Mittagsjournal 1977.10.22

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag, verehrte Damen und Herren, Sie hören eine Stunde Information aus dem Studio des Mittagschannals.
    Begrüßt Sie dazu Adolf Poindl.
    Die Fahndung nach den Mördern Hans Martin Schleyers ist weiterhin im Gang.
    Die Polizei hat verschiedene Anhaltspunkte, aber der entscheidende Schlag ist bisher nicht geglückt.
    Wir berichten über den letzten Stand der Recherchen im Bereich Mühlhausen und auch über die anhaltenden antideutschen Ausschreitungen.
    Die Österreich-Themen sind heute Mittag, morgen Gemeinderatswahlen im Burgenland, wohin mit dem österreichischen Atommüll, Zusagen aus Persien und aus den USA und aktueller Stand der Familienrechtsreform.
    Auslandskorrespondenten melden sich dann später zu gewissen innenpolitischen Veränderungen in Bulgarien, zum Beginn des Wahlkampfes in Griechenland und zur Rolle der Jugend zur offiziellen Jugendpolitik der DDR.
    Die Kulturredaktion schließlich bereitet Beiträge über die bevorstehende Aufführung des Mendelssohn-Oratoriums Antigone im Wiener Musikverein und über eine Kinderoper im Rahmen des steirischen Herbstes vor.
    So wäre es jedenfalls geplant für die Zeit bis 13 Uhr.
    Erster Programmpunkt, die Nachrichten.
    Heute Mittag gesprochen von Wilfried Schirrlbauer, verantwortlicher Chef vom Dienst ist jetzt Raimund Heller.
    Frankreich.
    Die Zeugenaussage eines Tankwarts ist das bisher einzige sichere Element der von der französischen Polizei durchgeführten Untersuchung über die Ermordung des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Schleyer.
    Der Tankwart, dessen Name aus Sicherheitsgründen geheim gehalten wird, hat als Fahrer des Wagens, in dem die Leiche Schleyers gefunden wurde, den deutschen Terroristen Willi-Peter Stoll erkannt, will sich aber nicht mit absoluter Gewissheit festlegen.
    In dem Wagen soll sich Ferner der als Terrorist gesuchte Christian Karr befunden haben.
    Außerdem befand sich in dem grünen Audi vermutlich noch eine Frau.
    Stoll wird verdächtigt auch an den Anschlägen gegen Generalbundesanwalt Buback und Bankier Jürgen Ponto beteiligt gewesen zu sein.
    Vereinte Nationen.
    Der nach der Ermordung des Lufthansa-Kapitäns Schumann für nächste Woche angekündigte weltweite Pilotenstreik ist in der vergangenen Nacht abgesagt worden.
    Der Chef des Dachverbandes der internationalen Pilotenvereinigungen, PIRS, versicherte nach einer Unterredung mit UNO-Generalsekretär Waldheim, die Piloten seien vorerst mit der angekündigten vordringlichen Behandlung der Sicherheitsfragen in der internationalen Luftfahrt durch die Vereinten Nationen zufrieden.
    Waldheim hat Pierce zugesagt, ein Sprecher der Piloten könne das Anliegen seiner Kollegen
    Japan.
    Einsprechend geteilt, die japanischen Delegierten in New York hätten am Rande der UNO-Vollversammlung Konsultationen über einen gemeinsamen Resolutionsentwurf für Maßnahmen gegen Flugzeugentführungen begonnen.
    Japan denkt dabei an einen Antrag, der einen internationalen Informationsaustausch und den Beitritt aller Nationen zu den bestehenden drei internationalen Konventionen gegen Flugzeugentführungen fordert.
    Ein Gedankenaustausch soll bereits mit der Bundesrepublik Deutschland, den Vereinigten Staaten, verschiedenen skandinavischen Ländern und auch mit Ägypten und Jordanien begonnen haben.
    Nordirland.
    Die Behörden in Belfast haben die Geschäftsleute des Landes vor einem Blitzkrieg der IRA mit Brandstiftungen gewarnt.
    Der Schaden, den die Brandstifter bisher angerichtet haben, beträgt umgerechnet mehr als 450 Millionen Schilling.
    In der Nacht auf heute haben vermutlich Terroristen der irisch-republikanischen Armee mit einer Brandbombe einen Anschlag auf einen Zug verübt.
    In den Waggons wurden noch vier weitere Bomben gefunden, die jedoch nicht explodierten.
    Österreich.
    In Wien findet heute ein Symposium zur Geschichte der Familienrechtsreform statt.
    Justizminister Broda führte in seiner Eröffnungsrede unter anderem aus, dass die österreichische Justiz ihre gegenwärtigen Aufgaben in Kenntnis ihrer Geschichte und ihrer Lehren erfülle.
    Die Justiz wisse um ihre Verantwortung, wenn neuen Generationen gesagt werden müsse, wie schrecklich es vor 40 Jahren gewesen sei, als der Terrorismus von damals über Menschenrecht und Menschenwürde gesiegt habe.
    USA.
    Mit der Bildung von acht Ausschüssen ist in Washington eine internationale Kernenergiekonferenz zu Ende gegangen.
    Experten von 40 Ländern und drei internationalen Organisationen haben drei Tage lang Möglichkeiten beraten, den Missbrauch der friedlichen Kerntechnologie zu militärischen Zwecken und damit die Weiterverbreitung von Kernwaffen zu verhindern.
    Die Arbeitsgruppen sollen zweimal jährlich tagen und Berichte für weitere Vollkonferenzen in den beiden nächsten Jahren vorlegen.
    Die künftigen Beratungen dürften größtenteils am Sitz der Internationalen Atomenergieorganisation in Wien stattfinden.
    Präsident Carter hat sich in der vergangenen Nacht in einer Versammlung der Demokratischen Partei in Muenz im Bundesstaat Iowa abermals für ein wirksames Energiegesetz ausgesprochen und meinte, die Vereinigten Staaten müssten für Ölimporte in einem Jahr die Erlöse der Agrarexporte von zwei Jahren aufwenden.
    Carter sprach von einer Katastrophe für den Fall, dass demnächst keine gerechte und wirksame Regelung getroffen werden könne.
    Der Präsident griff mit scharfen Worten die Ölgesellschaften an, die, wie er wörtlich sagte, Profite machten, ohne sie verdient zu haben.
    Carter kündigte das Ende des Mythos des sogenannten freien Marktes der Erdölpreise an.
    Wenn das Energieproblem nicht gelöst werde, könnten die Vereinigten Staaten ihre anderen Verpflichtungen bald nicht mehr erfüllen, betonte der Präsident.
    Somalia Staatspräsident Barr hat gestern Abend einen Empfang der Regierung für das Diplomatische Korps anlässlich des achten Jahrestages der Machtübernahme durch die Armee kurzfristig und ohne Begründung abgesagt.
    Am Vormittag hatte General Barr in einer Rundfunkrede in kaum verhüllter Form mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion und zu Kuba gedroht, weil diese das mit Somalia verfeindete Äthiopien militärisch unterstützten.
    Der drohende Abbruch der Beziehungen zwischen Somalia und der Sowjetunion hat inzwischen im gesamten Nordosten Afrikas intensive diplomatische Aktivitäten ausgelöst.
    Der sowjetische Botschafter in Kenia erklärte vor Journalisten, sein Land wünsche nach wie vor enge Beziehungen zu Mogadischu.
    Über Waffenlieferungen der Sowjetunion an Äthiopien machte der Botschafter keine Angaben.
    Libanon.
    Die Beiruter Zeitungen berichten in ihren heutigen Ausgaben auf der Titelseite über einen missglückten Putschversuch der libyschen Armee gegen Staatschef Gaddafi in dieser Woche.
    Nach den Presseberichten sind neun Anführer des misslungenen Staatsstreiks erschossen worden.
    Eine Reihe weiterer Offiziere, die der Verschwörung beschuldigt werden, warten auf ihre Exekution.
    In Beirut wird angenommen, dass das frühere Mitglied des libyschen Revolutionsrates, Oberst Omar Meche-Sheikh, hinter dem Putschversuch steht.
    Der Oberst lebt seit mehreren Monaten in Italien und soll den Versuch unternommen haben, Waffen an Stämme in Libyen zu liefern, die dem pro-sowjetischen Regime Gaddafis feindlich gegenüberstehen.
    Die Waffentransporte sollen vom libyschen Geheimdienst mithilfe sowjetischer Spezialisten aufgedeckt und verhindert worden sein.
    Rumänien.
    Zum Abschluss einer siebentägigen Konferenz in Bukarest unterstreicht das Internationale Rote Kreuz in einer Resolution, es wolle an seinem Prinzip festhalten, menschliches Leid zu verhindern oder zu mildern und den Opfern von bewaffneten Konflikten beizustehen.
    Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Hey, hatte während der Tagung festgestellt, im Durchschnitt würden jährlich etwa 75.000 Häftlinge von Delegierten seiner Organisation besucht.
    Mehrere Nationen unterstützten einen Vorschlag der Rot-Kreuz-Liga, Finanzreserven von umgerechnet 20 bis 35 Millionen Schilling anzulegen, um beim Ausbruch von Seuchen sofort helfen zu können.
    El Salvador.
    Zehn Kaffee produzierende Staaten Zentral- und Lateinamerikas haben beschlossen, ihren Kaffee so lange nicht mehr zu verkaufen, bis sie wieder bessere Preise dafür erhalten.
    In einem gemeinsamen Kommuniqué nach Abschluss eines zweitägigen Treffens dieser Länder in San Salvador wird diese Maßnahme mit dem in letzter Zeit konstanten Verfall der Kaffeepreise auf den internationalen Märkten begründet.
    Die zehn K4-zeugenden Staaten – Mexiko, Costa Rica, Ecuador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, die Dominikanische Republik, Venezuela, Panama und El Salvador – sind übereingekommen, eine neuerliche Konferenz zu diesem Thema in Caracas einzuberufen.
    Das waren die Meldungen.
    Untertitelung des ZDF, 2020
    ... Musik ...
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    In Mitteleuropa nimmt der Hochdruckeinfluss ab, er bleibt aber in Österreich zum Wochenende noch vorherrschend.
    Eine atlantische Störungsfront hat Frankreich erreicht, sie kommt aber nur sehr langsam ostwärts voran.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    In den Niederungen örtlich ganztägig anhaltender Boden oder Hochnebel.
    Nebelobergrenze um 1000 Meter.
    Außerhalb der Nebelzonen heiter oder wolkig in höheren Schichten.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 10 bis 18 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 5 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag.
    Über den Niederungen teilweise wieder Boden- oder Hochnebelfelder von größerer Beständigkeit.
    In nebelfreien Lagen meist heiter, im Westen und Südwesten stärker bewölkt.
    Wind aus südlichen Richtungen.
    Tageshöchsttemperaturen 11 bis 18 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt durch Hochnebel 11°, Südwind 20 km pro Stunde.
    Eisenstadt Nebel 7°, Ost 15, Linz bedeckt durch Hochnebel 8°, Südost 15, Salzburg wolkig 8°, Nordwest 5,
    Innsbruck heiter 16 Grad Windstil, Pregens Nebel 10 Grad Windstil, Graz bedeckt durch Hochnebel 9 Grad Windstil und Klagenfurt wolkig 7 Grad, Südostwind 5 Kilometer pro Stunde.
    Das also waren Wetterbericht und Nachrichten.
    Es ist 11,5 Minuten nach 12 Uhr und es folgt die ausführliche Berichterstattung im Mittagsjournal.
    Bei der Großfahndung nach den Mördern des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer hat die westdeutsche Polizei bisher mehrere hundert Personen festgenommen und es gibt auch einige wichtige Spuren.
    So konnte der Weg des Autos, in dem die Leiche Schleyers gefunden wurde, bereits sehr weit zurückverfolgt werden.
    Man weiß jetzt, wer der Käufer des Wagens war und wer das Auto gelenkt hat.
    Allerdings stoßen die Nachforschungen gerade in Frankreich nicht nur auf Zustimmung.
    Die Regionalorganisation Elsass des kommunistisch geführten französischen Gewerkschaftsverbandes Sechette etwa hat der Befürchtung Ausdruck gegeben, dass die gegenwärtige Anti-Terror-Kampagne Gefahren für die persönlichen Freiheiten mit sich bringen könnte.
    Skepsis äußert man in linken Kreisen nach wie vor bezüglich der Selbstmorde von Andreas Bader, Gundrun Ensslin und Jan Karl Raspe und ebenso wie in verschiedenen italienischen Städten halten auch in Frankreich die Ausschreitungen gegenüber deutschen Niederlassungen und gegenüber deutschen Fahrzeugen an.
    Wir haben Hans-Joachim Kruse in Paris um eine Zusammenfassung gebeten.
    der französischen Regierung zwar sehr unangenehm, aber die Tatsache ist unbestreitbar.
    Frankreich hat als Hinterland für die deutschen Terroristen eine wichtige Rolle gespielt.
    Es muss zumindest Helfershelfer der Terroristen in Paris gegeben haben, denn hier wurden ja bei der Post mehrere Botschaften und Dokumente der Schleierentführer aufgegeben.
    Und in Frankreich hat man schließlich den Leichnam des Entführten gefunden.
    Es ist ziemlich sicher, dass Hans Martin Schleyer schon ziemlich lange vor dem Mord in Frankreich versteckt worden war, vielleicht seit den ersten Tagen der Entführung.
    Obwohl das Elsass und die Vogesen vor allem systematisch durchkämmt werden, obwohl man 500 zusätzliche Kriminalbeamte nach Ostfrankreich geschickt hat, obwohl dort Wochenendhäuser, Fahrzeuge und Personen massiv kontrolliert werden und obwohl die Bevölkerung, ähnlich wie in Deutschland und in der Schweiz,
    zur Mitarbeit aufgefordert wurde, hat man bis jetzt noch nicht ausfindig machen können, wo das Versteck der Entführer war.
    Die Massenzeitung François berichtet heute, dass ein Zeuge in Colmar aussagt, er hätte neun Tage nach der Entführung Schleyers drei deutsche Terroristen zufällig getroffen.
    Es waren zwei Männer und ein sehr hübsches Mädchen.
    Der Zeuge sagte, er sei ganz sicher, dass sie zu den 16 Terroristen gehören, deren Steckbrief heute auch im Raum Mühlhausen überall ausgehängt ist und die von den französischen Zeitungen in großer Aufmachung veröffentlicht werden.
    Ein Tankwart in Kulmar, der den grünen Audi der Schleiermörder am vergangenen Dienstag vollgetankt hat, hat den Fahrer identifiziert.
    Die französische Polizei ist ziemlich verärgert über einige Berichte in deutschen Zeitungen, die behaupten, man habe in Frankreich bei der Verfolgung der Terroristen und bei der Suche nach dem Versteck der Entführer nicht alle Hinweise von deutscher Seite mit der nötigen Sorgfalt und Eile verfolgt.
    Wir haben getan, was wir konnten, antworten die Franzosen.
    Aber es ist nicht leicht, zum Beispiel alle Wochenendhäuser zu kontrollieren.
    Frankreich ist das Land, in dem es nach Schweden, wo Einwohner die meisten Zweitwohnungen und Ferienhäuser gibt.
    Das französische Territorium ist doppelt so groß wie das bundesdeutsche.
    Die französische Bevölkerung ist natürlich nicht in dem Maße mobilisiert wie die deutsche.
    Und schließlich liegt es überhaupt nicht in der französischen Mentalität, Gürtel und Indikatör zu spielen.
    Es stimmt, dass die französische Kanalküste seit Wochen sehr intensiv nach verdächtigen Schiffen überwacht wurde.
    Es stimmt auch, dass in mehreren Großaktionen im Osten Frankreichs Tausende von Toten kontrolliert worden sind.
    Schließlich ist es auch nicht sehr sinnvoll, sich jetzt darüber zu streiten, ob die Franzosen mehr hätten tun müssen.
    Auf Regierungsebene wird sowohl in Deutschland als auch in Frankreich, besonders nach dem Besuch von Premierminister Barr in Bonn, betont, dass die Zusammenarbeit perfekt ist.
    Sehr viel hat die französische Polizei in diesen Tagen nicht nur mit der Suche nach dem Schleier versteckt zu tun, sondern vor allem auch mit dem Schutz von deutschen Niederlassungen und mit der Überwachung der sogenannten Sympathisanten-Szenen.
    Die Anschläge und Attentate gegen deutsche Firmen oder Firmen, die mit Deutschland zusammenarbeiten, sind sehr zahlreich.
    In Paris forderte die Explosion einer Sprengladung sogar ein Todesopfer.
    Allerdings ist keineswegs sicher, dass dieses Attentat einen Zusammenhang mit dem deutschen Terrorismus hat.
    Bei einer Demonstration in Paris gestern Abend gab es im Opernviertel beträchtlichen Sachschaden.
    Über 100 Personen wurden vorübergehend festgenommen.
    Man rechnet damit, dass die Welle von antideutschen Attentaten noch weitergehen wird, auch wenn sie sicherlich jetzt ihren Höhepunkt überschritten hat.
    Hans-Joachim Kruse aus Paris war das.
    Und jetzt nach Österreich.
    Im Burgenland finden morgen Gemeinderatswahlen statt.
    Zum ersten Mal seit der Gemeindezusammenlegung 1971 in allen 138 Gemeinden des Bundeslandes.
    Bei den letzten Gemeinderatswahlen am 29.
    Oktober 1972 wählten 64 Gemeinden mit knapp 43 Prozent der burgenländischen Bevölkerung ihre Bürgermeister, während für 74 Gemeinden die Gemeinderatsperioden bis zur jetzigen Wahl verlängert worden sind.
    Erst vor drei Wochen haben ja im Burgenland Landtagswahlen stattgefunden.
    Warum die Trennung, fragt sich mancher.
    Nun, laut Mitteilung der Landeswahlbehörde würde eine Zusammenlegung der beiden Wahltermine keine finanziellen Vorteile bringen.
    Rudolf Jenakowitsch berichtet jetzt über die Bedeutung der Gemeinderatswahlen und über die Ausgangsposition der wahlwerbenden Parteien.
    Wenn gleich nicht mit dem spektakulären Interesse der Landtagswahl vom 2.
    Oktober betrachtet, sind die burgenländischen Gemeinderatswahlen am morgigen Sonntag von kaum kleinerer politischer Bedeutung für den einzelnen Bürger.
    Entscheidet er doch dabei über die politische Struktur des für ihn überschaubaren Lebensraumes und erkennt auch viel mehr als bei einem teilweise anonymen Landtags- oder Nationalratsabgeordneten die Qualifikation jenes Gemeindefunktionärs, der von ihm gewählt werden will.
    Die derzeitige politische Zusammensetzung der burgenländischen Gemeindestuben lässt eine traditionelle Erscheinung im Wahlverhalten der Burgenländer erkennen.
    Während bei Nationalrats- und Landtagswahlen, bekannterweise auch am 2.
    Oktober dieses Jahres, die SPÖ in den letzten Jahren die Mehrheit erreicht hat, fallen die Gemeinderatswahlen regelmäßig für die ÖVP besser aus.
    In den 138 Gemeinden des Burgenlandes stellt die ÖVP zurzeit 79 Bürgermeister, die SPÖ nur 59, obwohl nach den letzten Gemeinderatswahlen 1971 und 1972 die SPÖ um 23 Gemeinderäte mehr hat als die ÖVP.
    Allerdings waren viele der insgesamt 80 Gemeinderatssitze, die in der vergangenen Periode auf einzelne Namenslisten entfallen sind, der ÖVP zuzurechnen.
    Die Bürgermeisterzahl allein belegt zwar das numerische Verhältnis der Parteien zueinander, sagt aber noch nichts über die Bedeutung dieser Bürgermeistersitze im Zusammenhang mit der Bevölkerungszahl in den von ihnen verwalteten Gemeinden aus.
    Wenn man die 79 ÖVP-Bürgermeister und die 59 SPÖ-Bürgermeister mit jeweils 100 Prozent gleichsetzt, dann liegt die SPÖ in der Gemeindegruppe 2000 bis 5000 Einwohner, also in der Gruppe mit den zweifellos wirtschaftlich stärksten Gemeinden vor der ÖVP,
    In allen anderen Gruppen ist es umgekehrt.
    Das sind insgesamt 43 Gemeinden.
    Dies ändert natürlich nichts am Gesamtbild von 79 ÖVP- und 59 SPÖ-Bürgermeistern.
    Von dieser Ausgangsbasis her sind die morgigen Gemeinderatswahlen zu betrachten.
    In den 138 Gemeinden des Landes sind insgesamt 2.560 Mandate zu vergeben, um 10 mehr als vor 5 Jahren.
    Um sie bewerben sich 5 Parteien und 35 Namenslisten.
    Die SPÖ kandidiert in allen Gemeinden, die ÖVP in 134, die FPÖ in 38 und die KPÖ in 11 Gemeinden.
    Die NTP kandidiert nur in Deutschkreuz, in jener Gemeinde, aus der ihr Spitzenkandidat bei der Landtagswahl gekommen ist.
    In zwei Gemeinden des Landes wird es je zwei Namenslisten geben, und zwar in Rust am Neusiedlersee und in der kroatischen Gemeinde Nikic im mittleren Burgenland.
    Wahlberechtigt werden am kommenden Sonntag 187.407 Burgenländerinnen und Burgenländer sein, um 25 mehr als am 2.
    Oktober.
    Die Parteien bezeichnen die Gemeinderatswahlen immer wieder als Persönlichkeitswahlen für die einzelnen Spitzenkandidaten in den Gemeinden.
    Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Parteien sehr wohl diesen Wahlen eine politische Bedeutung beimessen und sie in ihr gesellschaftspolitisches Konzept einordnen.
    Auch davon wird bei der Beurteilung der 138 Gemeindergebnisse am kommenden Sonntag auszugehen sein.
    Morgen also wieder Wahlen im Burgenland.
    Diesmal geht es um die Zusammensetzung der Gemeinderäte.
    Die vom Justizministerium eingeleitete Reform des Ehescheidungsrechts scheint zu einer der innerparteilich am meisten umstrittenen Materien dieser Legislaturperiode zu werden.
    Besonders in der SPÖ wollen die Diskussionen um diese letzte Etappe der Familienrechtsreform Brodas nicht zur Ruhe kommen.
    Erst in den letzten Tagen haben sich bei der sozialistischen Klubklausur im Warmbad Villach wieder mehrere SPÖ-Frauen, darunter die Abgeordneten Offenbeck, Eipeltauer und Seda, mit kritischen Anmerkungen zu den Plänen des Justizministers zu Wort gemeldet.
    Im Wesentlichen geht es dabei um die Frage der Unterhaltsregelung nach einer Scheidung.
    Bruder will eine gegen ihren Willen und schuldlos geschiedene Gattin materiell ebenso versorgt wissen wie bei aufrechter Ehe, außer die zweite Frau desselben Mannes ist schutzbedürftiger.
    Die genannten sozialistischen Frauen wollen dagegen den unbeginnten Vorrang der ersten Frau, da die zweite ja wisse, dass sie einen Mann heirate, der auch anderweitige materielle Verpflichtungen habe.
    Vor diesem Hintergrund gewinnt eine Veranstaltung an aktueller Bedeutung, bei der die beiden Kontrahenten, Justizminister Broder und Wissenschaftsminister Hertha Firnberg, sie ist ja zugleich Vorsitzende der Sozialistischen Frauen, als Redner auftraten.
    Es war dies eine von den beiden Ministerien gemeinsam veranstaltete Enquete über die Geschichte der Familienrechtsreform aus Anlass des bevorstehenden Nationalfeiertages.
    Hans Langsteiner berichtet.
    Die oberste Frauenchefin der Regierungspartei scheint nicht gewillt die geplante Eherechtsreform an innerparteilichen Querelen scheitern zu lassen.
    Dies lässt sich zumindest aus der Rede herauslesen, mit der Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg heute früh die zweite der von ihrem und dem Justizministerium gemeinsam veranstalteten Nationalfeiertags-Enquete eröffnete.
    Die Veranstaltung mit dem Titel Geschichte der Familienrechtsgesetzgebung in Österreich hat zwar primär historische Akzente, jedoch benützte Firnberg die Gelegenheit, um zumindest indirekt auch zur aktuellen Scheidungsreformdiskussion Stellung zu nehmen.
    Die Ressortchefin hob zunächst den Anteil der Sozialdemokratie an der Frauenemanzipation in Österreich hervor und ließ dann das erste Mal aufhachen, als sie in ihrem Rückblick auf das Jahr 1959 zu sprechen kam.
    Damals habe die ÖVP-Abgeordnete Lola Solar gemeinsam mit den Sozialisten
    für eine Reform des Familienrechts gestimmt.
    Und seit diesem Zeitpunkt gebe es in der heimischen Innenpolitik eine, so Firnberg wörtlich, Frauenfront, die sich bewährt habe und die nicht aufgegeben werden sollte.
    Indirekt spielte Firnberg damit auf die große Rolle der weiblichen Politiker in den Parlamentsparteien beim Zustandekommen der Familienrechtsreform an.
    Das letzte Teilstück dieser Reform, eben die Neuordnung des Scheidungsrechts, schien jedoch, zumindest nach Ansicht mancher Kommentatoren, durch die Einwände der sozialistischen Frauen ernstlich in Frage gestellt.
    Firnberg, oberste Frauenchefin der SPÖ, stellte sich jedoch heute unmissverständlich hinter ihren Kabinettskollegen Christian Broda.
    Noch ist die Neuordnung der vermögens- und erbrechtlichen Bestimmungen
    und die damit zusammenhängende Anpassung des Scheidungsrechts ausständig.
    Sie werden aller Voraussicht nach noch in dieser Legislaturperiode beschlossen werden, daran sollte kein Zweifel aufkommen.
    Wir können damit den 50-jährigen Kampf der Frauen für die Familienrechtsreform beschließen, ein Erfolg der Frauen,
    der hart, der langwierig, aber der mutig und solidarisch errungen wurde.
    Österreich bekomme mit dieser Reform ein partnerschaftliches Eherecht, das die Entfaltung der Persönlichkeit sichere und den sozialen Wandlung in Rechnung trage, setzte Fürnberg fort, um dann unmissverständlich auch an die eigenen Parteifreunde gewandt zu schließen.
    Meine Damen und Herren, dieser Erfolg muss Anlass zu Freude und Genugtuung sein.
    Es wäre mir als töricht, diese Stunde des Triumphes durch Vorbehalte, durch Zögern, durch kleinliche Befürchtungen zu trüben.
    Justizminister Broda ging übrigens in seiner Eröffnungsrede auf die ganze Diskussion mit keinem einzigen Wort ein.
    Hans Langsteiner schilderte die Fronten beim Ringen um die Scheidungsreform.
    Es ist jetzt 12.26 Uhr in wenigen Sekunden, vier Minuten vor halb eins.
    Wir setzen fort mit einem Blick in die österreichischen Zeitungen.
    Die Auszüge hat heute Markus Sommersacher ausgewählt und zusammengestellt.
    Die verbalen Auseinandersetzungen, die der Angriff des sozialistischen Klubobmanns Fischer am ersten Tag der Klausur gegen die Politik des ÖAAB auslöste, spiegeln sich heute auch in den Kommentaren der Tageszeitungen wieder.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt schreibt Johann M. Draxler,
    Das Eintreten des ÖAAB für Österreichs Arbeitnehmer, die Forderung nach einer Steuerreform, nach einer Verminderung der Belastungen, nach menschlicheren Arbeitsbedingungen, nach mehr betrieblicher Mitsprache, nach Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand, nach verbesserten Bedingungen für berufstätige Frauen und Mütter – das alles soll kommunistisch sein?
    Nach den Aussagen des ÖGB-Präsidenten Benje ist es kommunistisch.
    Der Wahrheitsgehalt derartiger Äußerungen spielt keine Rolle.
    Wichtig allein ist die Wirkung, nämlich den politischen Kritiker zu diffamieren, ihn mundtot zu machen.
    Soweit das ÖVP-Organ Neues Volksblatt, dem Günther Traxler im Zentralorgan der Sozialistischen Partei, der Arbeiterzeitung, zur Verteidigung der Vorwürfe Fischers an den ÖAB entgegenhält,
    Einer Partei, zu deren ideologischen Fundus die rote Katze gehört hat und in ausgestopftem Zustand noch immer gehört, steht ein Übermaß von Empfindsamkeit nicht sehr gut zu Gesicht.
    Aber wäre es nur das?
    Eine Blütenlese diffamierender Formulierungen, mit denen ÖVP-Politiker die Sozialisten bedacht haben, enthält ebenso das Taus-Zitat, man werde die SPÖ auf jenes Maß reduzieren, das für die Demokratie noch erträglich ist, wie seinen Ausspruch, der Mensch werde nun auf den nackten Affen reduziert.
    Im ÖVP-Mitgliedermagazin vom März 1976 lesen wir, Bruno Kreisky marschiert weg von der Demokratie.
    Eben dort, fünf Monate später, die sozialistische Regierung bleibe ein Kabinett von Marionetten und Nieten.
    Und im ÖVP-Volksblatt vom 12.
    Februar 1977 etwa, wer so viel lügt wie unsere Regierung, richtet sich selbst.
    Das nur ein Kurzlehrgang konservativer Noblesse in der Politik.
    Es geht uns nicht darum, aufzurechnen.
    Aber mit Fingern, die so im Schmutz wühlen, sollte man nicht auf andere zeigen.
    Heißt es in der AZ.
    In der kleinen Zeitung vertritt Herbert Weißenberger die Meinung, dass die auf der Klubtagung der SPÖ diskutierte Scheidungsreform im Vergleich zu anderen Problemen über Gebühr beansprucht worden sei, wenn er schreibt,
    Am letzten Abend der Klausur saßen viele Abgeordnete sichtlich erschüttert vor den Fernsehgeräten und hörten die Hiobsbotschaften des Föst-Alpine-Generaldirektors Heribert Abfalte.
    Umschulungen bei sieben Prozent Lohnverlust.
    Kurzarbeit nicht auszuschließen.
    Kein Silberstreif.
    Das sind Österreichs wirkliche Probleme.
    Das sind die Fragen, die Arbeiterführern unter den Nägeln brennen müssen.
    Doch darüber zu diskutieren, war weder gestattet noch zeitlich möglich.
    Man hatte ja Sorgen mit der Scheidung.
    Da scheiden sich die Geister.
    Soweit die kleine Zeitung.
    Zur Scheidungsreform meint Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung.
    Heute geht es darum, ob ihn unter allen Umständen trennbar sein sollen oder nicht.
    Die SPÖ hat sich offenbar für die erste Variante entschieden.
    Die ÖVP hat sich nach dem Wink des sozialistischen Klubobmanns Fischer mit dem Zaun Pfahl der absoluten Mehrheit auf die zweite Variante festgelegt.
    Der Zug in Richtung Kampfabstimmung scheint abgefahren.
    Er fährt in eine Richtung, deren letzte Station das Ende der traditionellen Konsenspolitik im Justizbereich ist.
    Das ist in Sicht.
    Das Ende einer Bereichskoalition zeichnet sich ab.
    Damit wird wieder eine der wenigen Brücken abgebrochen, die nach sieben Jahren sozialistischer Alleinregierung die beiden großen Parteien noch verbinden.
    Nach diesem Auszug aus der Tiroler Tageszeitung abschließend ein Zitat aus Alfred Peierleitners Kommentar im Kurier, wo es zusammenfassend über die Klausurtagung heißt.
    Wenn es auch völlig rätselhaft bleibt, von wo der Bundeskanzler das Geld für sein groß angekündigtes 10-Jahres-Investitionsprogramm hernehmen will,
    wenn auch die Teilhälfte des Finanzministers zur längst gehaltenen Budgetrede immer noch ausstehen.
    Wenn sich in der Gegenwart die Schwierigkeiten türmen, redet man am besten von der fernen Zukunft oder von etwas ganz anderem.
    Auch Ablenken ist eine Kunst.
    Die Technik, wenn es kritisch wird, einfach nur auf den politischen Gegner loszuhacken, der seit sieben Jahren ohne dies im Out steht, wirkt dagegen ermüdend.
    Vor allem dann, wenn sie mit derart hanebüchenen ideologischen Vergleichen gespickt ist.
    Oder brauchen wir vielleicht auch erst ein Desaster, damit der politische Stil ein wenig besser wird?
    Das derzeit wichtigste Problem in der Diskussion um die Kernenergie ist die Entlagerung des hochradioaktiven Abfalls, der nach der Wiederaufbereitung ausgebrannter atomarer Brennelemente entsteht.
    Bundeskanzler Kreisky hat die Lösung dieser Frage zur Bedingung für eine Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf gemacht und die österreichischen Experten haben bereits Pläne für ein solches Endlager vorgelegt.
    Der Widerstand gegen ein solches Atommüll-Lager im eigenen Land ist aber nicht auf Österreich beschränkt.
    Vielfach wird daher eine internationale Lösung angestrebt.
    Anlässlich eines Besuches von Wissenschaftsminister Hertha Firnberg in Persien hat der SCHA Österreich angeboten, unter Umständen mit der Bereitstellung eines Lagergeländes in der Wüste zu helfen.
    Der Iran selbst verfolgt ein ehrgeiziges Atomkraftprogramm, hat mit der Bundesrepublik Deutschland und mit Frankreich umfangreiche Verträge abgeschlossen und sucht vor allem technisches Wissen über die Kernkraft zu erhalten.
    Eine Expertengruppe unter der Leitung von Direktor Nentwig, dem technischen Leiter der Gemeinschaftskraftwerk Tullnerfeldges MbH, ist aus Teheran zurückgekehrt.
    Herbert Hutter führt mit dem Direktor des Kernkraftwerkes Zwentendorf ein Gespräch über die offenen Fragen.
    Herr Direktor Nentwig, was hat Ihre Reise nach Teheran gebracht?
    Nun sehen Sie, aufgrund des freundlichen Entgegenkommens des Schahs von Bersien, das er insbesondere der Frau Minister Firnberg gegenüber zum Ausdruck gebracht hat bei deren letzten Besuch in Bersien, war die Möglichkeit gegeben, in Teheran Gespräche auf Expertenebene zu führen über eine Ausweitung der bereits zwischen Bersien und Österreich bestehenden Zusammenarbeit auf dem breiten Gebiet der Kernenergie.
    Der eigentliche Erfolg der letzten Reise ist darin zu sehen, dass wir diese Expertengespräche weiterführen können und dass in der nächsten Zeit eine Arbeitsgruppe bestehend aus österreichischen Experten wieder nach Bersean fahren wird, um die Frage der weiteren Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kernenergie, im Speziellen auch
    über die Frage der Schließung des Brennstoffkreislaufes näher zu diskutieren.
    Das heißt, dass die Frage der Behandlung der radioaktiven Abfälle, der abgebrannten Brennelemente, auch im Iran,
    zur Diskussion stellt.
    Allerdings ist der Zeitplan, den die Perser haben, gegenüber unserem leicht verschoben.
    Das heißt also, es bestehen gute Chancen, dass Österreich unter Umständen seinen Atommüll nach Persien transportieren kann von einer Wiederaufbereitungsanlage.
    Aber Persien ist ja nicht das einzige Land, das europäischen Ländern Hilfe bei der Entsorgung, bei der Entlagerung von radioaktivem Abfall angeboten hat.
    Der Präsident der Vereinigten Staaten hat vor zwei Jahren
    erklärt, dass also hier die Möglichkeit bestehen würde, abgebrannte Brennlemente oder auch Abfall nach den Vereinigten Staaten zurückzunehmen.
    Und diese Erklärung ist vor einigen Tagen noch einmal bestätigt worden.
    dergestalt, dass die Vereinigten Staaten bereit sind, abgebrannte Brennelemente zur Lagerung nach Amerika zurückzunehmen.
    Herr Präsident, Sie haben erwähnt, dass die Zusammenarbeit auf kerntechnischem Gebiet, auf nuklearem Gebiet zwischen Österreich und dem Iran nicht nur die Entsorgungsfrage, nicht nur die Entlagerungsfrage von Atommüll umfasst.
    Welche Gebiete umfasst diese Zusammenarbeit noch?
    Sie beziehen sich vor allem darauf,
    persische Kernenergiefachleute weiter auszubilden.
    Dies geschieht vor allem im Rahmen der Studiengesellschaft im Forschungszentrum Seibersdorf.
    Darüber hinaus ist hier bei dem letzten Besuch andiskutiert worden,
    jene Erfahrungen, die österreichische Fachleute auf dem Gebiet der Konditionierung von schwach- und mittelaktivem Abfall haben und ich glaube, dass diese Erfahrungen sehr wesentlich sind und absolut up-to-date sind, gemessen an dem internationalen Rahmen.
    auch den Bersern zur Verfügung zu stellen.
    Also eine umfassende Zusammenarbeit auf dem Sektor des Brennstoffkreislaufs, sofern er die Stufen nach dem Reaktor, nach dem Kernkraftwerk betrifft.
    Nun dazu gehört ja auch die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente aus Zwentendorf.
    Man ist ja mit Frankreich in Verbindung, mit Frankreich in Verhandlung um einen solchen Aufbereitungsvertrag.
    De facto würde es dann so ausschauen, dass die österreichischen abgebrannten Brennelemente von Zwentendorf nach Frankreich transportiert werden, dort wieder aufbereitet werden und das von Frankreich dann
    der Abfall entweder nach Bersien oder nach Österreich zurück oder in ein anderes Endlager transportiert wird.
    Wie weit ist man nun mit den Verhandlungen in Frankreich?
    Nun, da darf ich Ihnen berichten, dass die Verhandlungen mit der französischen Firma Cogema so weit gediehen sind, dass ein Abschluss eines derartigen Wiederaufarbeitungsvertrages für einen Zeitrahmen von etwa zehn Betriebsjahren für das Kernkraftwerk Zwentendorf
    gegeben sind.
    Voraussetzung für das Wirksamwerden dieses Vertrages ist eine Erklärung der österreichischen Regierung, dass sie keine hoheitsrechtlichen Maßnahmen setzen wird, um einen allfälligen Rücktransport von abgebrannten Brennlementen beziehungsweise des bei der Wiederaufarbeitung anfallenden hochaktiven Abfalls verhindern wird.
    Bis wann wird man voraussichtlich soweit sein, zu einem konkreten Abschluss zu kommen?
    Zu der Frage, wann der Vertrag abgeschlossen wird, darf ich nur wiederholen, rein von Seiten der Firma GKT gesehen, kann man diesen Vertrag noch im heurigen Jahr abschließen.
    Die Verhandlungen sind soweit gediehen.
    Die Frage bleibt offen, ob die österreichische Bundesregierung eine ausreichende Erklärung ausreichend in Hinsicht des Frankreichs abgeben wird oder nicht.
    Die Fragen an den Direktor des Atomkraftwerkes Zwentendorf, Nentwig, richtete Herbert Hutter.
    Es war gerade 12.37 Uhr, sieben Minuten nach halb eins.
    Griechenland wählt am 20.
    November, also morgen in vier Wochen, ein neues Parlament.
    Damit sind die Wahlen abermals vorgezogen worden, vorgezogen um ein Jahr.
    Die Auflösung der bisherigen Volksvertretung in Athen wurde mit dem heutigen Tag vollzogen und ebenfalls mit dem heutigen Tag beginnt eine Übergangsregierung bis zu den Wahlen zu amtieren.
    Aus dem bisherigen Kabinett sind drei Minister und 19 der 21 Staatssekretäre ausgeschieden.
    Die griechischen Ministerien für Inneres, für Justiz und für nordgriechische Angelegenheiten werden bis zum Wahltag kommissarisch verwaltet.
    Über die Ausgangsposition der politischen Kräfte Griechenlands am Beginn des Wahlkampfes informiert uns aus Athen Günther Kunstmann.
    Die spontane Ausschreibung von Parlamentswahlen im Lande der Hellenen durch den griechischen Ministerpräsidenten Konstantin Keramandis kam den politischen Parteien des Landes und ebenso dem Wählervolk nicht sonderlich überraschend, obwohl die Legislaturperiode erst in einem Jahr abgelaufen wäre.
    Aber in Griechenland ist eben alles anders.
    Auch die Spielregeln der parlamentarischen Demokratie.
    So ist dem griechischen Wählerfolg eine vorgezogene Parlamentswahl nicht mehr fremd, denn noch nie in der neueren Geschichte des Landes hat eine Legislaturperiode bis zum bitteren Ende angedauert.
    Und wie man wieder erleben konnte, macht auch der jetzige Premier keine Ausnahme.
    Ein Beweis dafür, dass sich in Griechenland politisch nichts, aber auch nichts geändert hat.
    Seit der Ankündigung am 19.
    September dieses Jahres
    läuft der Wahlkampf auf Hochtouren und jede Partei, es sind derer bereits über 20, wohlt um des Wählers Gunst.
    Doch dürften nur elf von ihnen eine reelle Chance haben, Volksvertreter in das Abgeordnetenhaus zu entsenden.
    Ab heute tritt der Griechen Wahlkampf in seine entscheidende Phase ein.
    Seit am gestrigen Tage das sogenannte Übergangskabinett seine Funktion aufnahm.
    drei Minister und mit ihnen fast alle Staatssekretäre traten zurück.
    Sie wurden, man versuchte es jedenfalls, durch parteiunabhängige Persönlichkeiten ersetzt.
    So hat den Stuhl des Justizministers der pensionierte stellvertretende oberste Richter der griechischen Justiz Spiridon Gagas eingenommen.
    Minister für Innere Sicherheit wurde ein Rechtsprofessor der Athener Universität George Mitsopoulos und Minister für Nordgriechenland der pensionierte Armee Chef des Landes Dionysos Abouzis.
    Nun zu den Parteien selbst.
    Nach wie vor als stärkste Partei dürfte die Neodemokratia, die neue Demokratie des noch amtierenden Premiers Karamanlis aus den Wahlen hervorgehen.
    Ob sie einen überwältigenden Erfolg wie 1944 mit fast 55 Prozent der Stimmen erringen wird, ist zweifelhaft.
    Die breite Wählermasse ist über den Ministerpräsidenten verschnupft.
    Die Monarchisten wegen des im Dezember 1974 stattgefundenen Plebiszits über die Monarchie, die Konservativen wegen seiner linkslastigen Politik,
    Das Heer der intellektuellen Arbeitslosen, weil sie nicht in den Wirtschaftsprozess eingeschleust werden können und die Hausfrauen und Lohnabhängigen wegen der inflationistischen Tendenzen im Lande.
    Aber auch die Oppositionsparteien haben nicht viel zu bieten.
    Die Zentrumsunion des Oppositionsführers Mavros ist so zerstritten und zersplittert, dass sie froh sein kann, ihren Stimmenanteil der letzten Wahl zu halten.
    Die sozialistische Aktionspartei des ehemaligen Mavros Politikers Professor Mangakis dürfte selbst nach der Konstruktion einer kleinen Volksfront zwischen den linken Parteien, den griechischen Euro Kommunisten, der Vereinigten Linken, den christlichen Demokraten und den Maoisten kaum etwas zu bestellen haben.
    Die siebte Partei, die neue liberale Partei, wurde erst im vergangenen Monat aus der Taufe gehoben.
    Ihr Vorsitzender Konstantin Mitsotakis, Mitfünfziger und Berufspolitiker, rechnet sich gute Chancen aus, den Flügel der Liberalen der jetzigen Regierungspartei und der Mavros-Partei anzusprechen.
    Er, Mitsotakis, ist der einzige, der überhaupt das Format hat, einmal Nachfolger des 70-Jährigen noch Premieres Keramalist zu werden.
    Aber seine Partei dürfte nur wenige Sitze im neuen Parlament erringen.
    Betrachtet man die Linke, so kommt man an der panhellenischen sozialistischen Union des Trotzkisten Andreas Papandreou nicht vorbei, der nie das Format seines verstorbenen Vaters erreichte.
    Seine Thesen und Wahlparolen sind auf politische Wirkköpfe zugeschnitten, welche gegen alle Entscheidungen der Regierung und gegen alle anderen Parteien nur um der Oppositionswillen in Opposition gehen.
    Die moskautreue kommunistische Partei mit ihrem Parteisekretär Florakis rechnet sich ebenfalls gute Chancen aus, zumal sie von der russischen diplomatischen Vertretung im Griechenland finanziell und ideologisch unterstützt wird.
    Auch die erst vor einigen Tagen gegründete ultra rechte nationale Bewegung des ehemaligen jetzt 84 jährigen Ministerpräsidenten Stephanos Stephanopoulos will bei den kommenden Wahlen mitmischen.
    Ob sie aber genügend Stimmen auf sich vereinigen kann, wird sich frühestens bei der Stimmenauszählung in der Wahlnacht zeigen.
    Günter Kunstmann meldete sich aus Athen zum offiziellen Beginn des Wahlkampfes in Griechenland.
    In verschiedenen osteuropäischen Staaten, die seinerzeit als Agrarländer galten, kommt es immer wieder zu Versorgungsschwierigkeiten.
    Knappheit an Grundnahrungsmitteln zwingt beispielsweise die polnische Regierung schon mehrere Jahre hintereinander auch im Westen Getreide zu kaufen, heuer ist die Lage besonders trist.
    Eine der Hauptursachen ist, das gibt man unumwunden zu, die Kollektivierung des Dorfes, ein Kopieren des sowjetischen Modells der Verstaatlichung der Landwirtschaft.
    In einigen dieser Länder wagt man bereits ideologische Rückzieher und gibt den Bauern Land zurück.
    Land, das sie in Hinkunft als ihr Privateigentum betrachten sollen und das auch tun.
    Außerdem ist man längst abgegangen von der jahrelang betriebenen Propagandataktik, die Industriearbeiter der bäuerlichen Bevölkerung eindeutig vorzuziehen, die Bauern als rückständig, als reaktionär abzutun.
    Das gilt für Polen ebenso wie besonders für Rumänien und nun auch für den rumänischen Nachbarn Bulgarien.
    Einzelheiten dieser jüngsten Entwicklung in Bulgarien erfahren wir von Gustav Kalupa.
    Zwei tiefgreifende Maßnahmen der bulgarischen Regierung und Parteiführung
    sollen die offenbar stagnierende ökonomische Entwicklung und auf der Stelle tretende Industrieproduktion wieder in Schwung bringen.
    Ein neues Lohnsystem in der Industrie und Lockerungen in den Produktionsverhältnissen der total kollektivierten Landwirtschaft.
    Erstes soll sich an Qualitätsmerkmalen der Produktion orientieren.
    Letzteres zielt auf eine Autarkie Bulgariens in der Erzeugung von Lebensmitteln ab.
    Aber jeder Kreis und jeder Bezirk soll sozusagen auch zum Selbstversorger werden.
    sondern ein flüchtiger Gang durch die Geschäftsstraße in der bulgarischen Hauptstadt zeigt, wo die Bulgaren eigentlich der Schuh drückt.
    Das Konsumgüterangebot ist kaum reichhaltiger als vor einigen Jahren.
    Vom Styling und Finish her scheint es rettungslos veraltert und von der Entwicklung überholt.
    Die Schwerfälligkeit der Planwirtschaft präsentiert sich in den Auslagen der staatlichen Handelskette in Form geschmackloser Zeugnisse, die marktwirtschaftlichen Systemen noch nicht einmal als Ladenhüter bezeichnet werden dürften.
    Der Vorrang der Schwerindustrie und andere Industrialisierungsvorhaben, wie sie der laufende Fünfjahresplan vorsieht, haben das Konsumaufkommen rettungslos in den Hintergrund gedenkt.
    Der mangelnde Anreiz und das dürftige Angebot haben einen Geldüberhang zur Folge, der wiederum eine spezifische Form der bulgarische Inflation begünstigt.
    Gesuchte Waren werden unter dem Ladentisch zu weit überhöhten Preisen gehandelt.
    Und der Staat marschiert mit begehrten Industrieprodukten wie Autos weit an der Spitze der Preisskala.
    Dass für eine sowjetische Lada 6500 Lever gefordert werden, wofür der Bulgare rund 40 Monatsgelder aufbringen muss, konnte die gewaltig anschwellende Motorisierungswelle aber kaum beeinflussen.
    Auch nicht die vor wenigen Tagen erfolgte 50 prozentige Benzinverteuerung.
    Andererseits ist der Bulgare zu viel, da die Preise für Lebensmittel extrem niedrig gehalten werden.
    was wiederum zu fühlbaren Engpässen der Versorgung führt.
    Die dirigierte Preispolitik dreht sich also im Kreis.
    Das neue Lohnsystem in der Wirtschaft zielt nun auf eine Verbesserung der Qualität, um den gehobenen Ansprüchen des Verbrauchers gerecht zu werden.
    Da die Qualitätsnormen und somit Löhne jetzt in den Betrieben festgelegt werden, dürfte ein Herd denn unvermeidbar sein.
    Schließlich muss die auf Menge orientierte Produktion erst nach und nach auf Qualität
    und somit wohl auch auf ein modernes Sortiment umgestellt werden, womit sich die Planwirtschaft Bulgariens auf unbekanntes Terrain begibt.
    Dass die Umstellung Jahre dauern dürfte, liegt nahe.
    Die Maßnahmen am industriellen Sektor werden von ähnlichen in der landwirtschaftlichen Produktion begleitet, die ebenfalls darauf abzielen, Lücken in der Versorgung des Marktes aufzufüllen und mehr landwirtschaftliche Produkte für den Export bereitzustellen.
    Dass dabei streng kollektivistische Prinzipien durch privatwirtschaftliche Anreize aufgeweicht werden, rückt das dogmatische Bulgarien näher zum Pragmatismus.
    Berichterstatter war Gustav Kalupa.
    Jugendpolitik wird in der Deutschen Demokratischen Republik seit Gründung des Staates großgeschrieben.
    Dabei werden die Kinder, die Jugendlichen als die Waffenbrüder von morgen bezeichnet und die vormilitärische Ausbildung nimmt einen ganz besonderen Platz ein.
    So führt die Ostdeutsche Gesellschaft für Sport und Technik in ihrem Erfolgsbericht an bevorzugter Stelle an, dass in den vergangenen fünf Jahren in der DDR 1.700.000 Schießabzeichen errungen wurden, dass 900.000 Jugendliche das Mehrkampfleistungsabzeichen erworben haben und dass jährlich rund 200.000 junge Männer das Abzeichen für vormilitärische und technische Kenntnisse erkämpfen.
    Das ist der offizielle Kurs.
    Welches Echo er in den Jugendlichen der DDR findet, sagt uns Armin Beth in einem Beitrag aus Berlin.
    Wer die Jugend hat, der besitzt die Zukunft.
    So lautet eine der Thesen des kommunistischen Altvaters Lenin, die für die DDR-Führung absolute Gültigkeit besitzt.
    Danach richtet man sich hierzulande und so verläuft dann auch das Fest zum 60.
    Jubiläum der bolschewistischen Oktoberrevolution.
    Über 100.000 Jugendliche aus allen Bezirken der DDR sind in diesen Tagen nach Berlin entsandt worden, um ein Treuebekenntnis zur Sowjetunion und zu der von ihr abhängigen SED-Führung abzulegen.
    Die Jugend der DDR steht treu zur Partei und zu ihrem sozialistischen Vaterland, so beteuerte das SED-Zentralorgan Neues Deutschland.
    Zum Auftakt ließen die Parteioberen in einem großen Stadion Jubelkolonnen an sich vorüberziehen, Marschblöcke, die durchsetzt waren von sowjetischen Soldaten mit Maschinenpistolen und aufgesteckten Bayonetten.
    Mit der Liebe zur DDR soll ein Hergehen Hass gegen den Klassenfeind im Westen, den es zu bekämpfen gilt.
    Da werden Singeabende abgehalten zum Ruhme der Sowjets und die Misere beklagt, unter der die Jugend im Kapitalismus zu leiden hat.
    Punkt 1 der Kritik ist die dortige Jugendarbeitslosigkeit.
    Das leuchtende Bild der Fortbildungsmöglichkeiten in den kommunistischen Ländern wird dagegen gehalten.
    Unter dem Stichwort, der Sozialismus ist verteidigungswert, werden außerdem Wehrübungen veranstaltet.
    Alles dieses, Singelstunden, Aufmärsche und Übungen zur Wehrertüchtigung finden statt unter starker Polizeiaufsicht.
    Vor zwei Wochen noch nämlich hatte es am Nationalfeiertag der DDR Krawalle und brutal geführte Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Sicherungskräften am Berliner Alexanderplatz gegeben, die sich nun nicht wiederholen sollen.
    Das Bild der Eintracht zwischen junger Generation und der Staatspartei muss propagandegemäß unter allen Umständen.
    Einerseits legt die Partei großen Wert auf die Zustimmung der Jugendlichen zu ihrer Ordnung, andererseits aber lässt die Staatsführung große Vorsicht walten.
    Die Jugend darf sich nicht selbst überlassen bleiben, sondern muss gelenkt werden, um das gewünschte Treuebekenntnis abzulegen.
    Neben dem Pflichtjubel für die Parteioberin, der wegen des perfekten Überwachungssystems durch die Staatsorgane absolviert wird, gibt es für die Jugendlichen auch manchen Spaß.
    Singeveranstaltungen, wie gesagt, oder Geschicklichkeitsspiele, die sie bereitwillig mitmachen.
    Der ganze offizielle Kram ist Zwang, aber dann geht es doch erst richtig los, so sagte mir ein junger Mann aus Naumburg, organisiert in der Staatsjugend FDJ.
    Wir machen schon was draus, hier in Berlin zusammengetrommelt zu sein.
    Auf diese Weise wird früh eingeübt, dass in der DDR das Propagandawunschbild das eine, die gelebte Wirklichkeit aber das andere ist.
    Und damit, dass das eine als offizielle Pflicht mit dem anderen den privaten Wunschvorstellungen irgendwie vereinbart werden muss, indem man die Forderungen der Staatspartei schnell erledigt und schnell vergisst.
    Insofern bietet das wohlorganisierte Fest zum 60.
    Jahrestag der Oktoberrevolution in Ostberlin für die daran beteiligten Jugendlichen der DDR schon einen Grund zum Feiern.
    Aus Berlin hörten wir Armin Beth, 12.51 Uhr.
    Wir beginnen die Kulturberichterstattung im Mittagsjournal.
    Ein nahezu unbekanntes Chorwerk wurde vom Wiener Männergesangverein in das Repertoire aufgenommen.
    Sofocles Antigone in der Vertonung von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
    Morgen wird die Aufführung im Wiener Musikverein zu hören sein mit einem Ensemble aus Mitgliedern des ORF-Sinfonieorchesters, dem Bariton Gottfried Hornig als Solisten und dem Wiener Männergesangverein.
    Dirigent ist Xaver Meier.
    Brigitte Hofer berichtet.
    Im Jahr 1841 wurde Felix Mendelssohn-Bartholdy von Leipzig, wo er die Gewandhauskonzerte leitete, nach Berlin gerufen und erhielt von König Friedrich Wilhelm IV.
    den Auftrag, die Oedipus-Trilogie von Sophocles zu vertonen.
    Mendelssohn begann anhand der Übersetzung von Johann Jakob Donner mit der Antigone und vollendete sein Chorwerk innerhalb von elf Tagen.
    Die Uraufführung, wie auch die erste Aufführung des Werkes in Wien 1846, schon damals mit dem Wiener Männergesangsverein, wurde zu einem großen Erfolg.
    Wie kommt es nun, dass in diesem Jahrhundert das Werk nahezu in Vergessenheit geraten ist?
    Liegt es an seiner Qualität oder an der Aufführungspraxis von Männerchören, an deren oft mangelnder künstlerischer Qualität?
    Dazu Klaber Meier, der seit zwei Jahren den Männergesangsverein leitet und es als sein besonderes Anliegen sieht, unbekannte Chorwerke vorzustellen.
    Ein natürlich auch riskenreiches Unternehmen.
    Das Werk wurde sehr lange nicht aufgeführt und das legt eigentlich die Ansicht nahe, wahrscheinlich ist es nichts wert.
    finden aber, dass es ganz besonders wertvoll ist und sehr wirkungsvoll.
    Dass es in der Versenkung förmlich verschwunden ist, mag damit zusammenhängen, dass überhaupt das Männerchor-Wesen ein bisschen in Misskredit geraten ist.
    Daran sind wohl die Männerchöre ganz im Allgemeinen nicht ganz unschuldig zu nennen.
    Sie haben oft süßliche und kitschige Musik gesungen.
    Und um Platz für diese Werke im Programm zu haben, hat man dann auf die wirklich Großen vergessen.
    Und es ist jetzt hoch an der Zeit, dass diese Werke wieder aufgeführt werden.
    Dazu kommt noch, dass das Werk schwierig zu singen ist für Männerchor.
    Es ist immerhin bis zu achtstimmig doppelchörig angelegt.
    Es bedarf eines großen Männerchores.
    Die Herren eines gemischten Chores allein könnten das kaum mit einem 70-Mann-Orchester bewältigen.
    Die Zwischentexte werden in dieser Aufführung von Schauspielern des Burgtheaters gesprochen.
    Hören Sie Hilke Rutner in der Rolle an der Antigone, die Creon, den König von Theben, gesprochen von Kurt Schossmann, zur Menschlichkeit aufruft.
    Kein Knecht, der Bruder war's ja, der im Kampfe fiel.
    Dies Land verheerend, während er es kämpfen schirmt.
    Doch spricht für beide gleiches Recht der Hades an.
    Nur soll der Edle nicht empfahren, dem Bösen gleich.
    Wer sagt mir, ob dort unten auch der Brauch gefällt?
    Nie wird der Feind zum Freunde, selbst im Tode nicht.
    Nicht mit zu hassen, mit zu lieben, lebe ich nur.
    Hinab den kommend Liebe, wenn du lieben musst, die dort.
    Solang ich lebe, zwingt ein Weib mich nie.
    Doch nicht die Prosa, sondern der Chor ist wichtigstes dramatisches Ausdrucksmittel des Werkes von Mendelssohn-Bartholdy, wie der Professor Mayer.
    Mendelssohn-Bartholdy hat sich sehr bemüht, den Chor ganz in den Vordergrund zu stellen, der Chor, der ja in der griechischen Tragödie eine ganz wesentliche Rolle gespielt hat, sodass eigentlich gerade das tragende Element der griechischen Tragödie durch so eine Vertonung ein sehr zusätzlich sehr starkes Gewicht erfährt.
    Und damit, glaube ich, ist auch die Dramatik bei der Aufführung durch die Musik gewährleistet und gesteigert.
    Da braucht er den Mann, im gestrunkenen Strahl.
    Und von Wien noch nach Graz.
    Im Programm des steirischen Herbstes 1977 gibt es morgen etwas für das jüngste Publikum.
    Im Schauspielhaus wird eine Kinderoper des finnischen Komponisten Ilka Kuusisto aufgeführt.
    Die Muminoper.
    Es berichtet Günther Ziesl.
    Mein Häuschen, das steht unter Wasser.
    Da schau nur wie das Wasser immer, immer anstarrt.
    Ihr Haus steht also unter Wasser?
    Abends war es einfach schrecklich!
    Still, Mieser!
    Ich erzähle das!
    Wie ich sagte schon, obwohl mir Wort
    Auf der Bühne des Grazer Schauspielhauses wird eine Märchenwelt Wirklichkeit.
    Die Moomins, die vielen Kindern und Erwachsenen aus Zeichenserien der Schriftstellerin Tove Jansson bekannt sind, werden hier plötzlich gestalten aus Fleisch und Blut.
    Die Sänger tragen auf ihren Köpfen wuchtige Masken, die an menschgewordene und aufrechtgehende Flusspferde erinnern und haben die entsprechenden Kostüme an.
    Der Kostümbildner hat versucht, diese Fabeltiermenschen der Tove Jansson möglichst naturgetreu nachzubilden.
    In der Moominoper erleben diese Wesen Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen und versuchen später sogar ein Opernhaus zu retten.
    Der Komponist Ilka Kouzisto hat eine Musik dazu geschrieben, die den Gang der Ereignisse unterstützt und darüber hinaus parodistische Anspielungen auf klassische Opernsitten oder Unsitten bringt.
    Dirigent der Grazer Aufführung ist Wolfgang Bositsch.
    Die Inszenierung ist von Karl-Heinz Drobesch, der mit seinem Regie-Konzept versucht, die Kinder in die Welt der Oper einzuführen.
    Kinderopern, deren es viel zu wenig gibt, sollten junge Menschen irgendwo mit dem Theater einfach konfrontieren und sie bereit machen, dann auch in späteren Jahren eben normales Theater zu besuchen, Oper, Operette, Schauspiel zu besuchen.
    Hier in dieser Moominoper insofern ganz gut raus, finde ich, weil viele Zitate von anderen Opern immer wieder gebraucht werden.
    Es wird Aida angesprochen, Carmen und so weiter, sodass sich diese Worte vielleicht im kindlichen Gehör ein bisschen festigen und dass sie den Wunsch verspüren, dann diese Opern auch zu sehen, von denen jetzt hier geredet wurde.
    Und zum Abschluss des Mittagsjournals noch einmal kurz das Wichtigste.
    Frankreich.
    Die Zeugenaussage eines Tankwarts ist das bisher einzige konkrete Ergebnis der Erhebungen im Mordfall Schleyer.
    Wie der Tankwart, dessen Name aus Sicherheitsgründen geheim gehalten wird, der Polizei mitteilte, hätten sich in dem Wagen am vergangenen Dienstag früh drei Personen befunden, von denen eine vermutlich eine Frau gewesen sei.
    Anhand der ihm vorgelegten Fahndungsfotos konnte der Tankwart lediglich den steckbrieflich gesuchten Terroristen Christian Klar identifizieren, nicht jedoch Willi Peter Stoll, der auch verdächtigt wird an den Anschlägen gegen Generalbundesanwalt Buback und Bankier Jürgen Ponto beteiligt gewesen zu sein.
    Die antideutschen Ausschreitungen von Linksextremisten nach dem Selbstmord der Anarchisten in Stuttgart-Stammheim gingen auch in der vergangenen Nacht weiter.
    In Paris wurden gestern Abend zwei deutsche Reisebusse mit Brandbomben beworfen und beschädigt.
    Vereinte Nationen.
    Der nach der Ermordung des Lufthansa-Piloten Schumann für nächste Woche angekündigte weltweite Pilotenstreik ist abgesagt worden.
    UNO-Generalsekretär Waldheim hat dem Vorsitzenden des Internationalen Nachverbandes der Linienpiloten zugesagt, dass die Frage der Sicherheit in der internationalen Luftfahrt durch die Weltorganisation vordringlich behandelt wird.
    Der Chefpilot der AUA, Dr. Schander, teilte dem ORF telefonisch mit, dass die Flüge der Austrian Airlines planmäßig abgewickelt werden.
    Österreich.
    Der technische Leiter des künftigen Kernkraftwerkes Zwentendorf bei Thulen, nennt Wich, ist mit einer Expertengruppe aus dem Iran zurückgekehrt.
    Die einständige Mittagsinformation ist zu Ende, verehrte Zuhörer.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im ersten Programm.
    Und für das Mittagsteam sagt Ihnen Adolf Poindl, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gemeinderatswahlen im Burgenland läßt besseres Abschneiden der ÖVP erwarten
    Mitwirkende: Jenakowitsch, Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Familienrechtsenquete in Wien
    Interview: Ministerin Firnberg
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Firnberg, Hertha [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: SPÖ-Klausur
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verhandlungen mit dem Iran über Atommülllagerung
    Einblendung: Direktor Nentwich (GKT)
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Nentwich, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlkampf für vorgezogene Parlamentswahlen in Griechenland
    Mitwirkende: Kunstmann, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jugendtreffen in Ostberlin
    Mitwirkende: Beth, Armin [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Ostberlin [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Antigone" von Mendelssohn im Musikverein
    Einblendung: Franz Xaver Meyer, Hilke Ruthner Kurt Schosmann, Musik
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Meyer, Franz Xaver [Interviewte/r] , Ruthner, Hilke [Interpret/in] , Schossmann, Kurt [Interpret/in]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Musikverein [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Steirischer Herbst: Kinderoper "Mumin" im Schauspielhaus
    Einblendung: Szene und Musik, Karl Heinz Drobesch
    Mitwirkende: Ziesel, Günther [Gestaltung] , Drobesch, Karl Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.22 [Sendedatum]
    Ort: Graz, Schauspielhaus [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.10.22
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Haider, Edgard [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.10.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-771022_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt