arbeit, mit der Béjar wohl einen bedeutenden Schritt in Richtung totales Tanztheater gemacht hat.
    Und vom Kulturprogramm der Bundeshauptstadt, drei Minuten vor eins, noch einmal zurück zur Tagespolitik, ich gebe ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Bundespräsident Kirchschläger hat heute die Demission von Verteidigungsminister Lütgendorff entgegengenommen und Bundeskanzler Kreisky mit der vorübergehenden Führung der Amtsgeschäfte betraut.
    Die Würfel über die Besetzung des Verteidigungsministeriums sind praktisch gefallen.
    Bundeskanzler Kreisky erklärte heute nach der Sitzung der Bundesregierung, er sei für Otto Rösch.
    Der Innenminister bestätigte, dass er das Verteidigungsressort übernehmen werde.
    Für die Nachfolge von Innenminister Rösch kommt, nach Meinung von Bundeskanzler Kreisky, ein bewährter Minister oder ein anderes Regierungsmitglied in Frage.
    Auf eine Frage von Journalisten meinte der Bundeskanzler, er schließe für diese Funktion des neuen Innenministers den derzeitigen Verkehrsminister Lanz oder Staatssekretär Lausecker nicht aus.
    Kreisky fügte hinzu, er werde in die heutige Sitzung des SPÖ-Parteipräsidiums mit sehr konkreten personellen Vorschlägen gehen.
    Die endgültige Nominierung im erweiterten Parteipräsidium der SPÖ, heute in einer Woche, dürfte dann nur mehr eine Formsache sein.
    ÖVP-Parteiobmann Taus erklärte zum Rücktritt von Verteidigungsminister Lüttgendorff, der Ressortchef hätte schon lange entlassen werden müssen.
    Die Diskussion, die viel zu lange gedauert habe, hätte dem Ansehen Österreichs geschadet, formulierte Taus.
    Im Allgemeinen bezeichnete Taus Lüttgendorff als Exekutor einer verfehlten sozialistischen Verteidigungspolitik.
    FPÖ-Chef Peter sagte, der Fall Lütgendorf sei nur die Spitze eines Eisberges.
    Das Regierungssystem funktioniere nicht, meinte Peter und nannte in diesem Zusammenhang das Finanzministerium, das Handelsministerium, das Innenministerium und auch das Außenministerium.
    Zum wahrscheinlichen Nachfolger Rösch meinte Taus, man werde ihm sachlich und kritisch gegenübertreten.
    Peter sagte, Rösch sei ein erfahrenes Regierungsmitglied.
    Seine Hauptaufgabe werde es sein, das Bundesheer aus den tagespolitischen Auseinandersetzungen herauszuhalten.
    Während der Pfingstfeiertage sind bei Verkehrsunfällen 29 Menschen ums Leben gekommen.
    Zu Pfingsten im vergangenen Jahr waren es 16.
    Insgesamt haben sich heuer während der Feiertage 716 Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereignet.
    1976 waren es 475.
    Die einstündige Mittagsinformation ist beendet, verehrte Zuhörer.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr.
    Und für das Mittagsteam, für Redaktion und Technik, sagt Ihnen Adolf Poindl, auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lütgendorf-Rücktritt, Ministerrat, Demissionierung
    Bundespräsident Kirchschläger und Bundeskanzler Kreisky bei Demissionierung , Interview: Bundeskanzler Kreisky, Minister Lütgendorf, Minister Rösch, O-Ton Bundeskanzler Kreisky, Bundespräsident Kirchschläger
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Eichinger, Erich [Gestaltung] , Freund, Eugen [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r] , Lütgendorf, Karl [Interviewte/r] , Rösch, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Hofburg, Präsidentschaftskanzlei im Leopoldinischen Trakt [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen der Opposition
    Interview: Parteiobmann Taus, Parteiobmann Peter
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Taus, Josef [Interviewte/r] , Peter, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Lütgendorf
    Mitwirkende: Dobrovolny, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation Geiseldrama Holland
    Mitwirkende: Conen, Hans Werner [Gestaltung] , Poindl, Adolf [Moderation]
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    London: EG-Innenminister beraten über Verbrechensbekämpfung
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Ort: London [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer: "Alle Menschen sind ungleich"
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rhodesien - Vorstoß nach Mosambik
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spielplanvorhaben der Staatsoper
    Interview: Staatsoperndirektor Egon Seefehlner, Ballettdirektor Gerhard Brunner
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Seefehlner, Egon [Interviewte/r] , Brunner, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Merce Cunningham
    Einblendung: Merce Cunningham, Daniel Lommel
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Cunningham, Merce [Interviewte/r] , Lommel, Daniel [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Medien und Kommunikation ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.05.31
    Spieldauer 00:59:37
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.05.31 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770531_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt