Mittagsjournal 1977.10.15

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    Rechtliches

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    Guten Tag meine Damen und Herren, Redakteur im Studio des Mittagsjournals ist Edgar Sterbens.
    Im Mittelpunkt unserer Berichterstattung stehen heute die jüngsten Entwicklungen im Fall der nach Dubai entführten Lufthansa-Maschine und in der Affäre Schleyer, die gleichsam über Nacht zu einem einzigen großen Pokerspiel um Menschenleben geworden sind.
    Das von den Luftpiraten und den Schleierentführern gestellte Ultimatum, elf inhaftierte Bademeinhof-Terroristen freizulassen und mehrere hundert Millionen Schilling Lösegeld zu zahlen, läuft ja in nicht einmal 24 Stunden ab.
    Für den Verlauf unserer Sendung erwarten wir dazu Berichte aus Dubai, Tel Aviv und Bonn.
    Die weiteren Themen des Mittagsjournals sind dann katholischer Familienverband Österreichs nimmt zum Maßnahmenpaket der Bundesregierung Stellung, Situation der christlichen Presse im Ostblock, Intensivierung der Beziehungen zwischen Spanien und Mexiko, sowie Jazzkonzert Keith Jarretts in Wien.
    Zunächst hören Sie jedoch die neuesten Meldungen für Sie, verantwortlicher Chef vom Dienstdistreiner Warnecke und Sprecher Wolfgang Grimerschmidt.
    Bundesrepublik Deutschland, Vereinigte Arabische Emirate.
    In Bonn ist um 9 Uhr der große Krisenstab zu Beratungen über die Entwicklung nach der Entführung der Lufthansa-Maschine und dem Fall Schleyer zusammengetreten.
    Unmittelbarer Anlass ist ein Lagebericht von Staatssekretär Wisniewski, der in der vergangenen Nacht in Dubai eingetroffen ist, um mit den Entführern Kontakt aufzunehmen.
    Im Fall Schleyer ist es am Vormittag zu einer überraschenden Wendung gekommen.
    Die deutsche Presseagentur berichtete, dass der Sohn Schleyers um 12 Uhr im Hotel Intercontinental in Frankfurt an die Entführer seines Vaters 15 Millionen Dollar aushändigen sollte.
    Nach Bekanntwerden des Übergabeortes haben die Sicherheitsbehörden jedoch entschieden, dass die geplante Geldübergabe nicht stattfinden könne.
    Von den Sicherheitsorganen wurde außerdem darauf hingewiesen, dass allein wegen des Gewichts der Geldsumme in der von den Entführern verlangten Aufteilung der Scheine in verschiedenen Währungen die Übergabe in der geforderten Art und Weise nicht möglich gewesen wäre.
    Das Geld würde 130 Kilogramm wiegen.
    Die Regierung in Bonn will in diesem Zusammenhang bei dem als Kontaktmann tätigen Genfer Rechtsanwalt Payot eine neue Nachricht an die Entführer hinterlegen.
    In Dubai, wo sich die von vier Terroristen entführte Boeing 737 seit gestern früh befindet, hat sich die Situation weiter zugespitzt.
    Die Luftpiraten haben ihre Drohung bekräftigt, die Maschine mit 91 Personen an Bord zu sprengen, falls ihre Forderungen nicht bis morgen 13 Uhr mitteleuropäischer Zeit erfüllt werden.
    Unklar ist weiterhin, wohin die elf Häftlinge, deren Freilassung verlangt wird, gebracht werden sollen.
    Aus Ankara verlautet, dass eine deutsche Antiterrorgruppe auf dem dortigen Flughafen auf einen möglichen Einsatz in Dubai gewartet hat.
    Die Eliteinheit des Bundesgrenzschutzes war nach Auskunft von Augenzeugen gestern mit einer Lufthansa-Sondermaschine offenbar aus Zypern eingetroffen.
    Diese Maschine ist heute kurz nach 11 Uhr von Ankara mit unbekanntem Ziel gestartet.
    Frankreich.
    Die französische Polizei hat in der vergangenen Nacht auf einem Kanal in der Nähe von Belfort an der Grenze zur Schweiz eine Reihe von Schiffen durchsucht.
    Angeblich hat das Bundeskriminalamt in Wiesbaden eine entsprechende Bitte an die französischen Behörden gerichtet.
    Demnach wird nicht ausgeschlossen, dass der entführte Arbeitgeber Präsident Schleyer auf einem dieser Schiffe gefangen gehalten wird.
    Japan.
    Zwei Terroristen haben heute früh in Nagasaki einen Kleinbus überfallen und sechs oder sieben Menschen in ihre Gewalt gebracht.
    In einer Erklärung, die sie der Polizei übergeben haben, haben sich die beiden als Selbstmordkommando der Vereinigten Roten Armee bezeichnet.
    Sie haben die Auslösung von 37 Bombenexplosionen in ganz Japan angedroht, falls ihre Forderungen, die im Einzelnen nicht bekannt sind, nicht erfüllt werden sollten.
    Israel.
    Durch die Explosion zweier Bomben sind heute früh in der Altstadt in Jerusalem mehrere Personen verletzt worden.
    Fünf Personen wurden ins Spital gebracht.
    Die Polizei hat eine Suche nach möglichen weiteren Sprengsätzen eingeleitet.
    Der amerikanische Präsident Carter hat Israel vorgeworfen, das Zustandekommen eines Friedens im Nahen Osten unnötig zu erschweren.
    Wie Außenminister Dayan heute in einem Rundfunkinterview sagte, habe Carter diese Beschuldigung bei den Verhandlungen um die Formulierung des israelisch-amerikanischen Arbeitspapiers für die Wiederaufnahme der Genfer Nahostkonferenz erhoben.
    Dayan betonte neuerlich, dass Israel und die USA übereingekommen seien, mit der palästinensischen Befreiungsorganisation unter keinen Umständen zu verhandeln.
    Libanon.
    Die palästinensische Befreiungsorganisation hat gestern Abend die amerikanisch-israelischen Vereinbarung zurückgewiesen.
    Einsprecher bezeichnete in Beirut die Übereinkunft als Liquidierung der nationalen Rechte des palästinensischen Volkes.
    USA.
    Präsident Carter hat sich in einem Zeitungsinterview gegen einen unabhängigen Palästinenserstaat westlich des Jordans ausgesprochen.
    Carter betont, jede Nahostvereinbarung müsse die Zustimmung Israels und seiner arabischen Nachbarn finden.
    Ägypten
    In Kairo soll heute der Nationale Sicherheitsrat zusammentreten.
    Auf der Tagesordnung steht die Nahoststrategie Ägyptens vor Wiederaufnahme der Genfer Gespräche.
    Außenminister Fahmy wird dem Sicherheitsrat einen Bericht über seine jüngsten Verhandlungen am Rande der UNO-Vollversammlung sowie in Washington und Paris vorlegen.
    Vereinte Nationen
    Die Organisation für Afrikanische Einheit hat einen Sitz im Weltsicherheitsrat gefordert.
    Der Vorsitzende der Organisation, der Präsident von Gabun, Bongo, erklärte in New York, die Welt habe sich seit der Gründung der Vereinten Nationen geändert.
    Auch die UNO müsse diesen Veränderungen Rechnung tragen.
    Spanien.
    In Madrid beginnt heute eine Konferenz der Sozialistischen Internationale.
    Wichtigste Themen der Beratungen werden Fragen der Abrüstung sowie die Situation im Nahen Osten und im Süden Afrikas sein.
    USA.
    Präsident Carter und der Präsident von Panama, Torrijos, haben in einem Kommuniqué Unklarheiten im Zusammenhang mit dem Vertrag über den Panama-Kanal beseitigt.
    Demnach haben die Vereinigten Staaten auch künftig die Pflicht zur Verteidigung des Panama-Kanals, aber kein Recht zur Intervention in Panama.
    Amerikanische und panamaische Schiffe dürfen bei der Durchfahrt durch den Kanal nicht behindert werden.
    Sie können sich notfalls an die Spitze aller wartenden Schiffe setzen.
    Sowjetunion.
    Die Regierungszeitung Izvestia hat heute die in Moskau akkreditierten Korrespondenten an ihre Pflicht erinnert, ehrlich und wahrheitsliebend zu sein.
    Die Zeitung beschuldigt amerikanische Journalisten, in Wirklichkeit Geheimagenten zu sein, die ihre Korrespondentenausweise als Deckmantel für Spionagetätigkeit benutzten.
    Österreich.
    Der Bundesobmann der Freiheitlichen, Peter, hat heute der Regierung vorgeworfen, durch ihre Steuer- und Tarifpolitik die heimischen Erzeuger bewusst zu benachteiligen und dadurch die Importflut anzuheizen.
    Wie Peter vor dem freiheitlichen Bildungswerk in Baden sagte, habe der Handelsminister vor nicht allzu langer Zeit Einfuhren geradezu unterstützt, weil er sich davon eine preisdrückende Wirkung versprochen habe.
    Die nun angekündigten Importrestriktionen bringen die Gefahr mit sich, meinte Peter, dass Österreichs Handelspartner mit Gegenmaßnahmen antworten könnten.
    ÖVP-Generalsekretär Lanner hat sich heute kritisch mit dem Entwurf für ein neues SPÖ-Parteiprogramm auseinandergesetzt.
    Es sei symptomatisch für den allesumklammernden Staat, sagte Lanner vor dem katholischen Familienverband, dass das Parteiprogramm zwar fast 50 Mal vom Staat, aber nur 9 Mal von den Kindern spreche.
    Die drohende Allmacht des Staates sei nur durch einen Gesinnungswandel seiner Bürger abzuwenden, meinte Lanner.
    Statt bei jeder Schwierigkeit nach staatlicher Hilfe zu rufen, sollten, nach Ansicht des ÖVP-Generalsekretärs, die Bürger ihre Probleme selber zu lösen versuchen.
    Das waren die Meldungen.
    ... Musik ...
    Und nun das Wetter.
    Die Wetterlage.
    Das Zentrum des wetterbestimmenden Hochdruckgebietes verlagert sich gegen Osteuropa, beeinflusst aber weiterhin das Wettergeschehen im Alpenraum.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, strichweise Hochnebeldecken.
    Hochnebelobergrenze um 1600 Meter Höhe.
    Sonst heiter oder leicht wolkig.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen in den Nebelgebieten 11 bis 14 Grad, sonst bis 20 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 3 bis 10 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    In den Morgen- und Vormittagstunden regional Boden- oder Hochnebelfelder, die sich im Laufe des Tages größtenteils auflösen werden.
    Sonst meist nur geringe Bewölkung.
    Schwache Winde aus Nord bis Ost.
    Tageshöchsttemperaturen 13 bis 19 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 11 Grad, Nordostwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt durch Hochnebel, 12 Grad Windstil.
    Linz heiter 11 Grad, Südostwind 20 Kilometer.
    Salzburg stark bewölkt durch Hochnebel, 12 Grad, Nord 5 Kilometer.
    Innsbruck, Heiter, 14 Grad Windstill.
    Bregenz, bedeckt durch Hochnebel, 12 Grad Ostwind, 3 Kilometer in der Stunde.
    Graz, startbewölkt durch Hochnebel, 12 Grad Windstill.
    Und Klagenfurt, bedeckt durch Hochnebel, 13 Grad Windstill.
    Das waren der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagsjournal, ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt 12 Uhr und 11 Minuten.
    Wir kommen nun zur ausführlichen Berichterstattung über die jüngsten Entwicklungen im Fall Schleyer und in der Flugzeugentführungsaffäre von Dubai.
    Unter dem Druck des Doppelultimatums, das von den Luftpiraten von Dubai und den Entführern des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer gestellt worden ist, verhandeln seit heute Nacht auf dem Flughafen von Dubai Politiker der Vereinigten Arabischen Emirate und der Staatsminister im Bonner Bundeskanzleramt Hans-Jürgen Wischniewski mit den Flugzeugentführern.
    Unter den von den Entführern festgehaltenen Passagieren befinden sich unter anderem auch einige Personen mit schlechter Gesundheit.
    Ihre Freilassung soll zunächst einmal erreicht werden.
    Wir haben ein Telefongespräch mit Dubai angemeldet, haben allerdings diese Verbindung noch nicht bekommen.
    Dafür hat sich unser Korrespondent in Tel Aviv, Moshe Meisels, gemeldet.
    Israel hört ja jene Funksprüche, die von Dubai aus gehen, ab.
    Moshe Meisels hier sein Bericht.
    Während die Verhandlungen auf dem Flugfeld von Dubai über die Freilassung der Geiseln und der Teilnahme des deutschen Ministers Hans-Jürgen Wischniewski fortgesetzt werden, richtete am Vormittag der Kapitän der Maschine Jürgen Schumann über den Kontrollturm einen Appell an Kanzler Helmut Schmidt im Namen der Besatzung und festgehaltenen Passagiere.
    Die Entführer wurden bereits vom Beschluss der deutschen Regierung unterrichtet, ihnen 15 Millionen Dollar Lösegeld für die Freilassung der Geiseln zu zahlen.
    Sie reagierten bisher nicht auf ihn.
    Kapitän Schumann ersuchte Kanzler Schmidt, den Forderungen der Flugzeugentführer stattzugeben.
    Unser Schicksal hängt von ihrer Entscheidung ab.
    Sie sind unsere einzige Hoffnung, heißt es in seiner Botschaft.
    Der Kapitän hatte vorher den Verteidigungsminister der Öl-Emirate, Scheich El Maktoum, der zusammen mit Minister Wischniewski und dem deutschen Botschafter Hans-Joachim Neumann die Verhandlungen mit den Entführern Fürther sucht, sich jeder Gewaltaktionen zu enthalten, um nicht das Leben der Geiseln zu gefährden.
    Die Geiseln haben einen Appell an Botschafter Neumann gerichtet, indem sie ihn auf den Ernst der Situation hinweisen und erklären, die Entführer würden morgen Mittag die Maschine samt ihren Insassen sprengen, wenn man nicht ihren Forderungen Folge leisten sollte.
    Die Entführer, zwei arabisch sprechende Männer, die sich weiter Mohammed und Shahid Mohammed nennen und zwei nicht identifizierte Frauen, haben inzwischen ihr Ultimatum endgültig auf Sonntag 12 Uhr GMT befristet.
    In der Maschine sollen sich insgesamt 91 Personen befinden.
    44 Männer, 31 Frauen, 7 Kinder, 5 Mitglieder der Besatzung und die 4 Entführer.
    Die Hitze erreichte heute auf dem Flugfeld von Dubai 95 Grad Fahrenheit.
    Die mobile Kühlenanlage, die an die Maschine angeschlossen wurde, reicht nicht aus.
    Und die Passagiere, die zumeist warm angezogen sind, leiden unter der Hitze und Feuchtigkeit.
    Sie ersuchten, Medikamente in die Maschine zu entsenden.
    Der Verteidigungsminister der Öl-Emirate, Sheikh El Maktoum, gab am Vormittag der Hoffnung Ausdruck, dass die Verhandlungen mit den Flugzeugentführern doch einen Erfolg haben würden und dass sie zumindest einen Teil der Geiseln freilassen werden.
    Er hatte heute angeordnet, Nahrung für die Geiseln, Spielzeuge für die Kinder und eine Torte mit 28 Kerzen für die ihren 28.
    Geburtstagsfeiern des Douardes Anne-Marie Starringer in die Maschine bringen zu lassen.
    Als er die Entführer fragte, ob auch er und seine deutschen Gäste zur Geburtstagsfeier an Bord kommen könnten, wurde seine Frage von den Entführern mit einem kategorischen Nein beantwortet.
    In Dubai waren heute Gerüchte im Umlauf, denen zufolge eine Einheit deutscher Antiterrorspezialisten eingetroffen sei.
    Dies könnte der Grund gewesen sein, warum die Entführer gefordert hatten, die Maschine abzutanken.
    Diplomatische Kreise in Beirut äußerten heute die Ansicht, dass hinter den kombinierten Entführungen der Lufthansa-Maschine und des deutschen Industriellen Martin Schleyer ein Meisterhirn stehe.
    Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und palästinensischen Terroristen
    Die genaue Planung und Abstimmung der Schritte und Forderungen weisen ihrer Meinung nach darauf hin, dass sie sich dabei um den Spezialisten für Flugzeugentführungen und Terroraktionen Dr. Wadia Haddad handle, der unter anderem auch die Entführung der Air France Maschine nach Entebbe geplant und organisiert hatte.
    Das war ein Bericht von Mosche Meisels und mittlerweile haben wir Telefonverbindung mit Dubai erhalten.
    Ich bin nun mit Wolfgang Pawinski in Dubai verbunden.
    Herr Pawinski, wie präsentiert sich zur Stunde aus Ihrer Sicht die Situation?
    Die allgemeine Situation hat sich eigentlich seit gestern nicht verändert.
    Die entführte Lufthansa Maschine befindet sich ungefähr anderthalb Kilometer vom Flughafengebäude entfernt auf einer Landebahn.
    Um das Flugzeug herum sind einige Militärfahrzeuge in Stellung gegangen.
    Es sind Scharfschützen dort.
    Im Flughafengebäude selbst läuft der Flugverkehr an sich reibungslos.
    Es gibt keine Verspätungen für Start und Landungen.
    Die Verhandlungen im Kontrollturm wird der Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Zentren, Sheikh bin Rashid al-Maktoum.
    Ebenfalls anwesend ist der Herr Wischniewski und ein Vertreter der deutschen Botschaft.
    Es ist allerdings eine Nachrichtensperre verhängt.
    Das ist uns leider nicht möglich gewesen, da von dort keine Informationen kommen.
    Die einzige Information, die wir vom Flugzeug haben, ist, dass der weibliche Polizeioffizier an Bord gegangen ist, offensichtlich um sich davon überzeugt, die Fluggäste bei den U-Bahn-Fahrzeugen
    Gibt es trotz der allgemeinen Nachrichtensperre vielleicht Spekulationen darüber, ob die rundherum um das Flugzeug postierten Soldaten vielleicht zum Einsatz kommen sollen?
    Ich persönlich glaube nicht.
    Wie ich bereits vorher sagte, die Verhandlungen leitet der Verteidigungsminister Sheikh Mohammed.
    Und wir sind an sich alle hier in Dubai der Überzeugung, dass man davon ausgehen kann, dass diese Verhandlungen an sich wohl überlegt und besonnen geführt werden, so dass wir von der Wahrte aus einigermaßen beruhigt sind.
    In die Verhandlungen hat sich ebenfalls eingeschaltet Sheikh Rashid bin Zayed Al Maktoum, der Vizepräsident der Emirate.
    Und er hat
    gefordert als eine Grundlage für weitere Verhandlungen, dass als erstes die Frauen und Kinder an Bord freigelassen werden und dass man dann über eventuelle Lösegelder und so weiter, die zwischen 11 Millionen und 15 Millionen Dollar variieren, laut unseren Informationen.
    Welche Rolle hat bei den bisherigen Verhandlungen der Staatssekretär im Bonner Bundeskanzleramt Wieschnewski gespielt?
    Wer führt eigentlich die Verhandlungen?
    Sind es die Leute aus Dubai oder sind es die Deutschen?
    In diesem Falle Sheikh Mohammed hat die Leitung der Verhandlungen übernommen und laut unseren Informationen, die wir hier haben, sind die Angehörigen der deutschen Botschaft, sind in diesem Falle dem Verteidigungsminister unterstellt.
    Was Herrn Wischniewski angelangt, der heute Morgen um drei Uhr circa hier in Dubai eingetroffen ist, so bin ich nicht darüber informiert, ob der Verteidigungsminister,
    Herr Wischniewski oder beide zusammen in irgendeiner Form der Kooperation die Verhandlungen leiten, da vom Kontrollturm aus...
    Es gibt zum Teil offizielle, in erster Linie doch inoffizielle Meldungen darüber, dass jene Länder, in die die Terroristen, die noch einsitzenden Baader-Meinhof-Terroristen gebracht werden sollen, sich angeblich geweigert haben, diese Terroristen aufzunehmen.
    Ist diese Meldung in Dubai bereits bekannt und ist diese Meldung an die Leute im Flugzeug, an die Luftpiraten weitergegeben worden?
    Diese Meldung ist offiziell nicht nur durch Radio-Zusammensehen, noch durch die lokale Zeitung.
    der endgültige Bestimmungsort der Maschine nicht Dubai, sondern eben im Südjemen sein wird.
    Das ist allerdings nur spekulativ und wir haben dafür keine Bestätigung aus dem Verteidigungsministerium noch vom Flughafen.
    Gibt es zur Stunde irgendeinen Fahrplan, der sich absehen lässt, was in den nächsten Stunden geschehen soll?
    Wird weiter verhandelt werden und gibt es irgendwie von Seiten der Verhandlungsführenden ein Ultimatum an die Flugzeugentführer?
    haben die Verhandlungsführenden kein Ultimatum gestellt.
    Die einzige Forderung ist, die ich vorher schon erwähnt hatte, dass man darauf dringt, dass umgehend die Frauen und Kinder aus der Maschine freigelassen werden.
    Wir haben auch eine Meldung erhalten, der zufolge ein Flugzeug mit Soldaten des Bundesgrenzschutzes nach Dubai gekommen sein soll.
    Ist hier Ihrer Meinung nach oder Ihres Wissens nach ein Einsatz dieser Leute geplant?
    Danke Wolfgang Pawinski für diese Direktinformationen aus Dubai.
    Es ist jetzt 12.20 Uhr und ich bin jetzt verbunden mit unserem Bonner Korrespondenten Klaus Emmerich.
    In Bonn ist hier um 9 Uhr der große Krisenstab zu Beratungen über die Entwicklung nach der Entführung der Lufthansa-Maschine und dem Fall Schleyer zusammengetreten.
    Herr Emmerich ist über diese Beratungen bereits etwas bekannt geworden.
    Nein, der Krisenstab hat sich vor einer halben Stunde getrennt und es ist die Nachrichtensperre, die ja gestern ein Zipfel aufgehoben wurde, wieder total hier in Bonn.
    Allerdings haben sich ja außerhalb von Bonn in der Bundesrepublik einige Dinge abgespielt, die im größeren Zusammenhang gesehen nun doch anders als das, was aus Dubai soeben zu hören war, auf eine dramatische Zuspitzung hindeutet.
    Wenn man sich einmal die Forderungen der Entführer im Einzelnen anschaut,
    und die Abfolge systematisch sich vor Augen hält, dann war ihre erste Forderung bei der Entführung von Schleyer keine große Fahndung.
    Der ist entsprochen worden.
    Die zweite Forderung war Verhandeln.
    Das ist dem Herrn Bonn entsprochen, dann über den Genfer Rechtsanwalt Payot.
    Die dritte Forderung der Entführer von Schleyer war, nun in den Verhandlungen konkret zu werden.
    Das ist nur teilweise geschehen.
    Die vierte Forderung könnte gewesen sein, dass gestern der amtliche Bonner Regierungssprecher, Staatssekretär Klaus Bölling,
    nicht nur Ultimaten verlesen hat, sondern, was ja für einen Regierungssprecher sicherlich nicht ganz leicht ist, einen revolutionären Aufruf der Entführer der Terroristen, dann auch einschließlich der Terroristen, die in Dubai tätig sind.
    Und jetzt kommen die beiden Punkte, um die es ja eigentlich geht, nämlich Lösegeld in der Größenordnung von immerhin einer Viertel Milliarde Schilling, umgerechnet annähernd 250 Millionen Schilling.
    werden verlangt in Dollar und in anderen Währungen.
    Übrigens ein Packerl von Geld, das 130 Kilo kosten würde.
    Die Forderungen der Entführer sind sehr detailliert.
    Die Stückelung des Geldes ist so, dass ganz offensichtlich schon aus diesen technischen Gründen eine Übergabe, etwa heute Mittag, nicht erfolgen kann.
    Und dann erst kommt der letzte und entscheidende Akt und die letzte und die entscheidende Forderung, nämlich die Freigabe der F-Häftlinge.
    Da nun in den letzten Stunden durch ein Hin und Her von Meldungen über angebliche Übergabe des Geldes in einem Frankfurter Luxushotel durch den Sohn des entführten Industriepräsidenten Schleyer zuerst aufgetaucht und dann wieder dementiert wurden, muss man darauf schließen, dass hier ein unmittelbarer Zusammenhang mit den Beratungen des großen Krisenstabes in Bonn hergestellt wird.
    Das heißt, der große Krisenstab hat nicht ausgelöst einen Mechanismus, der zeitlich etwa reichen würde,
    die Baader-Meinhof-Häftlinge in der Bundesrepublik heute zusammenzuziehen und noch rechtzeitig vor Ablauf des Ultimatums, also vor Morgen, Vormittag, neun Uhr hiesiger Zeit, auf den Weg zu bringen oder gar dort ankommen zu lassen, was etwa bei Nordkorea 17 Stunden dauern würde.
    Das heißt also, es ist hier eine dramatische Zuspitzung.
    Es gibt keine Informationen, aber es gibt Gerüchte, die das Allerschlimmste befürchten lassen.
    Wie erklärt man sich in Bonn jene Diskrepanz, dass einerseits die Schleierentführer nach wie vor an diesem von Ihnen erwähnten Ultimatum festhalten und dass auf der anderen Seite die Flugzeugentführer von Dubai ein anderes Ultimatum genannt haben, nämlich 13 Uhr mitteleuropäischer Zeit?
    Die Differenz ist aber nur diese Zeit.
    Vielleicht, die Logistik ist ja bewundernswert der Terroristen, muss man schon sagen, wenn man sich vorstellt, dass sie nicht nur
    gestern abends ein neues Videoband mit einem verlässlichen Lebenszeichen von Schleyer in Paris übergeben haben, sondern auch der Schweizerischen Repression Agentur, dass sie in Dubai tätig sind und dass sie heute Morgen durch eine junge Frau in einem Luxushotel in Stuttgart
    und bei einem Taxistand vor dem Hauptbahnhof von Stuttgart noch einmal eine bestätigende und bekräftigende Forderung bei helllichtem Tag übergeben konnten, dann hat man den Begriff davon, dass es eigentlich ganz gut funktioniert, bis auf, wie gesagt, diese kleine Differenz, dass die Flugzeugentführer von 13 Uhr reden und die anderen von 9 Uhr, alles andere.
    Da muss ich sagen, deckt sich das mit dem, was jetzt außen aus berichtet wurde, sind tatsächlich Meister am Werk, allerdings terroristische.
    Wie ist im Allgemeinen die Stimmung in Bonn?
    Ist man eher auf Nachgeben eingestellt oder gibt es also doch noch hin und wieder einen Anklang davon, dass man sich zur Härte entschließen will?
    Ich kann keine Stimmung wiedergeben, da müsste ich am Großen Krisenstab gewesen sein, da die Dinge sich so verdichten.
    Kann ich nur wiedergeben, was ich hier sehe, wenn ich aus dem Fenster herausschaue.
    Das Studio ist etwa 50 Meter von dem neuen Zaun des neuen Bundeskanzleramtes entfernt.
    Da spazieren gemütlich die Bonner mit ihren Kindern in der warmen Herbstsonne.
    Es stehen einige Dutzend Kameraleute, darunter auch vom ORF da und haben die Abfahrt des Großen Krisenstabes gefilmt.
    Aus diesen Äußerlichkeiten kann man nichts ablesen.
    Innerlich aber ist die Spannung außerordentlich und ich kann nicht unbedingt hier jetzt votieren für nachgeben.
    So schwer mir das Wort ist auszusprechen.
    Es ist mittlerweile bekannt geworden, dass einige Länder, in die die derzeit noch einsitzenden Baader-Meinhof-Terroristen gebracht werden sollen, sich geweigert haben, diese Terroristen aufzunehmen.
    Wie reagiert man auf diese Meldungen in Bonn?
    Die Meldungen kommen ja aus Bonn.
    Und werden wie interpretiert?
    Sie werden so interpretiert, wie sie vor drei Wochen als Staatsminister Wischniewski seine Rundreise begonnen hat.
    Man wird zwar alles bemühen, alle Kräfte einsetzen, um der Menschlichkeit eine Gasse zu hauen, aber was nun wirklich passiert?
    Die Situation ist ja völlig verfahren.
    Die Länder nehmen nicht auf, die Türkei will angeblich nicht ausliefern, die Übergabe des Geldes hat nicht gereicht, die Zeit ist heute Mittag eigentlich schon abgelaufen.
    Jetzt fragt man sich, was muss eigentlich noch geschehen?
    Wahrscheinlich nur noch ein Wunder.
    Herr Emmerich, ich danke Ihnen für diese Direktinformationen aus Bonn und wahrscheinlich werden wir uns ja im Abendsjournal ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Nun, es ist 12 Uhr und 26 Minuten.
    Wir kommen zur Inlandsberichterstattung im Mittagssjournal.
    In Feldkirchen vor Adelberg hält heute der katholische Familienverband Österreichs seine Jahreshauptversammlung ab.
    Mit 350.000 Mitgliedern ist dieser Verband die größte überparteiliche Familienorganisation Österreichs.
    Im Mittelpunkt der heutigen Versammlung stand die geplante Änderung der Familienbeihilfenregelung.
    Der Katholische Familienverband befürchtet, dass durch die geplante Reduzierung der Einnahmen des Familienbeihilfefonds um jährlich 15 Prozent der Fonds in absehbarer Zeit geleert sein werde.
    In einer Resolution wird eine österreichweite Protestaktion angekündigt, wobei alle Familienorganisationen Österreichs sowie die katholischen Organisationen und die österreichische Bischofskonferenz um Unterstützung gebeten werden.
    Über die geplanten Maßnahmen führte Wolfgang Burtsche mit dem Präsidenten des katholischen Familienverbandes, Diplomingenieur Helmut Schatowicz, das folgende Gespräch.
    Herr Diplomingenieur Schatowicz, welcher Art sollen diese Protestveranstaltungen des katholischen österreichischen Familienverbandes sein?
    Wir planen qualifizierte Protestaktionen, gemeinsam mit anderen Familienorganisationen und mit katholischen Organisationen.
    die einerseits die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen soll, was hier mit Familiengeldern geschieht, nämlich eine Reduzierung um 15 Prozent der Einnahmen des Familienlastenausgleichsfonds.
    Die Familien werden damit zum Backesel endgültig gestempelt.
    Das muss in der Öffentlichkeit deutlich vor Augen geführt werden.
    Was verstehen Sie unter qualifizierten Protestveranstaltungen?
    Das heißt, dass es nicht geplant ist, Massendemonstrationen zu organisieren, sondern in allen Landeshauptstädten Österreichs und in der Bundeshauptstadt Wien qualifizierte Aktionen zu setzen in Form von Versammlungen, Vorsprachen bei führenden politischen Persönlichkeiten und ähnliches mehr.
    Was wollen Sie damit erreichen?
    Wir wollen damit erreichen, wie ich schon sagte, eine Information der Öffentlichkeit, die Regierung und die Parlamentsmehrheit zum Nachdenken aufzufordern und eventuell sie zu veranlassen, dass sie eine Korrektur herbeiführt, die Oppositionsparteien aufzufordern, verbindlich zu erklären, dass sie ihrerseits eine Korrektur herbeiführen werden, wenn sie die politische Macht dazu haben.
    Es ist in Österreich in letzter Zeit offenbar modern geworden zu demonstrieren.
    Die Unternehmer haben es bei einer Wirtschaftsbunddemonstration bereits getan, die Ärzte werden es tun.
    Nun auch die Familienorganisationen.
    Besteht da irgendein Zusammenhang?
    Das ist, glaube ich, keine Frage, ob modern oder nicht.
    Tatsache ist es, dass die österreichischen Familien erstmals hier auf die Straße gehen müssen, weil man
    ihre wirtschaftliche Existenz massiv gefährdet.
    Auf die Straße gehen müssen, das heißt doch, es wird zu einer Art Massendemonstration kommen.
    Nein, auf die Straße gehen heißt noch nicht Massendemonstration.
    Vor allem soll hier nicht das, was man sonst verbinden würde, gemeint werden, dass unter dem Druck der Straße etwas geschehen muss, sondern auf die Straße gehen heißt eine Maßnahme setzen von hohem Informationswert.
    Bundeskanzler Kreisk hat soeben erklärt, er könne sich vorstellen, dass für die nächste Zeit auch die Katholiken mit ihm und seiner Bundesregierung ein Stück des Weges mitgehen könnten.
    Was sagt ein Verband wie der katholische österreichische Familienverband zu dieser Ansicht?
    Es gehört zum Stil und zur Politik des Familienverbandes, sich um Konsens zu bemühen.
    Die intransigente Haltung der Bundesregierung
    Und das vom Tisch wegwischen aller Vorschläge und Bemühungen macht es in höchstem Maß schwierig, diesen Weg gemeinsam zu gehen.
    Insbesondere dann, wenn die Bundesregierung sich anschickt, Grundsätze wie soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Solidarität in ihrem praktischen Tun schwerstens zu verletzen.
    Dieses Gespräch mit dem Präsidenten des katholischen Familienverbandes Helmut Schatowicz führte Wolfgang Burtscher.
    Und wir werfen nun einen Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Die Auszüge aus Leitartikeln und Kommentaren hat eugen Freund ausgewählt.
    Neben ausführlichen Reportagen und Kommentaren über die jüngste Flugzeugentführung finden sich heute auch einige Leitartikel zu innenpolitischen Ereignissen.
    So etwa kommentieren mehrere Zeitungen die vor kurzem veröffentlichte Meinungsumfrage über den Stand der Parteien zur Halbzeit der Legislaturperiode und die besonderen zur Stellung von ÖVP-Obmann Josef Taus.
    Unter dem Titel Abwertung eines Politikers schreibt dazu Viktor Reimann in der Neuen Kronenzeitung.
    Spätestens ein halbes Jahr nach der Wahl eines ÖVP-Parteiobmannes wird dessen Image so kaputt gemacht, dass er bei der Bevölkerung nicht mehr ankommt.
    Tauß erlebt das Gleiche wie vor ihm Schleinzer und wie vor Schleinzer Wittalm und vor Wittalm Klaus und vor Klaus Gorbach und vor Gorbach Raab und vor Raab Fiegl.
    Und weiter heißt es im Kommentar Reimanns.
    Weil sich Taus außerdem in keine Kameraderie mit Journalisten einlässt, ist er vor allem bei den der ÖVP nahestehenden Zeitungen unten durch.
    Es soll aber auch schon große Politiker gegeben haben, die Distanz zu Journalisten warten, was übrigens für beide Teile von Vorteil ist.
    Jedenfalls hat die ÖVP, solange ihre Führungskräfte einem derartigen Verschleiß ausgesetzt sind, keinerlei Erfolgschancen.
    Meint Viktor Reimann in der Neuen Kronenzeitung.
    In den oberösterreichischen Nachrichten bemerkt Hermann Polz zum selben Thema.
    Grauslich für die Volkspartei ist, dass die Gerüchte, es sei diese Umfrage nur veröffentlicht worden, um einen Führungswechsel herbeizuführen, auch in ihren Reihen sofort auf Glauben gestoßen ist.
    Das darf als Bestätigung des in allen Rängen der großen Oppositionspartei fühlbaren Unbehagens und einer fatalen Unsicherheit gewertet werden.
    Dieter Lehnhardt fasst in der Presse seine Gedanken über die jüngste Meinungsumfrage folgendermaßen zusammen.
    Dass die Wunden, welche die Umfrageveröffentlichung in der Volkspartei vor allem der mittleren Funktionärsebene und vor allem in Wien geschlagen hat, nur durch ähnliche, aber bessere Veröffentlichungen geheilt werden können, pfeifen in der Parteizentrale die Spatzen von den Dächern.
    Und abschließend, meint Lenhardt?
    So peinlichend aber diese Probleme und die derzeitige Kritik an Taus sind, so wenig droht sich, dass alles, wie übereinstimmend versichert wird, zu einer echten Personaldiskussion oder Konfrontation in der VP-Führung auszuwachsen.
    Das, wer sonst, klingt zwar ein wenig anders als in der SPÖ, aber man hört es mindestens ebenso oft und es ist auch hier keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Nach diesem Auszug aus der Presse, mit dem das Kapitel Meinungsumfrage abgeschlossen ist, noch zwei Stimmen über das Parteiprogramm der SPÖ, über das vor zwei Tagen in Graz beraten wurde.
    Griff nach dem Menschen betiteln die Salzburger Nachrichten ihren heutigen Leitartikel, in dem Karl-Heinz Ritschl unter anderem schreibt.
    Mir scheint, dass in diesem Konzept einer immer breiteren Demokratisierung ein Funktionswandel der parlamentarischen Demokratie sich abzeichnet, weil dadurch Verantwortung und Rechte des Parlaments immer mehr beschnitten werden, um in Gremien, Kommissionen zu rutschen, in undurchschaubare Gefilde, die einer möglichen Manipulation Tür und Tor öffnen.
    Was hier vorgelegt wird, ist kein Parteiprogramm mehr, sondern der totale Griff nach dem Menschen, um ihn dem eigenen System einzugliedern.
    Soweit die Salzburger Nachrichten.
    Nicht frei von Sarkasmus ist schließlich der Leitartikel von Alfred Peierleitner im Kurier.
    Daraus ein kurzer Auszug.
    Der Vergleich mit Waschmittelwerbung wird übermächtig.
    Auch dort stellt sich das Problem, in periodischen Abständen beweisen zu müssen, dass das jeweils neue Produkt noch weißer wasche als das vorangegangene.
    Das ohnehin schon so super weiß Wusch.
    Aber alles wird klar, wenn man das Programm auf seinen eigentlichen Zweck hin abklopft.
    Als Basis weiterer Wahlsiege zu dienen.
    Dazu dürfte es taugen.
    Würden Sie Bruno Kreisky mit seiner Riesenkraft gegen ein doppelt so großes Paket eines anderen Mittels eintauschen?
    Na also.
    Dieses letzte Zitat in unserer Presseschau stammte aus dem Wiener Kurier.
    Nach dreitägigen Beratungen geht heute in Wien der 11.
    Weltkongress der katholischen Presse zu Ende, bei dem sich 500 Journalisten aus aller Welt mit dem Thema eine Presse für den Menschen auseinandergesetzt haben.
    Neben grundsätzlichen Erwägungen über die Aufgabe einer christlichen Presse in unserer Zeit und über den Wandel der Zeitung im Fernsehzeitalter bot dieser Kongress vor allem Möglichkeiten des Erfahrungsaustausches zwischen Journalisten aus den sozialistischen Ländern und Journalisten aus den westlichen Demokratien.
    Aus erster Hand konnte man auf diese Weise die Möglichkeiten und Beschränkungen der christlichen Medien im Ostblock kennenlernen, wie Werner Ertl berichtet.
    In der DDR, um gleich beim geografisch westlichsten der Ostblockstaaten zu beginnen, stehen den etwa 1,2 Millionen Katholiken zwei Bistumsblätter in Berlin und Leipzig mit einer wöchentlichen Gesamtauflage von rund 120.000 Exemplaren zur Verfügung, während die 9,2 Millionen evangelische Christen unter sieben Zeitungs- und 24 Zeitschriften Titeln wählen können.
    Die Frage ist nur, welche Themen in dieser Presse behandelt werden dürfen.
    Paul Dissemont, Sekretär der Ostdeutschen Bischofskonferenz und Mitarbeiter des Berliner St.
    Hedwigplatz.
    Diese Frage geht vielleicht auch dahin um den journalistischen Freiraum.
    Sie beinhaltet vielleicht, ob es eine Art Vorzensur gibt.
    Die gibt es nicht.
    Wir sind also in der Gestaltung dieser Blätter völlig frei, sodass man also von einer Behinderung der Presse in keinem Fall sprechen könnte, wenn Ihre Frage daraufhin abzielt.
    Wir bringen die Nachrichten über die Weltkirche.
    Wir bringen die Dinge, die vor allem auch die Ökumene betreffen, weil wir ja in einer Diaspora-Situation leben und von da aus auch auf die Zusammenarbeit mit den übrigen christlichen Kirchen angewiesen sind.
    Wir sind ein Kirchenblatt, das für die Kirche bestimmt ist.
    Wir haben in der DDR die Trennung von Kirche und Staat und wir behandeln daher von unserer Situation aus die Dinge, die vor allem die Kirche angehen, ohne politische Themen zu behandeln und in den Themenkreis aufzunehmen.
    Während in der DDR politische Themen also tabu sind, scheint es die religiöse Presse in Ungarn nach den Worten von Laszlo Markus, Chefredakteur der katholischen Nachrichtenagentur Major Kurir, besser zu haben.
    Sie haben keine Tabufragen.
    Normalerweise können wir alle Fragen behandeln.
    Natürlich benutzt die katholische Presse erstmals die Kirchenfragen, die katholischen Fragen.
    Die Journalisten wissen nicht alle Fragen, praktisch auch eine politische Frage.
    In Ungarn bringt es die katholische Wochenzeitung Ui Ember auf rund 70.000 Auflage, die übrigen Wochen- und Monatszeitschriften fallen quantitativ kaum ins Gewicht.
    Ganz anders ist die Situation im traditionell katholischen Polen, wo Wochen- und Fachblätter mit rund 300.000 Exemplaren die Stimme der Kirche nie verstummen lassen.
    Die selbstbewussten Polen konnten es sich auch leisten, in zwei Fällen Absagen mit Protesttelegrammen zum Wiener Kongress zu schicken.
    Aus Solidarität mit den Journalisten Zywinski und Mazowiecki, die kein Visum für Wien erhalten hatten, da sie in Warschau einen Hungerstreik für eingesperrte Arbeiter organisiert hatten.
    Rudolf Buchawa, Chefredakteur der Zeitschrift Christ in der Welt zur Situation der Kirchenpresse,
    Sie wissen, dass es bei uns eine staatliche Kontrolle gibt, die aber alle Zeitschriften betrifft, nicht nur die katholischen.
    Im Bereich des Religiösen ist die katholische Publizistik aber verhältnismäßig frei.
    Die ganze katholische Presse steht natürlich auf dem Standpunkt der Respektierung
    der bestehenden Verhältnisse in der Volksrepublik Polen.
    Abschließend ein Blick nach Südosten.
    Aus Jugoslawien werden verhältnismäßig oft Beschlagnahmungen der kroatischen Kirchenzeitung Glasconcila und gerichtliche Schritte gegen christliche Journalisten und Schriftsteller berichtet.
    Der Chefredakteur des Laibacher Blattes Drujina weiß davon ein Lied zu singen.
    In Jugoslawien gibt es keine Zensur.
    Wir haben unser redaktionelles Konzept, wir sind Kirchenpresse im engen Sinn und was die Kirche einberäumt, das können wir schreiben.
    Aber nachdem die Zeitung ausgeht, gehen drei Exemplare zum Staatsanwalt und
    der kann dann den verantwortlichen Redaktor zur Rechenschaft rufen.
    Mir hat es schon einmal passiert.
    Ich wurde vor zwei Jahren wegen einem Artikel für vier Monate
    Situation der christlichen Presse im Ostblock, Sie hörten einen Beitrag von Werner Ertl.
    Der vor einem Jahr eingeleitete Dialog zwischen den italienischen Kommunisten und der katholischen Kirche Italiens hat in dieser Woche einen Höhepunkt erfahren.
    Kommunistenführer Enrico Berlinguer hat nämlich in einem offenen Brief, der gleichzeitig in einer Wochenzeitung der KPI und dem Kirchenblatt der Diözese Ivrea veröffentlicht worden ist, seine Bereitschaft bekundet, sich mit der Kirche verständigen zu wollen.
    Die Kommunistische Partei Italiens verpflichte niemand auf die marxistische Ideologie und übe keinen Zwang zum Atheismus aus, heißt es unter anderem in diesem Brief.
    Formell handelt es sich dabei um die Antwort Berlinguers auf ein bischöfliches Schreiben nach den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr.
    In diesem Schreiben war die Sorge der Kirche über den kommunistischen Wahlerfolg zum Ausdruck gebracht worden und die Frage gestellt worden, wie es möglich sei, dass auch viele Christen die KPI wählten, obwohl die marxistische Ideologie offensichtlich unvereinbar mit dem christlichen Glauben sei.
    Über die Antwort des kommunistischen Parteichefs auf diese Frage berichtet nun Alfons Dalma aus Rom.
    Der Inhalt war entschieden in der Form, ein wenig widersprüchlich in der Gedankenführung und auch ausweichend im Sachlichen.
    Das Wort Leninismus wurde vom Berlinger vermieden.
    Es heißt, der Marxismus sei für die Partei weder eine bindende Weltanschauung noch eine Philosophie, sondern nur ein verpflichtendes Erbe, Inspiration und eine wissenschaftliche Denkmethode.
    Berlinguer hob den Paragraph 2 des Parteistatuts hervor, der die Mitgliedschaft von religiösen und philosophischen Überzeugungen unabhängig macht, dagegen nur zur Treue in der Einhaltung des politischen Parteiprogramms verpflichtet.
    Den Paragraph 5 der Statuten, der die Mitglieder der KPI zum sorgfältigen Studium und zur praktischen Anwendung des Marxismus-Leninismus bindet,
    überging Berlinguer mit Schweigen.
    Die Partei und der Staat, schrieb er, sollen weder gottgläubig noch ungläubig und schon gar nicht gegen den Glauben antitheistisch eingestellt sein.
    Was aber die konkrete Frage der katholischen Schulen, Kindergärten, Spitäler und Altersheime in den kommunistisch regierten Regionen Italiens betrifft, sie seien eigentlich nicht mehr notwendig, sagte Berlinguer,
    weil die kommunistischen Behörden für solche soziale Dienstleistungen selbst ausreichend sorgten, die der katholischen Mitarbeit aber offen stünden.
    Darüber hinaus könnten natürlich auch die Katholiken ihre Sozialwerke erhalten, aber ohne staatliche Hilfe.
    Dieser Brief der Linkwers, genau zur Halbzeit der Weltsynode der Bischöfe in Rom, ist ein großer Schachzug
    im angespannten Dialog mit der Kirche.
    Manche fassten es als einen direkten Versuch der Einwirkung auf den Weltepiskopat und sogar der Einwirkung auf die ersten Orientierungen zu Papstnachfolge, die aus dem Anlass der Synode unweigerlich sich in Ansätzen zu formieren beginnen.
    Die Reaktion der Kirche war in den ersten zwei Tagen, also bis heute,
    sowohl im weltlichen als auch im politischen Raum eher skeptisch.
    Das Organ des Vatikans hat einen Leitartikel der katholischen Mailänder Tageszeitung Avenire abgedruckt, in dem die Zweideutigkeiten und die praktische Härte der kommunistischen Stellungnahme hervorgehoben werden.
    Der Patriarch Erzbischof von Venedig hat bereits in einem Artikel
    auf die ideologischen Widersprüche und auf die feindselige Praxis der kommunistischen Partei hingewiesen, indem er auch einen in Rom anwesenden polnischen Bischof zitierte, der dazu sagte, wir in Polen kennen diese Methode.
    Wenn die Kommunisten den kleinsten Einbruch in die Reihen des Episkopats erzielen, verstehen sie es, ihn strategisch auszuweiten.
    Nur unsere geschlossenen Ablehnung solcher Sirenenrufe
    haben wir es in Polen zu verdanken, dass die Kirche ungebrochen im Volk dasteht.
    Damit hat aber eine Diskussion oder ein Dialog erst begonnen, der nicht so bald und so einfach zu Ende geführt sein wird.
    Sie hörten Alfons Dalma aus Rom.
    Der mexikanische Staatspräsident José Portillo hat heute einen mehrtägigen Staatsbesuch in Spanien beendet.
    Es war der erste Besuch eines mexikanischen Staatschefs in Spanien seit mehr als vier Dezennien.
    Die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern waren nach einer mehr als 40-jährigen Unterbrechung erst vor einigen Monaten wieder aufgenommen worden.
    Portillos Besuch bedeutet demnach auch den Neubeginn einer Ära der Beziehungen zwischen Spanien und Mexiko.
    Aus Madrid berichtet Robert Gerhardt.
    Mexiko in Madrid hieß eine große Kunstausstellung in der spanischen Hauptstadt.
    Mitte der Woche wurde sie nun auch vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Mexiko, José López Portillo, besucht.
    Insgesamt zehn Tage bis morgen früh ist eine große Delegation aus der einzigen Kolonie auf spanischen Boden im Madre Patria, dem Mutterland, wie Spanien von allen Ibero-amerikanischen Nationen genannt wird.
    Am Mittwoch, 12.
    Oktober, dem 485.
    Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, feierten König Juan Carlos und Mexikos Präsident auf der Atlantikinsel Gran Canarias den Tag der Hispanität.
    Er soll die Verbundenheit aller spanisch sprechenden Staaten hervorheben.
    Und gestern war Präsident Portillo Gast im spanischen Parlament, wo er die neue Demokratie und den Föderalismus würdigte.
    Das Kriegsbeil zwischen beiden Brudervölkern wurde damit endgültig begraben.
    Die mit Beginn der Franco-Diktatur 1939 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Mexiko und Madrid wurden wieder aufgenommen.
    Und morgen früh vor der Abreise der Delegation sollen auch noch fünf wichtige Wirtschafts- und Kulturabkommen unterzeichnet werden.
    Mexiko betrieb in den vergangenen Jahrzehnten eine scharf antifrankistische Politik.
    Als einziges Land der Welt betrachtete das spanisch sprechende Brudervolk die dorthin geflüchtete Exilregierung als einzig legale.
    Etwa 30.000 Spanier hatten in Mexiko politisch Asyl gefunden.
    Mexiko war für die spanische Intelligenz jahrzehntelang das Mekka der lateinamerikanischen Demokratie.
    Jetzt können die politischen Flüchtlinge alle in ihre spanische Heimat zurückkommen, nachdem gestern vom Parlament in Madrid die Generalamnestie gebilligt wurde.
    Die Versöhnung der seit 40 Jahren durch den blutigen Bürgerkrieg gespaltenen Nation ist schließlich gelungen.
    Heute ist die politische Bilanz zwischen den beiden Brudernationen ausgeglichen.
    Mehr noch, Mexiko sieht der demokratischen Entwicklung Spaniens mit höchstem Interesse zu.
    López Portillo, der sich auch mit den Führern der Opposition, darunter Felipe González und Santiago Carillo, traf, ließ durchblicken, dass heute Mexiko vom ehemaligen Mutterland in Bezug auf Demokratisierung dazulernen kann und will.
    Zwei Brudervölker haben sich also wiedergefunden.
    Die alte Freundschaft zwischen Mexiko und Madrid wurde neu geschlossen.
    Aus Madrid berichtete Robert Gerhardt, vor drei Minuten war es dreiviertel eins.
    Von der aktuellen Berichterstattung über den Terrorismus, der augenblicklich die Welt in Atem hält, zu Beginn des Journals, nun zum Thema Terror in der Vergangenheit und seine Spätfolgen.
    Die Frage, was kann ein Mensch ertragen?
    Welches Maß an körperlichen und seelischen Belastungen kann er aushalten, ohne einen bleibenden Schaden zu erleiden?
    Diese Frage wurde im Zusammenhang mit Flugzeugentführungen und Geiselnahmen bisher noch nicht eingehend untersucht.
    Hier ist man mehr oder weniger auf Spekulationen angewiesen.
    Erfahrungswerte über die Belastbarkeit des Menschen gibt es allerdings aus einer Epoche, die nun schon mehr als 30 Jahre zurückliegt.
    Wenngleich der in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ausgeübte Terror und der heute von kriminellen Anarchisten ausgehende Terror als Phänomene an sich wohl kaum in einem Atemzug genannt werden können, so lässt sich hinsichtlich der Auswirkungen des Terrors auf den Menschen unter Vorbehalten doch ein Zusammenhang zwischen dem Terror von gestern und dem von heute herstellen.
    Und so gesehen gewinnt ein Symposion an Aktualität, das derzeit zum ersten Mal in der Bundesrepublik Deutschland stattfindet und sich mit Spätfolgen bei KZ-Opfern und politisch Verfolgten beschäftigt.
    Solche Spätfolgen, das ist seit einiger Zeit wissenschaftlich nachgewiesen, sind zum Beispiel schwere anhaltende Depressionen, Kontaktstörungen, Angst- und Begrämungszustände, Gedächtnis- und Erinnerungsstörungen sowie körperliche Beschwerden wie Kopf- und Magenschmerzen, Händezittern und vegetative Störungen.
    Hinzu kommt, dass auch die Kinder ehemaliger Verfolgter oft schwere Verhaltensstörungen zeigen.
    Über das jetzige Symposium berichtet Heiner Lichtenstein.
    Wenn sich Fachärzte der verschiedensten Disziplinen aus vielen Staaten der Erde im Jahre 1977 zu einem Kongress treffen, auf dem Spätfolgen von Gefangenschaft und Nazi-Verfolgung erörtert werden, dann ist das eigentlich schon Beweis genug dafür, dass diese Zeit deutscher Vergangenheit auch medizinisch noch nicht bewältigt ist.
    stellt sich freilich die Frage, wie den Opfern jener Terrorjahre heute noch geholfen werden kann.
    Viele sind inzwischen gestorben, die meisten alt.
    Sie müssten, sollte man meinen, doch längst versorgt sein.
    Dass dem keineswegs so ist, wurde auf dem interdisziplinären Symposium deutlich, das gestern in Köln begann und heute zu Ende geht.
    Zum einen
    Die früheren Opfer, und zu ihnen zählen neben den Häftlingen der Konzentrationslager auch Widerstandskämpfer und solche Menschen, die jahrelang im Untergrund dahinvegetieren mussten, die Opfer also, werden gerade mit zunehmendem Alter besonders leidend.
    Untersuchungen in Norwegen haben das gezeigt.
    Dort ist nämlich jeder Verfolgte einer eingehenden medizinischen Untersuchung unterzogen worden.
    Gleichzeitig wurde eine sogenannte Parallelperson untersucht, die in Alter, Herkunft und Geschlecht dem Verfolgten entsprach.
    Ergebnis, die Opfer sind häufiger und länger schwer krank, liegen in ihrem sozialen Status weit unter dem Durchschnitt, sie werden früher erwerbsunfähig und leiden bis ans Ende ihrer Tage an der Verfolgung.
    Professor Leo Eitinger, Chef der Psychiatrischen Klinik an der Universität Oslo, hat das anhand von Zahlen und Tabellen nachgewiesen.
    Auch in den USA sind die Experten zu demselben Ergebnis gekommen, wie der New Yorker Psychiater Professor Niederland feststellte.
    Niederland wartete allerdings mit noch bestürzenderen Ergebnissen auf.
    Alle Opfer leiden unter plötzlichen Angst- und Erregungszuständen.
    Diese werden nicht selten durch Meldungen über Faschismus ausgelöst oder wenn im Fernsehen Nazi-Symbole gezeigt werden.
    Sie sind ferner von einer unauslöschlichen Todesprägung gezeichnet.
    Immer noch sehen sie in Angstträumen Berge von Leichen.
    Der Schock macht sie bis zu zwölf Tagen arbeitsunfähig.
    Es drückt sie eine Überlebensschuld.
    Sie fragen sich selbstquälerisch, warum die anderen sterben mussten und sie überleben durften.
    Sie sind innerlich erstarrt, unfähig zum geringsten Lebensgenuss, können sich weder über Musik noch über einen Witz, einen Film oder sonst was freuen.
    Und sie sind schließlich unfähig zu irgendeinem Affekt.
    Die absolute Unterdrückung in den Lagern macht es ihnen unmöglich, irgendwie freudig oder ablehnend zu reagieren.
    Die Wissenschaftler stellten übereinstimmend fest, dass nicht nur die Überlebenden, sondern auch deren Kinder vom KZ-Syndrom befallen sind.
    Die kranke Atmosphäre im Elternhaus bleibt nicht ohne Folgen.
    Doch nicht nur die Nazi-Opfer bedürfen sorgfältigster Betreuung, sondern verfolgte überhaupt.
    Beweis?
    In Dänemark hat Amnesty International kürzlich Menschen untersuchen lassen, die von der griechischen Runda gefoltert worden sind.
    Die Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen bei den Nazi-Opfern.
    Wo der Auftrag von Amnesty aufhört, bei der Freilassung der Gefangenen, müssen die Ärzte beginnen.
    Nun nochmals zurück zur aktuellen Terrorismusberichterstattung.
    Im Fall Schleyer war es heute Vormittag ja zu einer überraschenden Wende gekommen.
    Die deutsche Presseagentur berichtete, dass der Sohn Schleyers um 12 Uhr im Hotel Intercontinental in Frankfurt an die Entführer seines Vaters 15 Millionen Dollar aushändigen sollte.
    Nach Bekanntwerden des Übergabeortes haben sich die Sicherheitsbehörden jedoch dazu entschieden, die geplante Geldübergabe nicht stattfinden zu lassen.
    Was in den Mittagstunden in Frankfurt sich ereignete, schildert Rainer Witt.
    Ich bin seit halb elf hier in Frankfurt in der Conti und ich glaube, es gibt jetzt in diesem Hotel keinen Raum und keinen Winkel, keinen Wirtschaftsraum mehr und keine Abstellkammer, die ich noch nicht inspizieren konnte.
    Ich kenne eben das Hotel, weil ich in Frankfurt arbeite und ich habe es auch einmal besichtigt und so kann ich sagen, ich habe eigentlich eine sehr gute Kenntnis all dieser Gänge und Winkel von der Tiefgarage bis hoch zur 21.
    Etage.
    Wenn man durch dieses Hotel durchgeht, man sieht eigentlich wenig, aber eines fällt auf in der Halle,
    die unauffälligen Herren hinter ihren unauffälligen Zeitungen, die sie nicht lesen.
    Es ist also eine ganze Reihe von Kriminalbeamten hier.
    Ich will keine Spekulation betreiben, aber wenn das Intercontinental mit dieser Affäre nichts zu tun hätte, warum dann auf einmal so viel Kripo?
    Nicht nur Frankfurter, sondern auch andere Gesichter sieht man hier, aber überall Achselzucken von der Hoteldirektion bis zum Kripoman.
    Jeder sagt, ich bin ganz zufällig da oder ich weiß nicht, was sie von mir wollen.
    Trotzdem scheint es Anweisungen zu geben, Anweisungen
    darüber, wo man hier ein Auto abstellen darf oder nicht, von wem diese Anweisungen kommen, können wir im Augenblick nicht sagen.
    Wäre das Geld übergeben worden, ich bin mir sicher, bei dem Massenaufgebot von Journalisten, das die Halle belagert, hätte man es sehen müssen.
    Aber wie gesagt, das Hotel ist groß, 21 Etagen, zahllose Zimmer.
    Es könnte schon sein, es hätte sein können, aber es ist alles im Bereich des Spekulativen angesiedelt.
    Wir sind ausgerüstet mit Bildern von Eberhard Schleyer, dem Sohn, der ja angeblich diese Summe
    übergeben sollte, soll es ja gefordert worden sein.
    Auch ihn konnten wir hier nicht entdecken, aber wir halten trotzdem die Stellung, weil wir uns sagen, solange die Polizei da ist, werden auch wir hier bleiben.
    Aus Frankfurt berichtete Rainer Witt nun noch einen Kulturbeitrag.
    Im Wiener Konzerthaus gastiert morgen Abend einer der besten Jazzpianisten der Welt, Keith Jarrett.
    Gotthard Rieger hat das folgende Portrait des bekannten Musikers gestaltet.
    Am 8.
    Mai 1945 wurde in Elm Town in Pennsylvania Keith Jarrett geboren, der heute von Fachleuten als einer der besten Jazzpianisten bezeichnet wird.
    Bereits als Dreijähriger nahm Keith Jarrett Klavierunterricht und wurde bald als lokales Wunderkind bezeichnet, nachdem er bereits als Knabe bei Auftritten für den Woman's Club von Elm Town eigene Kompositionen aufführte.
    Ein Studium an der berühmten Berkley School of Music sowie anschließend ein Jahr ohne Engagement in New York sollte den musikalischen Werdegang von Keith Jarrett maßgeblich beeinflussen.
    Nach einer Jam-Session in einem Insider-Club trat der mittlerweile am Hungertuch nagende Jarrett
    dem Quintett von Art Blakey bei, wechselte in der Folge zu Charles Lloyd und Miles Davis, um schließlich als Keith Jarrett eine Solo-Karriere zu beginnen, die ihm bis heute Weltgeltung und großartige Erfolge als Jazzmusiker beschert hat.
    Wenn ich kein Prodigy gewesen wäre, wäre es in den letzten zehn Jahren viel einfacher gewesen.
    Weil die Leute immer... Jetzt bin ich glücklicherweise alt genug,
    Die Entwicklung des Musikers Keith Jarrett verlief nach seinen eigenen Angaben völlig geradlinig.
    Die Musik, die der Pianist komponierte und intonierte, wurde immer der jeweiligen Kategorie zugeordnet, die zeitgemäß am nächsten lag, obwohl Keith Jarrett von Beginn seiner Solo-Karriere an immer auf dem besten Weg war, jede Art von Kategorien zu überschreiten und ein populärer Musiker zu werden.
    In einer Zeit etwa, in der andere begabte Jazzmusiker kommerziellem Erfolg nachjagen, indem sie ihre Kompositionen dem Geschmack der Zeit anpassen, spielt und schreibt der Pianist Keith Jarrett Musik, die in jeder ihrer vielen Facetten Kritik am System der Musikvermarktung übt und ist erfolgreich damit.
    Dieser Erfolg ist allerdings auch in einem fast streng preußischen Bewusstsein von Verantwortung des Künstlers zu sehen.
    Musiker haben für die Musik verantwortlich zu sein, meint Keith Jarrett.
    Die meisten Musiker vergessen das leider und wehnen sich noch immer im 19.
    Jahrhundert, wo der Musiker ein Held war.
    Und das ist er beileibe nicht, auch dann nicht, wenn auf der Bühne schlecht ist und hoch gejubelt wird.
    Solange sie aussehen oder klingen anders als jemand anderes, sind sie großartig.
    Keith Jarrett, dessen technische Brillanz von Virtuosen wie Arthur Rubinstein und Glenn Gould gerühmt wurde, streift bei seinen Konzerten immer wieder die herkömmlichen Improvisationsrituale des Jazz ab und entfaltet Formen spontaner Kompositionen.
    Seit etwa 1973 wurde er mit Dutzenden von Auszeichnungen geehrt und von den Fachkritikern in den Kreis der besten Jazz Pianisten gehoben.
    Die Deutsche Phonoakademie zeichnete 1975, wie auch viele andere Fachzeitschriften, beispielsweise sein Album Belonging, das eine Dokumentation seiner Arbeit mit dem norwegischen Saxophonisten Jan Garbarek darstellt, zum besten Jazzalbum überhaupt aus.
    Einige Musikstücke aus diesem hochgelobten Werk dürften beim morgigen Konzert des Weltklasse-Pianisten ebenfalls zu hören sein, da in der Besetzung neben Keith Jarrett, Jon Christensen, Palle Danielson auch Jan Garbarek angeführt wird.
    Mit diesem Porträt des Jazzpianisten Keith Jarrett, der morgen Abend im Wiener Konzerthaus gastiert, ist das Mittagssjournal beendet.
    Meine Damen und Herren, die Journalredaktion meldet sich wieder ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendsjournal.
    Im Namen des Mittagssjournalteams verabschiedet sich Edgar Sterbens.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terror und Flugzeugentführung: Berichte aus Tel Aviv
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terror und Flugzeugentführung: Berichte aus Dubai
    Mitwirkende: Barwinsky, Wolfgang [Gestaltung] , Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terror und Flugzeugentführung: Berichte aus Bonn
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Katholischer Familienverband zu Maßnahmenpakte
    Einblendung: Dipl. Ing. Helmut Schatowitz - Präsident des katholischen Familienverbandes
    Mitwirkende: Burtscher, Wolfgang [Gestaltung] , Schatowitz, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Taus-Umfrage, Parteiprogramm
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Christliche Presse im Ostblock - Unterschiedliche Grade der Freiheit
    Einblendung: Paul Dissemond (DDR), Lazlo Markus (Ungarn), Rudolf Buchawa (Polen), Chefredakteur der Laibacher Zeitung "Druschina"
    Mitwirkende: Ertel, Werner [Gestaltung] , Dissemond, Paul [Interviewte/r] , Markus, Lazlo [Interviewte/r] , Buchawa, Rudolf [Interviewte/r] , Anonym, Chefredakteur einer Laibacher Zeitung [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um Berlinguer-Brief zu Frage nach Kommunismus und Christentum
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Beziehungen Mexico - Spanien
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Symposion über Spätfolgen bei Nazi-Opfern
    Mitwirkende: Lichtenstein, Werner [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Ort: Köln [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terror und Flugzeugentführung: Berichte aus Frankfurt vom Ort der möglichen Geldübergabe
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Ort: Frankfurt am Main [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jazz-Konzert Keith Jarrett in Wien
    Einblendung: Keith Jarrett, Klaviermusik
    Mitwirkende: Rieger, Gotthard [Gestaltung] , Jarrett, Keith [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.10.15
    Spieldauer 00:59:39
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Machatschke, Roland [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.10.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-771015_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt