Mittagsjournal 1977.07.16

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    Rechtliches

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    Untertitel der Amara.org-Community
    Eine angenehme Mittagstunde wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich die Redaktion des Mittagschanals im Studio Ilse Vögel.
    Auch heute wieder 60 Minuten Information auf unserem Programm und zu Ihrem besseren Überblick zunächst einmal die wichtigsten Themen kurz angerissen.
    An diesem Wochenende wollen Bundeskanzler Kreisky und Tirols Landeshauptmann Wallnöfer noch einmal gemeinsam über das Thema Spitalsfinanzierung sprechen.
    Hier ist die Situation ja, wenn man so sagen darf, ziemlich verfahren.
    Vielleicht gelingt es den beiden, also Kreisky und Wallnöfer, aber doch noch den Karren, sprich Spitalsfinanzierung, wieder flott zu machen.
    Die Innenpolitische Redaktion zeigt die Ausgangspositionen, führt dieses Gespräch Wallnöfer-Kreisky auf und auch die Inlandspresseschau beschäftigt sich unter anderem heute mit diesem Thema.
    Die Kollegen von der Wirtschaft berichten heute über den Stand der chemischen und pharmazeutischen Forschung in Österreich.
    Dazu kommt aus London ein Bericht über erste Reaktionen auf die gestrigen Spar- und Maßhalteappelle des britischen Schatzkanzlers Healey.
    Aus der Bundesrepublik Deutschland hören sie einen Beitrag zu einem Thema, das eigentlich zu denken geben sollte.
    Für die 800.000 Arbeitslosen hat sich in den großen westdeutschen Städten bereits ein illegaler Arbeitsmarkt gebildet.
    Manche meinen eine moderne Form des Sklavenverkaufs.
    Die Kulturredaktion bringt einen Vorbericht zur großen Europaratsausstellung in Berlin, Tendenzen des 20.
    Jahrhunderts und sie berichtet über das Debüt, das Wiener Debüt der Tonkünstler.
    Wir aber beginnen einmal mit Weltnachrichten.
    Für sie ist heute Adolf Poindler als Chef vom Dienst verantwortlich und gesprochen werden diese Meldungen von Josef Hnatek.
    Österreich.
    Der Landesobmann der Freiheitlichen Partei Niederösterreich, Ofner, hat heute die sofortige Umrüstung des Atomkraftwerkes Zwentendorf in ein normales kalorisches Kraftwerk gefordert.
    Damit wäre seiner Ansicht nach jedes Sicherheitsrisiko für die nähere und weitere Umgebung ausgeschlossen.
    Ofner kritisierte auch die Tarifgestaltung der Stromgesellschaften, die mehr Verbrauch durch niedrigere Tarife geradezu belohnten.
    Schon im kommenden Jahr sollte es dieses Prinzip umgekehrt werden, sagte der niederösterreichische FPÖ-Obmann.
    Der Klubobmann der FPÖ im Wiener Rathaus Hirnschall bemerkte heute zum gleichen Thema, jeder österreichische Landstrich sei zu schade, als das radioaktive Abfall gelagert werden könnte.
    Die Kärntner Elektrizitätsgesellschaft plant bei St.
    Vinzenz im Kuralpengebiet die Errichtung eines Speicherkraftwerkes.
    In der Nähe der Grenze zur Steiermark werden im Einzugsbereich des Feistritts und des Krummbaches zwei Stauseen angelegt, die durch Druckleitungen verbunden werden sollen.
    Die beiden Wasserspeicher sollen 7,8 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen können.
    Die Forderung nach einem Lohnstopp in der Industrie durch den Generaldirektor der verstaatlichten Industrie sei auf das Scheitern der SPÖ-Politik in der verstaatlichten Industrie zurückzuführen, heißt es heute in einer Aussendung des ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbundes.
    Wie dessen Führungsmitglieder Ed Meyer feststellte, seien die Löhne nur einer von vielen Kostenfaktoren.
    Anstelle einer geradezu klassenkämpferischen Lohnstopp zu propagieren, betonte Ed Meyer, sollte Generaldirektor Geist dafür Sorge tragen, dass das Top-Management der verstaatlichten Industrie nicht nach parteipolitischen Gesichtspunkten ausgewählt werde.
    Die Handelskammern der einzelnen Bundesländer richten derzeit Appelle an ihre Mitgliedsbetriebe, vermehrt Lehrlinge aufzunehmen, um so einer drohenden Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
    Wie die Bundeswirtschaftskammer heute meldet, würde eine Lockerung der Verhältniszahlen zwischen ausgebildeten Lehrlingen und Gesellen wesentlich zur Lösung des Lehrlingsproblems beitragen.
    Die Kammer weist auch darauf hin, Schulabgänger, die erst jetzt mit der Lehrplatzsuche beginnen, müssten damit rechnen, dass ihr gewünschter Lehrplatz möglicherweise vom Wohnort weit entfernt ist.
    Dies vor allem deshalb, weil sich die Mehrzahl der Lehrlinge immer noch auf nur wenige Berufe konzentriert.
    ÖVP-Abgeordneter Höchtl hat heute im Zusammenhang mit den Berufschancen von Lehramtskandidaten eine schriftliche Anfrage an Unterrichtsminister Sinovac gerichtet.
    Höchtl will darin vor allem Auskunft über die Zahl der Studierenden an den pädagogischen Akademien und über den Bedarf an Volks- und Hauptschulen in den nächsten Jahren erhalten.
    Der Obmann der jungen ÖVP begründet seine Anfrage mit dem Hinweis, an den Akademien herrsche große Ungewissheit darüber, ob alle Studierenden auch einen Arbeitsplatz erhalten werden.
    ÖVP-Generalsekretär Lanner hat heute die politischen Parteien aufgefordert, dem gesellschaftlichen Wandel der vergangenen Jahre Rechnung zu tragen.
    Wie Lanner erklärte, seien die alten Klassengegensätze längst von der Wirklichkeit überholt und durch den sozialen Wandel aufgebrochen.
    Dieser weise sich allein darin, meinte der ÖVP-Generalsekretär, dass sich etwa drei Viertel der Österreicher zum Mittelstand bekennen.
    Die Politik dürfte sich daher nicht an irgendwelchen Knassen orientieren, Schloss Lanner, sondern müsse allein die Bedürfnisse der Bevölkerung zugrunde nehmen.
    Südkorea.
    Die Affäre um den am vergangenen Donnerstag im nordkoreanischen Luftraum abgeschossenen amerikanischen Militärhubschrauber wurde heute beigelegt.
    Zum Mittag wird Nordkorea den verletzten amerikanischen Soldaten und die drei toten Besatzungsmitglieder in Panmunjom den amerikanischen Streitkräften übergeben.
    Der verletzte Soldat ist nach Angaben Nordkoreas imstande zu gehen und benötigt keine Tagware.
    Das Wrack des abgeschossenen Hubschraubers bleibt in Nordkorea.
    In einer Sitzung der gemischten Waffenstillstandskommission in Panmunjom wiederholte der amerikanische Delegierte, der Hubschrauberpilot hätte sich verirrt und sei unabsichtlich auf nordkoreanisches Gebiet gelangt.
    Beide Seiten bedauerten den Vorfall.
    USA.
    Präsident Carter hat eine, wie er wörtlich sagte, drastische Reduzierung des Beamtenstabes im Weißen Haus um 28 Prozent angeordnet.
    Carter schlug außerdem weitere personelle Einsparungen in seinem Präsidialbüro vor.
    Dadurch sollen die Ausgaben um etwa 6 Millionen Dollar jährlich verringert werden.
    Ein Teil dieser Maßnahmen kann von beiden Häusern des Kongresses innerhalb von 60 Tagen durch ein Veto blockiert werden.
    Mit diesen Sparmaßnahmen will der Präsident offensichtlich sein Wahlversprechen einlösen, der Bürokratie im Weißen Haus den Kampf anzusagen.
    Island.
    Der deutsche Bundeskanzler Schmidt ist heute in Reykjavik mit Ministerpräsident Halgrim Son zu einem Gespräch zusammengetroffen.
    Die Sicherung der Nordflanke des Nordatlantikpaktes und Wirtschaftsprobleme standen im Mittelpunkt der Unterredung.
    Aber auch Fischereifragen kamen zur Sprache.
    Schmidt hatte gestern Abend anlässlich eines Bankettes die Verbundenheit der Bundesrepublik Deutschland mit Island betont und für die isländische Hilfe nach dem Kriege gedankt.
    Ägypten.
    Drei Menschenleben und 36 Verletzte hat ein Brand in einer Textilfabrik in der Nähe der Hafenstadt Alexandria gefordert.
    Das Feuer verursachte außerdem Sachschaden in der Höhe von etwa 20 Millionen Schilling.
    Wie die halbamtliche Zeitung Al-Ahram berichtet, ist in einem Versteck der fanatischen Moslem-Sekte Söhne und Einkehr eine Bombe explodiert.
    Dabei wurden elf Personen verletzt.
    Mitglieder dieser Sekte hatten vor zwölf Tagen den früheren Religionsminister Sahabi entführt und ermordet.
    Rhodesien.
    Mindestens drei afrikanische Nationalisten sind in dieser Woche in Rhodesien hingerichtet worden.
    Die Verurteilten wurden gehängt.
    Zu den Hingerichteten zählte auch das Führungsmitglied der von Nkomo geleiteten African National Council, Robert Bebe.
    Bebe war Provinzsekretär dieser Organisation.
    Er wurde schuldig befunden, Untergrundkämpfer für seine Vereinigung angeworben zu haben.
    Die Vereinten Nationen und das Internationale Rote Kreuz haben sich vergeblich um eine Begnadigung Bebes bemüht.
    Kolumbien
    Seit dem schweren Grubenunglück in einem Kohlenbergwerk in der Nähe der Stadt Amara am vergangenen Donnerstag sind 96 Leichen geborgen worden.
    Nach einer Gasexplosion in einem Stollen stürzten Teile des Bergwerkes ein und verschütteten 150 Bergleute.
    Die Suche nach 40 noch vermissten Personen wird fortgesetzt.
    Denmark.
    Zum Abschluss einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation über Krebserkrankungen in Kopenhagen teilte der für Krebs zuständige Leiter der WHO-Abteilung vor der Presse mit, in Europa werde in den nächsten Jahren wahrscheinlich jeder dritte Krebspatient geheilt werden können.
    Dennoch müsse man damit rechnen, dass während dieses Zeitraumes 14 Millionen Menschen an Krebs sterben.
    Der Leiter des Krebsforschungsinstituts der Wiener Universität, Professor Wörber, wies darauf hin, dass etwa 90 Prozent der Fälle von Lungenkrebs vermieden werden könnten, wenn die Menschen mit dem Rauchen aufhörten.
    Außerdem, sagte Wörber, es gebe Anzeichen dafür, dass Rauchen und Alkoholgenuss zu Krebserkrankungen in der Blase und in anderen Teilen des Körpers führen könnten.
    Österreich.
    Der Abgeordnete Schranz erinnert heute in der sozialistischen Korrespondenz daran, dass alle sozialversicherten Österreicher auch ohne private Krankenversicherung in fast allen europäischen Urlaubsländern aufgrund zwischenstaatlicher Abkommen für den Krankheitsfall voll geschützt seien.
    Das trifft zu auf Italien, Spanien, Jugoslawien und die Türkei sowie auf die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Schweden.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Ein bis zum Balkan reichender Ausläufer des Azorenhochs bewirkt im Ostalpenraum freundliches Wetter.
    Auch die Temperaturen werden wieder etwas ansteigen.
    Wetteraussichten bis morgen früh.
    Heiter bis wolkig.
    Gegen Abend Auflösung der Quellwolken.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 8 bis 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Anfangs heiter oder wolkenlos, ab dem späten Vormittag gebietsweise stärker wolkig und Nachmittagsausbildung lokaler Gewitter.
    Winde aus Süd bis West, Frühtemperaturen 8 bis 15, Tageshöchsttemperaturen 22 bis 27 Grad.
    Nun noch die Messwerte von heute 12 Uhr.
    Wien, heiter 20°, Ostwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkig 21°, Südost 3°.
    Linz, heiter 19°, Ostwind 10 km per Stunde.
    Salzburg, heiter 20°, Nordost 15°.
    Innsbruck, heiter 19° bei Windstille.
    Bregenz, wolkenlos 17°, Nordwest 5°.
    Graz stark bewölkt 19 Grad, Südostwind 10 Kilometer pro Stunde und Klagenfurt stark bewölkt 18 Grad, Ostwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Drei Minuten vor Viertel Eins ist es jetzt.
    Zwei heiße Themen gibt es derzeit in der österreichischen Innenpolitik, die Atomstromdiskussion und die Debatte um die Finanzierung der Spitäler.
    Nachdem sich gerade in dieser letzten Frage in der abgelaufenen Woche die Fronten zunehmend verhärtet haben, trifft nun Bundeskanzler Kreisky heute und morgen mit dem Landeshauptmann Wallnöfer in Tirol zu einem informellen Gespräch zusammen.
    bei dem es neuerlich um das Thema Spitalssteuer gehen dürfte.
    Wallnöfer galt und gilt ja als Exponent jener ÖVP-Landeshauptleute, die sich über die Einführung einer solchen Steuer, im Gegensatz zur Bundespartei, zumindest verhandlungsbereit zu zeigen scheinen.
    Vor welchem politischen Hintergrund dieser neue, inoffizielle, kleine Spitalsgipfel gesehen werden muss, darüber informiert Hans Langsteiner.
    Ein knappes Jahr ist es nun schon her, seit der Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer den operationsbedingten Krankenhausaufenthalt von Bundeskanzler Bruno Kreisky in Innsbruck dazu benützte, um an dessen Spitalsbett ein paar persönliche Anmerkungen zur notorischen Finanzkrise der Krankenhäuser zu machen.
    Was dabei genau besprochen wurde, weiß man im Detail bis heute nicht.
    Sicher ist jedenfalls, dass von diesem Zeitpunkt an der Begriff Spitalssteuer nicht mehr aus der gesundheitspolitischen Diskussion verschwinden wollte.
    Zweimal im Herbst des Vorjahres und Anfang Juni dieses Jahres präzisierte der Regierungschef die Idee, durch die Einhebung einer zusätzlichen zweckgebundenen Sondersteuer einen Ausweg aus der immer drohender werdenden Finanzkrise der heimischen Spitäler zu finden.
    Die politische Verantwortung für eine solche unpopuläre Maßnahme reichten einander freilich alle Beteiligten, Bund und Länder, Regierung und Opposition weiter wie einen heißen Erdapfel.
    Immer neue Konstruktionsmodelle wurden erörtert und wieder verworfen.
    Die Linie der mehr oder weniger uneingeschränkten Befürworter einer Spitalsteuer ging auf Landesebene quer durch die politischen Fronten.
    Bis das zweithöchste Gremium der Großen Oppositionspartei vorgestern die Diskussion zunächst einmal abbrach.
    Nein zur Bundes-, nein aber auch zu einer Landesspitalsteuer lautet nunmehr die von der ÖVP-Parteileitung abgesteckte Linie.
    Landeshauptmann Wallnöwer war freilich bei der entscheidenden Sitzung nicht dabei.
    Er ließ sich in Wien entschuldigen.
    Krankheitshalber, wie es offiziell hieß.
    In seinem eigenen Bundesland haben sich die gesundheitspolitischen Fronten in der Zwischenzeit mindestens ebenso verhärtet wie auf Bundesebene.
    Die Bezirkskrankenhäuser Tirols sind nämlich mit der Sozialversicherung in den Zahlungsklinisch gegangen.
    Das beim Amt der Tiroler Landesregierung installierte Schiedsgericht soll beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger in Wien durchsetzen, dass die Kassen die Pflegegebührensätze für Spitalspatienten hinaufsetzen und dadurch die Spitalserhalter entlasten.
    In einer Pressekonferenz garnierten Sprecher der Tiroler Bezirksspitäler gestern die Ankündigung, das Schiedsgericht in dieser Frage anzurufen, mit massiven Vorwürfen gegen den Hauptverband.
    Dieser habe den vom März datierten Antrag nicht einmal beantwortet, obwohl die krankenversicherten Patienten täglich die Dienste der Spitäler in Anspruch nehmen.
    Hauptverbandsgeneraldirektor Dragaschnig ließ dies nicht auf sich sitzen.
    In einem Telefongespräch sagte er mir, seine Organisation stehe über die Tiroler Gebietskrankenkassen in ständigen Kontakten mit den dortigen Spitälern.
    In Wahrheit gehe es nach Dragaschnigs Darstellung lediglich darum, dass die Tiroler Forderung nach einer 17-prozentigen Anhebung der Gebührensätze den Kassen überhöht scheine.
    Das Gegenangebot des Hauptverbandes laute auf 11 Prozent, was der Steigerung der Beitragseinnahmen entspreche.
    Sollte das angerufene Schiedsgericht den Wünschen der Tiroler Bezirksspitäler recht geben, werde der Hauptverband beim Verfassungsgerichtshof Beschwerde einlegen.
    Diese scharfe Reaktion belegt, wie heftig in manchen Bundesländern der Spitalsfinanzierungskrieg bereits entbrannt ist.
    Eine ähnliche Beschwerde läuft bereits in Salzburg und dort hat der Landtag ja erst vor kurzem seine Krankenanstaltenordnung geändert, um die Kassen nötigenfalls mehr als bisher zur Kasse bitten zu können.
    Eine ähnliche Regelung existiert seit einem Jahr in Niederösterreich.
    Beim Hauptverband befürchtet man Beispielsfolgen etwa nach dem Motto, wenn es schon keine Spitalsteuer gibt, dann hält man sich dafür an den Kassen schadlos.
    Für den Hauptverband könnte dieser Kleinkrieg tatsächlich teuer kommen.
    Nach Berechnungen des Präsidenten Willendorfer würde eine Nachahmung des Niederösterreichischen und Salzburger Modells in ganz Österreich die Kassen jährlich zwei Milliarden Schilling zusätzlich kosten.
    Ein Mehraufwand, der auch durch interne Einsparungsmaßnahmen in den Spitälern, wie sie seit geraumer Zeit vom Gesundheitsministerium, etwa durch neuartige einheitliche Kostenberechnungen, erarbeitet werden, nicht aufgefangen werden dürfte.
    Denn gleichgültig, was die beiden miteinander befreundeten Politgänger Kreisky und Wallnöfer, letzterer durch die Linie der Bundespartei in seinem Verhandlungsspielraum eingeschränkt, in den nächsten Stunden und Tagen miteinander besprechen, eines ist gewiss, die Defizite der Spitäler steigen anscheinend unaufhaltsam weiter.
    Allein heuer auf drei ganze dreizehntel Milliarden Schilling.
    Das war ein Bericht von Hans Langsteiner.
    Vielleicht wissen wir dann schon am Abend mehr über diese Gespräche Kreis Geballnöfer.
    Meine Kollegen vom Studio Tirol liegen jedenfalls auf der Lauer, sollten sie fündig werden, hören sie dann mehr im Abendjournal 18.30 Uhr, Programm Österreich 1.
    Wir aber hier im Mittagjournal setzen fort mit der Inlandspresseschau.
    Für Sie ist heute Eugen Freund verantwortlich.
    Das gestrige Interview mit Bundeskanzler Kreisky im Mittagjournal wird heute von einigen Kommentatoren zum Anlass für unterschiedliche Betrachtungen herangezogen.
    So etwa beschäftigt sich Martin Stieglmeier im ÖVP-Organ Neues Volksblatt mit dem Verhältnis des Kanzlers zu ÖVP-Obmann Taus.
    Wiederholt erklärte Kreisky dezidiert, er könne sehr wohl mit Taus reden, und zwar sehr fruchtbar.
    Dass Tauss immer wieder gegen ihn anzutreten habe, sei für den Führer der Großen Oppositionspartei unumgänglich.
    Das entkräftet all jene, die behaupten, Tauss und Kreisky könnten miteinander nicht reden, weshalb Tauss als Oppositionsführer untauglich sei.
    Aus dem Mund des Kanzlers klingt nämlich so etwas ausnahmsweise sehr glaubwürdig.
    Denn das ist genau genommen ein politisches Geschenk, das sich Kreisky auch hätte sparen können.
    Nach diesem Zitat aus dem Neuen Volksblatt ein Blick in die Neue Kronenzeitung.
    In ihr greift Victor Reimann jenen Aspekt aus dem Gespräch mit dem Bundeskanzler heraus, wonach ein kleiner Beitrag der Bevölkerung zur Sanierung der Spitäler wohl noch keine Ängste hervorrufen dürfe.
    Victor Reimann schreibt wörtlich.
    Als die Erhöhung der Tabakpreise und der Alkoholsteuer erfolgten, wurde erklärt, dass die Einnahmen daraus zur Verbesserung unseres Gesundheitswesens verwendet werden sollen.
    Heute spricht niemand mehr davon.
    Auch gibt es noch immer kein Konzept, wo bei den Spitälern eingespart werden kann.
    Nur mit einer neuen Steuer ist man geradezu blitzartig zur Stelle.
    Und all die neuen Belastungen werden vom Bürger im naiven Glauben hingenommen, dass die dafür Verantwortlichen die Gelder zum Wohle des Staatsvolkes verwalten werden.
    Soviel aus der Neuen Kronenzeitung.
    Detlef Harbig geht in der Südost-Tagespost auf die Äußerung des Bundeskanzlers ein, in der Frage der Atommüllagerung werde man das Problem schrittweise lösen können.
    Dazu Harbig.
    Der Verdacht drängt sich auf, dass Überlebenskünstler Kreisky folgende Strategie im Auge hat.
    Erst einmal alles bis über die Wahl 1979 hinaus in Schwebe halten, dann das Werkli in Zwendendorf in Betrieb setzen und dann die Lösung für den Müll der nächsten Politikergeneration überlassen.
    Denn, wie er selbst erklärt hat, werde die Endlagerung ja erst 1990 aktuell.
    Wie die Südost-Tagespost greifen auch die oberösterreichischen Nachrichten das Thema Atom heraus, wobei der Autor Hermann Polz die Diskussion darüber mit einer innenpolitischen Affäre der vergangenen Wochen vergleicht.
    Im Falle Zwentendorf operiert Kreisky noch um eine Stufe unschenierter, nach dem bewährten Modell Lütjendorf.
    Das Parlament soll entscheiden, was er selbst nicht entscheiden will.
    Dort darf dann auch seinen Intentionen gemäß die Große Koalition stattfinden oder nicht.
    Es wird dann eben nur eine Entscheidung mit der Volkspartei oder gar keine geben.
    Beides kann ihm recht sein.
    Letzteres vielleicht noch ein bisschen rechter, meinen die oberösterreichischen Nachrichten.
    In den Salzburger Nachrichten findet sich schließlich ein Leitartikel unter dem Titel Halbzeit ohne Seitenwechsel.
    Der Autor Gerald Christian befasst sich dabei mit der Stellung aller drei Parlamentsparteien.
    In den zwei Jahren absoluter sozialistischer Mehrheit dieser Legislaturperiode gab es keine der bis dahin üblichen, die Öffentlichkeit mitreißenden Aktivitätsstürme der SPÖ oder der kreiskischen Regierung.
    In der sozialistischen Partei ist man zu sehr mit sich selbst, einer neuen Ideologie und dem Gedanken, wer und was kommt nach Kreisky beschäftigt.
    Und weiter schreibt Christian auf die Oppositionsparteien übergehend.
    Nachdem Obmann Taus bereits mehrere parteiinterne Angriffe schwarzer Heckenschützen überstanden hat, scheint er in der ÖVP zumindest bis zu den nächsten Wahlen unumstritten zu sein.
    Ähnliche Probleme plagen auch die Freiheitlichen, wenn gleich deren Parteiobmann Peter bis vor kurzem von seinen parteieigenen Gegnern deshalb kaum angegriffen würde, weil er für das kommende Jahr seinen endgültigen Rücktritt als Parteiobmann in Aussicht gestellt hat.
    Soweit die heutige Inlandspresseschau, 6,5 Minuten nach Viertel Eins ist es jetzt.
    Nun zur Wirtschaft im Mittagsschanal.
    Wirtschaftsprognosen scheinen sich immer größerer Beliebtheit zu erfreuen.
    Verständlich in Zeiten, wo man nicht so recht weiß, wie es weitergehen soll, nimmt man seine Zuflucht zum Computer.
    Der liegt zwar auch nicht immer richtig, aber der wissenschaftliche Anspruch allein genügt manchmal schon.
    Und hat man sich geirrt, kann man Prognosen ja immer noch revidieren.
    Mit dem erfolgt, dass der Wirtschaft mit schöner Regelmäßigkeit Wechselbäder verordnet werden.
    So hat es etwa in den Prognosen für diese Jahreshälfte geheißen, Westeuropa werde nun endlich in den Konjunkturaufschwung kommen.
    Und nun liest man das Gegenteil.
    Zumindest was die Bundesrepublik Deutschland betrifft, sie aber gilt ja als Konjunkturbarometer für Westeuropa.
    Der jüngste Monatsbericht der Deutschen Bundesbank zeichnet nämlich ein eher tristes Bild der Situation.
    Im Mai weniger Auftragseingänge, weniger Produktion als noch im April, Rückschläge auf dem Chemie- und Stahlsektor, wenig Optimismus auch in der Autoindustrie.
    Und auch die Zahl der Arbeitslosen bleibt fast konstant.
    800.000 Menschen sind es derzeit in der Bundesrepublik Deutschland, die mit sozialer Unterstützung des Staates über die Runden kommen müssen, weil sie keine Arbeit finden.
    Finden können oder finden wollen, denn auch solche sind sicher drunter.
    Eines jedoch gibt zu denken.
    Nun hat sich ein sogenannter illegaler Arbeitsmarkt für Arbeitslose gebildet.
    Eine Arbeitsvermittlung praktisch unter der Hand.
    Und das nicht immer zum Vorteil jener, die da Arbeit suchen.
    Aber hören Sie mehr von Klaus Emmerich.
    Der Mann, um den es hier geht, ist schätzungsweise Mitte 20, untersetzte Gestalt, sauber und unauffällig angezogen.
    Immer wenn er so Lust hat, geht er in die Ratinger Straße zu Düsseldorf.
    Dort braucht er nicht lange zu warten.
    Er trifft auf seinesgleichen und alle warten auf ein paar geschniedelte und gebürstete Herren, die da im Sechszylinder vorfahren und in Minutenschnelle den Wartenden das vermitteln, was sie an diesem Tag, meistens für einen Tag, suchen.
    Arbeit.
    Für 8 Mark in der Stunde, das sind 56 Schilling, gehen Sie als Kraftfahrer oder Möbelpacker, Erntehelfer oder Bauarbeiter, Anstreicher oder Austräger.
    Der Suchende erhält eine Adresse, zahlt dafür 5 bis 7 Mark, das sind umgerechnet 35 bis 42 Schilling an den Vermittler des Jobs und beide geben sich nach außen jedenfalls zufrieden.
    So geschieht es tagtäglich im Westhafen von Berlin, im Ostbahnhof von München oder in Kneipen von Stuttgart, wo nicht nur Arbeitslose auf Arbeit warten, sondern auch Wermutbrüder auf eine Spende, Haftentlassene auf Anschluss und im Polizeijargon Penner auf ihresgleichen.
    Arbeitsmarkt Westdeutschland anno 1977.
    Über 800.000 sind es, die auf diese Weise einen Job vermittelt erhalten.
    Einen Job übrigens, bei dem keine Steuern und keine Sozialabgaben geleistet werden.
    Fast ebenso viele sind es, die amtlich in der Bundesrepublik Deutschland derzeit als arbeitslos registriert sind.
    Der Zufallsbeschäftigte von der Ratingerstraße und der selbstbewusste Vermittler bilden einen eigenen, einen grauen, viele in Westdeutschland sagen einen illegalen Arbeitsmarkt.
    Hier trifft sich das Bedürfnis nach Arbeit mit der Ausnützung einer sozialen Notlage.
    Der Drang nach etwas Geld und sei es nur zur Aufbesserung der staatlichen Arbeitslosenunterstützung mit rücksichtsloser Geldmacherei.
    der ernsthaft bemühte, mit zwielichtigen Gestalten aus der Halbwelt, der Unterwelt, jedenfalls nicht mehr immer aus der bürgerlichen Welt.
    Die, die auf diesen eigenartigen Markt Arbeit suchen, scheuen den Gang zum Arbeitsmarkt aus den verschiedensten Gründen, wie man inzwischen festgestellt hat.
    Einige sind entmutigt, weil ihnen keine geeignete Arbeit vermittelt werden konnte.
    Die meisten scheuen die Regelmäßigkeit und bemühen sich lieber mit einer illegal organisierten Adresse, wenn sie einmal Geld brauchen, weil sie mit der amtlichen Unterstützung nicht auskommen.
    Was sich im Einzelnen auf diesem grauen Arbeitsmarkt abspielt, entzieht sich weitgehend amtlicher Beobachtung.
    Sind dort, so fragt man sich auch amtlich, jene Hunderttausenden anzutreffen, die Monat für Monat als arbeitslos registriert sind und ihnen gebotene Stellen immer wieder ablehnen?
    Oder auch jene Dachinierer, die arbeitsscheu sind und das staatliche Sozialsystem ausnützen?
    Oder handelt es sich um tragische Einzelschicksale, in die Deutsche oder auch Ausländer geraten sind?
    Fragen, nichts als Fragen.
    Fest steht nur, dass die Behörden in Westdeutschland mit diesen illegalen Jobvermittlungen nicht fertig werden, sie weder unterbinden noch ausschalten können.
    Schon sprechen westdeutsche Zeitungen von einem modernen Sklavenmarkt, vor allem unter Hinweis auf die hohe Vermittlungsprovision und die Gefahr, dass immer mehr Arbeitslose im Grenzbereich zwischen Arbeitswilligkeit und Arbeitsunwilligkeit zuerst nur noch fähig sind, als Tagelöhner für einen Tag zu gehen und später überhaupt.
    sich jeder regelmäßigen Arbeit entziehen.
    Auch die Kirchen und die karitativen Einrichtungen wissen kein probates Mittel gegen diese Illegalität.
    Aber alle Beteiligten und Befassten stimmen in dem Urteil überein, dass die Zahl der illegal zur Gelegenheitsarbeit Vermittelten in den letzten Jahren sprunghaft in Westdeutschland angestiegen ist und die neueste Schätzung von 800.000 sogar noch übersteigt.
    Vom illegalen Arbeitsmarkt in Westdeutschland berichtete Klaus Emmerich.
    Großbritannien, wirtschaftliches Sorgenkind der europäischen Gemeinschaften, will sich nun endlich wirklich eine Diätkur verordnen.
    Staatskanzler Healy hat gestern vor dem Unterhaus in London einen Spar- und Maßhalteappell an die Untergebern in ihrer Majestät gerichtet.
    Vor allem durch eine maßvolle Lohnpolitik soll die Inflation in Großbritannien unter Kontrolle gebracht werden.
    Wichtigster Punkt dieses Programms
    Hili fordert die Einhaltung einer generellen Einkommenszuwachsgrenze von 10 Prozent für die bevorstehenden zwölf Monate, beginnend mit 1.
    August.
    Diese 10 Prozent sind nicht mehr wie in den vorausgegangenen Phasen der Einkommenspolitik eine Obergrenze für individuelle Lohnabschlüsse, sondern das Maximum, um das nach dem Wunsch der Regierung die gesamte Lohn- und Gehaltssumme des Landes binnen Jahresfrist steigen darf.
    Nur wenn diese 10%-Grenze auch wirklich eingehalten wird, so Hili, habe das Land eine Chance, seine jetzt bei 17% stehende Inflationsrate auf einen einstelligen Wert zu drücken.
    Ernste Worte, die scheint allerdings nicht von allen wirklich ganz so ernst genommen werden.
    Denn nur Stunden nach Hilis Erklärung trat bereits die Eisenbahner Gewerkschaft an die Öffentlichkeit und forderte 60% Lohnerhöhung für April nächsten Jahres.
    Und auch die Polizisten sind nicht faul, sie wollen 90% mehr.
    Healey wird es also nicht leicht haben, die Lohndisziplin auch wirklich durchzudrücken.
    Aber hören Sie Heinz Bier an.
    Große Schatten verdunkeln den blauen Himmel, den Healy, der Schatzkanzler ihrer Majestät, den Abgeordneten unter Öffentlichkeit in großen Pinselstrichen vormalte.
    Bei Ford wurden fast gleichzeitig mit der Rede des Finanzministers Forderungen von über 20% in einem 160 Seiten langen Dokument erhoben.
    Sie erinnern sich, dass Healy von 10% maximal gesprochen hat.
    15-prozentige Lohnerhöhung werden verlangen die E-Werk-Ingenieure, die Eisenbahner, die Bergarbeiter, die Hafenarbeiter, die Handelsmarineangestellten, die Fluglinienbeamten, die Bankbeamten und die Journalisten.
    Das heißt, diese Berufsgruppen werden mindestens 15 Prozent verlangen.
    Manche unter ihnen, wie die Eisenbahner und die Hafenarbeiter, verlangen 60 Prozent.
    Ich werfe da ein bisschen mit Zahlen und Namen herum.
    Bei Verhandlungen verlangt man ja immer mehr als man kriegt.
    Aber die Forderungen bewegen sich tatsächlich auf einem Niveau, das angsterregend ist.
    Die Eisenbahner zum Beispiel haben nächsten April gar 63 Prozent verlangt.
    Und die Forderung der Bergarbeiter von einem Wochenlohn von 135 Pfund, also mehr als 4.000 Schillig in der Woche,
    wurde gestern nach der Rede des Finanzministers vom führenden Bergarbeitergewerkschaften wieder bestätigt.
    Der bekannte kommunistische schottische Bergarbeiterführer McGeaghy erklärte zum Beispiel, das sei schon das zehnte Mal, dass Versprechungen einer einstelligen Inflationsrate gegeben worden seien.
    Man müsse ganz deutlich wieder bestätigen, kein sozialer Kontrakt mehr.
    Clive Jenkins, der Generalsekretär der wissenschaftlichen, technischen und leitenden Beamtengewerkschaft,
    Ein bekannter Feind von Denis Healy sprach von den Zielen des Finanzministers als absolut unrealistisch.
    Seine, das heißt Jenkins Gewerkschaft, verlangt bis zu 34 Prozent Gehaltserhöhung.
    Der Generalsekretär der Lehrergewerkschaft meinte, das ist die alte, alte Geschichte einer aufgezwungenen Lohnpolitik im öffentlichen Sektor, also Staatsbeamte und verstaatlichte Betriebe, und eine freie Jagd nach Höchstlöhnen im privaten Sektor.
    Schließlich haben heute früh die Polizeibeamten erklärt, sie ließen sich nicht mehr anschwindeln, sie bleiben bei Lohnerhöhungsforderungen von 20 Prozent.
    Aber diese Wolken am blauen Hili-Himmel waren ja von nationalökonomischen Wettermachern durchaus vorauszusagen.
    Wenn einmal der Sozialkontrakt tot ist, Mrs. Thatcher trug ja gestern im Unterhaus auch schwarz, dann fängt die wilde Jagd an.
    Und der, der am lautesten schreit, kriegt am meisten, hofft er wohl.
    Erstaunlich ruhig war das Unterhaus gestern.
    Vielleicht spiegelt das die Haltung der City wieder, die vor allem keinerlei wechseln will und gerne Healy für sich sterben lässt.
    Die Confederation of British Industry, der britische Industriellenverband, war auch eher friedlich.
    Man warnte vor schwindelhaften Produktivitätsverträgen und lehnte wieder traditionell jede Profit- und Dividendenkontrolle ab.
    Aber sonst?
    Sonst soll nur die Regierung tun, was sie kann.
    Die nächsten Wahlen kann sie sowieso nicht gewinnen.
    Warum soll man den Streit mit den Gewerkschaften nicht jemandem anderen überlassen?
    Einstweilen.
    Draufzahlen werden die öffentlichen Angestellten, denn da kann die Regierung ja ihre Macht ausüben.
    Und über die Arbeitslosigkeit, wie immer sie auch erzeugt wird, durch Unfähigkeit der Industrie oder durch zu hohe Lohnförderungen, die wird weiter steigen.
    Und beides wird sich nicht sehr günstig für die Labour-Party auswirken.
    Heinz Beran berichtete direkt aus London.
    Sie erinnern sich vermutlich noch knapp drei Monate ist es jetzt her, dass in der Nordsee eine der größten Umweltkatastrophen des 20.
    Jahrhunderts drohte.
    Eine Bohrinsel, ganz korrekt die Bohrinsel Bravo im Ekofisk-Feld war leck geworden und tausende Tonnen Öl ergossen sich täglich eine Woche lang in die Nordsee.
    Erst nach acht Tagen gelang es Experten, die Lecke-Bohrinsel zu dichten.
    Redastair, der rote Teufel aus Texas, hat damals vermutlich im letzten Moment das Schlimmste verhindert.
    Denn noch mehr ausfließendes Öl hätte die Nordsee wohl kaum wirklich ohne bleibenden größeren Schaden verkraften können.
    So können zwar die Umweltschützer momentan aufatmen, weniger Freude dagegen haben die Erdölgesellschaften.
    Denn nicht nur die Bohrinsel Bravo ist noch immer stillgelegt, auch die sogenannte Delta-Bohrinsel musste wegen technischer Probleme eingestellt werden.
    Und nun befürchtet man, dass die dänische Regierung das Projekt einer Ölpipeline vom Ecofiskfeld nach Emden zu Fall bringt.
    Trabels also rund um das Nordseeöl, ausführlicher informiert sie Joachim Schilde.
    Noch sind nicht ganz 100 Tage seit der größten Erdölkatastrophe der Nordsee auf der Bohrinsel Bravo vergangen.
    So zeichnen sich für die Norweger bereits wieder düstere Perspektiven in Sachen Erdöl und Erdgas ab.
    Nach monatelangen Reparaturarbeiten auf der Bohrinsel Bravo fand man in dieser Woche zufällig in einem der drei Zufuhrrohre von der Insel zur Erdölstadt Ecofisk Rost.
    Korrosion an dieser Stelle kann für die gesamte Insel eine Verzögerung der Inbetriebnahme von mehreren Wochen bedeuten.
    Bereits im vorigen Jahr kam es auf der Bohrinsel Alpha durch Rostschäden zur ersten Erdölkatastrophe der Nordsee.
    Drei Arbeiter starben.
    Die Stahlrohre, die Nordsee-Erdöl fördern, sind nach Meinung von Experten die besten der Welt.
    Ihre Lebensdauer wird mit Jahrzehnten angegeben.
    Sollte es sich zeigen, dass der Rost nicht durch Fabrikationsfehler hervorgerufen wird, so stehen diese Fachleute in Sachen Nordsee und Koersion vor einem Rätsel.
    Sollte es sich nämlich hier zeigen, dass der hohe Salzgehalt der Nordsee die Rohre schneller rosten lässt, dann werden Alpha- und Bravo-Unglück nicht die letzten Katastrophen sein, die die bereits verschmutzte Nordsee heimsuchen werden.
    Es klingt fast wie ein Scherz.
    Nach Alpha und Bravo entdeckten die Norweger nun zu ihrem Erschrecken, dass auch die Burrinsel Delta im Augenblick unbrauchbar ist.
    Delta mit einer Tagesproduktion von 60.000 Tonnen, ungefähr einem Drittel der gesamten Ecofisc-Förderung leidet unter der Verschiebung eines der Erdölsteigerohre, das sich um ganze sechs Zentimeter von seinem ursprünglichen Platz entfernt hat.
    35 Mio.
    Kronen, das sind immerhin etwas über 15 Mio.
    D-Mark, verlieren die Norweger durch die verminderte Produktion pro Tag.
    25 Mio.
    Kronen verliert der Staat an Abgaben und 10 Mio.
    der Philips-Konzernen.
    Doch selbst diese astronomischen Zahlen erscheinen in dem Augenblick gering, wo Norwegen unter Umständen pro Jahr 5 Mrd.
    D-Mark verlieren kann.
    Nämlich dann, wenn die dänische Regierung endgültig Nein zur Inbetriebnahme eines der größten Industrieprojekte der Menschheit sagen wird.
    Der Erdgasleitung vom Ecofiskfeld nach Emden an der Nordseeküste.
    Bereits seit drei Jahren liegt die mit fast 500 Kilometer lange größte Erdgasleitung der Welt auf dem Meeresboden.
    Zwei Millionen Kronen kostete sie den Norwegern.
    Die Empfangsstation in Emden, die seit einem Jahr auf Erdgas für Westeuropa wartet, kostete eine halbe Milliarde D-Mark.
    Während Holland, die Bundesrepublik, ja selbst Frankreich, Österreich und die Schweiz mit Sehnsucht auf den Beginn eines der größten Energieprojekte unseres Jahrhunderts warten, kann das dänische Nein die Inbetriebnahme auf Jahre verschieben.
    Denn, so die Dänen, die Leitung ist nicht wie nach Absprache mit Meeresboden bedeckt.
    Sie hängt frei in der Luft.
    Die Norweger, die glaubten, dass der Meeresboden durch natürliche Meeresbewegung die Rinne wieder füllen würde, sind im Augenblick hilflos.
    Denn, und wen wundert es eigentlich, sie besitzen nicht die nötige Technologie, um diese Rinne auffüllen zu können.
    Keiner in dieser Welt besitzt sie, meinte so ein norwegischer Ingenieur Axel Zucken.
    Es kann ein bis zwei Jahre dauern, ehe man die Möglichkeit haben wird und haben kann, die Rinne mechanisch aufzufüllen.
    Kein Wunder, dass mehr und mehr Norweger einen Stopp im weiteren Erdölabbau und Ausbau fordern.
    Solange die größte Erdgasleitung der Welt nicht in Betrieb genommen werden kann, muss die Philips das überflüssige Erdgas wieder in den Meeresboden zurückpumpen.
    Doch dies bedeutet verminderte Produktion und größeren Verlust für die Philips und den norwegischen Staat.
    Joachim, Schilde war das.
    Und jetzt noch ein Beitrag, der auch in den Bereich der Wirtschaft fällt.
    Die chemische Industrie zählt neben der Weltraum-, der Luftfahrt- und der pharmazeutischen Industrie zu jenen Industriezweigen mit den höchsten Forschungsaufwendungen.
    Mit anderen Worten, immer höhere Beträge sind notwendig, um ein neues Produkt herzustellen.
    Auf die Dauer werden sich diese aufwendige Forschung natürlich nur mehr Großbetriebe, also multinationale Konzerne leisten können.
    Ein Vertreter eines solchen multinationalen Konzerns, nämlich der Vorstandsvorsitzende der BASF, Professor Seefelder, hält sich derzeit in Wien auf.
    Die BASF zählt zu den drei größten Chemiekonzernen der Welt.
    Mit Professor Seefelder führt Matthäus Katinger das folgende Gespräch.
    Herr Prof. Seefelder, wie beurteilen Sie die langfristigen Aussichten der chemischen Industrie?
    Hier zeigen sich doch eher einige Wolken am bisher blauen Himmel, die erhöhten Sicherheitsanforderungen der Behörden, dann verschärfte Umweltschutzbestimmungen, noch immer steigende Rohstoffpreise, Energieknappheit, also durchwegs harte, wenn zum Teil sogar unverdauliche Brocken.
    Ja, das gilt natürlich für jede Industrie.
    Sicherlich die Chemie ist vom Umweltschutz am meisten betroffen, weil sie eben eine Industrie der Stoffumwandlung ist, die neben den erwünschten Stoffen auch Abfallstoffe herstellt und damit muss sie fertig werden.
    Sie wird also von der Kostenseite her
    von Umweltauflagen sicher am meisten betroffen.
    Von der Energieseite würde ich sagen, nein, fast jeder andere Rohstoff ist mehr energieabhängig als die chemischen Produkte und deshalb glaube ich, dass eine Ressusubstitution nicht eintreten wird.
    Die Chemie hat also als Basisindustrie nach wie vor Chancen, wenn ich auch nicht leugnen will, dass die Wachstumsraten nach der Energiekrise andere geworden sind als vorher.
    Die chemische Industrie lebt doch von der stetigen Neuerung.
    Forschung wird groß geschrieben.
    Doch diese Forschung wird immer teurer und daher ergibt es sich von selbst, dass immer weniger Betriebe diese Forschung sich leisten können.
    Eine amerikanische Studie erspricht davon, dass in 10-15 Jahren nur mehr die 15 größten multinationalen Konzerne chemische bzw.
    pharmazeutische Forschung betreiben werden.
    Teilen Sie diese Ansicht?
    Ja nun, wir haben ja gerade im Pharmagebiet in Deutschland heute die größten Sorgen, dass die neuen Gesetze zur Kostendämpfung der Krankenversicherungskosten tatsächlich schon die kleineren Betriebe tangieren werden, denn es wird hier tatsächlich in Zukunft nur noch so sein, dass die Großen sich Forschung leisten können und auch die Großen werden möglicherweise noch arbeitsteiliger werden müssen als bisher.
    Die Chemie selber, würde ich sagen, ist nicht beteiligt an Großforschungsprojekten.
    Deshalb meine ich, dass sie noch durchaus Chancen hat, auch in der Zukunft die nötige Innovation zu finden.
    wenn ich auch nicht leugnen kann, dass die Forschung immer teurer wird.
    Was heißt das nun für kleinere Staaten?
    Nehmen wir hier zum Beispiel Österreich.
    Österreichische Betriebe haben in der Vergangenheit wiederholt gezeigt, dass sie konkurrenzfähig sind.
    Ich erinnere hier in diesem Zusammenhang nur an die Erfindung des oralen Penicillins oder eines Mittels für die Gerontologie durch ein kleines oösterreichisches Unternehmen.
    Wie sehen Sie die Chancen für diese kleineren Betriebe oder konkreter gesagt, ist es überhaupt noch sinnvoll, wenn solche kleinen Betriebe forschen?
    Die Erkenntnis, die ich jetzt ausspreche, ist eigentlich nicht neu, die kommt nicht aus der jetzigen Zeit, sondern wir wussten schon vor vielen Jahren, dass nur der Großbetrieb eine breite Forschung betreiben kann, weil er auch das nötige Marketinggewicht hat, um diese Ergebnisse dann im Markt umzusetzen.
    Der Kleinbetrieb, das hat man schon vor Jahren gesagt, muss Spezialist werden.
    Spezialist, das heißt sich auf ganz bestimmte Produktgruppen oder sogar auf einzelne Produkte zu spezialisieren.
    Auf eine bestimmte Marktnische sich zu stürzen und sich dort zu spezialisieren.
    Dann kann er dort wohl auch die nötige Innovation kriegen.
    Zusammengefasst kann man etwas sagen, harte, schwere Zeiten für die chemische Industrie, aber Sie sind nicht pessimistisch.
    Ich bin nicht pessimistisch, auch was dieses Jahr angeht.
    Wir haben zwar die Wachstumsraten nicht erreicht.
    Ich hatte so das Gefühl bisher, dass wir etwa das Jahr 75
    wiederholen, wenn auch nicht mit den starken Ausschlägen.
    Das heißt also ein einigermaßen vernünftiges erstes Quartal, jetzt eine leichte Talfahrt, die sich sicher bis zum August fortsetzen wird und ich habe so das Gefühl, dass es im Herbst wieder besser werden könnte.
    Heißt das in Zukunft geringere Zuwachsraten, aber doch Zuwachsraten?
    Das heißt geringere Zuwachsraten, aber doch Zuwachsraten, ganz genau.
    Matthäus Katinger führte dieses Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der BASF, Professor Matthias Seefelder.
    Dreieinhalb Minuten vor dreiviertel eins ist es jetzt.
    drei Minuten vor dreiviertel eins nun zu Berichten unserer Kulturredaktion.
    Im Jahr 1952 entschloss sich der Europarat in Straßburg von 1954 an in mehrjährigen Abständen europäische Kunstausstellungen zu veranstalten und zwar mit dem Ziel, durch solche Ausstellungen die geschichtliche und kulturelle Gemeinsamkeit der europäischen Staaten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
    Im Jahr 1962 war Wien Schauplatz einer solchen Europaradausstellung.
    Ihr Thema, Europäische Kunst um 1400.
    Die 15.
    Europaradausstellung, die am 14.
    August dieses Jahres eröffnet werden soll, wurde an die Bundesrepublik Deutschland und an West-Berlin vergeben und sie verspricht ein kulturelles Ereignis ersten Ranges zu werden.
    An drei Berliner Schauplätzen sollen Tendenzen der 20er Jahre belegt werden und zwar anhand einer Fülle von internationalem Material.
    Generalbevollmächtigte der Berliner Ausstellung ist der Generaldirektor der Staatlichen Museen, preußischer Kulturbesitz in Berlin, Prof. Dr. Stefan Wetzold.
    Mit ihm sprach unser Mitarbeiter Lothar Wichert.
    Wenn man, Herr Professor Wetzol, die Einladung zur Eröffnung der 15.
    Europäischen Kunstausstellung überblickt und dann sieht Schirmherr, der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Veranstalter der Bundesrepublik und der Senat von West-Berlin, zur Eröffnung spricht der Generalsekretär des Europarates unter anderem, dann muss man doch sagen, diese 15.
    Europäische Kunstausstellung ist nicht nur künstlerisch, sondern politisch sicher auch ein großes Ereignis für Berlin.
    Das glaube ich ganz sicher und das war ja auch zum Beispiel für mich eine der Motivationen, die dort große Arbeitlast zu übernehmen, weil ich glaube, dass hier die Bedeutung Berlins als kulturelles Zentrum durch eine Ausstellung demonstriert wird, die zeigt eine Epoche, nämlich die 20er Jahre, in der Berlin wirklich eine Metropole europäischen Zuschnitts war.
    Der Europarat tut einiges für die Resonanz und die Werbung dieser Ausstellung.
    Sie sagten, Sie kommen gerade von London zurück und haben dort eine internationale Pressekonferenz zum Thema gegeben.
    Ja, wir haben drei Pressekonferenzen gegeben, eine in Bonn, eine in London, eine in Paris.
    Und die Resonanz war, das Interesse ist doch ungeheuer groß.
    Es ist ja auch so, dass dieses Thema 20er-Jahre im Augenblick wirklich zur Debatte steht, dass wir einiges neu sehen, nicht nur auf kunsthistorischem Gebiet, sondern überhaupt auf gesellschaftlichem und politischem Gebiet.
    Jetzt schwerpunktmäßig zum künstlerischen Teil.
    Sie haben die Ausstellung gegliedert in vier Abteilungen.
    Wir sind davon ausgegangen, dass es ganz unmöglich ist, die Stilvielfalt und die Vielfalt der Erscheinungen in dieser Zeit in Gänze darzustellen.
    Deswegen haben wir gesagt, wir wollen Tendenzen zeigen.
    Tendenzen, die auch heute noch weiter wirken.
    Dada zum Beispiel im Happening, das ist einer der ausstellungsersten Teile, dann Konstruktivismus und konkrete Kunst, denn wir leben ja immer noch mit den Möbeln und den Tassen und den Geräten, die in den 20er Jahren erfunden und entworfen worden sind.
    Die dritte Abteilung ist der Architektur gewidmet und die vierte, die wir genannt haben, die neue Wirklichkeit, wird zum ersten Mal die Erscheinungen auf dem Gebiet des Surrealismus und der neuen Sachlichkeit einander gegenüberstellen.
    Wenn man vorausspekuliert, was nun alles hier zu sehen sein wird, woher sind die ganzen Leihgaben gekommen und vielleicht auch für den Außenstehenden eine Größenordnung, wie hoch ist der Versicherungswert für all das, was hier an kostbaren Dingen nun hertransportiert werden musste?
    Nun, wir haben großes Glück gehabt und große Bereitschaft der Kollegen und der einzelnen Mitgliedsländer des Europarats.
    Die Leihgaben kommen aus allen Ländern des Europarats, das sind 19.
    Sehr vieles kommt aus New York, aus dem Museum of Modern Art, aus Boston, Cleveland.
    Wir haben sehr großzügige Leihgaben aus Basel bekommen und so weiter.
    Der Gesamtversicherungswert, so wie wir ihn jetzt übersehen, liegt bei etwa 225 Millionen D-Mark.
    Nun stehen ja auch die Berliner Festwochen dieses Jahr unter dem Thema 20er Jahre und viele weitere Berliner Institutionen und Galerien schließen sich diesem Thema an.
    Kann man vielleicht zusammenfassend sagen, dass mit der Europaratsausstellung und diesen Begleitdingen
    es so eine geballte Zusammenschau und Übersicht über die Kunst der 20er Jahre überhaupt noch nicht gegeben hat?
    Das kann man mit Sicherheit sagen.
    Und es lag uns eben daran, doch zu zeigen, dass gerade diese Epoche der 20er Jahre sich ja nicht auf bildende Kunst, Malerei, Plastik, Architektur beschränkt, sondern dass das Theater, dass die Musik eine riesengroße Rolle gespielt haben.
    Und es gibt eine gewisse Arbeitsteilung zwischen den Festwochen und zwischen uns.
    Wir betreuen im Wesentlichen die bildende Kunst.
    Die Festwochen kümmern sich um Musik, Theater, natürlich auch das Kabarett der 20er Jahre.
    Es gibt eine große Ausstellung zum Theater der 20er Jahre im Bezirksamt Kreuzberg, also in Bethanien.
    Es gibt eine große Modeausstellung, die unser Kunstgewerbemuseum im Museum Dahlem draußen macht.
    Und es gibt auch Kabarettvorführungen aus den 20er Jahren.
    Es wird ein sehr buntes und sehr reiches Bild werden.
    Etwas, was es mit Sicherheit noch nie in dieser Form gegeben hat.
    Am 14.
    August wird also die Europaratsausstellung Tendenzen der 20er Jahre in Berlin eröffnet.
    Mit dem Generaldirektor der Staatlichen Museen, Prof. Dr. Stefan Betzold, sprach unser Berliner Mitarbeiter Lothar Wichert.
    Im Rahmen des musikalischen Sommers Wien gibt heute das Tonkünstlerkammerorchester sein erstes Konzert in der Bundeshauptstadt.
    Im Schloss Schönbrunn wird es unter dem Motto eine kleine Nachtmusik Werke von Rossini, Vivaldi, Schubert und Mozart aufführen.
    Leiter und zugleich Solist auf der Violine ist der junge Perser Kade Misak.
    Näheres über dieses Debüt hören Sie in einem Beitrag von Brigitte Hofer.
    Der in Teheran geborene Bijan Kade-Misak übersiedelte bereits mit neun Jahren nach Wien und studierte hier an der Wiener Musikhochschule.
    Er gründete ein Quartett mit dem vielversprechenden Namen Eurasia und ging mit diesem Quartett, aber auch als Solist, auf zahlreiche Tourneen.
    Vor einiger Zeit nun schlossen sich einige Mitglieder der Tonkünstler zu einem Kammerorchester zusammen, aus verschiedenen Gründen, wie Kade-Misak anführt.
    Das Ensemble hat mehrere Gründe gehabt, der Gründung dieses Ensembles.
    Ein wesentlicher Grund ist natürlich die Pflege der Kammermusik und die soll auf jeden Fall hier in erster Linie sein.
    Dann ist ein zweiter Grund, sind Erfahrungen meinerseits, dass ich entdeckt habe, dass viele großartige Musikwerke, ob es jetzt Mozart oder Haydn oder
    Vivaldi ist, dass die im Grunde genommen in ihrer Zeit eigentlich so komponiert waren, dass sie ohne Dirigenten gemacht wurden in einer relativ kleineren Besetzung.
    Oder auch wenn es in einer größeren Besetzung war, dann eben stehend von der Violine vom Solisten her geleitet wurde.
    Und der dritte Ausgangspunkt des Ensembles ist auch meine Erfahrung aus der Studienzeit noch, wo ich mich sehr viel mit der Kammermusik beschäftigt hatte.
    Das Tonkünstlerkammerorchester hat, trotz der nun schon beachtlichen Konkurrenz mehrerer österreichischer Kammerorchester untereinander, konkrete Absichten.
    Das Ziel ist zunächst einmal in Österreich das Ensemble natürlich vorzustellen und begann zu machen.
    Es hat ja schon in den Bundesländern konzertiert.
    Heute ist es das Konzert in Wien, wird dann auch wiederholt nochmals in Wien.
    Es sind dann schon Engagements für die kommende Saison vorgesehen und es sind Gespräche auch für das Ausland vorhanden.
    Auf das beabsichtigte Programm des Kammerorchesters geht nun Karim Misak im Detail ein.
    Im Programm haben wir bis jetzt, und das ist meine Absicht auch in Zukunft, hauptsächlich Dinge zu haben, die von der Violine her einen homogenen Klangkörper ergeben.
    Also Solo-Violine und Klangorchester.
    Oder ein Solo-Instrument und das Orchester.
    Oder das Orchester als solches in dem Programm jetzt im Schloss Schönbrunn.
    sind ja auch zwei Werke dabei, Vivaldi und Rossini, die beide mit Solovioline sind.
    Als Solist auf der Violine gibt es für Karim Misak nun ein weites Betätigungsfeld.
    Mein Wirkungskreis ist hauptsächlich die Violine und ich arbeite mit verschiedenen Komponisten, also das heißt ich habe natürlich von der Barockmusik, aber auch bis zur Moderne und das geht also so weit, dass ich also sogar Zeitgenossen aufgeführt habe und demnächst übrigens die Aufführung des Violinkonzerts von Wolf Ferrari vorhabe.
    Virtuoses Geigenspiel bedeutet für Kari Misak ein Ziel, wenn er zum Beispiel Paganini spielen kann.
    Hören Sie einen Ausschnitt aus dem Violinkonzert Nummer 2 in H-Moll von Paganini.
    ... Musik ...
    Aber auch die Beschäftigung mit moderner Musik soll eine wesentliche Aufgabe des Tonkünstlerkammerorchesters, wie auch des Solisten Kade Misak, sein.
    Hören Sie zum Abschluss noch einen Ausschnitt aus dem Szymanowski-Violinkonzert Nummer 1.
    das Tonkünstler Kammerorchester zum ersten Mal auch in Wien.
    Das war ein Beitrag von Brigitte Hofer.
    Die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst auf der Festung Hohensalzburg hat in den 24 Jahren seit ihrer Gründung durch Oskar Kokoschka in aller Welt ein solches Ansehen gewonnen, dass von Jahr zu Jahr mehr Kunststudenten und Künstler den Wunsch haben, sich hier zu betätigen und neue Anregungen zu bekommen.
    Heuer sind es mehr als 500 Teilnehmer aus 33 Staaten, die am kommenden Montag unter der Leitung von 14 Seminarleitern und 25 Assistenten ihre Arbeit aufnehmen.
    Etwa 300 Bewerber mussten aus Platzmangel abgewiesen werden.
    Einen Überblick über das Programm der Salzburger Sommerakademie 1977 gibt Rupert Wolf.
    Die Liste der Seminarleiter hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr nur wenig verändert.
    Die Disziplin Radierung, für die viele Sommer hindurch der Berliner Otto Eglau zuständig war, ist heuer erstmals Friedrich Meck-Seeper aus Worpswede anvertraut worden.
    Geblieben sind der Slowene Joze Ciuha als Leiter der Freien Mahlklasse, Rudolf Kortokrax aus London, der die Schule des Sehens weiterführt, der Mailänder Francesco Sommaini für Bildhauerei, der Salzburger Werner Otte für Lithographie, der Klagenfurter Sepp Schmölzer für Goldschmiedekunst.
    Neu ist ein Seminar für Wandmalerei, dem Prof. Stubeck große Bedeutung beimisst.
    Ich habe zur Führung dieses Seminars den Südtiroler Maler und sehr bekannten bedeutenden Freskanten Robert Scherer aus Bozen verpflichtet.
    Wir wollen unseren Teilnehmern die Möglichkeit bieten, sich in den Techniken der Wandmalerei, also Freskos, Graffito,
    und Sekko-Malerei auszubilden, und zwar von Grund auf.
    Sie sollen es lernen, wie man eine Wand, die überhaupt noch nicht bearbeitet ist, gestalten muss, vorbereiten muss, damit man drauf ein Fresko malen kann, etwa.
    Wenn man den gräßlichen Dilettantismus betrachtet, der am Werk ist, bei dem Malen öffentlicher Gebäude und anderer Hauswände,
    dann muss man zugeben, dass hier sehr viel noch zu tun ist.
    Und wir hoffen, durch unsere Möglichkeit eine Anregung zu geben.
    Viel erwartet man sich von der Idee des Leiters des Seminars für städtebauliche Architektur, Pierre Vagot aus Paris, in Zusammenarbeit mit dem von Günther Schneider-Simpson geleiteten Bühnenbildseminar und mit einigen Bildhauern Pläne für eine Spielstätte zu entwerfen, die gleichzeitig als Kreativ- und Bildungszentrum dienen könnte.
    Auch Oskar Fritz Schuh und Karl-Maria Grimme wollen die dramatische Werkstatt in dem Sinne ausbauen, dass Autoren, Praktiker des Theaters und Kritiker über engere Fachbereiche hinaus die gemeinsamen Probleme erörtern.
    So wird, wie jedes Jahr, Herbert von Karajan einen Vortrag halten.
    Er wird über seine Vorstellungen von einem Theater, von den akustischen Gegebenheiten eines Theaters, von den Notwendigkeiten, vom Funktionellen und was alles dazu gehört,
    ausführlich sprechen.
    Er hat ja ein besonderes Interesse für dieses Gebiet.
    So hat der Professor Keilholz, erst vor einigen Tagen den Akustiker Keilholz, nach Japan entsandt, um dort die Gegebenheiten eines Festspielhauses, das doppelt so groß ist wie das unsere, in akustischer Hinsicht zu prüfen, zu verbessern, etwa.
    Also auch Keilholz wird an diesem Kurs
    einige Vorträge halten und die akustischen Probleme behandeln.
    Eine gemeinsame Veranstaltung etwa ist mit Gottfried von Einem geplant, der über seinen Musikdramatantons Tod sprechen wird.
    Werner Eck spricht über sein Ballett Abraxas.
    Als Vertreter des Sprechtheaters spricht Rolf Hochhuth über die Uraufführung seines Tod eines Jägers.
    Auch Heißermann wird zu diesem Thema das Wort ergreifen.
    Wir haben also ein reichhaltiges Programm auf diesem Gebiet.
    Und nach diesem Beitrag noch einmal ins Nachrichtenstudio zu Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Der Landesobmann der Freiheitlichen Partei Niederösterreichs, Ofner, forderte heute die sofortige Umrüstung des Atomkraftwerkes Zwentendorf zu einem kalorischen Kraftwerk.
    Damit wäre nach Ansicht Ofners jedes Sicherheitsrisiko für die nähere und weitere Umgebung ausgeschlossen.
    Der Klubobmann der Wiener FPÖ im Wiener Rathaus Herrenschall bemerkte zum Thema Atommüll, jeder österreichische Landstrich sei zu schade, um als Lagerplatz für radioaktiven Abfall zu dienen.
    Die Kärntner Elektrizitätsgesellschaft plant, in der Nähe von St.
    Vinzenz im Kuralpengebiet ein Speicherkraftwerk zu errichten.
    Im Einzugsbereich des Feistritts und des Krummbaches sollen zwei Stauseen angelegt werden.
    Der Arbeiter- und Angestelltenbund der ÖVP wendet sich heute gegen die Lohnstopp-Forderung des ÜIG-Generaldirektors Geist und stellt fest, dieses Verlangen sei auf das Scheitern der SPÖ-Politik in der verstaatlichten Industrie zurückzuführen.
    ÖVP-Abgeordneter Keimel hat die Regierung neuerlich aufgefordert, die für den Straßenbau zweckgebundenen Mittel tatsächlich für die Erweiterung des Verkehrsnetzes zur Verfügung zu stellen und nicht zum Stopfen von Budgetlöchern zu verwenden.
    Die Handelskammern der einzelnen Bundesländer richten derzeit Appelle an ihre Mitgliedsbetriebe, vermehrt Lehrlinge aufzunehmen, um so einer drohenden Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
    Die Bundeswirtschaftskammer weist heute darauf hin, Schulabgänger, die erst jetzt mit dem Lehrplatzbesuch beginnen, müssten damit rechnen, dass ihr gewünschter Lehrplatz möglicherweise weit vom Wohnort entfernt ist.
    Großbritannien.
    Die Leverregierung sieht sich einer ständig wachsenden sozialen Unruhe gegenüber.
    Die Reaktion auf den Appell des Staatskanzlers Healy, bei neuen Lohnforderungen auf das Inflationsklima bedacht zu nehmen, fiel anders aus als erwartet.
    So forderte die einflussreichste Eisenbahner-Gewerkschaft eine Lohnerhöhung um 63,5 Prozent.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Verteidigungsminister Leber appellierte heute Mittag in einem Interview an die Sowjetunion, sich in der Frage der konventionellen Rüstung einsichtig zu verhalten und nicht neue Rüstungsmaßnahmen der NATO herauszufordern.
    Leber unterstrich aber, dass es zurzeit kein Wettrüsten zwischen den beiden großen Blöcken gebe.
    Island.
    Der deutsche Bundeskanzler Schmidt ist in Reykjavik mit Ministerpräsident Hal Grimson zu Gesprächen über die NATO und über Wirtschaftsfragen zusammengetroffen.
    Hauptthema war die Sicherung der Nordflanke des Westlichen Verteidigungsbündnisses.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
    Wir beenden das Mittagsschonal.
    Die Redaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendschonal.
    Für Redaktion und Technik des Mittagsschonals verabschiedet sich Ilse Vögel.
    Auf Wiederhören.
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    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
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    Vor Patt bei Spitalsfinanzierung
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    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
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    Illegaler Arbeitsmarkt in der BRD
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
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    Sozial-Unsitten in Großbritannien - Hohe Lohnforderungen der Gewerkschaften
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erdölfiasko Norwegen
    Mitwirkende: Schilde, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zukunftsaussichten der chemischen Industrie
    Interview: Prof. Seefelder - BASF
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Seefelder, Matthias [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Europarat-Ausstellung: "Tendenzen der 20er Jahre" in Berlin
    Interview: Prof. Dr. Stefan Wetzhold
    Mitwirkende: Wichert, Lothar [Gestaltung] , Wetzhold, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Westberlin [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Vor Debut des Tonkünstler-Kammerorchesters
    Interview: Bijan Kadhem Missag
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Khadem-Missagh, Bijan [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Internationale Sommerakademie für Bildende-Kunst Salzburg
    Einblendung: Prof. Stubek
    Mitwirkende: Wolf, Robert [Gestaltung] , Stubek, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.16 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten

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    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Berger, Bruno [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.07.16 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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