Mittagsjournal 1977.06.29

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    Untertitel der Amara.org-Community
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier ist das Studio des Mittagsschonals.
    Am Mikrofon ist Herbert Dobrowolny.
    Kurz ein Überblick über die nächsten 60 Minuten Informationen des aktuellen Dienstes bis 13 Uhr.
    Aus Österreich berichten wir über eine Sitzung des Nationalrates.
    Er verabschiedet heute die Wehrgesetznovelle und bringen WEMA als Service für Sie den Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen, die Inlandspresseschau.
    Die Wirtschaftsredaktion fasst pessimistische Wirtschaftsprognosen des Ford-Instituts für den Zeitraum 1978-1979 zusammen.
    Und dann aus dem Ausland informieren wir Sie über die EG-Gipfelkonferenz in London.
    Sie beginnt heute, wird morgen Nachmittag voraussichtlich zu Ende gehen.
    Die wichtigsten Themen Arbeitslosigkeit, Konjunkturlage und dann noch politische Fragen aus dem In- und Ausland.
    Und dann noch über eine Einigung der italienischen Parteien über das Teilprogramm der Regierung Andreotti, der historische Kompromiss in Italien dürfte langsam aber sicher Wirklichkeit werden.
    Die Kulturredaktion berichtet dann noch über die Berliner Filmfestspiele und über eine Rubens-Ausstellung in Antwerpen.
    Erster Punkt sind aber wie immer die Nachrichten, das Wichtigste aus aller Welt.
    Für sie ist heute Raimund Teller verantwortlicher Chef vom Dienst und gesprochen werden die Meldungen von Annemarie Bertet.
    Österreich.
    Die Wehrgesetznovelle steht heute im Mittelpunkt der Beratungen des Nationalrates.
    Kernstück dieser Novelle ist die darin vorgesehene Möglichkeit, Teile eines Jahrganges zu Kaderübungen des Bundesheeres zwangsweise zu verpflichten.
    Die Debatte muss spätestens um 16 Uhr unterbrochen werden, da die Volkspartei eine dringliche Anfrage in Zusammenhang mit der Serie der Banküberfälle der vergangenen Tage und Wochen eingebracht hat.
    In der Fragestunde des Nationalrates sagte Sozialminister Weisenberg, er habe nicht die Absicht, die Ersatzzeiten für die Kindererziehung von ein auf drei Jahre zu erhöhen.
    Das würde die Pensionsversicherung mit zusätzlich bis zu 1,4 Milliarden Schilling belasten, meinte Weisenberg.
    Der Sozialminister sprach sich in diesem Zusammenhang für das Modell der freiwilligen Weiterversicherung aus, wobei über den Weg des Familienlastenausgleiches für einkommensschwächere Familien gewisse Erleichterungen geschaffen werden sollten.
    Zu Beginn der Sitzung wurden zwei neue Abgeordnete angelobt.
    Anstelle der beiden künftigen Volksanwälte Bauer von der ÖVP und Zeilinger von der Freiheitlichen Partei rücken die Abgeordneten Wendelin Edtmeier und Friedhelm Frischenschlager nach.
    Die jüngste Wirtschaftsprognose des Instituts für höhere Studien und wissenschaftliche Forschung charakterisiert die voraussichtliche Entwicklung der österreichischen Wirtschaft zurückhaltend.
    Für heuer erwarten die Wirtschaftsforscher einen leichten Abschwung des Wachstums, sodass sich im Jahresdurchschnitt nach höheren Anfangsraten etwa 4,5 Prozent Ausweitung der produzierten Güter und Leistungen in Österreich ergeben werden.
    Für das kommende Jahr wird mit einem Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent gerechnet.
    Weiters erwartet das Institut für höhere Studien einen Anstieg der Inflationsrate, eine Erhöhung der Arbeitslosenziffern und kurzfristig keine Lösung in der schwierigen Situation der österreichischen Zahlungsbilanz.
    Erstmals haben 15 katholische Bischofskonferenzen europäischer Länder in einem gemeinsamen sogenannten Wort zu Europa ein eindeutiges Bekenntnis zur europäischen Einigung abgelegt.
    In der Erklärung, die heute von der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn veröffentlicht wurde, wird die Einigung Europas als Friedenswerk hervorgehoben.
    Am Wochenende soll sie von allen Kanzeln der katholischen Kirchen verlesen werden.
    Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im Frühjahr eine Erklärung zu Europa verabschiedet, welche die Grundlage für eine vom Wiener Kardinal König vorgetragene Initiative im Rat der Europäischen Bischofskonferenz wurde.
    Zu den Unterzeichnern des Wortes zu Europa gehören auch die jugoslawischen Bischöfe, während Kirchenvertreter in den osteuropäischen Ländern zumindest inhaltliche Übereinstimmung bekundeten.
    Großbritannien.
    In London beginnt heute Mittag eine zweitägige Konferenz des aus den Regierungschefs der neun Mitgliedsländer bestehenden Europäischen Rates.
    Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen die Arbeitslosigkeit, die Inflation und wirtschaftliches Wachstum.
    Voraussichtlich werden sich die Regierungschefs der neun EG-Länder auch mit der Nahostfrage befassen und dazu eine Erklärung abgeben.
    Italien.
    Nach beinahe viermonatigen Verhandlungen haben sich heute Nacht die Christdemokraten mit jenen fünf Parteien, von denen sie im Parlament unterstützt werden, auf ein sogenanntes kleines Regierungsprogramm geeinigt.
    Dieses Programm enthält unter anderem Maßnahmen zur schärferen Bekämpfung von Terroristen, Richtlinien zur Sanierung der Wirtschaft und eine Reform des Unterrichtswesens.
    Die nur aus Christdemokraten bestehende Regierung Andriotti wird weiterhin unverändert im Amt bleiben.
    Der italienische Außenhandelsminister Ossola hat bei seinem jüngsten Besuch in Polen Parteichef Gjerek den Bau einer Kohlenpipeline von den Gruben im Gebiet von Katowice nach Triest vorgeschlagen.
    Gjerek hat dem Projekt zugestimmt.
    Wie die Austria Presse Agentur dazu schreibt, könnte an der Initiative auch Österreich interessiert sein, da über eine Abzweigung nach Linz eine transportkostengünstige Versorgung der Föstalpine mit polnischer Kohle möglich wäre.
    Durch den Bau der Pipeline würde sich der Kohlepreis um die Hälfte, von derzeit 12 Dollar pro Tonne, auf 6 Dollar verbilligen.
    Das Projekt sieht den Transport von Kohle in gelöster Form in etwa zwei Meter unter dem Erdboden verlegten Rohren vor.
    Pumpstationen sollen für den regelmäßigen Druck und Transportfluss sorgen.
    Schweden.
    Das seismologische Institut der Universität Oepsele hat heute früh kurz nach 4 Uhr eine unterirdische Atombombenexplosion in der Sowjetunion registriert.
    Nach Angaben des Instituts fand der Versuch auf dem Versuchsgelände Semipalatinsk statt.
    Die Explosion hatte die Stärke 6,2 auf der internationalen Richterskala.
    Spanien.
    Die neue Regierung in Madrid wird sich nur aus Mitgliedern der demokratischen Zentrumsunion zusammensetzen, wenn auch nicht alle Mitglieder dem Kongress oder dem Senat angehören werden.
    Minister President Suárez will nach eigenen Angaben noch in dieser Woche die Zusammensetzung des Kabinetts bekannt geben.
    Die Verhandlungen sind noch im Gange.
    Schweiz
    In offener Auflehnung gegen Papst Paul VI.
    hat heute der französische Altertsbischof und Wortführer der katholischen Traditionalisten Lefebvre in Econe im Schweizer Kanton Wallis 13 Priester und 22 Diakone geweiht.
    Der Zeremonie, die um 8 Uhr unter freiem Himmel in der Nähe des von Lefebvre gegründeten Priesterseminars begann, wohnten zahlreiche Anhänger des Kirchenrebellen aus Frankreich, Italien, der Schweiz, der Bundesrepublik Deutschland und auch aus Österreich bei.
    Die eigentliche Priesterweihe nahm der frühere Erzbischof von Dakar nach altem lateinischem Ritus vor.
    USA
    Der dritte für Freitag geplante bemannte Flug der Raumfähre Space Shuttle wurde auf nächste Woche verschoben, nachdem gestern bei dem Probeflug ein zusätzliches Triebwerk versagt hatte.
    Die beiden Astronauten Angel und Turley bezeichneten den zweiten Flug, der auf dem kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Edwards gestartete Raumfähre als erfolgreich.
    Großbritannien
    Die Entführung einer Vickers Viscount-Maschine der Luftfahrtgesellschaft Gaucherehe hat heute in Docher in Qatar ein unblutiges Ende gefunden.
    Der Luftpirat wurde nach der Landung des Flugzeugs auf dem Flugplatz von Docher festgenommen.
    Kurze Zeit später waren die 55 Passagiere und die neunköpfige Besatzung des entführten Flugzeuges wieder in Freiheit.
    Wie ein Sprecher der Fluggesellschaft in London mitteilte, war die Vickers Viscount gestern kurz vor 23 Uhr von London aus zu einem Flug in die Hauptstadt von Oman, Muscat gestartet und kurz nach einem Zwischenaufenthalt in Dubai entführt worden.
    Die Identität des Luftpiraten ist bisher noch nicht bekannt gegeben worden.
    Vertreter des Volkswagenwerkes haben Verkehrsminister Adams in Washington ein Versuchsfahrzeug vom Typ Golf übergeben, mit dem die Daten für die Autos der Zukunft festgelegt werden sollen.
    Das auf Anregung der amerikanischen Regierung gebaute Fahrzeug hat einen sehr geringen Kraftstoffverbrauch.
    Der Dieselmotor mit Turbolader benötigt knapp mehr als vier Liter auf 100 Kilometer im kombinierten Stadt- und Überlandverkehr.
    Die amerikanische Regierung hat für das Fahrzeug 50.000 Dollar umgerechnet rund 850.000 Schilling bezahlt.
    VW hat die Entwicklung des Versuchswagens nach eigenen Angaben das Zehnfache gekostet.
    Das waren die Meldungen und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Das wetterbestimmende Hoch zieht nach Osten ab und verliert seinen Einfluss auf Österreich.
    Von Westen nähert sich eine Störungszone.
    Sie wird in den Abendstunden den Westen unseres Landes erreichen und in der Folge zu einer Wetterverschlechterung führen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist noch heiteres Wetter.
    Am Nachmittag teilweise Quellbewölkung.
    Vom Abend an im Westen Aufkommen von Gewittern, die sich nachts gegen Osten ausweiten.
    Wind aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 22 bis 28 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 8 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Im Westen meist stark bewölkt und häufig Regen oder Regenschauer.
    Im übrigen Bundesgebiet Bewölkungszunahme und Aufkommen von Gebietern und Regenschauern.
    Winddrehung unter Auffrischungen auf West.
    Tageshöchsttemperaturen 17 bis 24, im Südosten noch bis 26 Grad.
    Und die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter 26°, Südostwind 15 kmh.
    Eisenstadt, wolkenlos 25°, Südwind 15.
    Linz, Heiter 24, Ostwind 15.
    Salzburg, Heiter 25°, Nordostwind 10.
    Innsbruck, wolkig 23, Südost 30.
    Bregenstadt bewölkt 22 Grad Windstille, Graz heite 24 Grad Windstille und Klagenfurt heite bei 22 Grad Südostwind drei Kilometer in der Stunde.
    Zum Zeitvergleich, meine Damen und Herren, es ist jetzt 12 Uhr und 12 Minuten.
    Das Ausrechnen von Wirtschaftsprognosen grenzt nicht nur an Wahrsagereien, es hat auch noch den Nachteil aller Zukunftsdeutungen an sich.
    Nämlich der Kunde richtet sich nach dem, was ihm der Wahrsager sagt und beschwört damit oft genug das vorhergesagte Schicksal erst selbst herauf.
    Heißt es, die Wirtschaftszukunft wird schlecht, so werden die Firmen nur wenig investieren, denn wer soll denn ihre Produkte kaufen, wenn alle kein Geld haben?
    Der Staat wird seinerseits alles im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten tun, um eine Rezession zu verhindern.
    Umgekehrt wird die Prognose eines kräftigen Wirtschaftswachstums zum Investieren und Produzieren stimulieren und der Staat wird sich überlegen, wie er aus dem Aufschwung mehr Steuern holen könnte.
    Das heißt also, die Aussagen über die Wirtschaftszukunft sind immer unter der Bedingung zu sehen, wie wird es weitergehen, wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist.
    Vierteljährlich veröffentlichen zwei österreichische Institute Prognosen.
    Das Institut für Wirtschaftsforschung legt aber den Schwerpunkt auf die kurzfristige Vorschau, während das Institut für Höhere Studien über die Zukunft in den nächsten zwei Jahren tüftelt.
    Einzelheiten dazu berichtet nun im folgenden Beitrag Helmut Glezander.
    Im Mittelpunkt aller gesamtwirtschaftlichen Überlegungen steht heute das Dreieck Vollbeschäftigung, Inflation und außenwirtschaftliches Gleichgewicht.
    Eine Kurzerklärung zu dem dritten Punkt.
    Unter außenwirtschaftlichem Gleichgewicht wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Ein- und Ausfuhren einschließlich des Fremdenverkehrs verstanden.
    Also die sogenannte Leistungsbilanz, die wiederum aussagt, ob ein Land insgesamt an das Ausland Geld abführen musste oder ob es im Gegenteil einen Geldüberschuss, das hinter den Devisen aufweist.
    Gerade die Leistungsbilanz ist ja in Österreich in eine kritische Situation gekommen.
    Die Österreicher importieren zu viel, als dass die Einnahmen aus dem fremden Verkehr das dadurch abfließende Geld kompensieren könnten.
    Was dann in der Folge wieder zu einer Verringerung der Devisenreserven führt, denn von irgendwo muss ja das Geld genommen werden, wenn man nicht Schulden im Ausland machen will.
    Wie sieht es nun mit dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht in der Zukunft aus?
    Dazu ist einmal zu sagen, dass die Wirtschaftsforscher ganz allgemein nur bedingt optimistisch in die Zukunft blicken.
    Oder wie es in dem Bericht des Instituts für Höhere Studien heißt, die mittelfristigen Perspektiven für die österreichische Wirtschaft haben sich verschlechtert.
    Eine Wachstumsverlangsamung zeichnet sich für 1978 deutlich ab.
    Der Leiter des Instituts, Schwödi Auer, stellt in diesem Zusammenhang fest.
    Man muss dazu allerdings sagen, dass trotz dieser Abschwächung des Wachstums die Hauptzielrichtung dieser wirtschaftspolitischen Maßnahmen, nämlich der Abbau des Leistungsbilanzdefizits, wahrscheinlich nicht erreicht werden wird.
    Das Leistungsbilanzdefizit, das heuer vermutlich um die 20 Milliarden Schilling liegen wird, wird auch nächstes Jahr um 20 Milliarden Schilling liegen.
    sodass man zwar sagen kann, dass die bisher getroffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Tendenz nach richtig sind, weil sie zumindest ein weiteres Anwachsen des Leistungsbilans der Besitz verhindern, aber zu einem wirklichen Abbau noch nicht ausreichen.
    In dem Bericht des Instituts für Höhere Studien wird jeder Optimismus in dieser Frage gedämpft.
    Nur um den Preis einer ernsten Rezession kann das Ungleichgewicht zwischen den Aus- und Einfuhren Österreichs gelöst werden, meinen die Wirtschaftsforscher.
    Nun zum zweiten Eckpunkt des wirtschaftlichen Dreiecks, der Inflation.
    Hier ist Schwödiow aufgrund gesamtwirtschaftlicher Überlegungen und weltwirtschaftlicher Einflüsse auch eher pessimistisch.
    Unter den gegebenen Bedingungen wird eine weitere
    Senkung der Inflationsraten wohl kaum möglich sein.
    Wir vermuten sogar, dass unter den gegebenen Bedingungen die Verbraucherpreissteigerung nächstes Jahr etwas höher sein wird als heuer, also über 6 Prozent liegen wird.
    Konkret erwartet das Institut für höhere Studien für heuer 6,2% Inflation und für das kommende Jahr 6,5%.
    Beide Werte liegen deutlich über den jetzt üblichen niedrigen Zahlen zwischen 5,2 und 5,5%.
    Auch für Punkt 3, die Vollbeschäftigung oder umgekehrt die Zahl der Arbeitslosen, ist kaum Optimismus am Platz.
    Zwar wird die Zahl der Beschäftigten weiter steigen, da aber zugleich immer stärkere Jahrgänge in das Berufsleben eintreten werden, ist mit einer Erhöhung der Arbeitslosenrate zu rechnen.
    Direktor Schwödiauer
    von unserer Ansicht abzugehen, dass es im Jahre 1979 eher einen leichten Abschwung des Wirtschaftswachstums mit natürlich damit verbundenen Arbeitsmarktproblemen geben wird.
    Für heuer, für 1977, wird die Arbeitslosenrate vermutlich auf etwa ein Dreiviertelprozent absinken.
    Nächstes Jahr könnte sie bereits wieder auf etwa zwei Prozent ansteigen und im Jahre 1979 könnte es auch auf über zwei Prozent ansteigen.
    2% Arbeitslose, das bedeutet etwa 55.000 Menschen, die 1979 keinen Arbeitsplatz finden werden.
    Zusammenfassend ist also zur Prognose zu sagen, dass es der österreichischen Wirtschaft zwar im Moment recht gut geht, langfristig, das heißt für das Jahr 1978 und in der ungünstigen Tendenz noch stärker 1979, kommen jedoch zahlreiche momentan überwundene Probleme wieder auf die österreichische Wirtschaft zu.
    Diesen Beitrag hat Helmut Gezander von unserer Wirtschaftsredaktion gestaltet.
    Mittlerweile ist es 12.17 Uhr, zwei Minuten nach Viertel Eins geworden.
    Die Sicherheit des Landes ist heute das Hauptthema der Beratungen des Nationalrates in Wien.
    Wie Sie ja bereits in den Nachrichten gehört haben, debattierten die Abgeordneten seit Ende der parlamentarischen Fragestunde, also seit etwa zwei Stunden, über die einst umstrittene Wehrgesetznovelle.
    Das Thema Sicherheit, wenn auch unter einem anderen Aspekt, wird dann am Nachmittag mit einer dringlichen Anfrage der ÖVP fortgesetzt werden.
    Aus dem Hohen Haus im Ring meldet sich nun direkt Leopold Esterle.
    Themen der inneren und äußeren Sicherheit Österreichs stehen heute, wie gesagt, im Mittelpunkt der Beratungen des Nationalrates.
    Seit 10 Uhr vormittag nämlich ist die Wehrgesetznovelle Anlass zu überraschend wenig emotionellen Debatten.
    Für 16 Uhr wird die Behandlung einer dringlichen ÖVP-Anfrage an Innenminister Lanz über die Serie der Banküberfälle erwartet.
    Nun zuerst zur Wehrgesetznovelle, die nach der Einigung im Verteidigungsausschuss von allen drei Parteien angenommen werden wird.
    Sie sieht in ihren Kernstücken die Möglichkeit von Zwangsverpflichtungen in der Dauer von bis zu drei Monaten dann vor, wenn sich übrigens so wie bisher zu wenig Freiwillige für Kaderfunktionen in der Landwehr melden.
    Allerdings dürfen nur 12% eines Geburtsjahrganges zwangsverpflichtet werden.
    Diese 12% entsprechen etwa der Zahl von 4.000 bis 6.000 jungen Soldaten.
    Sie haben allerdings die Möglichkeit, Einspruch gegen die Zwangsverpflichtung zu erheben.
    Eine Kommission wird sich mit ihrem Einspruch zu befassen haben, im Sukkursfall sogar der Minister.
    Relativ großzügig ist auch die finanzielle Entschädigung ausgefallen.
    Bei einem Ersatz von mehr als 400 Schilling pro Tag würde ein zwangsverpflichteter Reell erst bei einem Einkommen von mehr als 22.000 Schilling monatlich verlieren.
    Für den ersten Redner des heutigen Tages, ÖVP-Wehrsprecher Neisser, war denn auch die Regelung der finanziellen Entschädigung der einzige Lichtblick der Novelle.
    Und auch der Debatte.
    Neisser kam ausgehend von den Zwangsverpflichtungen gleich zu einer grundlegenden Abrechnung mit der seiner Meinung nach völlig falschen Verteidigungspolitik der Sozialisten.
    Neisser meinte, die SPÖ habe das Bundesheer stets nur als notwendiges Übel betrachtet.
    Die Folgen für Neisser?
    Die Gesetzesänderung, mit der wir uns heute auseinandersetzen, ist ein Begräbnis erster Klasse.
    Gott sei Dank kein Begräbnis für das österreichische Bundesheer, sondern, meine Damen und Herren, mit der heutigen Beschlussfassung wird ein Wahlschlager zugrabe getragen, der, obgleich er in seinen Auswirkungen auf den Wähler nicht erfolglos gewesen zu sein scheint, das klassische Beispiel dafür war,
    mit welcher Leichtfertigkeit und Verantwortungslosigkeit die heutige Regierung Probleme der Landesverteidigung in der Öffentlichkeit behandelt hat.
    Der Wahlslogan 6 Monate sind genug der SPÖ im Wahljahr 1971 bezeichnete der ÖVP-Redner anschließend glattweg als Betrug.
    Da man außerdem auch noch nach der Reform 8 statt 6 Monate zu dienen hatte, sei es allen sehr rasch klar geworden, dass es sich nur um einen politischen Wahlschlager gehandelt habe.
    Er, Neisser, sei aber froh, dass der ehemalige Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Otto Rösch, als Erfinder des Sechs-Monate-Plans, nun als neuer Verteidigungsminister die Novelle von der Ministerbank aus mitzuverantworten habe.
    Denn, so Neisser, der viel zitierte Roche-Plan sei nie ein Plan gewesen, weil keinerlei Alternativen darin enthalten gewesen seien, wie man mit den sechs Monaten allein eine ernstzunehmende Verteidigungsbereitschaft des Bundesheeres aufrechterhalten sollte.
    Ergebnis dieser falschen Verteidigungspolitik, eben die Novelle mit Zwangsverpflichtungen als erste Korrektur.
    Die Bereitschaft der ÖVP, der Novelle allerdings doch zuzustimmen, begründete Neisser abschließend so.
    Wir haben vor zwei Jahren eine Verteidigungsdoktrin beschlossen, mit der die Grundlinien der Verteidigungspolitik für die 80er und 90er Jahre festgelegt wurden.
    Ich glaube, dass es sich ein kleiner, neutraler Staat wie Österreich nicht leisten kann,
    eine Verteidigungspolitik der nächsten Jahrzehnte zu planen, ohne dass dies ein gemeinsames Werk der Parteien ist.
    Ich sage Ihnen aber gleich, dass diese Novelle von uns lediglich als Teilreparatur einer missglückten Reform angesehen wird und wir uns erwarten, dass die anderen Reparaturen unverzüglich in Angriff genommen werden.
    Als nächster Redner und erster Sprecher der Regierungsfraktion folgte Neisser SPÖ-Wehrsprecher Walter Mondl.
    Er erinnerte an die langwierigen, über ein Jahr dauernden Verhandlungen und äußerte sich missbilligend über die große Oppositionspartei, die nun, nach einer Einigung, schon wieder versuche, alles schlecht zu machen.
    Das Neisser-Wort von der ersten Korrektur einer falschen Politik wies Mondl sogar entrüstet zurück und entgegnete den ÖVP-Vorwürfen so.
    die wir heute hier zum Beschließamt in einzig und allein dazu, die grundsätzliche Umstrukturierung des Heeres weiterhin zügig durchführen zu können und die von hervorragenden militärischen Fachleuten gut und richtig befundene, Herr Kollege Neißer, Zielvorstellung effektiv und in einem möglichst kurzen Zeitraum zu erreichen.
    Auch sei es völlig falsch, der Bevölkerung dauernd einzureden, die Heeresreform 72 sei nicht ordentlich vorbereitet worden.
    Mondl resümierend.
    Die Wehrgeschütznovelle in ihrer Gesamtheit, wie sie uns heute vorliegt, ist zweifellos, und das werden ja alle zugeben, eine Notwendigkeit geworden.
    Im Lichte einer einjährigen Beratung gesehen war es gut, dass sie auf mehrjährige Erfahrungswerte aufgebaut werden konnte und das Beratungsergebnis von allen drei im Parlament vertretenen politischen Parteien anerkannt und somit heute gemeinsam beschlossen werden wird.
    Für die Freiheitliche Partei stellte ihr neuer Wehrsprecher Josek das neue Gesetz unter folgende Gesichtspunkte.
    Ich glaube, dass mit der Wehrgesetznovelle, die wir heute, und das begrüße ich doch, von allen drei Parteien beschließen werden, eines dem Herr gegeben wird, was das Herr unmittelbar braucht, nämlich die Hilfe zur Ausbau der Landwehr, die dringend notwendig ist.
    Ich sage aber auch noch einmal, dass das Ausschären der österreichischen Volkspartei bei der Heeresreform 71 dem Heer sicher nicht gut getan hat, weil ich glaube, man sollte die Verteidigungspolitik außerhalb jeder Tagespolitik stellen.
    Auf der anderen Seite, ergänzte Josek, seien aber auch auf Seiten der SPÖ große Versäumnisse festzustellen.
    Die flankierenden Maßnahmen, die die freiwilligen Meldungen für Kaderübungen erhöhen sollten, vor allem auf finanziellem Gebiet, seien nach Ansicht der FPÖ ungenügend.
    Und was die zwangsverpflichtenden Elemente betrifft, die Josek absichtlich nur Maßnahmen der Unfreiwilligkeit nannte, diese Elemente seien zwar im Gegensatz zum Prinzip der FPÖ.
    Die freiheitliche Wählerschaft habe jedoch ihre Notwendigkeit eingesehen, meinte Josek.
    Soweit Ausschnitte aus der Debatte über die Wertgesetznovelle, die derzeit noch im Gange ist.
    Spätestens ab 16 Uhr werden sich die Abgeordneten mit einer dringlichen ÖVP-Anfrage an Innenminister Lanz auseinanderzusetzen haben.
    Angesichts der Serie von Banküberfällen wollen die ÖVP-Abgeordneten Lanner und König von Lanz wissen.
    Erstens,
    Um wie viel Prozent ist die Zahl der Raubüberfälle auf Geldinstitute und Postämter seit dem 1.
    Jänner 1977 gegenüber dem gleichen Zeitraum 1976 angestiegen?
    Zweitens, wie viel Prozent dieser Raubüberfälle konnten bisher aufgeklärt werden?
    Drittens, welche organisatorischen und personellen Maßnahmen wurden in der Bundespolizeidirektion Wien getroffen, um endlich eine erfolgreichere Aufklärung der Serie von Banküberfällen in Wien zu erreichen?
    Und viertens und letztens, welche Maßnahmen haben Sie bisher ergriffen, um durch organisatorische Umschichtungen innerhalb der Exekutive mehr Sicherheitswachebeamte für die Verbrechensvorbeugung und Bekämpfung einzusetzen?
    Wie gesagt, diese dringliche Anfrage gelangt spätestens um 16 Uhr zur Behandlung.
    Wir werden darüber im Abendjournal berichten.
    Ich gebe damit zurück ins Funkhaus.
    Vielen Dank Leopold Esterle.
    Soviel also zur Debatte über die Wehrgesetznovelle.
    Wie gesagt, im Abendjournal dann die Sicherheitsdebatte.
    Sie wissen ja, Abendjournal, 18.30 Uhr, Programm Österreich 1.
    Mittlerweile ist es jetzt 12 Uhr und 27 Minuten, drei Minuten vor halb eins geworden und wir schließen thematisch an den vorhergegangenen Bericht an.
    Wir bringen die Inlandspresseschau zusammengestellt von Erich Aichinger.
    Brief und Siege.
    Unter diesem Titel kommentiert Peter Kjarr im ÖVP-Organ Neues Volksblatt die heutige Parlamentsdebatte über die Wehrgesetznovelle.
    Im Endspurt seiner zu Ende gehenden Session wird der Nationalrat heute eine Wehrgesetznovelle beschließen.
    Die Damen und Herren Abgeordneten, auch die der ÖVP und FPÖ, werden sich bei der Abstimmung von ihren Sitzen erheben und den Bruch eines Wahlversprechens der allein regierenden Sozialistischen Partei sanktionieren.
    Brief und Siegel für einen Betrug.
    Und abschließend?
    Die ÖVP hat schon immer gesagt, dass eben sechs Monate nicht genug seien.
    Es könnte als unehrlich ausgelegt werden, wenn nun die ÖVP ihrerseits aus Popularitätsgründen der von ihr notwendig erachteten längeren Dienstzeit ihre Zustimmung versagt.
    Freilich hätte man sich diese Zustimmung von den Sozialisten abkaufen lassen müssen.
    Sie hätte nicht zu einem Geschenk ohne Gegenleistung werden dürfen.
    Soweit die Ansicht des ÖVP-Organes Neues Volksblatt.
    In den Salzburger Nachrichten kommentiert Gerold Christian unter dem Titel Gemeinsamer Rettungsversuch.
    Am, mit und im Bundesheer ist viel gesündigt worden, aus parteipolitischen Gründen.
    Die Folge davon ist, dass das Heer in seiner Effizienz heute schlechter dasteht als früher.
    Jetzt gilt es, das Bundesheer gemeinsam zu retten.
    Mit der Wehrgesetznovelle wird ein Versuch in diese Richtung gemacht.
    Dass sich auch die ÖVP dazu bereit findet, ohne Rücksicht auf parteitaktische Überlegungen, lässt hoffen, dass das Bundesheer wirklich zu einem glaubwürdigen Instrument des Schutzes der Republik Österreich wird.
    Objekt für opportunistische Wahlkampfpropaganda darf das österreichische Heer aber nicht mehr werden, meinen die Salzburger Nachrichten.
    Weiter geführt wird in den Zeitungen auch die allgemeine Debatte über die innere Sicherheit.
    Zu diesem Thema führt die Wochenzeitung präsent aus.
    Kein Wunder, dass in dieser Situation auch die Rufe der Parteien hilflos wirken.
    Alle sind sich darüber im Klaren, dass etwas zu geschehen habe.
    Niemand weiß so recht, was.
    Mehr Polizisten, strengere Bewachung, stärkerer Selbstschutz der Banken, abschreckende Strafen – all das wird nützlich, ja notwendig sein.
    Aber das Übel wird dadurch nicht an der Wurzel angegriffen.
    Wer nach der Wurzel sieht, findet nur wenige Hinweise.
    Zuletzt in Salzburg.
    Wie kommt es, dass ein Psychiater und ein Pfarrer vermochten, was die Polizei und der Rechtsstaat nicht zuwege brachten?
    Welche Wirkung hatte das Wort der Frauen?
    Die Erfolgreichen von Salzburg sind offenbar in jene Tiefe des Problems vorgestoßen, in dem die Unsicherheit sitzt.
    die Unsicherheit der Räuber und Geiselnehmer, die immer häufiger zur drohenden Unsicherheit der ganzen Bevölkerung wird.
    Soweit die Wochenzeitung präsent.
    Anderer Meinung ist ein mit Staberl gezeichneter Kommentar in der heutigen Kronenzeitung, wo man liest... Es wäre daher heute wohl an der Zeit, den Unfug mit dem Psychologen und Psychiatern im Verkehr mit Gangstern und Banditen aller Art abzustellen.
    Und Staberl weiter?
    Das lange Verhandeln war im Fall Salzburg wohl überhaupt für die Katz.
    Eine ganz kurze Mitteilung an die Verbrecher, dass sie bei Kapitulation mit zwei, drei Jahren davonkommen würden, bei Ermordung des Kassiers aber lebenslänglich bekommen würden, hätte es genauso getan.
    Doch stünde eine solch primitive, weil auf den Durchschnittsbürger einleuchtende Vorgangsweise im Gegensatz zur Tendenz der Zeit.
    Es besagt ja die Tendenz neuerdings, dass in Österreich hier gar nichts mehr wichtiger sein kann als die Sicherung der Arbeitsplätze.
    Da sollen ja wohl auch die Arbeitsplätze der fortschrittlichen Kriminalpsychiater und unerschrockenen Vorkämpfer der Humanität gegenüber den Verbrechern nicht wackeln.
    Das war der Kommentator Staberl in der Kronenzeitung.
    Mehrere Zeitungen befassen sich heute auch mit der Drei-Parteien-Einigung über das Kindschaftsrecht und der Fortführung der Familienrechtsreform, in der sich als harte Kerne der Diskussion die einverständliche Scheidung und die sogenannte immaterielle Härte-Klausel herauskristallisieren.
    Unter der Überschrift »Stolpersteine für Broder« meint beispielsweise Dieter Lenhardt in der Presse,
    Die ÖVP wird, und sie verdient in diesem Punkt vollste Unterstützung, niemals einer einvernehmlichen Scheidung ohne jede Voraussetzung, eine gewisse Dauer der Ehe und eine erkennbar gestörte Gemeinschaft zustimmen.
    Genau das nämlich ohne, schlägt aber der Justizminister dem Parlament vor.
    Im Herbstgalopp wird sich die Familienrechtsreform kaum kompletieren lassen.
    Und jenen Kritikern, die schon immer gewöhnten den sozialistischen Vorstellungen entspreche die atomisierte Familie, muss man angesichts der beiden geplanten Schlusssteine im Bogen der Familienrechtsreform offenbar wieder mehr Gehör schenken, heißt es in der Presse.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt dazu Josef Laschober,
    Vielleicht kann sich die ÖVP da und dort noch zu einer liberalen Haltung durchringen.
    Aber auch Bruda wird sich in seiner Vorlage zu Abstreichungen bequemen müssen.
    Nur dann nämlich kann ein Bruch vermieden werden, der sicherlich unerwünscht ist, wenn beide Teile zum Nachgeben bereit sind.
    Nach diesem Zitat aus den oberösterreichischen Nachrichten abschließend noch eine Meinung zur Neuordnung des Kindschaftsrechtes.
    Ilse Keller im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung.
    Das Kindschaftsrecht in der österreichischen Rechtsreform, bedeutend wie das neue Eherecht und die Strafrechtsreform, setzt pädagogischen Fortschritt und den neuen Geist, in dem viele Ehen geschlossen werden, in geltendes Recht um.
    Das ist mehr als Anpassung an die Realität, es ist auch eine Chance für menschlichere Verhältnisse unter den Menschen.
    Dieses Zitat stammte, wie gesagt, aus der Arbeiterzeitung.
    Die Auswahl der Zitate hat heute Erich Eichinger übergehabt.
    Es ist jetzt zwei Minuten nach halb eins.
    Wir kommen zu unserer Berichterstattung aus dem Ausland.
    Der historische Kompromiss, also die Zusammenarbeit der Christdemokraten mit den italienischen Kommunisten, steht in unserem südlichen Nachbarland nach wie vor im Mittelpunkt des Interesses, auch wenn diese Tatsache lange nicht mehr Schlagzeilen macht.
    Man wartet ab, wie weit die Demokratie Christianer noch mit den Kommunisten zusammengehen kann und überhaupt will.
    Denn genau genommen bleibt den regierenden Christdemokraten keine andere Wahl.
    Die Kommunisten sind seit der letzten Parlamentswahl so stark geworden, dass man sie nicht mehr ignorieren kann.
    Heute wurde nun ein weiterer Schritt zu diesem immer noch in der Luft hängenden historischen Kompromiss gemacht.
    Denn die kommunistische Partei hat einem Teilprogramm der christlichen Demokraten unter Ministerpräsident Andreotti zugestimmt, durch das die dringendsten Probleme Italiens gelöst werden sollten.
    Obwohl der KPI eine Regierungsbeteiligung weiterhin versagt bleibt, haben sie aber zum ersten Mal seit ihrer Beteiligung an einer Koalition unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Einfluss auf die Regierungsarbeit erhalten.
    Alfons Dalma analysiert.
    Das in der vergangenen Nacht zu Ende gegangene zweite Gipfeltreffen der sechs nicht-extremistischen italienischen Parteien hat sie einen Schritt weiter zu einer Minimaleinigung gebracht.
    Die letzte gemeinsame Sitzung der Christlich-Demokraten, der Kommunisten, der Sozialisten, der Sozialdemokraten, der Republikaner und der Liberalen hatte am vergangenen Freitag stattgefunden.
    Die nächste und wie man hofft abschließende Konferenz ist für den kommenden Montag angesetzt worden.
    Die Bedeutung der heute Nacht erzielten Ergebnisse dürfte zunächst in ihrer rein politischen Tragweite zu suchen sein.
    Man ist übereingekommen,
    mindestens bis zum Herbst die Frage der politischen Zusammensetzung der Regierung nicht wieder aufzuwerfen.
    Ministerpräsident Andreotti, der sich knapp vor dem Gipfeltreffen der Parteichefs nach London begeben hatte, kann auf der Konferenz der Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft mit der Gewissheit auftreten, dass sein Kabinett bereits zu den lebensfähigsten und dauerhaftesten der Ersten Italienischen Republik zählt.
    Dieses hat Andreotti auch mit seinem letzten Manöver bewiesen, nämlich seine taktische Geschicklichkeit, das die Einigung der Parteienführer erleichtert und begünstigt hat.
    Der Ministerpräsident ließ nämlich wissen, dass er bereit sei, nicht nur die Beschlüsse der Parteienkonferenz als Regierungsvorlagen dem Parlament zu unterbreiten,
    sondern auch alle zwei Wochen mit den Delegationen der Parteien eine Besprechung zur Prüfung und Vorbereitung der Durchführungsmaßnahmen abzuhalten.
    Damit half Andreotti, die zwei gefährlichsten Verknotungen dieser Parteiverhandlungen zu lösen.
    Vor allem die Sozialisten wollten das Gemeinsame am Programm der Parteien in der Form einer Initiativvorlage dem Parlament unterbreiten,
    was zu einer Art Vertrauensvotum und Abstimmungskoalition geführt hätte, zu einer Lösung also, die von der Demokratie Christiana und von den Liberalen abgelehnt wird.
    Die Kommunisten drangen weniger als die Sozialisten auf einen solchen weiteren Schritt zur Bildung einer formalen Koalition, verlangten aber irgendeine Form von politischen Garantien für die Durchführung des gemeinsamen Programms.
    Vom Vorschlag Andreottis zur regelmäßigen Abhaltung von Besprechungen zeigten sich Berlinguer und Genossen angetan.
    Die jetzt vereinbarten programmatischen Übereinstimmungen der sechs Parteien sind nicht unbedeutend, aber auch nicht vollständig.
    Die Regierung kann mit der Unterstützung des Parlaments für eine Reihe von Maßnahmen rechnen.
    Größere Vollmachten für die Sicherheitsorgane zur Bekämpfung der terroristischen Tätigkeit und der allgemeinen Kriminalität.
    Fortsetzung der finanziellen Abschöpfungsmaßnahmen gegen die inflationäre Aufblähung der Kaufkraft.
    Anreize im Bereich der Investitionen verbunden besonders mit der Förderung der Arbeitsplatzbeschaffung für Jugendliche sowie die Reform des Unterrichtswesens.
    Offengeblieben sind aber nicht minder wichtige Fragen, die, so heißt es, das Parlament in einem Wechselspiel der Kräfte mit wechselnden Koalitionen also zu lösen haben wird.
    Das ist das Problem einer entweder autonomen oder den Gewerkschaftsverbänden angeschlossenen Polizeigewerkschaft.
    Die Frage der Reform der gleitenden Lohnskala
    der Liberalisierung, der Schwangerschaftsunterbrechung und der Reform der Industrialisierungspolitik in Süditalien.
    Offengeblieben ist aber auch die Frage der Versetzung von führenden Managerposten in eine Reihe von verstaatlichen Banken und im Chemie-Großkonzern Mount Edison, in dem der Staat die Aktienmehrheit besitzt.
    Hier geht es um den Einzug der kommunistischen Manager in die Aufsichtsräte und Vorstände, entweder auf Kosten des bisherigen sozialistischen und sozialdemokratischen oder des christlich-demokratischen Anteils.
    So viel also von Alfons Dalma aus Rom.
    Die britische Hauptstadt London, die derzeit noch immer im Zeichen der Feiern rund um das Silberjubiläum von Königin Elisabeth steht, wird innerhalb von acht Wochen zum dritten Mal Tagungsort einer internationalen Konferenz.
    Heute und morgen wird ein EG-Gipfeltreffen, der sogenannte Europäische Rat, abgehalten.
    Vorausgegangen waren ja der Downing-Street-Gipfel der reichsten Industrienationen unter Teilnahme des amerikanischen Präsidenten Carter und die Commonwealth-Konferenz.
    Die wichtigsten Punkte der zweitägigen Gespräche in London werden die Arbeitslosigkeit und die Konjunkturlage in den Mitgliedsländern der Neuner-Gemeinschaft sein und dann auch noch politische Fragen wie zum Beispiel der Nord-Süd-Dialog, die Beziehungen zwischen Ost und West und die Probleme in Nahost und in Afrika.
    Ein weiterer wichtiger Gesprächspunkt wird dann auch die Frage des Standortes der Forschungsanlage für Kernfusion sein.
    Man soll sich dabei nämlich zwischen dem Ort Garching bei München oder Calham bei Oxford entscheiden.
    Und die Briten, die natürlich für Calham plädieren, haben die restlichen Mitgliedsländer in dieser Frage gegen sich.
    Aber hören Sie nun näheres von Heinz Beer an.
    Ein Thema, das dem britischen Vorsitzenden sicher am Herzen liegt, wenn er diese EG-Gipfelkonferenz eröffnet, ist die Wahl von Calham in England als jenem Ort, wo das EG-Thermonukleare Fusionsprojekt, auch JET genannt, seinen Sitz haben könnte.
    Hier steht nicht nur das Prestigeengang auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft der Energiequellen Europas im nächsten Jahrhundert.
    JET könnte reine und praktisch unbegrenzte Energie liefern.
    Und wenn nicht heute oder morgen ein Beschluss gefasst wird, könnte es sein, dass man das Projekt aufgeben muss.
    Aber, und dies ist typisch für solche Sitzungen des Ministerrats der EG, dieses Problem dürfte, wenn überhaupt, eher in privaten Konversationen zur Sprache kommen als am Konferenztisch im Lancaster House.
    Also zum Beispiel gleich jetzt um 13 Uhr, wenn die Regierungschefs bei Premierminister Callaghan in der Downing Street zu Mittag speisen.
    Die Außenminister werden von Außenminister Dr. Owen im Hause Nr.
    1 Carlton Gardens bewertet.
    Morgen wird die Konferenz im Lancaster House von 9.30 Uhr bis gegen Mittag fortgesetzt.
    Danach kommt eine Pressekonferenz und der britische Vorsitz bei der EG ist dann vorbei.
    Am 1.
    Juli kommen die Belgier dran.
    Wie heute in London verlautet, wird ziemlich sicher eine neue Deklaration über das Nahostproblem abgegeben werden, parallel zur Chartaerklärung über ein Heimland für die Palästinenser.
    Sonst wird man sicher über Arbeitslosigkeit, Inflation und Wachstum sprechen.
    Alles schön allgemein, denn es ist nicht Usus, etwa ein Land wie die Bundesrepublik zum Beispiel wirklich unter Druck zu setzen, was ja praktisch sehr angezeigt wäre, da nur durch ein Wachstum in der Bundesrepublik und nur sie kann sich ein solches leisten, andere Schwächere mitgerissen werden könnten und endlich ihre Inflation zügeln könnten.
    Man wird von Präsident Giscard hören, was Staatschef Brezhnev gesagt hat, als er in Paris war.
    Man wird vom Premiermeister Callaghan erfahren, was zum Nord-Süd-Problem auf der Commonwealth-Konferenz gesagt wurde.
    Man wird über die Vergrößerung der EEG sprechen, aber auch hier besteht kein dringender Grund für definitive Beschlüsse.
    Aus all dem geht hervor, dass man keine großen Statements zu erwarten hat.
    Die Sitzungen des Ministerrats sollen Richtlinien geben und Gelegenheit zum Gespräch.
    Ein Regierungssprecher hier in London sprach in diesem Zusammenhang gar von Chat, also von Plauderei, Gelegenheit zum Plaudern also.
    Und das soll nicht herablassen klingen, im Gegenteil.
    Die Probleme sind so ernst,
    dass man geradezu verpflichtet ist, dem alten Wiener Grundsatz zu folgen, der auch den Briten sehr liegt, nämlich nur nicht hudeln.
    Soviel also von Heinz Behren über den Beginn der EG-Gipfelkonferenz in London.
    Es ist jetzt drei Minuten vor dreiviertel eins zu einem Beitrag aus dem Bereich der Wissenschaft der Medizin zu einem vielleicht schmerzhaften Thema, nämlich Zahnheilkunde.
    In Wien beginnt nämlich heute der diesjährige Kongress der österreichischen Zahnärzte.
    Wissenschaftler aus dem In- und Ausland werden in den nächsten Tagen über neue Methoden und Techniken der Zahnheilkunde referieren.
    Grundsatzreferate sollen Basis für ergänzende Kurse, Kleinveranstaltungen und Seminare sein.
    Mit dem Vorsitzenden der Bundesfachgruppe für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Österreichischen Ärztekammer, Dr. Bantleon, sprach Wolfgang Steinwendner über aktuelle Fragen dieses Berufsstandes.
    Herr Dr. Bantleon, der Gang zum Zahnarzt löst bei der Bevölkerung nach wie vor Unbehagen aus.
    Ist dieses Unbehagen eigentlich noch gerechtfertigt?
    Ich möchte sagen nein, denn einerseits ist die Zahnheilkunde heute in der Lage, ihre Behandlungsmethoden mittels Anästhetika, auch kleiner Narkosen, so zu steuern, dass den Patienten die so gefürchteten Schmerzen genommen werden.
    Andererseits möchten wir aber darauf hinweisen, dass die Angst vor den Schmerzen insofern verhindert werden kann, wenn man recht frühzeitig den Zahnarzt aufsucht und sich einer Behandlung unterzieht.
    Die Aufgabe des Zahnarztes besteht also nicht nur darin, Löcher zu stopfen und Schäden zu beheben, sondern auch vorzubeugen.
    Und wie sieht denn diese Aufklärung praktisch aus?
    Diese Aufklärung wird durchgeführt einmal in den Schulen.
    Es wird ja schon lange in den Schulzahnkliniken, nicht nur allein werden die Kinder untersucht, sondern es wird auch dort eine entsprechende Aufklärung betrieben.
    Neuerdings wird auch in den Kindergärten schon begonnen, weil man ja weiß, dass die Entwicklung auch die, sagen wir, sozialhygienische Entwicklung schon dort ihren Anfang nimmt.
    Und ich weiß zum Beispiel einige Beispiele, wo man jetzt schon gar in Landbezirken sehr, sehr auf die entsprechende Aufklärung und auf die Mundhygiene hinweist.
    Wie verhält sich das eigentlich mit der Wechselwirkung zwischen Erkrankungen des Zahnes und Erkrankungen des übrigen Organismus?
    Für den Zahnarzt besteht natürlich die Möglichkeit,
    frühzeitig Erkrankungen des Gesamtorganismus zu erkennen, weil sich viele Merkmale schon in der Mundhöhle und auch in der Schleimhaut abzeichnen.
    Wir haben aus diesen Gründen immer wieder gefordert, dass der
    Facharzt für Zahn- und Kiefereikunde eben eine allgemeine ärztliche Ausbildung besitzt, weil er hier auch gewisse vorsorgliche Maßnahmen setzen kann.
    Sie sprechen von der ärztlichen Ausbildung.
    Wie steht es denn eigentlich mit der zahnärztlichen Ausbildung?
    Gibt es genügend Zahnärzte in Österreich?
    Wir haben derzeit in Österreich 1.612 Zahnärzte und 123 auch Zahnärzte.
    Es ist erfreulich, dass diese Zahl weiterhin steil begriffen ist.
    Obwohl es also so viele Zahnärzte gibt, man muss leider noch immer lange warten, bis man sich der vielleicht schmerzhaften Behandlung unterziehen kann.
    Dieses Gespräch mit Dr. Bandli und 4.
    Wolfgang Steinwendner.
    Und diese Version von Yesterday, gespielt von Marik und Vacek, hat uns übergeleitet zu den Kulturbeiträgen.
    Antwerpen feiert die 400.
    Wiederkehr des Geburtstages seines berühmtesten Mitbürgers, nämlich Peter Paul Rubens.
    Diese Feiern sind eingebettet in einen Ausstellungskranz von der Kirchenkunst der Rubenszeit bis zur didaktischen Einführung in das Werk des Meisters und bis zu einer Demonstration seiner Nachwirkung bis auf die heutige Kunst Belgiens.
    Am Geburtstag selbst, also gestern, wurde im Königlichen Museum der Schönen Künste die große und repräsentative Hauptausstellung Peter Paul Rubens Gemälde, Ölskizzen und Zeichnungen eröffnet.
    Klaus Kollberg war dabei und hier ist sein Bericht.
    Wenn auch zwischen einer chronologischen Darbietung der Bilder und den Zwängen, die sich durch die bei Rubens sehr unterschiedlichen Bildformate ergeben, nur ein Kompromiss in der Gruppierung finden ließ,
    Und wenn man auch manchmal den Hinweis auf Zusammenhänge vermisst, so bietet die Ausstellung doch ein hervorragendes Gesamtbild von der künstlerischen und geistigen Universalität des Malerfürstens.
    Erfreut ist man vor allem, eine größere Anzahl von Gemälden studieren zu können, die bisher entweder überhaupt noch nicht öffentlich oder noch nicht im Westen gezeigt worden sind.
    So etwa als eines der schönsten Zeugnisse rubenscher Landschaftsmalerei, die Landschaft mit Wagen, sowie die fluidal sehr reiche Himmelfahrt und Krönung der Mutter Gottes aus der Eremitage in Leningrad oder die prachtvollen vier Evangelisten aus dem Potsdamer Schloss Sanssouci.
    Von einem Künstler, der in seinem Leben nicht weniger als 2000 Gemäldeaufträge erhalten hatte und der sich folglich eine ganze Werkstatt mit zum Teil selber namhaften Künstlern hielt, kann man kaum alle Spitzenwerke zur Schau stellen.
    So wie es bei der Wiener Rubens Ausstellung der Fall war, so suchte denn auch der Organisator der Schau, Direktor Bourdoin, eine Auswahl zu treffen, die dem heutigen Zeitgenossen etwas sagt.
    Immerhin stieß das Werk des Meisters mit seiner kraftvollen Lebensfülle, seinen theaterhaften mythologischen und religiösen Szenen bei aller Bewunderung der malerischen Virtuosität lange Zeit auf eine gewisse Reserviertheit.
    Zwar sind es nicht mehr die Argumente Philipp Otto Runges des Romantikers, der Rubens aufgrund seiner Fleischeslust als einen entsetzlichen Barbaren bezeichnete, in dessen Werken man nicht die geringste Liebe für seine Objekte sehen könne,
    Nein, dem nüchternen Zeitgenossen von heute widerstrebt vielmehr das rubensche Pathos.
    Wer indes die Antwerpener Ausstellung besucht, der muss beim Rundgang von solcher Skepsis manches zurücknehmen.
    Es verraten beispielsweise die fast impressionistisch anmutenden Kleingemälde wie das Allerheiligen Bild von 1603 oder die Madonna von Kindern umgeben von 1618 statt Pathos eine durchaus religiös inspirierte, visionäre Innerlichkeit.
    Beim berühmten Liebesgarten von 1632 aus der Eremitage wiederum steht anstelle des Pathos eine an Watteau erinnernde Atmosphäre bewegter Gesellschaftlichkeit.
    Was damit gesagt sein soll?
    Diese Ausstellung vermag, vielleicht gerade indem sie auf einige wirklich pathetische Monumentalbilder verzichtete, wie man sie in der Münchner Pindakothek findet, unser Rubens Bild zu einer glücklicheren Gesamtschau zu führen.
    Wie viel Innigkeit bewegt doch bei aller barocken Theaterhaftigkeit der Gruppe das ausgewogene Bild die heilige Familie mit der heiligen Anna aus den Jahren nach 1630?
    Und welche unkomplizierte Mädchenhaftigkeit berührt einen vor dem Bildnis der Hélène Fourment mit Handschuhen aus der gleichen Zeit?
    Bleibt zu vermerken, dass die Ausstellung in der Abteilung der Zeichnungen vom berühmten Kinderbild mit Korallenkette bis zu dem farbigen Helden, der den Frieden stiftet, am ehesten die persönliche Note des Meisters in seinem Werk dokumentiert.
    Klaus Kollberg fasste seine Eindrücke über die Ausstellung Peter Paul Rubens Gemälde, Ölskizzen und Zeichnungen in Antwerpen zusammen und wir kommen nun zu einem Kulturbeitrag, der sich mit Film beschäftigt.
    Die erste Woche der Berliner Filmfestspiele geht langsam zu Ende.
    Ein Film aus Spanien und ein Film aus der DDR im Wettbewerb, Filme aus Österreich, der Sowjetunion und den Philippinen im Internationalen Forum des Jungen Films,
    und Abend Joachim Fests Dokumentarwerk »Hitler – Eine Karriere« als Sonderveranstaltung.
    So sieht die Berliner Filmfestspielszene am heutigen Mittwoch aus.
    Was spielt sich auf der 27.
    Berlinale bisher Bemerkenswertes ab?
    Wir fragten dazu Lothar Wichert.
    Gestern war einer der ärgsten Tage des Festivals.
    Der erste von drei bundesdeutschen Beiträgen, Heidi Genes' Grete Minde, nach einer Novelle von Theodor Fontane mit Prämien, Zuschüssen und Preisen auf 2,7 Millionen Produktionskosten hochgetrieben, hat lange Gesichter zurückgelassen.
    Grete Minde aus heutiger Sicht interessant, wenn man zeigt, wie aus Erniedrigung Wut und dann Kraft und ein legitimer Freiheitsdrang wachsen, ist im Film von der Regisseurin in ihrer Erstlingsarbeit psychologisch völlig falsch geführt.
    Es muss endlich Schluss gemacht werden damit, nur weil es zur Zeit in ist, Literatur zu verfilmen, solchen Projekten, solche Vorgaben zu machen.
    Schöner, opulenter Schein, optische Schaumschlägerei, auch aus der GSSR, Juras Herzfilm, ein Tag für meine Liebe, die Geschichte eines jungen Paares, dem das einzige Kind stirbt und das dann das zweite, wunderschön fotografiert, im Gegenlicht zeugen darf.
    Eine gelackte Love-Story, die natürlich unbeanstandet nach West-Berlin kommen durfte.
    Dabei war der Film ursprünglich nur sozusagen als Zugabe akzeptiert worden, um den anderen CSSR-Beitrag, Spiel um den Apfel, der seit dem Prager Frühling bekannten Vera Čitilova nach West-Berlin zu bekommen.
    Wer hier mit gezinkten Karten gespielt hat, wird sich nie ganz feststellen lassen.
    Die tschechoslowakische Delegation verweigerte jegliche Auskunft, ihr einziger Kommentar, wir sind freie Menschen und können es ablehnen, der Öffentlichkeit eine Begründung zu geben.
    In der Tat, die Folgekonferenz von Helsinki und deren Schwierigkeiten werfen Schatten auch auf die Filmfestspiele in West-Berlin.
    Man wollte offenbar schwerlich im Augenblick im Westen Filme präsentieren, die die eigenen Verhältnisse kritisch angehen.
    Das bestätigte auch der rührende sowjetische Beitrag sentimentaler Roman nur allzu deutlich.
    Doch wie auch jetzt bei dem Streit um den Eurokommunismus, die Jugoslawen haben stets ihren eigenen Standort und sie scheuen sich nicht, den Selbstverwaltungssozialismus kritisierende Filme international vorzuführen.
    Carolinas Himmelfahrt von Matjas Klopčić ist so ein Beispiel.
    Wie in einem jugoslawischen Dorf Tradition, Hass, Missgunst, Neid und Leidenschaft keinen Platz für Solidarität und mitmenschliches Verständnis lassen,
    Ein blinder, bitterer Spiegel auch sozialistischer Gegenwart.
    Der Zufall führte glückliche Regie, dass am selben Tag ein weiterer Höhepunkt der Berlinale lief.
    François Truyffus, der Mann, der die Frauen liebte.
    Es geht um einen Besessenen, einen Beinfetischisten, der rastlos von Beischlaf zu Beischlaf eilt und eilen muss.
    Freilich,
    Bei aller Leichtigkeit, Wärme und Differenziertheit, bei allem Humor und Verständnis, mit denen Truffaut die Szene bereitet.
    Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem nicht neuen Gegenstand ist schließlich doch nicht herausgekommen.
    Wenn man sich erinnert, wie quälend und qualvoll Fellini und sein Casanova sich an dem Thema abarbeiten, dann hat Truffaut eine doch etwas zu leichte Hand.
    Beim Internationalen Forum des Jungen Films, neben einer ehrgeizigen und achtbaren dokumentarischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Schweizer Arbeiterbewegung von Alexander Seiler, neben Chaplins bis heute verschollener Frau aus Paris, neben einer boshaft satirisch gemixten Collage von Ernst Schmidt über Wien, ist eigentlich bisher nur noch ein großer Reinfall zu melden.
    Der Iraner Shaib Salis, der in West-Berlin lebt und durch Filme wie
    in der Fremde internationales Aufsehen erregte, hat einen ganz missglückten Film präsentiert, Tagebuch eines Liebenden.
    Sales langsamer, pedantischer, fast dokumentarischer Stil, mit dem er uns bisher in archaisch-poetischer Kraft eine fremde Kultur näherbrachte, Gastarbeiter-Schicksale ausbreiten konnte, wird nun auf unseren eigenen Alltag übertragen und das wirkt plötzlich einfach lächerlich.
    Die Forumleute haben hier einen guten Regisseur, indem sie diesen Filmzeigen praktisch ins offene Messer laufen lassen.
    Über den Liebenden, der sich total isoliert und schließlich nach einem Mord an der Braut in der psychiatrischen Anstalt landet, wurde schlicht laut gelacht.
    Der, der unser Verständnis trotz der Leiche unter dem Bett ja so dringend braucht, wurde unfreiwillig durch die falsche Methode am falschen Ort zum Objekt der Belustigung degradiert.
    Das war schon ein schlimmer Tag für das Forum, das sich als emanzipatorisches Festival versteht.
    Mit diesem Beitrag von Lothar Wichert sind wir am Ende der ausführlichen Berichterstattung im Mittagschanal.
    Wie immer am Schluss stehen die Nachrichten.
    Was hat sich in der letzten Stunde getan?
    Wir bringen eine Zusammenfassung.
    Ich gebe dazu ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Die Wehrgesetznovelle wird heute im Nationalrat mit den Stimmen aller drei Parteien beschlossen werden.
    Diese Novelle sieht vor, dass höchstens zwölf Prozent eines Jahrganges zwangsweise zu Kaderübungen für das Bundesheer verpflichtet werden können.
    ÖVP-Wirtsprecher Neisser nannte diese Novelle ein Begräbnis erster Klasse für einen ehemaligen Wahlschlager der Sozialistischen Partei und sprach in diesem Zusammenhang von Betrug.
    Er begrüße es, meinte Neisser, dass der Erfinder des Sechs-Monate-Plans, der damalige Staatssekretär Roche, nun als Minister dafür die Verantwortung zu übernehmen habe.
    SPÖ-Wehrsprecher Mondl bezeichnete die Wehrgesetznovelle als notwendigen Beitrag zur Umstrukturierung des Heeres und als eine von Militärfachleuten gut vorbereitete Maßnahme.
    Der freiheitliche Wehrsprecher Jossek meinte, das Bundesheer habe nun die Hilfe zum dringend notwendigen Ausbau der Landwehr erhalten.
    Allerdings seien die Begleitmaßnahmen zur Sicherung von genügend freiwilligen Meldungen unzureichend.
    In der Fragestunde teilte Sozialminister Weisenberg mit, dass er nicht die Absicht habe, die Ersatzzeiten für die Kindererziehung von einem auf drei Jahre zu erhöhen.
    Nach seinen Worten würde das die Pensionsversicherung mit einem zusätzlichen Betrag bis zu 1,4 Milliarden Schilling belasten.
    Verteidigungsminister Rösch gab bekannt, dass für die Steierwerke noch zehn Bestellungsaufträge für Waffenlieferungen im Laufen seien.
    Rösch bekannte sich dazu, Aufträge nach Möglichkeit der heimischen Wirtschaft zukommen zu lassen.
    Für den Herbst erwartet Rösch eine Mitteilung der Steierwerke über die Weiterentwicklung eines mittleren Kampfpanzers.
    Die ÖVP hat heute im Nationalrat Innenminister Lanz in einer Dringlichen Anfrage aufgefordert, Auskunft über die Aufklärungsrate bei Banküberfällen zu geben.
    In der Anfrage wird darauf verwiesen, dass es seit 1.
    Jänner 51 Raubüberfälle auf Geldinstitute und Postämte gegeben habe.
    Nur bei einem geringen Teil sei es gelungen, erklärt die ÖVP, die Täter auszuforschen.
    Die geringe Aufklärungsquote stelle geradezu eine Einladung an Amateurkriminelle dar, meint die Volkspartei.
    Das Institut für Höhere Studien beurteilt die voraussichtliche Entwicklung der österreichischen Wirtschaft zurückhaltend.
    Wie aus einer Studie hervorgeht, erwarten die Experten heuer einen leichten Abschwung des Wirtschaftswachstums.
    Für das kommende Jahr wird mit einer Zuwachsrate von 3,6% gegenüber 4,5% in diesem Jahr gerechnet.
    Weiters erwartet das Institut für Höhere Studien einen Anstieg der Inflationsrate, eine Erhöhung der Arbeitslosenzahl und zunächst keine Verringerung des Zahlungsbilanzdefizits.
    Der österreichische Gewerbeverein hat heute die vom Finanzminister beabsichtigte Abschaffung der vorzeitigen Abschreibung für betrieblich genutzte Kombifahrzeuge als Schlag gegen die Klein- und Mittelbetriebe bezeichnet.
    In einer Aussendung erklärt der Gewerbeverein, von dieser Maßnahme würden etwa 200.000 gewerbliche Betriebe in ganz Österreich betroffen, die Kombifahrzeuge ausschließlich für die Erbringung von Dienstleistungen, insbesondere in der Nahversorgung benötigten.
    Diese Schlussmeldungen entstanden am Ende von 60 Minuten Information des aktuellen Dienstes.
    Sie wissen ja, um 18.30 Uhr gibt es dann die nächste ausführliche Informationssendung, das Abendjournal im Programm Österreich 1.
    Für das Team des Mittagjournals verabschiedet sich Herbert der Provolne.
    Das war's.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Pessimistische Wirtschaftszukunft
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    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Schwödiauer, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Zahnärztekongreß in Wien
    Interview: Univ. Prof. Dr. Hans Peter Bantleon
    Mitwirkende: Steinwendner, Wolfgang [Gestaltung] , Bantleon, Hans Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Große Rubens Ausstellung in Antwerpen eröffnet
    Mitwirkende: Colberg, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
    Ort: Antwerpen [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Zwischenbericht von den 27. Berliner Filmfestwochen
    Mitwirkende: Wichert, Lothar [Gestaltung]
    Datum: 1977.06.29 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Westberlin [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.06.29
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Haider, Edgard [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770629_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt